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Die Kanzlei Bittere Rache: Vampirroman
Die Kanzlei Bittere Rache: Vampirroman
Die Kanzlei Bittere Rache: Vampirroman
eBook438 Seiten5 Stunden

Die Kanzlei Bittere Rache: Vampirroman

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Über dieses E-Book

Der Kampf zwischen Oskar und Erebos Monrach hat New York City in Atem gehalten. Doch was, wenn Rache nicht nur eine Stadt, sondern die gesamte Welt an den Abgrund treibt?

Mit Fannys Raigens Hilfe kann Erebos Monrach seinen Sohn Oskar festnehmen und ins Heilsanatorium einweisen. Der jähzornige Mann stellt keine Gefahr mehr dar, weder für sie noch für Erebos. Nun könnte wieder Normalität in Fannys Leben einkehren, doch alles hat seinen Preis.

Oskar Monrach ist geschlagen und wird nun von Dr. James behandelt. Offiziell erfolgt die Therapie auf Erebos Geheiß, doch in Wahrheit zieht ein anderer die Fäden. Das Machtverhältnis in der Welt der Vampire hat sich im Verborgenen verschoben und der Welt steht eine düstere Zukunft bevor. Eine Zukunft, welche Oskar bereits am eigenen Leib erfahren darf und die ihn für immer verändert.

Wenn alles verloren ist, kämpfst du weiter? Was, wenn du in dieser Dunkelheit die Liebe findest?
Wenn die Welt am Abgrund steht, was ist wichtiger: Überleben oder Freiheit?

Bisher erschienen: 

 

Band 1 - Die Kanzlei - Geheime Macht

Band 2 - Die Kanzlei - BlutErbe

Band 3 - Die Kanzlei - Gefährliches Vertrauen

Band 4 - Die Kanzlei - HerzensAsche

Band 5 - Die Kanzlei - Bittere Rache

Ankündigung: 

Die Geschichte um Fanny und Oskar wird mit Band 6 - Die Kanzlei - Liebesblut enden. Der Band wird im Herbst 2021 erscheinen.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum4. Okt. 2020
ISBN9783748759706
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    Buchvorschau

    Die Kanzlei Bittere Rache - H.J. White

    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort

    Prolog

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Kapitel 18

    Kapitel 19

    Kapitel 20

    Kapitel 21

    Kapitel 22

    Kapitel 23

    Kapitel 24

    Epilog

    Über die Autorin

    Leseprobe

    Veronika

    Aaron

    Vorwort

    Liebe Leserin, lieber Leser,

    vielen Dank, für die Geduld und dass ihr mich über die Jahre begleitet. Bittere Rache ist der 5. und vorletzte Band der Reihe.

    Ich freue mich natürlich über Feedback jeglicher Art, sei es als Rezension in einem der Shops, auf einem Buchblog, als E-Mail direkt an mich oder auf Facebook.

    Nun viel Spaß.

    Alles Liebe

    H. J. White

    Alle Rechte vorbehalten, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form.

    Dies ist eine fiktive Geschichte, alle Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

    Bücher der Reihe:

    Band 1 - Die Kanzlei Geheime Macht

    Band 2 - Die Kanzlei BlutErbe

    Band 3 - Die Kanzlei Gefährliches Vertrauen

    Band 4 - Die Kanzlei HerzensAsche

    Band 5 - Die Kanzlei Bittere Rache

    Band 6 - LiebesBlut (wird im Herbst 2021 erscheinen!)

    Prolog

    600 Jahre früher

    Der Morgen war bereits weit fortgeschritten. In der Nacht hatte es geschneit und die Welt lag unter einer dicken, weißen Decke begraben. Der zehnjährige Andrew liebte den Winter, die frostige Kälte draußen, die einem gnadenlos in die Kochen zog. Aber dennoch wusste er die wohlige Wärme des Kaminfeuers im Inneren des Hauses zu schätzen. Er verbrachte Stunden damit, die zischend züngelnden Flammen, die sich langsam durch das Holz fraßen, zu beobachten, mit einer Faszination, wie sie nur den Kindern gegeben ist.

    An diesem Morgen jedoch herrschte selbst im Wohnzimmer vor dem Feuer eine eisige Kälte. Sein Vater, ein großer und stattlich gebauter Vampir, dessen Präsenz wie ein Magnet auf die Umwelt wirkte und alles und jeden anzog und verschlang, stand am Fenster und stierte nach Mord lüsternd in den grauen Tag hinaus. Die Hände zu Fäusten geballt.

    Unwillkürlich bekam er ein schlechtes Gewissen, überlegte fieberhaft, was er angestellt haben könnte, dass den Zorn seines Vaters erweckte. Jedoch fiel ihm nichts ein. Ruhe bewahren, ermahnte er sich still und versuchte so unauffällig wie möglich vor dem Feuer zu sitzen.

    Sein Herz überschlug sich, als abrupt die Tür aufgerissen wurde und sein Onkel, Nathan Sage, das Oberhaupt ihres Clans, mit schwer stampfenden Schritten ins Zimmer polterte. „Damian, wie kannst du die Frechheit besitzen und mich zu dir bestellen. Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig. Immerhin bin ich der Führer unseres Clans", keifte der schwer übergewichtige und untersetzte Mann los.

    Andrew sah mit geweiteten Augen zwischen den Vampiren hin und her. Er schauderte, als sein Vater hörbar mit seinen Zähnen knirschte.

    „Ja, das bist du. In Zeitlupe drehte Damian sich um. „Doch du vergisst, geliebter Bruder, dass nach deinem Tod ich oder mein Sohn, die Führerschaft des Clans übernehmen werden, nachdem du nur eine Tochter gezeugt hast. Und das bedeutet, dass du nicht so mächtig bist, wie du denkst.

    Nathan schluckte hart und im Schein des Kaminfeuers glänzten einige Schweißperlen auf seiner Stirn. Sein Bruder fixierte ihn mit vernichtendem Blick und trat einen Schritt nach vorne. „Wie kannst du dich nur im Spiegel betrachten?", brüllte er voller Zorn los.

    Automatisch zuckte Andrew zusammen. Er wusste, dass es für die eigene Sicherheit besser war, seinem erbosten Vater aus dem Weg zugehen. Hektisch flog sein Blick zu Nathan. Das Oberhaupt ihres Clans schien im Angesicht der vor Wut rasenden Gestalt des jüngeren Bruders regelrecht zu schrumpfen und sich wie ein Nebel allmählich zu verflüchtigen. Der Junge hielt den Atem an und in seinen Eingeweiden breitete sich eine tiefe Abscheu gegenüber seinem Onkel aus.

    Es war eine Schande.

    Dieser ganze Vampir war eine Schande für den Clan.

    „Glaubst du nicht, dass Julitta etwas Besseres verdient hätte? Bruder, wie konntest du dein eigen Fleisch und Blut, an die verfluchten Monrachs verkaufen, als wäre sie ein Stück Vieh?"

    „Ich wiederhole, Nathan kämpfte sichtlich darum seine Stimme fest klingen zu lassen, „noch führe ich den Clan an. Und die Vermählung zwischen Julitta und Oskar Monrach wird die Zukunft des Sage Clans sichern, unsere Macht und die Stellung gegenüber den anderen Clans stärken. Außerdem konnten wir so beweisen, dass unsere Loyalität dem Vampikönig gehört.

    Andrew’s Magen verkrampfte sich.

    Die Monrachs waren der Feind.

    Ein Feind, der vernichtet werden musste.

    Sein Vater begann lauthals zu lachen. Ein düsteres und tiefes Lachen, welches den Boden unter Andrew’s Füßen erbeben ließ. „Wenn du daran wirklich glaubst, Bruder, dann bist du ein größerer Idiot als ich dachte. Oskar hat bereits begonnen unsere Armee zu übernehmen. Angewidert spuckte er vor dem Familienoberhaupt aus. „Ich hatte bereits alles arrangiert. Der Hopeton Clan hätte unsere Sache unterstützt und wir hätten weitere zehntausend Soldaten für unsere Armee bekommen. Es hätte nur noch wenige Monate gedauert, bis…

    „Bis was, Damian? Der fettleibige Körper begann zu zittern. Tief atmete Nathan durch, um Beherrschung ringend. „Die Hopetons versuchen seit Jahrhunderten uns zu stürzen. Du kannst diesen hinterhältigen Kanaillen nicht trauen. Abgesehen davon hätte deine Sache nur zu einem Krieg geführt. Einen Krieg, den wir niemals gewonnen hätten. Zigtausende Unschuldige wären gestorben, ohne daß sich etwas geändert hätte.

    „Du sprichst wie ein wahrer Feigling."

    „Es reicht, brüllte sein Onkel und schlug sich im nächsten Moment die Hand vor den Mund. Er war kaum noch Herr der Lage. Tief atmete er durch. „Die Würfel sind gefallen. Julitta ist nun eine Monrach, mit einer echten Chance einmal die Königin der Vampire zu werden. Und damit gehört nun auch der Sage Clan zur königlichen Familie.

    „Königlich? Das ich nicht lache. Erebos hat die königliche Blutlinie vernichtet und sich den Thron wider dem Willen der Götter und gegen jedes geltende Recht unter den Nagel gerissen. Die Monrachs sind nichts weiter als Verbrecher und eines Tages werden sie mit ihrem Blut für all ihre Sünden büßen." Die Stimme seines Vaters, jedes einzelne Wort, hallte in den Ohren des Jungen nach.

    Jede Silbe brannte sich in Andrew`s Verstand ein und er spürte in seinem Herzen, dass sein Vater die Wahrheit sprach.

    „Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Tatsache ist jedoch, dass wir Sage zukünftig loyal an der Seite der Monrachs stehen werden. Und das ist mein letztes Wort." Entschlossen wandte sich sein Onkel von seinem Vater ab.

    Wie konnte er es wagen?

    Wut schoss durch Andrew’s Adern, er ballte seine Hände zu Fäusten, sprang auf die Beine und überwand die wenigen Meter zu seinem Vater.

    „Du wirst mit den Tyrannen untergehen. Doch ich werde nicht zulassen, dass unser Clan dein Schicksal und das deiner Brut teilt."

    Kalt lächelte Nathan, bevor er wortlos den Raum verließ. Gemeinsam starrten Vater und Sohn, Seite an Seite, seinem Onkel hinterher. Erst als die Haustür krachend ins Schloss fiel, atmete sein Vater aus. Andrew fühlte sich, als würde er jeden Moment explodieren. Seine Gedanken rasten durch seinen Kopf, dass ihm schwindlig wurde.

    Plötzlich spürte er die schwere Hand von Damian auf seiner rechten Schulter. Er sah zu ihm auf. In den Augen loderte unversöhnlicher Zorn, das kantige Gesicht seines Vaters war zu einer Teufelsmaske verzerrt. „Vergesse diesen Abend nie, mein Sohn. Hörst du, niemals! Denn heute hat dein Onkel unseren Clan verraten und sich auf die Seite der Verbrecher gestellt. Jedoch werden wir ihn damit nicht davonkommen lassen." Er drückte dem Jungen einen schmerzhaften Kuss auf die Stirn.

    Andrew glaubte, dass die Lippen seines Vaters ihm die Haut mitten auf der Stirn wegätzen würde. Jedoch wagte er es nicht, sich zu bewegen.

    Knurrend ließ Damian von ihm ab. „Er und seine verlogene Tochter, werden teuer für diesen Verrat bezahlen. Glaube fest an dich, mein Sohn. Die Götter lieben dich. Du bist der Auserwählte. Der Erbe. Die Sage werden die Monrachs stürzen. Hörst du? Du bist Andrew Martin Sage und die Zeit ist auf deiner Seite. Am Ende wird die Welt vor dir und unserem Clan niederknien."

    Der Nachthimmel wurde grell erleuchtet, ohrenbetäubender Krach ließ die Erde erbeben. Jäh wurde Andrew aus seinem Schlaf gerissen. Verwirrt sah er sich in seinem im dunklen liegenden Zimmer um. Er hörte angsterfülltes Geschrei, wimmerndes Schluchzen. Aus dem Gewirr der Stimmen brachen deutlich die seiner Schwestern hervor, um nur wenige Sekunden später vom tosenden Gebrüll verschluckt zu werden.

    Die Tür des angrenzenden Badezimmers glitt leise auf. Ein Schatten bewegte sich auf ihn zu. „Andrew, komm schnell, forderte seine Mutter ihn zittrig auf und sie umfasste sein Handgelenk. Geschockt starrte er sie an. „Du musst dich verstecken, schnell, flehte sie ihn mit Tränen in den Augen an.

    „Warum? Was ist los, Mama?", stammelte er und seine Stimme klang blechern und schwach. Er erkannte sich selbst kaum darin wieder.

    Ohne zu Antworten zerrte seine Mutter ihn aus dem Bett, am Fenster vorbei. Sein Blick glitt hinaus und er sah eine große Gruppe von Männern in Rüstungen, die sich vor dem Haus aufreihten.

    Soldaten.

    In der nächsten Sekunde stürmten sie auf ihr Haus zu. Der Anblick raubte ihm die Luft und eine eisige Hand legte sich um sein Herz, während seine Augen zu brennen begannen. Schnell blinzelte er die Tränen weg, die seine Sicht trübten. Da sah er das Wappen auf ihren Brustharnischen.

    Monrachs Soldaten.

    „Schnell Schatz", drängte ihn seine Mutter flüsternd zur Eile. Überdeutlich spürte er, dass sie zitterte vor Angst.

    Sie hetzten durch das Obergeschoss die Treppe nach unten, gefolgt von qualerfüllten Schreien. Atemlos durchquerten Mutter und Sohn das Foyer in Richtung Küche und stoppten erst, als sie die Holztür zum Keller erreichten. Eilig stieß die Vampirin die Tür auf und schubste ihn auf den Absatz der Kellertreppe, hinein in die Dunkelheit. „Verliere keine Zeit. Lauf und versteck dich. Gib keinen Laut von dir."

    Bevor er irgendetwas antworten konnte, hatte sie die Tür verschlossen. Es sollte für immer sein.

    Atemlos stand er da und sein Körper schlotterte vor Angst. Der Krach stieg an, immer lauter, immer bedrohlicher, und näherte sich ihm gnadenlos. Erneut hallte ein kehliger Schrei durch das Haus und diesmal gehörte dieser seiner Mutter. Einige Zeit verging, dann wurde es still. Weinend sackte Andrew zu Boden, begleitet von einem dumpfen Schlag auf der anderen Seite die Tür.

    Die Schreie verstummten. Flüssigkeit sickerte durch das Holz und ein deutlich metallischer Geruch, der augenblicklich seine Kehle lichterloh in Flammen stehen ließ, hing plötzlich in der Luft.

    Blut.

    Mama.

    Nach dem Krach, dem Geschrei, dem Weinen, folgte Stille. Minutenlang herrschte Totenstille. Danach kamen dicke Rauchwolken, die ihn nicht mehr atmen ließen und unerträgliche Hitze, die seine Haut versengte.

    Er schloss die Augen und dachte an seine Familie.

    Vater.

    Mutter.

    Seine Schwestern.

    Andrew wusste, dass sie alle tot waren und wollte ebenfalls sterben. Er wollte mit ihnen zusammen vor die Götter treten und nicht allein in dieser Welt zurückbleiben.

    Du bist der Auserwählte.

    Die Götter lieben dich.

    Gebannt starrte er die Wand aus Rauch und Hitze an, die gnadenlos auf ihn zu rollte. Seine Lungen brannten, seine Haut schmerzte.

    Überleben.

    Todesangst ergriff ihn. Mechanisch begann er sich rückwärts zu bewegen, robbte die Treppe hinab. Erst vorsichtig, dann immer schneller, immer panischer. Die verbliebene Kühle im Keller linderte seinen Schmerz, doch er wusste, dass das nicht mehr lange so bleiben würde. Er würde sterben heute Nacht. Allein in diesem dunklen, kaltfeuchten Raum unterhalb des Hauses.

    Getrieben von Angst kroch er weiter den Boden entlang. Sein Blick sah durch das einzige Fenster, die Nacht war unnatürlich hell und der Lichtschein tanzte am Himmel und fraß sich erbarmungslos durch die Dunkelheit. Der Geruch von verbranntem Fleisch und Tod schwängerte die Luft. Hilflos verkroch er sich in die hinterste Ecke, unter mehreren übereinandergelegten, alten Decken, die über irgendetwas geworfen worden waren.

    Andrew stieß mit Beinen und Schultern gegen Schachteln. Viele unterschiedlich große Kartons, eingewickelt in bunten Stoff. Er entdeckte ein Geschenk auf dem sein Name stand und erkannte die Handschrift seines Vaters.

    Seine Kehle schnürte sich zu und eine Träne stahl sich aus seinem Auge. Lange starrte er das Geschenk an. Doch anstatt morgen zusammen mit seiner Familie Weihnachten zu feiern, fanden sie alle den Tod.

    Kapitel 1

    - Dan Franko -

    22. Mai

    Nachdem Monrach ihn einige Straßen vor der Kanzlei abgesetzt hatte, beschleunigte sich sein Herzschlag und pumpte das Adrenalin durch seinen Körper. Die Anweisungen waren klar: Fanny finden und sie aus dem Gebäude schaffen, währenddessen der Herr sich persönlich um seinen Vater kümmert.

    Die Gedanken fuhren in Dans Kopf Achterbahn. Monrach war mittlerweile so paranoid, dass er keinem in der Armee mehr vertraute außer ihm. Daher waren sie auf dieser Mission nur zu zweit.

    Verbissen fokussierte sich Dan auf seine Aufgabe, ging sämtliche Möglichkeiten durch, welchen Verlauf der Einsatz nehmen könnte. Mehr als deutlich war ihm bewusst, dass zwei Männer einer Hundertschaft von Erebos Soldaten gegenüberstanden. Dan war ein außerordentlich guter Kämpfer, nicht ohne Grund hatte Oskar Monrach ihn zum Kommandanten seiner Armee ernannt. Dieser selbst war ein Berserker in der Schlacht und das Blut von Fanny machte ihn noch mächtiger, schier unbesiegbar. Und dennoch hegte Dan nun Zweifel am erfolgreichen Ausgang ihrer Mission.

    Sie waren nur zu zweit, verdammt.

    Fest presste er seine Kiefer zusammen. Er war sicher, dass sich Erebos Männer auf Monrach konzentrieren würden, denn der Tyrann setzte alles daran seinen Sohn im Heilsanatorium unterzubringen, damit die Ärzte was auch immer Taten, um ihn wieder zu einer Marionette und Erebos Waffe zu machen. Nicht auszudenken wenn dem selbsternannten König von Amerika und Europa dies gelingen würde.

    Schnell schob er den Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf seine Aufgabe: Fanny sicher aus dem Gebäude eskortieren.

    „Ich befehle Ihnen Fanny aus dem Gebäude von Monrach Inc. zu bringen. Egal was passiert", dröhnten Monrachs Worte durch seinen Kopf und die Zweifel hindurch.

    Es hörte sich leicht an, doch Dan besaß genug Kampferfahrung, um zu wissen, dass dies ein Kraftakt werden würde. Fannys Blut war kostbar, Erebos wusste dies mittlerweile und mit Sicherheit ließ er sie wie einen Schatz bewachen.

    Seine nächsten Gedanken drifteten zu den Anhängern der Sage Familie, die die Truppen der Monrachs unterwandert hatten. Alles was er darüber sicher wusste war, dass diese Bastarde den Streit zwischen Vater und Sohn für sich nutzten.

    Doch wer führte sie an? Welches Ziel verfolgten sie, außer die Monrachs zu stürzen? Wäre es nicht besser für sein Volk, für die gesamte Welt, wenn Erebos Tyrannei ein Ende gesetzt werden würde? Würde dann kein Blut mehr sinnlos vergossen werden? Wären sie alle endlich frei?

    Zu vieles lag im Dunkeln.

    Verbissen schüttelte Dan den Kopf und in seiner Brust stieg ein ungutes Gefühl auf. Ein Gefühl, dass ihm sagte, dass es besser gewesen wäre, an der Seite seines Herrn zu bleiben.

    Schnell hatte er den Weg zurückgelegt. Wachsam sah er sich über die Schulter und suchte die Umgebung ab. Alles ruhig. Die Passanten, die an ihm vorbeikamen, nahmen keine Notiz von ihm.

    Statt den Haupteingang steuerte er den rückseitig gelegenen Notausgang an, welcher im Notfall aus der Tiefgarage herausführte. Dazu musste er das Gebäude von Monrach Inc. umrunden. Er achtete darauf seine Geschwindigkeit zeitlich an den Intervall der Bewegungen der Überwachungskameras anzupassen, um nicht auf den Videos aufzutauchen. Zielstrebig hielt er sich an die Mauer des riesigen Komplexes gedrückt. Fast hatte er den Ausgang erreicht, die Tür war durch ein Zahlenschloss gesichert. Stumm betete er zu den Göttern, dass niemand daran dachte, den Zahlencode zu ändern.

    Der Wind frischte auf, ein beißender Geruch stieg ihm in die Nase und das ungute Gefühl, welches ihn den ganzen Weg quälte, verstärkte sich. Nur noch zehn Meter. Tief atmete er durch. In der nächsten Sekunde stockte ihm der Atem, als er sah, dass das Zahlenschloss gesprengt worden war und die Tür des Notausgangs weit offen stand.

    Verdammt.

    Er stoppte abrupt und erstarrte. Monrach und Dan waren nicht die Einzigen, die heute ungesehen in das Gebäude gelangen wollten.

    Nicht gut, gar nicht gut.

    Wie Donnerschläge ertönte hinter ihm das erderschütternde Stampfen schwerer Boots auf dem Asphalt. Schmerzhaft spannten sich seine Muskeln an. Alles schien sich von einer Sekunde auf die andere zu verlangsamen. Sein Herzschlag, die Umgebung, der Lärm des Verkehrs traten in weite Ferne. Leise stieß er einen Fluch aus und drehte sich um. Eine große dunkle Mauer hatte sich hinter ihm errichtet. Tiefschwarze Augen sprühten ihm puren Hass entgegen und das verzerrte Grinsen entblößte scharfe Zähne.

    Dan blinzelte. Je länger er den Mann ihm gegenüber betrachtete, desto mehr glaubte er, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Das Gesicht mit der markanten Kieferpartie und der breiten Stirn, kannte er in- und auswendig. Auch wenn es nun durch eine tiefe Narbe in zwei Hälften geteilt wurde, es war dasselbe. „Jasper?", stieß er entsetzt aus.

    „Hallo Dan. Lange nicht gesehen", knurrte die vertraute Stimme, die aus irgendwelchen Gründen einen kratzenden Unterton angenommen hatte.

    Eisige Schauer jagten seinen Rücken hinab und in seinem Gedächtnis stiegen die Erinnerungen an die schlimmste Schlacht, die er erlebt hatte, auf. Die Bilder die ihn bis heute in seinen Albträumen verfolgen.

    Seite an Seite hatten Jasper Moon und er für Oskar Monrach gekämpft. Sie schützten einander, trieben sich die Feinde zu und hinter ihnen säumten die Toten ihren Weg. Sie waren ein Team und mehr als das. In seinen Ohren hallte der Krach der Explosion nach, welche sie auseinandergerissen hatte. Die Wucht der Detonation schleuderte Jaspers Körper von ihm fort und dunkler Rauch legte sich über das Chaos. Als er ihn wieder fand, war es zu spät gewesen.

    Oh ihr Götter.

    Ihm schwindelte, das Herz in seiner Brust wurde tonnenschwer, fassungslos schüttelte Dan seinen Kopf. „Das ist unmöglich. Du bist tot. Ich habe dich sterben sehen."

    Jasper lachte, dunkel und kalt, ohne jegliches Gefühl. „Ich war fast tot. Du und Monrach habt mich und die anderen zum Sterben zurückgelassen, wie wertloses Vieh."

    Das entsprach nicht der Wahrheit.

    Dan blinzelte und in der nächsten Sekunde stürzte Jasper sich auf ihn. Mit aller Kraft trat er ihm mit dem Fuß in den Bauch und schickte ihn zu Boden. Hart schlug Dan auf, rutschte durch die Heftigkeit des Stoßes auf dem Asphalt entlang und prallte gegen die Mauer. Seine Schulter durchzog ein stechender Schmerz. Doch sein totgeglaubter Freund ließ ihm keine Zeit sich zu erholen, aus den Augenwinkeln sah Dan eine geballte Faust auf sich niedersausen und sein Kinn wurde mit einer Kraft wie von einem Vorschlaghammer getroffen. Sterne tanzten vor seinen Augen und im nächsten Augenblick zog die Dunkelheit ihn fort.

    - Hobbs -

    Gnadenlos brannte die Sonne auf diesen Teil der Erde. Der Schweiß ließ das Hemd auf Hobbs’ Haut kleben. Es ist zu heiß, zu hell und die Umgebung scheint hier viel zu bunt. „Ich versteh nicht wie du es in den Favelas aushältst?"

    Dominik lachte auf und zuckte mit den Achseln. „Man gewöhnt sich daran. Es ist als verschwinde man im Ozean sobald man das Gebiet betritt. Unauffindbar für Verfolger. Hier lebt man nach eigenen Regeln, jeder kümmert sich um seinen eigenen Kram. Es werden keine Fragen gestellt und niemand redet. Außerdem ist dieses Drecksloch besser, als jede Woche an einem anderen Ort aufzuwachen." Er lachte, doch ein bitterer Ausdruck huschte durch seine Augen. Sie saßen im Freien vor dem zu einem Haus umgebauten Container. Beherzt griff er nach seiner Bierflasche die vor ihm auf dem Tisch stand.

    „Bereust du es?"

    Dominik stockte, den Rand der Bierflasche an seinen Lippen. Kurz starrten sich die beiden in die Augen. Dann schüttelte Baylon entschieden den Kopf. „Nein. Merkwürdigerweise war ich noch nie so glücklich und mit mir im Reinen wie jetzt."

    Gut so mein Freund.

    Hobbs nickte verstehend und wandte seinen Blick ab. Fest presste er seine Kiefer aufeinander und wünschte, er könnte dasselbe von sich behaupten.

    „Du machst dir Sorgen um Fanny, hm?", fragte Dominik in seine Gedanken hinein.

    „Ist es so offensichtlich?"

    Dominik begann zu lachen, blickte kurz über seine Schulter und betrachtete durchs Fenster die schlafende Manuela, die ihre Arme um ihren jüngsten Sohn geschlungen hatte. „Selbst ein Blinder kann das sehen, Hobbs."

    „Ich hab sie zurückgelassen in diesem Irrsinn - allein und schutzlos." Hart schluckte er gegen den bitteren Geschmack an, der seine Kehle hochgekrochen kam.

    Stille legte sich über die Männer und beide hingen ihren Gedanken nach, während sie dem Zirpen der Grillen und dem Brummen der Mücken und Fliegen lauschten.

    Kurze Zeit später durchbrach das penetrante Surren von Hobbs Handy die nächtliche Ruhe. Nach einem kurzen Blick auf das kleine Display warf er seinem Freund einen warnenden Blick zu und legte zur Verstärkung den Zeigefinger an die Lippen, damit er keinen Laut mehr von sich gab. Nachdem Dominik nickte, nahm er den Anruf an. „Erebos, was gibt’s?", fragte er mit lässigem Ton.

    „Hobbs schön, dass du dich noch ans Handy bequemt hast, ich hoffe ich störe nicht", giftete der alte Tyrann.

    „Natürlich nicht, Sir." Nur mit Mühe konnte Hobbs sich einen ironischen Unterton verkneifen.

    Erebos knurrte am anderen Ende der Leitung. „Wie dem auch sei, ich wollte dich darüber in Kenntnis setzen, dass Oskar heute planmäßig festgesetzt wurde." Freude und Stolz schwang in den Worten mit.

    Hobbs richtete sich auf.

    Erebos hat Oskar.

    Verdammte Scheiße.

    Er glaubte, sein Herz setzte aus. Angestrengt stieß er seinen Atem aus. „Was ist mit Fanny, geht es ihr gut?", fragte er schärfer als gewollt.

    Was, wenn ihr etwas passiert war?

    Erebos ließ einen verärgerten Laut vernehmen, bevor er antwortete. „Selbstverständlich. Sie ist unverletzt und erholt sich gerade. Wie weit bist du mit den Nachforschungen?"

    Rumpelnd nahm sein Herz wieder die Arbeit auf und erleichtert atmet er aus. Schwer spürte er Dominiks Blick auf sich ruhen. „Ich brauche noch ein paar Tage, um einer neuen Spur nachzugehen."

    „Welcher?"

    „Das sollten wir nicht am Telefon besprechen, Sir. Man weiß nie wer alles zuhört."

    Erebos lachte. „Da gebe ich dir recht, Söldner. Ich erwarte dich dann in ein paar Tagen." Kaum waren die letzten Silben verklungen, hatte Erebos die Verbindung unterbrochen.

    Dominik starrte ihn lange schweigend an und sah zu, wie er das Handy in seinen Fingern drehte. „Was musst du für den Drecksack tun?"

    Wie in Zeitlupe hob Hobbs seine Augenbrauen und sah seinen Freund wieder an. „Es hat sich neben Oskar eine weitere Macht gebildet, die es auf Erebos abgesehen hat."

    „Du sprichst von dem Attentäter, welcher Erebos und dich nach unserer Verhandlung angegriffen hat."

    Hobbs nickte. „Für die Freiheit. Für das Volk", wiederholte er die Worte, die der Vampir vor seinem Angriff aussprach.

    „Der Widerstand, eindeutig."

    Hobbs schüttelte den Kopf. „Dachte ich auch zuerst, doch so einfach ist es nicht."

    „Wie meinst du das?"

    Gedankenverloren spielte Hobbs mit dem Handy. „Es hat sich etwas Neues formiert, das nichts mehr mit der Widerstandsgruppe der Königin zu tun hat."

    Dominik schüttelte noch immer verständnislos den Kopf. „Na und? Die Leute wehren sich endlich gegen die Tyrannei der Monrachs. Das ist doch das, was wir alle seit einer Ewigkeit wollen."

    Hobbs lachte bitter. „Wir wollten dem Volk endlich die Freiheit zurückgegeben. Stimmt, mein Freund, doch die Macht, die sich im Verborgenen gebildet hat, könnte sich am Ende als ein größeres Übel als die Monrachs herausstellen."

    Dominik erstarrte und schluckte schwer. „Kein Lebewesen kann schlimmer als die Monrachs sein", antwortete er bitter.

    Hobbs schwieg und hoffte, dass sein Freund recht behalten würde und er sich irrte. Doch er bezweifelte es.

    - Erebos -

    Die herablassende Respektlosigkeit gegenüber seines Königs, die dem Söldner grundsätzlich anhaftete, brachte Erebos bereits einige Male zur Weißglut. Daher knirschte er mit den Zähnen, als er das Telefonat unterbrach. Das Wissen, dass Hobbs an der Sache dran war, hatte jedoch eine beruhigende Wirkung auf ihn. Denn trotz allem wusste er, dass er sich auf den Vampir und auf dessen Loyalität verlassen konnte - denn er hatte Fanny und Hobbs würde alles für die Prinzessin tun.

    Tief atmete er durch und machte sich bewusst, dass er sein Ziel erreicht hatte. Oskar war wieder in seiner Hand und bald würde sein Sohn wieder vollständig ihm gehören. Er konnte mit sich und der Welt zufrieden sein. Langsam ließ er den Blick durch das dekadent eingerichtete Büro von Dr. James schweifen. Der Arzt hatte es ihm mit unterwürfigem Gehabe für einige Minuten zur Verfügung gestellt. Schwerer Schreibtisch aus dunklem Holz, dahinter ein lederner Drehstuhl mit hoher Rückenlehne, der ihn an einen Thron erinnerte.

    Der Anblick machte ihm wieder bewusst, dass der Arzt hochgesteckte Ambitionen auf dem Gebiet der medizinischen Wissenschaft hatte, auch wenn manche seiner Methoden fragwürdig erschienen. Mit seinem Wissen im Bereich der Genetik stellte er sogar Zacharias Baylon in den Schatten. Es war nicht zu leugnen, unter den Ärzten war Dr. James ein König und dieser hervorragende Mann stand unter seinem Befehl.

    Zielstrebig ging er zurück in das Zimmer, dass in nächster Zeit Oskars Folterkammer sein würde. Sobald er einen Fuß über die Türschwelle gesetzt hatte, konnte er sich nicht gegen das Deja-vu Gefühl wehren.

    An diesem Punkt waren wir schon einmal.

    Dr. James stand neben seinem bewusstlosen Sohn, um dessen Hand- und Fußgelenke silbernglänzende Manschetten angelegt worden waren, welche ihm nicht viel Bewegungsfreiheit ließen.

    Nur zur Sicherheit.

    Der Mediziner untersuchte gerade Oskars Augen, während dessen Körperfunktionen, Herzschlag, Puls an mehreren Monitoren überwacht wurden. „Majestät, es sieht alles gut aus - sehr gut sogar. Oskar ist in körperlich guter, ich wage sogar zu behaupten, in der besten Verfassung seines Lebens. Es ist unglaublich und kein Vergleich zu damals."

    „Dann wird sofort mit der Therapie begonnen?"

    „Aber selbstverständlich, ich bin schon dabei. Der Arzt wandte sich ab und deutete aufgeregt wie ein Kind auf die Anzeige eines kleinen rechteckigen Gerätes, mit dem – soweit Erebos wusste – die Gehirnströme aufgezeichnet werden konnten. „Hier, dieser Bereich seines Gehirns ist enorm aktiv. Aktiver, als er sein sollte. Ich gehe davon aus, dass hier die Verbindung zwischen ihm und dem Blutbastard besteht.

    Blutbastard.

    Der respektlose Tonfall des Vampirs gefiel Erebos gar nicht. Sein Ärger lud sich in sekundenschnelle wieder auf. „Sprechen Sie nicht so abfällig von ihr, platzte es herrisch und unkontrolliert aus ihm heraus. Er räusperte sich und Rang sich einen ruhigeren Ton ab. „Fanny ist zwar was sie ist, doch wir dürfen nicht vergessen, dass wir ohne sie, ohne diese Verbindung, Oskar niemals hätten aufhalten können. Sie verdient unseren Dank.

    Der Vampir ihm gegenüber stockte, seine Miene erstarrte und für einen Wimpernschlag musterte er ihn mit nicht zu deutendem Blick. „Bitte verzeih mir, unterbrach er schließlich das Schweigen und neigte demütig den Kopf. „Ich habe nicht nachgedacht. Natürlich habt Ihr recht. Wenn es erlaubt ist, würde ich gerne ebenfalls bei ihr ein EEG machen. Vielleicht kann durch die beiden auch das Geheimnis der zwei Hälften einer Seele auf den Grund gegangen werden.

    Erebos sah ihn nachdenklich an. „Das Lüften des Geheimnisses um die zwei Seelen die zueinander gehören hat keine Priorität", warf er scharf ein.

    Dr. James schluckte und verbiss sich seine erste Antwort. Kurze Zeit später sagte er schließlich, „Gewiss, Majestät. Oskars Heilung steht im Vordergrund. Doch wenn ich die Verbindung zwischen der menschlichen Frau und ihm besser verstehen würde, könnte ich die Therapie dahingehend beeinflussen und vielleicht kämen wir schneller zu den ersten Erfolgen."

    Erebos ließ sich die Worte durch den Kopf gehen, seinen Blick nun unentwegt auf Oskar gerichtet. Er dachte an den Attentäter und an die Sache an der Hobbs dran war. Irgendetwas braute sich gegen ihn zusammen, er brauchte Oskar, als Waffe an seiner Seite. Daher begann er zu nicken. „Also gut. Aber ich warne Sie, James, Fanny darf nichts geschehen. Sie ist zu Wichtig - im Moment jedenfalls noch."

    Freudig verzerrten sich die Lippen des Arztes zu einem breiten Lächeln. „Habt keine Sorge. Für Fanny wird es absolut schmerzfrei sein."

    - Patrick Wolfram -

    Die Abenddämmerung ließ dunkle Schatten über die Wälder aufziehen. Der große Vampirlykaner hatte sich tief ins Gebüsch gedrückt, damit er von den Abtrünnigen nicht entdeckt wurde, die vor der Holzhütte bei einstelligen Minustemperaturen mit nackten Oberkörpern ihr Kampftraining durchzogen. Mit stummer Faszination verfolgte er ihre exakten, kraftvollen und dennoch geschmeidigen Bewegungen. Er musste neidlos zugeben, dass sich die Männer im Verlauf ihrer Flucht körperlich verbessert hatten. Ihre Muskeln traten deutlich hervor. Jeder ausgeführte Fausthieb zeugte von enormer Kraft.

    Kopfschüttelnd schloss er für eine Sekunde die Augen und erinnerte sich an den Tag, als sie spurlos verschwanden. Keiner in ihrer Gruppe war ein bedeutsamer Kämpfer. Die Männer hatten eine große Klappe, aber nicht den Mumm ihren Sprüchen Taten folgen zu lassen. Daher bedauerte er es im Grunde nicht wirklich, als die Idioten verschwunden waren.

    Brakov hatte darauf bestanden, dass man sich auf die Suche nach ihnen machte. „Sie sind eine potentielle Gefahr, die wir nicht ignorieren dürfen." Und nun, nach monatelanger Suche, hatte er sie endlich gefunden. Hier am Ende der Welt, inmitten des Nirgendwo, am kältesten Ort der Erde.

    Wut jagte durch ihn hindurch und leise knirschten seine Zähne, während er im Dickicht wartete, damit er sich der Hütte nähern und die Lage sondieren konnte. Schnee und Eis hatten sich in seinen Haaren gefangen. Die Kälte spürte er schon seit Stunden nicht mehr. Es schien, als wären seine Glieder bereits abgestorben.

    23. Mai

    Kurz nach Mitternacht tat sich etwas. Eine Gruppe näherte sich der Hütte. Patrick kniff seine Augen zusammen, in der Dunkelheit konnte er nur Schemen erkennen. Erst als sich die Tür zu der Holzbaracke öffnete konnte er im herausfallenden Lichtschein Sam Bray

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