Paradies zu verkaufen: BsB_Roman
Von Marie Cordonnier
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Über dieses E-Book
Marie Cordonnier
Schreiben und Reisen sind Marie Cordonniers Leidenschaft. Immer wenn sie unterwegs ist, bekommt ihre Phantasie Flügel. In den Ruinen einer mittelalterlichen Burg hört sie das Knistern der Gewänder, riecht Pechfackeln und hört längst verstummte Lautenklänge. Was haben die Menschen dort gefühlt, was erlitten? Zu Hause am Schreibtisch lässt sie ihrer Phantasie freien Lauf. Der Name Marie Cordonnier steht für romantische Liebesromane mit historischem Flair. Marie Cordonniers bürgerlicher Name ist Gaby Schuster. Sie schreibt auch unter den Pseudonymen Valerie Lord und Marie Cristen. Mehr über sie gibt es auf www.marie-cordonnier.de zu lesen.
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Buchvorschau
Paradies zu verkaufen - Marie Cordonnier
Marie Cordonnier
Paradies zu verkaufen
BsB_Roman
© 2014 by BsB_Digital Publishers
Digitalisierung DokuFactory Groß-Umstadt
ISBN 978-3-86466-229-4
» Bei aller Freundschaft, aber das geht zu weit! Wofür halten mich die beiden? Für Dagobert Duck, der in Dollars schwimmt? Was sagst du dazu, Augustus? «
Augustus, seines Zeichens drei Fuß lang, braungrün und irgendwo zwischen Alligator, Dinosaurier und Krokodil angesiedelt, schwieg. Maggie erwartete nichts anderes von ihm. Schließlich bestand er zu hundert Prozent aus waschmaschinenfestem Acrylplüsch. Der ideale Ansprechpartner für eine junge Frau, die zwischen heller Wut und blanker Verzweiflung schwankte.
»Wie stellen sich die beiden das vor? Neue Regenrinnen und ein Bad im ersten Stock? Außerdem weiß ich selbst, dass die Fenster im Haupthaus nicht richtig schließen und bei jedem zweiten Wolkenbruch die Küche unter Wasser steht. Aber deswegen kann ich doch nicht ein paar tausend Dollar ausgeben für neue Fenster und für eine herzförmige Badewanne! «
Der Brief, der Maggie so in Rage gebracht hatte, war mit der Nachmittagspost gekommen. Zusammen mit der Stromrechnung, der Telefonrechnung und der Aufforderung eines Rohrreinigungs-Unternehmens aus Raceland, satte 179 Dollar und 75 Cents für das Durchpusten der verstopften, altersschwachen Abwasserleitungen von Carstiers-House zu bezahlen.
»Wetten, dass Lucy mal wieder den Reis in den Ausguss statt in den Mülleimer gekippt hat? «
Genauso wenig wie Augustus Antworten gab, ging er Wetten mit Maggie ein. Er lag einfach da und schaute sie aus seinen braunen Knopfaugen ununterbrochen schweigend an. Normalerweise fand Maggie diesen seelenvollen Blick beruhigend. Doch heute versagte sogar dieses jahrelang erprobte Mittel.
Sie stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus und ließ sich inmitten eines wilden Durcheinanders von Stoffmusterbüchern, Zeichnungen und Plüschtieren aller Größen auf ihrer gemütlichen Ledercouch nieder. Sie verdiente sich ihren Lebensunterhalt, indem sie vom Teddybär bis zum Alligator für eine Spielzeugfabrik Kuscheltiere entwarf.
Da sie mit Augustus und mit ein paar anderen Geschöpfen seiner Art die Herzen der Kinder an der Ostküste erobert hatte, war sie gut im Geschäft und konnte sich ihre Aufträge aussuchen. Doch trotz ihres überdurchschnittlichen Einkommens schwebte sie ständig am Rande der Pleite. Dabei gab sie weder besonders viel Geld für modische Kleidung noch für Autos oder Urlaubsreisen aus.
Der Moloch, der ihr Geld verschlang, hieß vielmehr Carstiers-House und war ein alter Herrensitz am Rande des Bayou Lafourche, der in den letzten zwanzig Jahren, seit dem Tod ihres Großvaters, immer baufälliger geworden war.
Das Vernünftigste wäre es ihrer Meinung nach gewesen, das ganze Anwesen, das aus Haupthaus, Nebengebäuden und Garten bestand, komplett an den ersten Immobilienhändler zu verkaufen, der leichtsinnigerweise Interesse daran zeigte.
Die Sache hatte nur einen Haken. In Carstiers-House lebte Annabel Carstiers, ihre Großmutter, zusammen mit ihrer Dienerin, Freundin und Vertrauten Lucy Payne. Maggie liebte beide zärtlich. Bisher hatte sie es einfach nicht übers Herz gebracht, ihnen das Dach über dem Kopf zu verkaufen.
Bisher war es ihr auch immer irgendwie gelungen, die laufenden Kosten, Reparaturen und Gebühren für den riesigen Kasten aufzubringen.
Aber unter der Post befand sich nun auch ein Schreiben ihrer Bank, in dem sie diskret gebeten wurde, doch möglichst bald zu einem Gespräch vorbeizukommen.
»Das ist das Ende, Augustus! «, nahm Maggie ihre einseitige Unterhaltung wieder auf. »Ich habe mein Konto mit sage und schreibe 15 000 Dollars überzogen, und es geht ständig weiter bergab. Ich fürchte, diesmal hilft auch nicht mehr, dass ich mich für den Herrn Bankdirektor in eine durchsichtige Bluse hülle. «
»Hallo, Maggie? Mit wem sprichst du? Hast du Besuch? «
Ehe Maggie die Fragen beantworten konnte, stand George bereits im Zimmer. Ziemlich gereizt schoss es ihr durch den Kopf, dass es ein Blödsinn gewesen war, ihm den Wohnungsschlüssel anzuvertrauen. Konnte er nicht wenigstens pro forma klingeln, ehe er so einfach hereinplatzte?
»Klar, der Staubsaugervertreter ist hier. Er hat sich im Schlafzimmer unter dem Bett versteckt«, knurrte sie unwillig und blieb demonstrativ sitzen.
»Du meine Güte, du hast ja eine tolle Laune, Darling. Was ist passiert? Kann ich dir helfen? «
»Wohl kaum. « Maggie lächelte. »Es sei denn, du hättest einen funktionierenden Goldesel. Am besten einen, der 50-Dollar-Scheine ausspuckt. Den würde ich glatt behalten, das ist genau das Stück, das in meiner Sammlung fehlt. «
George Restrop schob einen Eisbären und das Stoffmusterbuch mit der neuesten Samtkollektion beiseite, damit er neben Maggie Platz hatte und sie in die Arme nehmen konnte. Schon die Art, wie er den Begrüßungskuss ausdehnte, sorgte dafür, dass sie sofort eine Abwehrhaltung einnahm.
»Bitte, George! « Maggie entzog sich hastig seiner Umarmung und stand auf. »Ich bin jetzt wirklich nicht in Stimmung für solche Sachen! «, erklärte sie und packte Augustus, um ihn wie ein Schutzschild vor sich zu halten.
»Du bist in letzter Zeit selten in Stimmung für Zärtlichkeiten«, stellte George beleidigt fest. »Du arbeitest zu viel! Kaum, dass du mal Zeit hast, mit mir zum Essen oder ins Theater zu gehen, geschweige denn für etwas anderes. Warum musst du die ganze Kollektion für Svenson-Toys entwerfen? Wie soll das eigentlich werden, wenn wir verheiratet sind und Kinder haben?! «
Maggie antwortete nur auf die letzte Frage, und das ziemlich ungeduldig. »Noch sind wir nicht verheiratet, George! Deshalb hör bitte auf, dir deinen Kopf über meine Arbeit zu zerbrechen, das kann ich schon allein. «
»Tatsächlich? « Auch George Restrops Geduld hatte heute ihre Grenzen. »Ich soll zusehen, wie du deine Gesundheit und deine Nerven ruinierst, nur um genügend Geld für diese altersschwache Ruine von Herrenhaus heranzuschaffen? Kommt nicht in Frage, Darling, dazu liebe ich dich zu sehr. Hier, das ist für dich! « Er zog eine schmale Plastikhülle aus der Innentasche seines Jacketts und warf sie auf den Couchtisch, der ebenfalls unter Musterkollektionen, Skizzenblöcken und halb fertigen Tierfiguren ächzte. Die Hülle landete auf dem Bauch eines halb zusammengenähten Seehundes und rutschte von dort aus auf den Teppichboden.
Neugierig hob Maggie sie auf. »Was ist das? Die Reklame einer neuen Kreditkartenfirma? «
»Das sind die Tickets für einen Flug auf die Bahamas.
Start ist am kommenden Samstag. Wir bleiben eine Woche, das Hotel ist gebucht. «
»Wir? «, murmelte Maggie und ließ das Mäppchen wieder auf den Tisch fallen, als habe sie sich daran verbrannt. Sicher, sie hatten unlängst darüber gesprochen, dass sie eventuell gemeinsam auf die Bahamas fliegen wollten. Aber zum einen hatte sie noch nicht zugestimmt, da sie keine Ahnung hatte, woher sie das Geld dafür nehmen sollte. Außerdem ahnte sie, dass George mit diesem Urlaubstrip Hoffnungen verband, die sie ihm entweder gar nicht oder wenigstens nicht so schnell erfüllen wollte. Dazu liebte sie im Moment ihre Freiheit viel zu sehr.
»Ja, wir! «, wiederholte ihr Freund und erhob sich. »Und jetzt komm mir bloß nicht mit den üblichen Ausreden. Ich weiß, dass deine Termine dir Zeit lassen, und die Kosten für den Flug übernehme ich. «
Obwohl sie ihrerseits wusste, dass George sich diese Einladung leisten konnte, denn er verdiente als Direktor einer Ölraffinerie in Baton Rouge ein stolzes Gehalt, lehnte sie energisch ab.
»Kommt nicht in Frage! Entweder kann ich meinen Urlaub selbst bezahlen, oder ich bleibe daheim! Du weißt, dass ich Geschenke dieser Preislage unangebracht und übertrieben finde. Ich habe dir das oft genug gesagt, George. Behalte bitte dein Ticket! «
»Das wäre ja noch schöner. Ich bestehe darauf, dass du mit mir fliegst! Schau doch mal in den Spiegel! Du bist urlaubsreif, Darling! «
»Danke, ist ja wieder bezaubernd, wie du mir das unter das T-Shirt jubelst, dass dich mein Äußeres zu Begeisterungsstürmen hinreißt! «, entgegnete Maggie bissig. Aber sie konnte doch nicht umhin, einen Blick in die Spiegeltür zu werfen, die in ihr Schlafzimmer führte. Sie sah eine mittelgroße, zierliche Frau in uralten Jeans und lässig geknoteter Bluse. Die Flut ihrer dunkelblonden Naturlocken hatte sie lieblos zu einem Pferdeschwanz gebändigt, und ihr Gesicht wirkte blass und abgespannt.
Obwohl sie nicht besonders eitel war, fand sie selbst, dass sie schon mal besser ausgesehen hatte. Diese Erkenntnis trug wenig dazu bei, ihre Laune zu heben. Besonders als sie das triumphierende Grinsen sah, mit dem George sich in die Polster zurücklehnte und sie beobachtete.
In letzter Zeit entwickelte er eine Selbstgefälligkeit, die sie stets zur