Kein Pardon für schlechte Brüder: Die junge Gräfin 14 – Adelsroman
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Die junge Gräfin ist eine Familiensaga, die ihresgleichen sucht. Die junge Gräfin ist eine weit herausragende Figur, ein überzeugender, zum Leben erwachender Charakter – einfach liebenswert.
Sie hatte es sich geradezu verzweifelt gewünscht, alles unternommen, um Kontakt zu ihren Bruder Ingo zu bekommen …, vergebens. Ingo wollte mit der Familie nichts zu tun haben, tat alles, um den Waldenburgs zu schaden und bemühte fortwährend seine Rechtsanwälte. Und nun? Und nun rief er einfach an und sagte, er müsse mit ihr reden. Dabei war doch gerade erst jetzt wieder Post von seinen Anwälten gekommen. Alexandra freute sich. Sie liebte ihren Bruder, und der Krach mit ihm tat ihr weh. Ja, ein Aber gab es, eine innere Stimme, die ihr sagte, dass ihre Freude vermutlich nicht von langer Dauer sein würde. Aber diese Stimme ignorierte sie einfach. »Ingo …, Ingo …, ich glaube es einfach nicht«, rief sie, doch seine Antwort ließ sie bereits unsanft auf dem Boden der Tatsachen aufschlagen. »Ist ja schon gut, mach mal halblang, ich bin es, und ich muss mit dir reden.« Alexandra schluckte. Sie hätte eine andere Antwort erwartet und auch etwas mehr Verbindlichkeit in seiner Stimme. Doch sie wollte jetzt nicht kleinlich sein, jedes Wort auf die Goldwaage legen. Zwischen ihnen hatte eine lange Eiszeit geherrscht, bestimmt wusste Ingo auch nicht so recht, wie er sich verhalten sollte und versuchte es auf eine schnodderige Art, Gefühle zu übertünchen. »Jederzeit, gern, wo bist du?«, erkundigte sie sich. »Ingo, ich freue mich ja so sehr, über den Anruf, deine Stimme zu hören …, jetzt wird alles gut, und das freut nicht nur mich. Es wird unsere Eltern glücklich machen, ganz besonders Mama, die so schrecklich unter dem Zerwürfnis leidet.«
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Kein Pardon für schlechte Brüder - Michaela Dornberg
Leseprobe:
Ein Lord für alle Fälle
LeseprobeLord Cameron liebte die frühen ruhigen Morgenstunden. Schon als Kind war er ein Frühaufsteher gewesen. Damals war er auf seinem Pony durch das Gelände geritten. Sein Großvater Shane MacGregor hatte ihn immer begleitet. Da er wieder in Irland weilte, nahm Lord Cameron diese Gewohnheit wieder auf. Er hoffte, dass in einigen Jahren sein Enkel oder seine Enkelin ihn begleiten würden. Wenn der Lord daran dachte, atmete er immer tief durch. Der Gedanke gab ihm Hoffnung und Stärke, obwohl es mit seiner Gesundheit nicht zum Besten stand. Er hatte sich dazu durchgerungen, sich einer Stammzellentherapie zu unterziehen. Seine Tochter Florence und ihr Halbbruder David hatten sich testen lassen, ob sie geeignete Spender wären. Vielleicht würde sich dabei herausstellen, dass David sein Sohn war und damit Florences Bruder. Aber die Verwandtschaftsverhältnisse waren nebensächlich. Für Cameron zählte nur, dass er eine Chance hätte, wieder gesund zu werden, und noch viele glückliche Jahre mit seiner unehelichen Tochter verbringen könnte. Seit sie bei ihm auf MacGregor Manor lebte, stellten sie jeden Tag mehr fest, wie ähnlich sie sich waren. Der frische feuchte Morgenwind wehte ihm ins Gesicht, als er den Weg am Waldrand entlangritt. Von weitem sah er einen Reiter. Er erkannte ihn sofort. Es war Quinn Walsh, sein alter Verwalter, der am Tag zuvor mit seiner Frau Kathy aus dem Ruhestand nach Culraid zurückgekommen war. Sie ritten aufeinander zu, hielten die Pferde an und stiegen ab. »Noch kühl«
Die junge Gräfin
– 14 –
Kein Pardon für schlechte Brüder
Du bist unmöglich, Ingo!
Michaela Dornberg
Sie hatte es sich geradezu verzweifelt gewünscht, alles unternommen, um Kontakt zu ihren Bruder Ingo zu bekommen …, vergebens.
Ingo wollte mit der Familie nichts zu tun haben, tat alles, um den Waldenburgs zu schaden und bemühte fortwährend seine Rechtsanwälte.
Und nun?
Und nun rief er einfach an und sagte, er müsse mit ihr reden. Dabei war doch gerade erst jetzt wieder Post von seinen Anwälten gekommen.
Alexandra freute sich. Sie liebte ihren Bruder, und der Krach mit ihm tat ihr weh.
Aber…
Ja, ein Aber gab es, eine innere Stimme, die ihr sagte, dass ihre Freude vermutlich nicht von langer Dauer sein würde. Aber diese Stimme ignorierte sie einfach.
»Ingo …, Ingo …, ich glaube es einfach nicht«, rief sie, doch seine Antwort ließ sie bereits unsanft auf dem Boden der Tatsachen aufschlagen.
»Ist ja schon gut, mach mal halblang, ich bin es, und ich muss mit dir reden.«
Alexandra schluckte. Sie hätte eine andere Antwort erwartet und auch etwas mehr Verbindlichkeit in seiner Stimme. Doch sie wollte jetzt nicht kleinlich sein, jedes Wort auf die Goldwaage legen. Zwischen ihnen hatte eine lange Eiszeit geherrscht, bestimmt wusste Ingo auch nicht so recht, wie er sich verhalten sollte und versuchte es auf eine schnodderige Art, Gefühle zu übertünchen.
»Jederzeit, gern, wo bist du?«, erkundigte sie sich. »Ingo, ich freue mich ja so sehr, über den Anruf, deine Stimme zu hören …, jetzt wird alles gut, und das freut nicht nur mich. Es wird unsere Eltern glücklich machen, ganz besonders Mama, die so schrecklich unter dem Zerwürfnis leidet.«
»Ich bin ganz in der Nähe«, er ging auf ihre Worte nicht ein. »Kannst du zur Autoraststätte Niederforst kommen? Ich warte dort auf dich.«
Warum kam er nicht nach Waldenburg?
Warum wollte er sie in der Unverbindlichkeit einer Autobahnraststätte treffen? Gerade Niederforst war schrecklich unpersönlich.
»Ingo, ich …«
Er ließ sie überhaupt nicht zu Wort kommen.
»Kannst du sofort losfahren?«, wollte er wissen. »Ich hab nicht viel Zeit.«
Er versuchte forsch und autoritär zu klingen, doch da war etwas in seiner Stimme, was Alexandra irritierte. Vielleicht war es verrückt, aber sie hörte Angst, Gehetztheit daraus.
»Ich fahre sofort los, Ingo«, versprach sie.
Sie wollte jetzt nichts tun, was ihn verärgern könnte, sie wollte ihn einfach nur wiedersehen, und dass er den ersten Schritt getan hatte, war ganz wunderbar. Sie würde ihm schon klarmachen, dass sie nicht mehr sauer auf ihn war, dass sie ihm verzeihen wollte, wie unmöglich er sich auch verhalten hatte.
»Ingo, ich …«
Sie brauchte nichts mehr zu sagen, er hatte einfach das Gespräch beendet.
Er hätte sich zumindest bedanken können, dachte sie ein wenig ungehalten.
Wenn er etwas von ihr wollte, hätte er auch nach Waldenburg kommen können. Aber … vielleicht hatte er doch so etwas wie Skrupel, weil sein letzter Auftritt im Schloss nicht gerade gentleman-like gewesen war, sein ganzes Verhalten in der letzten Zeit nicht.
Welch ein Glück, dass er jetzt offenbar zur Besinnung kam und den Weg zur Familie über sie suchte.
Ihre Gedanken überschlugen sich, kehrten zurück in die Vergangenheit, zurück bis zu dem Tag, an dem die Welt der Waldenburgs sich verändert hatte. Bis zum sechzigsten Geburtstag ihres Vaters, der so wundervoll, so harmonisch und glücklich begonnen hatte. Doch dann war ein Paukenschlag nach dem anderen gekommen.
Benno von Waldenburg hatte sie, seine jüngste Tochter, zu seiner Nachfolgerin bestimmt, nicht Ingo, den Erstgeborenen.
Dann war ans Tageslicht gekommen, dass Ingo nicht im Traum daran gedacht hatte, die Tradition des alten Grafengeschlechts fortzusetzen, sondern dass sein Sinnen und Trachten einzig und allein darauf gerichtet gewesen wer, alles zu verkaufen, zu Geld zu machen.
Und nicht genug, in dieser Nacht war auch noch ein sorgsam gehütetes Geheimnis gelüftet worden, das nicht nur ihr den Boden unter den Füßen weggezogen hatte … Ingo war gar kein echter Waldenburg. Elisabeth war mit ihm schwanger gewesen, als sie und Benno zueinander gefunden hatten.
Danach war nichts mehr so wie es gewesen war, es war eine Lawine ins Rollen gekommen, die alles in den Abgrund gezogen hätte, wenn die Waldenburgs nicht so stark wären und fest zusammengehalten hätten.
Alexandra machte sich nicht die Mühe, sich ein wenig herzurichten. Ja, sie schaute nicht einmal in den Spiegel. Aber warum auch hätte sie es tun sollen?
Sie ging zu keinem Schönheitswettbewerb und wollte auch nicht irgendeinen Mann beeindrucken, sondern sie wollte ihren Bruder sehen, Halbbruder, genauer gesagt. Aber das spielte für sie überhaupt keine Rolle. Sie liebte Ingo als ihren großen Bruder nach wie vor, und wenn er jetzt einlenken würde, dann war sie bereit, alles zu vergessen, was er ihnen angetan hatte, und das war nicht wenig. Sabrina hatte mit Ingo abgeschlossen, und dabei war sie es gewesen, die Ingo ganz besonders vergöttert hatte. Nun, vielleicht war das auch der Grund, warum sie jetzt nichts mehr von ihm wissen wollte. Er hatte sie zu sehr enttäuscht, und sein Absturz vom Sockel war wohl für sie zu schmerzlich gewesen.
Welch ein Glück, dass sie wieder einmal zu bequem gewesen war, ihren schweren Geländewagen ordentlich in der Remise abzustellen. Das ersparte ihr jetzt den Weg über den Schlosshof, was allerdings auch kein Beinbruch gewesen wäre.
Sie lief zu ihrem Auto, stieg ein und fuhr zügig los.
Was mochte Ingo von ihr wollen?
Warum wollte er mit ihr reden?
Weil er eingesehen hatte, dass sein Verhalten ungebührlich gewesen war? Oder hatte er begriffen, dass es besser war, einen Vater wie Benno von Waldenburg zu haben, der aufrichtig, ehrenhaft und zu ihm immer liebevoll gewesen war, als einen leiblichen Vater wie Wolf von Dommeln, der zwar auch aus einer alten, erstklassigen Adelsfamilie stammte, aber leider das schwarze Schaf war. Mit einem Vater, der ein Zocker war, sein gesamtes Vermögen durchgebracht hatte und nun