Die Zangengeburt eines neuen Zeitalters: Grundirrtümer des Jetzt
Von Dieter Scheidig
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Über dieses E-Book
Technik, Kultur und Rhetorik sind einem sicht- und merkbaren Wandel unterworfen! Neue Lebenswirklichkeiten entstehen. Jedes Jahr! Ständig! Deutlich wird das scheinbar auch im Vermitteln und der Realität gesellschaftlicher Vorgänge an vor und kurz nach 2020. Wie man heute lebt, die äußere, bereits morbide Erscheinung des Endes erkennend, ohne es jedoch zu erkennen, aufpolierte Phrasen und Worthülsen ohne tägliche Entrüstung aufnimmt, ohne diese mit Bewusstsein zu rezipieren und zu kritisieren, gleicht der endigenden DDR-Zeit.
Dieter Scheidig
Dr. Dieter Scheidig, 1965 geboren, studierte in der Wendezeit Museologie und leitete über viele Jahre ein Thüringer Stadtmuseum. Seit Jahren schreibt er Artikel und Bücher über kulturhistorische Themen.
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Rezensionen für Die Zangengeburt eines neuen Zeitalters
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Buchvorschau
Die Zangengeburt eines neuen Zeitalters - Dieter Scheidig
Inhaltsverzeichnis
Ein langes Wort zu einem kurzen Essay-Streitschrift-Fragment
Was ist eigentlich hier los? Ist es eine Zangengeburt?
„Kinder an die Macht"
Die glückliche DDR-Gesellschaft und ein falsches Erinnern
Das „Fürstliche-Lampenputzer-Syndrom"
Konsumelle Verweigerung
Der DDR-Aktuelle-Kamera-Effekt oder der verkehrte Tag
Der Nonsens einer Judith Butler: Die Feldwebelin
Krude und rabulistische Verschwörungstheorien
„Bürgerlichkeit" in der Jetztzeit?!
Hell-Grauer Ausblick zum Schluss: Das gesellschaftliche Erschöpfungssyndrom
Und was Sie auch haben – nehmen Sie es nicht zu wichtig. Es gibt wenig, das lange wichtig bleibt.
Erich Maria Remarque (1898-1973), Arc de Triomphe, Roman, Kiepenheuer, 1999, S. 8.
Will unsere Zeit mich bestreiten,
ich lasse es ruhig geschehen.
Ich komme aus anderen Zeiten
und hoffe in andere zu gehen.
Franz Grillparzer (1791-1872), Dichter
Ein langes Wort zu einem kurzen
Essay-Streitschrift-Fragment
Technik, Kultur und Rhetorik sind einem sicht- und merkbaren Wandel unterworfen. Neue Lebenswirklichkeiten entstehen. Jedes Jahr! Ständig! Deutlich wird das auch im Vermitteln der Realität gesellschaftlicher Vorgänge: Die von wahrer, undiskreditierter, „aechter" Opposition befreiten Lenker unserer Stimmung und unseres Schicksals tätigen widersinnige, noch vor anderthalb Jahrzehnten undenkbare, da offenkund fehlerhafte gesellschaftspolitische Entscheidungen, präsentieren diese in dauergeschwätziger, moralisierender und bildungshochmütiger Form, ohne tatsächliche Möglichkeit wirksamer Gegen-Kritik ihrer Rezipienten und Schutzbefohlenen.
Fatal erinnern diese Jahre an die Hoch-Zeit der DDR: Die hatte auch immer recht und alle anderen waren wirklich und wirkliche Bösewichter und Friedensfeinde. Verschwunden scheint fast völlig die Toleranz der alten Bundesrepublik, als diese sich – nicht ohne Zwang der sehr nahen DDR, welche beeindruckt werden musste – als lächelnder und starker Dulder auch der krudesten Meinung etablierte.
Die folgenden Zeilen entspringen durchaus nicht der Feder eines „rettungslosen Provinzlers"¹ und mit der modernen Welt fremdelnden Menschen, eines „Spitzweg-Deutschen² der sich „in kleinen Provinzstädten (…)
³ hinter dünnen Fachwerk-Wänden seines Altbaus furchtsam vor Wirklichkeit und Welt verschanzt.
Und doch: Wieder erschreckt die gerade abgeschlossene Gegenwart uns immer noch durch die ihr eigene Dramatik des unwiderruflich und endgültig abgeschlossenen Zeithorizontes, des „Nichts-mehr-ändern-könnens: Dies dürfte wohl der eigentliche Grund für die im großen wie kleinen praktizierte „Geschichtsunwilligkeit
vieler aktueller, jeden modernistischen Modeschrei mit willigen Enthusiasmus umsetzender Zeitgenossen⁴ sein. Wie man vor und kurz nach 2020 lebte, die äußere, bereits morbide Erscheinung des Endes, der Auflösung erkennend, ohne jedoch zu verinnerlicht erkennen, aufpolierte Phrasen,