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Plötzlich Farbe
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eBook559 Seiten8 Stunden

Plötzlich Farbe

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Über dieses E-Book

Er hatte sie alle aus den Augen verloren - nach außen hin, auch für sich selbst, begründet mit dem Studium in Wien, danach diversen Auflandsaufenthalten und dann ... es waren schon Jahre, nein sogar Jahrzehnte später, da ereilte ihn die Nachricht, dass Richard Ildikó nur noch ein einzige Mal sehen könnte, um endgültig von ihr Abschied zu nehmen.
Schon auf der Fahrt zum Begräbnis und danach gehen ihm Szenen und Sequenzen durch den Kopf, wie er zu seiner ersten Liebe findet, teils heimlich, teils offen, teils verboten und versteckt: Ildikó, die ihm wie eine zweite Mutter war gleichermaßen wie deren Tochter Karin....

Nach Richards erstmaligen Erfahrungen mit einer Frau, noch dazu mit Ildikó, der Mutter seiner Jugendliebe Karin, versucht er umso mehr und intensiver sich um Karin zu kümmern, auch um sein schlechtes Gewissen ihr gegenüber in den Griff zu bekommen. Aber je näher Karin und er einander kommen, desto mehr entbrennt auch sein Verlangen nach Ildikó, die ihrerseits ihm mehr erlaubt, als sie selber zugestehen sollte.
Nachdem Karin und Richard in ihrem selbst errichteten Unterschlupf ein Liebespaar, auch hier reife Frau und junger Liebhaber beobachtet haben, stellt sich heraus, dass diese ihr Versteck als Liebesnest zweckentfremden und dort auch einige interessante Pornohefte hinterlassen haben. Richard hat eine grotesk anmutende Idee, wie er die Notarin des Ortes, denn diese trifft sich dort mit ihrem Liebhaber, dazu überreden kann, sich einen besseren Platz für deren Schäferstündchen auszusuchen, verfällt aber dabei total den Verführungskünsten der nymphomanisch angehauchten reifen Frau. Noch verzweifelter versucht er sich um Karin, sie zu ihrem ersten Mal hin zu bewegen und wird aber nur noch intensiver in einen erotischen Strudel aus Irrungen und Wirrungen gezogen, in welchem er bald keinen Ausweg mehr sieht. Er will weder Ildikó noch Karin verlieren, wobei er Karin noch gar nicht gewonnen hat. In seinem Bemühen um Karin passieren ihm peinliche Irrtümer mit einem Tampon, sodass nur Ildikó ihm vorerst aus dem Schlamassel helfen kann, ehe sie sich ihm in einer Nacht der totalen Liebe hemmungslos hingibt und ihm auch das wahre Geheimnis ihrer ungarischen Herkunft und des Schicksals ihrer Flucht preisgibt.

Das Liebeskarussell beginnt zu kreisen – in einer Geschwindigkeit, die Richard schummrig werden lässt.
Je näher er sich zu Karin hinzu gezogen fühlt, desto grotesker werden Irrungen und Wirrungen, sei es vor allem mit Ildikó, Karins Mutter. Und nach einem Streit und einer dummen Aktion von Richard, will dieser in seiner Wut das gemeinsame Liebesnest vernichten und alle gefundenen Pornohefte dabei verbrennen. Was ihm aber nicht bewusst war, ist die Tatsache, dass diese Jagdhütte in einem polizeilichen Sperrbereich liegt, weil dort ein Verbrechen an genau jenem Mädchen passiert ist, das sie zuvor so intensiv bei ihren Liebesspiel in der Umkleidekabine am Attersee beobachtet hat.
Mit einem Mal wird Richard damit sogar zum Hauptverdächtigen, kann aber sogar mit Glück und Tüchtigkeit den Fall zu einer Lösung führen.
Je näher das Endspiel der Fußball WM kommt, desto intensiver werden Verwirrungen, Eifersüchteleien und andere kleine Techtelmechtel, die Richard und Karin auseinander zu bringen scheinen, was aber zugleich bei nicht wollen – eine geradezu grotesk verrückte Situation, aus der es nur einen Ausweg zu geben scheint, den Karin ihrem Richard anbietet – am Tag des Finales und zum Startzeitpunkt ...
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum1. Juni 2013
ISBN9783958300972
Plötzlich Farbe

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    Buchvorschau

    Plötzlich Farbe - Marion deSanters

    Plötzlich Farbe

    I M P R E S S U M

    © 2014 / Marion deSanters.

    Alle Rechte vorbehalten.

    Autor: Marion deSanters

    mariondesanters@yahoo.de

    www.facebook.com/mariondesanters

    Verlag GD Publishing Ltd. & Co KG

    ISBN 9783958300972

    E-Book Distribution: XinXii

    http://www.xinxii.com

    Dieses E-Book, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Zustimmung des Autors nicht vervielfältigt, wieder verkauft oder weitergegeben werden.

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    Überarbeitete Version 3 / Juni 2014

    Inhaltsverzeichnis

    Prolog (Szombathely / Stein am Anger)

    Vor allem - schöne Gegend

    Der Kirschbaum

    Das Badezimmer

    Abgestandene Luft

    Die Waldhütte

    Die Bierflasche

    Die Waschküche

    Der Feldstecher

    Erneuter Hüttenbesuch

    Die Lichtung

    Die Badekabine

    Das Eis

    Karins Erklärung

    Die Frau Notarin

    Keine Erpressung

    Eine neue Penthousefolge

    Wilde Erbeeren

    Ein roter Faden

    Nächtlicher Einsatz

    Ildikós Erzählung

    Ungarn und seine Aufstände

    Ildikós Flucht

    Beginn der WM

    Ein sehr privates Verhör

    Narrische Schwammerl

    Scheiß Ferien

    Sonnencreme

    Gewisse(ns)Bisse im Wald

    Das schlechte Gewissen

    Am Holzweg

    Der VW-Käfer

    Der Schotterteich

    WM-Finale (Sonntag 7.Juli, Anstoß 16:00)

    Prolog (Szombathely / Stein am Anger)

    Szombathely war nicht besonders schwer zu erreichen – in Wirklichkeit verwunderte es uns sogar, dass wir von Wien weg nicht einmal ganz zwei Stunden benötigt hatten – sogar unter problemloser Einhaltung aller Verkehrsvorschriften.

    »So nahe also wär' das gewesen,« hörte ich meinen Mann neben mir eher zu sich selbst sprechen, der wie teilnahmslos oder aber träumend in die Gegend hinaus blickte, die ich als Route gewählt hatte. Diesmal ganz bewusst eine Strecke großteils abseits der A2 fahrend, die auch für mich neu war – denn wenn ich schon einmal am Steuer saß, dann nicht nur stupid und schnell die Autobahnkilometer in sich hinein fressen als Devise genommen. Klingenbach – Sopron/Ödenburg, da kamen unvermeidlich und sofort historische Erinnerung an Abstimmungsergebnisse und Fälschungen von Volksbefragungen nach dem Zusammenbruch der KuK Monarchie in mir auf, alles bald an die hundert Jahre zurück liegend. Und weiter dann hinunter südlich und nochmals zurück sehr nahe an die Grenze zu Österreich heran reichend – Szombathely / Stein am Anger als unser Ziel in diesem Frühjahr, April 2012.

    Ein traumhafter Tag, schon sonnig und recht warm, dennoch die Sonne immer wieder von dunklen Wolken umrandet, als wäre es ein Trauerflor, der sich dann in kurzen heftigen Regengüssen äußerte, um einige Minuten danach uns aber wieder in dampfend gleißendes Sonnenlicht zu entlassen.

    Trauerflor – sehr passend zum Anlass und auch als solches im Kofferraum auch durch den Kranz und die letzten Grüßen, die auf der Schleife aufgedruckt waren, traurig unter Beweis gestellt.

    Ich kannte niemanden, überhaupt niemanden, sprach auch kein Wort Ungarisch, ganz im Gegenteil zu meinem Mann, der mich zumindest mit einem über das Grundwissen hinaus gehenden Sprachschatz verwunderte. Auch hatte ich niemanden davor je gesehen – vielleicht auf manchen alten Fotos aus der Jugend meines Mannes, also auch lange zurück. Mein artiges »Jó napot!« wirkte hölzern im Vergleich dazu, wie Richard sich ausdrückte, um seinerseits guten Tag zu sagen und mich und wohl auch sich ein wenig erneut vorzustellen. Viele, ja die meisten sogar sprachen Deutsch oder auch Englisch – Deutsch sogar besser, erst recht jetzt lange nach dem Fall des Vorhanges … Und Ungarn war schon immer irgendwie anders gewesen, das war mir als halbe Historikerin ja auch nicht entgangen, aktiv wie passiv gleichermaßen.

    Dass aber Richard diese Sprache in gewisser Hinsicht sogar beherrschte, wie ich den Eindruck hatte, aber auch einige wenige Personen ihn erkannte hatten, auf ihn zugingen und auch durchaus freudig wirkend, begrüßten, das verwunderte mich doch immer mehr, je länger das Begräbnis und auch danach das Totenmahl andauerten.

    Erzsébet Kotanyi 1942 – 2012 war auf den Grabstein gemeißelt. Schwarzer Granit mit Lettern in weißer Farbe in einem Font, den ich noch nie gesehen hatte, der sich aber in meine Erinnerung einprägte. Als hätte er Schnörkseln einerseits und wäre so schlicht wie möglich gehalten zugleich, eine Manifestation der Widersprüchlichkeit in sich, dachte ich bei mir. Und siebzig Jahre, das war eigentlich kein Alter, ein anderer Gedanke, der sich in mir einprägte und dann so etwas wie ein dummer Kinderreim, den ich schon überhaupt nicht begründen konnte, woher er gekommen war. So ganz aus dem Unterbewusstsein, aber nicht notwendigerweise dem meinigen, sagte ich mir, als ein spottendes »Erzsébet (Erzsebet) – Erschi – Ärschi – Ärschebett« von unergründlicher Quelle entstanden in meinem Kopf dröhnte, während ich der auf ungarisch gehaltenen Totenmesse und Ansprache nur rein lautmalerisch folgen konnte.

    Ich dachte, sie hätte Ildikó geheißen, weiß ich noch, mich nach dem Begräbnis an meinen Mann gewandt zu haben, während ich mich bei ihm unter hakte und unter den Schirm drängte, denn der Himmel hatte wiederum seine Schleusen geöffnet. Richard lächelte mir nur mit wachsartigem Gesicht, immer noch Tränen in den Augen und über seine Wangen kullernd, sehr langsam zu. Aus seinem Inneren heraus wirkte diese Bewegung seiner Wangen total gequält und wohl auch von Zweifel und Erinnerung zerfressen … geradezu unwirklich, als wäre es eine Maske, die er über einer künstlichen Haut bewegen müsse, um Reaktion zu zeigen.

    Auf Karin und Ilona, wie mir die beiden anderen offenbar wichtigen Namen aus seiner Kindheit und Jugend einfielen, wollte ich gar nicht weiter eingehen und nachfragen – Richard schien schon so mit sich zu kämpfen, was er denn mir erklären oder sagen sollte. Ich glaubte, die beiden nicht einmal auf der Beerdigung gesehen zu haben – zumindest hätte kein je gesehenes Bild zu den vielen Gesichtern dazu gepasst.

    »Ja – Ildikó hieß eigentlich Erzsébet,« sagte Richard dann nach langer Pause. Das Reden fiel ihm schwer. »Aber das ist … eine sehr lange Geschichte … Marion«

    Vor allem - schöne Gegend

    In der Erinnerung an die eigene Kindheit und Jugend sind viele dieser Bilder grau oder sepia oder eben fast alle vor dem eigenen Auge erneut ablaufenden Szenen und Schnappschüsse in eher einseitigen Tönen gehalten: schwarz - weiß. Nicht dass dies schlecht oder wertend wäre, dennoch aber in sich bezeichnend. So manche Filmregisseure, auch dies ist Richard erst viel später bewusst geworden, verwenden dieses Stilmittel gerne bei Rückblicken in ansonsten bunt und in Farbe gehaltenen Tönen. Wohl hat dieser tiefe innere Eindruck auch mit den in Alben klebenden und heute schon längst vergilbten Fotos zu tun aus jener Zeit und einigen wenigen Kinofilmen, die Richard auch eher nur davon kannte:

    Sich die Augen vorm Schaukasten platt zu drücken, um einen Hauch von Unzüchtiges ergaffen zu können, wo doch selbst das kaum sichtbar Angedeutete längst schon mit dicken schwarzen Balken abgedeckt war. Und falls es später dann gar Filme in Farbe waren, die in üppigem Schwarz Balken vor den typisch weiblichen Rundungen und krausen Dreiecken zuhauf aufwiesen, dann war es fast ein Sport unter den Jugendlichen, zum Schaukasten der Konkurrenz zu laufen und die aufhetzenden Pamphlete gegen die Liederlichkeit und Ausschweifungen, die hier dargestellt würden, sich zu Gemüte zu führen. Es hatte schon eine tiefe Groteske und Symbolik in sich, dass das Kino nur durch einen Steinwurf von der Kirche entfernt war. Und wenn Ausschweifungen angeprangert wurden wie Sodom und Gomorrha, dann war dies zugleich die beste Werbung für die vorwiegend männliche Kundschaft, sich den derart negativ beworbenen Film auch oder sogar erst recht deswegen anzusehen. Für die Kinder und Jugendlichen war das ohnedies keineswegs möglich, denn einerseits kannte ein jeder den anderen im Dorf und so galten auch die wirklich noch streng kontrollierten Altersvorschriften rein aufgrund des Wissens, wie alt etwa der eine oder die andere wäre. Und dann war es auch eine Frage der leidigen Finanzen - und selbst wenn ein erschwindelter Zutritt zum nicht altersgemäßen Film irgendwie funktioniert hätte, die Information wäre mit Sicherheit schon am nächsten Tag potentielles Gesprächsthema im Ort gewesen.

    Ad hoc hatte Richard keine Ahnung mehr, was ein Ticket wohl gekostet haben mag, vielleicht zwei oder drei Schillinge - aber solch ein Vergnügen konnten sie sich ohnedies, wenn überhaupt, nur alle heiligen Zeiten leisten. Ein oder zwei Mal im Jahr und dann zu ganz anderen Themen als jene, wo schwarze Balken das mit dem Alter ständig begehrlicher werdende Interesse abdeckten: Die ersten Zeichentrickfilme von Walt Disney, noch handgezeichnet hatte Richard bestens in Erinnerung, Bambi dabei fast einen Schock verursachend. Denn der Verlust der Mutter war schlichtweg unvorstellbar und nagte wahrlich an Tränen wie Nerven, nicht nur während des Filmes sondern auch noch Nächte danach.

    Aber zu jener (guten alten?) Zeit war nahezu ziemlich alles, was heute längst zur überbordenden Luxusgesellschaft als Anhängsel dazu gehörte, nicht vorhanden. Entweder es gab das noch lange nicht (ganz banales Stichwort Handy und Internet) oder war schlicht und ergreifend unerschwinglich, zumindest in der idyllisch ländlichen Gegend im oberösterreichischen Seengebiet – Salzkammergut genannt: Auto, Fernsehen, Telefon um eben nur einige gängige Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens als Schlagwort zu bringen: sie alle waren selten und gar nicht vorhandene Privilegien in diesem kleinen immer noch sehr ländlich geprägten Dorf.

    Ein Auto, abgesehen davon, wer brauchte das denn schon, wenn wir Kinder auf unseren eigentlichen Luxus von Fahrrad und Tretroller zurück greifen und Wald, Flur und Auen damit erobern konnten - ein Auto, das besaßen der Doktor, der Bäcker und der Fleischhauer. Der Schmied auch noch und der Greissler im Ort, zu der Zeit noch die wichtigsten Rollen von Baumarkt und Nahversorger in sich vereinend. Und sehr dumpf konnte sich Richard noch daran erinnern, dass es in einem Gasthaus, am Hauptplatz gelegen, auch einen Fernseher gab, angeschafft anlässlich der Olympischen Winterspiele in Innsbruck. Der ersten Spiele, also nicht jene aus seinem Maturajahrgang, wo später der unvergessliche Franz trotz hässlichem Kaffeefleck im noch unglaublich grässlicherem Gelb das fast schon von der Nation der Skifahrer geforderte Gold holte. Nein, mit seinen nicht ganz sechs Jahren war er viel zu jung und hätte auch nicht verstanden und nichts sehen können, so zum Bersten war der Speisesaal gefüllt. Um was es denn ging, wenn bei kaum erkennbaren grauen Schleiern Zahlen eingeblendet wurden, die zu einem Raunen, Aufschrei, Stöhnen oder Jubel führten. Dass es Gold in der Abfahrt gab bei Damen wie auch Herren, ist immer noch in seiner Erinnerung, groteskerweise so intensiv eingeprägt, als wäre nicht sein Vater und die Nachbarn dort gewesen, sondern er selbst höchstpersönlich.

    Dass diese neuartigen und nicht erschwinglichen Fernseher bei den Kindern die lästernde Bezeichnung Flimmerkiste hatten, beschreibt wohl am allerbesten den Qualitätszustand der seinerzeitig steinzeitlich anmutenden Übertragungstechnik.

    Aber die besondere Erinnerung an dieses Ereignis hat wohl auch damit zu tun, dass Richard einige Wochen später ganz stolz einen Blumenstrauß an die große Siegerin Olga Pall überreichen durfte, in Lederhose und mit stolzer Brust dabei auch noch ein Gedicht zum besten gab. Kuss gab es auch – unter Lachen und Applaus aus dem dankbaren Publikum begleitet. Bezeichnenderweise fand das alles im größten Versammlungssaal, den es im Ort gab – und das war, man glaube es kaum, zu diesem Zeitpunkt das Kino. Denn Schule mitsamt Mehrzweckhalle waren noch in Planung, bar jeglicher Finanzierungsmöglichkeit seitens einer Gemeinde, die außer schöne Gegend nicht wirklich was zu bieten hatte. Man könnte auch mit einem Seitenhieb auf die heutigen Gepflogenheiten anmerken, dass seinerzeit auch in der Gemeinde noch aufs Geld geschaut wurde – und wenn es keines gab, dann konnte eben nicht gebaut werden, Bedarf und Wunsch und Schönheit der Anschaffung hin und her. Ohne Geld – ka Musi … die Devise galt als oberste Prämisse: Schuldenkrise ade, auf ganz andere pragmatische Art und Weise schon seinerzeit gelöst: wenn die Leute nur mehr Griechisch gelernt hätten und dann diese Weisheit anders als das siga-siga verbreitet hätten … aber das wäre ein ganz anderes Thema ...

    Mit dem feinen und leichten Spiel von Worten und Sätzen hatte es auch der junge Richard schon stets gehabt, verschlang Bücher in Unmengen und konnte bereits sehr früh schreiben und Phantasien walten lassen, dass der Begriff zwischen Dichtung und Wahrheit bei ihm stets ein fließender war. Und nahezu ein jeder, der ihn und seine im Ort angesehene Familie kannte, hätte darauf geschworen, er würde mit Sicherheit ein Schriftsteller werden, Dichter oder gar Politiker. Letzteres aber natürlich zu einer Zeit, da dies noch lange nicht als implizites Schimpfwort galt – gab es doch bald danach einen Kreisky an der Macht, auf den man als Österreicher durchaus stolz sein konnte. Außerdem schien der auch einen Spruch von Luther zu beherzigen, nicht nur dass er gemächlich und dadurch verständlich sprach, er schaute den Leuten offenbar auch aufs Maul.

    Dass die Mutter seiner liebsten und innigsten Spielkameraden ein klein wenig anders sprach und aussah, war ihm als Kind die längste Zeit in diesem Ausmaß nicht bewusst gewesen und diese Tatsache hatte für sie alle, die sich immer wieder als eingeschworene Bande in der kleinen Gemeindesiedlung einfanden, keine wahre Bedeutung. Es war vollkommen egal, belanglos – sie gehörte zu der Gruppe in diese eingeschworene Gemeinschaft aus Kindern wie auch Erwachsenen, die einander gegenseitig halfen, um über die Runden des täglichen Lebens mit allem Unbill zu kommen. Vermutlich hätte sie sogar schwarz sein können oder auch gelb – das Herz zählte und ihre Ausstrahlung und das waren ihre Pluspunkte im Übermaß.

    Ildikó - sie war nett, recht groß gewachsen mit imposanter Figur und in gewisser Hinsicht galt Ildikó für die Kinder der Wohnanlage wie eine Ersatzmutter. Wenn Richard sich richtig entsann, dann ging sie keiner geregelten Arbeit nach, wie etwa die meisten anderen (so auch seine) Mütter, die zumindest in der Zeit, während die Kinder in der Schule waren, arbeiteten … sondern sie war zuhause und schupfte für so manche Familien auch noch deren Haushalt mit. Aber all das bemerkten die Kinder gar nicht aktiv, sondern irgendwie nebenbei – und es hatte für sie keine wirkliche Relevanz. Es war einfach ganz normal und schön, sich nach der Schule bei Ildikó einzufinden, als erste Anlaufstelle nach dem Heimweg: Bei ihr dann ganz wie zuhause ein köstliches Mahl zu sich zu nehmen und später am Nebentisch Hefte und Bücher auspacken, um die Aufgaben zu machen. Und danach erst war sicherlich auch Spiel und Spaß angesagt – ein Privatkindergarten und Hort in einem, wie es niemals hätte besser funktionieren können, dachte Richard sogar mit gewisser Wehmut zurück, wenn er die heutigen Alternativen sehen musste und sich die Diskussionen um Ganztagsschule, Kinderbetreuung und sonstige staatlich eingerichtete Notwendigkeiten heute anhörte.

    Im Nachhinein erst war Richard so richtig bewusst geworden, dass Ildikó nicht so richtig lesen konnte, und gerade im Deutschen massive Schwierigkeiten hatte, zu korrigieren, was die Kinder geschrieben hatten ... Aber das konnten die beiden als eingespieltes Team bestens kaschieren, indem er die Aufgaben gemeinsam mit ihr las und all die Korrekturhinweise unterbreitete, die sie dann in ihrer wunderschön gestochenen Schrift zu Papier brachte. Dass sie selbst in viel zu frühem Alter aus politischen Gründen heraus die Schule hatte abbrechen müssen, das alles wurde ihm auch erst viel später bewusst - und woher hätte sie denn auch Deutsch auf einmal perfekt beherrschen sollen, wenn sie es nie wirklich gelernt, sondern diese Sprache immer nur seit ihrer Flucht gehört hatte.

    Jetzt weiß Richard sehr wohl, dass er in diesen Belangen in gewisser Hinsicht ihr Lehrer war, da er im Gegensatz zu den meisten Kindern auch nicht im grässlichen Dialekt sprach, sondern stets Hochdeutsch und überaus Wert darauf gelegt hatte, richtig und schön und auch grammatikalisch korrekt sich zu artikulieren. Hatte er auf einer Haus oder Schularbeit (in der Volksschule) nicht eine römische Eins, dann war er bereits untröstlich, denn sein Ansinnen war auch damals schon, den Leser zu fesseln, zu formen in den Bann der Worte und Erzählung zu ziehen und ihn aus der Schilderung nicht mehr zu entlassen. Als solches hörte Richard gerne ihren Erzählungen zu, die sie manchmal nur ihm zum besten gab und die er ihr später in einem kleinen gesammelten Werk überreichte: handgeschrieben in einigen Schulheften, fast ohne Tintenklecks ward das epische Werk vollbracht, noch ehe er eine zweistellige Altersangabe anführen konnte ...

    Und erst einige Jahre später hörte er dann aus ihrem Mund die ganze Wahrheit, was wirklich passiert war. Und diese tatsächlichen ungeschönten Geschehnisse fand Richard dann und zu diesem Zeitpunkt und auch noch für viele Jahre hinweg als nicht formulierbar, beschreibbar ohne dass ihn das Würgen im Hals gepackt hätte und das Kratzen in den Augen und die Flauheit im Magen. Das aber geschah dann in jener noch kommenden Zeit, da Ildikó eine ganz andere Rolle der frühzeitigen Lehrerin für Richard übernommen hatte, die ebenso, wenn auch aus noch tieferen und begreiflicheren Gründen nur unter diesen beiden blieb. So ähnlich wie das Geheimnis der frühen Deutschstunden – dass es aber noch dramatischere Auswirkungen bei einer Offenbarung gehabt hätte, war ihm erst nach und nach bewusst geworden.

    Damals und seinerzeit, wie Richard meist noch in Zeiteinheiten von Olympischen Spielen dachte, war dieser Rolle seiner Lehrerin und Meisterin noch längst nicht relevant oder auch nur irgendwie spruchreif. Ihn ärgerte weitaus mehr, dass ein Jean Claude Killy den als unschlagbar geltenden Rekord unseres Toni Sailers eingestellt hatte, wohl nur deswegen weil diese Winterspiele auf eigenem Boden ausgetragen und die Kampfrichter vor allem im Slalom bestochen gewesen sein mussten. Oder im Nebel genauso wenig gesehen hatte wie die anderen Läufer – ob nun das Tor richtig passiert worden wäre oder nicht. Sonst hätte zweifelsfrei ja jener Österreicher gewinnen müssen, den sich vier Jahre später wiederum an Gold hinderten, indem sie ihn weit unten und ferne der Heimat, in Japan gleich ganz von der Teilnahme an den Wettbewerben ausgeschlossen hatten. Aber auch damals war noch schwarz weißes Flimmern angesagt - erst mit München kam dann mit einem Male Farbe in unermesslichem Ausmaß in sein Leben - doch soll auf diesen Teil der Geschichte nicht allzu weit vorgegriffen werden.

    Und Farbe und Erleuchtung – die hatte ja auch nur am Rande mit der Technologie des Fernsehen zu tun.

    Zwar hätte es einen Kindergarten auch schon seinerzeit gegeben, aber da sprach das aufzubringende Geld genau so dagegen, wie die implizite Auflehnung vor allem in Richard, von Anfang an gegen jene skeptisch zu sein, die sich als Vertreter der Kirche und Gottes auf Erden darstellten. Und das wiederum hatte wohl damit am meisten zu tun, dass er in frühen Jahren sowohl griechische und deutsche Heldensagen sowie das Alte Testament gelesen hatte und bis auf die antiquiertere Ausdrucksweise vom Handlungsstrang her aber immer wieder Ähnlichkeiten entdeckte. Und auch die eigentliche Bibel war in seinen Gedanken mehr als literarisches Werk hinterfragt, denn als religiöse Machenschaft - kein Wunder, dass sein innerer Glaube an das geschriebene Wort nicht vorhanden sein konnte

    Also hatten es sich die Frauen des Hofes eingeteilt, dass die Kinder - und das waren durchaus an die zehn im gemischten Altersbereich von zehn bis sechzehn - von ihnen übernommen und beaufsichtigt wurden. Gelernt wurde genauso, wie es Verpflegung gab und je nach Jahreszeit standen Ausflüge am Programm: Rodeln im Winter und Schwimmen im zum Badeteich umfunktionierten Schotterteich, sobald das Wasser die frühjährliche Trübung verloren hatte und vermutlich die ersten gerade mal zweistelligen Temperaturen anzeigte.

    Mithilfe im Haushalt gehörte für alle Kinder selbstredend zur Tagesordnung - und da es einen jeden ganz unterschiedlich traf, stellten diese kleinen Aufgaben auch kein Problem für irgendjemanden aus der eingeschworenen Bande dar. Mal war Wasser holen oder Holz für Ofen und Herd angesagt, dann Wäsche abnehmen und teils auch diese aufhängen, Mithilfe bei der Ernte von Früchten wie Erdbeeren, Brombeeren und Ribisel, die später gemeinsam in köstliche Säfte und Marmeladen verarbeitet wurden.

    Ildikó hieß sie, ein Name dessen Klang sich anfühlte wie Honig auf die Zunge geträufelt, der Farbe ihrer Haares sich angleichend, das Natur sein sollte, selbst wenn dort, woher sie typischerweise wie so viele im November des 56er Jahres geflüchtet war, eher das dunkle Schwarz vorherrschen sollte. Und wie weit musste dieses Land wohl weg sein, wenn es sogar eine Art von eisernen Vorhang gäbe, um aus der Nähe von Budapest sich durchzuschlagen über den Neusiedlersee und Graz dann irgendwie mirakulös in genau dieses Kaff zu kommen mitten im Alpenvorland und eingebettet in das idyllische oberösterreichische Seengebiet. Noch nicht mal ganz vierzehn soll sie damals gewesen sein, hörte man munkeln, und Richard merkte sich dieses Alter wohl deswegen so genau, weil er selbst diesen Geburtstag gerade erst gefeiert hatte. Und wenn er sich vorzustellen versuchte, dass er jetzt flüchten müsste, und seine Familie und Freunde auf der Flucht hinter sich ließe, aus welchen Gründen auch immer, dann wurde ihm schummrig im Magen und weich in den Knien. Man sagte so einfach – unvorstellbar, und ja – das war es: alles hinter sich lassen zu müssen, in Angst und Panik und täglicher sowie nächtlicher Bedrohung, keine Ahnung was morgen auf einen zukommen würde, ob man da überhaupt noch lebte, wo man schlief, wo man etwas zu essen fände … unvorstellbar. Und das mitten in Europa, das sich nach all den Problemen nun anscheinend zu einen begann, auch wenn damals noch der eiserne Vorhang geherrscht hatte und mit mindestens ebenso eiserner Faust verteidigt und begründet worden war.

    Was auch immer Ildikó widerfahren war, sie schien es nach außen hin blendend und fast gelassen weg gesteckt zu haben, stets ein Lächeln und nette Worte auf den Lippen und dann … auch immer diese tollen Begrüßungen nach der Schule mit einem Hauch von Kuss auf die Wangen und gelegentlichst auch auf die Lippe. Und wie er sich an sie heran pressen durfte, diese Weichheit ihrer weiblichen Formen, so traumhaft schön, seinen Kopf zwischen diese beiden Kissen legen zu dürfen – einige wenige Sekunden, nichts davon auch nur mit dem Hauch einer erotischen Andeutung oder gar noch mehr dahinter gemeint … einfach tollste Freude, die sie ausstrahlte und an einen jeden weiter gab.

    Und von ihren Eltern und Verwandten, da wusste man nicht recht viel – einerseits sollen sie auf der Flucht geschnappt worden sein, manche munkelten sogar davon, dass sie erschossen worden waren. So schien es auch keine Freunde und Verwandte mehr zu geben, kein Brief kam aus Ungarn, niemand schien sie zu vermissen und auch nicht umgekehrt. Stein am Anger, glaubte er zwar manchmal zu hören, aber da fehlte ihm sowohl der Zusammenhang als auch die Idee, wo dieser Ort sein könnte und was es sonst noch für Belang hätte. Jedenfalls klang dieser Platz so weit weg, dass er unerreichbar sein musste. Szombathely fiel auch – aber dass diese Orte sogar ident wären, daran dachte er sehr lange nicht, weil das auch nicht relevant war.

    Und wiederum einige glaubten zu wissen, dass Ildikós Vater einer der ersten gewesen sein sollte, der so wie der Premier Imre Nagy, inhaftiert und nach einem Scheintribunal hingerichtet wurde … vom Russen wie es hieß. Wobei Richard groteskerweise sogar mehr wunderte, warum immer nur im Singular von dem Russen (und nicht den Russen) die Rede war, wo es doch so zahlreiche sein mussten, die in der roten Armee ihren Dienst abzuleisten hatten. Mit den Grammatiken hatte er es schon immer gehabt, bei der Semantik, also der Interpretation vor allem der zwischen den Zeilen oder den Worten mitklingenden Töne musste er noch einiges dazu lernen … aber auch da war Ildikó große Hilfe.

    Erschreckt hatte ihn aber die Menschenverachtung bis über den Tod hinaus, denn Nagy und andere Hingerichtete sollen mit dem Gesicht nach unten begraben worden sein, ihre Hände mit Stacheldraht hinter dem Rücken gefesselt und des weiteren mit Säure übergossen in einem Massengrab in Budapest verscharrt worden sein. Keine Särge oder Leichensäcke, sondern einfach wie Abfall in die Grube geworfen – was waren das für Menschen, die dafür verantwortlich waren aber auch für das Schicksal von Ildikó, dass sie ihre eigentliche Heimat hatte verlassen müssen und dabei ihre Familie verlor.

    Dass Ildikó dann in seinem Heimatort blieb, hatte primär damit zu tun, dass schon bald nach ihrer Ankunft - ein echter Skandal wie immer getuschelt wurde - der älteste der eingeschworenen Bande von Spielkameraden zur Welt kam. Aber diese Tatsache war offenkundig ein Thema weitaus eher für die Erwachsenen, auch hier hinter vorgehaltener Hand immer wieder in Form von unterschiedlichen Gerüchten aufkommend, die allesamt auf die jugendlich Heranwachsenden nachhaltigen keinen Eindruck bewirkten. Nur eben das Bewusstsein, dass da Dinge anders gelaufen waren als in den meisten und somit auch eigenen Familien. Und was auch immer das genau gewesen war, auch das schien eher nur Erwachsene und Ältere zu interessieren, nicht aber die Kinder. Und selbst zwischen den Erwachsenen schien es eine feine Unterscheidung zu geben, wie Männer oder Frauen darauf reagierten, wenn ihnen Alter und Jugend dadurch bewusst gemacht worden waren.

    Relativ bald nach ihrer Ankunft und Geburt des ältesten Sohnes, hatte sie auch geheiratet: den mit Abstand mürrischten und eigenartigsten im Wohnblock, der vom Aussehen her auch der älteste war. Polizist im hiesigen Ort war er, damit eigentlich anerkannte Respektsperson, wie man sofort glauben sollte. Als ob für die Kinder das nicht schon irgendwie verdächtig und schlimm genug war, obendrein hinkte er auch noch. Erinnerung an den Russen (ja – wieder Singular) und Stalingrad, wie es hieß, wo er einer der ganz wenigen von einer gesamten Armee gewesen war, die Kampf und Gefangenschaft überlebt hatten, wenn auch mit schlecht behandelten und noch schlechter verheilten Schussverletzungen und auch Erfrierungen an seinen Beinen.

    Und er, Manfred hieß er, war um vieles älter als Ildikó, ja sehr viel älter sogar als Richards Vater … aber welche Einschätzung hat man schon als Jugendlicher im Altersumfeld von etwa zehn bis sechzehn, mit denen sich Richard zu dieser Zeit stets abgab. Da existierte quasi der eigene Bereich von Freunden und Schulkameraden, dann die Jüngeren, auf die man durchaus mit gewisser Verachtung bis Überheblichkeit als die Kleinen herabsehen konnte und zuletzt die Kategorie der Erwachsenen in schwer abschätzbaren Alter und nochmals eine Respekt- und Distanzstufe darüber: Großeltern und manche Verwandte, die man ein zwei Mal im Jahr sah und wo man bewundert wurde, wie sehr man schon wieder gewachsen sei und so weiter … und wo man dann doch den einen oder anderen Schilling bekam. Für Leistungen in der Schule oder warum auch immer - in jedem Fall hatte sich dann die Mühsal einer Tagesreise zu den Verwandten schon ausgezahlt, und man konnte den Freunden auch davon was erzählen und sogar Süßigkeiten oder den einen oder anderen Groschen teilen.

    Gefahren wurde mit dem Zug, in gewisser Hinsicht deswegen eine kleine Weltreise, da mehrfaches Umsteigen in den harten und aus heutiger Sicht steinzeitlichen Waggons nötig war – ja, Holzbänke waren es noch, musste er anlässlich der Erinnerung grinsen. Und nach wie vor galt, dass ein Auto jetzt vielleicht noch zusätzlich zu früher der Bürgermeister hatte und der Kaufmann im Ort, denn Billa, Spar, Hofer (=Aldi) und dergleichen, die alle gab es nicht. Vom Gefühl her war das alles noch ganz lange nicht notwendig - und zum Badeteich wurde wie immer mit dem Rad gefahren. Barfuß in die Pedale getreten und in der Au und im Wald ohnedies, denn Schuhe kosteten Geld und zerrissen leicht oder waren an der Lackseite bald abgewetzt, wenn man im Schotter schlitterte. Und diese brauchte man ohnedies eher nur in der Schule und ein schöner geputztes Paar am Sonntag, dann sogar mit einem Anzug, in den man sich zwängen musste, teils gar noch mit einer Krawatte … immer schon ein Gräuel für Richard und seine Kumpanen darstellend.

    Eines jedoch änderte sich fast unmerklich mit der Zeit und dennoch war es fast nur von einem Sommer auf den anderen geschehen: Die Mädchen zogen sich nicht mehr gemeinsam mit den Jungen hinter Busch oder Baum um, und selbst wenn sie dies in deren Nähe taten, dann war zur Sicherheit immer ein Badetuch umgehängt, um allfällige neugierige Blicke nicht zum Erfolg führen zu lassen. Und dann gab es auch immer wieder so manch vollkommen unbegründbare Entscheidungen, dass angeblich nicht ins Wasser gegangen werden konnte, obwohl bestes Badewetter, Sonne und angenehmste Temperaturen vorherrschten. Und selbst der Vorschlag, in den weitaus reineren Attersee schwimmen zu fahren und eben nicht den trüberen Schotterteich in der Nähe, nicht gut geheißen wurde. Eher geheimnisvoll wurde herum getuschelt, zwischen den Mädchen ohnedies aber dann auch vor allem zwischen den älteren Burschen, die sich gar schon ein oder zwei Mal in der Woche rasieren mussten. Oder das protzig vorgaben, bereits dies tun zu müssen, auch wenn es sich nur um einen Flaum oder sogar nur einer Andeutung eines Flaums handelte, der aber von allen anerkennend als wahrhaftiger Bartwuchs attestiert wurde.

    Und beim Umziehen, da zeigten dieselben auch mehr Schamhaftigkeit als im Vorjahr, indem sie sich umdrehten oder ihr T-Shirt schnell lang zogen, auch wenn sie nicht verhindern konnten, dass ein flüchtiger Blick sehr wohl bemerkte, dass sich dort in jedem Fall Haare zu kräuseln begannen ... Während sich bei Richard und seinen gleichaltrigen Freunden diesbezüglich noch nicht sehr viel rührte – auch wenn es keine echte Relevanz hatte, aber einen gewissen Unterschied und eine leicht erkennbare Distanzierung musste das alles schon auslösen, wie auch an so einigen komischen Witzen, Witzeleien und Sticheleien immer wieder gefühlt werden konnte.

    Manchmal, ohne die Eltern wirklich belauschen zu wollen, aber so manche Gesprächsfetzen bekam Richard unweigerlich mit, stolz jetzt auch eine zweistellige Zahl beim Alter anführen zu können - aber irgendwie schien es Probleme zu geben in der Familie von Ildikó und Manfred und Josef und Karin, wie die fast gleichaltrige Tochter der beiden hieß. Welche Probleme dies denn sein sollten, bekam Richard nicht so direkt mit, aber es musste sicherlich etwas damit zu tun haben, wenn er seine Mutter richtig verstanden hatte, dass die Mutter von seinen beiden besten Freunden viel zu früh eben genau diese beiden bekommen hatte und dann heiraten musste, um einen Skandal zu vermeiden. Und dass es jetzt, wo die Kinder größer waren, deswegen zwischen den Eltern von Karin immer wieder zu Streit und Krisen kam. Und irgendwie auch weil sie jetzt arbeiten gehen wollte und selber Geld verdienen, nicht nur von ihm abhängig sein und somit auf ihn angewiesen.

    Und ein weiterer Satz, den Richard zwar hörte, aber nicht so recht einordnen konnte zu diesem Zeitpunkt, der blieb nachhaltig in seiner Erinnerung hängen, auch wenn er ihn sehr lange nicht verstehen konnte, was dahinter gemeint war: »Die hat ja ihre ganze Kindheit verloren, nur weil er sich nicht zurück halten konnte oder das gar nicht wollte...«

    Der Kirschbaum

    Richard hatte sein all-in-one-Zimmer genau einen Stock über jenem von Ildikó und ihrem Mann. Und im Zuge der Verkabelungsvorbereitungen für eine Antenne, die am Dach angebracht worden war, war dann auch ein Schacht durch die Mauern der Häuser gelegt worden, selbst wenn es niemals zur Diskussion gestanden war, dass Richards Eltern sich solch einen Televisor leisten konnten oder auch aufstellen wollten. Karins Eltern schienen da anderer Meinung zu sein und würden auf solch einen Flimmerkasten sparen, wie sich später auch als Tatsache heraus gestellt hatte. Durch die Leerverrohrung dieses Kabelschachtes konnte man sehr gut kommunizieren, wenn man die Abdeckungsklappen und Wattebauschen entfernte. Das hatten Karin und Richard schon lang entdeckt und oft genug auch noch im Bett liegend, über diese Leitungsmöglichkeit getuschelt und sich Geschichten erzählt – dann aber wurden unten die Zimmer umgestellt und mit einem Mal war das Schlafzimmer der Eltern solcherart über den Kanal verbunden. Die Kommunikation mit Karin war damit ungewollt und unwissend abgeschnitten worden, nicht aber die Möglichkeit, immer noch zu lauschen und Dinge zu hören.

    Und so musste Richard quasi naiverweise zugeben, dass er eine Art von Streit auch oft genug bestätigen konnte, denn gelegentlich hörte er über diesen geöffneten Kabelkanal Ildikó sehr laut stöhnen und sogar immer lauter werden, obwohl Manfred meinte, sie müsse leiser sein, da sie sonst mit ihrem Lärm alle wecken würde. Und die vielen Jas, die Richard dabei immer schneller aus ihrem Mund zu hören glaubte, die ließen ihn aber dann doch verwundern: Offenkundig war Ildikó dieser Ausprägung von Streit oder sogar Kampf nicht so abgeneigt, wenn sie dem Geschehen sogar mit oftmaligem »Ja« zustimmte. Ganz so schlimm konnte es also nicht sein, was da seine Mutter vermutet hatte – aber wie gesagt: Richard hatte auch nur einen aus dem Zusammenhang gerissenen Gesprächsfetzen gehört und daraus seine Mutmaßungen abgeleitet. Und dass es die Bettfedern waren, die da so oft rhythmisch schwangen und diesen prägnanten Ton von sich gaben, das fiel ihm erst später wie die berühmten Schuppen von den Augen, geschweige denn wer sie mit welcher Absicht so in Schwung gesetzt hatte und woher auch das dumpfe Geräusch kam, als würde jemand mit einem breiten Holzteil, der Stirnseite des Bettes vielleicht sogar, gegen die Wand klopfen.

    Und da es weder in der Schule noch im eigenen Elternhaus so etwas wie ernsthafte Aufklärung gegeben hatte (oder in anderen Worten – wenn ihr was wissen wollte, dann fragt doch einfach...) war sein diesbezüglicher Wissensstand wohl auf einem erschreckenden Volksschulniveau aus heutiger Sicht, um nicht zu sagen eher sogar noch: Kindergartenabgänger im besten Fall. Damals aber war gerade am Land dieses eklatante Unwissen durchaus üblich und was Richard so alles hörte und mitbekam, war er sicherlich nicht der einzige, der zwar nicht direkt an den berühmten Storch glauben konnte und wollte, aber die biologische Alternative zur Kinderzeugung nicht unbedingt richtig dargestellt hätte.

    Und dann, aber auch dies blieb sodann ein nicht weiter verbreitetes Geheimnis zwischen Ildikó und ihm, dann kann sich Richard auch noch gut daran erinnern, dass ab jenem Frühling, kurz nach den für Österreich eher so unglücklich verlaufenen Olympischen Spielen von Sapporo, Zeichen solcher Kämpfe oder Streits auch durchaus nachmittags aus der Wohnung zu hören waren, auch wenn ihr Mann Manfred noch nicht nach Hause gekommen war. Und zugleich hatte Richard an seinem eigenen Leib feststellen können, dass diese Art der Kampfsignale, erhitztes Stöhnen und dergleichen, auch auf ihn mit einem Male ganz anders zu wirken begann, als er je zuvor bemerkt hatte. Nicht dass es ihn beunruhigte, aber er hätte dafür schon gerne einen ganz dicken wahren Freund gehabt, dem er sich anvertraut hätte und vor allem, der schon älter gewesen wäre um es zu erklären, was in ihm und an ihm vorging. Dass es mit einer grotesken Schamhaftigkeit beim Umziehen begonnen hatte und nun nur eine Fortsetzung und Steigerung dessen war, schien naheliegend, denn je näher und intensiver im Wasser mit den Mädchen herum getollt wurde, die eher Badeanzüge bevorzugten, als Bikinis, die verrutschen konnten, desto mehr war diese Wirkung zu fühlen. Wobei manche dieser Bikinioberteile reizten ja gerade dadurch umso mehr, hinzublicken, weil diese Dreiecke sich so leicht verschoben – und selbst wenn sie gerade mal einen leichten Hügel einer Erhebung offenbarten, das hatte dann doch immer wieder direkte Auswirkungen auf Erhebungen und Schwellungen seinerseits – an ganz anderer Stelle. Und dieser Zustand konnte durchaus dazu führen, dass es angeraten war, die eine oder andere Minute noch länger im Wasser zu verweilen, um Unpässlichkeiten bis hin zur schallenden Lächerlichkeit zu vermeiden.

    Einige der Geräusche untertags hatten auch im Jahr nach den Olympischen Spielen in München angedauert, dann schien Ildikó einen schweren Unfall im Haushalt gehabt zu haben. Ein Sturz über die Kellertreppe war es, denn sie hatte eine Platzwunde am Kopf und den Arm musste sie in Gips tragen und auch sonst sah sie eher verstört und traurig aus, dass ihr das Missgeschick unterlaufen war. Das aber war auch die nahezu einzige Zeit, in welcher Richard sich erinnern konnte, dass es während der Nacht offenbar zu wirklich anderem Streithandel gekommen war, denn da gab es nicht mehr dieses zustimmende Ja von Ildikó begleitet zu den bereits bekannten lauten Geräuschen.

    Und so hatte Richard eher beschlossen, in jener Zeit den Kabelkanal verstopft zu lassen, weil nichts Tnteressantes nach oben drang. Mit der Qualifikation für die Fussball-WM, die diesmal ja in Deutschland stattfinden würde, hatte er dann seine Lauschmöglichkeit wieder freigelegt – auch wenn Österreich sich in fast legendären Schlachten denkbar knapp gegen Schweden nicht qualifizieren hatte können, so war es doch spannend gewesen, manche Berichterstattung so verfolgen zu können. Ja – das Entscheidungsspiel in Gelsenkirchen gegen die Schweden, das hatten sie alle dicht ins Wohnzimmer hin gedrängt unten gesehen – und dass Manfred nach dem unglücklichen 1:2 sogar Tränen in den Augen hatte, war ihm unverständlich geblieben. Es war doch nur Sport und Spiel gewesen.

    Dass auch Ungarn in der gleichen Gruppe spielte und Ildikó die Daumen für diese Mannschaft drückte, war ihm – Richard, als eher fanatischer Skifan auch recht egal gewesen. Aber er hatte den Eindruck, sie würde diese Favorisierung auch fast justament deswegen so vehement vertreten, um ihren Mann zu verärgern. Andererseits war diese Gruppe so ausgeglichen und spannend gewesen, dass am Ende sowohl Schweden, als auch Ungarn und Österreich die gleiche Punkteanzahl erreicht hatten.

    Die Geräusche, die er im Jahr der Olympischen Spiele in München auch tagsüber von unten her gehört hatte, sie waren nun nicht ganz zwei Jahre danach fast noch vehementer zu hören. Des Abends und während der Nacht blieben aber die vielen Jas von Ildikó fast immer aus – aber das hatte wohl auch damit zu tun, dass ganz offenkundig der Fernseher in das Schlafzimmer der Eltern von Josef und Karin gewandert war. Man hatte ja dort den Kabelauslass und da musste man nicht mehr die Verlängerung dieses Antennenkabels durch Wohnzimmer und Vorzimmer spannen. Damit hatten sie zwar auch die natürlichen Stolperstricke im Gang entfernt, dennoch passierte es gelegentlich, dass sowohl Ildikó als auch Karin gestürzt waren und den einen oder anderen blauen Fleck zu verbergen versuchen. Naja – auch ihm wäre es peinlich gewesen, wenn er eine gewisse Instabilität beim nächtlichen Toilettengang aufgewiesen hätte, aber dass sie zumeist mit dem Kopf im Bereich Auge und Wange sich an der Tür stießen, war doch ein etwas zu häufiger Zufall. Aber wenigstens hatten sie jetzt dort auch besseren Empfang, hatte Manfred noch eine weitere Begründung parat, die Richard eher Schulter zuckend und nebenbei aufgenommen hatte. Fernsehen, noch dazu in Schwarzweiß, war ihm sehr egal, er vergrub sich lieber in seine Bücher und Träumereien. Aber zu diesem Thema der guten oder schlechten Qualität der Bilder hatte Manfred dann auch eine für die Familie großartig Ankündigung – mit dem Start der WM, also in etwa drei Monaten, da würde dann ein neuer Grundig bei ihnen aufgestellt werden. In Farbe!

    Aber noch gab es nur Schwarz-Weiß zu sehen, wenn überhaupt.

    Diese Geräusche hingegen, die Richard da eines Tages, als er ein wenig früher aus der Schule zurück kam, weil die letzten beiden Stunden ausgefallen waren, aus dem Schlafzimmer vernahm, die hatten sofort, geradezu schlagartig diesen Effekt in ihm erzielt. Ohne den exakten Grund genau zu wissen, und auch weil er eine zweite unbekannte männliche Stimme neben dem Gestöhne von Ildikó hörte, hielt es ihn implizit sofort davon ab, wie sonst üblich ans Küchenfenster zu klopfen. Ein paar Sekunden später wäre er dann schon an der Tür und würde ihr in die Arme fallen und einen Kuss auf Wange schnalzen und so angenehm an ihren beeindruckenden Busen geherzt werden. Und vor allem dieses Heran drücken an ihre weichen warmen einladenden Zwillinge, das verstärkte seit neuestem ja auch diesen wohlig warmen angenehmen Effekt in seinen Lenden und manchmal sogar … aber das hätte er dann doch lieber mit einem anderen Burschen bereden wollen, was da noch nach einigem Zutun mit seinen Fingern sich bei ihm einstellte, wenn dieser Effekt in einer schub- und stoßartigen Erleichterung führte, einer kleinen Erlösung gleichkommend.

    Hier aber war eben wiederum fast jene Geräuschkulisse entstanden, die Richard in den letzten Nächten nur noch sehr selten von unten zu ihm hoch dringen vernommen hatte. Ein Klatschen und Schaukeln, ein dumpfes Anknallen von Holz gegen Mauer, satte und nasse Geräusche, die binnen Sekunden dem jungen Burschen die Nackenhaare zu Berge stehen ließen und dann erst recht die Wölbung in seiner kurzen Hose in eine nahezu schmerzhafte Horizontale aufrichten wollten.

    Dass hier etwas nicht mit den berühmten rechten Dingen zuging, war offenkundig und selbst falls die Tür nicht verschlossen gewesen wäre, was er aber annahm, ohne die Probe aufs Exempel zu stellen, so war der dumpfe Eindruck in ihm gewiss, dass er ganz peinlich stören würde, wenn er in diesem Moment in die Wohnung platzte. Fast zwei Stunden vor seiner prognostizierten Rückkunft war Richard aufgetaucht und das zu einem Zeitpunkt, wo Ildikó allem Anschein nach anderwertig sehr beschäftigt und nicht abkömmlich war.

    Dennoch ließ ihn die Neugierde nicht locker und Richard beschloss das zu tun, was schon immer zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehört hatte – nämlich auf Bäume klettern und dadurch die Möglichkeit zu nützen, um vieles näher an das Geschehen heran zu kriechen. Üblicherweise hatte er bei solchen Aktionen auch immer ein Buch dabei und pflegte hoch in den Wipfeln zu lesen – dass über ein ähnliches Verhalten ein gewisser Italo Calvino sein barone rompante bereits geschrieben hatte, erfuhr er dann mit gewissem Schmunzeln und vielen Erinnerungen verbunden, wie er auf der Uni Wien Literatur studierte.

    Nach Lesen war ihm aber diesmal nicht - denn vielleicht würde er somit mehr davon mitbekommen, was sich hinter dem gekippten Fenster bei unterdrücktem Gemurmel und Geräuschen abspielte – denn die Vorhänge waren nicht vorgezogen, weil dies wiederum wohl verdächtiges Aufsehen erregt hätte, warum am helllichten Tag die Wohnung abgedunkelt worden wäre. Die Schultasche hatte Richard zur Sicherheit hinter einen der entfernteren Ribiselbüsche gestellt, sodass seine verfrühte Rückkehr nicht verraten wurde und dann schwang er sich vorsichtig in den bereits blühenden und in dichtem Grün stehenden Kirschbaum hoch. Das Herz pochte bis zum Hals hoch und er merkte, dass in all der Aufregung und Erregung seine Finger leicht zitterten und ihm nicht den gewohnten Halt gaben, auf den er sich ansonsten blind verlassen konnte. Nur nicht entdeckt werden und erst recht kein Fehltritt, sagte er vor sich hin, während er einerseits höher nach oben und zugleich weiter nach vorne auf dem sich verjüngenden Ast robbte.

    Der Winkel war ideal gewählt, um in den vorderen Bereich des Schlafzimmers sehen zu können, wenn auch nur bis zur Kante des Bettes, nicht aber in den hinteren Bereich, wo sich Ildikó ganz offenkundig mit ihrem Besucher befand. Das Bett schaukelte und die Tagesdecke war auf den Fußboden geglitten wie auch eine der Steppdecken achtlos dort hin geknüllt war. Die gewechselten Worte, so man diese überhaupt als Teil eines Gespräches bezeichnen konnte, waren knapp gehalten, gepresste kurze und helle Ja, gefolgt von dunklen tieferen ja oh ja. Offenkundig ein Mann, dem dies alles, was sich auf dem Bett abspielte, mindestens ebenso Spaß machte wie seiner Ersatzmutter. Und dass es nicht die Stimme von Manfred, ihrem Mann war, stand außer aller Zweifel fest. Nicht dass es Richard als falsch oder verwerflich fand, sondern irgendwie konnte er es ihr sogar nachvollziehen, denn Manfred hatte wirklich immer ein mürrisches Gemüt. Kaum einmal, dass er lachte – und wenn dann eher, wenn er vom Wirtshaus oder einem Bierfest nach Hause wankte. Dass er als Polizist auch einer Schusswaffe immer bei sich trug, war auch nicht gerade Vertrauen erweckend. Und letztlich, wenn man die beiden betrachtete, er mürrisch, alt wirkend und hinkend, sie aber jung und blühend, blendend gelaunt und stets ein Lächeln auf den Lippen, dann konnte man sich schwer feststellen, warum die beide wirklich ein Paar waren und zusammen gefunden hatten. Das sie ihn hatte heiraten müssen, wegen der Leute und so und wegen des Geredes, wo doch schon ein Kind unterwegs war – das erschien immer logischer und schlüssiger zu sein, konnte nun auch Richard zustimmend bestätigen. Und dass es dann auch noch die Gerüchte gab, dass Josef nicht sein Sohn wäre und Karin vielleicht auch nicht, das empörte ihn zwar innerlich, aber etwas mehr als ein Funke Wahrheit konnte schon dahinter liegen. Denn die einzigen Ähnlichkeiten, welche die Geschwister aufwiesen, waren jene Merkmale, die sie von Ildikó geerbt hatten. Etwa die langen Locken, das fröhliche Gemüt und dann bei Karin auch – die langen Beine, schlanke Form und den sich gut entwickelnden

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