Oma Ellis Tipps und Rezepte: Geschichten unterm Kirschbaum
Von Michael Dawid
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Über dieses E-Book
So stehen ihre gemeinsam erlebten Geschichten um hilfreiche Tipps für Haushalt und Garten im Zentrum dieses Buchs. Oma Ellis Enkel Michael Dawid, der heute in München lebt, hat sie in der Ich-Form erzählt und mit Illustrationen anreichern lassen. Beim Thema Essen und Trinken hat er Rezepte hinzugefügt, an die er sich aus seiner Kindheit erinnert, und zugleich diese Erinnerungen um seine neuen Erfahrungen als gelernter Koch erweitert.
Die Tipps und Rezepte richten sich an Singles und Eltern, die den kleinen Missgeschicken im Haus und im Garten nicht gleich mit schweren Geschützen - Medikamenten, Chemikalien oder Handwerkern - begegnen wollen.
Geschrieben wurde das Buch insbesondere für Hobby-Köche und -Gärtner beiderlei Geschlechts.
Michael Dawid
Meine Mutter brachte mich im Januar 1983 als Erstgeborenen in dem tausend Jahre alten Städtchen Belzig zur Welt, das heute ein nobles "Bad" vor seinem Namen trägt. Dann nahm sie mich mit nach Hause in das nahe Dorf Bergholz. Hier wuchs ich im Haus meiner Eltern auf, nur eine Straßenbreite entfernt vom Haus meiner geliebten Oma Elli, deren Tipps hier zu finden sind. Zur Schule musste ich mit dem Bus nach Belzig fahren. Niemand, der dieses Buch gelesen hat, wird sich wundern, dass ich Koch werden wollte. Im Jahr 2000 nahm ich also in Brandenburg an der Havel eine Lehrstelle an und bezog meine erste eigene Wohnung. Die italienische Küche lernte ich sieben Wochen lang bei einem Praktikum im umbrischen Spoleto kennen, eine schöne Zeit in einer Landschaft, die so ganz anders ist als Brandenburg. Bei der Bundeswehr habe ich 2004 noch eine Ausbildung zum Feldkoch hinzugefügt - die ich allerdings einmotten musste, als ich kurz darauf für ein Jahr in den Schweizer Kanton Wallis zog, um dort als Hotelkoch zu wirken. 2006 kehrte ich nach Bergholz zurück und führte meinem 76-jährigen Opa den Haushalt. In der Nähe fand ich einen Job als Koch. Zwei Jahre später ließ ich die Heimat dann hinter mir, vermutlich für immer. Vom Flachland ging's in die Berge, von Brandenburg nach Bayern. Meine erste Station war ein mexikanisches Restaurant in Kaufering, die zweite und wohl letzte 2009 schließlich München. Hier habe ich Freunde gefunden, hier fühle ich mich wohl, hier will ich bleiben. Bis 2014 arbeitete ich als Koch in einem Münchner Catering-Unternehmen und seither in einem privaten Haushalt. Die Arbeit lässt mir Freiraum fürs Reisen, für Ausflüge in die Natur, für Begegnungen mit netten Menschen - und für Erinnerungen an Oma Ellis Tipps.
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Buchvorschau
Oma Ellis Tipps und Rezepte - Michael Dawid
Oma Elli
Ohne meine Oma Elli gäbe es mich gar nicht. Weder im biologi-schen Sinne, schließlich ist sie die Mutter meines Vaters. Noch wäre ich der, der ich heute bin. Ohne Sie hätte ich nicht gelernt zu kochen und zu backen, hätte nicht ihren grünen Daumen ge-erbt und auch nicht ihre Geduld und Liebe zur Natur. Sie hat mich geprägt, als ich noch ein kleiner Junge war und meine Zeit am liebsten bei ihr verbrachte.
Sie hatte es nicht immer leicht im Leben. Geboren wurde sie im April 1932 als Elisabeth Anna („Elli") Wincierz in dem winzigen polnischen Dorf Motyl, zu deutsch Schmetterling, nahe dem Städtchen Mokrsko im Landkreis Wielun. Hier erlebte sie als Kind den Zweiten Weltkrieg, die deutsche Besatzung und eine entbehrungsreiche Nachkriegszeit. 1954 heiratete sie meinen Großvater Edmund Dawid. Drei Jahre später siedelte sie mit ihm und meinem damals schon geborenen Vater, mit ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester Irene nach Deutschland aus. Im bran-denburgischen Dorf Bergholz im Hohen Fläming, wo sie bei Bauern Arbeit fand, zog sie mit ihrem Mann drei Söhne groß. Sie erwarben hier ein altes Bauernhaus, für dessen Vorbesitzer meine Oma vor ihrer Arbeit als Melkerin in einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft vier Jahre lang auf dem Feld im Ein-satz war. Es wurde das Elternhaus meines Vaters, und noch heute wohnt mein Lieblingsonkel hier.
Doch die schwere Zeit hat Oma Ellis fröhlichem Gemüt nichts anhaben können. Die braunen Augen blitzten, wenn sie mit ihren kurzen dunkelbraunen Haaren durch Haus und Hof lief. Für sie gab es immer was zu tun. Im Garten zog sie Gemüse, auf den Obstbäumen wuchsen Äpfel und Kirschen, den Hof bevölkerten Schweine, Hühner, Enten, Gänse - später auch Kaninchen -, und alles landete beizeiten im Kochtopf oder in der Backröhre.
Noch heute habe ich ihr fröhliches Pfeifen im Ohr, das immer ertönte, wenn sie in den Keller ging, um Eingemachtes nach oben zu holen. Mit ihrer ansteckend guten Laune hat sie es verstanden, mich für beinahe alles zu begeistern, was sie unternahm. Weil es bei ihr so gut schmeckte, wollte ich kochen wie sie. Weil der Pflaumenkuchen so köstlich war, wollte ich wissen, wie ein Hefeteig gelingt. Geduldig brachte sie mir alles bei, was zum Gelin-gen eines Bratens oder einer süßen Nachspeise gehört. Noch heute nutze ich ihre Rezepte und Alltags-Tipps, die mir auch dabei helfen, etwa einen Schnupfen zu besiegen, Kerzenwachs fle-ckenlos von der Tischdecke zu entfernen oder meine Kaffeema-schine zu entkalken.
Sie hat mir nicht nur das Kochen und Backen beigebracht. Wenn ich heute Freunde bewirte, steht mir immer noch ihre liebevolle Gastfreundschaft vor Augen – und ihr Sinn für angemessene Kleidung. So klein wie sie war – über 160 Zentimeter kam sie nicht hinaus – erinnere ich mich gern an ihre elegante Erschei-nung, wenn sie zu Familienfeiern ihre schönsten Kleider angelegt hatte.
Bis ich im Alter von 17 Jahren Bergholz verließ, habe ich meine Oma