Abseits der Gemengelage
Von Dolf Mehring
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Über dieses E-Book
Dolf Mehring
Geboren wurde Dolf Mehring 1955 in Bochum. Dort verbrachte er seine Kindheit und Jugend. Studiert hat er an der katholischen FHS Abteilung Paderborn, an der Ruhr-Universität und der Verwaltungsakademie Bochum. Dort erwarb er die Abschlüsse: Dipl. Sozialpädagoge und Kommunaldiplom-Inhaber (VWA). Seine langjährige, vier Jahrzehnte umfassende Fachpraxis erlangte er zunächst ehrenamtlich in der Jugendverbandsarbeit (KjG / BdKJ). Als pädagogische Fachkraft arbeitete er in einer Tageseinrichtung für Kinder und in Jugendzentren in Bochum und Castrop-Rauxel. Als Bereichsleiter des Jugendamtes in Castrop-Rauxel wurde er zuständig für alle Kinder- und Jugendeinrichtungen der Stadt und verantwortete die Umsetzung des Rechtsanspruches auf einen Kita-Platz ab 1995. Von 2000 - 2018 war er Leiter des Jugendamtes in Bochum. Dort widmete er sich schwerpunktmäßig den Themen: Sozialräumliche Organisation der Jugendhilfe, Risikomanagement Kinderschutz, Umsetzung des Rechtsanspruches U 3 in Kitas und Tagespflege, Beschwerdemanagement im Jugendamt, Ehrenamtliche Vormundschaften für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, Aufbau einer kommunaler Präventionskette Von 2016 - 2018 war er Sprecher des AK Jugendhilfe der kommunalen Spitzenverbände in NRW und wirkte im Beirat der Ombudschaften Jugendhilfe NRW e.V. mit.
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Lebensbilder: Marianne Mehring geb. Hansmann 12.12.1930 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
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Buchvorschau
Abseits der Gemengelage - Dolf Mehring
Rund um den Wachturm
behielten die Fürsten den Überblick.
Viele Frauen kamen und gingen,
auch ihre barfüßigen Diener.
Draußen in der Ferne jaulte eine Wildkatze,
zwei Reiter näherten sich
und der Wind begann zu heulen.
(Aus dem song All along the watchtower
von Bob Dylan)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Abseits der Gemengelage Teil I
Aus den Erzählungen meiner Mutter
Aleppo war gestern hier
Ein neues Leben mitten im Krieg
Eduard, der Pole
Pawel (Paul) und Raya Denissova
Der Massenmarsch von Häftlingen…
Das Kriegsende in Oesdorf
Der schwere Abschied
Abseits der Gemengelage Teil II
Haarscharf
Caro ASS
Abflüge
Wer schön sein will, muss leiden
Abseits der Gemengelage Teil III
Caesar
Im Morast des Realsozialismus
Die Erschütterung
Abseits der Gemengelage Teil IV
Vorwort
Die folgenden Erzählungen habe ich nicht nacheinander geschrieben. Sie sind im Laufe der letzten Jahre seit 1998 entstanden und schildern Ereignisse und Begebenheiten, die ich nicht der Vergessenheit preisgeben wollte. Zum Teil hatte ich sie bereits in drei kleinen Heftchen zusammengestellt, die aber lediglich für den Freundeskreis bestimmt waren. Die Resonanz ermutigte mich, weiter zu schreiben. Leider ließ mir die allgemeine Gemengelage dann doch kaum Zeit, mich in der notwendigen Muße an meinen Schreibtisch zu setzen, um etwas zu Papier zu bringen. Denn Schreiben und Malen ist anders als zum Beispiel Gitarre spielen bei mir nicht möglich, wenn ich nicht ein gewisses Maß an Ruhe gefunden habe. Diese Ruhe ist ein wirklich knappes Gut.
Dann wurde ich dazu ermuntert, aus dem Fundus meiner Erzählungen Lesungen zu gestalten. Das war für mich Ansporn, einigen meiner Erzählungen einen neuen Rahmen zu geben. Denn zeitgleich hatte ich das tiefe innere Bedürfnis, mich der schwierigen Frage nach dem Sinn des Lebens zu stellen.
Die aktuelle Gemengelage, die Hektik des Alltags, hält uns in der Regel davon ab, inne zu halten und auch nur einzigen Gedanken darauf zu verschwenden, warum das Leben so spielt, wie es spielt. Und warum bin ich eigentlich dabei? Hier, jetzt und in dieser Zeit?
Wenn man es zulässt, diese existenziellen Fragen zu stellen, wird man sich unweigerlich auf eine Spurensuche des eigenen Lebens begeben. Dies gelingt nur „Abseits der Gemengelage". Und plötzlich werden längst verschüttete Erinnerungen wieder wach, einzelne Puzzlesteine des Lebens, die doch zusammengenommen ein ganzes Bild ergeben, auf dem Antworten sichtbar werden.
Viele meiner in sich abgeschlossenen Kurzgeschichten sind solche Puzzlesteine. Sie handeln von Menschen, deren Leben sich nicht in Geschichtsbüchern findet. Dennoch haben sie auf ihre Art und durch ihr konkretes Handeln dafür gesorgt, das Leben für Andere besser, erträglicher und schöner zu machen, auch wenn das im Einzelfall durchaus lebensgefährlich war. Andererseits spiegeln sie Situationen, die rückblickend gesehen in einem völlig anderen Licht erscheinen.
Damit diese Puzzlesteine ein Gesamtbild ergeben, habe ich sie gerahmt. Ein Bilderrahmen setzt sich in der Regel aus vier Teilen zusammen. Nicht zufällig besteht deshalb die Rahmengeschichte dieses Buches „Abseits der Gemengelage" ebenfalls aus vier einzelnen Teilen (I- IV). Ich freue mich, wenn das so entstandene Werk auch als Einladung und Anregung verstanden wird, über sich und die Welt in der wir leben, nachzudenken. Ebenso wünsche ich mir, dass das Lesen dieses Buches ganz schlicht Spaß und Freude bereitet.
Dolf Mehring
Abseits der Gemengelage Teil I
Geschafft. Sitze in der S-Bahn, bin froh, dass ich inzwischen das VRR – Bären -Ticket und damit den Zutritt zur 1. Klasse habe. Da sitzt man in einem kleinen Abteil und kann noch mal ungestört die Mails checken, bevor der Tag im Büro beginnt.
Mist: 22 neue Mails in der Box – und das, obwohl ich gestern Abend noch alles bearbeitet hatte.
Fluch der Technik.
So toll ich die Möglichkeit finde, wichtige Informationen per E-Mail auszutauschen.... Mittlerweile geht es mir zunehmend auf den Keks, mit welchen Infos ich zugeschüttet werde. Wer soll das alles lesen, verarbeiten oder begreifen?
Besonders „schön" finde ich Anhänge an Mails, die gleich das ganze Volumen der Mailbox sprengen, sich gar nicht erst hochladen lassen und damit das Postfach blockieren.
Ich gucke aus dem Zugfenster, die S-Bahn durchquert gerade den Bärenbruch in Castrop-Rauxel. Links und rechts morastiger Emschersumpf am Bahndamm. Brackwasser zwischen den Bäumen. Wahrscheinlich haben die Römer schon diesen Sumpf verflucht oder weiträumig umgangen.
Castrop: 25 Jahre ist es her, als ich dort in der Stadtverwaltung anfing, mit dem Computer zu arbeiten. Kaum einer hatte einen. Ich habe mir einen abgelegten Atari mit ins Büro genommen, um besser arbeiten zu können, Texte zu schreiben, Programme zu gestalten… E-Mails? Ein Fremdwort, das es im gebräuchlichen Wortschatz nicht gab.
Die gesamte analoge Tagespost befand sich in einem persönlichen Fach des Postschrankes und wartete darauf, bearbeitet zu werden.
Briefe von Bürgern waren schnell bearbeitet, wenn sie nach 14 Tagen eine Antwort erhielten – per analoger Post natürlich.
Heute schickt der Bürger seine E-Mail in den Orbit und erwartet möglichst sofort eine Antwort....
Die digitale Arbeitswelt ist Fluch und Segen zugleich. Toll, wenn man mal eben eine Info austauschen kann. Doch: das große Räderwerk dreht sich schneller und schneller. Und manchmal fühle ich mich wie Charlie Chaplin in seinem Film „Moderne Zeiten". Nur stehe ich nicht wie er mit seinem riesigen Schraubenschlüssel am Fließband und die Zahnräder drehen und drehen... die unerbittliche moderne Maschine fesselt den Menschen magisch an Handy, iPad und PC.
Im grausamen Takt der digitalen Maschine sind wir die neuen Sklaven. Zwanghaft ausgeliefert – wer nicht mitmacht ist raus!
Also mithalten, atemlos, ohne Pause! Dem unerbittlichen Takt hinterher .... hechelnd, neue Nachrichten, Twitter, Meinungen, Fake News, Wahrheit, Unwahrheit, weiter, antworten, die virtuelle Fangemeinde wartet, Gefällt mir... gefällt mir... gefällt mir... teilen... teilen... teilen.
Produktivität! Rauf damit! Effizienzsteigerungen! So leben wir.
Gierend nach mehr Leistungen, Produkten, Gütern, Diensten ...
Mehr, mehr... schneller .... weiter .... größer! Mehr, immer mehr.
Aus meinem 1. Klasse Abteil sehe ich in die volle S-Bahn. Ein privilegierter Blick!
Lachende Studentinnen in der einen Sitzgruppe, in der anderen müde Gesichter,
90 % der Fahrgäste glotzen in ihr Handy.
Zeitungsleser? Eine aussterbende Spezies.
Schleichende Veränderung. Radikal. Grundsätzlich.
Die Welt außer Rand und Band.
Was geht hier vor?
Wo sind die alten Träume geblieben?
35 Stunden Woche bei vollem Lohnausgleich?
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