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IM GARTEN DES INCUBUS: Der Horror-Klassiker - farbig illustriert!
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eBook325 Seiten4 Stunden

IM GARTEN DES INCUBUS: Der Horror-Klassiker - farbig illustriert!

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Über dieses E-Book

Als die junge, unschuldige Roberta 'Bobbe' Moore ins Kloster des Heiligen Wortes eintritt, hat sie mit sich und der Welt Frieden geschlossen. Sie bereitet sich auf ein Leben in Keuschheit und Genügsamkeit vor – bis eine unsichtbare Stimme zu ihr zu sprechen beginnt und ein brutaler, lüsterner Dämon von ihr Besitz ergreift; ein Dämon, der das Kloster und die Novizinnen mit den schrecklichsten Abscheulichkeiten und nackter Angst überzieht.

Von diesem Moment an ist Bobbe ein willenloses Werkzeug in den Händen einer dunklen, unergründlichen Macht, die jede ihrer Taten kontrolliert. Und je länger sie sich in der Gewalt des Dämons befindet, desto größer wird ihr Verlangen, sich ihm hinzugeben...

Mit Im Garten des Incubus schuf der US-amerikanische Autor John Tigges einen Klassiker des modernen Horrors – hart, erbarmungslos, ohne Ausweg. Ein Roman der Extra-Klasse, neu übersetzt und illustriert von Christian Dörge und Auftakt der Reihe APEX HORROR.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum7. Mai 2018
ISBN9783739681634
IM GARTEN DES INCUBUS: Der Horror-Klassiker - farbig illustriert!

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    Buchvorschau

    IM GARTEN DES INCUBUS - John Tigges

    Das Buch

    Als die junge, unschuldige Roberta 'Bobbe' Moore ins Kloster des Heiligen Wortes eintritt, hat sie mit sich und der Welt Frieden geschlossen. Sie bereitet sich auf ein Leben in Keuschheit und Genügsamkeit vor – bis eine unsichtbare Stimme zu ihr zu sprechen beginnt und ein brutaler, lüsterner Dämon von ihr Besitz ergreift; ein Dämon, der das Kloster und die Novizinnen mit den schrecklichsten Abscheulichkeiten und nackter Angst überzieht.

    Von diesem Moment an ist Bobbe ein willenloses Werkzeug in den Händen einer dunklen, unergründlichen Macht, die jede ihrer Taten kontrolliert. Und je länger sie sich in der Gewalt des Dämons befindet, desto größer wird ihr Verlangen, sich ihm hinzugeben...

    Mit Im Garten des Incubus schuf der US-amerikanische Autor John Tigges einen Klassiker des modernen Horrors – hart, erbarmungslos, ohne Ausweg. Ein Roman der Extra-Klasse, neu übersetzt und illustriert von Christian Dörge und Auftakt der Reihe APEX HORROR.

    Frühe Ausgabe von Im Garten des Incubus:

    Der Autor

    John Tigges.

    (* 16. Mai 1932, + 29. Oktober 2008).

    John Tigges war ein US-amerikanischer Autor von Horror- und Western-Romanen.

    Er begann seine Karriere als Schriftsteller im Jahr 1973 und verfasste 38 Bücher unter seinem eigenen Namen sowie unter den Pseudonymen William Essex und Ned Stone.

    Bekannt wurde John Tigges durch seine Trilogie des Schreckens, die aus Garden Of The Incubus (1982), Unto The Altar (1985) und Kiss Not The Child (1988) besteht. Diese Werke gelten als stilbildend für den modernen Horror-Roman.

    Weitere herausragende Werke sind Venom (1988), Book Of The Dead (1989) und The Curse (1993).

    Unter dem Namen William Essex schuf er u.a. die von H.P. Lovecraft beeinflussten Horror-Romane The Pack (1987),  Slime (1988) und From Below (1989). Als Ned Stone war er dem Metier des Wild Bunch-artigen Western verpflichtet: Die Breed-Trilogie - bestehend aus den Romanen Breed (1990), Mountain Massacre (1991), Blood On The Rails (1991) - gehört zu seinen bekanntesten und erfolgreichsten Werken. Mit Rails To Hades (1993) und One Man Jury (1995) setzte er die Breed-Trilogie bis in die (19)90er Jahre hinein fort.

    John Tigges galt neben seiner Karriere als Autor zudem als begnadeter Violinist: So war er Mitbegründer des DUBUQUE SYMPHONY ORCHESTRA (1956); hier spielte er in den Jahren 1958 - 1968 und 1971 - 1973 die Violine und war außerdem der Manager des Orchesters.

    Er verstarb 2008 im Alter von 76 Jahren.

    Prolog

    September 1936

    Ex post facto

      Die goldenen Strahlen der September-Sonne sickerten durch die Blätter der Ulmen, die die Melby Avenue säumten. Sie warfen kleine Lichter auf die Bürgersteige und die gut gepflegten Rasenflächen. Fröhlich pfiffen die Vögel auf den belaubten Zweigen ihre Lieder.

      Besonders auffällig war das Fehlen lärmender Kinder, denn die Schule hatte wieder begonnen. Doch mit der Heimkehr der Schüler kehrte das Geschrei zurück auf die Straßen. Für gewöhnlich entließ die Schule ihre kleinen Schützlinge recht frühzeitig, damit sie sich langsam an die neuen Regeln gewöhnen konnten.

    Bobbe Moore ging langsam und heiter die Straße entlang. Bei jeder neuen Entdeckung auf ihrem Heimweg von der St. Pauls Schule blieb sie stehen. Warum nur musste die Schule so schnell zu Ende sein? Eben erst hatte sie die Kontrolle über die Sandkiste zurückerobert. Nein, es heißt Sandkasten, hatte die Schwester gesagt.

      Egal.

      Bobbe hatte gewartet, bis die anderen aus der Klasse heraus marschiert waren und sich anschließend viermal von Schwester Evangaline versichern lassen, dass morgen die Schule wieder stattfinden würde.

      Die junge Nonne hatte das kleine Mädchen in die Arme genommen und es anschließend auf den Heimweg geschickt.

      Nun, da sie sicher war, dass es morgen so weitergehen würde, ging Bobbe langsam und leichten Herzens nach Hause.

      Sie war stolz, dass ihre Mutter ihr zugetraut hatte, den Nachhauseweg allein zu gehen. Die Sechsjährige beschloss, ihre neue, wenn auch nur kurze Unabhängigkeit voll und ganz auszukosten. Sie kannte den Weg von der St. Pauls-Schule zu ihrem Haus in der Sycamore Street auswendig. Ging sie ihn nicht fast jeden Sonntag mit ihren Eltern, beim Kirchbesuch?

      Das scheppernde Geräusch eines Rasenmähers störte den ruhigen Nachmittag, und Bobbe blieb stehen. Als sie nach dem Ursprung des Geräusches forschte, stellte sie fest, dass es aus dem Vorgarten des alten Mr. Dudley kam. Irgendwie mochte sie ihn nicht. Er war schmutzig, und vor allem roch er merkwürdig.

      Vorsichtig ging Bobbe ging vorsichtig weiter.

      Vielleicht würde sie ungesehen an ihm vorbeikommen.

      Als sie die Ecke seines Vorgartens erreicht hatte, erstarrte sie. Ob er sie gesehen hatte? Sie drückte sich eng an den Zaun und hielt den Atem an.

      Der Rasenmäher wurde abgestellt, und Edgar Dudley blickte auf die Gartenecke.

    Etwas hatte sich dort bewegt.

      Ein zahnloses Grinsen huschte über sein Gesicht, als er feststellte, dass die roten, hellen Flecken tatsächlich zu einem Kleid gehörten und dass ein kleines Mädchen reglos dastand, darauf hoffend, nicht gesehen zu werden.

      »Komm her, Kleines«, lockte Dudley. »Hab‘ keine Angst. Ich mag kleine Mädchen.«

      Mit großen Augen starrte Bobbe durch die belaubte schützende Mauer.

      Er mochte kleine Mädchen? Und sie hatte immer geglaubt...

      Sie entschied, dass sie sich geirrt hatte, und trat näher an den Zaun heran.

      »Bist du heute in der Schule gewesen?«

      »Ja«, antwortete Bobbe mit dünner Stimme.

      »Was sagst du? Ich habe dich nicht verstanden. Du musst lauter sprechen. Ich höre nicht so gut. Warum kommst du nicht hervor, damit ich dich besser sehen kann?«

      »Ja«, wiederholte sie etwas lauter. »Ich war in der Schule.«

      Sprich nicht mit Fremden, hatte ihre Mutter ihr heute Morgen mit auf den Schulweg gegeben. Aber dieser alte Mann war ja nicht eigentlich ein Fremder. Sie hatte ihn zuvor schon sehr oft gesehen.

      »Hast du Hunger, Kleine? Ich wette, du hast Hunger. Zur Schule gehen und lernen kann schrecklich hungrig machen, stimmt's?«

      Bobbe schaute ihn durch die belaubte Barriere an, ging aber nicht weiter auf ihn zu. Sie war hungrig, und der Weg nach Hause schien lang. Er hatte Recht: Heute war sie hungrig. Ihr erster Schultag war aufregend gewesen – neue Freunde, Schwester Evangaline, die viel jünger als ihre Mutter war, und nun dieser alte Mann, den sie immer für einen bösen Alten gehalten hatte, der aber wirklich nett und besorgt schien.

      »Ich habe ein paar Süßigkeiten und Kekse im Haus - genau das Richtige für dich.« Seine Stimme sank zu einem merkwürdigen Flüstern herab.

      Süßigkeiten? Kekse?

      Die schmeckten gut. Sie war sicher, ihre Mutter würde ihr nicht einen einzigen Bonbon geben.

      Sie kam aus dem Schutz des Busches hervor und ging auf das Tor zu. Sie zögerte. Sollte sie hineingehen?

      »Braves Mädchen«, ermutigte sie Dudley. »Du musst das nur das Tor aufstoßen und...«

      Die Augen in seinem knochigen Kopf blickten hin und her, um die unmittelbare Umgebung zu überblicken. Es war wenig Betrieb um diese Zeit in der Melby Avenue, und wie er sehen konnte, waren seine neugierigen Nachbarn alle mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt.

      »Komm nur mit ins Haus.« Er lächelte.

      Bobbe folgte ihm in kurzem Abstand. Sie hatte die Ermahnung ihrer Mutter vergessen.

      Dudley schloss die Augen und malte sich aus, was er mit dem kleinen Mädchen anstellen würde. Jetzt, da seine Mutter tot war, konnte er endlich all die Dinge tun, die ihm bis dahin verwehrt gewesen waren. Jahrelang war er fast jede Minute mit ihr zusammen gewesen, weil sie krank und bettlägerig war. Geld war nie ein Problem gewesen, seit die Bahn für den Unfalltod von Edgars Vaters eine Rente zahlte. Sein Leben war jedoch öde gewesen, da er Krankenschwester spielen musste - für eine selbstsüchtige, rachsüchtige alte Frau, die er immer mehr hasste. Das Leben und seine Vergnügungen hatten sich ihm verweigert, aber jetzt – jetzt würde er alles nachholen.

      Es war ihm völlig klar, dass die Jahre und die Bitterkeit auch sein Äußeres geprägt hatten. Unter gar keinen Umständen würde er eine Frau finden. Sogar die beiden Prostituierten in der kleinen Stadt hatten ihn abgewiesen.

      Er lockte sich die dicken Lippen, wenn er an jene Dinge dachte, die er mit einer Frau - jeder Frau - hatte tun wollen. Aber ein kleines Mädchen war etwas völlig anderes. Jahrelang hatte er sie beobachtet, wenn sie auf dem Weg zur Schule oder nach Hause an seinem Haus vorbeigingen. Seine wilden Fantasien lösten heftige Reaktionen in der Leistengegend aus und ließen sabbernden Geifer über sein Kinn auf sein Hemd laufen. Wie oft hatte er sich vorgestellt, eines dieser Schulmädchen zu tätscheln und zu streicheln! Seine Träume waren voller Mädchen, die ihm jede Freiheit ließen, sie zu liebkosen. Wenn schließlich der Schmerz in der Leistengegend unerträglich wurde, erwachte er sabbernd.

      Das war, als seine Mutter noch lebte.

      Jetzt aber... war die Zeit gekommen. Er rieb sich die Ausbuchtung, die er in seiner Hose wachsen fühlte, und hielt die Verandatür auf für das näherkommende Kind.

      »Geh nur hinein, Kindchen«, keuchte Dudley atemlos, als Bobbe an der Veranda angelangt war.

      Zögernd ging die Kleine auf die Tür zu, die ins Innere des großen Hauses führte. Mit zwei schnellen, katzenähnlichen Schritten folgte er nach und ließ die schwere Tür angelehnt.

      Bobbe stand in dem dunklen Flur und musste die Augen erst an die Dunkelheit gewöhnen, bevor sie sich zu dem alten Mann umwandte. »Ich heiße Bobbe«, sagte sie fröhlich, »und heute war mein erster Schultag. Ich mag die Schule. Ich mag die Schwester und auch die anderen Kinder.«

      Sie war verwirrt, als Dudley ihr Lächeln nicht erwiderte, und sie fragte sich, warum er nicht so nett war wie vorhin im Garten. »Bitte, wo ist die Schokolade?«

    Dudley hustete und wies auf das Wohnzimmer.

      »Dort«, sagte er heiser und schob das Mädchen vor sich her. »Komm mit, und ich gebe dir etwas Süßes.«

      Bobbe rückte näher, um die Schale mit den Süßigkeiten zu erreichen, die der Mann auf seinen Schoß gestellt hatte. Als sie die Kekse in der schwankenden Schale berührte, schnellte seine Hand vor und fasste sie grob an der Schulter. Sie sträubte sich zappelnd, als er sie zu sich heranziehen wollte, doch es gelang ihr nicht sich loszumachen.

      »Hier«, sagte er besänftigend, »hier, nimm ein paar Kekse. Deshalb bist du doch gekommen, nicht wahr?« In der freien Hand hielt er die Schale, die sich während des kurzen Kampfes halb entleert hatte.

      Bobbe war erschrocken über die plötzliche Bewegung des Mannes. Sie schluchzte auf und trocknete sich die Augen mit dem rechten Handrücken; mit der linken Hand nahm sie ein paar gelbe Bonbons.

      Er hatte jeden Gedanken an die Konsequenz seines Handelns beiseite gedrängt.

    Sein Denken war nur noch darauf gerichtet, das Mädchen zu besitzen. Mühelos nahm er sie hoch, setzte sie sich auf den Schoß und stöhnte.

      »Hier sitzt du doch viel besser, oder?« Er lockerte seinen Griff, um mit seiner schwieligen Hand über ihr langes schwarzes Haar zu streichen. Bobbe war beruhigt, weil sie die versprochenen Süßigkeiten bekommen hatte. Sie lutschte einen Zitronenbonbon und sah sich in dem halbdunklen Raum um. Es machte ihr

    nichts aus, so nah bei ihm zu sitzen, obgleich sie die Nase rümpfte wegen seines Körpergeruchs.

      Zu viele Möbel, dachte sie und rief sich ihr eigenes Wohnzimmer ins Gedächtnis. Plötzlich sah sie die Mutter vor sich. Sie warf einen besorgten Blick zur Tür, durch die sie und der Mann gerade eingetreten waren. Sie verrenkte sich fast, um von seinem Schoß herunterzukommen. und schrie auf vor Schmerz, als er einen Arm fest um ihre Taille legte. Er stellte die Keksschale auf den Tisch und ließ seine freie Hand an ihrem Arm hoch-  und runter gleiten, bevor er sie auf ihr Bein legte. Bobbe erstarrte, saß regungslos wie eine Statue.

      Ihr Vater streichelte sie auch oft, aber nicht auf diese Weise.

      Eine Träne sammelte sich in ihren Augen und blieb unsicher auf dem unteren Rand ihres Lides hängen.

      Ohne Warnung schob er das verschreckte Kind von seinem Schoß, hielt es mit einer Hand fest und versuchte mit der anderen seinen Gürtel zu öffnen. Es war völlig unmöglich. Er starrte sie an und brummte: »Hier bleibst du stehen, verstanden? Wenn du dich rührst, versohl' ich dir den Hintern!«

      Langsam lockerte er seinen Griff und beobachtete, ob sie irgendwelche Anzeichen von Ungehorsam zeigte. Als er überzeugt war, sie würde dort stehenbleiben, machte er sich mit beiden Händen an dem widerspenstigen Gürtel zu schaffen.

      Mit großen Augen sah Bobbe, wie der alte Mann seine Hose aufmachte und fallen ließ. Lange Unterhosen kamen zum Vorschein.

      Plötzlich kam Bewegung in sie, und sie schoss zur Tür, griff sich im Vorbeilaufen ein paar Zitronenbonbons, warf sie nach dem Alten, der, in seine Hosen verheddert, mühsam versuchte, das Gleichgewicht zu halten.

      »Du verdammte Mistgöre!«, kreischte Dudley in den höchsten Tönen, als er sah, dass seine beabsichtigte Beute ihm durch die Verandatür entwischte.

      »Verdammt!«, schrie er noch einmal, bevor er die Verfolgung aufnahm. Er fiel jedoch der Länge nach hin, rollte vornüber, zog die Hose hoch und hielt sie an der Taille zusammen. Er war drauf und dran, hinter seiner fliehenden Beute herzujagen. Bevor er jedoch die Eisentür erreicht hatte, blieb er stehen und überlegte, das Mädchen könnte vielleicht um Hilfe schreien, wenn er ihr nachlief. Dann wäre er in Schwierigkeiten.

      Gerade als er beschlossen hatte, ihr nicht nachzulaufen, sah er Bobbe an der Außenseite des gusseisernen Zaunes entlang rennen.

      »Verdammt!«, schrie er. mit der Faust drohend. »Verdammte Göre! Oh, Scheiße, der Teufel soll dich holen. Ja! Nimm sie, Satan, sie gehört dir! Ich brauche dieses

    kleine Dreckstück nicht! Es gibt noch eine Menge andere!«

      Als Bobbe merkte, dass sie nicht mehr verfolgt wurde, verlangsamte sie ihren Schritt und betrachtete zwei klebrige Bonbons, die in ihrer schwitzenden Hand hängengeblieben waren. Während sie auf den Gehweg lossteuerte, schüttelte sie die gelben Bröckchen von der Hand und wischte sich die schmutzigen Hände am Kleid ab.

      Hüpfend machte sie sich auf den Nachhauseweg.

      Ein paar Minuten später bog sie in die Sycamore Street ein. Als sie ihr Haus sehen konnte, begann das kleine Mädchen, das zu spät aus der Schule kam, loszulaufen.

      »Ich bin's«, rief sie beim Aufstoßen der Vordertür.

      »Mein kleines Fräulein«, tadelte die Mutter, »ausgerechnet an deinem ersten Schultag kommst du zu spät nach Hause! Ich dachte, du wärest ein großes Mädchen, Bobbe, und ich könnte mich darauf verlassen, dass du direkt nach Schulschluss heimkommst. Wo warst du denn? Mami war schon ganz krank vor

    Sorge!«

      Bobbe sah ihre Mutter an und stellte fest: Sie war nicht böse, sondern ängstlich. Sie ging quer durch den Raum, umarmte ihre Mutter, die sich eng an die vermisste

    Tochter schmiegte.

      »Nicht weinen, Mami, jetzt bin ich ja hier. Und alles ist wieder in Ordnung.«

      »Wo bist du gewesen, Bobbe?«, fragte Clare Moore und hielt ihre Tochter eine Armlänge von sich.

      »Ich...«, begann Bobbe und wollte gerade über den gewissen Mann reden, der nett sein und ihr Bonbons geben wollte, aber die Erinnerung löste sich plötzlich in Nichts auf; und sie sah statt dessen einen jungen Hund mit schwarzen Flecken vor sich herumtollen. »Ich... ich habe einen kleinen Hund getroffen und mit ihm ein wenig gespielt, Mami. Es tut mir leid. Wirklich. Ich tu´s auch nie wieder«, flüsterte sie entschuldigend.

      »In Ordnung.« Clare versuchte ernst zu bleiben und hoffte, dass sie weder die Erleichterung über die Rückkehr ihrer Tochter zu sehr zeigen würde noch das Vergnügen, das sie dabei empfand, als sie die Ernsthaftigkeit ihres einzigen Kindes bemerkte.

      Der Ersatzgedanke mit dem kleinen Hund hatte sich derart in ihrem Kopf festgesetzt, dass Bobbe hoffte, ihre Eltern würden ihr einen schenken. Sie hatte so viel Spaß mit ihm gehabt! Sie wusste sogar, sie hatte ihn schrecklich gern gehabt.

      Sie lief die Stufen zu ihrem Zimmer empor und summte dabei ein Lied, das sie in der Schule gelernt hatte.

      Der Zwischenfall mit Edgar Dudley war für immer aus ihrem Gedächtnis verschwunden.

    ERSTER TEIL:

    18. Juli 1951 bis 22. November 1951

    Non sequitur

      1. Kapitel

      Eine milde nächtliche Brise schüttelte die silbern schimmernden Blätter durcheinander und trug ein Flüstern in die Stille des fast verlassenen Stadtparks von Springfield. Hoch droben mühten sich die Sterne vergeblich, neben dem Glanz des Julivollmonds bestehen zu können.

      Zwei Gestalten umarmten und küssten einander zärtlich, bevor sie sich trennten, um einander schließlich tief in die Augen zu schauen.

      »Ich liebe dich, Bobbe«, sagte Jay Livingston sanft.

      »Ich weiß, Jay. Ich liebe dich auch so sehr!«

      »Ich bin froh, dass wir erst ins Kino gegangen sind, bevor wir hierher kamen.«

      »Warum?«, fragte sie lächelnd, obwohl sie seine Antwort bereits kannte.

      »Weil wir allein sind. Ich dachte mir, dass alle so gegen elf verschwinden würden, und ich hatte Recht.«

      »Warum ist es denn so wichtig, dass wir allein sind?«

      Jay sah an Bobbe Moores Gesicht vorbei in die Dunkelheit. Er konnte ihr nicht ins Gesicht sehen, ohne sofort entmutigt zu werden. Jeden Zoll kannte er seit Jahren auswendig - seit sie zusammen in die Highschool gekommen waren.

      Ihre dunkelblauen, fast violetten Augen schienen so transparent, dass sie ihre geheimsten Gedanken sichtbar machten. Ihre fein geformte Nase, der volle Mund, der stets bereit war, bei der leichtesten Herausforderung zu lächeln – all das war ständig in seinem Gedächtnis, selbst, wenn sie nicht bei ihm war.

      »Ich glaube, du weißt es, Bobbe.«

      Sie lächelte und zeigte dabei ebenmäßige, weiße Zähne.

      »Ich glaube, du willst alle in der Stadt zufriedenstellen und mich heiraten. Stimmt´s?«

      »Nein! Mir ist´s egal, was die Leute über dich und mich denken. Ich möchte dich heiraten, ja, und das kann ich jetzt auch, da ich beinahe fertig bin mit dem College.«

      »Worüber möchtest du dann reden, Jay?« Verwundert zog sie die Stirn kraus.

      »Ich möchte Zukunftspläne schmieden, einschließlich Hochzeit. Ich werde den Holzhandel übernehmen, wenn Dad sich zurückzieht und – nun ja

      Er verstummte.

      »Was ist, Jay?«, fragte sie mit einem schelmischen Lächeln. »Hast du es dir etwa anders überlegt?«

      »Pssst!«, zischte er und gebot ihr mit der Hand Ruhe.

      Bobbe drehte den Kopf in dieselbe Richtung, in die Livingston starrte. »Siehst du etwas oder...?«, begann sie, schwieg aber, als er ihr wiederum Zeichen machte, ruhig zu sein.

      »Ich glaube, ich habe dort eine Bewegung gesehen«, flüsterte er. »Ja, da ist es wieder. Da drüben ist jemand, der uns beobachtet.«

      Ein plötzliches Rascheln im Unterholz veranlasste Bobbe, sich hinter Jay zu stellen. Aus dem Schatten des Grüns trat ein großer schwarzer Hund in das Mondlicht.

      »Ist das Midnight?«, fragte Bobbe.

      »Ich... ich glaube ja, sieht so aus.« Jay atmete erleichtert auf.

      »Was ist? Du hast doch nicht etwa Angst?« Ein Lächeln blitzte auf, und ihre Augen funkelten, als sie ihn aufzog.

      Der riesige Hund kam zögernd auf das Paar zu. Midnight, so nannte hier jeder den mysteriösen Hund, war schon einmal erschienen und hatte die Stadt in Besitz genommen. Nur wenige waren in der Lage, sich dem anscheinend verwilderten Tier zu nähern, ohne durch sein tiefes Knurren und Blecken der Zähne erschreckt zu werden.

      »Beweg dich nicht, Bobbe!«, sagte Jay.

      »Ich hab keine Angst vor ihm, Jay«, sagte sie fest und ging auf ihn zu.

    Der Schwanz des Hundes begann zu wedeln. Er leckte Bobbes Hand, als sie versuchte, ihn zu streicheln.

      »Tja, ich werde...« Jay atmete erleichtert auf. »Ich hätte es nicht geglaubt.« Er trat an Bobbes Seite, stoppte aber, als das Tier knurrte und die Zähne bleckte.

      »Ich glaube, er mag dich nicht, Lieblinge«, sagte Bobbe.

      »Lass uns gehen.« Jay streckte ihr die Hand entgegen.

      Bobbe ging zu ihm. Langsam verließen sie die Lichtung, in deren Mitte der Hund

    stand.

      »Ich glaube, er hat's kapiert«, sagte Jay, als der Hund ihnen nicht folgte. »Seit wann besitzt du die Fähigkeit, wilde Tiere zu zähmen?«

      »Nein, Jay, er ist ganz und gar nicht wild

      »Du kannst fragen, wen du willst: alle werden dir sagen, dass es unmöglich ist, ihm zu nahe zu kommen.«

      Nachdem sie in dem vom Mondlicht erhellten Park einige Minuten spazieren gegangen waren, wurde die Erscheinung des Hundes bald durch Gedanken über die Zukunft verdrängt. Sie wählten einen Picknicktisch, der hell vom Mond beschienen wurde, und Jay half Bobbe hinauf. Sie stellte die Füße auf den Stuhl, lehnte sich zurück und stützte sich auf die ausgestreckten Arme.

      »Wo waren wir stehengeblieben?«, fragte er, indem er Vergesslichkeit vorschützte. »Ach ja, jetzt erinnere ich mich. Wir sprachen über unsere Heirat. Gefällt dir der Gedanke?«

      »Was glaubst du?«, fragte sie schlicht.

      »Wir gehen seit dem ersten Oberschuljahr zusammen. Seit du auf dem College bist, habe ich mich nie mit einem anderen verabredet. Ich nehme an, bei dir ist es genauso.«

      »Ich hab ein wirklich ausgeprägtes Gesellschaftsleben hinter mir. Frauen belagerten meine Tür die ganze Zeit über. Ehrlich, Bobbe, wenn man die Arbeit von drei Jahren

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