Blutige Juwelen
Von James Patterson
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Über dieses E-Book
Drei Diebe, ein Plan: Der perfekte Diamantenraub. Monatelang haben sie einen Juwelier observiert und sind nun bereit, zuzuschlagen. Doch nicht nur sie sind hinter den Edelsteinen her, eine konkurrierende Bande versucht, ihnen die Beute streitig zu machen! Jetzt werden sie nicht nur von der Polizei gejagt - und es steht weit mehr auf dem Spiel als die Diamanten …
James Patterson
James Patterson is the CEO of J. Walter Thompson, an advertising agency in New York. He has written several successful fiction and nonfiction books, including The New York Times best seller The Day America Told the Truth.
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Buchvorschau
Blutige Juwelen - Rainer Nolden
James Patterson
& Rees Jones
Blutige Juwelen
Aus dem Englischen von
Rainer Nolden
PrintPrintIMPRESSUM
BookShots erscheinen in der HarperCollins Germany GmbH,
Valentinskamp 24, 20354 Hamburg
The BookShots Name and logo are a trademark of JBP Business, LLC.
Copyright © 2017 by HarperCollins Germany GmbH
Deutsche Erstveröffentlichung
Titel der englischen Originalausgabe:
Heist
Copyright © James Patterson, 2016
Erschienen bei: BookShots, London,
part of the Penguin Random House Group.
James Patterson has asserted his right to be identified as the author of this Work.
Redaktion: Maya Gause
Umschlaggestaltung: HarperCollins Germany / Birgit Tonn
Umschlagmotiv: Jeffrey Hamilton, lomography / GettyImages
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783959677127
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Alle handelnden Personen in dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.
1. KAPITEL
Hektisch trommelte der Dieb mit seinen behandschuhten Fingern auf das Steuerrad. Dabei huschte der Blick des jungen Mannes nervös hin und her.
„Du tust es schon wieder", beklagte sich die Frau neben ihm und fuhr sich gereizt mit der Hand durchs Gesicht.
Der Dieb drehte sich in seinem Sitz um und funkelte sie wütend an.
Er wusste, dass sie seinem Blick ausweichen würde. Das tat sie immer, obwohl sie fünf Jahre älter war als er und ihn ständig herumzukommandieren versuchte, als hätte sie irgendein Recht dazu.
„Was tue ich?" Obwohl er zu lächeln versuchte, hatte er einen feindseligen Ausdruck in seinem hübschen Gesicht.
Die Frau blieb die Antwort schuldig. Stattdessen rieb sie sich erneut die müden Augen. Sie hieß Charlotte Taylor, und vor lauter Anspannung hatte sie in der Nacht zuvor kein Auge zugetan. Stattdessen hatte sie hellwach im Bett gelegen und an diesen besonderen Tag gedacht. Und darüber nachgegrübelt, wie sehr der Mann, den sie liebte, zu leiden hätte, wenn ihr Plan schiefging.
Nun versuchte Charlotte doch, den Blick des Mannes neben ihr zu erheischen. Trotzdem brachte sie es nicht über sich, ihm direkt in die Augen zu sehen. Denn in ihnen erblickte sie die Vergangenheit.
Und was sah er, wenn er sie betrachtete? Ein ehemals hübsches Mädchen, das gezeichnet war von Stress und Sorge? Dass sie, die dreißig Jahre alt war, die Schultern hängen ließ wie eine Frau von sechzig? Charlotte wollte diesen kritischen Blick nicht auf sich spüren. Nicht dieses unerträgliche Mitleid spüren von ihrer Familie und ihren Freunden, das sie seit neun Jahren so sehr belastete.
„Es ist okay, wenn du Schiss hast", provozierte sie den Dieb. Seine Aggressivität würde sie von ihren quälenden Gedanken ablenken.
„Schiss? Ich bin bloß aufgeregt", verteidigte sich der junge Mann.
Und das war er wirklich.
Heute war der Tag der Tage. Heute war der Tag, an dem sich das jahrelange Diskutieren, die monatelangen Planungen und das wochenlange Training endlich auszahlen würden.
Das Leben würde sich grundlegend ändern – und zwar hier und jetzt.
„Ich bin aufgeregt", wiederholte der Dieb – dieses Mal mit einem Grinsen.
Er hieß Alex Scowcroft, war arbeitslos, fünfundzwanzig Jahre alt und kam von der Küste im verarmten Nordwesten Englands. An diesem Tag war er allerdings ganz weit von seinem Heimatort entfernt. Den gemieteten weißen Van hatte er unter einem strahlend blauen Oktoberhimmel in Hatton Garden geparkt, der Straße, in der das Herz des Londoner Diamantenhandels schlug.
Charlotte war nicht aufgeregt. Vielmehr war ihr speiübel. Sie hatte noch nie das Gesetz übertreten – jedenfalls nicht nennenswert –, und beim Gedanken daran, festgenommen und verurteilt zu werden, drehte sich ihr der Magen um. Andererseits war die Vorstellung, dass es nicht klappen könnte, um vieles schlimmer.
Wie immer, wenn sie Trost suchte, zog Charlotte einen blauen Umschlag aus der Innentasche ihrer abgewetzten Lederjacke. Der Brief war übersät mit fettigen Fingerabdrücken, und Tränen hatten die Tinte verschmiert. Das blaue Papier stammte aus Armeebeständen; es wurde an Soldaten verteilt, damit sie an ihre Liebsten schreiben konnten.
Wie immer, wenn sie die verblassten Buchstaben ansah, hoffte sie, Kraft aus den Worten schöpfen zu können.
Als Scowcroft den „Blauen sah, wurde er auf einmal ganz still. „Ist das …?
„Sein letzter."
„Mir hat er nie einen Brief geschrieben, sagte Scowcroft wehmütig lächelnd. „Er wusste, dass ich ihm nicht antworten konnte.
Charlotte faltete den Brief zusammen und steckte ihn zurück in die Tasche, die ihrem Herzen am nächsten war.
„Du bist sein Bruder, Alex. Ihr beide braucht euch keine Briefe zu schreiben, um zu wissen, was ihr füreinander empfindet."
Die Aufrichtigkeit ihrer Bemerkung verursachte ihm Unbehagen. Deshalb nickte Scowcroft nur heftig, ehe er wieder aus dem Fenster schaute. Erleichtert atmete er auf, als er den Mann näher kommen sah.
„Baz ist zurück."
Matthew Barrett, ausgemergeltes Gesicht, knochiger Schädel und klapperdürr, kletterte durch die Seitentür in den Van und zwängte sein dünnes Gestell in die Lücke zwischen Charlotte und Scowcroft.
„Alles genauso wie an den anderen Tagen, verkündete er den beiden mit einer Stimme, die vom Rauchen billigster Zigaretten ganz heiser war. „Die Läden öffnen gerade. Kein Anzeichen von mehr Sicherheitsleuten. Wenn er sich auch heute an seine Routine hält, sollte unser Mann in zehn Minuten auftauchen.
Erwartungsvoll ließ Scowcroft die Luft aus seinen Lungen entweichen. „Zieh deine Klamotten an."
Barrett rutschte nach hinten und tauschte seine Alltagskluft, die er zum Ausspionieren angelegt hatte, gegen Springerstiefel und Motorradjacke – die gleichen Sachen, die seine Komplizen trugen. Zum Schluss drückte er sich eine Baseballkappe auf den Kopf und zog sich die schwarze Maske übers Gesicht, um nicht erkannt zu werden. Mit einem Blick in den Rückspiegel sprach er seine Gedanken laut aus: „Die wissen Bescheid, sobald wir auf der Bildfläche erscheinen. Wir versuchen es gar nicht erst mit Zurückhaltung. Maximale Gewalt. Wir greifen an. Wir versetzen sie in Angst und Schrecken. Und dann verschwinden wir."
„Ich kenne den Plan", knurrte Scowcroft.
„Ich weiß, dass du ihn kennst, Kumpel, entgegnete Barrett mit der Geduld eines Lehrers. „Aber es ist wichtig, ihn immer und immer wieder durchzugehen. Fünf Minuten
, schloss er mit einem Blick auf die Uhr am Armaturenbrett.
Scowcroft startete den Motor, und vier Minuten vergingen, in denen nur die Geräusche des Dieselmotors zu hören war. Schließlich unterbrach Charlotte das Schweigen.
„Wenn sie mich erwischen, aber ihr zwei das durchziehen könnt, möchte ich nicht, dass Tony mich im Gefängnis besucht. Ich will nicht, dass er mich so sieht."
Barrett legte ihr eine behandschuhte Hand auf die Schulter. „Seit wann sagt irgendwer Tony, was er zu tun hat? Er liebt dich, Charlotte, und wenn er demnächst wieder auf dem Damm ist, würde er dir auf den Mars nachreisen, wenn es sein müsste."
Seine Worte beruhigten Charlotte ein wenig, und sie rollte sich die Wollmütze übers Gesicht. Entschlossen blitzten ihre Augen durch die Sehschlitze.
„Also dann – auf Tony!"
„Auf Tony", echoten die beiden Männer. Ihre Stimmen bebten vor Entschlossenheit und Zuneigung.
Erneut schaute Barrett auf das Armaturenbrett. „Die fünf Minuten sind vorbei."
Auf dem Fahrersitz begann Scowcroft erneut, mit den Fingern auf das Lenkrad zu trommeln.
„Er ist hier", verkündete er, legte den Gang ein und fädelte sich in den träge dahinfließenden Verkehr an diesem späten Freitagvormittag ein.
Ein paar Fußgänger, die zum größten Teil nur die Auslagen in den Schaufenstern betrachteten, schlenderten über das Pflaster, aber Scowcrofts Blick ruhte ausschließlich auf einem bulligen Skinhead, der aussah, als hätte man ihn aus einer Gefängniszelle geholt und in Klamotten von Armani gesteckt. Doch Scowcroft konzentrierte sich auf den Gegenstand, den der Mann in der Hand hielt – eine Reisetasche aus Leder. Eine lederne Reisetasche, die das Leben der drei vollkommen verändern würde.
Der Hüne schritt gemächlich, aber zielstrebig vorwärts. Scowcroft verlangsamte die Geschwindigkeit des Lieferwagens auf Schritttempo und rollte nahe an die Bordsteinkante heran.
Der Moment war gekommen.
„Los!", schrie er. Seine Stimme überschlug sich