Willensstark durchs Leben
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Über dieses E-Book
Christian Volker Liersch verfasste kein Lehrbuch fu?r Reiter. Jedoch durch seine bedingungslose Liebe zu den Pferden und als ausgebildeter Konditor, Bereiter und Reitlehrer möchte er mit seinen Lebenserfahrungen allen Leserinnen und Lesern ein Vorbild sein.
Seine Autobiografie beginnt in Dresden und setzt sich u?ber Bayern, Niederösterreich, Wien bis zum heutigen Lebensort in der Schweiz fort. Seine spezielle Erzählweise unterstreicht den einzigartigen Charakter dieses Buches.
Fu?r Sie gelesen ...
von Marlies und Walter Egli, Pfäffikon ZH
Christian V. Liersch kann auf ein ereignisreiches, interessantes Leben zuru?ck blicken. In seinen wahren Erzählungen lässt er den Leser ru?ckblickend daran teilnehmen. Dieses Buch beschreibt ein Zeitgeschehen, welches während des zweiten Weltkrieges im ostdeutschen Dresden begann. Die Erfu?llung seines Traumes, in seinem Leben mit Pferden arbeiten zu können, fu?hrte Christian V. Liersch u?ber viele Stationen und Ereignisse von Deutschland u?ber Oesterreich, schliesslich in die Schweiz.
Nur dank seines starken Willens hat er letztlich all die Hindernisse u?berspringen können, die sich auf seinem Lebensweg vor ihm aufgebaut haben. Das Buch ist äusserst spannend geschrieben, mit viel Humor, amu?sant und ohne Tragik.
Es ist nicht nur fu?r Pferdefreunde, sondern auch fu?r alle anderen Leser empfehlenswert.
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Buchvorschau
Willensstark durchs Leben - Christian Volker Liersch
Willensstark durchs Leben
Christian Volker Liersch
Impressum
© 2016 Christian Volker Liersch
1. Auflage, Dezember 2016
Text: Christian Volker Liersch
Bilder: Heidi und Christian Volker Liersch
Coverbild: Der Autor auf Pluto Patrizia,
9-jähriger Lipizzaner, geboren im
Bundesgestüt Piber, Österreich
Lektorat: Martina Murer, www.mcommunications.ch
Layout, Druck Zumsteg Druck AG, 5070 Frick
und Bindung: www.buchmodul.ch
Papier: Rebello weiss (FSC mixed)
Verlag: www.swiboo.ch
ISBN: 978-3-96246-671-8
Verlag GD Publishing Ltd. & Co KG, Berlin
E-Book Distribution: XinXii
www.xinxii.com
Inhalt
Impressum
Prolog
1 Kriegswirren 1941
2 Dresden brennt
3 Unsere Flucht in den Westen nach Bayern
4 Im Flüchtlingslager bei Schongau
5 Schuppenwasser – eine geniale Erfindung
6 München-Giesing
So wurde ich zum Lebensretter
Ein sehr bleibendes und für mich einschneidendes Ereignis war eigentlich ein Lausbubenstreich
7 München-Allershausen
Augen auf bei der Berufswahl
Meine Patissier-Lehrstelle im Hotel Bayerischer Hof in München
8 Hotel Bayerischer Hof in München
9 Klosterneuburg / Niederösterreich bei Wien
Ein Ausflug mit neu gewonnenen Freunden nach Ungarn – ein Erlebnis der besonderen Art
Mit Pferden schwimmen ist ein super Spass, nur nicht so, wie ich es erlebte
Viele träumen von einem eigenen Pferd, ich sollte es bekommen – und was für eines!
Zu einem Beruf muss man berufen sein, zum Konditor war ich nicht berufen!
10 Der Weg zum Bereiter ist hart, aber schön
Nachtwache mit Unfall
Fuchsjagd
Jugendreitlager, Lehrgänge, Schaureiten, lehrreiche Höhepunkte, die in Erinnerung bleiben
11 Wien – Spanische Hofreitschule
12 Was ein Jahresaufenthalt in der Schweiz werden sollte, wurde lebenslänglich!
Eine lustige Geschichte mit unerwartetem Ausgang
Heidi wollte erobert werden
Deutsche Reitlehrerprüfung in Münster / Westfalen
Eine Fuchsjagd und mein erster spektakulärer Unfall
Verliebt, verlobt und ohne Geld
13 Eine harte Bewährungsprobe in Zürich und Bremgarten
Eine Bekanntschaft, die zur Freundschaft wurde und sich über Jahrzehnte bis heute festigte
Geländeritt ohne Sattel
Orlik, ein Ausnahmepferd
Ein Pferd namens Amudarja
Weitere Erniedrigungen, Rückschläge und Unfälle mussten erst einmal verdaut werden
14 Ebikon-Luzern
Mein Reiter-Brevet, die Basisausbildung, erhielt gesamtschweizerisch ein neues Gesicht
Inge Ungewitter, eine hochbegabte Künstlerin in der Pferdemalerei – eine Bekanntschaft, die unvergessen bleibt
Kranich, der Trakehner-Schimmelwallach
Jugendförderung mit Voltige
Franks letzter Besuch
Sarawah, ein sehr stolzer und dominanter Schimmelhengst kam in unsere Familie
Eine Kündigung und das Ende einer Berufskarriere?
15 Centre Equestre des Chaux, Puidoux-Village, Canton de Vaud
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Meine Suche nach einem noch so kleinen Licht
16 Hermetschwil-Staffeln, Reithalle Rotmatt
Meine glücklichsten Jahre
Warum hält das Glück nicht ewig an?
Lipizzaner Verband Schweiz
Mein Traktorunfall
Der Reitschul-Cup
Die Bauchspeicheldrüse – mein unendlich langer Leidensweg
Meine Mutter in Wien und meine Schwiegereltern in Basel sind gestorben
Pluto Patrizia, ein Lipizzanerhengst aus Wien
17 Unser neues Heim in Waltenschwil
Epilog
Zum Buch
Mein Weg …
Irgendwann im Leben glaubt man zu fallen und weiss nicht, wie es weitergehen soll. Sie betreten einen langen Tunnel, das Licht geht aus, um Sie herum ist es stockdunkel. Eine Entscheidung muss her. Hinter Ihnen geht die Türe zu. Vorne, ganz weit weg, sehen Sie noch unklar einen winzig kleinen Lichtpunkt. Stehen bleiben und nichts tun oder umkehren und an der geschlossenen Tür klopfen oder nach vorne sehen und entschlossen dem Licht entgegengehen? – Mein Bruder ist umgekehrt und hat dabei nicht nur sein Ziel verloren, sondern hat viel zu früh und freiwillig sein Leben beendet. – Ich bin mutig und zielstrebig nach vorne gelaufen, immer dem Licht entgegen. Dabei bin ich oft genug gefallen, nicht liegen geblieben, aber aufgestanden und weiter, das Ziel war noch weit weg, aber nicht unerreichbar.
Egal ob im Berufsleben, privat, im Sport oder sogar in den Ferien, überall werden wir gefordert und kommen schnell an unsere Grenzen. Laufen Sie dem Licht entgegen, schnell werden Sie erkennen, dass es um Sie herum heller wird, denn der Weg ist das Ziel.
Wenn Sie mein Buch lesen, erleben Sie mit mir noch einmal die Höhen und Glücksgefühle genauso wie die Niederlagen, so bin ich mit jedem Sturz stärker geworden, das war mein Weg, und das wünsche ich Ihnen auch.
Dieses Buch ist kein Roman, sondern eine erlebte Autobiografie mit vielen Erinnerungen und Geschichten des Autors. Alle Orte des Geschehens werden originalgetreu beschrieben. Mit wenigen Ausnahmen habe ich die Namen zwecks Personenschutz geändert.
Prolog
Ich sitze in meiner gemütlichen Wohnung, und wenn ich nicht gerade für den SVPS (Schweizerischer Verband für Pferdesport) als Chefrichter zu einer Brevet-Prüfung gerufen werde oder für Familienanlässe eine Torte herstelle, so zum Beispiel eine richtig Original Wiener Sachertorte, dann trifft man mich beim Gassigehen mit unserem Hund Paddy, einem Border Collie, an der Bünz zu einem kleinen Schwätzchen.
Aber Entschuldigung, zuerst möchte ich mich einmal vorstellen. Ich heisse Volker Christian Liersch, Volker hatte man mich aber nur in der Jugendzeit genannt. Einen Spitznamen hatte ich da eigentlich nie, bis man in der Schweiz bei der Passvergabe die Vornamen verwechselt hat, also Christian Volker. So nannten mich nun die Leute, je nach Dialekt; Chrigl, Chrigu oder Chrigi. Ich bin kein Akademiker, habe nicht studiert und bin so auch nicht unbedingt hochintelligent. Dumm bin ich allerdings auch nicht. Ich bin nicht sehr dick, aber auch nicht unbedingt sehr dünn. Ich bin nicht sehr gross, aber als klein kann man mich mit 1 Meter 73 nicht bezeichnen. Ich war und bin nicht unbedingt ein Schönling, Machotyp und Frauenaufreisser. Als hässlich, glaube ich, kann man mich auch nicht unbedingt ansehen, denn immerhin bin ich mit meiner Heidi seit bald 50 Jahren verheiratet. Ich bin nicht reich und lebe in keiner Villa, aber bin auch nicht arm und lebe nicht auf der Strasse unter einer Brücke. Wenn ich mich selber richtig beurteilen soll, so würde ich sagen, ich bin einfach ein total normaler Typ. Schon wegen meines Dialekts, das ist eine Mischung aus hochdeutschem-bayerischem und österreichischem Sprachgebrauch, mit starken Schweizer Ausdrücken, da hat man mich schon oft nach meiner Herkunft gefragt. Immerhin habe ich ja auch den deutschen, österreichischen und Schweizer Pass. Somit kann man mich einfach als deutschsprechenden Europäer bezeichnen.
Wenn ich dann so in einer gemütlichen Runde aufgefordert wurde, etwas aus meinem Leben zu erzählen, erhielt ich immer die gleichen Fragen: Dein Leben ist ja so interessant, warum schreibst du nicht ein Buch? Jetzt endlich habe ich Zeit dazu und möchte das Versäumte nachholen. Aber fangen wir doch einfach ganz von vorne an. Nämlich bei meiner Geburt (24. Dezember 1941), oder sogar noch etwas früher. Stopp, das geht ja gar nicht, davon weiss ich sicher nichts. Als ich 14 war und mein Bruder 15 Jahre alt, nahmen uns die Eltern eines Abends zur Seite und erzählten uns eine unglaubliche Geschichte.
Das war so verrückt und alles andere als normal. Nur, in diesem Alter konnten wir das noch nicht einmal richtig verstehen.
So beginne ich erst einmal damit, was mir meine Eltern erzählt haben.
1 Kriegswirren 1941
Am 1. September 1939 brach auf der ganzen Welt Hunger, Tod und Elend aus. Der Zweite Weltkrieg war auch verantwortlich für Tausende einzelner Schicksale, und von einem dieser Schicksale war auch meine Familie betroffen.
Es begann im Dezember 1941. Mein Vater war im Militärdienst, zum Glück hinter den Frontlinien, und arbeitete als Funker. Meine Mutter lebte in einem grossen Mehrfamilienhaus mitten in Dresden und hatte meinen Bruder Frank, der vor einem Jahr geboren wurde, zu versorgen. Sie war schwanger, ich vermute, das war das Ergebnis eines erfolgreichen Heimurlaubes meines Vaters. Die Fenster in der Wohnung mussten immer verdunkelt bleiben. Die Strassen waren auch am Tage fast immer menschenleer, alle Einwohner erhielten Essensmarken, sie mussten vor einem sogenannten Milchladen (aber Milch gab es da keine) lange Schlangen stehen, um das streng rationierte Brot oder andere Lebensmittel, vorwiegend Konserven, zu ergattern. Einen Vorteil hatte das aber auch, denn bei dieser Gelegenheit wurden immer die wichtigsten Kriegsereignisse ausgetauscht. So erfuhr man, wenn ein geliebter Sohn im Krieg gefallen oder ein geliebter Mann endlich gesund auf Urlaub heimgekommen war. Der Stress wurde zu Hause in der Wohnung täglich unerträglicher. Fast alle zwei Stunden heulten die Fliegeralarmsirenen. Alle mussten schnell runter in einen engen und muffigen Luftschutzkeller. Schreiende Kinder, natürlich auch mein Bruder Frank. Wenn dann unter den vielen Menschen auch noch einer seine Notdurft verrichten musste, war die Stimmung total auf dem Nullpunkt. Nach einer Stunde oder manchmal erst zwei Stunden später heulten wieder die Sirenen. Aber diesmal ist alles gut gelaufen, und jeder suchte einen Weg in seine Wohnung, so auch Frank mit meiner schwangeren Mutter.
Es kam, was kommen musste: Mithilfe einer Hebamme kam ich zwei Monate zu früh auf die Welt. Ich sagte schon, es begann im Dezember 1941, aber dann auch noch am Heiligen Abend, dem 24. Dezember.
Der nächste, wohl schicksalsreichste Tag, war Freitag, der 9. Februar 1945, als es an der Tür klopfte. Ein noch sehr junger Mann, den Namen weiss ich leider nicht mehr, stellte sich jedoch als Kriegskamerad meines Vaters vor. Er wohnte auch in Dresden und sollte uns eine Nachricht von Vater überbringen. Er überreichte nur einen Zettel, darauf stand geschrieben: Verlasst sofort Dresden – ich liebe Dich, Gerhard (Gerhard, so hiess mein Vater). Darunter stand eine Adresse in der Oberlausitz. Der Zettel mit der genauen Adresse ist später leider verloren gegangen. Schon am nächsten Tag packte meine Mutter nur das Allernotwendigste in einen kleinen Handleiterwagen. Einen Kinderwagen hatte sie nicht und verliess mit uns zu Fuss die Stadt Dresden.
Man muss sich das aber anders als heute vorstellen, denn ohne Passierschein durfte keiner die Stadt verlassen. Auf den Strassen war vorwiegend Militär. Meine Mutter erzählte darüber gar nicht gerne, sie war jedenfalls zwei Tage und Nächte unterwegs und erreichte unverletzt mit uns beiden Kindern die Oberlausitz.
2 Dresden brennt
Die Adresse auf dem Zettel brachte jedenfalls meine Mutter und uns beide Kinder zu einer Familie, die von uns gar nichts wissen wollte. Es war ein abgelegener, schon in die Jahre gekommener Bauernhof. Auf dem Hof lebten ein älteres Ehepaar, eine junge Frau, ein alleinstehender älterer Mann und vier Kinder. Mutter erzählte, dass diese junge Frau verheiratet war mit dem Kriegskameraden meines Vaters, welcher den Zettel mit der Adresse uns überbrachte. Sie hatte schon drei Kinder, ein Mädchen war erst sechs Monate alt und zwei Buben mit eineinhalb und drei Jahren. Das ältere Ehepaar waren ihre Eltern, und der alleinstehende ältere Mann war der Knecht vor Kriegsbeginn. Das vierte Kind war eigentlich kein Kind mehr, denn es war schon ein recht pubertierendes Mädchen. Nachdem Mutter erzählt hatte, wie sie zu dieser Adresse gekommen war, wurden wir doch noch aufgenommen.
Jetzt galt es zusammenzurücken, denn elf Mäuler wollten gestopft werden. Lebensmittel waren mehr als knapp. Es wurden bei Kriegsbeginn alle Rinder, Pferde, Schweine und Schafe für das Vaterland eingezogen und abgeholt. Im Stall hatten wir nur noch eine Kuh und eine Muttersau bewilligt. Die Wintervorräte wurden knapp. Bald hätte ich vergessen, es waren noch zwei Ziegen da und ein Hund, dessen Rasse die Besitzer selber nicht wussten.
Mutter erzählte vom Dienstag, dem 13. Februar 1945, einem Tag, der nicht nur sie, sondern die ganze Welt in Atem hielt. – Ein dumpfes, eintöniges Brummen, welches immer lauter wurde, weckte alle aus dem Schlaf. Die Kinder waren die Ersten, und alle blickten mit grossen Augen zum Himmel. Es muss schon erschreckend ausgesehen haben, wie der Himmel sich von unzählig vielen Flugzeugen verdunkelte. Es waren viele, so viele, dass man sie nicht einmal mehr zählen konnte. Und sie flogen tief, eigentlich zu tief, und sie kamen langsam, eigentlich viel zu langsam, und sie flogen alle in Richtung Dresden. Ein Kind fragte noch: «Mutti, was machen so viele Flugzeuge da oben und warum fliegen die so tief?» – Niemand wusste es, aber alle ahnten, da passiert etwas Schlimmes, und so schrie der Opa: «Geht alle sofort ins Haus und verdunkelt die Fenster!»
Stunden später, das Dröhnen am Himmel hatte schon lange aufgehört, das Frühstück hatte keiner angerührt, gingen wir alle langsam, die Erwachsenen zuerst zaghaft, hinaus vor die Haustüre und blickten zum Himmel. Es war leicht bewölkt, aber sonst konnte es ein kalter, trockener und schneeloser Tag werden. Meine Mutter blickte Richtung Dresden und sah es zuerst, sie ahnte gar nichts Gutes. Denn genau in dieser Richtung war der Himmel am Horizont dunkel und in dieser Dunkelheit waren einzelne Streifen hellrot erleuchtet, so als würde die Sonne aufgehen. Der Knecht der Familie, bei der wir wohnten, ich weiss den Namen nicht mehr, ich nenne ihn einfach mal Bruno, sagte leise: «Die bombardieren doch nicht etwa Dresden!» Wie recht sollte er haben! In Abständen von etwa zwei Stunden kam schon wieder das Brummen am Himmel und in fortlaufenden Wellen wiederholte sich das bis in die Abendstunden. Alle standen jetzt vor der Tür und drückten sich fest