Turm der Dämonen: Moonlight Romance 4 – Romantic Thriller
Von Georgia Wingade
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Über dieses E-Book
Moonlight Romance bietet wohlige Schaudergefühle mit Gänsehauteffekt, geeignet, begeisternd für alle, deren Herz für Spannung, Spuk und Liebe schlägt. Immer wieder stellt sich die bange Frage: Gibt es für diese Phänomene eine natürliche Erklärung? Oder haben wir es wirklich mit Geistern und Gespenstern zu tun? Die Antworten darauf sind von Roman zu Roman unterschiedlich, manchmal auch mehrdeutig. Eben das macht die Lektüre so fantastisch...
Sein Blick war während des Sturzes nach oben gewandert, das Gemäuer des Turmes entlang. Und da! In einer der schmalen Fensternischen glaubte er ein Licht aufflackern zu sehen, einen bläulich zuckenden Lichtschein, der – einem Irrlicht gleich – hin und her flackerte, um abrupt zu verlöschen und sogleich wieder aufzuflammen. Das Ganze war absolut gespenstisch, insbesondere, da der Schein der Abendsonne verloschen war und dem sanften Anthrazit der Nacht Platz gemacht hatte. Er stemmte sich hoch und achtete darauf, seine linke Hand nicht zu belasten. Es tat höllisch weh, er merkte, wie das Gewebe anschwoll. Er musste die Verletzung möglichst rasch mit einem schmerzlindernden und abschwellenden Gel behandeln. Sein Rückzug vom Turm geschah mit aller Vorsicht, denn noch einmal wollte und durfte er nicht stürzen. Immer wieder schaute er sich um, doch außer einem einmaligen Aufflackern des bläulichen Lichts konnte er nichts mehr bemerken. Die schmale Sichel des Mondes begleitete ihn ...Der Turm stand einsam mitten im Wald am Rande der Stadt, gerade so als sei er herrenlos; sozusagen verlassen von seinen Erbauern und Besitzern. Schwere Quader aus dunklem Basalt, offenbar behauen in mühsamer Handarbeit, waren aufeinander geschichtet worden, um das Bauwerk in die Höhe zu treiben. Seine drei, scharf voneinander durch eine quer geschichtete Lage flacherer, schieferartiger Steine getrennten Stockwerke verjüngten sich nach oben.Obwohl der Turm massig und trotzig dastand, die Eichen ringsum vermochte er nicht zu beeindrucken. Sie überragten ihn um Etliches und sahen fast mitleidig auf seine oberste Plattform herab, die aussah, als sei die Spitze abgesägt worden. So vermittelte der Turm den Eindruck, als sei er nicht ganz fertig gebaut worden, als habe man während der Bauarbeiten einfach damit aufgehört. Eigentlich wirkte er dabei nicht wie eine Ruine, vielmehr wie unvollendet, also nicht ganz fertig gebaut.Jeder der den Turm sah – der Förster, ein Wanderer, die Pilz- und Kräutersammler –, jeder hatte spontan den Eindruck, ein unbewohntes Gebäude mit winzigen Fensterluken vor sich zu haben; doch das war ein grundlegender Irrtum, der auf Augenschein beruhte. Denn hier gab es sehr wohl Bewohner, die freilich ein Dasein besonderer Art pflegten.
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Turm der Dämonen - Georgia Wingade
Moonlight Romance
– 4 –
Turm der Dämonen
Da ist der Teufel mit im Spiel!
Georgia Wingade
Sein Blick war während des Sturzes nach oben gewandert, das Gemäuer des Turmes entlang. Und da! In einer der schmalen Fensternischen glaubte er ein Licht aufflackern zu sehen, einen bläulich zuckenden Lichtschein, der – einem Irrlicht gleich – hin und her flackerte, um abrupt zu verlöschen und sogleich wieder aufzuflammen. Das Ganze war absolut gespenstisch, insbesondere, da der Schein der Abendsonne verloschen war und dem sanften Anthrazit der Nacht Platz gemacht hatte. Er stemmte sich hoch und achtete darauf, seine linke Hand nicht zu belasten. Es tat höllisch weh, er merkte, wie das Gewebe anschwoll. Er musste die Verletzung möglichst rasch mit einem schmerzlindernden und abschwellenden Gel behandeln. Sein Rückzug vom Turm geschah mit aller Vorsicht, denn noch einmal wollte und durfte er nicht stürzen. Immer wieder schaute er sich um, doch außer einem einmaligen Aufflackern des bläulichen Lichts konnte er nichts mehr bemerken. Die schmale Sichel des Mondes begleitete ihn ...
Der Turm stand einsam mitten im Wald am Rande der Stadt, gerade so als sei er herrenlos; sozusagen verlassen von seinen Erbauern und Besitzern. Schwere Quader aus dunklem Basalt, offenbar behauen in mühsamer Handarbeit, waren aufeinander geschichtet worden, um das Bauwerk in die Höhe zu treiben. Seine drei, scharf voneinander durch eine quer geschichtete Lage flacherer, schieferartiger Steine getrennten Stockwerke verjüngten sich nach oben.
Obwohl der Turm massig und trotzig dastand, die Eichen ringsum vermochte er nicht zu beeindrucken. Sie überragten ihn um Etliches und sahen fast mitleidig auf seine oberste Plattform herab, die aussah, als sei die Spitze abgesägt worden. So vermittelte der Turm den Eindruck, als sei er nicht ganz fertig gebaut worden, als habe man während der Bauarbeiten einfach damit aufgehört. Eigentlich wirkte er dabei nicht wie eine Ruine, vielmehr wie unvollendet, also nicht ganz fertig gebaut.
Jeder der den Turm sah – der Förster, ein Wanderer, die Pilz- und Kräutersammler –, jeder hatte spontan den Eindruck, ein unbewohntes Gebäude mit winzigen Fensterluken vor sich zu haben; doch das war ein grundlegender Irrtum, der auf Augenschein beruhte. Denn hier gab es sehr wohl Bewohner, die freilich ein Dasein besonderer Art pflegten.
Und diese Bewohner wollten nichts weiter, als in Ungestörtheit die Zeit zu verbringen. Bis es soweit war, aus diesem Dasein auszubrechen. Hin zu einem neuen Sein. Ein spirituelles Sein, das Ziel aller wandernden Seelen.
*
Als der Motor des Kleinwagens zu stottern begann, hatte Susi Wolff gerade Bayreuth verlassen, wo sie in einem Buchladen aktuelle Neuerscheinungen begutachtet hatte. Sie war eine begeisterte Leserin von Sachbüchern historisch-sozialer Natur und immer auf der Suche nach Regionalliteratur, die das Fichtelgebirge und seine Bewohner – Tiere und Menschen – zum Thema hatten. Nachdem sie die Antiquariate abgeklappert hatte, wo sie relativ preiswert hatte einkaufen können, musste sie sich nun neue Bücher im Buchladen besorgen; leider zu einem Preis, für den ihr Geldbeutel manches Mal zu schwach bestückt war.
Sie war an diesem Samstag Mitte Juni zeitig aus Marktredwitz losgefahren und hatte in der Festspielstadt in einer bürgerlichen Gaststätte so früh am Tage zu Mittag gegessen, dass ihr noch genügend Zeit blieb für ihre Jagd nach einschlägigen Neuerscheinungen.
Seit gut zweieinhalb Monaten war sie nun in der Privatbank Dr. Reiser & Compagnon zu Marktredwitz angestellt und fühlte sich in dem Städtchen alles in allem sehr wohl. Ihre kleine Wohnung, von der Bank gestellt, lag zentral und war mit dem 70 Quadratmetern groß genug für ihre bescheidenen Ansprüche und ihre Schätze, hauptsächlich Bücher.
Dazu kam eine kleine Sammlung von Siebdrucken und anderen Druckgrafiken; sie alle hatten zum Thema den Baum in all seinen Erscheinungsformen: Im eigentlichen Wald, aber auch freistehend auf der Wiese, neben dem Feld zusammen mit einem Marterl, oder als Baumgruppe. Dabei waren ihr alle Bäume gleich wichtig, jeder hatte seine Persönlichkeit, die je nach Alter bereits mehr oder weniger stark ausgeprägt war. Und da das ihrer Meinung nach einfach mit dazu gehörte, bemühte sie sich, schon von weitem in der freien Natur, aber auch in den Gärten, zu erkennen, ob es sich um eine Birne, eine Kirsche oder um eine Esche handelte. Manchmal freilich stand sie zunächst vor einem Rätsel, wenn sie etwa einen Nadelbaum entdeckte, der so gar nicht in die heimische Waldlandschaft zu passen schien. So hatte sie erst kürzlich am Waldrand unweit des Schneekopfes einen Mammutbaum aufgespürt. Die Frage, wie er dahin gekommen sein mochte, war freilich nicht zu beantworten.
Die markanten Silhouetten sagten viel aus über das Wesen der Bäume, ihr Alter und die vergangenen Jahre, ob sie nun günstig für den Wuchs waren oder eher nicht. Sie hatte sich schon einmal überlegt, ob sie als Kandidatin in einer Fernsehshow auftreten sollte – dieses Thema war so diffizil, es dürfte wenige geben, die sich darin wirklich gut auskannten.
Jedes Blatt dieser Sammlung zeitgenössischer Künstler hatte sie sich quasi vom Munde abgespart, hatte oft auf aufwendigere Kleidung verzichtet, um sich den begehrten Druck leisten zu können. Einige dieser Grafiken waren inzwischen von erheblichem Wert, hatten eine grandiose Wertsteigerung erfahren wie etwa eines ihrer Lieblingsmotive: Eine in hellem Blau gehaltene Wolkenlandschaft über einem alleinstehenden Baum auf weiter kahler Fläche – sie hatte sofort erkannt, dass es sich um eine Wildkirsche, eine sogenannte Vogelkirsche, handeln musste. Der Künstler, Arnd Maibaum, hatte eine besondere Beobachtungsgabe; trotz aller Abstrahierung und Reduzierung der Details war alles Wesentliche auf dem Blatt festgehalten worden. Ein Meisterwerk in ihren Augen!
Auch bei dieser Einkaufstour hatte sie nicht widerstehen können und ein Blatt eines ihr bis dato unbekannten Künstlers erworben: Rainer Schorm hieß er, und seine Grafik zeigte eine phantastische Landschaft, angesiedelt in einem ungenannten Land, dominiert von einer gewaltigen Eiche, die ihre Zweige weit über den Himmel spannte. Das Ganze in hellen, fast grellen Farben, die aber in einer seltsam berührenden Harmonie zueinanderpassten. Gewiss war das eine gewagte Komposition, aber sie war gelungen.
Sie hatte das Blatt einfach kaufen müssen; der schicke Mantel, den sie in dem Modegeschäft in Bayreuth erblickt und den sie eigentlich hatte erwerben wollen, hatte warten müssen. Der Kauf eines solchen Kunstwerkes ging einfach vor, mochte sie auch so manche ihrer Kolleginnen in der Bank für verrückt erklären.
Nun aber verweigerte ihr alter VW seine Dienste, war einfach stehen geblieben. Als sie den ADAC anrief, erhielt sie zur Antwort, es könne eine halbe bis eine ganze Stunde dauern, ehe der Pannendienst bei ihr sein würde. Also musste sie warten. Sie saß im Auto und blätterte in den erstandenen Büchern, als es an die Scheibe klopfte.
Sie schrak aus ihrer Versunkenheit auf und erblickte ein junges männliches Gesicht, das sie durch das Fenster anlächelte. Sie kurbelte die Scheibe herunter, denn einen elektrischen Fensterheber besaß ihr angejahrtes Töfftöff noch nicht.
»Hallo«, sagte das fremde Gesicht. »Ich bin Harry. Kann ich Ihnen helfen?«
Sie erwiderte das Hallo und stieg aus. »Mein Käfer will nicht mehr. Verstehen Sie etwas von Autos.«
»Oh, nein, bitte nicht. Ein Auto ist für mich ein Gebrauchsgegenstand, ich bin schon froh, wenn ich es ohne Beanstandungen durch den Verkehr bekomme.«
Er deutete hinter ihren VW, wo sein unwesentlich jüngerer Japaner wartete. »Immerhin, der meine läuft noch. Wo müssen Sie hin?«
»Nach Marktredwitz.« Sie antwortete zögernd, denn wer wollte schon in diese gottverlassene Gegend mitten im Fichtelgebirge.
»Fein!«, sagte er zu ihrer Überraschung. »Das ist auch mein Ziel. Sagen Sie dem ADAC Bescheid, damit er Ihren Wagen dorthin abschleppt, am Ortseingang ist eine Werkstatt. Morgen, nein halt!, am Montag können Sie sich dann darum kümmern. Ich hoffe, es ist nichts Gravierendes!«
Gesagt, getan. Innerhalb von noch nicht einmal zehn Minuten saß Susi im Wagen des freundlichen jungen Mannes, nachdem sie ihre Einkäufe umgeladen hatte. Jetzt erst dachte sie daran, sich dem netten Helfer vorzustellen.
»Susanne Wolff, genannt Susi. Ich bin erst seit kurzem in Marktredwitz. Arbeite in der Bank.«
Harrys Blicken konnte man entnehmen, dass ihm gefiel, was er da neben sich sah. Diese Susi