Parker spielt den Biedermann: Der exzellente Butler Parker 53 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Josuah Parker war sofort hellwach, als das Wasserglas auf der schmalen Glasplatte über dem Waschbecken vibrierte. Er öffnete die Augen und blickte sicherheitshalber zu den beiden Fenstern, die zu seinem Zimmer gehörten. Eines davon war halb hochgeschoben. Vom leichten Nachtwind wurde die Gardine sanft bewegt. Das Licht einer Straßenlaterne fiel in den mittelgroßen Raum und schuf seltsame Schatten. Das Wasserglas auf der Glasplatte tanzte inzwischen. Dazu waren eigenartige Geräusche zu vernehmen. Trotz der mitternächtlichen Stunde schien in der Nähe ein Steinbrecher zu arbeiten. Das harte Mahlen des Gesteins wies darauf hin. Dann pfiff plötzlich wohl ein nächtlicher Passant nach seinem Hund. Und das Wasserglas auf der Platte fing zu trommeln an, daß die Nerven gereizt wurden. Der Butler stand auf und begab sich an das halb geöffnete Fenster. Er blickte auf die leere Straße und wandte sich blitzschnell um, als das Wasserglas von der Glasplatte kippte und klirrend im Waschbecken zerschellte. Er pirschte sich an die Verbindungstür heran und ... wußte endlich, wem er die verwirrenden Klänge zu verdanken hatte. Mylady schnarchte. Sie befand sich im Nebenzimmer und war gerade damit beschäftigt, einen dicken Baumstamm zu zersägen. Dabei mußte die imaginäre Kreissäge wohl auf Fremdkörper gestoßen sein. Die satten Sägetöne gingen in eine hohe Frequenz über, um dann aber plötzlich abzubrechen. Mylady brauchte einige Sekunden, bis sie ihren Stamm neu eingerichtet hatte.
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Butler Parker
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Parker spielt den Biedermann - Günter Dönges
Der exzellente Butler Parker
– 53 –
Parker spielt den Biedermann
Günter Dönges
Josuah Parker war sofort hellwach, als das Wasserglas auf der schmalen Glasplatte über dem Waschbecken vibrierte. Er öffnete die Augen und blickte sicherheitshalber zu den beiden Fenstern, die zu seinem Zimmer gehörten.
Eines davon war halb hochgeschoben. Vom leichten Nachtwind wurde die Gardine sanft bewegt. Das Licht einer Straßenlaterne fiel in den mittelgroßen Raum und schuf seltsame Schatten. Das Wasserglas auf der Glasplatte tanzte inzwischen. Dazu waren eigenartige Geräusche zu vernehmen. Trotz der mitternächtlichen Stunde schien in der Nähe ein Steinbrecher zu arbeiten. Das harte Mahlen des Gesteins wies darauf hin. Dann pfiff plötzlich wohl ein nächtlicher Passant nach seinem Hund.
Und das Wasserglas auf der Platte fing zu trommeln an, daß die Nerven gereizt wurden.
Der Butler stand auf und begab sich an das halb geöffnete Fenster. Er blickte auf die leere Straße und wandte sich blitzschnell um, als das Wasserglas von der Glasplatte kippte und klirrend im Waschbecken zerschellte. Er pirschte sich an die Verbindungstür heran und ... wußte endlich, wem er die verwirrenden Klänge zu verdanken hatte.
Mylady schnarchte.
Sie befand sich im Nebenzimmer und war gerade damit beschäftigt, einen dicken Baumstamm zu zersägen. Dabei mußte die imaginäre Kreissäge wohl auf Fremdkörper gestoßen sein.
Die satten Sägetöne gingen in eine hohe Frequenz über, um dann aber plötzlich abzubrechen. Mylady brauchte einige Sekunden, bis sie ihren Stamm neu eingerichtet hatte. Dann begann sie erneut mit ihrer Arbeit und verblüffte Parker mit dem Klangreichtum ihres Kehlkopfes.
Der Butler ging ans Fenster zurück und dachte an die Stunden bis zum Morgen. An Schlaf war bei solcher Lärmbelästigung nicht mehr zu denken. Lady Agathas Repertoire an Klangschöpfungen war erstaunlich.
Josuah Parker wollte sich gerade in sein Bett zurückbegeben, als er auf der Straße zwei Gestalten ausmachte, die den Lichtschein der Laterne offensichtlich mieden. Sie wechselten die Gehwege und hielten dann auf einen kleinen Laden zu, in dem Parker erst vor kurzem einige Backwaren für Mylady gekauft hatte.
Die beiden Gestalten brauchten nur wenige Augenblicke, bis sie die Wohnungstür neben dem Ladenlokal aufgesperrt hatten. Dann waren sie auch schon in dem schmalen Haus verschwunden, doch sie machten kein Licht, wie man hätte erwarten können. Dafür flammte kurz eine Taschenlampe auf.
Für Butler Parker war alles klar.
Er hatte einen Einbruch beobachtet, was ihn jedoch nicht weiter verwunderte. Nicht umsonst hatten Mylady und er Shepherd’s Market verlassen und sich hier im Stadtteil St. Pancras eingemietet. Der Butler kleidete sich schnell, jedoch ohne jede Hast an, setzte die schwarze Melone auf und griff nach seinem Universal-Regenschirm
Dann verließ er sein Zimmer, passierte den schmalen Korridor und entriegelte vorsichtig die Wohnungstür. Als er sie hinter sich schloß, war Mylady voll bei der Arbeit, Furniere von einem Baumstamm zu schälen. So wenigstens hörten ihre intensiven Schnarchtöne sich an. Er brauchte also nicht zu befürchten, daß Agatha Simpson vorzeitig aufwachte.
Parker verließ das ebenfalls kleine Haus durch die Hoftür, schritt leise durch einen schmalen Torweg und überquerte die Straße. Sein Ziel war die kleine Backwarenfiliale.
Die beiden Einbrecher hatten die Tür zwar wieder ins Schloß fallen lassen, doch dies war für Parker kein Hindernis.
Er bemühte sein kleines Spezialbesteck und sperrte das einfache Schloß auf. Dann betrat er einen langen Korridor und hörte Stimmen, als er sich einer nur angelehnten Tür näherte. Diese Stimmen gingen in ein Stöhnen über. Schwacher Lichtschein fiel nun in den Gang.
Man schien eine Lampe angezündet zu haben, was Parker durchaus begrüßte. Er wollte schließlich herausfinden, was in dem Raum hinter der angelehnten Tür geschah.
Er hatte sie inzwischen erreicht und blickte auf eine Szene, die er ausgesprochen mißbilligte.
Die beiden Gestalten, die in das Haus eingedrungen waren, setzten zwei ältere Menschen in einer Art und Weise unter Druck, die man nur als scheußlich bezeichnen konnte.
*
Ein Bursche würgte den älteren Mann mit einer Krawatte, während der zweite Einbrecher eine ebenfalls nicht mehr junge Frau mit dem Messer bedrohte.
»...weiß doch jeder hier in der Gegend, daß ihr Geld habt«, sagte der Krawattenwürger leise und eindringlich. »Und was habt ihr davon, wenn ihr abkratzt?«
»Nigel, bitte...« stieß die Frau beschwörend hervor. »Nigel, bitte, gib ihnen das Geld.«
»Das is’ doch wenigstens ’n Wort«, warf der junge Mann ein, der das Messer in der Hand hielt. »Etwas Beeilung, Leute, sonst findet hier ein Schlachtfest statt!«
»Unter... unter der Spüle«, würgte der Mann mühsam hervor. »Unter der Spüle in der Küche.«
»Es geht also doch.« Der Krawattenwürger lockerte den Griff und zog den Älteren aus dem einfachen Sessel hoch. »Und jetzt werden wir zusammen losziehen und die Scheinchen holen.«
Der Mann dachte nicht an Widerstand.
Er konnte sich kaum auf den Beinen halten und ging zu einer schmalen Seitentür. Dabei handelte er sich einige unnötige Boxhiebe des jungen Mannes ein, dem es offensichtlich Spaß machte, seine körperliche Überlegenheit zu zeigen.
Josuah Parker wartete, bis sie in der angrenzenden Küche verschwunden waren. Dann drückte er die nur angelehnte Tür weiter auf und stahl sich in den kleinen Wohnraum. Der Messerheld hatte sich auf die Kante eines Beistelltischchens gesetzt und ahnte nicht, was auf ihn zukam.
Die ältere Frau aber hatte Parker bemerkt und wollte etwas sagen, doch der Butler legte seinen Zeigefinger auf die Lippen und setzte anschließend kurz und nachdrücklich den Bambusgriff seines Regenschirmes ein.
Da er mit Blei ausgegossen war, fiel das Resultat im wahrsten Sinne des Wortes niederschmetternd aus. Der junge Messerheld produzierte einen leichten Gurgellaut und rutschte in sich zusammen. Bevor er auf dem Boden landete, fing Josuah Parker ihn auf und legte ihn vorsichtig ab.
Er warnte die ältere Frau noch mal und begab sich dann in die Küche.
Der Ältere kniete vor der Spüle, Er hatte die Schiebetür des unteren Umbaus zur Seite gedrückt und fingerte in dem Hohlraum.
»Nun mach’ schon, Mann«, forderte der Krawattenwürger ungeduldig. »Oder brauchst du ’ne Hilfe?«
Er holte mit dem rechten Fuß aus und wollte treten. Doch dies ließ Josuah Parker nicht zu, setzte seinen Bambusgriff noch mal ein und schickte auch diesen Einbrecher zu Boden. Der junge Mann war voll erwischt worden und hatte nicht mal Zeit zu stöhnen.
»Man erlaubt sich, einen hoffentlich noch friedvollen Abend zu wünschen«, sagte Parker zu dem Mann, der sich zurückgelehnt hatte und den Butler irritiert anblickte. Parker lüftete die schwarze Melone.
»Wer... wer sind denn Sie?« fragte der Mann nach einer Weile.
»Ein Nachbar«, antwortete Parker. »Meine Schwester und ich zogen vor einigen Tagen in das Haus der Brackwards. Mein Name ist Watcher, Daniel Watcher.«
»Wie kommen Sie hierher?« Der ältere, etwa fünfundfünfzigjährige Mann stand mühsam auf und massierte sich den Hals. Dabei blickte er ängstlich auf den Krawattenwürger.
»Ein Zufall, den man nur als glücklich bezeichnen kann, führte mich in Ihr Haus«, antwortete Parker. »Um genau zu sein, durch die geöffnete Haustür war ein recht seltsames Stöhnen zu vernehmen.«
»Das ... das haben Sie ... falsch mitbekommen«, sagte Nigel Scottmer, wie der ältere Mann hieß. Dabei blickte er auf den jungen Mann, der sich