French Kiss
Von James Patterson
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Über dieses E-Book
Es ist Luc Moncriefs persönlichster Fall. Ein grauenhafter Mord erschüttert ihn in seinen Grundfesten - und genau das ist die Absicht des Verbrechers. Der Detective ist emotional kaum fähig zu ermitteln, aber er spürt, dass die Zeit drängt. Und Luc Moncriefs legendärer Instinkt trügt ihn nie. Fieberhaft sucht er zusammen mit seiner neuen Partnerin K. Burke nach Hinweisen auf den Täter oder ein Motiv. Als ihnen noch jede heiße Spur fehlt, bricht die nächste Katastrophe über Moncrief herein …
James Patterson
James Patterson is the CEO of J. Walter Thompson, an advertising agency in New York. He has written several successful fiction and nonfiction books, including The New York Times best seller The Day America Told the Truth.
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Buchvorschau
French Kiss - Marco Mewes
James Patterson
& Richard DiLallo
French Kiss
Aus dem Englischen von
Marco Mewes
PrintPrintIMPRESSUM
BookShots erscheinen in der HarperCollins Germany GmbH,
Valentinskamp 24, 20354 Hamburg
The BookShots Name and logo are a trademark of JBP Business, LLC.
Copyright © 2017 by HarperCollins Germany GmbH
Deutsche Erstveröffentlichung
Titel der englischen Originalausgabe:
French Kiss
Copyright © 2016 by James Patterson
Erschienen bei: BookShots, London,
part of the Penguin Random House Group.
James Patterson has asserted his right to be identified as the author of this Work.
Redaktion: Veronika Weiss
Umschlaggestaltung: büropecher, Köln
Umschlagmotiv: Harlequin Enterprises S.S., Schweiz
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783959677097
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Alle handelnden Personen in dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.
KAPITEL 1
Der Wettermann traf den Nagel auf den Kopf. „Schwül, heiß und quälend. Höchsttemperaturen um die dreißig Grad. Bleiben Sie drinnen, wenn Sie können."
Ich kann nicht. Ich muss wo hin. Schnell.
Herrgott, es ist heiß. Vor allem, wenn man so schnell wie man kann durch den Central Park rennt und dabei einen dunkelgrauen Armani-Seidenanzug trägt, dazu ein hellgraues Canali-Seidenhemd und schwarze Ferragamo-Schuhe.
Wie Sie womöglich schon erraten haben, bin ich spät dran – viel, viel zu spät. Très en retard, wie wir in Frankreich sagen.
Ich renne noch schneller, bis meine Beine schmerzen. Ich kann spüren, wie sich kleine Blasen an meinen Zehen und den Fersen bilden.
Warum musste ich bloß nach New York kommen?
Warum – o warum – musste ich Paris verlassen?
Wenn ich so durch Paris rennen würde, würde ich den gesamten Verkehr aufhalten. Ich wäre der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Männer und Frauen würden nach der Polizei rufen.
„Ein junger Geschäftsmann ist durchgedreht! Er stößt Kinderwagen aus dem Weg. Er erschreckt die alten Damen, die ihre Hunde ausführen."
Aber das hier ist nicht Paris. Das hier ist New York.
Also vergessen Sie das. Selbst der verrückteste Zwischenfall ereignet sich in New York völlig unbemerkt. Die Leute mit ihren Hunden gehen weiter Gassi. Die verliebten Teenager knutschen rum. Ein Kleinkind zeigt mit dem Finger auf mich. Seine Mutter schaut kurz hoch. Dann zuckt sie mit den Schultern.
Würde überhaupt irgendein New Yorker 911 anrufen? Oder 311? Nein.
Also vergessen Sie das auch. Sehen Sie, ich bin Polizist. Ein französischer Detective, der jetzt im siebzehnten Bezirk arbeitet, in meinem Spezialgebiet: Drogenschmuggel, Drogenhandel und mit dem Drogenhandel zusammenhängende Mordfälle.
Mein Talent dafür, zu spät zu kommen ist, in lediglich zwei Monaten beinahe zur Legende unter meinen Kollegen auf dem Revier geworden. Aber … oh, merde … ausgerechnet heute zu spät zu der minutiös geplanten Observierung an der Ecke Madison Avenue und 71st Street zu kommen, wird mir nicht helfen, meinen Ruf zu verbessern; den Ruf als unkooperativer, reicher französischer Bengel, ein Herumtreiber, der viel zu genau weiß, was er tut.
Merde … Ausgerechnet heute hätte ich es besser wissen sollen, als meine hinreißende Freundin aufzuwecken, um ihr auf Wiedersehen zu sagen.
„Ich kann diesmal nicht zu spät kommen, Dalia."
„Nur noch ein letzter Abschiedsdrücker. Was ist, wenn du erschossen wirst und ich dich nie wiedersehe?"
Der „Drücker" zum Abschied erwies sich als deutlich länger als geplant.
Nun. Es ist egal. Jetzt bin ich endlich dort, wo ich sein soll. Und nur fünfundvierzig Minuten zu spät.
KAPITEL 2
Meine Partnerin, Detective Maria Martinez, sitzt auf der Fahrerseite eines zivilen Polizeifahrzeugs an der Ecke 71st Street und Madison Avenue.
Während sie die Umgebung im Blick behält, entriegelt sie die Beifahrertür. Ich rutsche hinein und ertrinke in Schweiß. Sie schaut mich eine Sekunde an, bevor sie spricht.
„Mann. Was ist los? Hast du dir erst den Anzug angezogen und dann geduscht?"
„Witzig, erwidere ich. „Sorry, dass ich zu spät bin.
„Du solltest kleine Visitenkarten mit dem Spruch drucken – ‚Sorry, dass ich zu spät bin’."
Ich bin mir sicher, dass Maria Martinez völlig egal ist, ob ich mich verspäte. Anders als etlichen meiner Detective-Kollegen ist es ihr egal, dass ich nicht so geschickt darin bin, die „Vorschriften" einzuhalten. Ich bin häufig zu spät. Ich tue eine Menge gefährlicher Dinge. Ich packe Munition für eine Glock 22 ein, wenn ich eine Glock 27 dabei habe. Ich mag ein oder zwei Gläser Weißwein zum Mittagessen … es ist eine lange Liste. Aber Maria übersieht eine Menge davon.
Meine anderen Eigenarten hat sie zu akzeptieren gelernt, mehr oder weniger. Ich brauche ein anständiges déjeuner. Das ist das Mittagessen. Ein einfaches Sandwich reicht da nicht. Und was noch wichtiger ist: Wenn ein oder zwei Gläser guter Wein schon sonst nichts schaffen, dann veredeln sie auf jeden Fall den Geschmack eines Mittagessens.
Sie sehen, Maria „versteht" mich. Und was noch besser ist, sie weiß genau wie ich: Gemeinsam sind wir eine coole Kombination aus ihren von Vorschriften gelenkten Methoden und meinen rein instinktgetriebenen.
„Also, wo stehen wir mit der Razzia?", frage ich.
„Wir sitzen immer noch auf unseren Hintern", antwortet sie. Dann versorgt sie mich mit Details: „Sie haben zwei Zweierteams auf der anderen Straßenseite, und zwei weitere Detectives – Imani Williams und Henry Wie-auch-immer-zur-Hölle-sein-endlos-langer-polnischer-Nachname-lautet – am anderen Ende des Blocks. Die beiden werden in die Garage eindringen. Dann gibt es noch ein Team, hinter der Garage. Das bleibt im Hintergrund und geht dann in die Garage. Und es stehen drei Leute auf dem Dach des Zielgebäudes bereit."
Das Zielgebäude ist ein großes, altes Town House, das jetzt einen Laden namens Taylor Antiquities beherbergt. Ein Laden, vollgestopft mit den kunstvollen antiken Stücken, nach denen sich die Privatiers und Hedgefonds-Jongleure die Finger lecken. Maria und ich hatten Taylor Antiquities schon ein paarmal überprüft. Es ist ein Geschäft, in dem man seine schwarze American-Express-Card auf den Tresen legen und mit einer weißen Jadevase aus der Yuan-Dynastie nach Hause gehen kann, oder das Himmelbett kaufen, in dem John und Abigail Adams angeblich den kleinen John Quincy gezeugt haben.
„Und was ist mit uns?"
„Unser Einsatzort liegt im Laden", sagt sie.
„Nein. Ich will da sein, wo die Action ist", erwidere ich.
„Sei vorsichtig mit deinen Wünschen, gibt Maria zurück. „Mach, was sie dir sagen. Wir sind im Laden. Schluss und Ende. Wie wäre es, wenn du mir in der Zwischenzeit hilfst, die Straße zu observieren?
Maria Martinez ist durch und durch Cop. Im Augenblick ist sie mit Leib und Seele bei der Überwachung. Ihre Augen huschen vom östlichen Ende der Straße zum westlichen. Alle paar Sekunden schaut sie in den Rückspiegel. Gefolgt von einem kurzen Blick in den Außenspiegel. Dann guckt sie wieder geradeaus und fängt von vorne an.
Und ich? Nun, ich sehe mich um, aber ich frage mich auch, ob ich mir eine Minute freinehmen kann, um einen Pappbecher mit armseligem amerikanischem Kaffee zu holen.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Und lassen Sie sich nicht davon irritieren, was ich über meine Ungeduld Vorschriften gegenüber gesagt habe. Nein. Ich find’s cool, ein Detective zu sein. Ehrlich gesagt wollte ich Detective werden, seit ich vier Jahre alt war. Und ich bin richtig gut in meinem Job. Allein mein Lebenslauf beweist das.
Letztes Jahr in Pigalle, einem der härtesten Pflaster in Paris, habe ich einen Gangmord aus dem Drogenmilieu gelöst und noch am Tatort drei Leute verhaftet. Nur ich und ein fünfundzwanzigjähriger Verkehrspolizist.
Ich war glücklich. Ich war erfolgreich. Für ein paar Tage war ich sogar berühmt.
Am nächsten Morgen war der Name Luc Moncrief über alle Zeitungen und das Internet verteilt. Die grobe Übersetzung der Schlagzeile auf der Titelseite der Le Monde lautete:
ÄLTESTE DROGENGANG VON PIGALLE ZERSCHLAGEN VON JÜNGSTEM PARISER DETECTIVE LUC MONCRIEF
Die Unterüberschrift dazu hieß:
Pariser Mädchenschwarm zieht Pigalle-Drogenbosse an Land
Die Paparazzi waren schon immer irgendwie interessiert daran gewesen, mit wem ich mich verabredete; nach dieser Sache waren sie besessen davon. Clubbesitzer überraschten meinen Tisch mit Gratisflaschen Perrier-Jouët-Champagner. Selbst mein Vater, der Vorsitzende eines gigantischen Pharmakonzerns, hat mir eines seiner seltenen Komplimente gemacht: „Sehr gute Arbeit … für einen Playboy. Jetzt hoffe ich, dass du dich mit dieser ‚Detective-Sache‘ ausgetobt hast."
Ich sagte ihm danke schön, aber nicht, dass „diese Detective-Sache" noch lange nicht vorbei war. Oder wie sehr ich seine eigentlich viel zu großzügigen monatlichen Unterhaltszahlungen genoss.
Als mein capitaine supérieur also verkündete, dass das NYPD einen ihrer Kunstfälschungs-Detectives für einige Monate gegen einen unserer Pariser Detectives aus dem Drogendezernat tauschen wollte, meldete ich mich sofort. Aus meiner Sicht war das eine hervorragende Möglichkeit, wieder Kontakt zu meiner ehemaligen Geliebten aufzunehmen, Dalia Boaz. Und aus der Sicht meines Pariser lieutenant war das eine hervorragende Möglichkeit, meine instinktgetriebene Herangehensweise an die Ermittlungsarbeit um ein wenig dringend benötigte Disziplin und Erfahrung zu ergänzen.
Und hier bin ich nun. In der Madison Avenue. Meine Augen brennen vom Schweiß. Ich kann tatsächlich fühlen, wie der Schweiß schmatzend in meinen Schuhen steht.
Detective Martinez bleibt vollständig auf das Straßenbild fokussiert. Aber bei Gott, ich brauche ein wenig Kaffee, etwas Luft. Ich beginne zu sprechen.
„Hör mal. Wenn ich nur eine Minute raus könnte, um zu …"
Als ich den Satz gerade beenden will, fahren zwei Vans – einer schwarz, einer rot – in die Garage direkt neben Taylor Antiquities.
Unsere Handys vibrieren automatisch mit einem lauten, sirenenhaften Ton. Die Türen der zivilen Polizeifahrzeuge beginnen sich zu öffnen.
Als Maria und ich auf die Straße treten, antwortet sie: „Sieht aus, als ob unsere Beweise endlich