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Fischermann mit Leib und Seele
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eBook264 Seiten3 Stunden

Fischermann mit Leib und Seele

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Über dieses E-Book

Der ehemalige Hochseefischer und heutige Rentner Herbert Hinkelmann erinnert sich an seine Fahrenszeit, denn er war ein Fischermann mit Leib und Seele. Dieses Buch beschreibt aber nicht nur die Erlebnisse auf See mit all seinen schönen und zum Teil auch sehr gefährlichen Situationen, sondern den gesamten Lebensweg des "Seebären", der auf Grund eines einmal ausgebrachten Trinkspruches und einem Gebet an die Götter dann nur noch "Rollo" genannt wurde. Dies ist ein interessanter Einblick in die zum Teil sehr schwere Arbeit eines Hochseefischers.
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum15. Nov. 2015
ISBN9783939531661
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    Buchvorschau

    Fischermann mit Leib und Seele - Herbert Hinkelmann

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    Meine Kinderzeit

    Ich wurde mitten im Krieg im November 1944 in Wiek auf Rügen geboren. Die Hebamme holte mich ohne Komplikationen auf die Welt. So wie Großmutter mir später erzählte, war ich ein strammer Kerl und hatte immer Hunger. Wenn wir dann mal gebuttert hatten, dann bekam ich auch ab und zu mit dem Löffel zu essen und dies hat mir bestimmt nichts Schlechtes getan. Durch die Wirtschaft hatten wir wenigstens etwas zum Beißen. Wenn es auch nicht gerade fürstlich war, so hatten wir doch zumindest etwas Warmes im Magen. Mein Großvater hatte mit der Landwirtschaft nicht viel am Hut. Der Bauer auf dem Hof war unsere Großmutter.

    Als ich etwas größer war, da hat Großmutter mir immer viel aus dieser Zeit erzählt. Ich fand das sowas von spannend und konnte stundenlang zuhören. Bei dieser Erzählerei habe ich Großmutter dan mal gefragt: „Wo ist denn eigentlich mein Papa? Die anderen Kinder haben doch auch einen Vater. Da war meine Oma mit einmal ganz still. Dann versuchte sie mir umständlich zu erklären, warum ich keinen Vater hatte. Sie sagte leise zu mir: „Dein Vater mußte in den Krieg und da haben ihn die Franzosen oder Engländer erschossen. Du mußt nun ohne deinen Vater groß werden. Ich habe traurig genickt und bei mir gedacht: „Er wird nie wieder nach Hause kommen."

    Zum Glück hatte ich ja meinen Großvater, Opa Walter. Aber das Sagen auf dem Hof, das hatte unsere Großmutter. Meine Tante Frieda war die Älteste und hatte den Hof nach dem Tod ihres Vaters übernommen.

    Ihr Mann, mein Onkel Hannes, mußte gleich danach einrücken zur Kriegsmarine nach Kiel. Dadurch mußte dann mein Großvater den Hof übernehmen und bewirtschaften. Er war heil froh, als der Ortsbauernführer uns ein paar Fremdarbeiter auf den Hof schickte. So war es mit der Plackerei dann doch nicht mehr ganz so schwer. Die Fremdarbeiter waren aus ganz Russland zusammengewürfelt. Drei Frauen und zwei Männer kamen zu uns und mußten hier arbeiten. Wenn meine Großmutter dann von dieser Zeit erzählte, dann sagte sie immer, daß alle ein gutes Verhältnis zu den Fremdarbeitern hatten. Sie saßen mit uns zusammen am Tisch und bekamen auch das gleiche Essen wie wir. Es ging ihnen also gut bei uns. Dies durfte aber nicht rauskommen, denn sowas hatte der Reichsbauernführer bei Strafe verboten. Auf unserem Hof wurde sich an den Befehl von dem Herrn Reichsbauerführer nicht gehalten. Wir machten unser eigenes Ding. Die Fremdarbeiter durften bei uns sogar abends ausgehen. Dann trafen sie sich mit ihren Leuten von den anderen Höfen. Dadurch waren sie immer auf den neuesten Stand von der Lage an der Front und somt waren auch wir bestens informiert.

    Als es nun abzusehen war, daß der ganze Schlamassel in ein paar Tagen zu Ende ging, da waren die Fremdarbeiter nicht mehr zu halten. Sie hatten keine Lust mehr zu arbeiten und waren nur noch am Erzählen. Dann war es soweit, der Troß von den Russen stand vor unserem Ort. Einer mußte raus und dem Kommandanten erklären, daß hier kein Schuß fallen würde und wir kapitulierten. Nun waren die Russen also da und hatten das Sagen. Dann erzählte meine Großmutter, daß Stalin drei Tage zum Plündern freigegeben hatte.

    Wen Sie nach diesen drei Tagen erwischt haben, der wurde standrechtlich erschossen. Zum Schluß ihrer Erzählerei sagte meine Großmutter: „Man trifft sich immer zweimal im Leben."

    Unsere Fremdarbeiter waren auch tüchtig bei der Sache. Die eine Frau war schwanger und hatte nun in diesen drei Tagen, an denen sie plündern konnte, jede Menge Babywäsche eingeheimscht. Weil sie die ganze Zeit bei uns auf dem Hof gut behandelt wurde, da hat sie für mich auch etwas mitgenommen. Das waren alles sehr gute Sachen. Solche Artikel gab es sonst nur für die bessere Gesellschaft unter dem Ladentisch. Dann kam der Tag, an dem die Fremdarbeiter wieder nach Hause sollten. Die Frauen weinten Rotz und Wasser, als sie mit dem Lastwagen vom Hof abgeholt wurden.

    So ging das Leben weiter. Mein Onkel Hannes kam aus der Gefangenschaft zurück und hat den Hof wieder übernommen und bewirtschaftet. Meine Großeltern bekamen eine Siedlung aus der Bodenreform. Damit schrammten wir uns alle mehr schlecht als recht durch. Ich wurde immer größer und wenn es irgendwie zu machen war, dann war ich bei meinem Onkel Hannes. Er war für mich der liebe Gott. Tag für Tag war ich mit ihm auf dem Acker und lief neben ihm in der Furche. Dabei erzählte er mir so manche Geschichte und flunkerte mir so viel vor, was ich dann alles für bare Münze nahm. Wehe es sagte einer zu mir: „Laß dir doch bloß nicht die Taschen vollhauen." Der hatte bei mir verschissen bis in die jüngste Steinzeit. Wenn ich dann abends nach Hause kam, da war ich so müde, daß ich nur noch schnell eine Stulle gegessen und mir etwas Wasser ins Gesicht geschmissen habe. Dann ging es sofort ins Bett.

    Ich hatte noch gar nicht beide Beine unter der Decke, da träumte ich schon von Pflügen und Pferderwagen fahren. Aber wie es im Leben so ist, es geht alles einmal vorbei.

    Meine Schulzeit

    Die von meiner Großmutter gut behütete und unbeschwerte Kinderzeit ging jetzt zu Ende. Der zweite Abschnitt in meinem Leben fing nun an. Der Herbst kam und ich mußte in die Schule. Davon war ich überhaupt nicht begeistert, aber das hat mir kein Regen abgewaschen. Ich sah ja auch, daß jeden Tag die selben Gesichter mit mir zusammen waren. Und so habe ich dann bei mir gedacht: „Ja, mein lieber Junge, wenn die Anderen auch jeden Tag hier anmarschiert kommen, dann wird dies ja wohl alles seine Richtigkeit haben." Als ich mir dies nun alles für mich selbst klargemacht habe, da war ich auch von der Notwendigkeit überzeugt.

    Von jetzt an ging ich dann ganz gern in die Schule. Bis zu dem Tag, als Pusching Wenzel aus der acten Klasse auf dem Schulweg ganz scheinheilig auf mich zu kam. Madel Andres kam dann auch noch dazu. Sie verlangten von mir, daß ich den Beiden meine Schulaufgaben zeigen sollte. Wir schrieben ja zu dieser Zeit noch mit dem Griffel auf eine Schiefertafel. Ich holte also meine Tafel raus und zeigte sie ihnen. Sie sahen sich meine Schrift und meine Rechenaufgaben an und haben sie für gut befunden. Dann haben sie alles von meiner Tafel abgelöscht. Ich fing mächtig an zu Weinen und steckte meine Tafel wieder in den Ranzen.

    Wütend, wie ich nun war, bekam der Eine noch einen Tritt gegen sein Schienbein, was mir eine kräftige Ohrfeige eingebracht hat.

    In der Schule ging dann die Fragerei los. Dann bekam ich zu hören, daß ich so ein guter und fleißiger Schüler war und der Lehrer nicht verstehen konnte, daß ich ohne Schularbeiten zum Unterricht kam. Ich mußte dies alles ohne ein Wort hinnehmen, denn wenn ich gesagt hätte, daß Pusching Wenzel und Madel Andres mir die Schularbeiten von meiner Tafel gelöscht haben, denn hätte ich von den Beiden wohl den Hintern so voll gekriegt, daß ich da mein Leben lang dran gedacht hätte. Zum Glück bekam ich keinen Eintrag in mein Hausaufgabenheft. Damit mir das nicht noch einmal so gehen würde ging ich vom nächsten Tag an durch den Fleet zur Schule.

    Hier traf ich dann meinen Klassenkameraden Dieter Gaude. Bessere Freunde als uns gab es nicht. Unsere Freundschaft hat gehalten bis sich unsere Wege getrennt haben. Ich habe nach der achten Klasse eine Lehre als Fischer angefangen und er ging noch zwei Jahre weiter zur Schule und lernte dann Straßenbauer mit Abitur. Als er mit seiner Lehrzeit fertig war, da fuhr ich schon in Saßnitz auf einem Kutter. Mein Freund mußte gleich, als er ausgelernt hatte, seinen Wehrdienst ableisten. Danach ist er dann Polizist geworden. Schwer arbeiten mochte mein Freund Dieter nicht. Naja, dies muß ja auch jeder für sich entscheiden. Dann lernte er seine Freundin kennen. Die war auch bei der Polizei. Mit diesem Mädchen habe ich mich überhaupt nicht gut verstanden. Sie trieb regelrecht einen Keil zwischen uns. Dieter ging dann später auf die Offiziersschule und bekam, als er fertig war, silberne Biesen.

    Ich hörte dann nur von einem Kumpel, mit dem wir früher zusammen waren, daß mein bester Freund geheiratet hatte und nun in Stralsund wohnte.

    Lehrjahre sind keine Herrenjahre

    Ich fing nun also in Wiek eine Lehre als Fischer an. Die erste Zeit wollte mir das überhaupt nicht gefallen. Als es nun klar war, daß ich bei der Kompanie das Fischen lernen sollte, da haben wir noch ein herrliches Schauspiel veranstaltet. Wir waren drei Spezies, die von nun an immer zusammen und unzertrennlich waren. Diese drei waren ich, weil sich der Esel immer zuerst nennt, dann kam Gerhard und der dritte im Bunde war Körling. Dessen Vater fischte auch in der Kompanie. Bevor mein neuer Lebensabschnitt nun anfangen sollte, da hatten wir uns vorgenommen, eine zünftige Taufe für den neuen Moses abzuhalten. Und dann ging es los mit zwei Fischerbooten. In dem einen Boot waren Gerhard und ich, in dem anderen Boot saß Körling. Als wir um die Molenköpfe rum waren, da wurden die Segel gesetzt und wir nahmen Fahrt auf. Körling mit seinem Fischerboot, etwas plumper gebaut, merkte, daß er achteraus blieb. Er hißte sein Fock und dann konnten wir sehen wie er immer schneller aufholte. Wir konnten machen, was wir wollten, unser Trog machte mit uns, was er wollte und nicht das, was wir wollten. Inzwischen brieste der Wind ordentlich auf. Unser Boot kam schnell in Fahrt. Dann haben wir gesehen, daß unser Trog leckte. Wir mußten also pützen und unser Segel auffieren, damit weniger Kraft auf den Schiffskörper kam. Damit wurden wir nun wieder langsamer.

    Unser Körling braßte wieder an und nahm tüchtig Fahrt auf. Gerd und ich lösten uns beim Pützen ab, damit wir unser Großsegel wieder anbrassen konnten. Wir kamen aus den Puschen und haben nun mächtig Fahrt aufgenommen. So langsam wurde uns schon Bange, daß der Kahn uns unterm Hintern wegrutscht und wir noch paddeln mußten. Unterm Kinderheim gingen wir dann längsseits und ich bekam mein heiliges Taufwasser. Das Gesöff schmeckte fürchterlich nach Scheiße. Ich quälte es mir rein und mußte mächtig aufpassen, das mir dieses Zeug nicht wieder aus dem Gesicht fiehl. Mein Magen kämpfte sehr stark mit diesem „Höllengesöff. Dann kam Körling mit dem Gegengift. Er holte aus der Vorpiek eine Flasche Branntwein und für jeden eine Flasche Bier. So ein daumenbreit Schnaps und dann eine Flasche Bier hinterher beruhigte meinen Magen und jetzt konnte es weitergehen. Es wurde schon so langsam dunkel, als wir dann zurück wollten. Unser Ritual war beendet und wir sahen nach dem Wind. Der hatte auf Nord gedreht. Dies war eine Richtung, die für uns ziemlich gefährlich werden könnte. Körling hatte den ersten Wellenbrecher von der Badeanstalt schon hinter sich. Ich versuchte nun mit meiner „Lady Luk etwas höher an de Wind zu kommen. Das wollte nicht klappen. Also machte ich eine Hals und nahm einen neuen Anlauf. Dann sagte Gerd zu mir: „Guck mal, da läuft einer mit einer Sturmlaterne am Fischerschuppen auf uns ab und schwenkt die Lampe immer hoch und runter. Nun war klar, daß sie uns schon vermißten und uns reinlotsen wollten. Ich sah Gerhard an und sagte: „Das ist morgen Dorfgespräch und es wird wohl noch ordentlich Ärger geben.

    Diese reife seemännische Leistung wird mir wohl so einen richtigen Hintern voll einbringen." Dann haben wir die längste Latte aus der Plicht gelöst und konnten mit diesem langen Staken durch das flache Wasser von der Badeanstalt an den Hafen ran kommen. Körling hatte sein Boot schon am Dalben festgemacht und wartete nun ab, wie sich dieses Schauspiel wohl entwickeln würde. Am Hafen hatten sich beinahe die ganzen Leute aus unserem Dorf versammelt. Vorn an Starri Orth, so war der Spitzname von Richard. Das war ein Kerl von über zwei Meter mit einem Kreuz, wie ein Kleiderschrank. Als wir unseren Kahn festgemacht hatten, da konnte ich Terese Rubart mit ihrer Sturmlaterne neben Starri Orth stehen sehen. Der fing an zu schimpfen und die ganze Horde stimmte mit ein. Ich versuchte nun so schnell wie es ging an Starri vorbei zu kommen. Hat aber nicht so geklappt, als ich mir das gedacht hatte. Die Länge von seinem Krückstock ist mir zum Verhängnis geworden. Er zog mir mit der krücke ordentlich etwas über mein heiliges Kreuz, so daß ich noch eine ganze Woche mit den Schmerzen zu tun hatte.

    Am nächsten Tag fing dann meine Lehre als Fischer an. Das war der 1. September 1959, als mir das Kummet auf den Nacken gelegt worden ist und das ich mein Leben lang nicht wieder los wurde. Mir war ganz schlecht, als ich am Montag nach unserer Weltumseglung morgens mit meinem Stullenpaket in den Fischerschuppen rein kam. Ich quälte mir so ein schüchternes „Guten Morgen ab und dann ging die Lästerei los. da hat es dann geheißen: „Ist es für euch nicht noch ein bißchen zu früh füe eine Weltumsegelung? Da müßt ihr drei wohl noch allerhand lernen.

    Als wir mal eine kleine Pause hatten, da erzählte Körling, daß Piepenkarl ihm auch eine ordentliche Standpauke gehalten hatte un dann hinterher zu ihm sagte: „Wenn du das Boot noch einmal nehmen willst, denn mußt du Bescheid sagen. Dann geht das auch in Ordnung."

    Jetzt ging das mit der Arbeit weiter. Die Brödings waren dabei, die Reusen an Land zu holen. Die waren stark bewachsen und dieser Seetang mußte aus den netzen raus. Das nannten sie säbeln. Dazu wurde mit einem Knüppel mit so einem runden Blechbügen an der Vorderseiten immer auf das Netzzeug eingedroschen. Der Seetang fiel dann auf der anderen Seite aus den Maschen raus. Einen Teil davon hat man dann immer ins Gesicht gekriegt und das hat jämmerlich gestunken. Aber es war nicht so schlimm. Wir hatten gutes Wetter und gingen dann gleich nach der Arbeit die paar Schritte zur Badeanstalt rüber. Da wuschen wir uns den Dreck wieder vom Leib. Dann fuhren wir mit unseren Drahteseln in Badehosen nach Hause. Dies war nun also mein erster Tag in meinem neuen Lebensabschnitt.

    Als ich dann zu Hause so über diese blöde Arbeit nachdedacht habe, da bereute ich diesen Schritt, den ich gemacht habe. Wäre ich doch bloß zur Oberschule gegangen, so wie unser Direktor das immer wollte. Aber jetzt war es zu spät. Ich mußte mich eben damit abfinden und sagte zu mir: „Lehrjahre sind keine Herrenjahre!" Ich habe mich auch damit getröstet, daß man ja später noch was Anderes machen könnte. Hier mußte ich nun aber erst einmal durch. Das Gesicht zur Faust geballt ging es jeden Tag auf’s Neue zum Hafen runter.

    Man war immer gespannt, was sich die Brödings wieder für eine blöde Arbeit für uns ausgedacht hatten. Wir wurden mit dem Netzsäbeln fertig und am anderen Tag sollte dann die nächste Reuse aus dem Strand geholt werden. Also ging denn der Mist von vorne los. Am nächsten Tag waren wir morgens um Fünf Uhr am Hafen. Der Motor lief schon. Noch ziemlich verschlafen suchte sich jeder einen Platz und hing seinen Gedanken nach. Weil mir kalt war ging ich runter in das Logie. Da saßen schon Heiner Hahn und unser Brigadier August Risch. August war ein feiner Kerl. Aber es half alles nichts, auch er mußte seinen Denkzettel kriegen.

    Er rauchte immer Zigarillos und das brachte mich dann auf eine Idee. Ich habe mir so ein ein Stück Kettenband abgescnitten, das war ungefähr so lang, wie ein angerauchtes Zigarillo. Wenn wir nun in das kleine Boot umsteigen mußten, um an der Reuse zu arbeiten, dann legte unser August seinen Stummel auf den Decksbalken. So war es an diesem Tag auch. Ich wartete nun an, bis alle Mann an Deck waren. Dann nahm ich den Stummel vom Decksbalken und legte dafür das Stück Kettenband hin. Als wir mit der Arbeit an der Reuse fertig waren kletterten wir wieder auf den Kutter rüber. August stürmte gleich nach unten und wollte sich seinen Zigarillostumpen anstecken. In seiner Eile hat er gar nicht mitgekriegt, daß er sich das Stück Kettenband in den Mund gesteckt hatte. Als er nun mit seinem Feuer daran kam, da fing es mächtig an zu stinken. August fluchte wild vor sich hin und konnte sich kaum beruhigen. Wir an Deck krümmten uns vor Lachen. Heiner Hahn gröhlte am lautesten und August hatte ihn nun in Verdacht.

    Wer könnte sonst wohl auf so einen Blödsinn kommen. Auf den Gedanken, daß der junge Moses ihm diesen Streich gespielt hatte, da kam er nicht. An Land ging das Gelächter dann noch einmal los, als die andere Truppe von diesem Streich gehört hat. Gerhard und Körling gingen zur Seite und dachten sich ihren Teil.

    Nach diesem kleinen Intermezzo ging die Schinderei weiter. Da waren diese großen Wehrstücke mit den schweren Ketten über die hohen Reusenpfähle zu ziehen. Das gab wieder ordentlichen Bizeps und einen herrlichen Muskelkater. Am nächsten Tag konnte ich meinen Arm nicht mehr hoch kriegen. Aber es half nichts, denn Lehrjahre sind nun mal keine Herrenjahre. Jeden Morgen ging es auf’s Neue los und immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Als wir die ganzen Reusen dann endlich an Land hatten, da bekamen wir Urlaub.

    Das war ein herrlicher Sommer und Paul Wewetzer kam auf mich zu und fragte: „Herbert, willst du mir nicht wieder bei der Ernte helfen und dir ein paar Mark dazu verdienen? Soviel hast du bei der Fischerei doch auch nicht. Ich aber habe bloß den Kopf geschüttelt und geantwortet: „Nein, das wird nichts. Ich habe erst einmal die Nase von Arbeit. Ich wollte erst einmal alle Viere von mir strecken und den ganzen Mist an mir runterrieseln lassen. Bei dem Angebot von Paul fiel mir die ganze Plackerei vom letzten Jahr wieder ein. Den ganzen Tag auf dem Dreschkasten einfüttern und wenn das Dreschen abends vorbei war, dann mußte ich noch den Kornwagen, der mit eineinhal Zentner Säcken beladen war, zum Kornspeicher am Hafen bringen und abladen. Und dies alles für zehn Mark. Als ich ihm dies unter die Nase rieb, da wollte er gleich noch zehn Mark dazu legen.

    Aber mit mir war kein Verhandeln mehr. Ich wollte erst einmal Urlaub machen.

    Vier Wochen später beim ersten dunklen Mond stand dann auch die erste Reuse wieder im kleinen Strand. Hier erhofften wir uns noch ein paar Langschwänzige zum braun machen. Die reusen vom Außenstrand lagen noch an Land. Jeder von uns Lehrjungen mußte immer einen Tag mit raus zum Reusen besehen. Die Brödings hatten sich so einen Plan gemacht, daß jeder mal zum Reusen besehen an der Reihe war. Der Aal wurden dann unter drei Mann aufgeteilt. Hinterher brauchte man nur an den Häusern vorbei gehen und konnte die Räucheröfen qualmen sehen. Damit war es klar: Jeder machte erst einmal sein Geschäft alleine.

    Ich wollte mir auch ein Stück von diesem Kuchen abschneiden und hatte eine Idee. Am nächsten Tag war ich mit dem Reusen besehen dran. Ich nahm mir meinen Fischbeutel mit und dazu noch einen Stoffbeutel, damit man nicht sehen konnte, was ich wohl im Beutel hatte. Die Brödings hielten sich nicht mehr lange

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