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Pinto - Der vierte Plan: Glühender Chat
Pinto - Der vierte Plan: Glühender Chat
Pinto - Der vierte Plan: Glühender Chat
eBook309 Seiten2 Stunden

Pinto - Der vierte Plan: Glühender Chat

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Über dieses E-Book

Glühen bei dir schon mal die Telefonleitungen?

David lebt mit Annalena in einer Wohngemeinschaft zusammen. Dieser Zustand fühlt sich für ihn nach der anfänglich holprig verlaufenen Eingewöhnungsphase so gut an, dass er diese Situation nicht mehr als eine vorübergehende Lösung sieht. Deshalb hat er so seine Schwierigkeiten, als nach einer Weile ein fremder Mann in seinem Haus ein- und ausgeht, der offensichtlich Gefallen an seiner Mitbewohnerin findet. Doch nicht nur diese Verbindung fordert ihn. Ein Arbeitskollege taucht auf und zitiert ihn nach Bayern. Was er genau von ihm will, damit rückt er nicht heraus.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum9. Sept. 2020
ISBN9783752650648
Pinto - Der vierte Plan: Glühender Chat
Autor

Sina Land

Sina Land ist Coach für Menschen in außergewöhnlichen Lebenssituationen. Um neue Ideen in festgefahrenen Situationen geht es auch in ihren Romanen. Sie selbst kam durch eine Krankheit weg vom Tanzen und hin zum Schreiben. Erst waren es Kinderbücher, die sich kreativ mit den Gefühlen der Kleinen auseinandergesetzt haben. Inzwischen sind es Geschichten für Erwachsene. Wer beim Lesen einen gewissen Tiefgang liebt und auch gerne ein wenig über seinen eigenen Tellerrand schauen möchte, wird sich aufgehoben fühlen. Außerdem findet sich eine Spur mystischer Touch in all ihren Geschichten wieder. Humorvoller Tiefgang ist ihre Spezialität. Außerdem bringt sie gerne Menschen zusammen. Im Fall des Projektes "GAMBIO - Der perfekte Tausch" lauter Autor:innen, die gemeinsam an dieser Reihe schreiben. Sie ist die Ideengeberin.

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    Buchvorschau

    Pinto - Der vierte Plan - Sina Land

    Pinto

    Glühende Verbindungen

    Jede Menge Verbindungen

    und das Schicksal

    lenkt sie nach ihrem Sinn.

    Ob es uns gefällt oder es schmerzt.

    Wir entrinnen ihnen nicht.

    Widmung

    Für alle, bei denen die Verbindungsdrähte glühen und

    das Schicksal die Strippen dabei zieht.

    Ich wünsche euch stets

    angenehme und liebevolle Beziehungen.

    Inhaltsverzeichnis

    Nachricht

    Freundschaft

    Nachricht

    Veränderungen

    Nachricht

    Blauer Engel

    Nachricht

    Gefühle

    Nachricht

    Familienleben

    Nachricht

    Übernahme

    Nachricht

    Busfahrt

    Nachricht

    Kollegentreffen

    Nachricht

    Abendessen

    Nachricht

    Aussprache

    Nachricht

    Treffen

    Nachricht

    Hochtouren

    Nachricht

    Nachricht

    Settler-Neustett

    Nachricht

    Staffelsee

    Nachricht

    Krankenhausbesuch

    Anrufbeantworter

    Anruf

    Nachricht

    Überraschungen

    Nachricht

    Nachricht

    Nachricht

    Nachricht

    Mailbox

    Nachricht

    Panik an Bord

    Nachricht

    Dumpfes Brüten

    Nachricht

    Besuch

    Nachricht

    Nachricht

    Nachricht

    Gefühlschaos

    Nachricht

    Nachricht

    Nachricht

    Zu viert

    E-Mail von David

    E-Mail von Gwen

    Ludwigsburg

    E-Mail von David

    E-Mail von Gwen

    Würfelabend

    Nachricht

    Nachricht

    Notstand

    E-Mail von Gwen

    E-Mail von David

    Trauer

    Nachricht

    Nachricht

    Nachricht

    Unterlagen

    Nachricht

    Nachricht

    Verstrickungen

    Nachricht

    E-Mail von Gwen

    E-Mail von David

    Auszeit

    Nachricht

    Nachricht

    Nachricht

    Beerdigung

    Nachricht

    Spionage

    Nachricht

    Testamentseröffnung

    Nachricht

    Nachricht

    Nachricht

    Knoten

    Nachricht

    Nachricht

    Nachricht

    Zusammenwohnen

    Nachricht

    Patricius

    Nachricht

    Verabschiedung

    Nachricht

    Johanns Praxis

    Nachricht

    Würfelrunde

    Nachricht

    Nachricht

    Nachricht

    David schreibt.

    Hallo Sweetheart, wie ist die Lage? Hast du was von der Filmakademie gehört? Meine Daumen sind inzwischen blau vom Drücken. Meld dich, sobald du Bescheid weißt.

    Ellena schreibt.

    Es treibt mich in den Wahnsinn, wenn ständig jemand nachfragt. Ich will es doch selbst wissen, ob ich dort studieren kann. Ludwigsburg wäre halt klasse. Direkt vor der Nase. Hoffe, dass die Antwort kommt, bevor ich nach Amerika fliege. (Flugzeug) Der Job war wieder echt anstrengend. Sonderschicht. Stell dir vor, ich war am Set mit dabei. Voll krass, oder?

    David schreibt.

    Mit zum Dreh von dem Werbekurzfilm? Das ist ja spitze! Da verkraftet sich das halbe Jahr Warterei bis Amerika doch gleich viel besser.

    Ellena schreibt.

    Ja voll. Das ist absolut meine Kragenweite. Am liebsten würde ich dort weiterarbeiten. Blöd, dass ich für eine Vollanstellung ... (Affe, der sich die Augen zuhält)

    David schreibt.

    … ein Studium brauche. Wer hätte das gedacht, dass ein Meister nicht vom Himmel fällt. (Grinse-Smiley)

    Ellena schreibt.

    Oh man Dad. Ich bin fürs Filmemachen geboren. Ein Naturtalent. (Lachender Affe)

    David schreibt.

    (Kuss-Smiley)

    Ellena schreibt.

    (Rotes Herz)

    Freundschaft

    David schließt die Haustür auf. Er lauscht.

    „Bist du da Annalena? Er bremst sich, um nicht ein „Liebes anzuhängen.

    Floh winselt und wuselt schwanzwedelnd um ihn herum. Er schiebt den Hund zurück, um durch die Tür zu kommen.

    „Hey, du Strolch, wo hast du denn unsere Rudel-Dame gelassen?" Er knetet ihm das Fell.

    Die Wohngemeinschaft fühlt sich inzwischen an, wie bei einem alten Ehepaar. Nur ohne Beziehung. Er wundert sich, wie extrem sie sich aneinander gewöhnt haben. Oder arrangiert man sich als Wohngemeinschaft besser als in einer Ehe, fragt er sich und hängt seine Jacke an die Garderobe.

    Sein Blick fällt auf die Pinnwand. „Keine Nachricht von ihr?" Er zieht die Augenbrauen hoch. Floh winselt.

    „Es ist Dienstag, sagt er zu ihm. „Du weißt, was das bedeutet?

    Der Hund legt seinen Kopf schief.

    „Würfelrunde!"

    Vor einem halben Jahr sind sie zusammen aus einem Sardinien-Urlaub zurückgekommen, in dem sie jeden Abend gewürfelt haben. Seitdem ist dieses Ritual nicht mehr wegzudenken. Jeden Dienstagabend treffen sie sich zum Spielen. Schade, dass Annalenas Freundin Gwendolin nicht mehr mit dabei ist. Er seufzt. Sie ist mit ihrer Familie nach München gezogen. Das war ein geplanter Eheneuanfang, nachdem ihr Gatte seine Geliebte abgelegt hat.

    Er hört Annalena vor der Haustür lachen. Floh bellt.

    „Hast auch Entzugserscheinungen?", lacht er. Eine Männerstimme lässt ihn stutzen. Er verengt die Augen.

    Die Tür öffnet sich und seine Mitbewohnerin spaziert herein. Dicht hinter ihr der Kerl, den sie ihm am letzten Wochenende als einen Bekannten vorgestellt hat.

    „Hallo David", trällert sie bestens gelaunt und zieht Patricius mit sich in die Wohnung.

    Der Kerl hebt die Hand zum Gruß.

    „Ich habe ihn zum Abendessen eingeladen. Hoffe, das ist für dich in Ordnung."

    Er würde am liebsten nein sagen. Sein Anstand verbietet es ihm. „Ellena und Moritz kommen um acht."

    „Bis dahin bin ich über alle Berge, winkt Patricius ab. „Musikprobe, erklärt er und nickt.

    Sie kochen gemeinsam Nudeln mit einer Gemüsesoße. David schaut auf die Uhr. Er zählt die Minuten, bis der Kerl das Haus verlässt. Sie ist nicht dein Eigentum, rügt er sich. Eines Tages findet sie jemanden, den sie liebt. Die Zeit bringt Veränderung. Das ist der Lauf des Lebens. Dass ihn bei diesem Gedanken sein Magen zwickt, ignoriert er.

    Nach dem Abendessen bringt seine Mitbewohnerin Patricius zur Tür.

    Für ihn dauert es gefühlt eine Ewigkeit bis sie zurückkommt.

    „Schöne Grüße", trällert sie.

    „Von wem?"

    „Deine große Liebe ist an der Hofeinfahrt vorbeigeschlendert", kichert sie.

    David beobachtet sie mit argwöhnischem Blick.

    Annalena reagiert nicht auf ihn, räumt in aller Ruhe die Teller vom Tisch und schlichtet sie in die Spülmaschine. Er tappt ihr hinterher und wartet mit verschränkten Armen auf eine Erklärung.

    „Die Susi ist am Gartentor gestanden. Sie hat mich angefunkelt. Ich sag dir. Ein Wunder, dass sie mir nicht die Augen ausgekratzt hat." Ich schätze, sie findet es nicht witzig, dass ich mit dir zusammenwohne.

    Er schaut gen Himmel. „Sie sieht es nicht ein, dass ich nichts von ihr will. Das war immer schon ihr Problem."

    „Mein Gefühl sagt mir, sie würde gerne mit mir tauschen."

    „Das glaube ich dir sofort, brummt David. „Das wäre mein Untergang.

    Sie stellt ein Glas in die Spülmaschine, zögert und dreht sich zu ihm. „Ist es dir lieber, wenn ich niemanden mitbringe?"

    Er schüttelt den Kopf.

    Annalena fuchtelt mit einer Gabel vor seiner Nase herum. „Diesen Blick kenne ich! Brauchst dich nicht zu verstellen. Besser, wir überarbeiten unsere WG-Regeln, bevor einer dem anderen versehentlich auf den Schlips tritt."

    Sie lässt die Gabel in den Besteckkorb fallen.

    „Ehrlich gesagt wäre ich über deine Susi hier genauso wenig erfreut. Ihr Gehabe um Besitzansprüche braucht kein Mensch."

    David winkt ab. „Lass uns die Regel hinzufügen, dass hier im Haus Mitbringverbot herrscht. Ich treffe mich hier nicht mit potenziellen Anwärterinnen und du lässt die Männerwelt vor der Tür. Gleichgeschlechtliches ist erlaubt. Was meinst du?"

    „Aha, sagt sie langgezogen. „Betrifft das auch die Rothaarige, die dir gestern nachgestiegen ist? Und die mit der fülligen Oberweite? Giftige Zungen behaupten, du entwickelst dich zum Gigolo.

    David schnauft. „Was für ein ausgewachsener Blödsinn." Ellena und Moritz klopfen an der Terrassentür. Sie wedelt mit einer Chipstüte und er mit den Salzstangen. David lässt sie herein und umarmt sie beide herzlich. Sofort herrscht ausgelassene Würfelspielstimmung. Wie in den Zeiten auf Sardinien. Am Tisch feilschen alle um jeden einzelnen Punkt.

    David holt frische Getränke aus der Küche. Seine Tochter nutzt diese Gelegenheit, lehnt sich Richtung Annalena und flüstert ihr ins Ohr.

    „Wie ist es mit der Wohngemeinschaft?"

    „Alles bestens, tuschelt sie zurück. „Und wie ist die Lage bei euch?

    Ellena zuckt die Schultern.

    Moriz schaut gebannt auf den Würfelbecher und dreht ihn versonnen in den Händen hin und her.

    Annalena mustert die beiden. „Was ist los?"

    „Habe ich was verpasst?", fragt David, der aus der Küche zurückkommt und die Gläser zum Tisch balanciert.

    Ellena schaut genervt. „Ach, er zickt rum. Aus dem Nichts heraus hat der Herr beschlossen, dass er nicht mit nach Amerika fliegt."

    Er mustert Moritz. „Warum denn das? Wegen deinem Chemiestudium?"

    Er nickt. „Es ist einfach total doof, wenn ich ein halbes Jahr aussetze. Da blicke ich hinterher nix mehr. Und überhaupt habe ich in Amerika nichts zu schaffen. Ich sitz da nur rum. Du bist ja nie da." Er nickt Richtung Ellena.

    Sie schaut gen Himmel. „Lass mich nicht hängen. Die Chance bekommen wir so schnell nicht wieder. Könntest dich ja mit mir freuen, anstatt eine Schnute zu ziehen."

    Moritz lässt den Kopf in die aufgestützten Hände fallen.

    Annalena versucht, die Wogen zu glätten. „Was ist mit jobben in Amerika? Hast du die Idee schon aufgegeben? „Zum Geldverdienen brauche ich mich nicht zehn Stunden lang in einen Flieger setzen. Das kann ich hier genauso, brummt er.

    „Mach nicht alles kaputt. Wo ist dein Pioniergeist geblieben?", motzt Ellena.

    „Beruhigt euch, mischt sich David ein. „Was sagt denn Emys Vater dazu? Arbeitet der denn schon wieder in seiner Medien-Firma? Kannst du dort überhaupt jobben?

    „Ja, er arbeitet inzwischen wieder Vollzeit. Emy geht es besser. Er hat genug Arbeit, um mich einzusetzen. Es ist alles supergut eingefädelt. Sie schaut Moritz giftig an. „Alleinig der Herr stellt sich quer.

    Das Würfeln mutiert zur Nebensache. Vier Leute diskutieren angeregt die Möglichkeiten. Am Ende bleiben sie bei der Variante, dass Moritz hier weiter Chemie studiert und Ellena das halbjährige Praktikum in Amerika ohne ihn macht. Alle hoffen, dass ihre Beziehung die Sauregurkenzeit unbeschadet übersteht. Moritz scheint wenig überzeugt. David spürt das.

    Nachricht

    David schreibt.

    Hey Moritz. Du hast mir gestern gar nicht gefallen. Was ist los mit dir? (Weinender Smiley)

    Moriz schreibt.

    Sie ist halt nie da. (Bombe)

    David schreibt.

    Ihr sitzt im Tinyhouse zu eng aufeinander. (Nachdenklicher Smiley)

    Moriz schreibt.

    Wenn sie da ist, ja. (Teufelchen)

    David schreibt.

    Hast du eine Ahnung, was mit ihr los ist und warum sie nie da ist? (Nachdenklicher Smiley)

    Moritz schreibt.

    Es ist wieder, wie vor Sardinien. Wie wenn jemand einen Schalter umgelegt hätte. Sie meckert ständig. (Fechtdegen)

    David schreibt.

    Das ist schade. Soll ich mit ihr reden?

    Moritz schreibt.

    Wenn du denkst, dass das was hilft ... (Boxhandschuh)

    David schreibt.

    Denke ich. (Daumen nach oben)

    Veränderungen

    „Ich habe Ihnen die Zeitung vor die Tür gelegt." Davids Vermieterin lächelt ihn an.

    „Lieben Dank Frau Schreier, das ist nett. Sind Sie gleich wieder bei der Nachbarin? Ihr im Garten helfen?"

    Sie winkt ab. „Ich sag Ihnen … Das ist fürchterlich. Sie haben keine Vorstellung, was das für eine Arbeit ist. Das ganze Unkraut! Da ist über all die Jahre was zusammengekommen. Man bräuchte zwei Hände mehr. Ich komme da gar nicht hinterher ..."

    Sie holt Luft. Das nutzt er.

    „Apropos Arbeit, meine Klienten ..." Er zeigt mit dem Finger die Treppen hoch, wo das Praxiszimmer liegt.

    Sie nickt eifrig und verschwindet in ihre Küche zurück.

    Er lächelt, denkt daran wie das vor einem Jahr mit ihr war. Da gab es keine Grenzen. Damals wäre die Zeitung sicherlich nicht vor seiner Tür, sondern auf seinem Schreibtisch gelegen. Sein Entschluss war doch richtig. Er hat ihr die Stirn geboten, anstatt sich andere Räume für die Praxis zu suchen.

    Er steckt den Schlüssel in das Türschloss und öffnet. Wohlige Wärme und der Duft von Sandelholz strömen ihm entgegen. Sofort entspannt sich sein Magen, der die letzten Tage oft zu überempfindlich war. Den Gedanken, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist und sein Bauchgefühl ihn vor einem aufziehenden Gewitter warnt, schiebt er erneut beiseite.

    Das Telefon läutet, er stellt seine Kuh-Kaffeetasse auf den Schreibtisch und hebt ab.

    „Ja, Hochart."

    „Jablonski Johann. Bin ich froh, dass ich dich erreiche!" Sein Kollege lacht.

    „Na das ist ja eine Überraschung. Wann war die letzte Tagung in Garmisch? Vor zwei Jahren?"

    „Keine Ahnung. Wie geht es dir?", fragt sein Kollege in beschwingtem Tonfall.

    David schluckt. Was gibt es zu erzählen? Die Kurzfassung von der Scheidung? Erlebnisse vom Sardinien-Urlaub und der zurückgewonnenen Freiheit? Ellenas bevorstehende Amerika-Auszeit? Oder von seiner Wohngemeinschaft, die sich extrem vertraut anfühlt, sodass es ihm Angst macht sie zu verlieren? Er hat weder Lust auf Erklärungen noch darauf in Erinnerungen zu schwelgen. Er belässt es bei: „Ja, und dir?"

    Sein Kollege lacht schallend. „Ja, mir ebenso. Der normale Wahnsinn eben."

    „Du sagst es."

    „Im Moment ist er mit Vorfreude bestückt."

    David horcht auf. „Hey, das hört sich klasse an. Was hast du denn vor? Bist du dabei einen Kongress zu organisiert? Oder trommelst du unsere alte Kollegentruppe für ein Treffen zusammen? Hätte Lust, sie wieder mal alle zu sehen."

    „Da liegst du falsch. Ich höre auf!"

    Hat er sich verhört? „Wie, mit der Organisation von Events?"

    Sein Kollege lacht. „Mehr mein Lieber. Ich lege die Praxis auf Eis, schnappe mir die Gemahlin und bin für ein ganzes Jahr weg. Auf Gran Canaria."

    David bläst die Luft aus. „Das ist ja mal eine Aussage."

    „Ach was. Ich hatte vor ein paar Monaten einen Herzinfarkt. War knapp. Der Himmel gibt mir eine Verlängerung. Die möchte ich nutzen. Ich packe den Stier bei den Hörnern. Verstehst du? Höchste Zeit, um zu leben."

    Ihm fehlen die Worte. Sein Kollege scheint wie ausgewechselt. „Ist das dein Ernst?"

    „Der volle. Zehn Minuten vor zwölf für eine Veränderung. Du bist nicht jünger, wie ich. Da gilt das genauso mein Lieber!"

    David stöhnt. „Ich hatte die letzte Zeit genug Neuerung. Bin nicht scharf auf ein weiteres Erdbeben."

    „Das meine ich nicht. Nichts Negatives. Ich habe eine positive Umgestaltung für dich. Ich bitte dich, die Praxis zu hüten!"

    David braucht eine Weile, um die Worte des Kollegen zu erfassen.

    „Ich habe vor dir meine Praxis samt Klienten für ein Jahr zu überlassen. Was sagst du dazu?"

    Er ist sprachlos.

    „Ich stelle dir für die Zeit gerne zum wohnen mein Haus zur Verfügung."

    David ist völlig vor den Kopf gestoßen. „Hör zu Johann, bei deinem Veränderungstempo steige ich aus. Dafür ist definitiv nicht der richtige Zeitpunkt. Ich habe mich gerade erst an meine neuen Lebensumstände gewöhnt."

    Sein Kollege lacht schallend. „Ich bin ein erfahrener Therapeut und ich sage dir, dass der passende Moment zeitlebens im JETZT liegt. Das hast du mit Sicherheit jedem deiner Klienten ebenfalls tausendmal vorgebetet. Lass dir von mir in das Hinterteil treten. Du bist früher aus dem Schwärmen nicht herausgekommen, wenn ich von Bayern, den Seen und den Bergen erzählt habe. Was hält dich? Warte nicht, wie ich, auf den Herzinfarkt. Die Gelegenheit ist für uns beide da. Jetzt!"

    David verschluckt sich und hustet. „Ich, ... ich ... denk drüber nach."

    Nachricht

    Ellena schreibt.

    Heute so schweigsam? (Sich den Mund zuhaltendes Äffchen)

    David schreibt.

    Du genauso! (Auf den Kopf gestellter Smiley)

    Ellena schreibt.

    Spaziergang mit Floh? (Hund)

    David schreibt.

    Um sieben? (Armbanduhr)

    Ellena schreibt.

    (Daumen nach oben)

    Blauer Engel

    In der Mittagspause beschließt David nach Ludwigsburg zu fahren. Der erste Klient am Nachmittag hat abgesagt und es ließ sich kein Ersatz finden. Ihm ist es recht. Er steigt ins Auto und Frau Schreier wuselt auf ihn zu.

    „Ist was passiert?" Ihre Stimme überschlägt sich.

    „Alles in Ordnung, beruhigt er sie. „Ich gehe morgen wieder in meiner Pause spazieren. Im Augenblick brauche ich eine Kleinigkeit zu essen.

    Sie mustert ihn, als ob sie nach Anzeichen von Fieber suchen würde.

    „Ab und zu braucht es eine Veränderung." Er erinnert sich an die Tage auf Sardinien und die Gelassenheit der Menschen dort, verabschiedet sich mit einem Lächeln von ihr und fährt los.

    Er öffnet das Fenster einen Spalt. Der Wind wirbelt beim Fahren durch seine langen Silberlocken. Augenblicklich versinkt er in der Erinnerung an die sonnigen Tage vor einem Jahr. Er hört innerlich das gemeinsame Lachen von Ellena, Moritz und Annalena. Sein Gemüt entspannt sich. Er braucht keine große Veränderung. Ihm reicht

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