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Sag's mit Rosen
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eBook169 Seiten2 Stunden

Sag's mit Rosen

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Über dieses E-Book

"Blümchen" heißt das alte Wohnmobil, mit dem Jessie herumfährt und geradeheraus Frauen anbaggert. Leonie ist von dieser Masche nicht begeistert, doch sie kann sich Jessies Charme nicht entziehen. Eine gemeinsame Reise in dem engen Gefährt bleibt nicht ohne Folgen, aber Leonie befürchtet die baldige Trennung; wie wird Jessie sich entscheiden?
SpracheDeutsch
Herausgeberédition eles
Erscheinungsdatum29. Apr. 2013
ISBN9783956090387
Sag's mit Rosen

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    Buchvorschau

    Sag's mit Rosen - Victoria Pearl

    Victoria Pearl

    SAG’S MIT ROSEN

    Roman

    Originalausgabe:

    © 2007

    ePUB-Edition:

    © 2013

    édition el!es

    www.elles.de

    info@elles.de

    Alle Rechte vorbehalten.

    ISBN 978-3-95609-038-7

    Coverfoto:

    © PixelQuelle.de

    »So allein, schöne Frau?«

    Macho, dachte ich, aber ich schaute sicherheitshalber nach links und rechts, denn wie konnte ich wissen, dass wirklich ich gemeint war? Doch niemand sonst saß an diesem frühen Nachmittag an der Promenade und genoss die leichte Brise, die vom See her wehte.

    »Du erlaubst doch?«

    Ohne meine abschlägige Antwort abzuwarten, setzte sich die menschgewordene Störung neben mich. Verärgert wandte ich mich um und erstarrte mitten in der Bewegung. Es waren weder das ebenmäßige Gesicht noch die lächelnden vollen Lippen, die mich innehalten ließen, sondern der Blick aus den blauen Augen, der eindeutiges Begehren signalisierte.

    Diese offensichtlich zur Schau getragene Lust stachelte meinen Ärger weiter an, doch die Person, welche die Signale aussandte, brachte mich aus dem Konzept. Sie war unbestreitbar eine Schönheit. Mit ihrem Lächeln entblößte sie makellos weiße Zahnreihen, die langen Finger strichen durch goldblondes, kurzgeschnittenes Haar. Ihr schlanker Körper beugte sich mir entgegen.

    »Na, sprichst du nicht mit mir?« fragte sie herausfordernd.

    Was für eine Frau, dachte ich nur, jedoch dieser Gedanke wiederholte sich in einer Endlosschleife.

    »Ich bin Jessie«, erklärte die Blonde neben mir immer noch lächelnd und streckte mir dabei ihre Rechte entgegen.

    »Leonie«, erwiderte ich wie paralysiert. Mein Blick löste sich endlich von ihrem faltenlosen Gesicht, glitt über ihren Körper und wanderte schließlich wieder zurück zu ihren Augen. Sie war nicht nur schön, fiel mir auf, sie war eindeutig auch noch sehr jung – und ziemlich unverfroren.

    »Was hältst du davon, wenn wir was gemeinsam unternehmen?« fragte Jessie in diesem Augenblick.

    »Nein, das ist keine gute Idee«, lehnte ich ab. Was wollte sie von mir? Und wie kam sie überhaupt darauf, dass ich irgend etwas mit irgend jemandem, dem ich eben das erste Mal in meinem Leben begegnete, unternehmen würde?

    »Komm schon, Leonie!« Sie sprach die Silben meines Namens so schmelzend aus, dass ich unwillkürlich fröstelte. »Du bist allein hier – wie ich! Und bis zum Konzert dauert’s noch ein paar Stunden. Wir könnten’s uns doch gemütlich machen!« Wieder blitzte das Begehren in ihren Augen auf.

    Erschrocken wich ich zurück. »Woher willst du wissen, dass ich allein hier bin? Zwar sitze ich hier allein am See, doch das heißt noch gar nichts!«

    Ich wollte diese Jessie loswerden. Sie war eindeutig nicht meine Kragenweite. Viel zu jung, viel zu sehr überzeugt von sich, viel zu ungehobelt und natürlich viel zu sehr Macho. Mit solchen Frauen vertrug ich mich gar nicht. Dass sie so direkt auf mich zukam, verunsicherte mich. Sie hatte eine eindeutige Vorstellung von Gemütlichkeit, das konnte ich in ihren Augen sehen, aber wieso fiel ihre Wahl dabei auf mich? Nur, weil ich zufällig hier gesessen hatte? War dieser lauschige Platz am See vielleicht ein geheimer Treffpunkt für eingeweihte Lesben?

    Jessies Lachen unterbrach meine Gedankengänge, die immer abenteuerlichere Wege einschlugen.

    »Ich weiß es, Leonie! Gestern Abend habe ich dich beobachtet. Stundenlang. Ich war dir ganz nah. Du hast mich nicht gesehen, ich stand hinter dir, hätte dich berühren können. Stundenlang habe ich dich studiert, jede deiner Bewegungen in mir aufgenommen, bin jedem deiner Blicke gefolgt.«

    Sie lachte wieder, obwohl ich keinen Grund dafür erkennen konnte. Mir war die ganze Situation unangenehm. Wenn ich mir vorstellte, dass sie mich beobachtet hatte – ich war observiert worden von einer wildfremden Person.

    »Du verhüllst dein Interesse an Frauen nicht«, erklärte Jessie unterdessen, zufrieden mit ihren detektivischen Leistungen.

    Dass ich inmitten von Hunderten von Menschen, deren ganze Aufmerksamkeit von den Akteuren auf der hellerleuchteten Bühne in Anspruch genommen wurde, auf meine Blicke achten müsste, wäre mir nie in den Sinn gekommen. Es stimmte, ich hatte gestern Abend die Frauen um mich herum angeschaut, vielleicht gar offen gemustert. Sicherlich zeigte ich mehr Interesse, als ich es mir in einer anderen Umgebung gestattet hätte.

    »Es geht dich überhaupt nichts an, wen ich wie anschaue«, fauchte ich Jessie an. »Und es ist eine ziemliche Unverschämtheit, wie du mich jetzt hier anmachst«, schob ich hinterher. Ich hoffte, dass meine Stimme genügend Ablehnung und Kälte vermittelte, um Jessie zu vertreiben.

    Doch diese lachte nur. »Du bist süß«, erklärte sie mir, »sicher bist du noch viel anziehender, wenn du dich ganz gehenlässt!« Sie schob eine Kunstpause ein, ehe sie fortfuhr: »Wenn du dich hingibst, mir hingibst, nackt und ohne Tabu.«

    »Das reicht!« fauchte ich und erhob mich hastig.

    Jessie eilte hinter mir her. Mit ihren langen Beinen hatte sie mich schnell eingeholt. »Nun hab dich nicht so«, versuchte sie mich zu besänftigen. »Was ist schon dabei, wenn wir zwei uns den Nachmittag etwas versüßen?«

    Ich blieb abrupt stehen. »Lern du zuerst die Grundbegriffe des Anstands«, blaffte ich.

    Diesmal folgte sie mir nicht. Außer Atem langte ich im Hotel an.

    Hoffentlich wusste Jessie nicht, dass ich die drei Tage, die ich mir für dieses Open-Air freigenommen hatte, hier wohnte. Früher, als ich etwa in ihrem Alter gewesen war, hatte ich campiert. Es war immer lustig gewesen, egal, ob es regnete oder die Sonne vom Himmel knallte. Wir verbrachten die Open-Air-Saison auf provisorischen Zeltplätzen mit Dutzenden anderen, die einen Sommer lang allen Annehmlichkeiten der modernen Zivilisation entsagten.

    Diese wilde und von einem Alkoholschleier vernebelte Zeit lag schon lange zurück. Die einstige Clique war Stück für Stück auseinandergebrochen, hatte sich in die Gesellschaft der fleißigen Häuslebauer eingegliedert und konnte der Idee, zu einem Open-Air zu fahren, höchstens ein müdes und mitleidiges Lächeln abgewinnen. Auch ich hatte das Rebellische und Individualistische öffentlich abgelegt. Angepasst und zuverlässig erledigte ich meinen Job, bezahlte Steuern und Krankenkasse und verpasste auch keine Wahl. Selbst der Umstand, dass ich meine Liebe zu Frauen nicht verleugnete, konnte heute nicht mehr als Rebellion bezeichnet werden.

    Doch, mein Leben verlief ruhig und in geordneten Bahnen. Es war so, wie ich es mir gewünscht hatte, sicher und überschaubar.

    Dass ich gleichwohl jedes Jahr an diesen See fuhr, mir unbekannte Bands unter freiem Himmel anhörte, war reine Nostalgie. Hier hatte ich meine erste große Liebe kennengelernt, mich von ihr in die Frauenliebe einführen lassen auf quietschenden Luftmatratzen in einem Zelt, das weder Hitze noch Regen abhielt. Zugegeben, die Liebe hatte den Winter nicht überdauert, doch darauf kam es nicht an, einzig die romantisch verklärte Erinnerung zählte und führte mich jedes Jahr an diesen Platz.

    Seufzend ließ ich mich auf das schmale Bett fallen. Jessie hatte recht, ich war allein hier – so wie jedes Jahr. Meine kurzen Beziehungen wurden von langen Phasen des Single-Daseins abgelöst, und seltsamerweise befand ich mich immer im Sommer im letzteren Zustand. Vielleicht eignete ich mich einfach nicht für das Pärchenverhalten?

    Die langen Schatten, welche die Sonne in das schmucklose Zimmer warf, erinnerten mich daran, dass ich heute noch etwas geplant hatte. Die Band, die in einer knappen halben Stunde auf der Bühne stehen würde, kannte ich nicht. Das beunruhigte mich keineswegs, denn offen gestanden lag die musikalische Kost, die auf dem Open-Air serviert wurde, seit Jahren überhaupt nicht mehr auf meiner Wellenlänge.

    An diesem frühen Abend verwendete ich ungewöhnlich viel Sorgfalt auf meine Kleidung. Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit griff ich auch zu Make-up. Etwas irritiert von diesen doch seltsamen Anwandlungen fragte ich mich, ob ich tatsächlich hoffte, Jessie noch einmal zu begegnen. Mein Verstand wehrte sich gegen eine solche ungeheuerliche Unterstellung, zumal diese Frau wie erwähnt viel zu ungehobelt, zu schön und auch noch viel, viel zu jung war. Ich beruhigte mich mit der absolut korrekten Überlegung, dass Jessie mich inmitten der Menschenmassen unmöglich ausfindig machen würde, wenn sie das denn überhaupt wollte.

    Funk nannte sich das, was die Band, die einen unaussprechlichen und für meine Begriffe völlig nichtssagenden Namen trug, der tobenden Menge bot. Der Nachteil an Open-Airs ist, dass es keine Wände gibt, an die man sich anlehnen könnte. So stand ich also am Rande einer hin und her wogenden Gruppe schwitzender Fans, beobachtete das Farbenspiel der untergehenden Sonne und achtete nicht weiter auf den Lärm, der aus meterhohen Lautsprechertürmen schallte.

    Meine Erinnerungen an jenen für mich entscheidenden Sommer retteten mich über die Pause, die nächste Band nahm ihren Platz auf der Bühne ein. Nun erklangen gemäßigtere Töne, obwohl ein eigentlicher Melodiebogen in den Darbietungen noch immer nicht erkennbar war. Die Zeit verstrich unerbittlich. Inzwischen hatte sich der dunkle Mantel der Nacht über die Szenerie gelegt, lediglich die Bühne war hellerleuchtet.

    Plötzlich horchte ich auf. Eine Sängerin griff nach dem Mikrophon, machte den obligaten Sound-Check, um dann ihren Hintermännern das Zeichen zum Beginnen zu geben. In dieser Art Musik fühlte ich mich fast schon zu Hause. Rockig und doch manchmal beinahe sanft, die Stimme einmal kratzend, dann wieder schmeichelnd. Das ließ ich mir gerne gefallen, vor allem, da diese Band auch Balladen im Repertoire führte.

    Als um mich herum die ersten Feuerzeuge klickten, spürte ich einen Stich in meinem Herzen. Ich sollte mich nicht in der Nähe von verliebten Paaren aufhalten, dachte ich eben, als sich von hinten die Arme einer Frau um mich legten. Mein Körper erstarrte augenblicklich.

    »Psst, ich bin’s nur«, hauchte Jessie in mein Ohr.

    »Wie hast du . . . Was fällt dir eigentlich . . .«, stammelte ich völlig überrumpelt. Wahrscheinlich konnte sie mich nicht hören, jedenfalls verstärkte sie ihre Umarmung, presste ihren Körper enger an meinen und begann uns beide sacht im Takt zu wiegen.

    »Genieß es einfach«, raunte sie.

    Jessie war eindeutig im Vorteil. Durch ihre Umarmung nahm sie mir die Möglichkeit, mich umzudrehen und ihr meine Empörung über diese erneute Verletzung meiner Privatsphäre entgegenzuschleudern. Was blieb mir anderes übrig, als mich zu ergeben? Und so unangenehm fühlte sich dieser starke Körper an meinem Rücken gar nicht an. Zurechtweisen konnte ich sie immer noch, entschied ich großzügig, und hoffte insgeheim, dass die Sängerin noch lange, lange weitersingen würde.

    »Goodbye, thank you! Good night!«

    Vorbei! Sie hatte einfach aufgehört. Jetzt musste ich mich der Realität stellen, und diese befand sich immer noch dicht an meinen Rücken geschmiegt.

    Jessie reagierte nicht auf das Ende der Darbietung. Sie blieb einfach hinter mir stehen, hielt mich umarmt, atmete nah an meinem Hals. Ihre Hände streichelten über meinen Bauch, hinauf zu den Brüsten, hinab zum Gürtel, doch sie berührten nichts, was für mich hätte gefährlich werden können. Dennoch, ich genoss jedes Streicheln, spürte sie näher, als sie mir physisch wirklich war. Ich hatte mich an sie gelehnt – ohne Notwendigkeit, wie mir jetzt auffiel. Aber wieso hielt sich Jessie zurück? Wollte sie etwa gar nicht das, was sie heute Nachmittag angedeutet hatte? Musste ich dem Streicheln, das in meinem Körper eine angenehme Wärme erzeugte, Einhalt gebieten?

    »Lass uns gehen«, flüsterte Jessie in mein Ohr. Ihre Hand glitt über meinen Arm, fasste meine.

    Da ich mich noch immer nicht entschieden hatte, ob ich die junge Frau nun maßregeln sollte oder ob ich ihre Anwesenheit einfach nur genießen wollte, folgte ich der nonverbalen Aufforderung und verließ an ihrer Hand das Festivalgelände.

    Jessie, die ich bis jetzt noch nie still erlebt hatte, schwieg. Wir hatten bereits die Seepromenade erreicht, schlenderten sie entlang und entfernten uns stetig von den Menschenmassen.

    »Trinken wir noch etwas?« fragte Jessie unvermutet. Vor uns tauchte eben ein hellerleuchtetes Lokal auf. Wenn hier am See das Open-Air stattfand, gab es keine Sperrstunden, und manche Restaurants und Bars hatten bis morgens um fünf oder sechs geöffnet.

    Ich nickte. Diesen Abend, der längst zur Nacht geworden war, wollte ich nicht enden lassen. Irgendein verrückter Teil meines Kopfes wehrte sich gegen den Abschied, obwohl ich wusste, dass weder ein Drink noch ein Gespräch noch irgendeine andere Aktion etwas an meiner grundsätzlichen Ablehnung gegenüber dieser Person ändern würde.

    Wahrscheinlich lag es an Jessies Alter, dass sie zur fortgeschrittenen Stunde noch ungerührt einen Kaffee bestellen konnte. Für mich war nur ein Tee drin, da ich mir sonst hätte die restliche Nacht schlaflos um die Ohren schlagen müssen.

    »Du sagst nicht eben viel«, stellte Jessie fest. Sie hatte bereits die Tasse zur Hälfte geleert. Ihre Augen fixierten mich, als sie fortfuhr: »Wie soll ich dich da kennenlernen?«

    »Wieso willst du das überhaupt?« erwiderte ich abwehrend. Mir reichte die Anwesenheit einer jungen, schönen Frau, das war mehr, als mir in den vergangenen Jahren zuteil geworden war. Warum wollte sie jetzt etwas über mich erfahren? Und musste ich dann nicht

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