Mit den zärtlichen Waffen einer Frau
Von Catherine George
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Mit so viel Anmut und Grazie hat Roberto de Sousa nicht gerechnet! Was will eine derart atemberaubende Schönheit mit einem Ex-Rennfahrer wie ihm, der längst nicht mehr im Rampenlicht steht? Das macht ihm Katherine bei einem Spaziergang im Mondschein schnell klar …
Catherine George
Die öffentliche Bibliothek in ihrem Heimatort nahe der walisischen Grenze war der Ort, an dem Catherine George als Kind in ihrer Freizeit meistens zu finden war. Unterstützt wurde sie dabei von ihrer Mutter, die Catherines Lesehunger förderte. Zu einem Teil ist es sicher ihrer Motivation zu verdanken, dass Catherine George heute eine erfolgreiche Autorin ist. Mit achtzehn Jahren lernte Catherine ihren zukünftigen Mann kennen. Nach der Hochzeit zogen sie nach Brasilien, wo Catherines Mann bei einer großen Minengesellschaft als Chefingenieur angestellt wurde. Die wildromantische Berglandschaft, die sie dort umgab, beeindruckte Catherine nachhaltig. Bis heute lässt sie ihre Romane oft dort spielen. Nach neun glücklichen Jahren in Brasilien entschloss sich die kleine Familie, nach England zurückzugehen, um dem Sohn dort eine gute Schulausbildung zu ermöglichen. Als in England Catherines Tochter geboren wurde, kümmerte sie sich hauptsächlich um ihre Kinder. Besonders, ihnen vorzulesen, liebte sie. Ihr Mann war aus Berufswegen sehr viel verreist – er musste nach West Afrika, Portugal und in den Nahen Osten – während Catherine mit den Kindern in England blieb. In dieser Zeit fühlte sie sich abends oft einsam, bis ihr Mann eines Tages meinte, sie könne doch mal versuchen, einen Roman zu verfassen, statt ständig die Romane zu lesen, die andere geschrieben hatten. Um sich zu diesem Thema fortzubilden, nahm Catherine an einem Kurs für kreatives Schreiben teil. Die positive Kritik der anderen Teilnehme ermutigte sie, und sie beschloss, es mit einer Romance zu versuchen. Sie war überglücklich, als ihr erstes Manuskript prompt von dem englischen Verlag Mills & Boon angenommen wurde und im selben Jahr die Auszeichnung als bester Liebesroman des Jahres erhielt. Seitdem hat sie 54 weitere Romances verfasst, die alle äußerst erfolgreich sind. Ihr Sohn und ihre Tochter sind mittlerweile längst erwachsen. Aber sie kommen ihre Eltern oft besuchen. Catherine, ihr Mann und der Labrador Prince wohnen in einem Haus inmitten eines großen Gartens, malerisch hoch oben auf den Klippen zwischen dem Wye Tal und dem Fluss Severn gelegen.
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Mit den zärtlichen Waffen einer Frau - Catherine George
IMPRESSUM
Mit den zärtlichen Waffen einer Frau erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2011 by Catherine George
Originaltitel: „Under the Brazilian Sun"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA
Band 347 - 2012 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Evelin Sudakowa-Blasberg
Umschlagsmotive: Arthur studio10 / Shutterstock
Veröffentlicht im ePub Format in 07/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733736446
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Katherine bahnte sich mit ihrem Gepäckwagen einen Weg durch die überfüllte Flughafenhalle von Porto. Schließlich entdeckte sie einen Mann, der ein Schild mit ihrem Namen hochhielt.
Höflich lächelnd ging sie auf ihn zu. „Guten Tag. Ich bin Dr. Lister von der Massey Galerie in England."
Sichtlich verdutzt starrte der Mann sie an, ehe er dienstfertig ihren Gepäckwagen ergriff. „Bem-vindo, Doutora. Senhor Sousa hat mich gebeten, Sie in Empfang zu nehmen. Mein Name ist Jorge Machado. Der Wagen steht draußen."
Katherine folgte dem Mann zu einer schnittigen Limousine und ließ sich in das butterweiche Lederpolster sinken. Sie fuhren nach Norden in Richtung des Minho, eine Gegend, die, wie Katherine gelesen hatte, noch tief in ihren alten Traditionen verwurzelt war. Nach einiger Zeit bogen sie von der Autobahn ab und setzten ihren Weg über eine schmale gewundene Landstraße entlang des Flusses Lima fort. Als sie einen Ochsenkarren überholten, neben dem zwei schwarz gekleidete Frauen einhergingen, lächelte Katherine vor Freude. Das echte, unverfälschte Portugal!
Ursprünglich hatte Katherine geplant, einen Mietwagen zu nehmen, um nach Beendigung ihres Auftrags ein paar Tage Ferien in der Region zu machen, doch ihr Chef hatte ihr geraten, den angebotenen Transportservice zu nutzen. Also würde sie nach getaner Arbeit einfach mit einem Taxi nach Viana do Castelo fahren und sich dort in einem Hotel einquartieren. Im Moment war sie froh, dass sie sich entspannt zurücklehnen und am Anblick der pittoresken Landschaft erfreuen konnte, die sie hoffentlich bald selbst erkunden würde.
Doch zunächst wartete Arbeit auf sie. Der ihr unbekannte Mr de Sousa wollte sich von einem Kunstexperten die Echtheit eines kürzlich erworbenen Gemäldes bescheinigen lassen und hatte dafür Katherines Chef, James Massey, nach Portugal eingeladen. James Massey galt in der Kunstwelt als Experte für das Auffinden von bislang nicht identifizierten Werken bedeutender Künstler. Als Kunsthistorikerin war für Katherine die Arbeit in James Masseys Galerie ein Traumjob. Sie profitierte ungemein von James Masseys profundem Fachwissen und hatte von ihm auch gelernt, wie man ein echtes Werk von einer Fälschung unterschied. Kurz vor der Reise nach Portugal war James jedoch an Grippe erkrankt und hatte Katherine gebeten, für ihn einzuspringen. Katherine war hoch erfreut gewesen, dass er ihr zutraute, ihn zu vertreten, und hatte sofort zugesagt.
Andrew Hastings, der neue Mann in ihrem Leben, hatte lauthals protestiert, als er erfuhr, dass sie ihre gerade erst aufkeimende Beziehung auf Eis legen wollte, um nach Portugal zu reisen. Sein Angebot, sie zu begleiten, hatte Katherine strikt abgelehnt, was für Andrew ein zusätzlicher Affront gewesen war. Doch Katherine war hart geblieben. Ein Kunde, der so großzügig für ihre Dienste bezahlte, verdiente ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Das Gemälde musste wahrscheinlich erst gereinigt werden, bevor sie sich eine Meinung bilden könnte, und dies würde je nach Alter und Zustand des Gemäldes einige Zeit in Anspruch nehmen. Andrew hatte sie per SMS aufgefordert, ihn gleich nach der Ankunft anzurufen, doch Katherine wollte sich im Moment lieber mit Mr de Sousa befassen. James Massey wusste über den Kunden nur, dass er ein Bild besaß, das nach Meinung des Kunden von einiger Bedeutung war, und dass er ein großzügiges Honorar zahlte, um herauszufinden, ob er recht hatte. Katherine hoffte das schon um ihrer selbst willen. Denn falls sich das Fundstück als Niete oder, schlimmer noch, als Fälschung herausstellen sollte, müsste sie dem Kunden die schlechte Nachricht überbringen – und darauf war sie nicht gerade wild. Diesen unangenehmen Teil des Geschäfts erledigte normalerweise James Massey.
„Wir sind da, Doutora", sagte ihr Chauffeur, während er vor einer hohen Mauer mit einem von einem Steinkreuz gekrönten Torbogen anhielt. Er richtete die Fernbedienung auf das schmiedeeiserne Tor, worauf die Torflügel aufschwangen und eine wunderschöne Parklandschaft mit üppig blühenden Gärten und Blick auf die angrenzenden Berge enthüllten. Nach einer Weile kam das Landhaus in Sicht, das seiner Umgebung in Schönheit an nichts nachstand. Von einem zentralen, von wildem Wein umrankten Turm gingen zwei Flügel ab; die Mauern waren blendend weiß gekalkt, die Dächer leuchteten schieferrot. Noch bevor der Wagen in der kreisförmigen Auffahrt zum Stehen kam, wurde die massive Turmtür aufgerissen und eine kleine untersetzte Frau eilte heraus. Als sie den Gast erspähte, blieb sie verdutzt stehen.
„Das ist Doutora Lister, Lidia", sagte Jorge Machado mit Betonung auf dem Titel, während er Katherine aus dem Wagen half.
„Bem-vindo – willkommen auf der Quinta das Montanhas, Doutora", sagte die Frau, die sich schnell wieder gefangen hatte.
Lidia sprach mit starkem Akzent, doch Katherine wusste ihr Bemühen zu schätzen. „Freut mich, Sie kennenzulernen. Was für ein bezauberndes Haus!"
„Senhor Roberto bedauert, dass er Sie nicht persönlich begrüßen kann", sagte Lidia lächelnd, „aber er wird bald eintreffen. Ich bringe Sie auf Ihr Zimmer, Doutora."
Lidia führte Katherine durch eine große kühle Eingangshalle mit hohem Deckengewölbe und dann weiter über eine geschwungene Steintreppe mit schmiedeeisernem Geländer, das so filigran wie schwarze Spitze wirkte. Jorge folgte mit dem Gepäck nach. Beim Anblick des Gästezimmers verschlug es Katherine vor Begeisterung den Atem. Es war ein großer Raum mit hohen Wänden und Fensterläden vor den schmalen, hohen Fenstern, einem antiken Schrank und einem mit Schnitzereien verziertem Holzbett mit weißer Bettwäsche. Auf einem Tisch zwischen den Fenstern stand ein Tablett mit einem Eiswürfelbehälter und einer Flasche Mineralwasser.
Jorge stellte Katherines Gepäck am Fuß des Bettes ab und ging hinaus.
Lidia zeigte Katherine das angrenzende Badezimmer. „Sie wollen sich bestimmt frisch machen."
„O ja. Wunderbar, ganz wunderbar! Obrigada", erwiderte Katherine überschwänglich.
„Soll ich Ihnen etwas zu essen bringen?", erkundigte sich Lidia freundlich.
„Nein, danke. Dafür ist es mir im Moment zu heiß. Ich brauche nur einen Schluck Wasser."
Sofort schenkte Lidia ein Glas Wasser ein und reichte es ihr. „Ich hole Sie nachher ab. Bis dann."
Durstig kippte Katherine das Wasser hinunter und ging ins Bad. Eigentlich hätte sie gern geduscht, doch da sie nicht wusste, was Lidia unter „nachher" verstand, begnügte sie sich mit einer kurzen Wäsche. Anschließend bürstete sie ihr Haar, flocht es im Nacken zu einem strengen Zopf, zog T-Shirt und Jeans aus und schlüpfte in eine maßgeschneiderte schwarze Leinenhose und eine schlichte weiße Bluse. Nach kurzem Zögern setzte sie die Brille mit dunklem Rahmen auf, die sie für die Arbeit am Computer trug. Schließlich war sie in der Funktion als Kunstexpertin hier und musste überzeugend auf einen Mann wirken, der wahrscheinlich schon ein gewisses Alter hatte, wenn er sich so ein Anwesen und wertvolle Gemälde leisten konnte. Rasch schickte sie jeweils eine SMS an James und an ihre Freundin Rachel und danach mit einem Anflug von schlechtem Gewissen, weil sie an ihn zuletzt gedacht hatte, auch eine an Andrew. Während sie ihren Koffer auspackte, wurde die friedliche nachmittägliche Stille vom Dröhnen eines Automotors durchbrochen. Momente später tauchte Lidia auf und schüttelte missbilligend den Kopf.
„Sie müssen Ihren Koffer doch nicht selbst auspacken, Doutora. Das ist meine Aufgabe. Kommen Sie. Er ist da."
Katherine folgte der Frau nach unten auf eine lang gezogene Veranda mit grün umrankten Steinsäulen. An einer von ihnen lehnte ein Mann in legerem Leinensakko und Jeans und blickte auf den Park hinaus. Er war groß und schlank, hatte volles, schwarz gelocktes Haar und ein Profil, um das ihn jeder Filmstar beneiden würde. Als Lidia ihn ansprach, drehte er sich mit einem Lächeln um, das beim Anblick von Katherine jedoch schlagartig gefror.
„Doutora Lister!", rief Lidia mit dramatischem Unterton, worauf absolute Stille einkehrte.
„Sie sind Dr. Lister?", sagte der Mann schließlich.
Endlich! jubelten ihre Hormone. Du hast ihn endlich gefunden! „Ja, ich bin Katherine Lister", erwiderte sie und zwang sich trotz ihres inneren Aufruhrs zu einem höflichen Lächeln.
Er machte eine formvollendete Verbeugung. „Encantando. Ich bin Roberto de Sousa. Tut mir leid, dass ich Sie nicht vom Flughafen abholen konnte."
„Ach, das macht doch nichts. Man hat mich sehr freundlich willkommen geheißen."
Ihr Kunde war alles andere als der ältere Geschäftsmann, den Katherine sich vorgestellt hatte. Sie schätzte ihn auf Anfang dreißig, er war also nur ein paar Jahre älter als sie selbst mit ihren achtundzwanzig Jahren. Außerdem hätte sie schwören können, dass sie ihn schon einmal irgendwo gesehen hatte. Die vollen, längeren Haare, die dunklen Augen und die hohen Wangenknochen wirkten seltsam vertraut; nicht vertraut war ihr jedoch die lange Narbe an seiner Wange, die zu auffällig war, als dass man sie jemals vergessen könnte. Als das Schweigen anhielt, ging Katherine in die Offensive.
„Gibt es ein Problem, Mr de Sousa?"
„Ich hatte einen Mann erwartet", gestand er unumwunden.
Katherine war überrascht. „Mr Massey hat Sie doch darüber informiert, dass er mich als Vertretung schickt."
„Das ist richtig, erwiderte er kühl. „Allerdings hat er mich nicht darüber aufgeklärt, dass Dr. Lister eine Frau ist.
„Wo ist das Problem?", entgegnete Katherine mit wachsender Empörung. „Ich bin für eine Expertise ausreichend qualifiziert, Senhor de Sousa. Gut, ich bin vielleicht nicht so lange im Geschäft wie Mr Massey, aber erfahren genug, um eine fachlich fundierte