Alle Nächte wieder
Von Shannon Stacey
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Über dieses E-Book
Plopp! Die Mikrowelle gibt ihren Geist auf. Doch damit nicht genug - der Fön geht nur an, wenn das Licht im Bad aus ist. Chloe kriegt fast einen Anfall: So hat sie sich das Housesitting für ihre über Weihnachten verreisten Eltern nicht vorgestellt! Gefrustet bestellt sie einen Fachmann, der die Dinge wieder in Ordnung bringen soll. Und staunt nicht schlecht als der Handwerker vor ihrer Tür steht - ein Wahnsinnstyp, der genug Sex-Appeal versprüht, um in der ganzen Stadt die Festbeleuchtung zu entzünden …
Shannon Stacey
Mit ihrem Mann und zwei Söhnen lebt die Bestsellerautorin Shannon Stacey in New England, das für seinen farbenprächtigen Indian Summer bekannt ist, aber auch für sehr kalte Winter. Dann macht sie es sich gerne zu Hause gemütlich. Leider weigern sich Shannons Katzen hartnäckig, auf ihrem Schoß als Wärmflasche zu dienen, während sie schreibt.
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Buchvorschau
Alle Nächte wieder - Shannon Stacey
1. KAPITEL
Das Haus zu hüten, in dem sie aufgewachsen war, schien eine feine Sache zu sein – bis zu dem Moment, in dem die Mikrowelle explodierte und alle Lichter ausgingen.
Nun gut, richtig explodiert war die Mikrowelle nicht. Sie machte einfach plopp und gab ihren Geist auf. Und es waren auch nicht schlagartig alle Lichter ausgegangen, aber Chloe Burkes Vertrauen in die Steckdosen der elterlichen Küche war so gründlich erschüttert, dass sie es nicht riskieren wollte, einer davon ihren Laptop anzuvertrauen. Draußen war es zwar noch hell, doch Anfang Dezember in Maine setzte die Dämmerung früh ein und es wurde rasch dunkel. Also bewaffnete sie sich mit einer Taschenlampe, ehe sie sich in den Keller hinabwagte, um nach dem Sicherungskasten zu schauen.
Dort fand sie anstelle säuberlich aufgereihter Sicherungsschalter eine Anzahl altertümlich aussehender runder Dinger, die in Schraubfassungen steckten. Da Chloe nicht auf Elektrotechnik, sondern auf das Entwerfen von Webseiten spezialisiert war, schien es ihr nicht ratsam, ihre Finger in derart fragwürdige Installationen zu stecken. Es war Zeit, einen Fachmann zu rufen.
Das Telefonbuch fand sie in der Küchenschublade, in der die Telefonbücher schon lagen, solange sie sich erinnern konnte. Hinten an die Umschlagseite war wie eh und je eine handgeschriebene Liste mit den wichtigsten persönlichen Rufnummern ihrer Eltern geheftet. Weil das Papier nicht vergilbt war und nicht bei der ersten Berührung auseinanderfiel, schöpfte Chloe die Hoffnung, es mit einigermaßen aktuellen Nummern zu tun zu haben. Ihre Eltern waren beide bereits über achtzig und besaßen noch eines jener altmodischen Schnurtelefone, die von keiner Stromversorgung abhängig waren. Das kam ihr nun entgegen, denn der Akku ihres Handys war nahezu leer.
Die Daten der Firma, an die sich ihre Eltern sonst für dergleichen Reparaturen immer gewandt hatten, wie sie sich erinnerte, waren ausgestrichen. Ein neuer Eintrag stand darüber, Quinn Electric, daneben hingequetscht eine Telefonnummer. Irgendwie meinte sie, diesen Namen schon gehört zu haben, konnte ihn jedoch nicht unterbringen. Vielleicht ein Bekannter ihres Vaters. Es war wahrscheinlich längst Geschäftsschluss, dennoch versuchte sie es. Und siehe da, nach dem zweiten Klingeln wurde abgehoben.
„Quinn Electric."
Eine unglaublich sexy klingende männliche Stimme. Also sicherlich keiner von Dads Kumpeln aus dem Veteranenverein.
„Hi, meldete sich Chloe, „ich weiß, es ist schon spät, aber ich habe ein Problem mit der Elektrik. Ich habe die Mikrowelle anstellen wollen, da gingen plötzlich alle Lichter aus.
„Das klingt allerdings nach einem Problem mit der Elektrik."
Zum attraktiven ersten Eindruck dieser Stimme gesellten sich weitere, die ebenfalls nicht unangenehm waren. Chloe hörte Wärme und einen gewissen Sinn für Humor heraus. Unbewusst begann sie, wie ein Teenager verträumt die Telefonschnur um einen ihrer Finger zu wickeln. „Der Heizungskessel funktioniert noch. Ein richtiger Notfall ist das also im Moment nicht, glaube ich, doch …"
„Wo wohnen Sie denn?"
„Genau genommen ist es das Haus meiner Eltern." Sie gab dem Mann die Adresse und hoffte das Beste. Auch wenn es nicht wirklich ein Drama wäre, war sie nicht begeistert von dem Gedanken, den Abend und die Nacht im Finstern zu verbringen. Ihr Gesprächspartner lachte leise. Ein schönes, tiefes Lachen. Chloe hatte das Gefühl, als setzten sich dessen Schwingungen durch den Telefonhörer bis in ihren Körper fort.
„Sie müssen Chloe sein. Sind John und Anna endlich auf ihrem Schiff, sodass Sie in Ruhe in ihr Haus einbrechen konnten?"
Kleinstädte sind ein Fluch, sinnierte sie. „Ja, sie sind auf See. Ich habe im Sicherungskasten nachgesehen und keine Sicherungen gefunden. Jedenfalls nichts in der Art, womit ich etwas anfangen könnte."
„Ich habe schon früher versucht, Ihren alten Herrn davon zu überzeugen, sich von der altersschwachen Anlage zu trennen und eine leistungsfähigere einbauen zu lassen, aber er ist … nun …"
„Zu geizig?"
„Ich hätte sparsam gesagt."
„Ich bin nicht so sparsam. Könnten wir also einen Termin vereinbaren und Sie kommen und schauen sich diese Sicherungen an, oder was auch immer, damit ich wenigstens wieder Licht im Haus habe?"
„Ich bin gerade bei den Fosters fertig und kann in zehn Minuten bei Ihnen sein."
„Wunderbar. Ein unschlagbarer Service."
„Die Zufriedenheit meiner Kunden geht mir über alles."
Vielleicht bildete sie es sich nur ein, allerdings erschien es ihr so, als hätte seine Stimme plötzlich ein noch tieferes Timbre bekommen, das akustische Gegenstück zum Schlafzimmerblick.
Vollkommen albern, dachte sie kopfschüttelnd, nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte. Dieser Mensch kannte sie nicht und sie konnte sich auch nicht vorstellen, dass es besonders förderlich fürs Geschäft war, potenzielle Kunden anzubaggern. Außerdem, bei dem Glück, das sie immer hatte, entsprach der Mann bestimmt nicht den Erwartungen, die seine Stimme am Telefon weckte. Vermutlich hatte er einen Bierbauch und man sah eine üppig behaarte Klempnerfalte, sobald er sich bückte.
Während sie auf ihn wartete, brachte sie ihr restliches Gepäck herein und ließ es im Wohnzimmer stehen. Die Tasche mit dem Laptop ließ sie auf dem Esstisch. Falls er sie als seine neue Kundin wirklich zufriedenstellen wollte, müsste er ein paar Steckdosen testen und eine finden, an der ihr Computer nicht verbrutzelte.
Als sie den Kaffee in den Ausguss schüttete, den sie für die Fahrt mitgenommen hatte und den sie in der Mikrowelle hatte warm machen wollen, entdeckte sie gleich neben der Spüle einen Zettel mit einer Notiz. Es war inzwischen in der Küche so dunkel geworden, dass sie die Taschenlampe brauchte, um sie lesen zu können.
Hi, Liebling,
das Haus ist ein bisschen in die Jahre gekommen und hat bessere Tage gesehen, deshalb gibt es ein paar Dinge, auf die Du achten solltest. Wenn das Deckenlicht in der Küche brennt, darfst Du die Mikrowelle nicht einschalten. Bei der hinteren Veranda ist die zweite Stufe auf der linken Seite morsch. Nicht drauftreten. Den Wäschetrockner kann man gar nicht mehr benutzen. Dein Vater wollte sich zwar um die Steckdose dort kümmern, ist allerdings noch nicht dazu gekommen. Damit nichts passiert, hat dein Dad die Luke des Trockners mit Klebeband verschlossen.
Wir sehen uns dann am Heiligabend.
In Liebe, Mom.
PS: Den Föhn kannst Du auch nur anmachen, solange die Beleuchtung im Bad aus ist, aber wenn Du die Tür offen lässt, dringt genug Licht vom Flur hinein.
Großartige Aussichten. Drei Wochen, in denen es Tage dauern würde, bis die Wäsche trocken war, drei Wochen ohne Mikrowelle und drei Wochen lang Haare föhnen bei Schummerlicht.
Kein Wort darüber, dass ihnen ihr eigenes Haus inzwischen langsam unter den Händen zusammenbrach, während ihre Eltern sie regelmäßig in ihrer hübschen Bostoner Eigentumswohnung besucht und im Gästezimmer gewohnt hatten.
Nicht gerade ein vielversprechender Start