Die Menschen, sie nennen es Liebe: Leni Behrendt Bestseller 23 – Liebesroman
Von Leni Behrendt
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Der Frühling war gekommen mit lachendem Ungestüm. Hatte alles hinweggefegt, was noch von dem grimmen Winter übriggeblieben war, und führte jetzt ein gar lustiges Regiment. Auf dem großen See, den noch vor kurzer Zeit eine glitzernde Eisdecke überzog, flutete nun glasklares Wasser, in dem sich die Bläue des Himmels spiegelte. Über den Wiesen lag es wie ein grüner Hauch, unterbrochen von zarten Schneeglöckchen. Im Wald steckten Leberblümchen sowie Buschwindröschen ihre Köpflein aus dem Moos, und auf den Gartenbeeten blühte der Krokus. Und nicht nur in der Natur wirkte der Frühling, er pochte auch an die Herzen der Menschen und begehrte Einlaß. »Der Frühling ist gekommen mit all seiner Pracht.« »Es läuten die Glocken fern und nah, sie wollen frohlocken, der Lenz ist da!« Verblüfft schaute das Mädchen, das gerade in den Wald reiten wollte, um sich, aber nirgends konnte es einen Menschen entdecken. »Such mich doch, du kühne Amazone! Oder bist du gar die Elfenkönigin in Person, die blonde Frau auf deinem weißen Roß?« »So sehe ich gerade aus!« rief sie zurück. »Und jetzt treten Sie endlich in Erscheinung!« »Das kann ein Waldgeist nur um Mitternacht. Wenn du dich dann herbemühen wolltest, du mein bezauberndes Menschenkind.« »Dann würde ich wohl die Bekanntschaft eines kecken Erdensohnes machen«, unterbrach sie ihn lachend – und horchte auf, als dieses Lachen wie ein fröhliches Echo zurückklang. Also mußte sich in der Gesellschaft des Mannes auch noch ein weibliches Wesen befinden. Allein, so große Mühe sich die Reiterin auch gab, die beiden Menschen in ihrem Versteck zu erspähen, es gelang ihr nicht.
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Die Menschen, sie nennen es Liebe - Leni Behrendt
Leni Behrendt Bestseller
– 23 –
Die Menschen, sie nennen es Liebe
Leni Behrendt
Der Frühling war gekommen mit lachendem Ungestüm. Hatte alles hinweggefegt, was noch von dem grimmen Winter übriggeblieben war, und führte jetzt ein gar lustiges Regiment. Auf dem großen See, den noch vor kurzer Zeit eine glitzernde Eisdecke überzog, flutete nun glasklares Wasser, in dem sich die Bläue des Himmels spiegelte. Über den Wiesen lag es wie ein grüner Hauch, unterbrochen von zarten Schneeglöckchen. Im Wald steckten Leberblümchen sowie Buschwindröschen ihre Köpflein aus dem Moos, und auf den Gartenbeeten blühte der Krokus.
Und nicht nur in der Natur wirkte der Frühling, er pochte auch an die Herzen der Menschen und begehrte Einlaß. Kein Wunder also, daß die junge Reiterin, die mit verhängten Zügeln durch das sprossende Land ritt, mit jauchzender Stimme sang:
»Der Frühling ist gekommen mit all seiner Pracht.«
Und ebenso jauchzend kam von irgendwoher die Fortsetzung des Liedes:
»Es läuten die Glocken fern und nah, sie wollen frohlocken, der Lenz ist da!«
Verblüfft schaute das Mädchen, das gerade in den Wald reiten wollte, um sich, aber nirgends konnte es einen Menschen entdecken. Doch bevor es sich von seiner Verblüffung erholen konnte, rief eine Männerstimme:
»Such mich doch, du kühne Amazone! Oder bist du gar die Elfenkönigin in Person, die blonde Frau auf deinem weißen Roß?«
»So sehe ich gerade aus!« rief sie zurück. »Und jetzt treten Sie endlich in Erscheinung!«
»Das kann ein Waldgeist nur um Mitternacht. Wenn du dich dann herbemühen wolltest, du mein bezauberndes Menschenkind.«
»Dann würde ich wohl die Bekanntschaft eines kecken Erdensohnes machen«, unterbrach sie ihn lachend – und horchte auf, als dieses Lachen wie ein fröhliches Echo zurückklang. Also mußte sich in der Gesellschaft des Mannes auch noch ein weibliches Wesen befinden. Allein, so große Mühe sich die Reiterin auch gab, die beiden Menschen in ihrem Versteck zu erspähen, es gelang ihr nicht. Also machte sie kehrt, ritt davon und hinter ihr lachte man ein herzliches Duett. Dann hob der Mann in dem Versteck das Fernglas und schaute lange der Reiterin nach.
Er ließ das Glas sinken. »Wohin mag es gehören?«
»Das wirst du schon noch erfahren«, entgegnete seine Begleiterin achselzuckend. »Und jetzt komm endlich hier heraus, du närrischer Kerl. Warum überhaupt das ganze Versteckspiel?«
»Schwesterchen, sei doch bitte nicht so ungehalten«, lachte er. »Du weißt doch, daß wir uns auf Schleichpfaden bewegen müssen.«
»Na schön«, gab sie gleichfalls lachend zurück. »Also schleichen wir. Aber zuerst einmal aus diesem Dickicht heraus.«
Kurz darauf hatten sie die glatte Straße erreicht, auf der nun die Reiterin ihr Roß nach den heimatlichen Gefilden lenkte. Auf dem großen Gutshof eilte ihr ein Stallbursche entgegen, der den rassigen Trakehner in Empfang nahm.
»Reibe ihn gut ab, Heinz, ich glaube, er hat es nötig.«
»Wird besorgt, Komteß«, verhieß der Jüngling eifrig. »Komm, Schloh, sollst eine Handvoll Hafer extra haben.«
Damit trollte er mit seinem Schützling dem Stall zu, indes die Herrin zum Schloß ging. Auf dem weiten Rasen sprühte eine Fontäne glitzernd empor.
Ein feudales Zuhause, das die Komteß Thorbrandt ihr eigen nannte, sich dessen jedoch nicht so recht bewußt war, weil vom ersten Schrei an diese Atmosphäre sie behütend umschloß.
Gemächlichen Schrittes stieg sie die Freitreppe hinauf, durchquerte die riesige Halle und betrat ein weites Gemach, in dem ihre Angehörigen geruhsam saßen. In dem Marmorkamin flackerte ein helles Feuer; denn trotz der milden Frühlingsluft draußen war es in den hohen Räumen immer noch kühl.
»Grüß Gott, ihr Stubenhocker!« rief sie fröhlich. »Wie kann man nur bei dem herrlichen Frühlingswetter im weichen Pfühl des Sessels ruhen! Drückt lieber den Sattel, wie auch ich es tat.«
»Das tun wir schon an den Arbeitstagen zur Genüge.« Der Vater betrachtete schmunzelnd sein holdes Töchterchen. »Heute jedoch ist Sonntag, mein Fräulein Naseweis.«
»Na schön«, meinte sie friedfertig, indem sie in der trauten Runde Platz nahm. »Und nun hört, was ich erlebte.«
»Mutig hast du dich gerade nicht benommen, Schwesterlein. Anstatt das Versteck des Kecken aufzuspüren, sahst du dein Heil in der Flucht.«
»Dafür bin ich ja auch ein Mädchen«, gab sie schlagfertig zurück. »Denen steht es schon zu, die Vorsicht als Mutter der Wahrheit zu betrachten.«
»Recht so, Marjellchen«, bekräftigte der Vater. »Was man sieht, dem darf man sich beherzt stellen. Was im Versteck lauert, dem geht man am besten aus dem Weg.«
»Will ich meinen«, nickte die Gattin, eine Dame von noch jugendlichem Aussehen. Die Gestalt wirkte mädchenhaft, das Antlitz zart und fein. Durch das wohlfrisierte Haar von sattem Blond zog sich noch kein grauer Faden, die Augen leuchteten in tiefem Blau.
Jedenfalls war Gräfin Herma die passende Ehehälfte zu ihrem distinguierten Gatten, dem rassigen Herrenmenschen in edlem Sinne. Der Sohn, sein verjüngtes Ebenbild, würde nach drei Jahrzehnten wahrscheinlich genauso aussehen wie sein Vater heute. Auch charakterlich glichen sie sich auffallend mit ihrem herrischen Wesen und den harten Köpfen, wie Frau Herma lachend behauptete.
Trotzdem hatte es noch keine ernstliche Differenz zwischen Vater und Sohn gegeben. Dazu achteten und liebten sie einander viel zu sehr, waren die besten Freunde und Kameraden. Und nur deshalb, weil der ältere klug genug war, auch einmal dem jüngeren da nachzugeben, wo ihre Ansichten sich teilten.
Da nun auch die Gatten eine gute Ehe führten, wuchsen ihre beiden Kinder in einer Atmosphäre voll Harmonie auf. Sie waren stolz auf ihre schönen, wohlgeratenen Kinder und diese wiederum stolz auf ihre Eltern. Die Seele des Hauses war die Mutter, der Verzug jedoch das liebreizende Töchterlein mit dem feinen Gesichtchen und den sonnenhellen Haaren. Wie ein Vöglein auf dem Ast wuchs es auf, stets frohgemut und guter Dinge. Treu behütet und umhegt von den Eltern und dem um zehn Jahre älteren Bruder.
Sich und ihren Kindern ein trauliches Zuhause zu schaffen, danach hatte das gräfliche Paar gestrebt. Wer weiß, was das Schicksal für sie in Bereitschaft hielt und wo Elternliebe nicht mehr ausreichte, um sorgend einzugreifen. Da sollten wenigstens ihre lieben beiden die ersten Jahrzehnte ihres Daseins unbekümmert durchleben.
Die Eltern hatten sich auch vorgenommen, in die Heiratsabsichten ihrer Kinder nicht dreinzureden. Mochten sie die Wahl nach ihrem Ermessen treffen. Daß sie auf Unwürdige fallen würden, war ihrer ganzen Veranlagung gemäß kaum zu befürchten. Um Geld freien sollten sie nicht. Hatte Graf Albrecht es ja auch nicht getan, obwohl es gerade damals um die Herrschaft Güldenrode, den ausgedehnten Besitz des Grafen Thorbrandt, nicht gut stand und sich der Freier eigentlich nach einer reichen Erbin hätte umsehen müssen. Er folgte seinem Herzen. Eine glückliche Ehe, die dreißig Jahre währte.
Graf Albrecht, dem sein Vater einen verschuldeten Besitz hinterließ, mußte sich arg plagen, um ihn halten zu können. Aber er verzagte nicht, rang verbissen um das Erbe seiner Väter. Später erwuchs ihm in seinem Sohn ein treuer Helfer, und sie schafften es so weit, daß Soll und Haben einigermaßen die Waage hielten. Was nur irgend ging, wurde in den Besitz gesteckt, für das Leben der Familie nur soviel verbraucht, wie es einer verfeinerten Lebensart entsprach und einem kultivierten Menschen zukam.
Nun waren der junge Graf Randulf bereits achtundzwanzig Jahre und das Komteßchen Heidgar achtzehn Jahre alt geworden. Es wäre manches Mädchen gern als junge Herrin in das Schloß eingezogen, sogar eine schwerreiche Erbin befand sich darunter. Auf des Vaters Frage, ob ihm das Goldfischchen denn gar nicht genehm sei, antwortete er ironisch:
»Wenn ich mich schon vor Gold beugen soll, dann nur vor dem Gold im Herzen, und davon dürfte die junge Dame wenig aufzuweisen haben. Außerdem bist du mir ja bei der Wahl deiner Eheliebsten mit gutem Beispiel vorangegangen, Vater.«
»Oh, du Schlingel!« hatte der schmunzelnd gedroht und gerade in dem Augenblick deutlich gespürt, wie sehr der Sohn Blut von seinem Blut war.
Komteßchen Heidgar hatte sich über die Liebe noch nie ernstlich ihr reizendes Köpfchen zerbrochen. Noch ganz unberührt von dem Gefühl, das, ganz den Umständen gemäß, höchste Seligkeit oder tiefsten Schmerz heraufbeschwören konnte, lebte es dahin. Es war vor etwa vier Jahren, als die Kleine zu den Ihren trat und der Mutter ein Büchlein hinhielt, in dem allerlei Aussprüche standen. Darunter auch dieser, auf den der rosige Finger tippte:
Die Engel, sie nennen es Himmelsfreud,
die Teufel, sie nennen es Höllenleid,
die Menschen – sie nennen es Liebe.
»Warum das, Mutti? Ist Liebe denn nicht einfach Liebe?« hatte die Vierzehnjährige gefragt, und zärtlich hatte die Mutterhand über die reinen, klaren Augen gestreichelt.
»Um das zu begreifen, bist du noch zu jung, mein Liebling. Der Herrgott möge geben, daß du dieses allmächtige Gefühl nur als Himmelsfreud kennenlernst.«
»Hast recht, Mutti, das ist mir auch wirklich zu hoch«, erfolgte die lachende Antwort. »Wirst leben, wirst sehen, sagt Nanni, somit tue ich also.«
Nanni war etwas, was aus der Familie Thorbrandt einfach nicht weggedacht werden konnte, ebensowenig wie ihr Mann und deren beider Töchter Annette. Man hatte Nanni einst als Pflegerin zu dem Baby Randulf ins Schloß geholt, das sie so lange liebevoll betreute, bis sich der ABC-Schütze stolz der gar zu betulichen Obhut der Getreuen entzog. Und als diese tiefbetrübt von dannen ziehen wollte, bot ihr der Diener Herz und Hand, und man gewann mit David und Nanni ein treues Dienerehepaar, das seiner Herrschaft mit jedem Tropfen Blut ergeben war. Nannis Freude war grenzenlos, als ihre vergötterte Frau Gräfin mit ihr zugleich niederkam und gleich ihr einem Mädchen das Leben gab. Ehrensache für Nanni, das Komteßchen mit dem eigenen Töchterchen zusammen an die treue Brust zu nehmen, die beiden Kindlein zu hegen und zu pflegen. Auch jetzt betrachtete sie Heidgar immer noch als ihr ›Kindchen‹, liebte sie ebenso wie ihre Tochter Annette, die gutgeschult, als niedliche Zofe vorbildlich treu ihr Amt versah, während die Frau Mama als Beschließerin fungierte.
So lagen die Verhältnisse an dem Tage, da Heidgar von Thorbrandt ihr kleines Erlebnis am Rand des väterlichen Waldes hatte.
*
Der griesgrämige April begann sich langsam zurückzuziehen, um den Mai jubelnd zu empfangen. Es blühte in dem Park von Güldenrode verschwenderisch. Die Zeit war gekommen, da sich an Sonnentagen das Leben auf der Terrasse abspielte, wo man die Mahlzeiten einnahm und sich in den Ruhestunden auf Liege- oder Schaukelstühlen wohlig rekelte.
Dieses konnten sich die beiden Grafen Thorbrandt allerdings nur an Sonntagen oder während der Ruhepausen der Alltage erlauben. Sonst gab es für sie strammen Dienst im Wirtschaftsbereich, weil die Frühjahrsbestellung der Äcker drängte. Vater und Sohn kamen kaum aus dem Sattel, denn wo das Auge des Herrn fehlt, da werden die Kühe nicht fett, sagte eine alte Bauernregel.
Danach hatte sich Graf Albrecht stets gerichtet, und der Sohn Randulf folgte seinem Beispiel. Sie taten es beide gern, und was man gern tut, wird nie zur Last, schon gar nicht, wenn man dem Beruf eines Landwirts mit Leib und Seele verfallen ist.
Also ein Glück für Güldenrode, daß auch der junge Gebieter der geborene Landwirt war. Und sehr günstig obendrein, daß er neben der landwirtschaftlichen Hochschule auch die für Tierheilkunde absolvierte. Sogar den ›Dr. med. vet.‹ durfte er führen, worauf er jedoch keinen Wert legte. Die Hauptsache für ihn war, daß er das erkrankte Vieh fachmännisch betreuen und daher manch eine Mark an Tierarztkosten sparen konnte. Das kam Güldenrode sehr zugute.
»Unser junger Graf hat nicht nur einen schönen, sondern auch einen klugen Kopf«, pflegte Nanni zu sagen, wobei ihr der Stolz nur so aus den Augen leuchtete. Auch etwas Überheblichkeit zeigte sich dabei. War sie es doch, die ihr ›Dulfchen‹ in seinen ersten Lebensjahren betreute.
Und gar ihr ›Heidchen‹, dem sie Amme sein durfte! Na, so was Herzliches, Schönes und Kluges wies die Welt zum zweitenmal nicht auf.
Augenblicklich lag dieses ›Wunder‹ auf der Terrasse im Schaukelstuhl, wippte darin vergnügt und summte ein Liedlein vor sich hin. Mutter und Sohn ruhten in Liegestühlen, hielten die Augen geschlossen und ließen sich von der Frühlingssonne bescheinen. Hauptsächlich Randulf genoß die Ruhe des Sonntagnachmittags mit allen Sinnen. Im Park zwitscherten die Vögel, von den Weiden her klang das gemütliche Brummen der Rinder.
»Oft schon erlebt und doch immer wieder neu – o du sonnige, wonnige Frühlingszeit!«
»Das laß ich mir gefallen«, riß eine frohe Männerstimme die drei vor sich hin duselnden Menschen hoch. Im Nu stand die Gräfin auf den Füßen, lächelte den Gatten an, der sie liebreich umfing.
»Albrecht, wir haben dich erst morgen erwartet.«
»Das klingt ja fast bedauernd«, lachte er herzlich. »Laß gut sein, dein treuer Vasall sehnte sich nach seinem trauten Zuhause und entfloh daher der landwirtschaftlichen Tagung, als sie abgeschlossen war. Gern überließ ich den anderen die feuchtfröhliche Feier danach.«
Mit einem behaglichen Schnaufer ließ er sich in den nächsten Liegestuhl sinken.
»Wie war’s, Vater?« fragte Randulf. »Gibt es was Besonderes zu berichten?«
»Was uns Landwirte im eigensten Interesse betrifft, wohl kaum«, kam die Antwort gemächlich. »Die klugen Reden, die da verzapft wurden, sind längst überholt. Aber hinterher gab es etwas, das die Gemüter sämtlicher Landwirte in unserem Kreis bewegte – und zwar, daß Marstein wieder einmal den Besitzer gewechselt haben soll.«
»Und wer ist das?« fragte der Sohn interessiert dazwischen.
»Ein Mann namens Nor aus Chile, wie einige es ganz genau wissen wollten – hauptsächlich unser Präses der ›Clique‹, und der pflegt erst etwas zu verbreiten, was er genau weiß. Also wird es schon stimmen. Und der Mann heißt Nor.«
»Du meinst doch nicht etwa, Albrecht…?«
»Genau das meine ich, Herma. Setze die Silbe ›hell‹ davor, dann gibt es den Namen Hellnor.«
»Und der sagt dir was, Paps?« Das Komteßchen, dem die Neugierde förmlich aus den Augen sprang, gab dem Schaukelstuhl so einen Schwung, daß er fast vornüber gekippt wäre.
»Ja, dann muß ich wohl«, seufzte der Vater, »obwohl ich ungern die alte und traurige Geschichte aus ihrer Versenkung hebe. Aber es ist wohl besser, wenn auch du es weißt, was vor fast fünf Jahrzehnten die Gemüter der Menschen hier im Umkreis bewegte und erregte, was mein damaliges Kinderhirn allerdings noch nicht ganz zu