Ganz erstaunliche Kinder: Eine Frau sein ist kein Sport Teil 2
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Über dieses E-Book
Eine Frau sein ist kein Sport und schon gar nicht olympisch, aber oft schweißtreibend genug. Im Dauerlauf zwischen Haushalt und Beziehungskisten, zwischen Eheleben und Kindererziehung kann einem schon manchmal die Luft ausgehen, die frau zum Lachen braucht. Denn kein Problem, vor das einen der ganz normale Wahnsinn des Familienalltags stellt, ist so ernst, dass es sich nicht mit Humor lösen ließe.
Das beweist Christine Nöstlinger auf ihre unnachahmliche Weise, voller Witz und Gelassenheit, mit einem liebevoll ironischen Blick auf das Leben und seine kleinen wie größeren Herausforderungen.
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Rezensionen für Ganz erstaunliche Kinder
1 Bewertung1 Rezension
- Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5These short pieces (1-2 pages) are fun. Each gives a view of an everyday Problem, usually from 'outside the box'. I think these would be very useful with intermediate to advanced German classes. I wish there were some indication of when the pieces were written. Some are recent, others obviously much older. Some of them have been collected before. (i.e. I recognized them from my recent reading.) Also reading the whole book through, some parts get repetitive.
Buchvorschau
Ganz erstaunliche Kinder - Christine Nöstlinger
normal?
2. Ganz erstaunliche Kinder
Zweierlei Bedürfnisse!
Falls Sie es noch nicht wissen sollten, liebe Leserinnen und Leser: ein Kind hat »Regelbedürfnisse« und »Sonderbedürfnisse«!
In der mehr oder minder intakten Familie, in der das Kind mit Vater und Mutter im gemeinsamen Haushalt lebt, nimmt man den gewaltigen Unterschied zwischen diesen zweierlei Bedürfnissen ja nicht speziell wahr. Liebe Eltern investieren in die Bedürfnisse des Nachwuchses ihren letzten Groschen und fragen nicht viel, ob sie da für einen Regel- oder einen Sonderfall gezahlt haben.
Und weniger liebe Eltern entscheiden gern mit: »Nein, das brauchst du nicht!« zugunsten ihrer eigenen Bedürfnisse, ohne darauf zu achten, ob sie nun einen Regel- oder einen Sonderwunsch des Kindes abschlagen.
Wird aber eine Ehe geschieden und können sich die Eltern nicht selbst gütlich einigen, wer in welchem Ausmaß das Kind zu »finanzieren« habe, wird das Gericht mit dieser Frage befasst, und das hat dann zwischen »Regelbedürfnissen« und »Sonderbedürfnissen« fein säuberlich zu trennen, weil die Alimente eigentlich nur dazu da sind, die »Regelbedürfnisse« wie Essen, Kleidung, Schulkram, Spielzeug und kleinere Anschaffungen zu decken.
Was als »Sonderbedürfnis« gilt und wer dieses von Fall zu Fall – zu bezahlen hat, muss dann vor Gericht ausgestritten werden.
Und wie man so hört, sind die Richter da oft verschiedener Meinung. Einer hält die Kosten des Schulschikurses für ein »Sonderbedürfnis« und meint, der Vater und Alimentezahler habe dafür extra aufzukommen.
Ein anderer meint, die Mutter habe sich von den Alimenten die nötige Summe für den Schikurs zusammenzusparen.
Und dies, obwohl in beiden Fällen die Väter gleich viel verdienen, die Alimente auch gleich hoch (oder niedrig) sind und die Mütter ebenfalls ein etwa gleiches Einkommen haben.
Ebenso unklar ist, ob Klavierunterricht, Urlaubsreisen, Zahnspangen und Reitunterricht zu den »Sonderbedürfnissen«, um die gestritten wird, zählen.
Eines dürfte allerdings klar sein: Ein Kind, das dauernd erleben muss, wie seine lieben Eltern wegen seines Schikurses, seiner Zahnspange, seiner Reitstunden, seiner Ferienreise und etlicher anderer Dinge auch noch zu Gericht gehen und streiten, muss sehr stabil sein, um nicht psychische Schäden zu bekommen, deren sich ein Kinderpsychologe anzunehmen hat.
Und die Kosten für diesen laufen dann garantiert unter »Sonderbedürfnis«!
Wenn der Burli nicht will
Unter einem »Haustyrannen« versteht man üblicherweise das erwachsene männliche Wesen, welches in seiner Funktion als Ehemann und Vater Frau wie Kinder terrorisiert. In der modernen Familie kann es aber durchaus sein, dass ein Winzling diese Rolle perfekt übernimmt.
Ich kenne da etwa einen »Burli«, kaum 90 cm hoch, der hat die gesamte Familie fest in seiner Patschhand. Wenn der Burli nicht will, dann geht gar nichts! Der Burli hat das mit einem einfachen Trick erreicht. Wenn er etwas nicht will, dann brüllt er. Aber nicht bloß ein bisschen. Burli brüllt, dass Trommelfelle kaputtgehen. Und er hat gute Lungenflügel. Die stehen das Irrsinnsgebrüll lang durch. Wie lang, weiß man nicht. Jedenfalls länger, als es anderer Leute Ohren aushalten!
Immer, wenn dem Burli etwas nicht passt, brüllt er los und ist nicht zu stoppen. Weder durch die »sanfte Tour« der Mama noch durch die »strenge Methode« des Papas; auch nicht durch die »brutale Art«, zu der seine Geschwister neigen. Die haben dem Burli sogar schon einmal den Mund mit Leukoplast verklebt. Hat auch nichts genützt. Der Burli ist lediglich zwetschkenblau angelaufen (weil die Nasenlöcher in der Hektik der Handlung unter das Leukoplast gekommen sind), aber nach Entfernung der Klebestreifen hat er in doppelter Fußballstadion-Lautstärke weitergebrüllt!
So muss sich die Familie halt täglich vor jeglicher Planung von Aktivitäten fragen, ob der Burli damit auch einverstanden ist. Wählt der Papa für den Ausflug ein 80 km entferntes Ziel, plädiert die Mama vorsorglich für ein halb so weit gelegenes, denn nach 40 km im Auto – das weiß sie aus Erfahrung – fängt der Burli zu brüllen an! Und wenn man Mittagessen geht, vergewissert sich die ganze Familie vorher auf der Speisekarte, ob es auch wirklich Spaghetti gibt. Gibt’s die nicht, pilgert man weiter, denn ein brüllender Burli nimmt sich im Restaurant nicht gut aus. Und wenn der Burli im Wohnzimmer Dreirad fahren will, dann muss der große Bruder das Puzzle vom Teppich räumen. Sonst beschwert sich wieder der Nachbar wegen dem Gebrüll beim Hausverwalter!
Aber bald wird es in der Burli-Familie anders werden. Papa, Mama und Geschwister wollen es nicht länger dulden. Schließlich haben sie ja auch gute Lungen! Heute haben sie beschlossen, dass »zurückgebrüllt« wird!
Um das in die Tat umzusetzen, suchen sie nur noch ein Haus in der Einschicht!
Bitte, bitte, nur ein Löfferl!
Mütter, deren Kinder »freudige Fresser« sind, wissen nicht, welch