Söhne ohne Väter
Von Reinhard Decker
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Über dieses E-Book
Die Grundlage für dieses Buch ist meine Diplomarbeit zum Abschluss der Ausbildung zum Dipl. Trainer für prozessorientierte Gruppenarbeit“ an der Lehranstalt für Ehe- und Familienberatung der Privatschule der Diözese Feldkirch mit Öffentlichkeitsrecht, Ausbildungslehrgang 2006 – 2009.
Meine Ausführungen beziehen sich ausschließlich auf den Vaterverlust durch Trennung/Scheidung der Eltern in Bezug auf Söhne im Kleinkindalter und die Folgewirkungen in der Entwicklung zum „Mann“, die daraus entstehen können.
Eine weitere Fragestellung ist für mich, welche Aktivitäten mit Jugendarbeitern, Psychologen oder Institutionen dabei behilflich sein können, ein evt. vorhandenes Entwicklungsmanko auszugleichen oder zu lindern.
Ich gehe von der These aus, dass die Findung einer eigenen männlichen Rolle, der männlichen Geschlechtlichkeit, das „Mannsein“ an sich, ohne Vater stark erschwert ist.
Reinhard Decker
Reinhard Decker, geb. 1955, verheiratet und Vater von drei Söhnen und Opa von sechs Enkeln. Seit dem Jahr 2017 in Pension, vorher Leiter der Informatik in einem größeren Betrieb. Von 2006 - 2009 Ausbildung als "Dipl. Trainer für prozessorientierte Gruppenarbeit" an der Lehranstalt der Ehe- und Familienberatung mit Öffentlichkeitsrecht, Diözese Feldkirch. Das Fotografieren und Schreiben von Büchern ist ein Ausgleich zu meiner vorherigen, technischen Tätigkeit und macht mir sehr viel Freude.
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Buchvorschau
Söhne ohne Väter - Reinhard Decker
ist.
Einleitung/Einführung
Meine Motivation, mich mit diesem Thema zu befassen
Dieses Thema interessiert mich aus eigenen Gründen, da auch ich ohne Vater aufgewachsen bin. Im Alter von zwei Jahren trennten sich meine Eltern und mein Vater zog in eine andere Wohnung im selben Ort. Ich selbst kann mich nicht mehr an die Zeit erinnern, als mein Vater noch im gemeinsamen Haushalt lebte. Es fehlen mir sämtliche Erinnerungen an diese Zeit. Leider habe ich es nicht geschafft, meinen Vater oder meine Mutter vor ihrem Tod zu fragen, warum sie sich getrennt haben.
Bis zu meinem Alter von 50 Jahren hat es mich nicht interessiert. Im Zuge meiner Ausbildung als „Dipl. Trainer für prozessorientierte Gruppenarbeit" mussten wir ein Genogramm erstellen. Beim Aufbau des Genogramms habe ich festgestellt, dass ich sehr wenig über meine Ahnen und die Hintergründe der Trennung meiner Eltern weiß. Diese Tatsache beschäftigt mich heute sehr stark und es tut mir sehr leid, dass ich nicht den Mut gefunden habe, mich mit diesem Thema vor dem Tod meiner Eltern zu beschäftigen. Jetzt ist es zu spät und ich habe keine Möglichkeit mehr, sie zu fragen und bin auf Erzählungen von nächsten Verwandten angewiesen.
Es ist mir dabei klar, dass sie mir nur ein Bild aus ihrer Sicht vermitteln können und die Beziehung der erzählenden Person zu meinem Vater eine wesentliche Rolle spielt.
Beschreibung der Arbeitsweise
Im ersten Teil meiner Arbeit befasse ich mich mit statistischen Daten über die Entwicklung der Scheidungen und Trennungen der letzten 20 Jahre in Österreich.
Im zweiten Teil gehe ich auf die Rollenverteilung von beiden Elternteilen und auf die Rolle des Vaters in einem Familienverband ein. Es ist mir hier besonders wichtig, die Aufteilung der Rollen zwischen Mutter und Vater bei der Entwicklung von Söhnen herauszuarbeiten, damit die fehlenden Komponenten in dieser Entwicklung klar werden.
Im dritten Teil befasse ich mich mit den Auswirkungen auf die Entwicklung von Söhnen durch das Fehlen des Vaters.
Im vierten Teil untersuche ich verschiedene Möglichkeiten, die Auswirkungen in der Entwicklung von Söhnen ohne Väter auszugleichen oder zu lindern.
Ab Ende meiner Arbeit ziehe ich meine Schlüsse aus den Ergebnissen meiner Untersuchung und vergleiche sie mit eigenen Erfahrungen.
Ich will an dieser Stelle auch klar definieren, dass sich diese Arbeit ausschließlich mit der Bedeutung des Vaters für den Sohn befasst, weil ich nur diese Sichtweise kenne und keinerlei Diskriminierung des weiblichen Geschlechts beabsichtigt ist. Jedoch würde es den Umfang dieser Diplomarbeit sprengen, wenn ich auch über die weibliche Seite Untersuchungen und Nachforschungen anstellen würde.
Statistische Daten über Scheidungen/Trennungen¹
Eigene Überlegungen zu den Statistiken
Bei den Ehescheidungen² insgesamt ist auf Grund der Entwicklung in den letzten 10 Jahren ersichtlich, dass sich die Trennungsrate von 38,6% auf 49,5% erhöht hat. Das ist ein Steigerungsfaktor von 10,6% innerhalb von 10 Jahren und macht mir die Brisanz des Themas deutlich. Die Trennungsrate beträgt somit schon fast 50%, wo für Kinder in verschiedensten Altersstufen nur mehr ein Teil der Eltern im gemeinsamen Haushalt verfügbar ist und als AlleinerzieherIn für die Entwicklung von Kindern verantwortlich ist. Damit sollen keine/n AlleinerzieherIn diskriminiert, sondern lediglich aufgezeigt werden, dass hier Gefahren von Auswirkungen in der Entwicklung von Kindern gegeben sein könnten. Interessant ist auch der Bereich, nach wie viel Ehejahren im Durchschnitt Trennungen erfolgen. Der höchste Prozentsatz lässt sich zwischen 10 und 25 Ehejahren scheiden. Der zweithöchste Prozentsatz liegt bei unter 5 Jahren. Wenn Kinder aus diesen Ehen vorhanden sind, so sind hauptsächlich Kinder im Vorschulalter oder in der Pubertät von diesen Trennungen betroffen. Laut Statistik liegen die Zahlen der Kinder aus den geschiedenen Ehen bei insgesamt 21.061 Kindern im Jahr 2007. Im Vergleich zu den Geburten von 75.204 Kindern und Kindern aus geschiedenen Ehen von 21.061 Kindern im Jahr 2007 ist dies ein Prozentsatz von 28%, die von nur einem Elternteil aufgezogen werden.
Ehescheidungen von 1955-2010 in Zahlen:
Ehescheidungen von 1970-2010 in Prozent:
¹ Internet: URL http://www.oif.ac.at/fileadmin/OEIF/FiZ/fiz_2011.pdf, Stand: 12.01.2012
² Die Gesamtscheidungsrate gibt an, wie groß der Prozentsatz der Ehen ist, die durch eine Scheidung (und damit nicht durch den Tod eines der beiden Ehepartner) enden. Basis für die Berechnung der Gesamtscheidungsrate sind die im jeweiligen Jahr beobachteten Scheidungen, die in Beziehung zu jenen Eheschließungsjahrgängen gesetzt werden, aus denen sie stammen (ehedauerspezifische Scheidungen).
Die Rolle des Vaters in der Entwicklung des Sohnes
Interview mit Herr M. zu seiner Lebensgeschichte
Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wann mein Vater unsere Familie verlassen und sich von meiner Mutter getrennt hat. Aus Mitteilungen meiner Brüder muss ich ca. 2-3 Jahre alt gewesen sein. Ich selbst kann mich nicht mehr an die Anwesenheit meines Vaters im gemeinsamen Haushalt erinnern. Ich kann eben sowenig sagen, wie er sich um mich gekümmert hat, ob er sich über meine Geburt gefreut hat, wie er mit mir umgegangen ist, ob er stolz auf mich als Sohn war oder ähnliche Aspekte. Für mich war er nicht mehr anwesend oder auch anders gesagt, nie anwesend