Nostalgie und Aufbruch: Von der Lust, die Welt zu gestalten
Von Verena Kast
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Über dieses E-Book
Verena Kast wendet sich gegen den allgemeinen Trend, die Vergangenheit zu glorifizieren – und die Gegenwart dabei abzuwerten. Scharfsinnig und mit feiner Ironie lädt sie uns dazu ein, diese "Vergangenheitssucht" zu überwinden. Schließlich gibt es noch ein Leben vor dem Tod!
Verena Kast
Verena Kast (* 24. Januar 1943 in Wolfhalden) ist eine der bekanntesten Psychotherapeutinnen im deutschsprachigen Raum. Sie war Professorin für Psychologie an der Universität Zürich, Dozentin und Lehranalytikerin am dortigen C.-G.-Jung-Institut und Psychotherapeutin in eigener Praxis. Von April 2014 bis März 2020 war sie Präsidentin des C.G. Jung-Instituts in Zürich sowie bis 2020 wissenschaftliche Leiterin der Lindauer Psychotherapiewochen. In ihren Büchern macht sie den Menschen Mut, die Vergangenheit loszulassen und sich der Zukunft zuzuwenden.
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Buchvorschau
Nostalgie und Aufbruch - Verena Kast
Verena Kast
Nostalgie und Aufbruch
Von der Lust, die Welt zu gestalten
© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2019
Alle Rechte vorbehalten
www.herder.de
Umschlaggestaltung: Agentur IDee
Umschlagmotiv: © antadi1332 / iStock / GettyImages
E-Book Konvertierung: le-tex publishing services, Leipzig
ISBN Print 978-3-451-60096-8
ISBN E-Book 978-3-451-81874-5
Inhalt
Impressum
Einleitung
Zurück zum Zurück
Warum wende ich mich diesem Thema zu?
Utopie oder Retrotopie
Statt Utopie – Retropie oder Retrotopia …
Zurück
Die Phantasie zurück: eine kollektive Nostalgiephantasie
Von der Angst
Nostalgiephantasien – ein Versuch, die Angst zu besänftigen
Das Aushalten von Ungewissheit
Das aktivierte Bindungssystem
Angst und Ärger
Der Schatten
Angstkontrolle und Gefahrenkontrolle
Nostalgie – Sackgasse oder Hilfe im Umgang mit der Angst?
Formen der Nostalgie
Restaurative Nostalgie – Reflektive Nostalgie
Nostalgiephantasien als persönliche emotionale Erfahrung
Nostalgische Tagträume – nostalgische Emotionen
Die Bedeutung der Sehnsucht
Die Opferrolle
Von der Versuchung, uns als Opfer zu verstehen
Das Ressentiment
Was sagen neuere Forschungen?
Marquard und die „Penetranz der Reste"
Von der Lust, zu gestalten
Positivitätsverdrängung und Explorationslust
Grundemotionssysteme
Die Lust am Gestalten – nicht nur am Bewahren
Vorfreude
Hoffnung und Vertrauen
Positivitätssuche – Hoffnung als Grundemotion
Hoffnung
Hoffnung und Erwartung sind zu unterscheiden
Vertrauen – durch Andere, in Andere, mit Anderen
Sich für das Vertrauen entscheiden
Hoffnung pragmatisch – Die Lust am Gestalten
Anmerkungen
Die Autorin
Einleitung
Diesem Essay liegt mein Vortrag „Utopie oder Retropie? Von der Versuchung, Opfer zu sein, und von der Lust am Gestalten",¹ zugrunde, den ich anlässlich der Tagung der Internationalen Gesellschaft für Tiefenpsychologie in Lindau am 28.10.2018 gehalten habe. Ich habe ihn erweitert und ergänzt und danke hiermit dem Herder Verlag und Herrn Dr. Neundorfer für die Möglichkeit, meine Gedanken in dieser Form zu publizieren.
Zurück zum Zurück
Warum wende ich mich diesem Thema zu?
Weil ich mich dagegen wehre, dass in einer Situation, in der die Menschheit vor sehr schwierigen Herausforderungen steht – ich nenne nur die ökologische Bedrohung, die Digitalisierung, die Bedrohung der Demokratie an vielen Orten der Welt –, als Antwort darauf ein Megatrend in die Verklärung der Vergangenheit geht: Kopf in den Sand, Flucht in eine Vergangenheit, die es so nie gegeben hat, Flucht in eine große Nostalgiephantasie! Also keine lustvollen oder zumindest mutigen Konzepte für die Zukunft, keine Phantasien, wie das menschliche Leben und das Zusammenleben besser gestaltet werden könnten, wie mit den Herausforderungen konstruktiv umgegangen werden könnte – das Beste liegt offenbar hinter uns. Aus Angst zurück zum Zurück!!! (Nach rückwärts.) Und was wollen wir da finden? Das Vertraute, Überschaubare, Kontrollierbare – das Kleinteilige wohl meistens – und damit aber eine notorische Unzufriedenheit pflegen? Uns als Opfer fühlen? Alles verloren geben?
Gegen diese Bewegung zurück steht die Aussage des alten Esels in einer prekären Situation im Märchen der Bremer Stadtmusikanten: „Etwas Besseres als den Tod findest du allemal." Alles ist besser als die Selbstdestruktion durch das Aufgeben einer doch auch möglichen guten Zukunft.
Man könnte auch aufbrechen, nicht in blindem Vertrauen, aber zuversichtlich. Die Gegenbewegung zu diesem Zurück wäre das beharrliche Anpeilen und Gestalten von Möglichkeitsräumen, von pragmatischer Hoffnung getragen, manchmal sogar auch lustvoll – trotz allem.
Utopie oder Retrotopie
Utopien: Große Idealvorstellungen von der Zukunft, das haben wir schon lange nicht mehr. Viele kleinere Utopien tun es allerdings auch: Gleiche Rechte für alle, das wäre vielleicht gar keine so kleine Utopie, selber machen statt kaufen, Spaß am Minimalismus: Wie viel Zeug brauche ich wirklich? Und es gibt noch viele andere kleinere und größere Utopien.
Aber: Utopische Visionen für die einen, auch kleine, sind dystopische Visionen für die anderen. Emanzipation der Frauen etwa als gleichberechtigte Partizipation in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens ist für viele eine erstrebenswerte Utopie, für andere, Konservative, eine Dystopie, nämlich die Auflösung der Geschlechterordnung, die sie erhalten wissen wollen. Und zu schnell sprechen die Repräsentanten einer bestimmten Gruppe einer in den Ideen kontrastierenden Gruppe die Vernunft ab, die Würde ab – und damit auch eine wirkliche Gleichberechtigung.
Statt Utopie – Retropie oder Retrotopia …
Das Wort „Retrotopia stammt von Zygmunt Bauman, einem Soziologen, 2017 gestorben, dessen letztes, posthum herausgegebenes Werk eben diesen Titel trägt: Retrotopia. Und eine Hauptthese lautet: Der Glaube an eine bessere Zukunft werde heute ersetzt durch die Hinwendung zur Vergangenheit. Die Visionen „speisen sich nicht mehr aus einer noch ausstehenden und deshalb inexistenten Zukunft, sondern aus der verlorenen, geraubten, verwaisten, jedenfalls untoten Vergangenheit.
² Offenbar fühlen wir uns demnach alle als Opfer, alle beraubt – und der Schritt zurück soll dieses Opfersein aufheben. Opfer deshalb, weil irgendwo die Weltgeschichte eine falsche Abzweigung genommen hat und wir nun mit den üblen Folgen dessen konfrontiert