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Hammer + Veilchen Nr. 4: Flugschriften für neue Kurzprosa
Hammer + Veilchen Nr. 4: Flugschriften für neue Kurzprosa
Hammer + Veilchen Nr. 4: Flugschriften für neue Kurzprosa
eBook53 Seiten28 Minuten

Hammer + Veilchen Nr. 4: Flugschriften für neue Kurzprosa

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Über dieses E-Book

"Hammer + Veilchen" nennen sich die "Flugschriften für neue Kurzprosa", die von Günther Emig und Peter Engel vierteljährlich herausgegeben werden. Weitere Informationen siehe www.Hammer-und-Veilchen.de.
SpracheDeutsch
HerausgeberEmig, Günther
Erscheinungsdatum4. Juni 2015
ISBN9783921249581
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    Buchvorschau

    Hammer + Veilchen Nr. 4 - Günther Emig

    Hammer + Veilchen

    Flugschriften für neue Kurzprosa

    Herausgegeben von Günther Emig und Peter Engel

    Ausgabe 4 · 2015

    Mit Beiträgen von Andreas Greve · Herbert Hindringer · Jörn Birkholz · Hermann Kinder · Katharina Bendixen · Rüdiger Saß · Elke Engelhardt

    Inhaltsverzeichnis

    Titelblatt

    Ausgabe 4 · 2015

    Andreas Greve

    Zwei Texte

    Blick vom Balkon

    Die bestellte Biographie

    Herbert Hindringer

    Parterre

    Jörn Birkholz

    Die Sonne, die uns täuscht

    Hermann Kinder

    Drang nach draußen

    Katharina Bendixen

    Sechs Miniaturen

    Museum

    Schnurrbart

    Mutprobe/In Japan

    Urlaub

    Kino

    Fremdgehen

    Rüdiger Saß

    Zwei Texte

    Eine Abschweifung

    Der Vorsatz

    Elke Engelhardt

    Erde

    Die Autoren

    Impressum

    Andreas Greve

    Zwei Texte

    Blick vom Balkon

    Unseren Urlaub verbrachten wir auf dem Balkon. Wir hatten zwei davon, einen nach Norden, vor dem Arbeitszimmer meines Vaters, und einen nach Süden, vor der Küche. Das war der Urlaubsbalkon. Die Küche enthielt einen weißen Tisch mit taubenblauem Linoleum, an dem gefrühstückt und Abendbrot gegessen wurde. War man groß genug, konnte man dabei aus dem Fenster schauen, hinunter auf den Hof der Margarinefabrik; war man zu klein, immerhin in den Himmel.

    Fast jeden Abend stieß ich meine Milch um. Der Becher war aus weißem Porzellan, verziert mit einem blauen Zweig, die Form war schlank, verjüngte sich nach unten, und die Bodenfläche war nicht größer als ein Fünfmarkstück. Der Becher trug nicht irgendein Blumenmuster, eher eine japanische Tuschezeichnung. Für guten Stil sorgte mein Vater. Für das Aufwischen umgestoßener Becher meine Mutter. Für das Ermitteln von Schuldigen hatte mein Vater ein Talent, meist war ich es; für das Glätten der Wogen meine Mutter.

    An gewöhnlichen Tagen standen uns Mettwurst, Sardellenwurst und Tilsiter Käse zur Auswahl, in den Ferien kam Rügenwalder Teewurst dazu. Zum milden Tilsiter gesellte sich in den Ferien obendrein deftiger Butterkäse, damit unsere Geschmacksnerven auf urlaubsgerecht gekitzelt wurden. Mein Vater machte Kunst, wir Kinder aßen Kunsthonig. In den Ferien jedoch gab es zuweilen Wabenhonig vom Feinkostgeschäft. Zwar stand dafür eigentlich nicht genug Geld zur Verfügung, doch das eine Ferienglas konnte die Dinge nicht schlimmer machen.

    Wenn die Ferientage schön waren, öffneten wir die Flügeltüren und zogen um auf den Balkon. Auf dem sonnigen Vorderbalkon war mein Vater ein völlig anderer als auf dem schattigen Nordbalkon vor seinem Büro. Wenn er sich jemals auf den verirrte, trug er den weißen Architektenkittel, während er vorne im Oberhemd erschien, manchmal sogar ohne Schlips.

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