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Thiwelfaria: Das Tor zur Erinnerung 2. Auflage
Thiwelfaria: Das Tor zur Erinnerung 2. Auflage
Thiwelfaria: Das Tor zur Erinnerung 2. Auflage
eBook630 Seiten8 Stunden

Thiwelfaria: Das Tor zur Erinnerung 2. Auflage

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Über dieses E-Book

Als sie noch ganz klein waren, verschwanden ihre Eltern. Laura und Lilly, zwei Schwestern, so unterschiedlich wie Feuer und Wasser, aber dennoch unzertrennlich, mussten, jede auf ihre eigene Art, mit dieser Tragödie fertig werden. Lilly konnte den Verlust nie ganz überwinden, während Laura ihre Gefühle erfolgreich verdrängte und selbstständig ihr Leben meisterte. Doch als Lilly eines Tages ebenfalls verschwindet, kann Laura nicht länger die Augen vor der Wahrheit verschließen. Gemeinsam mit ihrem Freund Chris begibt sie sich auf die Suche und findet sich plötzlich an einem Ort wieder, von dem sie nicht einmal zu träumen gewagt hat. Sie lernt eine Welt kennen, die voller ungewöhnlicher Kreaturen, Wunder und Gefahren ist. Den Elementen schutzlos ausgeliefert, steht ihnen eine Zeit voller Angst, Trauer und Wut bevor. Doch auch die Liebe kreuzt ihren Weg, welche hauptsächlich Glück und Freude, aber auch Leid mit sich bringt. Sei es, wie es sei, während sie gegen Dämonen ankämpfen müssen, innerliche wie äußerliche, wird ihnen eines mit bitterer Klarheit bewusst: Es gibt schlimmere Schicksale als den Tod.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum27. März 2017
ISBN9783960142713
Thiwelfaria: Das Tor zur Erinnerung 2. Auflage

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    Buchvorschau

    Thiwelfaria - Melanie Lauterbrunner

    Cover_front.pdf

    Nachdruck oder Vervielfältigung nur mit Genehmigung des Verlages gestattet. Verwendung oder Verbreitung durch unautorisierte Dritte in allen gedruckten, audiovisuellen und akustischen Medien ist untersagt. Die Textrechte verbleiben beim Autor, dessen Einverständnis zur Veröffentlichung hier vorliegt. Für Satz- und Druckfehler keine Haftung. 

    Impressum 

    Melanie Lauterbrunner, »Thiwelfaria – das Tor zur Erinnerung« 

    www.edition-winterwork.de  

    © 2017 edition-winterwork  

    2. Auflage 

    Alle Rechte vorbehalten 

    Lektorat: www.lektorat-koda.de 

    Illustrationen: Bernadette Seiringer 

    Formatierung: www.christian-hinterauer.at 

    Covergestaltung und Satz: www.johannes-hemetsberger.at 

    Druck/E-BOOK: winterwork Borsdorf 

    ISBN Print 978-3-96014-254-6 

    ISBN E-BOOK 978-3-96014-271-3

    Thiwelfaria 

    Das Tor zur Erinnerung 

    Melanie Lauterbrunner 

    edition winterwork

    Dieses Buch widme ich zwei der wichtigsten  

    Menschen in meinem Leben. 

    Zum einen: Meinem Mann, der mich dazu gebracht hat, dieses Buch zu schreiben und der außerdem immer für mich da ist, egal wie launisch und ungenießbar ich während meiner Schreibblockaden bin. 

    Ich liebe dich. 

    Zum anderen: Meiner Schwester, die mir als Inspiration diente und dabei mehr und mehr zu einem Teil meiner Geschichte wurde. 

    Um dich zu retten, würde ich sogar durchs Feuer gehen. 

    Ich habe dich sehr lieb, mein Schatz.

    1.jpg

    Prolog 

    Obwohl es im Wald stickig schwül war, begann sie zu frieren. Was immer da auf sie zukam, noch nie hatte Laura so viel Angst verspürt. 

    Es war unheimlich still um sie herum. Nichts rührte sich, so als hätte der ganze Wald den Atem angehalten. Als Laura sich umsah stellte sie fest, dass Samira verschwunden war. Sie hatte sich lautlos davongeschlichen.  

    Laura warf Chris einen fragenden Blick zu, doch auch er konnte nur ratlos den Kopf schütteln. Ein leises Knurren direkt vor ihnen ließ sie erstarren. Beide kniffen die Augen zusammen, um etwas zu erkennen. 

    Und da waren sie, nicht weit von ihnen entfernt. Zwei hell glühende Punkte, die wie aus dem Nichts kamen, und aus der Dunkelheit, deutlich herausstachen. 

    Augen, die sie ohne zu blinzeln anstarrten. Laura versuchte die Armbrust ruhig zu halten, doch es gelang ihr nicht. 

    Die Kreatur kam mit einem Satz aus ihrem Versteck hervor und hielt geifernd, mit gefletschten Zähnen, direkt auf sie zu. 

    Sie schoss auf den schwarzen Wolf, doch er wich dem Pfeil geschickt aus. Das Pferd begann zu bocken und aufgebracht zu wiehern. 

    »Chris los, verschwinde!«  

    Während sie zurückwich, zog Laura ihre zwei Schwerter. 

    Der Wolf hatte sie schon fast erreicht, als plötzlich Samira, die sich von der Seite an ihn herangeschlichen hatte, zwischen den Bäumen hervorkam und sich auf ihn stürzte. Ein wilder Kampf begann.  

    Das Knurren des Wolfes mischte sich mit dem Fauchen der Leopardin. Immer wieder gingen sie aufeinander los. Jeder versuchte, den anderen mit den Zähnen am Nacken zu erwischen. Es war so ein wirres Durcheinander, dass Laura nicht eingreifen konnte, ohne dabei Gefahr zu laufen, Samira zu verletzen.  

    Die Leopardin stieß einen schmerzerfüllten Laut aus, als der Wolf sie am Hals packte. Sie wehrte sich wie wild, doch er hatte sie fest im Zahngriff. 

    »Oh Gott, Laura, er bringt sie um!« 

    Laura blieb keine Wahl. Allen Mut zusammennehmend, rannte sie auf Samira und den Wolf zu. Samira wurde vom Wolf gegen einen Baum geschleudert und blieb bewusstlos liegen. Von Adrenalin gepeitscht, griff Laura den Wolf an, doch jeder Hieb ging ins Leere. Könnte sie nur ihre Wut einsetzen und ihn in Flammen aufgehen lassen, doch irgendetwas blockierte ihre Gefühle. So kam es wie es kommen musste: 

    Das Tier überwältigte sie. Laura landete unsanft mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Als sie versuchte sich aufzurappeln, drückte der Wolf sie mit seinen Pranken nach unten. Seine Klauen bohrten sich dabei schmerzhaft in ihren Rücken.  

    Laura biss die Zähne zusammen, um nicht aufzuschreien. Aus ihren Augenwinkeln sah sie, wie Chris auf sie zukam.  

    Sie drehte ihm das Gesicht zu und schrie: »Chris, bleib wo du bist!« 

    »Ja Chris, bleib wo du bist.«  

    Die Stimme des Wolfes drang tief und unheilvoll in ihre Ohren. 

    Sein Grollen bereitete Laura eine Gänsehaut, doch erleichtert stellte sie fest, dass Chris ihrer Aufforderung folgte. Die Flügel provozierend von sich gestreckt blieb er stehen und ließ den Wolf keine Sekunde aus den Augen.  

    Laura biss erneut die Zähne zusammen, als das Tier sich vorbeugte und sie dabei mit seinem Gewicht noch fester zu Boden drückte. Sie bekam kaum noch Luft. Er war größer als ein normaler Wolf und auch schwerer. Sein Atem streifte ihre Haut, als er seine Fratze ganz nahe an ihr Ohr brachte.  

    Wieder sandte ihr seine Stimme unangenehme Schauer über den Rücken.  

    »Hast du eine Ahnung, wer ich bin?« 

    Laura hatte es vom ersten Moment an gewusst.  

    »Barock«, presste sie zwischen den Zähnen hervor, »du bist Barock.« 

    »Ah, du hast also von mir gehört? Wie kommt es dann, dass du so töricht bist mich anzugreifen?« 

    »Ich habe keine Angst vor dir.«  

    Was eine gewaltige Lüge war. 

    »Ach nein?« Der Wolf sog langsam die Luft ein und knurrte: »Ich kann sie aber riechen. Ich liebe den Geruch von Angst. Dieser ganz besondere Duft, er ist so unglaublich berauschend.«  

    Er schwieg einen Moment und ließ seine Worte wirken.  

    »Es war ein Fehler von euch, meinen Wald zu betreten und für diesen Fehler werdet ihr bezahlen.«  

    Er machte ein Geräusch, das sich wie ein höhnisches Lachen anhörte. Laura sah zu Chris und dann zu Samira, die immer noch reglos am Boden lag. 

    »Bitte«, sie rang verzweifelt nach Luft, »bitte lass uns gehen. Es war nicht unsere Absicht dich zu verärgern, wir wussten nicht, dass das dein Wald ist. Ich schwöre dir, wenn du uns ziehen lässt, werden wir ihn umgehend verlassen und kommen nicht wieder zurück.« 

    Barock ließ sich Zeit, bevor er sagte: »Ich kenne dich. Ich weiß, was du bist.« 

    Wieder sog er tief die Luft ein, so als würde er ihren Duft in sich aufnehmen.  

    »Und ja, ich werde euch gehen lassen. Fürs erste. Jedoch nur um zu beobachten, wie du langsam in dein Verderben rennst. Ja, ich weiß um dein Schicksal, der Tod sucht bereits nach dir. Und wenn er dich gefunden hat, wenn die Würmer bereits ungeduldig nach deinem Fleisch gieren«, Barock berührte mit seinen Zähnen Lauras Ohr. »Dann werde ich da sein und es genießen dabei zuzusehen, wie du vergeblich nach Atem ringst und dein Blut stockt. Ich werde es sein, der dein Herz zum Stillstand bringt. Und dann gehörst du mir. Wenn dein Körper zerfällt, werde ich deinen Geist und deine Seele in mich aufnehmen und dann werde ich dir zeigen was passiert, wenn man so naiv ist zu glauben, man könnte mich zum Narren halten.« 

    Laura lag völlig regungslos da. Es lief ihr bei jedem seiner Atemzüge kalt den Rücken hinab. 

    »Mmhh, du riechst so gut.« Seine scharfen Zähne ritzten die Haut an ihrem Hals an. »Asche, Rauch und Feuer. Ja, es wird mir ein Vergnügen sein.« 

    *** 

    Wie alles begann 

    Die Geschichte begann in Dorchester, einer kleinen Ortschaft nahe London. Genauer gesagt in einem Cottage, das sich sehr idyllisch gelegen etwas außerhalb des Ortes befand. 

    Das Gebäude selbst war schon etwas älter und die Zeit hatte deutlich ihre Spuren daran hinterlassen, was ihm keinerlei Abbruch tat.  

    Im Gegenteil, genau das war es, was dem Haus einen gewissen Charme verlieh: die Außenwände aus Backstein, eine rustikale Flügeltür am Eingang, große Fenster mit hölzernen Fensterläden, ein Dach aus Tonziegeln und ein grob gemauerter Kamin, dessen Verkleidung sich bereits in Luft aufgelöst hatte. 

    Das Ganze war umgeben von einem wundervollen, mit Blumen übersäten Garten, eingegrenzt durch eine rohe, halbhohe Steinmauer. Zwei Bäume, die links und rechts vom Haus wie riesige Türme in den Himmel ragten und deren Äste dabei dem Gebäude Schutz vor Wind und Wetter boten, waren ein zusätzlicher Blickfang. 

    Es schien fast so, als wäre an diesem Ort die Zeit stehen geblieben, ein Stilleben auf einer Leinwand festgehalten. Vielleicht ein Gemälde aus dem 18. Jahrhundert? 

    Nun, es wäre durchaus möglich gewesen, hätte nicht ein quietschgelber VW-Bus in der Einfahrt gestanden.  

    Zwischen den Reifen lugten zwei Füße hervor, die einem gewissen Tom Andrews gehörten. Als Professor für englische Geschichte und Literatur in Oxford hatte er viele Talente, Autos zu reparieren zählte allerdings nicht dazu. 

    »Tom, ist alles in Ordnung?« 

    Toms Frau Mariella war gerade dabei den Bus mit Lebensmitteln und allem, was man sonst noch für einen ausgedehnten Sonntagsausflug brauchte, zu beladen. Hilfe bekam sie dabei von ihrer besten Freundin Susan Holdings. Diese kannte sie seit fast zehn Jahren. 

    Damals war Mariella gerade zu Tom nach England gezogen. Die beiden waren frisch verheiratet und hatten eigentlich vorgehabt in Österreich zu leben, als Tom eine Stelle in Oxford angeboten wurde. Es war eine einmalige Chance für Tom, Mariella wusste das.  

    Und natürlich wollte sie ihn dabei unterstützen, weshalb sie sich schlussendlich dazu bereit erklärte, mit ihm in England zu bleiben. 

    Bereits einen Monat später erstanden sie eben jenes schöne kleine Cottage, Tom begann seine Arbeit als Professor, und Mariella setzte ihren Wunsch, eine eigene Galerie zu eröffnen, in die Tat um.  

    Anfangs machte sie es nur aus Spaß. Sie rechnete nicht damit, dass die von ihr ausgestellten Stücke in ihrer Umgebung sehr viel Anklang finden würden, weshalb sie umso überraschter war, als ihr die Objekte buchstäblich aus den Händen gerissen wurden. 

    Sie musste zusätzlich jemanden einstellen und da kam Susan ins Spiel. Susan hatte einen kleinen Sohn namens Chris, der damals zwei Jahre alt war. Sie war alleinerziehend und in einer schlimmen finanziellen Lage. Doch die junge Dame erwies sich als äußerst geschickt, weshalb Mariella sie umgehend einstellte. Es entwickelte sich zudem eine enge Freundschaft zwischen den beiden. 

    Diese vertiefte sich noch, als drei Jahre darauf Mariellas erste Tochter Laura Freya zur Welt kam. Chris, der zu dem Zeitpunkt gerade fünf geworden war, war von Anfang an wie ein Bruder für sie. Ebenso für Lilly Rose, die vier Jahre nach Laura geboren wurde. Zusammen waren sie, wie eine große Familie. 

    Und wie es in jeder guten Familie der Fall sein sollte, unternahmen sie viel gemeinsam. So auch an diesem Tag. 

    »Tom, was ist jetzt?« 

    Ein metallisches Scheppern und das raue Fluchen einer Männerstimme drangen an ihre Ohren. Die Frauen warfen sich vielsagende Blicke zu, als Tom unter dem Bus hervorkam, völlig zerzaust und verdreckt.  

    Seine Brille hing ihm schief auf der Nase, was ihm einen schrulligen Ausdruck verlieh. Aufgrund seiner Statur, den dunklen Haaren und den hellblauen Augen war er angenehm anzuschauen, was man gar nicht glauben mochte, so wie er im Moment dastand, ölverschmiert und völlig außer Atem. 

    »Ich schätze, wir können los.« 

    Für Mariella klang das nicht sehr überzeugend. Sie ging auf Tom zu und griff nach einem Metallstück, das er hinter seinem Rücken versteckt hielt. »Was ist das?« 

    »Gar nichts.«  

    Er hielt es in die Höhe, weshalb Mariella, die selbst für eine Frau ziemlich klein war, es unmöglich erreichen konnte. 

    2.jpg

    »Für mich sieht das Teil aber wichtig aus.« 

    »Nein, nein, das ist nur Abfall, der beim Zusammenschrauben übrig geblieben ist.«  

    Mariellas grüne Augen musterten ihn argwöhnisch. »Bist du sicher?« 

    »Absolut sicher.« Tom grinste, strich ihr eine blonde Locke aus dem Gesicht und gab ihr einen Kuss auf die Wange. 

    »Ich geh mich kurz umziehen und hole die Kinder.«  

    Er schnappte seinen Werkzeugkasten und marschierte Richtung Haus. 

    In Windeseile hatte er sich geduscht und umgezogen. Er warf einen kurzen Blick aus dem Fenster, als er nach hinten in den Hof ging, um die Kinder zu rufen und sah belustigt, wie Mariella und Susan auf allen Vieren kriechend die Unterseite des Fahrzeuges begutachteten. 

    »Frauen.«  

    Kopfschüttelnd ging er zur Hintertür hinaus und fand Chris, Laura und Lilly wie erwartet bei den Schaukeln neben dem Ententeich vor. 

    »Auf geht’s, Rasselbande, wir können los!« 

    Das musste Tom nicht zweimal sagen. Die beiden Mädchen stürmten sofort auf ihn zu, dicht gefolgt von Chris. Lachend hob Tom Lilly in die Höhe und setzte sie auf seinen Schultern ab. Laura nahm er an die Hand und folgte Chris, der bereits vorauseilte. 

    Nachdem alle Vorräte im Bus verstaut waren und jeder Platz genommen hatte, ging es los. 

    Sie hatten kein spezielles Reiseziel ins Auge gefasst. Wenn sie an einen Platz kamen, der ihnen gefiel, stellten sie das Auto ab, suchten sich eine schöne Stelle zum Sitzen, aßen eine Kleinigkeit und fuhren wieder weiter.  

    Bis zum frühen Nachmittag hatten sie bereits eine Menge schöner und interessanter Orte gesehen und auch der Bus hatte bis auf ein paar Fehlzündungen sehr gut mitgespielt. Allerdings hatte so ein altes Fahrzeug seinen eigenen Willen, und so kam es, dass der VW, gerade als sie sich zur Heimreise entschlossen hatten, einfach stehen blieb. 

    So oft Tom auch versuchte, den Bus neu zu starten, es schlug fehl. 

    »Wehe, ich höre von euch ein einziges Wort.«  

    Missmutig blies sich Tom die Haare aus dem Gesicht und ließ sich auf seinen Sitz zurückfallen. 

    »Schon gut Schatz, wir wissen alle, dass du in handwerklichen Dingen eine völlige Niete bist.« 

    »Danke, Liebes.« Er versuchte Mariellas Schadenfreude zu ignorieren. Grollend schwang er sich aus dem Fahrzeug und begutachtete den Motor. Er war sich dabei der Tatsache voll und ganz bewusst, dass er absolut keine Ahnung hatte, was diesem fehlte. 

    Hilfesuchend blickte Tom sich um. Weit und breit war kein Haus zu sehen. Allerdings waren sie ungefähr zehn Minuten zuvor an einem kleinen Gasthof vorbeigekommen. 

    »Ich werde Hilfe holen müssen.« Er öffnete die Beifahrertür und holte seine Geldtasche aus dem Handschuhfach. »Ihr könnt euch ja währenddessen ein wenig umsehen.« 

    »Bleibt uns ja wohl nichts anderes übrig, oder?« 

    Susan hüpfte aus dem Fahrzeug und warf einen kurzen Blick auf die Landschaft. 

    »Es ist sehr schön hier.«  

    Sie löste den Gurt von Lillys Kindersitz und hob sie aus dem Wagen. Laura und Chris schlüpften auf der anderen Seite hinaus. 

    »Soll dich nicht jemand begleiten?« Mariella schlang die Arme um die Hüften ihres Mannes und bedachte ihn mit einem spitzbübischen Lächeln. »Nicht, dass du dich noch verirrst.« 

    Chris trat entschlossen neben sie.  

    »Ich werde ihn begleiten.« 

    Tom schmunzelte.  

    »Natürlich wirst du das. Ich hätte auch nichts anderes erwartet.«  

    Nach einem kurzen Abschied marschierten die beiden los. 

    Die Frauen sahen ihnen nach, bis sie hinter einer Kurve verschwunden waren. 

    »Komm schon, Mum, hier ist es so schön, gehen wir ein bisschen spazieren.« 

    Laura zerrte wie wild an Mariellas Rock, woraufhin diese Susan einen skeptischen Blick zuwarf.  

    »Bist du sicher, dass wir den Wagen einfach hier stehen lassen können?« 

    »Natürlich, sieh dich doch mal um.«  

    Sie machte eine ausschweifende Armbewegung. 

    »Wir sind hier irgendwo im Nirgendwo, ich kann mich nicht mal mehr daran erinnern, wann uns das letzte Mal ein Auto entgegengekommen ist. Außerdem gehen wir ja nicht weit weg, nur bis zum See da drüben.« 

    Mariella folgte ihrem Blick und nickte. »Na gut, überredet.« 

    Sie marschierten los und gerieten immer mehr ins Staunen, je näher sie dem See kamen. 

    Das Wasser war unglaublich schön. Smaragdgrün und undurchdringlich. Nicht einmal vom Ufer aus konnte man den Grund sehen, so dunkel war es. Das Ufer selbst war größtenteils von Schilf, Bäumen und Sträuchern umgeben und nur gelegentlich gab es kleine Stellen, die ausschließlich von weichem Gras bewachsen waren. 

    Sie suchten sich eine dieser Stellen aus und ließen sich darauf nieder. Dabei fiel ihnen auf, dass, so schön der Ort auch war, er zugleich etwas Merkwürdiges an sich hatte. 

    Es war Frühling und dennoch war kein einziger Vogel zu hören, gar nichts. Bis auf die Geräusche, die sie selbst verursachten, war es völlig still. Auch das Wasser war vollkommen unbewegt, obwohl eine leichte Brise wehte. Der See lag wie ein Spiegel in der Landschaft. 

    Je länger sie dasaßen und der Stille lauschten, umso unwohler fühlte sich Mariella dabei. Beunruhigt beobachtete sie ihre ältere Tochter, die sich neugierig auf das Seeufer zubewegte. 

    »Laura, geh bitte nicht zu nah ans Wasser.« 

    Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, spürte sie eine Erschütterung im Boden. 

    Es war kein Erdbeben, so viel stand fest, dafür war es viel zu kurz. Sie war sich anfangs nicht mal sicher, ob sie sich die Sache nicht nur eingebildet hatte. Doch Susan hatte es auch gespürt.  

    »Was war das?« 

    »Ich habe keine Ahnung.« Mariella sprang auf und hastete auf Laura zu. »Wir sollten gehen.« 

    »Bin ganz deiner Meinung.«  

    Susan erhob sich ebenfalls und nahm Lilly auf den Arm. 

    »Laura, komm her, Liebes!« Mariella schnappte sich die Hand ihrer Tochter und suchte die Umgebung kurz mit ihren Augen ab. Dabei fiel ihr Blick auf einen alten Steg, den sie vorher gar nicht bemerkt hatten. Doch nicht der Steg war es, der ihre Aufmerksamkeit auf sich zog, sondern das, was sich gleich dahinter befand. 

    Kreuze. Weiße Kreuze eng aneinandergereiht. Es mussten mindestens dreißig sein. Ein Friedhof im Nirgendwo. 

    »Mariella, was ist denn? Komm jetzt.« Susan trat an ihre Freundin heran, folgte ihrem Blick und erstarrte. »Oh mein Gott.« 

    »Mama sieh mal, da!« Laura deutete auf eine Stelle mitten am See.  

    Große Luftblasen brachten die ruhige Wasseroberfläche in Bewegung. Sie brodelte. Erschrocken wichen die Vier zurück, als eine gewaltige Fontäne in die Höhe schoss. Zeitgleich wurde Wasser in die Seemitte gesogen. Es ging alles sehr schnell. Ächzend und krachend brach der Steg in sich zusammen. Große Teile des Ufers, die bis eben noch unter Wasser gestanden hatten, wurden freigelegt. 

    Und dann wurde es auf einmal vollkommen still. So still, dass selbst ein Atemzug verräterisch laut klang. Die Frauen sahen gespannt auf das Schauspiel, das sich ihnen bot. Sie waren wie gelähmt.  

    Der Anblick war fesselnd. Doch das was sich vor ihren Augen abspielte war nicht nur schön anzuschauen, es war auch gefährlich. Unvermittelt fielen die Wassermassen in sich zusammen und kamen in großen Wellen auf das Ufer zu. 

    »Lauf! Los, Susan, lauf!«  

    Mariella stieß Susan an, die nicht lange zögerte und loslief. 

    Sie rannten so schnell sie konnten, wurden jedoch nur wenige Augenblicke später von einer starken Druckwelle zu Boden gerissen. Es traf sie so hart, dass sie nicht in der Lage waren sich zu bewegen.  

    Zumindest nicht sofort. Als sie sich wieder aufrappeln konnten, war der Spuk offensichtlich vorbei. 

    »Alles in Ordnung?« Mariella musterte Laura besorgt, die zusammengerollt und leise wimmernd in ihren Armen lag und stellte erleichtert fest, dass es ihr bis auf ein paar Schrammen gut ging. Auch Lilly hatte nicht mehr abbekommen, weinte und schrie jedoch vor Schreck aus Leibeskräften. Susan versuchte sie zu beruhigen, vergebens.  

    »Was war denn das?« 

    Beide Frauen blickten auf den See zurück, der sich wieder völlig reglos und glatt vor ihnen ausbreitete. Die Stelle, an der sie vorhin noch gesessen hatten, war jedoch überflutet. 

    »Ich habe keine Ahnung.« Mariella schüttelte ungläubig den Kopf. »Komm, lass uns zurück zum Auto gehen. Tom wird hoffentlich bald da sein.« 

    Der kam ihnen, zu ihrer Erleichterung, bereits auf halbem Wege entgegen. 

    »Oh Gott sei Dank, euch geht’s gut.« Tom schnappte sich Laura und Lilly, drückte sie ganz fest. Im nächsten Moment fiel er Mariella um den Hals. »Was war das? Was ist da gerade passiert?« 

    »Ich weiß es nicht genau.« Mariella blickte hilfesuchend zu Susan. »Es … es ging alles so schnell.« Sie erzählte Tom was geschehen war und seine Augenbrauen zogen sich mit jedem Satz weiter zusammen. 

    »Für mich hört sich das Ganze wie die Auswirkungen einer Explosion an. Die Erschütterung, der Sog, die Druckwelle.«  

    Er blickte zum See hinüber und schüttelte leicht den Kopf. 

    »Chris und ich haben die Fontäne gesehen, sie war gigantisch. Ich würde nur zu gerne wissen wodurch sie ausgelöst wurde.« 

    Mariella schüttelte entschieden den Kopf.  

    »Ich für meinen Teil will hier so schnell wie möglich weg.« 

    Susan deutete auf den VW.  

    »Was ist nun? Kommt uns jemand abholen oder müssen wir den Bus nach Hause schieben?« 

    »Nein ich habe einen Abschleppdienst angerufen, sie müssten eigentlich jede Sekunde hier sein.« Tom wandte sich wieder seiner Frau zu. »Mariella, ich will, dass ihr zum Wagen geht.« 

    »Und was ist mit dir?« 

    »Ich will nur kurz etwas nachsehen.« 

    »Tom, ich halte das für keine gute Idee.« Tom war fest entschlossen, weshalb Mariella am Ende doch einlenkte. »Gut, aber pass auf dich auf.« 

    »Das werde ich, versprochen.« 

    Als er am See ankam, hielt Tom seinen Blick argwöhnisch auf das Wasser gerichtet. 

    Wie ruhig es war, als wäre gar nichts geschehen. Lediglich das nasse Gras, die teilweise fortgespülte Erde und ein paar Schlammpfützen zeugten noch von der Überflutung.  

    Als er die Stelle mit den Kreuzen erreichte, lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken, dennoch zwang er sich dazu, sie genauer zu betrachten. Dabei fiel ihm auf, dass das erste Kreuz vor beinahe fünfzig Jahren aufgestellt wurde. Die letzten beiden hingegen standen noch nicht einmal fünf Monate hier. Es handelte sich bei den darauf erwähnten Personen um zwei Jungen. Riley und Marc Conners waren ihre Namen.  

    Marc, der ältere von beiden, war gerade mal so alt wie Chris gewesen, der jüngere um ein halbes Jahr älter als Lilly. Eindeutig Brüder, den Bildern auf den Kreuzen nach zu urteilen.  

    Tom drehte sich bei dem Anblick der Magen um. Er mochte gar nicht daran denken, was er getan hätte, wäre seinen Kindern etwas zugestoßen. 

    Was war hier bloß geschehen? Kopfschüttelnd riss er sich von dem Anblick los und ging auf die Überreste des Stegs zu.  

    Kein Wunder, dass er zusammengebrochen war. Es hätte wohl nicht mehr lange gedauert und er wäre von selbst in die Brüche gegangen. 

    Tom beschloss zurückzugehen. Er warf noch einen letzten Blick auf die Mitte des Sees und fragte sich, warum er eigentlich hergekommen war. 

    Weil eine innere Stimme ihm zugeflüstert hatte, dass er hier etwas finden würde? 

    Aber was? Diese Frage schien sich von selbst zu beantworten, als er gerade wieder gehen wollte. Tom hatte noch keine zwei Schritte getan, als er unmittelbar hinter sich ein leises Blubbern hörte.  

    Erschrocken drehte er sich um und sah gerade noch, wie zwei kleine Lichtpunkte aus dem Wasser schossen, in die Höhe stiegen, sich ein paar Mal um sich selbst drehten und dann langsam auf ihn zuschwebten.  

    Sie waren schön anzusehen, leuchteten hell wie Sterne, waren dabei aber kaum größer als Glühwürmchen. Es sah aus, als tanzten sie miteinander, während sie Tom so nahe kamen, dass er nur noch die Hand nach ihnen auszustrecken brauchte, um sie zu berühren. 

    Neugierig wie er war, tat er es auch, was er allerdings sofort bereute. Tom bekam einen heftigen Schlag, der ihn ein ganzes Stück zurückwarf. Er landete unsanft auf dem Rücken. Für einen kurzen Augenblick nahm Tom gar nichts mehr wahr. Sein Herz flatterte und seine Muskeln zitterten. Ein paar Mal tief durchatmend, schaffte er es schließlich, wieder einen halbwegs klaren Kopf zu bekommen. 

    Er öffnete langsam seine Augen und sah gerade noch, wie die zwei Lichtpunkte davonschwebten und zwar geradewegs auf die Stelle zu, an der der Bus stand. Unbeholfen kam er wieder auf die Beine und folgte den Lichtpunkten, so schnell es ihm möglich war. Die Lichter waren ihm weit voraus. Als er völlig außer Atem den Platz erreichte, wo er seine Familie zurückgelassen hatte, waren die Punkte nicht mehr da. 

    Verwirrt suchte er den Himmel ab, drehte sich ein paar Mal um die eigene Achse, konnte jedoch nichts entdecken. Keine hellen Lichtpunkte.  

    Aber er hatte sie doch gerade noch gesehen. Wirklich seltsam, sie hatten sich ganz offenbar in Luft aufgelöst. Oder hatte er sie sich vielleicht nur eingebildet? Nein, der elektrische Schlag war mehr als real gewesen. Sein immer noch ungleichmäßig schlagendes Herz und ein unangenehmes Klingeln in den Ohren, waren dafür Beweis genug. 

    »Tom, da bist du ja.« 

    Er blinzelte ein paar Mal und sah wie Mariella, Lilly im Arm haltend auf ihn zukam. Hinter ihr wurde der VW-Bus gerade mit einer Seilwinde auf die Rampe des Abschleppwagens gezogen. Susan unterhielt sich angeregt mit den beiden Männern des Abschleppdienstes. 

    »Schatz, du glaubst ja gar nicht, was uns die zwei Typen dahinten gerade über den See erzählt haben.« 

    »Was? Oh, entschuldige.« Er schüttelte heftig den Kopf und klopfte sich ein paar Mal mit den Fäusten gegen die Schläfen. 

    »Alles in Ordnung?« Mariella betrachtete ihren Mann besorgt. »Du siehst ziemlich blass aus.« 

    Immer noch völlig benommen, brachte Tom ein leichtes Lächeln zustande. Er ignorierte ihre Frage.  

    »Lass hören. Was haben die zwei erzählt?« 

    Ihn argwöhnisch musternd begann Mariella ihm von den unzähligen mysteriösen Vorfällen zu berichten, die sich rund um den See zugetragen hatten. 

    »Richard hier«, Mariella deutete auf den größeren der beiden Männer, »hat erzählt, dass keine einzige der vermissten Personen je wiedergefunden wurde. Es gibt anscheinend irgendwo in der Mitte des Sees eine gefährliche Unterwasserströmung, die schon von vielen Tauchern und Schwimmern unterschätzt wurde, da der See an der Oberfläche so ruhig aussieht. Außerdem wird vermutet, dass es einige Unterwasserhöhlen gibt, was jedoch nie nachgewiesen werden konnte, da das Wasser so tief und undurchdringlich und der Boden so enorm verwachsen ist. Jede Suchaktion musste bisher immer frühzeitig abgebrochen werden, da es einfach zu gefährlich war.« 

    Tom nickte nachdenklich und nahm Lilly an die Hand, als sie gemeinsam zum Wagen schlenderten. »Hat er dir auch von den beiden Jungen erzählt, die vor fünf Monaten verschwunden sind?« 

    »Nein.« 

    »Dann lass sie uns danach fragen.« 

    Tatsächlich wussten die beiden Männer auch über dieses Unglück Bescheid. Es handelte sich bei den Buben, wie Tom bereits vermutet hatte, um Brüder. Trotz des Verbots ihrer Eltern waren die Jungen zum Spielen an den See gegangen. Am Tag zuvor hatte es stark geregnet, was die Polizei zu der Vermutung veranlasste, dass die Buben auf dem nassen Holz des Steges ausgerutscht sein mussten und dabei ins Wasser gefallen waren. Trotz tagelanger Suche konnte von den beiden nicht mehr, als ein in Ufernähe treibender Schuh gefunden werden. Nach drei Wochen ohne die geringste Spur wurde die Suche fürs erste eingestellt. Seither war jede weitere Bemühung, die Kinder zu finden, erfolglos. 

    Die Fahrt nach Hause verlief sehr ruhig. 

    »Tom, geht es dir nicht gut?« Nachdem die Kinder im Bett waren, konnte Mariella sich endlich ihrem Mann zuwenden. »Hast du denn außer den Kreuzen noch irgendetwas Merkwürdiges entdecken können?« 

    »Nein, gar nichts. Wir sollten die Sache am besten vergessen und einen großen Bogen um den Ort machen.«  

    Obwohl der Blick seiner Frau Tom sagte, dass sie mit seiner Antwort ganz und gar nicht zufrieden war, stellte sie ihm zu seiner Erleichterung keine weiteren Fragen mehr. Er würde ihr ohnehin nicht verraten, was geschehen war. Sie würde sich nur unnötige Sorgen machen. Und da die mysteriösen Lichtpunkte verschwunden und nicht noch einmal aufgetaucht waren, gab es dafür, seiner Meinung nach, absolut keinen Grund. 

    Genau eine Woche nach dem Vorfall hatte Tom einen merkwürdigen Traum. Er war unglaublich real. Als er erschrocken aus dem Schlaf hochfuhr, konnte er sich jedoch nicht mehr an den Inhalt erinnern, nur an ein beklemmendes Gefühl der Leere und Machtlosigkeit. Es war schrecklich, um nicht zu sagen grauenvoll gewesen.  

    Als er das Licht anmachte, sah er Mariella, die aufrecht im Bett saß und ihn erschrocken anstarrte. Sie beugte sich zu ihm hinüber und wischte ihm den Schweiß von der Stirn. 

    »Gott, Tom, ich hatte schon Angst, du würdest nicht mehr aufwachen. Ich habe sicher zehnmal deinen Namen gerufen, doch du hast nicht reagiert, und dann hast du plötzlich geschrien und wild um dich geschlagen und ich wusste nicht, was ich tun sollte.« 

    Tom atmete ein paar Mal tief durch und schlang die Arme um Mariella.  

    »Keine Sorge, es geht schon wieder, das war bloß ein Albtraum.« 

    Mariella schmiegte sich an ihn und nickte kaum merklich.  

    »Bloß ein Albtraum.« 

    Eng aneinander gekuschelt schliefen sie wieder ein, wobei der Rest der Nacht völlig ruhig verlief. Genau wie die vier darauffolgenden Nächte. 

    In der fünften jedoch, suchte ihn der Traum erneut heim. Diesmal konnte sich Tom allerdings an ein paar Einzelheiten erinnern. Wasser und Feuer. Er drohte zu ertrinken und gleichzeitig zu verbrennen. Und es wurde noch schlimmer. Die Träume kamen immer häufiger und mit jedem Mal blieben mehr Details in seinem Kopf hängen.  

    Tod, Zerstörung, ein Krieg. Er wurde von merkwürdigen Wesen heimgesucht, nicht mehr nur nachts, sondern auch tagsüber. Immer wieder tauchten sie vor seinem geistigen Auge auf, flüsterten ihm Dinge zu, die er nicht verstand, ließen ihm keine Ruhe. Es zehrte an seinen Kräften. Nach jedem Albtraum fühlte er sich abgeschlagener. Sogar seine Arbeit begann darunter zu leiden, und schließlich auch seine Familie. 

    Er war stets mies gelaunt und ließ es zu seinem eigenen Leidwesen meist an Mariella und den Kindern aus.  

    Er musste etwas tun, nur was? Wurde er vielleicht verrückt? 

    Immer wieder ließ er sich die Dinge durch den Kopf gehen, die Art der Träume, wann genau sie anfingen, und kam dabei stets zum selben Ergebnis. 

    Es musste etwas mit den Ereignissen am See zu tun haben. Vielleicht ein Kurzschluss in seinem Gehirn, hervorgerufen durch den elektrischen Schlag? Alles Vermutungen.  

    Die Sicherheit, dass es wirklich etwas damit zu tun hatte, bekam er eines Nachts, als er sich in seinen Träumen erneut am Ufer des Sees wiederfand. 

    So wie damals, stand er da und beobachtete das Wasser, bevor er sich den Holzkreuzen zuwandte. Er sah auf die eingravierten Namen und erstarrte, als drei davon ganz besonders aus der Menge hervorstachen.  

    Mariella, Laura und Lilly! Nein, das konnte nicht wahr sein! 

    Er wollte auf die drei Kreuze zugehen, konnte es aber nicht. Stattdessen rückten sie immer weiter von ihm ab. Im nächsten Moment sah er, wie sich etwas im Wasser bewegte, eine Gestalt, eine unscharfe Silhouette. Sie deutete auf die Mitte des Sees und plötzlich befand er sich auf dessen Grund. Es war dunkel, lange Gräser und Wurzeln überwucherten den Boden. Zwei kurz aufflackernde Lichter erweckten seine Aufmerksamkeit. Er folgte ihnen mit seinem Blick und da sah er es: 

    Ein großes Loch. Nein, vielmehr eine Höhle. Versteckt zwischen Gräsern und groben Gesteinsbrocken. Es überkam ihn ein Gefühl der Erleichterung. Das musste es sein, er wusste nicht warum er sich so sicher war. Doch das warum, war Tom schon lange egal. Er wollte nur noch, dass es aufhörte und seine innere Stimme sagte ihm, dass er jenseits der Höhle die Antwort finden würde.  

    Endlich wusste er, was zu tun war. Plötzlich spürte Tom wie seine Lungen sich mit Wasser füllten. Er bekam keine Luft mehr. Doch kurz bevor er endgültig zu ertrinken meinte, wachte er auf. 

    Mit zitternden Händen tastete er nach dem Lichtschalter. Er war schweißgebadet und es fiel ihm schwer zu atmen. Dennoch schaffte er es, das Licht anzumachen und sich aufzusetzen. Mariella war ebenfalls wach geworden und starrte ihn entsetzt an. 

    »Tom, das muss aufhören. Ich halte das nicht mehr lange aus, verstehst du mich?« 

    »Ich weiß.« Er streckte die Arme nach ihr aus und zog sie fest an sich. Immer noch sah er die Kreuze vor sich und spürte einen enormen Druck in seiner Brust. Doch es hatte keinen Sinn, noch länger zu schweigen.  

    Tom verbrachte die restliche Nacht damit, seiner Frau von seinen Träumen zu erzählen und davon, was damals am See geschehen war. 

    »Warum hast du mir denn nicht schon früher etwas davon gesagt?«  

    Mariellas Stimme klang vorwurfsvoll, doch vor allen Dingen klang sie verletzt. 

    »Weil ich dich damit nicht beunruhigen wollte.« 

    »Ach, und du glaubst, ich fände es beruhigender, dich jede Nacht schreiend und um dich schlagend aus dem Schlaf hochschrecken zu sehen, ohne zu wissen warum? Verdammt ich hatte schon die Befürchtung, dass du langsam den Verstand verlierst!« 

    »Glaub mir, die hatte ich auch, ich habe diese Angst eigentlich immer noch.« 

    Mariella rieb sich erschöpft die Augen. »Und was willst du jetzt tun?« 

    Eine kurze Zeit schwieg Tom, er wusste nicht ob er ihr sagen sollte, was er vorhatte, aber wie er seine Frau kannte, wusste sie es bereits. Also konnte er auch gleich mit der Sprache rausrücken. 

    »Ich werde nach dieser Höhle suchen. Ich weiß, dass es gefährlich ist, oder mehr noch, total verrückt, aber irgendetwas sagt mir, dass ich keine Ruhe finden werde, solange ich nicht herausgefunden habe, was es damit auf sich hat.« 

    »Gut, dann komme ich mit dir.« 

    Tom schüttelte energisch den Kopf.  

    »Nein, das wirst du bestimmt nicht tun. Es ist viel zu gefährlich.« 

    »Ja, und genau aus dem Grund brauchst du mich. Ich bin eine erfahrene Taucherin, du allerdings hast das erst zweimal gemacht. Ohne Hilfe wirst du das nicht schaffen und ich glaube kaum, dass du jemanden findest, der freiwillig mit dir da runter geht. Du siehst also, dir bleibt keine andere Wahl als mich mit zu nehmen.« 

    Nach einer längeren Pause gab Tom nach.  

    »Gott, ich hoffe nur, dass das, was auch immer wir dort unten finden, die Lösung meines Problems ist.« 

    »Das hoffe ich auch. Ich will endlich meinen Mann zurück.«  

    Mariella war den Tränen nahe. 

    »Bitte verzeih mir.« Tom drückte sie noch fester an sich. »Ich hätte viel früher mit dir darüber reden sollen.« 

    »Da hast du verdammt noch mal recht.« Sie schniefte kurz. »Wann willst du aufbrechen?« 

    »Kommenden Sonntag. Laura und Lilly sollten wir zu meinen Eltern bringen.« 

    »Und Susan, willst du ihr davon erzählen?« 

    »Ehrlich gesagt wäre es mir lieber, wenn es unter uns bleiben würde. So wie ich sie kenne, würde sie sofort mitkommen wollen, und es reicht ja wohl, wenn ein unerfahrener Taucher dabei ist.« 

    »Also gut, dann wäre das geklärt.« 

    Und so verbrachten sie die ganze restliche Woche damit, Vorkehrungen zu treffen. Tom nahm sich kurzfristig ein paar Tage Urlaub und Mariella überhäufte Susan so sehr mit Arbeit, dass diese keine Zeit hatte, um Verdacht zu schöpfen. Tom hatte keinen Albtraum mehr seit jener Nacht in der er seinen Entschluss getroffen hatte, was seine Vermutung noch verstärkte. Da er endlich wieder bei Sinnen war, konnte er seinen Mädchen all das geben, was er ihnen in den letzten Wochen vorenthalten hatte. Er war wieder ganz der alte, ein liebevoller Vater. 

    Alles war wieder so, wie es sein sollte. 

    Die Zeit verging schnell und Sonntagmorgen um acht standen, wie vereinbart, Toms Eltern vor der Tür, um Laura und Lilly abzuholen. 

    »Und dass mir ja keine Klagen kommen.« Mariella umklammerte Laura ganz fest und drückte ihr einen dicken Kuss auf die Wange. 

    »Igitt Mummy.«  

    Mit gerümpfter Nase wischte sich Laura ihr Gesicht an ihrem Ärmel ab. 

    »Und du bist ebenfalls brav, ok?«  

    Mariella ging auf ihre Schwiegermutter Margret zu, die Lilly auf dem Arm hielt und gab ihrer Tochter einen Stups auf die Nase. 

    »Schmatzer, aber hurtig.«  

    Tom beugte sich zu seiner Tochter runter und tippte auf seine Wange, worauf Laura ihm einen kräftigen Kuss aufdrückte. 

    »Wir bringen sie heute Abend wieder zurück.«  

    Rupert, Toms Vater, nahm Laura bei der Hand und führte sie zur Haustür. Laura drehte sich noch einmal um. 

    »Und kriegen wir heute Abend, wenn wir wieder da sind, wirklich eine Überraschung?« 

    »Natürlich mein Schatz, das haben wir euch doch versprochen.« Mariella warf ihren beiden Mädchen zum Gruß noch eine Kusshand zu, bevor sie und Tom sich daran machten, ihre Sachen zusammenzusuchen und das Auto zu beladen. 

    Als sie mit Sack und Pack aus der Einfahrt fuhren, ahnten sie nicht, dass sie keine Gelegenheit mehr haben würden, ihr Versprechen einzuhalten. 

    18 Jahre später 

    Deine Gestalt, zierlich und zerbrechlich, und dennoch voller Stärke. 

    Dein Haar, dunkel wie Bitterschokolade, fließt es glatt und seidig über deinen Rücken. 

    Deine Augen, wie zwei funkelnde Smaragde, so grün und kühl, bilden einen starken Kontrast zu deinem so liebreizenden weichen Gesicht. 

    Dein Mund, wunderschön geschwungene Konturen umrahmen deine weichen rosigen Lippen. 

    Deine Haut, makellos, als wärst du eine Puppe aus Porzellan. 

    Sei die Meine und ich behandle dich, wie es der Prinzessin, die du bist, gebührt. 

    In Liebe und Hochachtung, Gregory 

    »Oh Gott, das ist doch wohl nicht sein ernst?« 

    Laura warf den beschriebenen Bierdeckel auf den Tresen, schnappte sich ihr Martiniglas und leerte es in einem Zug. 

    »Ich finde das sehr romantisch.«  

    Seufzend ließ Lilly ihre Augen über die Zeilen gleiten, was ihr ein spöttisches Schnauben ihrer Schwester einbrachte. 

    »Romantisch? Er hat es auf einen Bierdeckel geschrieben. Außerdem reden wir hier von Gregory, ich würde nicht die Seine sein wollen, auch wenn er der letzte Mann auf Erden wäre.« 

    Lilly gluckste vergnügt. »Tja, meine Süße, du wirst bald sechsundzwanzig, du kannst es dir nicht mehr leisten, so wählerisch zu sein.« 

    Laura warf ihr einen vielsagenden Blick zu, bevor sie dem jungen Mann am anderen Ende der Bar ein unsicheres Lächeln schenkte.  

    Seine langen schlaksigen Beine baumelten vom Barhocker, seine Augen, durch seine dicke Brille doppelt so groß wie die eines normalen Menschen, ließen keine Sekunde von ihr ab. 

    »Wieso weiß er eigentlich, dass wir heute Abend hier sind?« 

    Lilly verdrehte genervt die Augen.  

    »Weil wir jedes Wochenende herkommen und er sich, so verliebt wie er ist, sicher über dich erkundigt hat.« 

    »Verliebt? Ach herrje!« Mit Entsetzen beobachtete Laura, wie Gregory sich von seinem Platz erhob. »Um Himmels Willen, er wird doch nicht, oh nein, er kommt her!« 

    Laura sprang von ihrem Hocker auf. »Los, wir tanzen!« 

    »Ich will aber jetzt nicht tanzen.« Lilly versuchte sich loszureißen, doch der Griff ihrer Schwester war so stark, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als ihr zu folgen. Begleitet von unzähligen Jubelschreien begann im selben Moment die Band Switchfood den Leuten die Worte »Hello Hurricane« aus den Boxen entgegenzuschmettern. 

    »Gott, ich liebe dieses Lied.« Schon begann Laura sich zur Musik zu bewegen und dabei den Text mit zu trällern. 

    »Ich hasse dich, weißt du das?«  

    Lillys Satz wurde von der lauten Musik verschluckt. 

    Letzten Endes blieb ihr nichts anderes übrig, als sich ihrem Schicksal zu beugen und so wirbelte sie schließlich, mit genauso viel Freude herum wie ihre Schwester. Die Tanzfläche war überfüllt und es war mächtig heiß, doch das störte die beiden nicht. 

    Richtig wild ging es allerdings erst zu, als sich ein junger Mann mit durchschnittlicher Figur und Größe, dunkelbraunen Haaren und mokkabraunen Augen zu ihnen gesellte. Schon sein bloßer Anblick brachte die Schwestern zum Strahlen.  

    Noch ehe sie sich versahen, hatte Chris sich seinen zwei Lieblingsfrauen an den Hals geworfen. Gemeinsam hüpften sie herum und brüllten einen Song nach dem anderen mit, bis ihnen die Puste ausging und sie zur Bar zurückgingen. Vorsichtig ließ Laura ihren Blick über die Menge gleiten, doch Gregory war nirgends zu sehn. 

    »Sieh mal, Chris, was Laura bekommen hat.« 

    »Hey, was soll das? Los her damit!«  

    Laura wollte Lilly den Bierdeckel entreißen, doch Chris war schneller. Er schnappte ihn sich und hielt ihn so hoch, dass Laura ihn nicht erreichen konnte. Sein Grinsen wurde immer breiter, während er die Zeilen überflog. 

    »Also wirklich, der gute Gregory sollte sich eine neue Brille zulegen, die Alte scheint ihn ja mächtig im Stich zu lassen.« 

    »Mann, halt bloß die Klappe!«  

    Laura warf Chris einen vernichtenden Blick zu. 

    Okay, sie hatte vielleicht ein paar Komplexe wegen ihrer Größe und Figur, aber wer hätte die nicht, mit einer Schwester wie Lilly, die mit ihrem athletischen Körper, den blonden Haaren und den blauen Augen bei den Männern sehr beliebt war. Sie hingegen zog vor allem die Gregorys dieser Welt an, was manchmal wirklich frustrierend war. 

    »Entschuldige, Schatz.« Chris lächelte und gab Laura einen Kuss auf die Wange. »Ich glaube, die Pflicht ruft. Wartet nicht auf mich.« 

    Chris stapfte davon. Wenige Augenblicke später verließ er mit zwei Frauen im Schlepptau das Lokal. 

    »Ich glaub‘s ja nicht, wie macht er das bloß?« 

    »Ich habe keine Ahnung.« Beide starrten ihm ungläubig hinterher. 

    »Komm, lass uns nach Hause fahren, ich bin hundemüde.« 

    »Gute Idee.« Nachdem sie ihre Mäntel geholt hatten, machten sich die Schwestern auf den Weg zum Wagen. Auf halber Strecke wurden sie von einem völlig verzweifelten Chris abgefangen.  

    »Laura bitte, du musst mir dein Auto leihen!« 

    »Was? Nein!« 

    »Bitte, es geht um Leben und Tod!« 

    Laura verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete ihren besten Freund argwöhnisch. »Was genau soll das heißen?« 

    »Das soll heißen, dass ich auf eine vielversprechende Nacht mit zwei heißen Bräuten gleichzeitig verzichten muss, wenn du mir nicht hilfst!« 

    Verstohlen warfen Laura und Lilly einen Blick über Chris‘ Schulter. Tatsächlich standen an der Tür die zwei Frauen von vorhin, tuschelten und beobachteten sie. 

    »Soll das etwa heißen, dein Charme und die Tatsache, dass du ein Cop bist, reichen nicht aus, um die zwei flach zu legen?« 

    »Nein leider nicht.« 

    »Und was genau hat das mit meinem Auto zu tun?« 

    Nervös strich sich Chris durch die Haare.  

    »Ich brauche es, weil die zwei unglaublich materialistisch eingestellte Biester sind, die sich weder durch mein Lächeln, noch durch meine Kanone beeindrucken lassen. Also habe ich getan, was jeder normale Mann in meiner Situation tun würde, ich habe für sie das Blaue vom Himmel gelogen. Ich brauchte lediglich die Worte Touareg, schwarzmetallic und Ledersitze auszusprechen, und schon waren sie ganz scharf darauf, mir zu zeigen, was sie mit mir und meinen Handschellen alles anstellen würden. Das heißt im Klartext, du hältst den Schlüssel zu meinem Glück in deinen Händen.« 

    Quälend langsam ließ Laura den Schlüsselbund durch ihre Finger gleiten und tat dabei, als würde sie angestrengt nachdenken. Schließlich hielt sie in der Bewegung inne und sah Chris aus zusammengekniffenen Augen an. 

    »Hast du etwas getrunken?« 

    »Was? Nein.« 

    »Na schön, du bekommst den Wagen, aber nur unter einer Bedingung.« 

    »Natürlich, alles was du willst.« 

    Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht zählte Laura die haushälterischen Pflichten auf, die ihn in den nächsten beiden Wochen erwarten würden. Als sie damit fertig war, stand Chris vor Entsetzen der Mund weit offen. 

    »Und«, fügte Lilly hinzu, »du darfst mein Auto waschen.« 

    Chris warf einen Blick über die Schulter zu den beiden Damen, die der Grund für zwei Wochen Sklaverei sein würden und wieder zurück zu den Schlüsseln, ganz so, als wollte er abwägen, ob sie den Aufwand wirklich wert waren. Mit einem neckischen Grinsen im Gesicht warf eine der beiden ihm eine Kusshand zu. 

    »Na gut, na gut, überredet ich mach‘s.« Er schnappte sich die Schlüssel, noch bevor Laura es sich anders überlegen konnte und machte auf dem Absatz kehrt. Nach ein paar Schritten, warf er den beiden Schwestern einen letzten Blick über die Schulter zu. 

    »Ach ja, bevor ich es vergesse, ich habe den beiden gesagt, dass das Haus mir gehört und dass ihr zwei meine Cousinen seid und ich euch nur vorübergehend bei mir wohnen lasse, nur für den Fall, dass sie euch darauf ansprechen.« Und weg war er. 

    »Unglaublich, wirklich unglaublich.« Beide schüttelten den Kopf. 

    Lauras Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sie das wilde Aufheulen des Motors und das Quietschen der Reifen hörte. Sie blinzelte ein paar Mal, bevor sie sich wieder ihrer Schwester zuwandte.  

    »Weißt du zufällig die Nummer eines Taxiunternehmens?« 

    Lilly überlegte kurz. »Nein.« 

    »Na toll.« Schnaubend gingen die beiden zurück in Richtung Lokal. 

    Am nächsten Tag war Laura die erste, die aufwachte. Sie und Lilly hatten in der vergangenen Nacht noch ein paar Drinks gekippt. Folglich hatte sie nun irrsinnige Kopfschmerzen und außerdem war ihr speiübel.  

    Völlig kraftlos schlurfte sie Richtung Badezimmer. Starr vor Schreck blieb sie am Eingang stehen und starrte auf die Frau, die zusammengekauert und leise schnarchend auf dem Fliesenboden lag. 

    Wie es aussah, hatte sie es wohl nicht mehr

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