Zweigeist
Von Eve Flavian
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Geistern Kontakt aufnehmen können. Doch ein Zweigeist darf nicht Häuptling sein, und nur so, davon ist Yuma überzeugt, kann er seinen Stamm retten.
Als er einem fremden Cheyenne das Leben rettet, ändert sich alles. Mit seiner Liebe zu Nayati erwacht die zweite Seele in ihm. Yuma muss sich entscheiden: die Liebe oder sein Stamm.
Nur sind sie alle, ohne es zu wissen, Figuren in einem ganz anderen Spiel, einem Spiel auf Leben und Tod ...
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Buchvorschau
Zweigeist - Eve Flavian
Zweigeist
Eve Flavian
MAIN-Verlag
eBook, erschienen November 2014
Copyright © 2014 MAIN Verlag, Chattenweg 1b,
65929 Frankfurt
Text © Eva Flavian
ISBN: 978-3-945118-52-8
Umschlaggestaltung: Annette Eickert
(http://bookcover4you.jimdo.com)
Umschlagmotiv: Galyna Andrushko, Nico Smit und Aleksey Mnogosmyslov
http://123rf.com
Korrektorat: Bernd Frielingsdorf
Satz: Ingrid Kunantz
E-Book Distribution: XinXii
www.xinxii.com
Alle Rechte vorbehalten.
www.main-verlag.de
www.facebook.com/MAIN.Verlag
order@main-verlag.de
Sämtliche Personen und Geschehnisse in dieser Geschichte sind frei erfunden
und Ähnlichkeiten daher nur zufällig.
Inhalt
Kleines Vorwort
Begriffserklärungen
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Epilog
Kleines Vorwort
In einer Zeit, lange bevor der weiße Mann allein über den neuen Kontinent herrschte …
Wer Cheyenne hört, denkt an die großen Büffeljäger und Krieger hoch zu Pferde, die durch die unendliche Steppe reiten.
Doch bevor sich eine Herde Pferde der Siedler selbstständig machte, lebten die stolzen Ureinwohner in Dörfern mit festen Lehmhütten, nicht in Zelten, die je nach Jahreszeit an einen anderen Ort verlegt werden konnten.
Und genau in dieser von Siedlern noch unberührten Zeit spielt Yumas und Nayatis Geschichte.
Begriffserklärungen
Zweigeist – wird im Folgenden als deutsches Wort für die engl. Bez. Two-Spirit verwendet, da es keine dt. Entsprechung für den Begriff gibt.
he man eh – Cheyenne für Zweigeist / Two-Spirit
Akh tun o’wihio – Der Erdgott der Cheyenne/Der große Geist
Prolog
„Alles wird gut", hatte sie gesagt und nun lag sie neben ihm und bewegte sich nicht mehr. So sehr Akai auch an ihrem Arm rüttelte, an ihrem schwarzen Haar zerrte, sie rührte sich nicht.
Er hatte nicht begriffen, warum sie mitten in der Nacht aus ihrer Hütte in den Wald weggelaufen waren. Erst als er sich umgedreht hatte und die brennenden Strohdächer sah, hatte Akai verstanden. Aus den Hütten liefen noch immer Menschen, die fürchterlich schrien vor Angst. Nicht nur die Flammen warteten auf seinen Stamm, sondern auch Männer, die er nicht kannte. Sie kamen mit Bogen und Pfeil und Speeren, stürzten sich auf die Fliehenden. Akai konnte seinen Blick nicht losreißen. Da sah er seinen Vater, der sich ebenfalls bewaffnet auf die Angreifer stürzte.
Immer mehr Rauchschwaden, die von den brennenden Hütten herrührten, zogen durch das Dorf und den angrenzenden Wald. Das erschwerte die Sicht in der Dunkelheit noch zusätzlich.
„Ich muss Vater helfen!", rief er. In seinen Augen sammelten sich bittere Tränen.
„Vater kommt nach, wenn das hier vorbei ist. Die Stimme seiner Mutter klang sicher, sie strich ihm beruhigend über die kurzen schwarzen Haare. „Jetzt lauf! Aber leise wie ein Luchs. Schaffst du das?
Er nickte ernst, dann nahm ihn seine Mutter an der Hand und er folgte ihren sicheren Schritten. Akai hörte krachende Äste hinter ihnen und Rufe. Er meinte, die Stimme zu erkennen, auch wenn er den Mann in dem dichten Rauch nicht genau sehen konnte. Das musste sein Vater sein, der die Feinde besiegt hatte!
„Wir sind hier, Vater!" Wild winkte er, um auf sich aufmerksam zu machen.
Erschrocken drehte sich seine Mutter zu ihm um, presste ihre Hand auf seinen Mund, um seinen Ruf zu ersticken.
Das war nicht Akais Vater!
Sein Herz raste, als der Krieger einen Pfeil in seinen Bogen spannte. Deutlich sah er die dunklen Augen, die den Tod in sich trugen.
„Lauf, Akai!" Seine Mutter gab ihm einen Schubs und schob ihn weiter. Akai rannte davon, ohne weiter darüber nachzudenken. Den Ästen ausweichen, nur nicht über die tückischen Wurzeln fallen! Er hörte einen Schrei, erst da drehte der Junge sich um. Einer der Pfeile hatte seine Mutter getroffen, unter der Wucht des Einschlags war sie zusammengebrochen.
Der fremde Krieger war auf einmal nicht mehr zu sehen. Wahrscheinlich war es ihm gleichgültig, was aus einem kleinen Jungen wurde, dessen Dorf gerade zerstört wurde.
Akai stürzte wieder zu ihr zurück, unterdrückte einen weiteren Schrei, um nicht den Krieger wieder anzulocken.
Mühsam richtete seine Mutter sich auf. „Wir müssen weiter, Liebling!"
„Aber du blutest …" Hilflos musste er mit ansehen, wie sich das Kleid seiner Mutter immer mehr rot färbte.
Außerdem waren sie schon so weit gelaufen. Seine Lungen brannten und Akai war erschöpft. Er wollte nur noch ausruhen.
„Es ist nicht mehr weit, Akai. Schweiß stand auf ihrer Stirn und sie sah müde aus, aber sie lächelte ihn liebevoll an. „Wenn wir es über den Fluss schaffen, sind wir in Sicherheit. Dein Vater trifft sich mit uns im Wald.
„Wirklich?" Es waren viele böse Männer in ihrem Dorf gewesen. Rauchschwaden hingen über dem Wald und der Geruch von verbranntem Stroh lag in der Luft.
„Er wird kommen", sagte seine Mutter mit fester Stimme.
Das überzeugte ihn. Sein Vater war der beste Krieger auf der Welt, irgendwann wollte Akai so werden wie er.
Der Weg zum Fluss war weit. Zumindest schien es Akai beinahe unendlich. Seine Mutter atmete schnell, stöhnte immer wieder vor Schmerzen. Und trotzdem hielt sie seine Hand fest, führte ihn sicher und unbeirrbar durch den Wald. Am Ufer gab es eine seichte Stelle, die sie ohne Probleme durchqueren konnten.
Seine Mutter ging immer langsamer, immer schwerer wurde ihr Atem und noch immer lächelte sie ihn aufmunternd an.
„Gleich haben wir es geschafft, Akai", sagte sie, als sie die Grenze des Waldes auf der anderen Seite erreicht hatten. Nur wenige Meter später hielt Akais Mutter inne.
Schwer atmend ließ sie sich auf den Boden sinken. Sie war blass und sah noch müder aus als vorhin.
„Wann kommt Vater?" Jetzt, als sie am Ziel waren, ließ Akai seinen Ängsten freien Lauf.
Das Feuer. Der Kampf. Die Flucht. Der Krieger.
Er zitterte und hielt wieder die Hand seiner Mutter, die so kalt war. Ein Knacken in den Ästen ließ ihn zusammenzucken, doch nichts geschah.
„Er wird kommen. Sie hatte gelächelt wie immer. „Alles wird gut.
Doch ihre Augen hatten sich auf ewig geschlossen.
Noch nie in seinem kurzen Leben war er so weit von ihrem Dorf entfernt gewesen. Noch nie so allein.
Jungs weinen nicht, Jungs weinen nicht …, sagte er sich. Was soll Vater sagen, wenn er mich hier so findet? Doch die Trauer übermannte ihn schließlich mit aller Macht. Schluchzend warf er sich über den leblosen Körper, drückte ihn an sich, obwohl die Haut seiner Mutter immer kälter wurde.
Das Knacken im Gebüsch ließ ihn hochschrecken. „Vater?" Akai wischte sich über die laufende Nase, rieb die Tränen fort. Das musste sein Vater sein, der die bösen Männer in die Flucht geschlagen hatte! Er war in Sicherheit.
Er wollte schon einfach loslaufen, als er die dunklen Augen erkannte. Voller Angst schrie er auf. Der fremde Krieger! Wild kochte die Wut in ihm hoch, vertrieb die Trauer.
„Du hast meine Mutter getötet! Der Junge sprang auf den großen Mann zu, schlug ihm die kleinen Fäuste verzweifelt in den Bauch. „Du Mörder!
Immer wieder schrie er unter Tränen, schlug um sich, auch als der Mann schließlich seinen Knabenkörper hochhob. „Mörder!"
~*~
Der Adler kreischte verzweifelt. Der junge Cheyenne zuckte zusammen, wich den anklagenden Blicken seines Gefangenen aus. Der Schmerz in seinem rechten Flügel war beinahe unerträglich und noch immer sickerte Blut aus der Wunde, dort wo der Pfeil sein Gefieder und das Fleisch durchbohrt hatte. Er konnte sich kaum bewegen, seit er unerwartet vom Himmel gestürzt war. Kratzende Geräusche erfüllten die kleine Höhle, bis ein heller Funken in das Büschel mit trockenem Gras fiel und es zu glimmen begann. Bald loderte ein Feuer, die Schatten tanzten wie ausgelassene Geister an den Wänden. Der Mann warf weitere Pflanzen in die Flammen, die stark zu rauchen begannen. Wie Nebel kroch der aromatische Rauch über den Boden der Höhle. Betäubend war der Duft der Kräuter, seine Sinne wurden immer schwächer, vielleicht würde es dadurch leichter werden …
Endlich drehte sich der Mann zu ihm um, doch der Adler schrak zurück. Schwarze schmale Augen blickten ihn an. Eine Maske verdeckte das Gesicht.
Die Wolken, die vor Momenten noch den Vollmond verdeckten, verzogen sich und ließen das weiße Licht durch den Eingang der Höhle scheinen.
„Ich rufe euch, ihr Geister der Rache! Ihr Dämonen aus uralten Zeiten!" Kalt war die Stimme, kalt wie Eis vor Hass.
Mit einem langen Stock zeichnete er Spiralen auf den Boden, Tore zur Geisterwelt, um ihnen den Weg aus der Erde zu ebnen.
„Seid mir zu Willen, ihr Geister, denn ich lasse euch frei. Wütet in diesem Tal, auf dass der