Die Familie wünscht es: Leni Behrendt Bestseller 20 – Liebesroman
Von Leni Behrendt
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»Hallo – hoppla, hoppla – hopp…!« schrien die fröhlichen Jungen und drei Paare lange Arme fuchtelten vor Begeisterung in der Luft herum. Die junge, tollkühne Reiterin, die auf der provisorischen Rennbahn dahingaloppierte, winkte ihnen lachend zu. Die drei jungen Grafen Halldin-Langerau boten einen herzerquickenden Anblick. Die Körper, trotz ihrer respektablen Länge geschmeidig und trainiert, blitzblaue Augen unter strohblondem Haarschopf. Neunzehn-, achtzehn- und fünfzehnjährig, befanden sie sich in dem Alter, wo man das weibliche Geschlecht einfach nicht für voll ansieht. Das junge Mädchen kannte seine Eltern nicht. Die Mutter war bei seiner Geburt gestorben und der Vater im Krieg gefallen, als es wenige Wochen alt gewesen. Jedenfalls war Sigrun Ferdinande als zehntägiges Kind nach Langerau gekommen und hatte den Bruder ihres Vaters, Graf Halldin-Langerau, und dessen gütige, seit zwei Jahren verstorbene Gattin immer nur als Eltern betrachtet. War mit den drei Söhnen des Hauses groß geworden als rechte Schwester. Ohne es sich selbst einzugestehen, waren die Brüder stolz auf ihre Nante und hatten sie sehr lieb. Das durfte man ihnen jedoch beileibe nicht sagen, dann wurden sie grob. Augenblicklich glich die Achtzehnjährige einer kühnen Amazone, wie sie da durch die Bahn galoppierte und die Hindernisse, die von den Brüdern nicht halsbrecherisch genug hatten hergerichtet werden können, mit lässiger Eleganz nahm. Dann sprang Nante ihrem Pflegevater entgegen, der sie in seinen Armen auffing und wie eine Feder hochhob. »Na, du Wetterhexchen, was macht die Reiterei?« lachte er in seinem dröhnenden Baß. »Ist fabelhaft auf der Höhe, Papi«, kniff sie ihm vor Begeisterung in die Nase. Der Vater lachte und ließ das Töchterlein behutsam wieder auf die Erde gleiten. »Wißt ihr, Jungens, wer geschrieben hat?«
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Buchvorschau
Die Familie wünscht es - Leni Behrendt
Leni Behrendt Bestseller
– 20 –
Die Familie wünscht es
Leni Behrendt
»Hallo – hoppla, hoppla – hopp…!« schrien die fröhlichen Jungen und drei Paare lange Arme fuchtelten vor Begeisterung in der Luft herum. Die junge, tollkühne Reiterin, die auf der provisorischen Rennbahn dahingaloppierte, winkte ihnen lachend zu.
Die drei jungen Grafen Halldin-Langerau boten einen herzerquickenden Anblick. Die Körper, trotz ihrer respektablen Länge geschmeidig und trainiert, blitzblaue Augen unter strohblondem Haarschopf. Neunzehn-, achtzehn- und fünfzehnjährig, befanden sie sich in dem Alter, wo man das weibliche Geschlecht einfach nicht für voll ansieht.
Das junge Mädchen kannte seine Eltern nicht. Die Mutter war bei seiner Geburt gestorben und der Vater im Krieg gefallen, als es wenige Wochen alt gewesen. Jedenfalls war Sigrun Ferdinande als zehntägiges Kind nach Langerau gekommen und hatte den Bruder ihres Vaters, Graf Halldin-Langerau, und dessen gütige, seit zwei Jahren verstorbene Gattin immer nur als Eltern betrachtet. War mit den drei Söhnen des Hauses groß geworden als rechte Schwester.
Ohne es sich selbst einzugestehen, waren die Brüder stolz auf ihre Nante und hatten sie sehr lieb. Das durfte man ihnen jedoch beileibe nicht sagen, dann wurden sie grob.
Augenblicklich glich die Achtzehnjährige einer kühnen Amazone, wie sie da durch die Bahn galoppierte und die Hindernisse, die von den Brüdern nicht halsbrecherisch genug hatten hergerichtet werden können, mit lässiger Eleganz nahm.
Dann sprang Nante ihrem Pflegevater entgegen, der sie in seinen Armen auffing und wie eine Feder hochhob.
»Na, du Wetterhexchen, was macht die Reiterei?« lachte er in seinem dröhnenden Baß.
»Ist fabelhaft auf der Höhe, Papi«, kniff sie ihm vor Begeisterung in die Nase.
Der Vater lachte und ließ das Töchterlein behutsam wieder auf die Erde gleiten.
»Wißt ihr, Jungens, wer geschrieben hat?« fragte er schmunzelnd. »Es schreibt die tugendhafte, hochgeborene Amanda. Sie will in dem unvergleichlich schönen, friedlichen, ganz wundervollen Langerau ihre Herbstferien verbringen«, lispelte und flötete er in den höchsten Tönen.
Das sah so urkomisch aus, daß sein Kleeblatt sich vor Lachen bog. Erst als sie sich beruhigt hatten, kam es ihnen zum Bewußtsein, daß es ein sehr unangenehmer Besuch sein würde, der in Aussicht stand. Das ließ Knut bitterernst fragen:
»Vater, soviel ich aus Erzählungen aller Art weiß, schätzt du diese Amanda von Halldin nicht, weil sie sich unserer Mutti gegenüber unerhört benommen hat?«
»Hast recht, mein Sohn.«
»Willst du diese Kreuzspinne wirklich kommen lassen, Vater?«
»Junge, du sprichst von einer Dame.«
»Feine Dame. Sagen wir lieber: Intrigantin«, tat Knut verächtlich ab.
»Kommen etwa auch die Marjellens mit?« erkundigte sich Klaus, der Achtzehnjährige, ahnungsvoll.
»Auch. Ich rief sie nicht, doch alle, alle kommen. Die ehrfurchtheischende Amanda nebst Töchtern Kornelia, Kordula, Bettina, Sieglinde«, verkündete der Vater mit Grabesstimme und sah dann verblüfft auf seinen Jüngsten, der wie angeschossen in die Luft sprang.
»Huuuch – Kor-ne-li-a, Kor-ne-li-a, Kor-ne-li-ne-li-ne-i-a!« sang er dabei mit voller Lungenkraft. Und da seine Stimme vom schönsten Stimmbruch heimgesucht war, klang der Gesang schauerlich schön.
»He, ihr Schlingel, habt ihr schon einmal das Wörtchen Gastfreundschaft vernommen, hm?«
»Ehrensache, Vater – so wie wir gebaut sind…«, beteuerte Klaus unschuldsvoll.
»Möchte ich mir auch ausgebeten haben!«
»Nah- hhhn -te…!« kam vom Herrenhaus her eine weibliche Stimme, worauf der Graf sich den Kopf kratzte.
»Herrje, ja, Marjellchen, den Auftrag habe ich vergessen. Du sollst dich nämlich bei Christinchen melden. Sollst das Abendessen zubereiten, weil sie selbst dringend zu einem Insthause muß, wo wieder einmal der Storch geklappert hat.«
»O heiliger Lukullus!« riefen die Jungen wie aus einem Munde.
»Mach es gnädig, o Nante. Hab Erbarmen und vergifte uns nicht!«
»Frecher Bengel!« war Nante gekränkt. Wandte sich achselzuckend ab und schritt wie eine kleine Königin dem Herrenhaus zu.
An der Tür erwartete sie Christinchen, des Hauses redliche Hüterin. Es war ein ehrsames, rundliches Fräulein von fünfzig Jahren, dem die Herzensgüte nur so aus den Äuglein lachte.
Es hatte die jungen Grafen nebst deren Schwesterlein von frühester Kindheit an betreut und wurde von ihnen geachtet und geliebt.
*
»Mein lieber Magnus, ich freue mich unbeschreiblich, daß ich hier bin«, streckte Frau Amanda von Halldin dem Gutsherrn beide Hände entgegen. »Fast dreißig Jahre war ich nicht hier…«, seufzte sie elegisch, und ein schmerzlicher Blick ging zum Grafen hin. »Sie haben sich prachtvoll gehalten, Vetter Magnus, ich finde Sie kaum verändert.«
Was ich von dir nicht behaupten kann, hätte der Mann am liebsten erwidert.
Groß, dürr, alt und verbissen sah Frau Amanda von Halldin aus. Voll Unruhe war ihr stechender Blick, der durch die Diele hastete und dann an den Söhnen des Hauses haften blieb, die unbeweglich dastanden und einen so merkwürdigen Ausdruck in ihren Gesichtern hatten.
Doch das schien die Dame nicht zu sehen. Ihre Stimme klang honigsüß, als sie sich an die Jünglinge wandte:
»Ah, meine lieben jungen Freunde, wie herzerquickend frisch haben Sie sich entwickelt!«
Ihr Wort blieb ihr sozusagen im Halse stecken, als sie nun Nante entdeckte. Es war kein freundlicher Blick, der das Mädchen musterte.
»Wer ist denn das?« fragte sie pikiert.
»Meine Tochter.«
»Sie haben doch keine Tochter, Vetter Magnus.«
»Wie Sie sehen, existiert eine.«
»Es ist doch nicht etwa die Tochter Ihres Bruders Ferdinand?« fragte sie entsetzt, und er lächelte ironisch.
»Warum entsetzt diese Entdeckung Sie denn so, verehrte Base?«
»Weil sie eine kleine Wilde zu sein scheint.«
Sie hielt es nun für angebracht, von dem Thema abzukommen; denn sie sah die Wetterwolken auf des Grafen Stirn sich immer mehr verdichten.
»Jetzt will ich Sie endlich mit meinen Töchtern bekannt machen, mein lieber Vetter Magnus«, wurde sie honigsüß.
Ach, diese vier Töchter! Das sollten Damen sein? Das waren angetuschte Zimperliesen, die ihre Augen verdrehten wie ein abgestochenes Kalb.
Dieses Urteil hätte Frau Amanda nur wissen müssen! Sie war von deren Vortrefflichkeit aufs tiefste überzeugt.
Und doch ging ihr Blick über die Abendtafel immer wieder zu Nante hin, die mit lässiger Grazie dasaß.
Pah – trotzdem war sie ein Gänschen, diese unmögliche Kleine, die selbst zur Tafel in Blusenhemd und Hose erschien.
Aber was ging sie schließlich die kleine Wilde an? Mit ihren Töchtern konnte die sich nicht im entferntesten messen!
Trotzdem musterte sie die Komteß immer wieder – und ärgerte sich dabei immer mehr.
Ganz nett – gewiß, doch viel zu sehr Natur. Dergleichen liebten die Herren von Welt heute nicht mehr. Die konnten nur Mädchen fesseln, die mondän und fesch waren – die ein gewisses Etwas in sich hatten.
Nun ja, was konnte man von einem Landgänschen auch mehr verlangen…!
Aber daß es in einem derartigen Aufzug zu Tisch erschien, das mußte man unbedingt rügen.
»Lieber Vetter, daß Sigrun Ferdinande selbst bei der Tafel in einer Hose erscheint, ist wohl noch nie in unserer Familie dagewesen. Die Familie wünscht, daß ihre Töchter eine Zierde der Mädchenwelt sind.«
»Was die Familie wünscht, ist mir wurscht, verehrte Base«, war die Antwort. »Wir auf Langerau sind noch nicht von der Vornehmheit der verehrten Sippe angekränkelt. Wir sind Bauern.«
»Und das sagt ein Graf Halldin, ein Edelmann aus einem der feudalsten Geschlechter, dessen Oberhaupt sogar ein Fürst ist?«
Frau von Halldin war aufs höchste entrüstet!
»Was geht mich mein durchlauchtigster Vetter an!« entgegnete Magnus ironisch. »Ich kenne ihn ja kaum.«
»Aber Vetter, pflegen Sie denn mit Eggernvörde keinen Verkehr? Es ist doch Ihr Nachbargut.«
»Das ist noch lange keine Veranlassung zur Freundschaft, verehrte Base«, entgegnete er mit einem Lächeln, das Frau Amanda über alle Begriffe nichtswürdig fand. »Ich habe die Beobachtung gemacht, daß in der Großstadt Menschen jahrelang in einem Haus wohnen, ohne sich zu kennen.«
»Das ist doch hiermit nicht zu vergleichen, Vetter Magnus. Ich glaubte, daß die Feindschaft zwischen Langerau und Eggernvörde längst behoben wäre; die Veranlassung dazu war doch recht lächerlich. So ein erbitterter Streit um ein Kind – unglaublich! Man muß doch in der Familie zusammenhalten! Ich jedenfalls werde Vetter Gerbrand auf alle Fälle besuchen. Was sollte er wohl denken, wenn ich ganz in seiner Nähe bin und ihm nicht einmal guten Tag sage.
Übrigens muß Gerbrand nun endlich wieder an eine Ehe denken, denn er hat acht Jahre lang um seine verstorbene Frau getrauert. Schließlich ist er ein Mann von dreiunddreißig Jahren, der seinen Prachtbesitz nicht ohne einen leiblichen Erben lassen darf. Die Familie wünscht, daß er sich recht bald zu einer Ehe entschließt!«
»Das war deutlich!« sprach Magnus vergnügt in sich hinein. Jedenfalls kam jetzt Licht in das rätselhafte Dunkel, der Zweck des Besuches war ergründet.
Der Freiheit des durchlauchtigsten Vetters sollte es an den Kragen gehen. Wahrscheinlich war die holdselige Kornelia dazu ausersehen, den eigenwilligen, ehescheuen Herrn in Rosenketten zu legen. Gerbrand, Fürst von und zu Hallding-Eggernvörde – herzlichen Glückwunsch!
*
Als die Brüder und Nante am nächsten Morgen um sieben Uhr beim Frühstück saßen, traten ganz unerwartet die vier Amanda-Töchter ein.
»Nanu, schon so früh auf, meine Damen?« fragte Knut ironisch. »Das ist bestimmt nicht gut für den Teint.«
»Was weißt du dummer Bengel von Teint«, verwies Kornelia ihn ärgerlich.
»Nicht du – Sie, wenn ich bitten darf«, korrigierte er sanft.
»Hast wohl ’nen Vogel, dummer Krautjunker! Seit wann nennt man sich in der Familie Sie? Lächerlich direkt – pöh…«
»Für eine achtundzwanzigjährige Dame etwas kindlich, diese Ausdrucksweise«, stellte er pomadig fest.
Sie fauchte vor Wut, aber sie schwieg. Ekelhafte Lümmel, alle drei!
Ihr blieb fast der Atem weg vor Schreck, als Ralf über ihr Gesicht fuhr, seine Finger besah und seelenruhig feststellte:
»Hm – ’nen ganz netten Mehlsack auf den zarten Wangen!«
»Ich haue dir gleich eine runter, du Flegel!« schalt sie entrüstet. »Ihr seid ja tatsächlich halbe Wilde hier!«
»Nehmen Sie das sofort zurück!« peitschte Knuts Stimme auf. Doch sie dachte nicht daran und höhnte weiter: »Fällt mir gar nicht ein, du ungeschliffener ostpreußischer Landlümmel! Du solltest mal nach Berlin kommen…«
Schon im nächsten Augenblick schrie sie gellend auf, denn Knut hatte sie wie einen jungen Hund im Nacken gepackt, hob sie hoch – und so schwebte sie wie ein Kleiderbündel in der Luft.
Da wurde die Tür geöffnet und Frau von Halldin trat – gefolgt von dem Hausherrn – ein.
»Vetter Magnus!« rief die entsetzte Mutter. »Ich muß schon sagen…«
Der Graf versuchte mit größter Mühe ein Lachen zu unterdrücken.
»Jung’, was soll das?«
Gemütlich stellte Knut sein Opfer auf die Erde.
»Ich wollte diesen Großstadtpflänzchen nur ein wenig Achtung vor meiner Heimat beibringen.«
»Großstadtpflänzchen«, schnappte Frau Amanda nach Luft. »Vetter Magnus, da ist eine empfindliche Strafe doch wohl am Platz…!«
Mit einer unwilligen Handbewegung schnitt er ihr das Wort ab, langte sich den Jungen, sah ihn durchdringend an.
»Nun, Knut?«
»Sie hat unsere Heimat geschmäht, Vater.«
»Dann allerdings.«
»Schöne Erziehung! Ich habe immer geglaubt, die Halldin wären ein Geschlecht, für das Ritterlichkeit Damen gegenüber höchstes Gesetz ist.«
»Gegen Damen allerdings – doch nicht gegen ein freches Gör. Ihnen, mein Kind, würde ich dringend einmal empfehlen, in den Spiegel zu schauen; denn Ihre… Aufmachung hat ein wenig gelitten«, wandte er sich nun an Kornelia, während seine Nasenflügel vor unterdrücktem Lachen zitterten.
Wie sah sie aber auch aus!
Puder und Schminke, Augenbrauen- und Lippenstift – alles durch die Wuttränlein zusammengelaufen zu einem Ganzen.
»Kornelia!« rief die Mutter konsterniert, so daß die Tochter, nichts Gutes ahnend, schleunigst die Flucht ergriff, worauf die ihren folgten.
Die Zurückbleibenden sahen sich an – und dann lachten sie, lachten, daß sie sich schüttelten.
*
Tiefe Stille herrschte im Herrenhaus von Langerau – die Stille der Nacht. Der Mond stand voll am Himmel und übergoß alles ringsum mit einem fast unwirklichen Licht. Kein Laut war vernehmbar, der den Schlaf der Bewohner gestört hätte.
Doch plötzlich wurden schauerliche Töne laut – wimmernd, klagend, ein Geheule und Gestöhne, daß sich einem die Haare sträuben konnten.
Zwischendurch Kettengerassel, als wenn eine arme Seele in Ketten läge.
»Ohoohoo – hahahahuuu – hephephep…!« klang es schauerlich durch die Nacht.
Mit einem Satz war Frau Amanda aus dem Bett und flüchtete in das Nebenzimmer, in dem ihre Töchter in unruhigem Schlaf lagen.
»Kinder, hört ihr nichts?«
Wie auf Kommando saßen alle vier aufrecht in ihren Betten und lauschten.
»Huh…«, fuhr Sieglindes Kopf unter die Decke, und die Schwestern folgten ihrem Beispiel. Schließlich sprangen sie von ihren Lagerstätten, trotz Angst und Graus.
Sie schubberten, kratzten und verrenkten sich, sprangen umher wie besessen, so daß die Mutter vor Erstaunen den Mund offenhielt.
Plötzlich blieben sie wie angewurzelt stehen, denn ganz in ihrer Nähe erklang eine tiefe Glocke. Bimbam – bim – bim-bambim… es klang genau wie Grabgeläute.
In Ohnmacht fallen? Nein, das hätte ja niemand von den Hausgenossen gesehen. Also, hinaus aus dem Zimmer, Zeter und Mordio geschrien, als ginge es um Kopf und Kragen…
Magnus Halldin steckte verschlafen den Kopf aus der Tür seines Schlafzimmers und schaute verblüfft auf die fünf Gestalten, die da durcheinander sprangen.
Als sie seiner ansichtig wurden, stürzten sie sich wie eine Meute auf ihn. Sie umklammerten seine Arme und Beine, so daß er Mühe hatte, nicht die Balance zu verlieren.
»Es spukt!« kreischte Frau Amanda wie besessen. »Und die Mädchen haben den Verstand verloren! Verrenken sich und tanzen wie angeschossen…«
Jetzt erklang abermals das Grabgeläute – und unter diesem stürmte gar ein schwarzes Etwas wie rasend die Treppe vom zweiten Stock hinunter. Ketten rasselten hinterdrein, die das Ungeheuer umschlangen.
Christinchen und zwei Hausmädchen, die von dem Geschrei herbeigelockt waren, standen an der Treppe und glaubten an Weltuntergang.
»De Düwel kömmt