Alle Jahre wieder: - nicht nur zu Weihnachten -
Von Books on Demand
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Über dieses E-Book
Was gibt es nicht alles an Gedenk- und Erinnerungstagen, persönlichen wie offiziellen, an die wir mehr oder weniger gern zurückdenken - in Freude oder Trauer, vielleicht auch in Scham, Wut oder Zorn?
Viele der oben aufgeführten Themen werden in dieser Sammlung von 25 Autorinnen und Autoren aus der Region individuell, ironisch, wehmütig oder auch ganz pragmatisch behandelt, in Prosa und Versform, Hochdeutsch und Mundart.
Ein unterhaltsames Lesebuch für alle Altersgruppen und Liebhaber von südhessicher Regional- und Mundartliteratur .
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Buchvorschau
Alle Jahre wieder - Books on Demand
Alle Jahre wieder
Alle Jahre wieder
Sommerzeit | Maru Peca
Erste Blüte | Klaus Brunn
Reg dich nicht auf! | Klaus Brunn
Weihnachtswetter | Alex Dreppec
Waffenschmieds Weihnachtslied | Alex Dreppec
In warmen Socken | Alex Dreppec
Wenn zu Weihnachten einmal wieder Schnee fallen sollte | Alex Dreppec
Auf dem Weihnachtsmarkt | Alex Dreppec
Pfifferlinge | Alex Dreppec
Wilder Schnittlauch | Alex Dreppec
Durch den Waldboden | Alex Dreppec
Saisonende im Venezia | Alex Dreppec
Winderaktionsware | Christiane Eidenmüller
Gruß ans Neue Jahr | Fritz Deppert
Weihnachtsgabe | Fritz Deppert
Die Weihnachtsstadt | Fritz Deppert
Silvester in der guten alten »Bowwehaiser« Zeit | Hans Fengel
Klassentreffen | Sonnhild Grevel
Elisabeths Baby | Helen Hartnagel
Die neue Sparsamkeit | Helen Hartnagel
Der Zaunkönig | Helen Hartnagel
Die Shopping-(Tor)Tour | Anne Jahn
Hochzeit | Anne Jahn
Leben | Anne Jahn
Neujahr | Anne Jahn
Adventszeit | Edith Keil
Hoffnung - oder Die Leit brauche uns | Edith Keil
Ein Duft von Weihnachten | Christiane Konrad
Mei Liedlin iwwers Johr | Gesche Kruse
Acker im Herbst | Astrid Meyer
Tagtraum | Astrid Meyer
Auf der Suche nach Weihnachten | Astrid Meyer
Ein Gefühl in der Weihnachtszeit | Astrid Meyer
Luftschifffahrt anno 1958 | Heiner Meyer
Wuchdy | Gerty Mohr
Ein denkwürdiger Tag | Franziska Motamedi
Neuanfang | Franziska Motamedi
Herr Lehmann hält Wort | Udo Müller
Mein Osterhase | Udo Müller
Adventswichtel | Regina Schleheck
Ein seltsames Stelldichein | Willi Schubach
Humba-Humbatäterätä | Willi Schubach
Gartentheater | Willi Schubach
Owi und Schuldi | Liliane Spandl
Wiederholungen | Brigitte Steckel-Quäl
Hochzeitstag | Brigitte Steckel-Quäl
Wettbewerbe | Brigitte Steckel-Quäl
Stress am Wochenende | Irene Thomae
Mach mir endlich Platz! | Klaus-Peter Walter
Sommer pur | Hanne Weigang
Herbst | Hanne Weigang
Weihnachtsmarkt | Hanne Weigang
Weihnachtstraum | Hanne Weigang
Das neue Jahr | Hanne Weigang
Nicht nur einmal im Jahr | Petra Wieder
Adventlische Verstriggunge | Petra Wieder
Gut gedenkt is halb geschenkt | Petra Wieder
Erster Schnee, Neujahrswünsche, Frühlingserwachen | Petra Wieder
Tutoriumstreffen | Fred Wohlfahrt
Impressum
Sommerzeit | Maru Peca
Jetzt sind sie wieder unterwegs: Diese Bande von ausgefuchsten Räubern – die Zeiträuber.
Einfach so, ohne zu fragen, stehlen sie dir eine Stunde. Was kostet eine Stunde? Aushilfen 10 Euro, Facharbeiter 20, Spezialisten für irgendwas 200 oder 2000 Euro.
Wer zahlt das eigentlich? Wie? Wer zahlt was? Na, den volkswirtschaftlichen Schaden, der durch die Sommerzeit entsteht. Überlegen Sie doch mal, wie viel Leute leben in Europa. Zig Millionen. Wenn Sie pro Stunde nur 10 Euro rechnen, macht das Summa summarum zig Millionen Euro. Sie fehlen. Sind weg. Einfach weg. Wenn das kein volkswirtschaftlicher Schaden ist!
Was könnte man in einer Stunde nicht alles tun?
Eine Stunde lesen, eine Stunde lieben, eine Stunde Sand sieben.
Ich habe mich hingesetzt und gespannt gewartet, was passiert, wenn sie mir eine Stunde stehlen, die Zeiträuber: es ist Mitternacht, dann 1.00 Uhr, dann 1.30 Uhr, 1.50 Uhr, 1.55 Uhr, 56, 57, 58, 59 – 3.00 Uhr. Da! Jetzt ist es passiert! Sie ist weg. Einfach weg. Der Sprecher im Radio lapidar: »Es ist jetzt 3.00 Uhr. Die Uhr wurde wegen der Sommerzeit um eine Stunde vorgestellt.«
Sie sagen, so kann das Sonnenlicht an den langen Abenden ausgenutzt werden. Aber es ist stockdunkel, heute Nacht um 3.00 Uhr, weil es ja eigentlich erst zwei Uhr ist.
Was hätte ich nicht alles tun können in dieser Stunde. Und was habe ich getan? Einfach gewartet und zugesehen, wie sie vergeht, die Stunde, wie sie vergeht, die Zeit. Sie ist weg, in einem Augenblick. Und keiner bringt sie zurück. Wie viele Stunden habe ich verbracht mit Warten, mit Abwarten, was geschieht. Und es ist doch nichts geschehen, außer, dass sie vergangen ist, die Zeit.
Aber dann im Herbst, wenn sie wiederkommt, die Stunde, dann werde ich genau aufpassen, ob sie auch wirklich kommt und dann werde ich all das nachholen, was ich jetzt verpasst habe:
Lesen, lieben und jede Menge Sand sieben.
Erste Blüte | Klaus Brunn
Sammy fand es unerträglich, heute ohne Leni hier sitzen zu müssen. Dabei war es wieder so ein Tag wie gestern: die Wasserfontäne sprudelte ausgelassen, Sonnenkleckse tanzten auf den Blumen und vom Kirschbaum torkelten die Blüten herab wie verirrte Schneeflocken. Heute jedoch blieben die Blüten nicht in ihren Haaren hängen; achtlos fielen sie auf den Boden. Und es munterte ihn wenig auf, dass sie gegen Abend wieder zurück sein würde.
Am Tag zuvor hatte er ihr Kommen gar nicht bemerkt, weil er in Gedanken bei ihr gewesen war. Plötzlich hatte sie auf der Bank gegenüber gesessen und bald wusste er nicht mehr, wo er noch hinsehen sollte. Er starrte auf den Boden, als beabsichtige er all die Blüten dort zu zählen. Allerdings war das nicht lange auszuhalten und von einem inneren Zwang getrieben hob er schließlich den Kopf und blickte direkt in ihre Augen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als mit wackeligen Knien zu ihr hinüberzugehen. Und dann stellte er die Dämlichste aller Fragen: »Du bist doch auch im Literaturkurs bei dem Röder?« Sie legte den Kopf in den Nacken, lachte glockenhell, was zu dem flirrenden Licht um sie herum passte. Doch schnell verstummte sie und hielt sich mit jenem albernen Mädchengetue die Hand vor den Mund.
»Ja sicher, ich bin auch bei dem Röder.« Schelmisch sah Leni ihn mit ihren wasserblauen Augen an und sagte: »Und du, was schleichst du hier ständig herum, wenn ich hier sitze? Du hättest doch schon lange mal zu mir kommen können.« Und er fragte sich, wie tapsig er sich bisher aufgeführt hatte. Aber er gewann auch an Sicherheit: »Du beobachtest mich? Das ist aber verdächtig«, sagte er eine Spur zu forsch, befürchtete, sie könnte darüber verärgert sein; aber wieder lachte sie nur, rückte ein Stück und sagte: »Komm, setz dich, ich beiße nicht.«
Also setzte er sich, wusste nicht, was er jetzt tun sollte, und sagte schließlich mit brüchiger Stimme: »Du hast Blüten in deinen Haaren.« »Zupf sie heraus!«, forderte sie ihn auf. Zunächst traute er sich nicht, sie anzufassen. Doch dann pflückte er immer freudiger die Blüten aus ihren samtweichen Haaren. Die Sonne ließ Schattenfalter tanzen, Bienen bedrängten ihn summend und das stete aufdringliche Murmeln der Wasserfontäne machte ihn schwindelig. Dann aber gab es keine Blüten mehr zu pflücken, sie hielten sich an den Händen und lächelten einander an. Zufrieden schloss er die Augen und durch seine Lider drang das Sonnenlicht glutrot in seinen Kopf. Nach einer Weile fragte sie, beiläufig, so als würde sie sich nach dem Weg erkundigen: »Sag, Sammy, willst du mir nicht einen Kuss geben? Wir essen nämlich pünktlich und ich muss bald gehen. Aber vorher will ich noch einen Kuss!«
Verwirrt über ihr Angebot, verfiel er in eine Starre, bis sie sich schließlich vorbeugte und ihre Lippen auf seine legte. Angenehm warm und weich fühlte sich das an, schöner als er sich das je hatte vorstellen können. Er fragte sie, ob sie sich vielleicht später noch einmal treffen könnten. Nein, sagte sie, leider habe sie keine Zeit, da sie noch Besuch von einer Freundin bekäme. Nun, wo es endlich passiert war, glaubte er, es nicht mehr ohne sie aushalten zu können. Die Qualen, die er ausgestanden hatte, wegen der Ungewissheit, ob sie zusammenfänden, wurden von einer neuen Qual abgelöst und zwar von jener, sie könnte einmal nicht da sein.
Nachdenklich sah er nun wieder dem Blütenfall zu und dachte daran, dass sie gestern Abend noch einen draufgesetzt hatte. »Da ist noch was«, hatte sie gesagt und er hatte gedacht: Aha, aufgepasst, jetzt kommt’s – da ist immer noch was. Wahrscheinlich hat sie einen anderen, mit dem sie noch reden muss, irgendetwas in der Richtung. Doch es war nichts dergleichen. Aber das, was sie zu sagen hatte, war auch nicht besser gewesen. Sie hatte ihm erklärt, sie würde heute einen Ausflug unternehmen; dieser sei schon lange geplant und, sie wagte tatsächlich, ihm das zu sagen, sie freue sich auf diesen Ausflug. Was sollte er dazu sagen, wo er doch glücklich war, endlich mit ihr zusammen zu sein. Er bat sie, wenigstens noch eine Weile zu bleiben. Aber auch in dieser Hinsicht blieb sie konsequent, erinnerte ihn an die Uhrzeit und er müsse doch bestimmt ebenfalls nach Hause zum Abendessen. Natürlich