Franziskus - Heilige Orte: Spirituelle Reisen auf den Spuren des Hl. Franz von Assisi
Von Reinhard Decker
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Über dieses E-Book
Teilweise hatte ich den Eindruck, auf dem falschen Weg zu sein, weil die Straße immer enger und steiler wurde. Umkehren war zum Teil ebenfalls nicht möglich, sodass ich mich immer entscheiden musste weiterzufahren und abzuwarten, wie es wohl weitergehen würde.
An den Orten angekommen, wurde ich sofort von der Ausstrahlung gefangen und konnte meinen Blick zum Teil nicht mehr von der Schönheit abwenden. Es ist fast unmöglich, diese Aura in meinem Buch in Worte zu fassen, so einmalig ist der Anblick dieser Orte. An jedem Ort war spürbar, dass der Hl. Franziskus an diesen Stellen weiterlebt und seine Kraft auf uns Menschen überträgt.
Der Hl. Franziskus und die Hl. Klara faszinieren noch heute jung und alt. Dieser Glanz und das Leben dieser beiden Heiligen sind in vieler Hinsicht auch in die heutige Zeit übertragbar. Für sie war das Evangelium die Kraftquelle, nach der sie lebten. Die Achtung und der Respekt vor der Würde jedes einzelnen Menschen, das Vertrauen auf eine gegenseitige Hilfe, waren Eckpunkte im Leben dieser beiden Heiligen.
Inzwischen sind Jahrhunderte vergangen und trotzdem verblasst das Andenken an diese beiden Heiligen nicht. Im Gegenteil, er entflammt und fasziniert immer wieder aufs Neue. Ihre offene Haltung gegenüber jedem Menschen, ihre Sensibilität für unsere menschlichen Bedürfnisse, ihr Vertrauen dem Mitmenschen gegenüber sind Werte, die auch uns in der heutigen Zeit nahe sein sollten. Diese Orte sind Kraftquellen für uns. Sie ermutigen uns, auf unsere Mitmenschen einzugehen, jeden Menschen als einmalig anzusehen und ihm mit Respekt und Würde zu begegnen.
Reinhard Decker
Reinhard Decker, geb. 1955, verheiratet und Vater von drei Söhnen und Opa von sechs Enkeln. Seit dem Jahr 2017 in Pension, vorher Leiter der Informatik in einem größeren Betrieb. Von 2006 - 2009 Ausbildung als "Dipl. Trainer für prozessorientierte Gruppenarbeit" an der Lehranstalt der Ehe- und Familienberatung mit Öffentlichkeitsrecht, Diözese Feldkirch. Das Fotografieren und Schreiben von Büchern ist ein Ausgleich zu meiner vorherigen, technischen Tätigkeit und macht mir sehr viel Freude.
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Buchvorschau
Franziskus - Heilige Orte - Reinhard Decker
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Das Leben des Hl. Franziskus von Assisi
Das Leben der Hl. Klara von Assisi
Die Schwestern der Hl. Klara in Vorarlberg
Monterchi - Madonna del Parto
Lago Trasimeno
Convento La Verna
Convento di Montecasale
Convento Le Celle in Cortona
Perugia
Assisi - die Stadt von Franziskus und Klara
Assisi - ein unvergleichliches Gesicht
Die Oberstadt von Assisi
Papstbesuch in Assisi
Die Unterstadt von Assisi
Basilika San Rufino
Piazza del Comune
Santa Maria sopra Minerva
Das Geburtshaus von Franziskus
Chiesa Nuova
Oratorio di San Francesco Piccolino
Chiesa Santa Maria Maggiore
Chiesa Santa Maria delle Rose
Rocca Maggiore – die Burg
Basilika San Francesco
Der Klosterkomplex von San Francesco
Citadella Christiana
Basilika Santa Chiara
Chiesa San Pietro
San Damiano
Monte Subasio
Eremo delle Carceri
Spello
Kirche der Hl. Maria von Rivortorto
Basilika Santa Maria degli Angeli
Portiuncula
Von der Bischofskirche nach San Masseo
San Masseo – ein Ort der Stille
Sao Paolo di Abadesse in Bastia
Der heilige Berg Monteluco
Die 1000-jährige Kapelle von Monteluco
Der heilige Wald von Monteluco
Die Abtei San Felice
Fahrt von Orvieto und Todi
Franziskus und Orvieto
Stroncone - I Prati
Convento Francescano in Greccio
Erdbeben in Assisi
Der Sonnengesang
Thomas von Celano
Quellen- und Literaturnachweise
Vorwort
Auf meinen Reisen nach Assisi und den teilweise wilden Klöstern in der Umgebung von Assisi war ich fasziniert, welche Spiritualität und Kraft auch heute noch von diesen Orten ausgeht.
Teilweise hatte ich den Eindruck, auf dem falschen Weg zu sein, weil die Straße immer enger und steiler wurde. Umkehren war zum Teil ebenfalls nicht möglich, sodass ich mich immer entscheiden musste weiterzufahren und abzuwarten, wie es wohl weitergehen würde.
An den Orten angekommen, wurde ich sofort von der Ausstrahlung gefangen und konnte meinen Blick zum Teil nicht mehr von der Schönheit abwenden. Es ist fast unmöglich, diese Aura in meinem Buch in Worte zu fassen, so einmalig ist der Anblick dieser Orte. An jedem Ort war spürbar, dass der Hl. Franziskus an diesen Stellen weiterlebt und seine Kraft auf uns Menschen überträgt.
Der Hl. Franziskus und die Hl. Klara faszinieren noch heute jung und alt. Dieser Glanz und das Leben dieser beiden Heiligen sind in vieler Hinsicht auch in die heutige Zeit übertragbar. Für sie war das Evangelium die Kraftquelle, nach der sie lebten. Die Achtung und der Respekt vor der Würde jedes einzelnen Menschen, das Vertrauen auf eine gegenseitige Hilfe, waren Eckpunkte im Leben dieser beiden Heiligen.
Inzwischen sind Jahrhunderte vergangen und trotzdem verblasst das Andenken an diese beiden Heiligen nicht. Im Gegenteil, er entflammt und fasziniert immer wieder aufs Neue.
Ihre offene Haltung gegenüber jedem Menschen, ihre Sensibilität für unsere menschlichen Bedürfnisse, ihr Vertrauen dem Mitmenschen gegenüber sind Werte, die auch uns in der heutigen Zeit nahe sein sollten. Diese Orte sind Kraftquellen für uns. Sie ermutigen uns, auf unsere Mitmenschen einzugehen, jeden Menschen als einmalig anzusehen und ihm mit Respekt und Würde zu begegnen.
Das Leben des Hl. Franziskus von Assisi
Franziskus war der Sohn eines sehr reichen Tuchhändlers in Assisi. Er war tüchtig, freizügig, höflich und großherzig gegenüber den Armen. Wie alle jungen Männer wollte Franziskus große Abenteuer erleben und es war sein größter Wunsch, mit dem Grafen von Gentile nach Apulien zu ziehen, um den Ritterschlag zu erhalten.
Eifrig machte er sich auf den Weg. Als er nach Spoleto kam, wurde er krank. Während er schlief hatte er einen Traum, in dem er gefragt wurde, warum er den Herrn verlassen hatte und er solle zurückkehren in sein Land. Dort soll ihm gesagt werden, was er zu tun habe. Franziskus folgte diesem inneren Ruf und kehrte nach Assisi zurück. Sein höfisches Leben konnte er jedoch nicht mehr fortsetzen und er geriet in eine innere Krise. Er wurde immer unruhiger und war voller Schwankungen und Ratlosigkeit. Auch das Traumbild kam im immer wieder in den Sinn und es ließ ihn nicht mehr los.
Er veränderte sich immer mehr, verteilte seine Kleider, verschenkte das Geld seines Vaters an die Armen und tauschte während einer Pilgerfahrt nach Rom sein Gewand mit einem Bettler. Während eines Gebets zeigte ihm eine innere Stimme den Weg auf, mit dem er inneres Glück und Frieden finden konnte:
Franziskus, alles, was du bisher fleischlich geliebt und zu haben gewünscht hast, musst du verachten und hassen, wenn du meinen Willen erkennen willst. Hast du damit begonnen, wird dir das, was dir bisher angenehm und süß erschien, unerträglich und bitter sein; und aus dem, was dich vorher erschauern machte, wirst du tiefes Glück und unermesslichen Frieden schöpfen.
¹
Als er vor den Stadttoren von Assisi mit seinem Pferd unterwegs war, begegnete er einem Aussätzigen. Vorher hatte er gegenüber Aussätzigen sehr große Ekel empfunden, doch jetzt, stieg er vom Pferd und reichte dem Aussätzigen ein Geldstück und küsste ihn auf die Hand. Dann stieg er wieder auf sein Pferd und ritt weiter seines Weges.²
Da erkannte Franziskus im Aussätzigen seinen Bruder, das Abbild seiner selbst und ihm wurde bewusst, dass gerade in seinen Wunden und in seinem Schmerz dieser Aussätzige der geliebte Sohn Gottes war. So wurde diese kurze Begegnung für Franziskus der Ort der Verkündigung und die Erkenntnis, dass Gott seine Option in dieser Welt schon getroffen hatte und hier, bei den Armen der vorrangigste Ort der Gegenwart war. Franziskus wurde nun klar, der er mit all seinem Suchen uns Sehen endlich sein Ziel gefunden hatte. So wurde er durch die Gnade Gottes ein guter Freund der Aussätzigen und lebte und diente unter ihnen. Er wandelte sich zu einem anderen Menschen. Franziskus veränderte nicht nur seine Denkweise, sondern richtete sein zukünftiges Leben danach aus, indem der von einem angesehenen Bürger von Assisi zu einem Aussätzigen und den Aussätzigen wurde.
Einige Tage später ging er an der Kirche von San Damiano vorbei, als ihm eine innere Stimme sagte, er solle in die Kirche gehen um zu beten. Er folgte diesem Ruf, ging in die Kirche und begann vor einem Bild des gekreuzigten Jesus innig zu beten, der zu ihm sprach: „Franziskus, siehst du nicht, dass mein Haus zerstört wird? Geh und erneuere es mir." Franziskus erschrak bis ins Innerste und sagte: „Ich werde es gerne tun, Herr!"
Diese Anrede von Gott selbst erleuchtete ihn und Franziskus machte sich wieder zurück auf den Weg zu den Menschen. Seine Familie hatte jedoch keine große Freude, mit dem neuen und alternativen Lebenswandel seines Sohnes.
Aus dieser Erfahrung heraus macht sich Franziskus auf den Weg zurück zu den Menschen. Sein Vater und viele seiner einstigen Freunde hatten sehr große Vorbehalte gegen ihn und er fragte sich, wem er in Zukunft dienen sollte, dem Herrn oder dem Knecht. Sein Vater sah, dass er Franziskus von dem eingeschlagenen Weg nicht abbringen konnte und schleppte ihn vor den Bischof der Stadt. Dort verlangte er, dass Franziskus auf das ganze Vermögen verzichtete und alles an die Familie zurückgeben sollte.
Franziskus jedoch stimmte dieser Forderung freudig zu und duldete vor dem Bischof weder Aufschub noch eine irgendwelche andere Verzögerung. Er wartete nicht einmal die Entscheidung des Bischofs ab, sondern legte sofort seine Kleider ab und gab sie seinem Vater zurück. Er entblößte sich angesichts aller vollständig. Damit hatte er die Bewunderung des Bischofs, der ihn in die Arme schloss und ihn mit dem Mantel, den er als Bischof trug, bedeckte.
Nach drei Jahren des persönlichen Ringens und Suchens offenbarte sich Franziskus das Ziel seiner Lebensform. Als in der Kirche Portiuncula die Aussendungsrede Jesu an die Jünger verlesen wird, bat er den Priester nach Beendigung der Messfeier, ihm das Evangelium zu deuten und auszulegen, was von diesem getan wurde. Er hörte von dem Priester, dass die Jünger Christi keinen Besitz wie Gold, Silber oder Geld besaßen, weder Beutel, Reisetasche, Brot, Schuhe oder Röcke tragen durften, sondern nur dazu angehalten wurden, das Reich Gottes und Buße zu verbreiten, frohlockte er und sprach: „Das ist es, was ich will, das ist es, was ich suche und im innersten Herzen tun will." Er zog die Schuhe aus, legte seinen Stab ab und vertauschte den Ledergürtel mit einem Strick.
Damit lautete die neue Lebensregel für Franziskus, kontemplativ unterwegs zu sein, sich an keinen bestimmten Ort binden zu lassen, das Wort Gottes zu hören, und zwar ohne Abmilderungen und Verharmlosungen. Dies war die erste Regel für ihn und seine Minderbrüder. Franziskus begegnete allen Geschöpfen, egal ob Mensch oder Tier, stets offen und voller Ehrfurcht. Er sah stets das Gute im anderen. Er ließ den anderen immer Raum zum Wachsen und stülpte seinen Mitmenschen nie einfach seine Regeln und Ideen über, sondern war bestrebt, dass jeder Mensch immer mehr dem Bild, dass Gott in ihm angelegt hatte, entsprach.
Viele Gegebenheiten zeugen von der aufmerksamen Liebe des Heiligen, auch dann, wenn er sich selbst äußerste Disziplin und Enthaltsamkeit auferlegte. Eines Nachts, schrie einer der Brüder um Mitternacht, als bereits alle schliefen: „Ich sterbe, ich sterbe! Als alle erschreckt und verwundert aufwachten, fragte Franziskus den schreienden Bruder: „Wer hat da gerufen, ich sterbe?
Der Betroffene meldete sich und sagte: „Ich sterbe vor Hunger!" Sogleich ließ Franziskus einen Tisch herrichten. Um den Bruder nicht zu beschämen, allein essen zu müssen, aßen Franziskus und alle anderen Brüder mit.
Die franziskanische Lebensform mit ihrem provozierenden Charakter fand in besonderer Weise im Zusammenleben der Minderbrüder seinen Ausdruck. Die übliche Praxis der Amtskirche wurde durch diese Lebensweise radikal auf den Kopf gestellt. Diese bedingungslose Liebe der Mitbrüder, die Wertschätzung, die Offenheit und das Vertrauen, die Versöhnungsbereitschaft für jeden Mitbruder, egal was er angestellt hatte, keine Privilegien, Vorrang- und Machtstellungen, wurden von Franziskus aus den Evangelium entnommen. Franziskus ermahnte seine Brüder immer wieder, das Evangelium ganzheitlich zu sehen, nicht nur zu predigen, sondern auch danach zu leben und somit ein Vorbild für andere Menschen zu sein.
Den Bruder, die Schwester aufrichtig lieben, - (Joh 15,12)
„Um der Liebe Gottes willen sollen die Brüder sich gegenseitig lieben. Selig sind, die den anderen, wenn er krank ist, ebenso lieben - was jener ihnen nicht entgelten kann -, wie wenn er gesund ist und er ihnen entgelten kann"
Die Liebe in Worten und Taten bezeugen, - (1 Joh 3,18)
„Und sie sollen die Liebe, die sie zueinander haben, auch in den Werken zeigen³. Und vertrauensvoll offenbare einer dem anderen seine Not, damit er ihm, was er notwendig hat, ausfindig mache und verschaffe⁴."
Im Zorn an der Liebe festhalten, - (Mt 5,24)
„Wenn es vorkommen sollte, dass einmal zwischen ihnen durch Wort oder durch Zeichen Veranlassung zur Aufregung entstände, so soll einer den anderen demütig um Verzeihung bitten, bevor er dem Herrn die Gabe des Gebetes darbringt.⁵ Alle aber müssen sich hüten, wegen der Sünde, die jemand begangen hat, zornig und verwirrt zu werden, denn Zorn und Verwirrung verhindern in ihnen selbst und in den anderen die Liebe.⁶"
Dem Bruder und der Schwester jederzeit in Liebe dienen. - (Mt 20,26)
„Sie dürfen keine Machtstellung oder ein Herrscheramt innehaben, vor allem nicht unter den Brüdern selbst.⁷ Und keiner soll Prior genannt werden, sondern alle sollen schlechthin „Mindere Brüder genannt werden.⁸ Alle Brüder, die als Minister und Diener der anderen Brüder eingesetzt werden, sollen die Brüder oft aufsuchen und geistlich ermahnen und bestärken. Und es soll so sein, dass die Minister die Knechte aller Brüder sind⁹.
Franziskus war klar, dass für eine solche Grundhaltung eine gewisse Einübung notwendig war. Er zog sich immer wieder alleine in die Einsamkeit der Berge zurück. La Verna, Greccio oder Fonto Colombo waren die Orte, die von ihm aufgesucht wurden. Immer wieder wurde er von seinen Brüdern nach einer Möglichkeit des Einsiedlerlebens gefragt. Aus diesem Grund erweiterte er sein Ordensmodell um die Einrichtung von Eremitagen, für die er eine eigene Regel schrieb:
"Jene, die in den Einsiedeleien sich gottesfürchtig aufhalten wollen, sollen höchstens zu dritt oder zu viert sein. Zwei von ihnen sollen Mütter sein und zwei oder mindestens einen Sohn haben. Die zwei Mütter sollen das Leben der Martha führen, die zwei Söhne dasjenige der Maria (Lk 10,38-42). Sie sollen einen abgegrenzten Ort haben. Darin soll jeder eine eigene Zelle haben, in der er betet und schläft. (...) Die Brüder, die Mütter sind, sollen sich bemühen, von jedem Menschen fernzubleiben. In Gehorsam gegen ihren Minister¹⁰ sollen sie ihre Söhne vor jedem Menschen behüten, damit niemand mit ihnen reden kann. (...) Die Söhne sollen irgendeinmal das Amt der Mütter für eine Zeit lang übernehmen. Sie sollen dies abwechselnd nach ihrem Gutdünken regeln.¹¹"
Damit eröffnete Franziskus den Brüdern die Möglichkeit, sich immer wieder in die Ruhe und Einsamkeit verschiedener Orte zurückzuziehen. Unterstützt durch zwei fürsorgende Brüder an ihrer Seite, die mithalfen, den notwendigen Rahmen von Ruhe und Einsamkeit zu schützen. Diese Möglichkeit half den Brüdern, sich zu stärken, um dann wieder hinauszugehen und das Leben unter den Menschen aufzunehmen.
Franziskus wollte die Verantwortung für den Orden eigentlich nie übernehmen, obwohl er sich mit seiner starken Persönlichkeit, seinem Engagement und seiner Fürsorge sehr für seine Brüder einsetzte. Er wollte seine Brüder nie an seine Person binden, sondern sein Leben allein dem gekreuzigten Christus widmen. Dieses Zeugnis seiner Offenheit und Ehrfurcht hat er uns in einem Brief an Bruder Leo hinterlassen. Bruder Leo, der auf dem Berg La Verna lebte, wurde von Versuchungen geplagt und muss sich Franziskus anvertraut haben, denn dieser schrieb ihm in einem Brief:
„Bruder Leo, dein Bruder Franziskus wünscht dir Heil und Frieden. So sage ich dir, mein Sohn, wie eine Mutter, weil ich alle Worte, die wir auf dem Wege gesprochen haben, kurz in diesem Worte unterbringe, und rate dir. Auf welche Weise auch immer es dir besser erscheint, Gott, dem Herrn zu gefallen und seinen Fußspuren und seiner Armut zu folgen, so tut es mit dem Segen Gottes, des Herrn, und mit dem Gehorsam gegen mich. Und wenn es dir notwendig ist, um deiner Seele willen zu mir zu kommen, und wenn du zu mir kommen willst, Leo, so komm."
Die Benediktiner waren Franziskus sehr wohl gesonnen und er bekam im Jahre 1211 die kleine Kirche Santa Maria degli Angeli geschenkt, die er Portiuncula nannte und baute daneben mehrere bescheidene Hütten für seine inzwischen zahlreichen Gefährten. Später wurden daraus ein Haus und das Stammkloster der Franziskaner. Ebenfalls in diesem Jahr eröffnete er das Kloster Le Celle in Cortona. Dann im Jahr 1212 bat die junge Adelige Klara di Offreduccio um Aufnahme in den Orden und Franziskus nahm sie gegen den Willen ihrer Eltern in seine Gemeinschaft auf. Die Geschichte berichtet, dass Franziskus und Klara mit der Gemeinschaft der Brüder in der Portiuncula beteten und die Leute von Assisi meinten, dass die ganze Kirche mit den Wohnungen der Brüder in Flammen gehüllt war. Es hatte den Anschein, als wenn alles in ein riesiges Feuer gehüllt wäre. Als sie helfen wollten, fanden sie lediglich Franziskus, Klara und die Brüder im tiefen Gebet am Tisch des Herrn.¹²
Das zentrale Anliegen von Franziskus blieb immer die Versöhnung. Unermüdlich sprach er immer seinen Friedensgruß „pace e bene"¹³, mit dem er die Leute segnete.
Sein Auftrag „Benedicere", mit den Menschen zu reden und das Gute in ihren Herzen zu entdecken, war sein Auftrag, den ihn unermüdlich um die Welt trieb. Franziskus lebte aus diesem tiefen Glauben, dass