Die königlich sächsische Intendanz: Büros Generalstäbe und Intendant, Feld-Proviant-Amt, Feld-Kriegs-Kasse; Feld-Post, Kommissariats-Fuhrwesen
Von Jörg Titze
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Über dieses E-Book
Jörg Titze
Baujahr 1961, diplomierter Elektrotechniker. Beschäftigung mit Zinnfiguren seit 1976, Mitglied des Vereins ´´Zinnfigurenfreunde Leipzig´´ und der Zinnfigurengruppe ´´Frundsberg´´, dabei u.a. Mitwirkung am Großdiorama ´´Völkerschlacht bei Leipzig 18.10.1813, südliches Schlachtfeld´´ (Torhaus Leipzig-Dölitz) , ´´Sächsische reitende Artillerie 1812/13´´ (Militärhistorisches Museum Wolkenstein) und "Angriff der sächsischen Kürassierbrigade am 07.09.1812 bei Semenowskoje" (Militärhistorisches Museum der Bundeswehr Dresden). Mitglied in verschiedenen Darstellungsgruppen der Napoleonischen Epoche (experimentelle Archäologie) seit 1980, seit 1989 in der Gruppe ´´kgl. sächs. I.Regiment leichter Infanterie / Regiment Churfürst Infanterie´´. Seit 1987 Herausgabe von Heften zu verschiedenen Militärthemen und speziell der sächsischen Armee.
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Rezensionen für Die königlich sächsische Intendanz
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Die königlich sächsische Intendanz - Jörg Titze
12.07.1813
1. Einleitung
Die Herren Cerrini und Exner, als Autoren der beiden wohl wichtigsten Werke zur sächsischen Armee in den Feldzügen von 1812 und 1813, halten sich mit Angaben zu den Versorgungs- und Administrationseinheiten des mobilen Korps stark bedeckt.
Herr Cerrini gibt als Intendanten den OSL v.Ryssel an, ohne die Branchen im Einzelnen zu nennen. Herr Exner ist da mit der Angabe „…Intendanz mit Verpflegungswesen 3 Offiziere, 548 Mann (einschl. des Sanitätspersonals und einer Bäckereiabtheil. von 60 Mann)…" lediglich etwas detaillierter.
Das grundsätzliche Problem von Versorgungseinheiten war und ist, dass sie nur dann wahrgenommen werden, wenn an bestimmten Dingen – am offensichtlichsten Nahrung und Kleidung – Mangel eintritt bzw. einzutreten droht. Das die Intendanz mit den zugehörigen Branchen (Büros der Generalstäbe und der Intendanz, Feld-Proviant-Amt, Haupt-Verpflegungs-Park, Lazarett-Fuhrwesen, Regiments-Fuhrwesen, Feld-Post, Feld-Kriegs-Kasse und, ab 1813, Haupt-Bekleidungs- und –Bewaffnungs-Depot) aber größtenteils und unter meist widrigen Umständen die Versorgung der Truppen sichergestellt hat, wird als „gegeben" vorausgesetzt. Völlig ausgeblendet wird dabei oft, dass es sich um erst zu Beginn des Feldzuges aufgestellte Verbände und besonders beim Fuhrwesen um solche aus hierzu abgegebenen Unteroffizieren der Kavallerie, Rekruten und vom Lande gestellten Pferden handelt, wo ein Sousleutnant Einheiten befehligt, die man bei der Kavallerie erst einem Major anvertraut hätte und selbst Unteroffiziere größere Kommandos hatten als ein Kavallerie-Offizier. Dazu kam noch, dass bei der Kavallerie sich ein Mann um 1 Pferd, beim Kommissariats-Fuhrwesen ein Mann um 4 Pferde und 1 Wagen zu kümmern hatte.
Hinsichtlich der Versorgung der Truppen ist folgendes zu wissen hilfreich:
Verpflegung: Die Verpflegungsbedürfnisse wurde in der Regel entweder über die Verwaltungsbehörden (z.B. Präfekturen) eines Kreises oder direkt bei den Ortsobrigkeiten ausgeschrieben. Die Lieferungen hatten an bestimmte Punkte zu erfolgen, an denen die Sachen direkt an die Truppen ausgegeben oder aber gelagert wurden (z.B. Magazine) Die direkte Entnahme in den Quartieren versuchte man wegen der negativen Einflüsse auf die Truppendisziplin und die sich daraus ergebende ungleiche Verteilung tunlichst zu vermeiden. Daher wurden auch Requisitionen einzelner Einheiten mehrfach streng untersagt.
Auf die Beschaffung der Verpflegung hatten auch politische (die Truppen standen z.B. bis Juni 1812 im HZM Warschau, waren also praktisch zu Hause), geografische (die Operationsgebiete podlesinische Sümpfen und Wolhynien waren zwei sehr karge Landstriche) und technische (z.B. bis aus einer zu errichtenden ortsfesten Feldbäckerei Brot an die Truppe lieferbar und über welche Entfernung dann zu liefern war) Themen ihren Einfluss.
Ausrüstung: Dinge (z.B. Beimontur wie Hemden, Hosen etc.; Lederzeug; Waffen), die die Truppen benötigten, bestellten die Einheiten (erst direkt, später über die Intendanz) bei ihren Depots in Sachsen. Die Depots beschafften die gewünschten Sachen und sandten diese nach Dresden, von wo aus sie mit den Ergänzungen als Sammeltransport zum mobilen Korps abgingen. Dort angekommen, wurden die Sachen von der Musterinspektion auf Reglementskonformität geprüft und nach Freigabe an die Truppen gegeben. Bei Beanstandungen wurde die Ausgabe zurückgestellt und über das Weitere entschieden (z.B. die Frage der Verrechnung, da die Leibesmontur auf Kosten des Staates und die Beimontur auf Kosten des einzelnen Mannes ging).
Das Verfahren suchte man 1813 mit der Schaffung des Haupt-Feld-Bewaffnungs- und – Bekleidungs-Depots abzukürzen, indem eine gewisse Anzahl an Waffen, Leibes- und Beimontur zentral mitgeführt und ausgegeben und erst danach mit den Truppenteilen verrechnet wurde.
Geld: Die Geldversorgung erfolgte teils in barem Geld, teils in so genannten Kassenbillets (seit 1772 ausgegebenes Papiergeld in den Nennwerten 1, 2, 5, 10, 50 und 100 Talern mit hoher Akzeptanz aufgrund der Solidität des sächs. Staates). Der Anteil der Kassenbillets lag um 10% des Kassenbestandes. Die Feld-Kriegs-Kasse war mit einem 1 – 2monatlichen Geldbedarf versehen, so dass im Laufe des Feldzuges Geld nachgefasst werden musste; meist in Tranchen vom um die 200.000 Taler, die direkt aus Sachsen zugeführt wurden, wobei die Übernahme vermutlich an den Hauptdepotplätzen Wachau, Glogau, Bialystok etc. erfolgte und somit die Feld-Kriegs-Kasse eher selten beim Korps war.
Zur Aktenlage im Hauptstaatsarchiv Dresden ist anzumerken, dass diese durch die Verluste von Intendanzakten im Feldzug von 1813 und durch Weltkriegsverluste schmerzlich lückenhaft ist. Einige Vorgänge lassen sich aus anderen Aktenbeständen rekonstruieren, wie z.B. die gesamte Uniformierung der Intendanz und ihrer Branchen aus den Aktenbeständen zur Infanterie stammt. Erfreulicherweise sind z.B. die Monatslisten des Kommissariats-Fuhrwesens von Februar 1812 – Oktober 1813 komplett erhalten geblieben.
Originalstücke – außer dem in St. Petersburg befindlichen Rock eines Bataillons-Chirurgen mit der Kragenstickerei, die wohl auch bei den Intendanzbeamten Anwendung fand – sind nicht bekannt.
Bedanken möchte ich mich bei den Damen und Herren des Hauptstaatsarchives in Dresden für die wie immer problemlose Bereitstellung der Akten.
Natürlich möchte ich mich auch bei Ihnen, verehrter Leser, dafür bedanken, dass Sie sich zum Kauf dieses Buches entschlossen haben. Insofern Sie Anregungen und Kritiken haben oder mir einfach nur mitteilen wollen, ob Ihnen das Buch gefallen hat, so können Sie mich via email unter sachsen-titze@t-online.de erreichen.
Ihr
Jörg Titze
2. Organisation
2.1 Allgemeines
Die für einen Feldzug aufzustellenden Einheiten waren als kriegsfertige Körper nicht vorhanden. Es gab aber eine Anzahl militärischer und staatlicher Organisationen, die das entsprechende Personal zur Verfügung stellen konnten. Dies waren:
die Büros der Generalstäbe für die Feldbüros der Generalstäbe
die Büros Generalstäbe und der Musterinspektion für die Intendanz
die Musterinspektion
die Bataillons-Chirurgen für die Lazarette und Ambulanzen
die Magazin- und Depot-Bediensteten für das Feldproviantamt
die General-Kriegs-Kasse für die Feld-Kriegs-Kasse
das (Artillerie-) Train-Bataillon und die Kavallerie-Regimenter für das Kommissariats-Fuhrwesen
der Pensionärs- und Wartegeldstand für alle Branchen.
Dazu kamen neben verschiedenen Kommandierten der Regimenter noch im Land ansässige geeignete Subjekte, die bereits Feldzüge mitgemacht hatten und sich nun aus dem Zivilstand erneut bei der Armee bewarben.
2.2 Etat für die Intendanz und die Büros der Generalstäbe vom 19.06.1811
Der Chef des königlichen Generalstabes, Generalmajor von Gersdorf, reichte bei Sr. Majestät dem König am 19.06.1811 den Feldetat zu den bei einer Mobilmachung eines Truppenkorps von 20.000 Mann noch zu errichtenden Intendanz-Institutionen ein.
Der Gesamtbestand dieses Feldetats betrug:
355 Mann (= 1 Intendant, 76 Angestellte und 278 Mann Equipage-Train)
176 Wagen (= 19 Kutschen, 147 Decken- und Bauchwagen, 4 Feldschmieden mit 4 Kohlewagen und 2 Apothekenwagen)
838 Pferde (= 730 Zug- und 108 Reitpferde).
Der Gesamtbestand gliederte sich wie folgt auf:
2.2.1 Büros der Generalstäbe
Büro des kommandierenden Generalleutnants
Hierfür wurden:
sowie zur Fortbringung der Utensilien zwei 4spännige Deckenwagen mit 8 Zugpferden und 2 Knechten¹ ausgewiesen.
Darüber hinaus wurden für den Auditeur und den Feldprediger zusammen eine 2sitzige Chaise mit 2 Zugpferden und 1 Knecht sowie für das übrige Personal je 1 Reitpferd, also insgesamt 8 Reitpferde mit 2 Knechten ausgeworfen.
Büro des Generalstabes der 1sten Division
Ein solches Büro fiel nicht an, da der kommandierende Generalleutnant zugleich auch Kommandeur der 1sten Division war und somit das dort ausgeworfene Büro die Arbeit versah.
Büro des Generalstabes der 2ten Division
Hierfür wurden:
sowie zur Fortbringung der Utensilien ein 4spänniger Deckenwagen mit 4 Zugpferden und 1 Knecht ausgewiesen. Dazu kamen 5 Reitpferde für das Büropersonal und 2 Knechte.
Büros der Generalstäbe der beiden Kavallerie-Divisionen
Jede Kavallerie-Division erhielt 1 Kanzlisten mit 1 Reitpferd sowie zur Fortbringung der Utensilien einen 4spännigen Deckenwagen mit 4 Zugpferden und 1 Knecht.
2.2.2 Büro der General-Intendanz
Der Mobilmachungsplan sah hier vor:
sowie 1 Schirrmeister mit 1 Reitpferd und dazu 2 Deckenwagen mit 8 Zugpferden und 2 Knechten. Es wurden für den Intendanten, den Kanzlei-Direktor und die beiden Sekretäre je eine zweisitzige und für das übrige Personal zwei viersitzige Chaisen mit 14 Zugpferden und 5 Knechten ausgeworfen.
2.2.3 Feld-Kriegs-Kasse
Der Etat hierfür bestand aus:
sowie 1 Schirrmeister mit 1 Reitpferd, dazu 3 sechsspännige Kassenwagen, ein vierspänniger Deckenwagen zur Expedition und einer viersitzigen Chaise für das Kassenpersonal mit insgesamt 26