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Anessaiy - Band 1: Dunkle Zeiten: Fantasy-Serie
Anessaiy - Band 1: Dunkle Zeiten: Fantasy-Serie
Anessaiy - Band 1: Dunkle Zeiten: Fantasy-Serie
eBook278 Seiten3 Stunden

Anessaiy - Band 1: Dunkle Zeiten: Fantasy-Serie

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Über dieses E-Book

Die Reihe "Anessaiy": Für den dreizehnjährigen Lukas beginnt die Reise seines Lebens. Gemeinsam mit seinem Onkel und seinen beiden Freunden kehrt er in seine ursprüngliche Heimat Anessaiy zurück, um für den Frieden im Land und die Freiheit der Bürger zu kämpfen. In der fremden Welt sieht sich Lukas einem fantastischen Abenteuer gegenüber.
Die Suche nach seiner Mutter, die Hilfe der Ur-Völker Anessaiys im Kampf gegen den machtbesessenen König und die Unterstützung seiner Freunde und Verbündeten halten viele Gefahren für Lukas bereit. Aber dadurch lernt er auch Zusammenhalt, Freundschaft, Hoffnung und die Sehnsucht nach Freiheit kennen.

"Anessaiy. Band 1: Dunkle Zeiten": Lukas suchen Visionen heim, die ihn an seinem Verstand zweifeln lassen. Als er von seinem Onkel erfährt, dass die Visionen Erinnerungen an ihre gemeinsame Vergangenheit in der für Lukas fremden Welt Anessaiy sind, begeben sie sich gemeinsam mit Lukas' Freunden auf eine abenteuerliche Reise.
König William, der Mörder von Lukas' Vater und Thronräuber, herrscht grausam über Anessaiy. Um gegen den König vorzugehen, begibt sich Lukas auf die Suche nach Verbündeten. Dabei kommen ihm Gerüchte zu Ohren, seine Mutter sei noch am Leben. Die Wahrheit über seine Mutter herauszufinden, ist fortan sein großes Ziel.
SpracheDeutsch
Herausgebermainebook Verlag
Erscheinungsdatum10. Nov. 2017
ISBN9783946413738
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    Buchvorschau

    Anessaiy - Band 1 - Katja Zusset

    Danksagung

    Kapitel 1: Erinnerungen

    Das Klingeln an der Tür schien gar nicht mehr enden zu wollen.

    „Was zur Hölle …?" Gregor war gerade erst von der Arbeit nach Hause gekommen und wollte es sich auf dem Sofa gemütlich machen, doch das Sturmklingen durchkreuzte seine Pläne. Gequält richtete er sich wieder auf und ging zur Tür.

    Noch bevor er die Türklinke zu fassen bekam, spurtete Lukas, sein Sohn, an ihm vorbei, schob sich vor ihn und riss die Tür auf. Lukas sah in zwei vor Freude leuchtende, grüne Augen. „Warum hat das denn so lange gedauert?, fragte er seinen besten Freund Philipp. „Ich warte schon eine Ewigkeit!

    „Tschuldige …, grinste Philipp. „Musste noch auf meine kleine Schwester aufpassen.

    Gregor beobachtete die beiden Freunde einen kurzen Augenblick, bevor er sich in das Gespräch einmischte: „Kannst du dir – um Gottes willen – bitte abgewöhnen, immer so einen Aufriss zu machen, wenn du zu uns kommst?"

    „Oh …, hi Gregor, antwortete Philipp mit einem verlegenen Grinsen. „Wusste gar nicht, dass du schon zu Hause bist.

    Gregor schüttelte den Kopf und wandte sich ohne ein weiteres Wort von der Tür ab. Er schlenderte zurück zum Sofa, um endlich seinen Feierabend in Ruhe genießen zu können.

    „Komm rein!", forderte Lukas seinen Freund auf. Die beiden ließen hinter sich die Tür ins Schloss fallen und Philipp marschierte zielbewusst voraus in die Küche. Nach einem kurzen Abscannen der Obstschale schnappte sich Philipp einen Apfel und schwang sich gekonnt auf den Küchentresen. „Und? Hast du eine Idee, was wir jetzt machen?

    „See?", fragte Lukas.

    Philipp überlegte kurz und zuckte schließlich mit den Schultern. „Klar, warum nicht?"

    Lukas nahm sich seinen Rucksack und holte vier Dosen Limo aus dem Kühlschrank. Philipp nahm zwei Äpfel aus der Obstschale und hielt sie Lukas entgegen. Für einen kleinen Ausflug zum See sollte das ausreichen. Den Rucksack auf den Schultern, ging Lukas voran.

    Auf dem Weg durch den Flur rief Gregor ihnen nach: „Wo soll´s denn hin gehen?"

    „Nur zum See", antwortete Lukas.

    „Um neun bist du wieder hier!"

    Lukas verdrehte die Augen. „Aber es sind doch Ferien …"

    Gregor saß auf dem Sofa und war in seine Zeitung vertieft. Ohne davon aufzusehen, antwortete er: „Das ändert nichts daran, dass du um neun wieder hier bist."

    „Ach, komm schon …, setzte Lukas an. „Ich bin doch kein Kind mehr!

    „Soweit ich weiß, bist du 13. Und ich bin mir da so sicher, weil ich bei deiner Geburt dabei war. Gregor legte seine Zeitung beiseite und drehte sich zu Lukas und Philipp um. „Und mit 13, finde ich, kannst du – auch in den Ferien – um neun zu Hause sein.

    „Aber …, wollte Lukas die Diskussion mit Gregor weiterführen, doch der schnitt ihm das Wort ab. „Lukas, wir machen das jetzt ganz einfach, erklärte Gregor. „Entweder du bist um neun zu Hause, oder du bleibst hier."

    „Alles klar …, antwortete Lukas zerknirscht. „Wir sehen uns um neun!

    Lukas packte Philipp am Arm und zog ihn eilig hinter sich her. Er wollte so schnell wie möglich los, bevor ihm noch eine freche Antwort über die Lippen kam und Gregor dadurch seine Drohung wahrmachte.

    Gregor schüttelte den Kopf und sah den beiden Freunden grinsend nach. „Viel Spaß", rief er ihnen hinterher und widmete sich wieder voll und ganz seiner Zeitung.

    Lukas und Philipp antworteten ihm nicht mehr, da sie bereits aus der Tür waren. Gemeinsam schlenderten sie die große Allee entlang, die sie in den Wald zum See führte. „Ich frage mich, wann er lernt, dass ich kein kleines Kind mehr bin", brummte Lukas.

    „Mach dir nichts draus, versuchte Philipp seinen Freund aufzumuntern. „Meine Eltern sind genauso.

    Die beiden wechselten einen kurzen Blick, grinsten und gingen wortlos weiter.

    Lukas ließ seinen Blick über den See und den Badestrand wandern. Neben Familien mit kleinen Kindern sah er auch zahlreiche Schulkameraden und Kinder aus der Nachbarschaft. Abseits vom großen Getümmel entdeckte er ein paar von ihren Klassenkameraden. „Schau mal da …", raunte Lukas und nickte in die Richtung, in der er Emma und ihre Clique sah.

    Philipp folgte Lukas´ Blick und verdrehte die Augen beim Anblick der kleinen Truppe. „Die sind echt wie Schmeißfliegen. Lästig und immer dort, wo man sie nicht braucht!"

    Lukas grinste verschmitzt und nickte. „Das riecht nach Ärger … Lass uns da rüber gehen!"

    Die beiden Freunde suchten sich einen freien Platz unter den Bäumen. Von hier aus waren sie aus dem Sichtfeld von Emmas Clique verschwunden, konnten aber selbst einen knappen Blick auf die Gruppe werfen. Schweigend saßen sie unter den Bäumen, tranken ihre Limo und beobachteten die Badegäste, die allmählich ihre Sachen zusammenpackten, um sich auf den Heimweg zu begeben. Je später es wurde, desto überschaubarer wurden auch die kleinen Gruppen um den See herum. Bald waren die Familien mit den kleinen Kindern ganz verschwunden und nur noch die Cliquen waren vertreten. Lukas beobachtete, wie auch Emmas Clique in Aufbruchsstimmung kam. Auch Philipp musterte die Gruppe aufmerksam. Sie sahen zu, wie sich die Clique um ihre frühere Freundin Emma scharte.

    „Echt widerlich …", bemerkte Philipp.

    „Was meinst du?", fragte Lukas eher beiläufig.

    Philipp räusperte sich: „Wie die sich ihr an den Hals schmeißen. Ich meine, klar ist sie hübsch. Aber hinter den blonden Haaren und dem Engelsgesicht steckt eine richtige Hexe. Ich frag mich echt, was das für ein Hype um sie ist."

    „Neidisch?", fragte Lukas grinsend.

    „Auf die hirnlosen Marionetten oder auf Emma?", gab Philipp, ebenfalls mit einem Grinsen im Gesicht, zurück.

    Emmas Clique setzte sich in Bewegung und steuerte direkt auf die Bäume zu, an denen es sich Lukas und Philipp bequem gemacht hatten. Der Gruppe gingen Simon und Mark voraus. Die beiden Fußballer hatten im letzten Schuljahr kaum eine Gelegenheit ausgelassen, um Philipp in der Schule entweder bloßzustellen oder zu drangsalieren. Zwar waren Simon und Mark dafür bekannt, fast allen Ärger zu machen, doch auf Philipp hatten sie es besonders abgesehen.

    Simon und Mark waren inzwischen fast gleichauf mit Lukas und Philipp. An ihren Mienen konnte Lukas erkennen, dass sie sie entdeckt hatten. Er spürte, wie sich sein Körper anspannte – bereit für die Konfrontation und bereit, seinem Freund beiseite zu stehen.

    „Sieh mal an, wen wir da haben …, rief Simon angriffslustig. „Dumm und Dümmer!

    Mark lachte gehässig. Die restliche Clique sah sich neugierig um. Emma und ihre Freunde begannen aufgeregt zu tuscheln, als sie Lukas und Philipp bei den Bäumen sahen.

    Simon und Mark steuerten direkt auf Lukas und Philipp zu. „Vor euch Schwachköpfen ist man wirklich nirgendwo sicher, oder?", rief ihnen Simon entgegen.

    „Simon, lass gut sein. Heute hab ich echt keine Nerven für dich", antwortete Philipp.

    „Reiß deine Fresse nicht so auf!, mischte sich Mark mit ein. „Oder schreist du mal wieder nach einer Abreibung?

    Philipp verdrehte die Augen. „Komm, verpiss dich!"

    Als wäre das eine Aufmunterung gewesen, sahen sich Simon und Mark mit einem angriffslustigen Lächeln an, gingen zwei Schritte vor und zogen Philipp an den Armen hoch.

    „Hey Leute, lasst den Mist", versuchte Lukas, die Situation zu entschärfen.

    „Schnauze, sonst bist du als nächstes dran, verstanden?", zischte Simon drohend.

    Grölend und unter Anfeuerungen durch die Clique schleiften Simon und Mark Philipp zum See. Lukas hechtete hinterher und schrie auf die beiden ein. Doch nichts half. Die Schlägertypen ließen nicht von Philipp ab. Philipp hingegen versuchte, sich mit Tritten aus dem Griff der beiden zu befreien. Zwar konnte er den Gang zum See hinauszögern, doch er kam einfach nicht von ihnen los. Kurz bevor sie den See erreichten, warf sich Lukas mit all seinem Gewicht von hinten gegen Simon und stieß ihn mit voller Kraft weg. Simon kam ins Straucheln und ließ endlich Philipp los, der sofort reagierte, ausholte und Mark mit der Faust in den Magen schlug. Mark rang zwar kurz nach Luft, konnte sich aber schnell von dem Schlag erholen, packte Philipp in den Schwitzkasten und drehte ihm die Arme grob auf den Rücken. Lukas hingegen lag inzwischen mit Simon auf dem Boden und versuchte, im Gerangel die Oberhand zu bekommen. Während Simon auf dem Bauch lag, saß Lukas auf ihm und drehte diesem die Arme auf den Rücken.

    „Ihr sollt uns in Ruhe lassen, verdammt!", schrie Lukas auf Simon ein.

    Doch Lukas konnte den Vorteil nicht lange für sich ausmachen. Schnell kamen die anderen Jungs von Emmas Clique dazu. Zu viert zogen sie Lukas von Simon weg, der sich wieder aufrappelte. Zornig funkelte er Lukas an. „Du hast ja nicht hören wollen …", zischte er ihn an. Simon holte in seiner Wut aus und verpasste Lukas mit der Faust einen Schlag ins Gesicht.

    „Hey, das reicht jetzt aber wirklich", hörte Lukas eine Mädchenstimme sagen.

    „Misch dich da nicht ein!", fuhr Simon das Mädchen an. Er packte Lukas an den Armen und schleifte ihn die letzten Schritte zum Ufer. Unter lautem Jubelgeschrei der übrigen Clique packten die Schlägertypen Philipp und Lukas und zogen sie in den See.

    Lukas holte drei Mal tief Luft – jedes Mal, wenn sie seinen Kopf wieder aus dem Wasser zogen. Neben sich hörte er Philipp, der ebenfalls nach Atem rang.

    „Was glaubt ihr eigentlich, wer ihr seid?!, rief eine tiefe laute Stimme. „Lasst die beiden sofort los, oder wir machen das Gleiche mit euch!

    Der Tumult rief die wenigen Badegäste, die noch am See waren, auf den Plan. Um die Clique herum scharten sich ein paar ältere Jungs, die Lukas schon öfter in der Schule gesehen hatte. Sie waren bestimmt schon drei oder vier Jahre älter als Lukas und Philipp. Simon und seine Freunde sahen auf und ließen von ihren beiden Opfern ab. Zwei der älteren Jungs halfen Lukas und Philipp aus dem Wasser.

    „Alles okay bei euch?", fragte einer der beiden.

    Lukas wischte sich das Blut von der Lippe, das ihm der Schlag ins Gesicht beschert hatte und nickte stumm.

    Der ältere Junge ließ von Lukas ab und wandte sich an Simon und Mark: „Wenn ich sowas nochmal sehe, seid ihr dran, verstanden?, zischte er die beiden an. „Und jetzt macht, dass ihr Land gewinnt!

    Simon und Mark wechselten unsichere Blicke. Ein anderer Junge der Clique klopfte schließlich Simon auf die Schulter: „Kommt schon, lasst uns gehen …"

    Simon war zwar noch auf Krawall gebürstet, ließ sich aber von seinem Freund überzeugen. Ein letztes Mal funkelte er Lukas und Philipp zornig an, entschied sich aber für den Rückzug und trat mit der restlichen Clique den Heimweg an.

    Lukas und Philipp sahen der Clique hasserfüllt nach. Emma lief zum Schluss los. Sie sah Lukas und Philipp reumütig an und zog entschuldigend die Schultern nach oben. Philipp funkelte Emma nur zornig an und Lukas wandte seinen Blick vollständig von ihr ab. Nun wandte sich ihr Retter an die beiden Freunde. „Am besten, ihr wartet noch ein bisschen, bevor ihr geht. Wir kommen noch ein Stück mit euch mit, falls die Vollpfosten euch nochmal irgendwo abpassen wollen."

    „Danke, aber wir haben das auch alleine im Griff", antwortete Philipp trotzig.

    Der ältere Junge lachte kurz auf und klopfte Philipp freundschaftlich auf die Schulter. „Das hab ich gesehen …"

    Auch wenn es Philipp gegen den Strich ging, folgten sie dem Rat ihres Retters und warteten noch ein bisschen ab, bevor auch sie sich auf den Heimweg machten.

    „Wann genau ist sie eigentlich mit diesen Riesenärschen so dicke geworden?", fragte Philipp.

    Lukas war irritiert. „Meinst du Emma?"

    „Klar, wen denn sonst?"

    „Keine Ahnung. Ich frag mich auch, wann sie so ein charakterloses Biest geworden ist. Und wann sie vergessen hat, dass wir mal Freunde waren", antwortete Lukas.

    Die beiden gingen zurück zu ihrem Platz unter dem Baum, packten die leeren Dosen zurück in den Rucksack und setzten sich unter das Blätterdach. Die älteren Jungs waren wieder zurück zu ihrem Platz und ihren Freunden gegangen. Schweigend saßen Philipp und Lukas da und ließen ihre Blicke über den See schweifen.

    Lukas fühlte sich plötzlich benommen und kniff die Augen zusammen. Als würde sich ein seichter Nebel um seine Augen legen, verschwammen um ihn herum die Umrisse von Bäumen und Menschen. Einzig den See schien er deutlich erkennen zu können. Lukas lehnte sich zurück, schloss seine Augen und atmete einmal tief durch. Als er seine Augen wieder öffnete, erhob sich über dem See eine Art Schleier, der alles zu umhüllen schien. Grelle Lichtblitze leuchteten über dem Wasser und ein düsterer Nebel breitete sich aus. Lukas traute seinen Augen nicht und sah weiterhin angestrengt geradeaus. Zwischen dem Nebel und den Lichtern ragten plötzlich Dächer auf, aus denen Flammen schossen. Der Nebel begann, sich weiter zu lichten und die Dächer schienen in weite Ferne zu rücken, während ein großes Schloss über dem See emporragte.

    „Ich glaub, ich spinne!", flüsterte Lukas wie in Trance. Die Farben und Formationen auf dem See, umhüllt in Flammen und Nebel, zogen ihn vollkommen in den Bann. Erst ein unangenehmes Rütteln führte ihn wieder zurück in die Wirklichkeit. Lukas schüttelte den Kopf. Als er wieder aufsah, war seine Sicht frei und weder von den Flammen noch von dem Schloss war etwas zu sehen.

    „Alles klar bei dir?" Philipp sah Lukas besorgt an.

    „Ähm, ja … alles klar, antwortete Lukas. „Lass uns gehen – ich mag nach Hause!

    Philipp sah Lukas zwar noch immer besorgt an, doch er bohrte nicht weiter nach. Stattdessen hievte er sich auf und reichte seinem Freund die Hand, um ihm auf die Beine zu helfen. Gemeinsam machten sie sich auf den Heimweg.

    Mit etwas Abstand folgten ihnen, wie versprochen, die älteren Mitschüler. Von Emmas Clique war keine Spur zu sehen und der Rückweg verlief ohne weitere Zwischenfälle.

    Lukas öffnete leise die Tür und schlich am Wohnzimmer vorbei. Gerade als er den Flur durchquert hatte und die Treppe hinauf zu seinem Zimmer erreichte, bemerkte er Gregor. Eigentlich wollte Lukas ihm aus dem Weg gehen, doch nun musste er sich wohl oder übel mit ihm unterhalten. Gregor ging lächelnd auf Lukas zu. Doch als er sein Gesicht und die nasse Kleidung sah, fror seine Miene ein. „Was ist denn passiert?", fragte er ohne Umschweife.

    „Ach, nichts", winkte Lukas ab.

    „Nach Nichts sieht mir das aber nicht aus", entgegnet Gregor.

    „Ich will nicht drüber reden, okay?", antwortete Lukas tonlos.

    Gregor musterte Lukas eindringlich. „Lukas, wenn ich dir irgendwie helfen kann, musst du aber schon mit mir reden …"

    „Ich weiß, antwortete Lukas. „Aber ich brauch keine Hilfe. Wirklich nicht.

    „Wenn du dir sicher bist …", setzte Gregor an.

    „Bin ich!", schnitt ihm Lukas hastig das Wort ab.

    „Wie sieht´s mit Abendessen aus?", rief Gregor Lukas nach, der schon auf dem Weg in sein Zimmer war.

    „Kein Hunger, antwortete Lukas knapp und schloss schnell die Zimmertür hinter sich. Erschöpft ließ sich Lukas aufs Bett fallen und dachte noch einmal an die Zwischenfälle am See. „Irgendwann zahl ich es Simon heim!, schwor Lukas im Stillen, bevor er in einen tiefen Schlaf fiel.

    Mitten in der Nacht wachte Lukas plötzlich auf. Er fühlte sich genauso benommen wie am Abend zuvor am See. Er öffnete die Augen und sah auf die Uhr – 1:03 Uhr. Schlaftrunken schaute er sich in seinem Zimmer um. Er hatte das Gefühl, vor seinen Augen verschwimme alles. Ein seichter Schleier lag in der Luft.

    „Nicht schon wieder …", flüsterte Lukas ungläubig. Er kniff die Augen zusammen und rieb sie sich. Doch es half nichts – der Schleier umgab ihn weiterhin und breitete sich immer weiter aus. Lukas setzte sich auf und stieg ungeschickt aus seinem Bett. Vorsichtig tastete er sich zu seinem Fenster. Als er den Griff zu fassen bekam, riss er es mit einem Schwung auf und sog die frische Nachtluft ein. Er sah sich um. Alles um ihn herum war in einen dichten Nebel gehüllt, den er nicht zu durchdringen vermochte. Einzig den Vollmond am sonst schwarzen Nachthimmel konnte Lukas deutlich sehen. Plötzlich verstummten sämtliche Geräusche in der Nachbarschaft. Angestrengt lauschte Lukas der unheimlichen Stille, die abrupt von einem lauten Knall durchbrochen wurde.

    Ungläubig sah Lukas zum Mond auf und beobachtete, wie sich dort grelle Blitze ballten und bedrohlich aufflackerten. Gebannt von dem Spektakel beobachtete Lukas das Schauspiel, das außer ihm niemand wahrzunehmen schien. Allmählich beruhigten sich die Lichtblitze wieder. Stattdessen stieg im Vollmond dichter Qualm auf, der sich wie Nebelschwaden um die helle Scheibe legte. Der Qualm formatierte sich zu dicken Wolken, die erst aufbrausten, bevor sie sich wie ein Vorhang wieder zur Seite schoben. Wie in einer Theateraufführung vollführte der Mond ein Schauspiel und es schien, als geschehe dies eigens für Lukas. Der Nebel lichtete sich und es kamen zwei Gesichter zum Vorschein. Auf der linken Hälfte des Monds zeichnete sich das Gesicht einer jungen Frau ab. Die rechte Hälfte hingegen zeigte das Gesicht eines jungen Mannes, das Lukas bekannt vorkam. Fasziniert verfolgte er das Schauspiel weiter. Der junge Mann erinnerte Lukas an eine jüngere Fassung von Gregor. Der Mann wirkte sehr aufgebracht, während sich in den Augen der Frau das blanke Entsetzen widerspiegelte. Als die beiden Gesichter begannen, miteinander zu sprechen, hielt Lukas vor Spannung den Atem an.

    Die Stimme der jungen Frau zitterte voller Furcht und Sorge: „Gregor, du musst es mir versprechen!"

    Gregor hingegen wirkte wütend und entgegnete der Frau zornig: „Vergiss es. Ich lass dich hier nicht alleine!"

    „Ich flehe dich an! Bring Lukas in Sicherheit. Er ist alles, was jetzt noch wichtig ist!", flehte die Frau Gregor an.

    „Wenn ich mit dem Jungen gehe, bedeutet das dein Ende!", schrie Gregor die Frau an.

    Tränen liefen der Frau über ihre Wangen. Sie fasste Gregor sanft am Nacken, zog ihn ganz nah an sich heran und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Leb wohl, Bruder!"

    Einen Moment lang sahen sich die Geschwister tief in die Augen. Der junge Gregor wirkte noch immer wütend, seufzte aber schließlich verzweifelt. Er wandte sich von der jungen Frau ab und schien etwas aufzuheben. Als er wieder aufrecht stand, blickten sich die Geschwister erneut an. Sie ließen ihre Augen wandern und Lukas bekam das Gefühl, dass die beiden nun auf ihn herab schauten. Ein weiterer lauter Knall ließ Lukas aufschrecken. Erneut erhoben sich Nebelschwaden, die ihm dieses Schauspiel offensichtlich ermöglicht hatten. Doch die dichten Wolkenformationen wirbelten auf und umhüllten die Gesichter im Mond, bis sie nicht mehr zu sehen waren. Während sich der Nebel aus dem Mond zurückzog und die ruhige leuchtende Scheibe des Vollmonds wieder freigab, kehrten auch die Geräusche von der Straße zurück. Beruhigt stellte Lukas fest, dass er den Nachbarshund bellen hörte. Lukas sah sich in seinem Zimmer um und auch hier waren die Nebelschleier verschwunden, die sich um Lukas´ Augen und in sein Zimmer gelegt hatten.

    „Was um alles in der Welt war das gewesen?!", flüsterte Lukas und sah erneut zum Mond auf, der ruhig über ihm ragte. Nachdenklich schloss er das Fenster und ging zurück in sein Bett. Lange Zeit lag er noch wach da und dachte über das nach, was er gerade gesehen hatte. Alles schien so real gewesen zu sein, dass Lukas sich das Spektakel nur schwer als Traum erklären konnte. Doch alles andere machte für ihn keinen Sinn. Ungläubig und gedankenverloren wälzte sich Lukas im Bett von einer Seite auf die andere. Nach einer gefühlten Ewigkeit fiel er schließlich in einen unruhigen Schlaf.

    Kapitel 2: Fremde Stimmen

    Gedankenverloren rührte Lukas in seiner Cornflakes-Schale. Gregor nippte

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