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Auf dem Weg zur Mutter: Die Klinik am See 28 – Arztroman
Auf dem Weg zur Mutter: Die Klinik am See 28 – Arztroman
Auf dem Weg zur Mutter: Die Klinik am See 28 – Arztroman
eBook121 Seiten1 Stunde

Auf dem Weg zur Mutter: Die Klinik am See 28 – Arztroman

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Über dieses E-Book

Die große Arztserie "Die Klinik am See" handelt von einer Frauenklinik. Gerade hier zeigt sich, wie wichtig eine sensible medizinische und vor allem auch seelische Betreuung für die Patientinnen ist, worauf die Leserinnen dieses Genres großen Wert legen.
Britta Winckler ist eine erfahrene Romanschriftstellerin, die in verschiedenen Genres aktiv ist und über hundert Romane veröffentlichte. Die Serie "Die Klinik am See" ist ihr Meisterwerk. Es gelingt der Autorin, mit dieser großen Arztserie die Idee umzusetzen, die ihr gesamtes Schriftstellerleben begleitete.

»Matthias!« rief Therese Obermeier beim Anblick ihres Sohnes erfreut und richtete sich in den Kissen auf, um aber sogleich mit einem tadelnden Unterton die Frage einzuschließen: »Du besuchst mich am hellen Vormittag?Matthias Obermeier quittierte den Vorwurf seiner kranken Mutter mit jenem unbekümmerten Lachen, das seiner positiven Lebenseinstellung entsprach, zumindest wirkte es auf die kranke Großbäuerin so. In Wahrheit aber fühlte er sich todtraurig, seit er wußte, wie gering die Lebenserwartung seiner Mutter wirklich war.»Ich hatte in Auefelden zu tun«, wich er ihrem fragenden Erstaunen darüber aus, daß er als Landwirt tags­über die Arbeit auf dem Hof liegenließ, um sie in der Klinik zu besuchen. Daß ihn in Wirklichkeit die Verzweiflung hertrieb, sie in absehbarer Zeit verlieren und darum jeden gemeinsamen Augenblick nutzen zu müssen, das konnte er ihr nicht sagen, obwohl auch sie um ihren hoffnungslosen Zustand wußte.Vor drei Wochen hatte er sie nach einem ihrer langen arbeitsreichen Tage in die Klinik am See fahren müssen, wo der Chefarzt Dr. Lindau eine sofortige Operation angesetzt hatte. Die befürchtete Diagnose des Arztes hatte sich mit dem Eingriff dann auch bestätigt. Seine Mutter litt unheilbar an einer fortgeschrittenen Krebserkrankung.Und indem er sich jetzt auf ihre Bettkante setzte, schnürte die Angst um sie, welche bereits das Wissen um den Verlust in sich trug, ihm das Herz zusammen. Was war aus der großen kräftigen Frau geworden, welche sie bis vor kurzer Zeit noch gewesen war? Ihr Gesicht, einmal schön und von friedlicher Heiterkeit, war zeitlebens sein Halt gewesen, ihre starke ordnende Hand die eigentliche Kraft des großen Hofes. Jetzt war dieses Gesicht hager, das blonde Haar schien grauer, und die blauen Augen hatten ihren Glanz verloren.»Wie läuft es auf dem Hof?« fragte Therese Obermeier aus ihren Gedanken heraus und sah ihrem Sohn in das wetterbraune Gesicht, in die besorgten blauen Augen, welche trotz des Kummers von freundlicher Ausstrahlung waren. Gern hätte sie ihm über das blonde Haar gestrichen, aber dazu hätte sie sich aufrichten müssen, etwas, was mit Schmerzen verbunden sein würde.»Der erste Heuschnitt kann am Nachmittag eingebracht werden«, gab er etwas automatisch Auskunft.Therese Obermeier wandte den Kopf dem Fenster zu und senkte gleich darauf sekundenlang die Lider vor dem hellen Licht. »Ja, es ist Heuwetter«, sagte sie und glaubte den Geruch trockenen Grases zu atmen.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum19. Juni 2018
ISBN9783740930936
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    Buchvorschau

    Auf dem Weg zur Mutter - Britta Winckler

    Die Klinik am See – 28 – Auf dem Weg zur Mutter

    Die Klinik am See

    – 28–

    Auf dem Weg zur Mutter

    Ein Engel stand am Straßenrand und half ihm in seiner schwersten Zeit

    Britta Winckler

    »Matthias!« rief Therese Obermeier beim Anblick ihres Sohnes erfreut und richtete sich in den Kissen auf, um aber sogleich mit einem tadelnden Unterton die Frage einzuschließen: »Du besuchst mich am hellen Vormittag?«

    Matthias Obermeier quittierte den Vorwurf seiner kranken Mutter mit jenem unbekümmerten Lachen, das seiner positiven Lebenseinstellung entsprach, zumindest wirkte es auf die kranke Großbäuerin so. In Wahrheit aber fühlte er sich todtraurig, seit er wußte, wie gering die Lebenserwartung seiner Mutter wirklich war.

    »Ich hatte in Auefelden zu tun«, wich er ihrem fragenden Erstaunen darüber aus, daß er als Landwirt tags­über die Arbeit auf dem Hof liegenließ, um sie in der Klinik zu besuchen. Daß ihn in Wirklichkeit die Verzweiflung hertrieb, sie in absehbarer Zeit verlieren und darum jeden gemeinsamen Augenblick nutzen zu müssen, das konnte er ihr nicht sagen, obwohl auch sie um ihren hoffnungslosen Zustand wußte.

    Vor drei Wochen hatte er sie nach einem ihrer langen arbeitsreichen Tage in die Klinik am See fahren müssen, wo der Chefarzt Dr. Lindau eine sofortige Operation angesetzt hatte. Die befürchtete Diagnose des Arztes hatte sich mit dem Eingriff dann auch bestätigt. Seine Mutter litt unheilbar an einer fortgeschrittenen Krebserkrankung.

    Und indem er sich jetzt auf ihre Bettkante setzte, schnürte die Angst um sie, welche bereits das Wissen um den Verlust in sich trug, ihm das Herz zusammen. Was war aus der großen kräftigen Frau geworden, welche sie bis vor kurzer Zeit noch gewesen war? Ihr Gesicht, einmal schön und von friedlicher Heiterkeit, war zeitlebens sein Halt gewesen, ihre starke ordnende Hand die eigentliche Kraft des großen Hofes. Jetzt war dieses Gesicht hager, das blonde Haar schien grauer, und die blauen Augen hatten ihren Glanz verloren.

    »Wie läuft es auf dem Hof?« fragte Therese Obermeier aus ihren Gedanken heraus und sah ihrem Sohn in das wetterbraune Gesicht, in die besorgten blauen Augen, welche trotz des Kummers von freundlicher Ausstrahlung waren. Gern hätte sie ihm über das blonde Haar gestrichen, aber dazu hätte sie sich aufrichten müssen, etwas, was mit Schmerzen verbunden sein würde.

    »Der erste Heuschnitt kann am Nachmittag eingebracht werden«, gab er etwas automatisch Auskunft.

    Therese Obermeier wandte den Kopf dem Fenster zu und senkte gleich darauf sekundenlang die Lider vor dem hellen Licht. »Ja, es ist Heuwetter«, sagte sie und glaubte den Geruch trockenen Grases zu atmen. »Hast du genug Leute?«

    Matthias nickte. Angesichts ihrer Krankheit gerieten all diese Dinge, denen so viele Jahre ihre gemeinsame Umsicht gegolten hatte, zur Zweitrangigkeit.

    »Und bei den Tieren ist auch alles in Ordnung?« fragte sie wie an jedem Tag­ und zwang erneut seine Gedan­ken­ auf das Leben zurück, das nun einmal weiterging. Sie ahnte sein Erschrecken über ihre Krankheit und die Lähmung, welche ihm diese Tatsache bereitete.

    »Ja«, sagte er und spürte ihre liebevollen Hände, wie er sie sein Leben lang gespürt hatte. Sie waren immer eine Einheit gewesen, sie und er, auch als sein Vater noch gelebt hatte, den er als unbeugsamen halsstarrigen Mann in Erinnerung hatte.

    »Und im Haus?« fragte sie, »wie sieht es im Haus aus? Schafft Anna die Arbeit allein?«

    »Valerie hilft ihr.«

    »Ach, die Frau Moser ist wieder bei uns!« Therese Obermeier lächelte, während sie an das Mädchen dachte, welches bereits im letzten Jahr in den Semesterferien auf dem Hof gearbeitet hatte.

    Matthias nickte, fügte dann hinzu: »Sie ist flink und geschickt, und man kann sie überall einsetzen.«

    »Ja, ich weiß, ein nettes Mädchen!« Ein vieldeutiger Blick traf ihn, den er sofort verstand.

    »Aber, Mutter, nicht schon wieder!« rief er und mußte trotz seines Kummers lachen, da er ihre Hintergedanken ahnte. »Was sollten wir auf dem Hof mit einer jungen Bäuerin, welche Philosophie studiert? Außerdem ist sie mir auch viel zu mager.«

    Therese Obermaier schüttelte lächelnd den Kopf.

    Als es in diesem Moment außen an der Tür pochte, atmete Matthias auf, kam er doch damit um die verbindliche Zusage herum, sich darüber Gedanken zu machen.

    Er erhob sich eilig von der Bettkante und ging, um die Tür zu öffnen.

    »Grüß Gott, Herr Pfarrer«, sagte er gleich darauf und ließ den Geistlichen an sich vorbei ins Zimmer treten.

    »Grüß dich, Matthias! Schon so früh am Tag hier?« Der Pfarrer blinzelte zu dem jungen Mann auf, der ihn um Haupteslänge überragte.

    Matthias nickte. »Ich bin nur auf einen Sprung hier – und muß gleich zurück auf den Hof.«

    »Jaja, es ist Heuwetter«, wußte auch der Pfarrer, der den Arbeitsdruck der Landwirte zu dieser Jahreszeit kannte.

    Matthias reichte dem Pfarrer die Hand und kam dann noch einmal zum Bett zurück und beugte sich abschiednehmend über seine kranke Mutter. Und während sie einander voller Zuneigung ansahen, sagte er: »Wir sehen uns am Abend wieder«, und seine Stimme klang rauh vor Rührung. Dann verließ er das Krankenzimmer und stieß erst draußen auf dem weiten hellen Flur die Fäuste verzweifelt in die Hosentaschen, während sich auf seinem Gesicht die Ohnmacht zeigte, mit all seiner Kraft nichts gegen diese Krankheit ausrichten zu können.

    *

    Dr. Lindau betrat mit raschen Schritten das Zimmer, von einer besorgten Oberschwester zu der kranken Bäuerin geholt.

    »Was hat Sie denn so aufgeregt?« fragte er in seiner ruhigen freundlichen Art und griff nach ihrem Handgelenk. Und während er lächelnd auf sie niedersah, stellte er ihren rasenden Pulsschlag fest.

    »Wieviel Zeit bleibt mir noch, Herr Doktor?« fragte die Kranke, und in ihrem Blick spiegelte sich die Panik, die sie nun erfüllte.

    Er schüttelte erstaunt den Kopf. »Warum stellen Sie solche Fragen, Frau Obermeier? Ich bin nicht Herr über Leben und Tod, über Zeit und Ende.«

    »Aber, Herr Doktor, ich weiß als Bäuerin doch auch, wie lange ein Halm aus eigener Kraft noch steht und wann er fällt. Und ich muß aus einem bestimmten Grund wissen, wann ich mich der Erde zuneige.«

    Dr. Lindau hatte ihr nach der Operation die Wahrheit über die Schwere ihrer Krankheit sagen müssen, nachdem sie ausdrücklich eine ehrliche Antwort verlangt hatte. Erstaunlicherweise hatte sie die Wahrheit sehr gelassen hingenommen. Ihr Leben, lang und arbeitsreich, war ein erfülltes Leben, und so, wie dieses Leben sich stets unter das Gesetz der Natur gestellt sah, so akzeptierte sie auch jetzt sein nahendes Ende. Außerdem war sie eine gläubige Frau, die den Willen Gottes ohne Aufbegehren akzeptierte.

    »Sie sind eine starke Frau«, sagte er zögernd und auch vorsichtig abschätzend, ob sie mit dem Mut zu dieser Frage bereits ihre ganze Kraft vergeben hatte. Er hörte auch als erfahrener Arzt die Frage nach der Lebenserwartung nicht gern, denn auch die Mutigen gerieten nicht selten in tiefe Verzweiflung, wie eben der Mensch den Tod als etwas Sinnloses empfand.

    »Nein, Dr. Lindau! Sie irren sich, ich bin eine verbrauchte Frau«, sagte Therese Obermeier, »und mein Leben geht jetzt zu Ende.«

    »Wollen wir nicht die Beantwortung Ihrer Frage einem höheren Wesen überlassen, Frau Obermeier?« Dr. Lindau setzte sich auf die Bettkante und entließ mit einem Blick die Schwester aus dem Zimmer.

    »Sie drücken sich um die Antwort, Herr Doktor, weil Sie denken, daß mich das nahende Ende mit Angst und Schrecken erfüllt. Dem ist aber nicht so, glauben Sie mir, ich brauche die Angabe der Zeit, die mir noch bleibt, aus ganz anderen Gründen.«

    Der Arzt sah sie nachdenklich an. »Warum wollen Sie mich zum vor­auseilenden Boten machen?« fragte er ruhig in ihr blasses Gesicht hinein, von dem er ahnte, daß es einmal sehr schön gewesen sein mußte.

    »Weil ich vor meinem Tod noch etwas zu regeln habe, was mir schwer auf der Seele liegt, und ich von Tag zu Tag mehr spüre, daß ich mit dieser Schuld nicht friedlich zu sterben vermag.«

    »Möchten Sie darüber sprechen?« Er wußte als erfahrener Arzt um die letzten Bitten hoffnungslos kranker Menschen, welche ihr Leben am Ende ihrer Tage bereinigen wollten. Sehr oft hörte er von Lebenswegen und dem, was sie schwierig gemacht hatte – und versuchte zu helfen.

    Therese Obermeier blickte dem Chefarzt der Klinik in das freundliche Gesicht. Verständnis lag darin und die Bereitschaft, seine kostbare Zeit nicht nur ihrem körperlichen Wohlergehen zu widmen, sondern auch dem seelischen. Atemlos fragte sie sich, ob er vielleicht der Mensch sein würde, der ihr weiterhelfen konnte in ihrem verzweifelten Bemühen, ihren Sohn Maximilian noch einmal wiederzusehen?

    »Es ist lange her…«, sagte sie und zögerte noch, ihn damit zu behelligen, »wollen Sie

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