Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Bevaterung: Warum Kinder den Vater brauchen
Bevaterung: Warum Kinder den Vater brauchen
Bevaterung: Warum Kinder den Vater brauchen
eBook387 Seiten4 Stunden

Bevaterung: Warum Kinder den Vater brauchen

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Deutschlands führender Autor und Coach für Männer bietet mit diesem längst überfälligen Buch einen Leitfaden für Väter an. Was macht ein Vater anders im Kontakt mit den Kindern als eine Mutter? Wieso ist der Vater genauso wichtig wie die Mutter? Wie sieht Bevaterung konkret aus im Umgang mit Jungen und Mädchen? Viele Männer widmen sich ihrer beruflichen Karriere und vernachlässigen häufig die Präsenz für ihre Kinder. Doch genau dies bereuen sie später, denn die gemeinsame Zeit mit ihrem Nachwuchs ist die vielleicht wertvollste und nachhaltigste Investition im Leben eines Mannes. Männliche Erziehung und Bevaterung bedeutet einen ganz anderen und spannenden Umgang mit Kindern: Abenteuer, Spaß, Gefahr und Kreativität stehen dabei im Vordergrund.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum5. Nov. 2019
ISBN9783831910274
Bevaterung: Warum Kinder den Vater brauchen

Mehr von Bjørn Thorsten Leimbach lesen

Ähnlich wie Bevaterung

Ähnliche E-Books

Beziehungen für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Bevaterung

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Bevaterung - Bjørn Thorsten Leimbach

    www.bevaterung.de

    Die Beziehung zum eigenen Vater

    Dein Sohn lernt von dir, wie man seinen Vater behandelt

    Die Vorbereitung für die eigene Vaterschaft führt zunächst zurück in die Vergangenheit: zu deinem eigenen Vater. Warum solltest du dich als (werdender) Vater mit deinem „Alten" und eurer Beziehung auseinandersetzen? Damit du dieses zentrale Kapitel nicht einfach überspringst, sage ich es dir direkt ins Gesicht: Deine Kinder werden dich einmal genau so behandeln, wie du deinen Vater behandelst. Stell dir einmal selbst ehrlich folgende Fragen:

    •Wie häufig siehst du deinen Vater und sprichst mit ihm?

    •Ist das Verhältnis zu deinem Vater von Respekt, Anerkennung und Liebe

    geprägt?

    •Bist du gern mit deinem Vater zusammen?

    •Oder sind es oberflächliche Pflichtbesuche?

    •Ist euer Verhältnis unterkühlt und distanziert oder herzlich und anteilnehmend?

    •Bist du stolz auf deinen Vater oder schämst du dich für ihn?

    •Verleugnest du deinen Vater oder stellst du ihn gern anderen vor?

    •Bist du stets bemüht, anders als er zu sein, oder akzeptierst du, dass ihr euch in vielem ähnlich seid?

    •Kritisierst du ihn und weißt alles besser oder würdigst du seine Art und sein Lebenswerk?

    Beantworte diese Fragen ehrlich für dich. Und stell dir vor, wenn dich vielleicht in 20 Jahren deine eigenen Kinder beurteilen und dich genauso behandeln würden, wie du deinen Vater. Ich arbeite in Seminaren und Coachings lange genug mit Männern und nach über 25 Jahren auch immer häufiger mit deren Söhnen. Und ich sammle fast täglich neue Beispiele dafür, dass diese innere Haltung dem Vater gegenüber „weitervererbt" wird. Natürlich nicht im genetischbiologischen Sinne, sondern durch Beobachtung und Nachahmung. Kleine Kinder beobachten sehr genau das Verhalten von Erwachsenen, ganz besonders ihrer primären Bezugspersonen. Und sie bekommen sehr genau mit, wie deine Haltung zu deinem Vater ist. Natürlich können sie Unterhaltungen noch nicht verstehen. Aber auf eine gewisse Art erleichtert das sogar, die innere Haltung einer Person und den emotionalen Gehalt eines Gesprächs zu erfassen. Sie spüren sehr genau, ob du dich freust, deinen Vater zu sehen, und du ihn liebst oder aber nur genervt und besserwisserisch bist. Sie spüren, ob du froh bist, wenn er wieder geht, oder ob du ihn gern in deiner Nähe hast. Kinder spüren sogar versteckte, für Erwachsene nicht wahrnehmbare emotionale und psychologische Muster wie Schuldgefühle, Vorwürfe oder Wut, die unterdrückt wird. Sie können dies nicht verbalisieren, aber sie prägen sich dies ein. Du kannst deinen Kindern dabei auch nichts vorspielen, sie fühlen die Wahrheit. Wenn du deinem Vater gegenüber höflich bist, aber innerlich voller Abwehr gegen ihn, dann bemerken sie dies an nonverbalen Kleinigkeiten in deinem Verhalten: Deine Stimme wird gepresster und härter, die Sätze kürzer, dein Muskeltonus angespannter, deine Pupillen enger und dein Atem unrhythmischer. Und noch zahlreiche weitere Details deines Verhaltens nehmen sie unbewusst auf. Denn egal, was du tust, was du sagst und was du emotional ausdrückst: Du bist als Vater das Vorbild für deine Kinder und gibst ihnen Orientierung. Und sie lernen von dir, wie man mit seinem Vater umgeht. Es prägt sich als grundlegendes emotionales Muster und als Grundüberzeugungen ein. Sie können sich zwar später gedanklich von deinem Verhalten gegenüber deinem Vater distanzieren, doch in der Regel wirken die unbewussten, frühkindlichen Muster über die Jahre sehr viel stärker und nachhaltiger als bewusste Entscheidungen. In unzähligen Familienaufstellungen habe ich dies Männer sehr genau erleben sehen – oft genug schockiert über die langfristigen Konsequenzen ihres eigenen Verhaltens.

    Du bist so wie dein Vater

    Mit 20 versuchst du, als Rebell das genaue Gegenteil deines Vaters zu sein, und lehnst ihn ab. Mit 30 merkst du, dass es gewisse Ähnlichkeiten gibt, die dich aber extrem stören. Mit 40 fängst du an, die Nähe deines Vaters zu suchen und dich für ihn zu interessieren. Mit 50 lernst du, ihm zu danken und ihn wieder zu lieben. Und mit 60 realisierst du, dass ihr euch im Grunde verdammt ähnlich seid.

    Jeder Vater gibt das Beste, was er zu geben hat, an seine Kinder weiter. Bei jedem Männertraining frage ich in die Runde, ob es jemanden gibt, der seine Kinder nicht liebt. Bislang hat sich dazu und zu der Frage, ob sich jemand nicht wünscht, dass seine Kinder vieles besser machen als er selbst, noch niemand gemeldet. Jeder Vater wünscht sich, dass sein Sohn über ihn hinauswachsen möge. Er möchte, dass er nicht dieselben Fehler wie er macht, das gleiche Leid, Verluste oder Schmerzen erlebt. Der Vater wünscht seinem Sohn häufig, dass er das realisieren möge, woran er selbst gescheitert ist.

    Auch dein Vater hat dir das Beste gegeben, was er zu geben imstande war. Aus seinem besten, schnellsten und potentesten Spermium von vielen Millionen bist du entstanden. Und er wünschte sich genau wie du, dass sein Sohn ein glückliches und erfolgreiches Leben führt. Was das allerdings genau bedeutet, darin gehen die Vorstellungen je nach Generation, Bildung, Status, Beruf, Religion, Philosophie, Lebenserfahrung und vielen anderen Faktoren sehr weit auseinander. Und jeder Vater ist begrenzt in seiner Sichtweise und geprägt durch bestimmte Erfahrungen. Hier drei typische Beispiele:

    1.Wenn der Vater unter permanenten finanziellen Sorgen litt und deshalb einiges in seinem Leben nicht realisieren konnte, dann legt er Wert darauf, dass sein Sohn einmal finanziell gut ausgesorgt hat.

    2.Wenn ein Vater durch Leichtsinnigkeit einen schweren Unfall oder Verlust erlebte, der ihn sein Leben lang verfolgte, dann wird er seinem Sohn Sicherheitsdenken und Vorsicht bei allem vermitteln.

    3.Wenn der Vater an einer Krankheit litt, dann wird er sehr viel Wert auf gesunde Ernährung und sämtliche ärztliche Vorsorgeuntersuchungen legen.

    Diese verkürzten Beispiele sollen deutlich machen: Was der Vater dem Sohn wünscht und was er ihm vermitteln will, ist sehr subjektiv geprägt. Oft ist es genau das, was der Sohn später beim Vater ablehnt. Die Vorwürfe können dann lauten:

    1.Du denkst nur ans Geld und an materielle Sicherheit! Mir ist aber anderes im Leben wichtiger.

    2.Du bist ein Angsthase! Ich will spontan sein, meinen Impulsen folgen und etwas wagen im Leben.

    3.Deine Fixierung auf Krankheiten nervt! Solange ich nicht echte Schmerzen habe, gehe ich doch nicht zum Arzt. Und ich esse einfach, was mir schmeckt.

    Später im Leben merkt man dann, dass man das zentrale Lebensthema oder emotionale Grundmuster des Vaters wiederholt – ein Thema mit Variationen, geprägt durch die andere Zeit, in der man lebt. Doch das sehen die meisten erst im Nachhinein, wenn es zu spät ist. Entscheidend ist hierbei, sich als Sohn bewusst zu machen, welche Absichten der Vater verfolgte, wenn er Belehrungen aussprach oder Tipps gab, die man oft als nervig oder penetrant erlebte: Er wünschte sich für seinen Sohn, dass er nicht das gleiche Leid erlebte wie er. Wertschätze dies und danke deinem Vater dafür – das bewirkt manchmal Wunder!

    Viele Männer beschweren sich im ersten Seminar des Männertrainings zum Vaterthema über ihren Vater. Sie glauben, dass er ihnen noch etwas schuldig sei. Sie glauben, dass er ihnen zu wenig Anerkennung, zu wenig Unterstützung, zu wenig handwerkliches Geschick oder zu wenig Männlichkeit vermittelt habe. Die Liste der Vorwürfe ist lang. Doch dein Vater ist kein Superheld, auch wenn man das als Kind manchmal geglaubt hat: jeder Vater hat eben bestimmte Fähigkeiten und andere nicht. Von einem Ringer als Vater lernst du kämpfen, aber kein Abstraktionsvermögen und vielleicht keine Einfühlsamkeit; von einem Krankenpfleger als Vater lernst du Einfühlsamkeit, aber nicht kämpfen und kein analytisches Denken; von einem Mathematiker als Vater lernst du Abstraktionsvermögen, aber nicht zu kämpfen und auch nicht einfühlsam zu sein.

    Im Klartext: Viele Männer leiden an einem völlig überzogenen Anspruchsdenken an den eigenen Vater! Dein Vater ist nicht gleichzeitig dein Lehrer, Coach, Sporttrainer, Musiklehrer, Therapeut und Lebensberater. Er ist einfach nur dein Vater. Für andere Dinge musst du dir andere Männer suchen. Ich schätze meinen Karatelehrer für seine Kampfkunst, auch wenn er vielleicht ein lausiger Autofahrer ist. Und ich verehre meinen Zenmeister, auch wenn er von Sex keine Ahnung hat.

    Was der eine im Seminar an seinem Vater hasst, vermisst der andere an ihm. Der Vater eines Mannes war Polizist und oft aggressiv, autoritär und ruppig im Umgang mit den Kindern. Ein anderer war Künstler und für seinen Sohn zu weich, unentschieden und unmännlich. Ich schlug den beiden vor, den Vater zu tauschen – alle mussten lachen, weil sie die Aussage dahinter verstanden. Nur für die beiden beteiligten Männer war das aus Fixierung auf die aus ihrer Sicht negativen Eigenschaften schwerer zu erkennen. Die Lösung in diesem Fall war die zwei Männer, die beide einen Sohn hatten, zu fragen, was dieser wohl in 20 Jahren bei mir im Seminar über seinen Vater zu beklagen hätte. Da hat es bei den beiden Klick gemacht und sie haben die Botschaft verstanden: Wertschätze und danke, was dein Vater dir geben konnte. Und was er dir nicht geben konnte, suche halt woanders.

    Der Segen des Vaters

    Du erbst von deinem Vater nicht nur sein Haus, seine Aktien oder seinen Goldschatz. Natürlich kann man sich darüber sehr freuen, aber es gibt etwas noch Wichtigeres, was ein Vater seinem Sohn mitgeben kann: Das wahre Erbe ist sein Segen. Das hört sich speziell für junge Männer sehr altertümlich oder religiös an. Aber schau dir Filmklassiker wie „Der Pate, „Star Wars: Episode V – Das Imperium schlägt zurück, „Mit ganzer Kraft oder „Bonanza an. In ihnen geht es um dieses Thema: Um den Segen des Vaters zu erhalten und sein Erbe standesgemäß zu verwalten, schuftet der Sohn bis zum Umfallen, zieht in den Krieg oder erledigt gefährliche Aufgaben. Für manche Männer steht hinter dem Streben nach einer erfolgreichen Karriere, nach Reichtum oder Status der Wunsch, die Anerkennung des Vaters zu bekommen. In der uralten Geste der Segnung drückt sich diese Anerkennung aus. Das Bild des vor dem Vater niederknienden Sohnes, der ihm die Hände auflegt, kennen wir aus religiösen Praktiken. Alle großen Weltreligionen kennen Segensgesten. Was hat es damit auf sich? Der Segen des Vaters oder einer anderen Autoritätsperson ist weder altertümlich noch muss er religiös motiviert sein. Er ist tiefenpsychologisch begründet und beruht auf dem tiefen Wunsch des einen (des Sohnes) nach Verbindung und Unterstützung durch den anderen (den Vater).

    Der Segen des Vaters ist nichts, was eingefordert werden kann oder worauf man ein „moralisches" Recht hätte. Er ist aber auch nicht unbedingt an bestimmte Handlungen oder Aufgaben gebunden, die der Sohn ausführen muss. Der Segen des Vaters ist eine Herzensangelegenheit von Mann zu Mann. Es bedarf eines offenen Herzens, der Liebe und des Respekts für den Vater. Um es einmal deutlich zu sagen: Wer den Vater verflucht, wird keinen Segen von ihm erwarten dürfen. Spürt der Vater, dass der Sohn seine Autorität erkennt und sich ihm unterordnet, so wird er vielleicht bereit sein, ihm seinen Segen zu geben. Wird er intellektuelle Besserwisserei, Arroganz, Überheblichkeit oder emotionale Kälte seines Sohnes ihm gegenüber spüren, so wird er auch keinen Segen geben.

    Wer sich nichts unter dem Segen vorstellen kann, wird sich fragen, wozu man ihn braucht und was er bewirken soll. Der folgende Erfahrungsbericht kann helfen, die Segensgeste zu verstehen.

    Mathias: Als ich 23 Jahre alt war, hat mein Vater mir seinen Segen mit auf meinen Weg gegeben. Es war für mich ein sehr wichtiges und emotionales Erlebnis. Ich habe auf einem Stuhl gesessen und meine Augen geschlossen. Mein Vater hat mir seinen Daumen auf die Stirn gedrückt. Dann hat er mir, wie in einem Märchen, seinen Segen mitgegeben. Ich weiß die einzelnen Worte nicht mehr, aber ich spüre sogar jetzt beim Schreiben die Emotionen, welche ich gefühlt habe. Es war eine Befreiung und gleichzeitig auch Trauer. Ich durfte so sein, wie ich will, und wusste, egal wohin ich gehe und egal was ich tue, mein Vater wird zu mir stehen, ich habe seinen Segen. Gleichzeitig habe ich die Sterblichkeit meines Vaters

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1