Romina - ein Mädchen mit Herz: Dr. Norden Bestseller 220 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
Es war Freitag, der Dreizehnte, und achtzehn Uhr. Dr. Norden war nicht abergläubisch, aber es war ein wahrhaft schrecklicher Tag. Dreimal war er zu Unfällen gerufen worden, die durch plötzliches Glatteis verursacht worden waren, und bei einem hatte es zwei Schwerverletzte gegeben, die in die Behnisch-Klinik gebracht worden waren. Er wollte seinem Kollegen und Freund Dr. Behnisch helfen und saß wie auf Kohlen, denn bei Anneliese Ludolf, die jetzt in seinem Sprechzimmer saß, ging es nur um seelische Probleme.
»Ich schaffe das einfach nicht mehr. Ich weiß nicht, wie es noch weitergehen soll, Herr Doktor«, hatte sie gerade gesagt, als das Telefon wieder läutete.
»Wieder die Behnisch-Klinik«, tönte Lonis Stimme aus der Sprechanlage. »Dr. Behnisch bittet dringend um Ihre Hilfe.«
»Gut, ich komme«, sagte Dr. Norden. »Frau Ludolf, haben Sie bitte Verständnis. Ich nehme Sie mit. Ihre Wohnung liegt ja auf dem Weg, und auf der Fahrt können Sie mir sagen, wie ich Ihnen helfen kann. Wir sind heute arg im Druck wegen des Glatteises.«
»Wenn es mich treffen würde, was könnte mir Besseres passieren«, sagte Anneliese Ludolf tonlos.
»Ich möchte gern noch leben«, erwiderte Dr. Norden. »Meine Frau und meine fünf Kinder warten zu Hause.«
»Und ich habe nur den einen Sohn, und er ergreift die Partei meines Mannes«, sagte sie leise, während sie apathisch zu ihm ins Auto stieg. »Ich habe nichts mehr, nach fünfundzwanzig Jahren. Was habe ich denn falsch gemacht?«
»Wir werden in aller Ruhe darüber sprechen, wenn ich mehr Zeit habe, Frau Ludolf«, sagte Dr. Norden. »Mein Gott, sehen Sie doch, da
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Buchvorschau
Romina - ein Mädchen mit Herz - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller –220–
Romina - ein Mädchen mit Herz
Patricia Vandenberg
Es war Freitag, der Dreizehnte, und achtzehn Uhr. Dr. Norden war nicht abergläubisch, aber es war ein wahrhaft schrecklicher Tag. Dreimal war er zu Unfällen gerufen worden, die durch plötzliches Glatteis verursacht worden waren, und bei einem hatte es zwei Schwerverletzte gegeben, die in die Behnisch-Klinik gebracht worden waren. Er wollte seinem Kollegen und Freund Dr. Behnisch helfen und saß wie auf Kohlen, denn bei Anneliese Ludolf, die jetzt in seinem Sprechzimmer saß, ging es nur um seelische Probleme.
»Ich schaffe das einfach nicht mehr. Ich weiß nicht, wie es noch weitergehen soll, Herr Doktor«, hatte sie gerade gesagt, als das Telefon wieder läutete.
»Wieder die Behnisch-Klinik«, tönte Lonis Stimme aus der Sprechanlage. »Dr. Behnisch bittet dringend um Ihre Hilfe.«
»Gut, ich komme«, sagte Dr. Norden. »Frau Ludolf, haben Sie bitte Verständnis. Ich nehme Sie mit. Ihre Wohnung liegt ja auf dem Weg, und auf der Fahrt können Sie mir sagen, wie ich Ihnen helfen kann. Wir sind heute arg im Druck wegen des Glatteises.«
»Wenn es mich treffen würde, was könnte mir Besseres passieren«, sagte Anneliese Ludolf tonlos.
»Ich möchte gern noch leben«, erwiderte Dr. Norden. »Meine Frau und meine fünf Kinder warten zu Hause.«
»Und ich habe nur den einen Sohn, und er ergreift die Partei meines Mannes«, sagte sie leise, während sie apathisch zu ihm ins Auto stieg. »Ich habe nichts mehr, nach fünfundzwanzig Jahren. Was habe ich denn falsch gemacht?«
»Wir werden in aller Ruhe darüber sprechen, wenn ich mehr Zeit habe, Frau Ludolf«, sagte Dr. Norden. »Mein Gott, sehen Sie doch, da vorn hängen schon wieder zwei Wagen ineinander.«
»Ich habe immer solche Angst gehabt um Bernd, und dann auch um Jürgen, als er einen Wagen bekam«, murmelte sie. »Aber ich habe nie gedacht, dass wir uns im Leben trennen, mitten im Leben.«
Dr. Norden dachte jetzt nur, ob er da vorn noch helfen könnte. Er hielt an. »Warten Sie«, sagte er, »vielleicht wird ein Arzt gebraucht. Heute sind ja alle verfügbaren im Einsatz.«
Und er wurde gebraucht. »Schon der sechste Unfall auf dieser verfluchten Straße«, meinte ein junger Polizist, »und es kommt kein Notarztwagen. Da hat nur ein Mädchen noch eine Chance, die anderen sind alle tot, und schuld ist wieder mal so ein Verrückter, der anscheinend zu einem Faschingsfest wollte.«
Er redete, selbst noch unter dem Schock stehend, den dieser entsetzliche Anblick bot. Dr. Norden hatte solches auch noch nie gesehen, obgleich er oft zu Unfällen gerufen wurde. Aber da lag ein junges Mädchen am Straßenrand, und es lebte noch. Jetzt lebte es noch, aber er wusste, dass schnelle Hilfe nötig war.
»Ich nehme sie mit zur Behnisch-Klinik«, sagte Dr. Norden. »Jede Minute ist kostbar.«
In diesem Wirrwarr hätte er gar nichts sagen brauchen. Zwei in sich verkeilte Autos, vier Tote, da waren diese jungen Polizisten, die auf Hilfe bisher vergeblich gewartet hatten, überfordert. Aber an diesem Tag schien ohnehin die Hölle los zu sein.
»O Gott«, stöhnte Anneliese Ludolf, als Dr. Norden das Mädchen brachte.
»Jammern Sie nicht«, sagte er rau. »Sie sind gesund, und hier geht es um Leben oder Tod.«
Und dann erlebte er eine Überraschung. »Ich setze mich nach hinten«, sagte Anneliese Ludolf. »Vielleicht kann ich durch Mund-zu-Mundbeatmung helfen, während Sie fahren. So fahren Sie doch schon«, drängte sie, als sie rasch die Verletzte in den Arm genommen hatte.
Sie hatte so schnell reagiert, dass Dr. Norden später noch lange darüber nachdenken musste, weil er dann Anneliese Ludolfs Probleme aus einer anderen Sicht betrachten musste als bisher. Ihre Geistesgegenwart nötigte ihm nur Bewunderung ab, als sie die Behnisch-Klinik erreicht hatten. Sie hielt das Mädchen im Arm, sie beatmete es immer noch, und ihr war es völlig gleichgültig, dass ihre Kleidung von Blut getränkt war.
Als das Mädchen auf eine Trage gehoben wurde, lief sie nebenher. »Wenn sie die gleiche Blutgruppe hat wie ich, stelle ich mich zur Verfügung«, rief sie atemlos. »Hören Sie, Dr. Norden?«
»Ja, ich höre«, erwiderte er. »Wollen Sie nicht lieber ein Taxi nehmen und nach Hause fahren, Frau Ludolf?«
»Was denken Sie eigentlich von mir«, meinte sie. »Ich war doch Krankenschwester, bevor ich geheiratet habe. Haben Sie das vergessen?«
Er hatte es vergessen in diesen dramatischen Minuten. Es waren nur Minuten, aber diese hatten ein junges Leben gerettet, und niemand konnte ahnen, welche Bedeutung es für Anneliese Ludolfs Leben haben sollte.
*
»Sie sind ja voller Blut«, sagte eine junge Schwester zu Anneliese. »Möchten Sie sich waschen? Kleidung können wir Ihnen ja nicht geben, oder nur einen Kittel.«
»Das ist doch unwichtig«, Anneliese blickte auf ihre Hände. »Ja, waschen würde ich mich schon gern«, murmelte sie.
»Dr. Norden hat gesagt, dass wir Ihnen ein Taxi bestellen sollen. Er muss noch bleiben«, erklärte die junge Krankenschwester.
»Ich werde auch bleiben«, erwiderte Anneliese. »Wie heißen Sie?«
»Petra.«
»Und wie alt sind Sie?«
»Achtzehn. Bitte, wenn Sie mir zum Waschraum folgen wollen?«
Was geht mich das alles eigentlich an, ging es Anneliese Ludolf durch den Sinn, als sie der jungen Schwester folgte. Und wie war ich eigentlich, als ich achtzehn war?
»Sind Sie gern Krankenschwester?«, fragte sie mechanisch.
»Ja, sehr gern.«
Sollte ich jetzt nicht sagen, dass ich auch gern diesen Beruf ergriff, überlegte Anneliese. Warum sagte sie es nicht?
Sie wusch sich die Hände, das Gesicht und blickte in den Spiegel. Sie war blass, aber alt sah ihr Gesicht doch nicht aus? Warum hatte Bernd sie verlassen, warum ergriff Jürgen seine Partei?
»Es war sicher ein teures Kostüm«, meinte Schwester Petra. »Blutflecken sind so schwer zu beseitigen.«
»Das ist doch nicht wichtig«, sagte Anneliese. Warum habe ich bei diesem Wetter dieses Kostüm überhaupt angezogen, überlegte sie. Es ist doch noch gar nicht Frühling, noch lange nicht.
Und dann trat sie wieder auf den Gang, und Dr. Jenny Behnisch kam.
»Sie sind Frau Ludolf?«, fragte sie.
»Ja, die bin ich.«
»Dr. Norden sagte, dass Sie bereit wären, für die Verletzte Blut zu spenden.«
Anneliese nickte.
»Wenn es möglich ist?«
»Dr. Norden kennt Sie. Sie haben zufällig die gleiche Blutgruppe. Ich bin Jenny Behnisch.«
»Freut mich, Sie kennenzulernen«, murmelte Anneliese mechanisch. »Ich helfe gern.«
»Sie haben sich wirklich schon als sehr mutig erwiesen«, stellte Jenny nun fest. »Das Kostüm ist verdorben.«
»Das macht nichts. Ein Leben bedeutet doch mehr, und sie ist noch so jung.«
Und schnelle Hilfe tat not, um dieses junge Leben zu retten. Anneliese Ludolf trug dazu bei, und zum ersten Mal seit vielen Tagen dachte sie nicht an ihre eigenen Sorgen.
Dr. Norden brachte sie nach Hause. »Wird sie durchkommen?«, fragte Anneliese leise.
»Wir hoffen es.«
»Wissen Sie schon Näheres, wie sie heißt, ob sie Angehörige hat?«
»Noch nichts Genaues. Wir werden es schon noch erfahren. Kommen Sie morgen gegen zehn Uhr in meine Praxis, Frau Ludolf, dann haben wir Zeit, über Ihre Nöte zu sprechen.«
»Das ist jetzt nicht mehr so wichtig«, erwiderte sie. »Aber vielleicht kann ich etwas für dieses arme Menschenkind tun. Vielleicht hat sie jetzt auch niemanden mehr.«
»Morgen werden wir mehr wissen«, erwiderte Dr. Norden. »Tausend Dank für Ihre Hilfe.«
*
Fee Norden hatte mit Hangen und Bangen auf ihren Mann gewartet. Erleichtert umarmte sie ihn, als er endlich kam. »Heute könnte man wirklich abergläubisch werden«, sagte sie. »Es ist ja entsetzlich, was alles passiert ist. Lenni ist aus dem Zittern schon gar nicht mehr herausgekommen.«
Bei Lenni war solches doppelt verständlich, denn sie hatte ihren Mann und ihre Mutter auch durch einen tragischen Autounfall verloren, und wenngleich es nun auch schon Jahre zurücklag, fürchtete sie jetzt um das Leben derer, die ihr am nächsten standen.
»Bei den Behnischs ging es wirklich drunter und drüber«, erzählte Daniel. »Sie wussten nicht, wohin zuerst. Als sie mich um Hilfe baten, wollte ich Frau Ludolf noch schnell heimbringen, weil das ja kein Umweg war, und da geriet ich dann in diesen schrecklichen Unfall. Vier Tote, nur das Mädchen lebt noch.«
»Im Radio sagten sie vorhin, dass es sich um eine italienische Familie handeln soll, die auf der Heimfahrt war«, sagte Fee.
»Ich weiß noch gar nichts Genaues. Aber da Frau Ludolf so schnell zur Blutspende bereit war, ist zu hoffen, dass das Leben des Mädchens gerettet wird.«
»Ob dem Kind daran liegen wird?«, meinte Fee beklommen. Dann trat Schweigen ein. »Und was ist eigentlich mit Frau Ludolf?«, lenkte Fee dann ab.
»Ehekrise, und der Sohn