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The Way She Smiles: New Adult Romance
The Way She Smiles: New Adult Romance
The Way She Smiles: New Adult Romance
eBook333 Seiten4 Stunden

The Way She Smiles: New Adult Romance

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Über dieses E-Book

Wenn die Sehnsucht nach Freiheit die Fesseln der Perfektion sprengt.
Reverie ist schön, reich, wohlerzogen … und todunglücklich. So sehr sie sich auch bemüht, die perfekte Tochter zu sein, den hohen Erwartungen ihrer Eltern kann sie nie gerecht werden. Sie möchte sich einfach nur ihren Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit erfüllen, doch fehlt ihr der Mut, aus ihrem goldenen Käfig auszubrechen.
Alles ändert sich schlagartig, als sie den mysteriösen Weston bei dem Einbruch in das Haus ihrer Nachbarn ertappt – und dies bleibt nicht ihre einzige Begegnung. Entgegen aller Vernunft fühlt Reverie sich auf unerklärliche Weise von Weston angezogen, doch im Tageslicht ergibt sich ein ganz neues Bild von dem dreisten Einbrecher. 
Zwischen Luxusvillen und High Society entwickelt sich eine unerwartete Liebe. Aber kann sie sich gegen die Strömungen der Gesellschaft, Intrigen und Eifersucht behaupten?

“The Way She Smiles” ist der Auftakt der “The Way You Are”-Reihe voller Spannung und Gefühl über den holprigen Weg, sich selbst zu finden.
SpracheDeutsch
HerausgeberZeilenfluss
Erscheinungsdatum2. Feb. 2024
ISBN9783967143492
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    Buchvorschau

    The Way She Smiles - Bella Paasch

    1

    REVERIE

    Was würde wohl passieren, wenn der sündhaft teure Kronleuchter von der Decke fällt? Ob jemand vorher um die Ecke kommt und von ihm getroffen wird?

    Er würde einfach fallen. Niemand könnte ihn aufhalten.

    Laut lasse ich die Kaugummiblase zwischen meinen Lippen platzen. Der Aufprall wäre sicherlich zehnmal so laut.

    Der arme Boden. Mein Vater würde das gewiss nicht gutheißen. Doch die wenigen Dollars würden ihm auch nicht das Genick brechen. Da bin ich mir sicher.

    Und meine Mutter würde sich freuen, die Eingangshalle endlich neu gestalten zu können. Die Bank, auf der ich gerade sitze, könnte genauso gut ausgetauscht werden. Sie steht schon ziemlich lange dort. Also für die Verhältnisse des Haushaltes, denn sonst werden hier regelmäßig die Möbelstücke gegen andere ersetzt, wenn sie plötzlich meiner Mutter überhaupt nicht mehr gefallen. Das kam nicht selten vor.

    Gelangweilt verschaffe ich mir einen genaueren Überblick über unsere Einrichtung, die meiner Meinung nach viel zu viel gekostet hat. Alles ist farblich perfekt aufeinander abgestimmt und der weiße, glänzende Marmorboden spiegelt das grelle Leuchten des Kronleuchters, der den Raum mit Licht erfüllt, wider.

    Ich fand den Kronleuchter schon hässlich, als ich noch ein Kind war und lachend die breite Treppe auf und ab gerannt bin. An dieser Meinung hat sich bis heute nicht viel geändert. Ich weiß noch immer nicht wirklich, was meine Eltern je an diesem Teil gefunden haben. Und obwohl hier ständig Dinge ausgetauscht werden, blieb der Kronleuchter bisher leider immer dort oben hängen. Vielleicht hofft gerade deswegen ein kleiner Teil von mir, dass er einfach von der Decke fällt und ein neuer her muss. Eine Zeit lang habe ich regelmäßig darum gebettelt, dass dieses Monstrum abgehängt wird. Aber natürlich wird das eine Teil, das ich nicht leiden kann, nicht ersetzt. So war es doch schon immer und es wird sich so schnell nicht ändern.

    »Reverie, wärst du so gut und holst du meine Tasche aus dem Auto?«, bittet Mutter mich, die aus dem Flur kommt und gleich, ohne auf eine Antwort zu warten, die linke Treppe hinaufgeht.

    Der Kronleuchter bleibt hängen.

    Er wackelt nicht einmal.

    »Liebling?«, ertönt erneut ihre laute Stimme, als ich ihr nicht gleich antworte. Alles muss immer sofort geschehen, wenn sie etwas verlangt.

    »Natürlich«, antworte ich seufzend, obwohl mir bewusst ist, dass niemand es hören wird, denn sie ist schon längst wieder außer Hörweite. Jetzt geht sie davon aus, dass ich ihrer Bitte, es ist eigentlich eher eine Forderung, nachgehe, obwohl sie auch beim zweiten Mal keine hörbare Antwort von mir erhalten hat.

    Ich verlasse die, nach der Definition meiner Mom, alte Bank und begebe mich nach draußen ins Freie. Meine Absätze hinterlassen ein hallendes Geräusch auf dem hellen makellosen Boden.

    Unsere Haustür hat nach dem Eintreten meiner Mutter niemand geschlossen, sodass sie noch sperrangelweit offen steht, und jeder x-Beliebige hätte hereinspazieren können. Das tat hier allerdings niemand. In dieser Gegend hat jeder genügend Geld, und sollte sich doch jemand hierher verirren, der hier nicht hergehört, Zitat unseres Nachbarn, würde man dies gleich erkennen und der Nachbarschaftswache Bescheid geben.

    Gott, manchmal hasse ich diese Menschen in dieser Gegend.

    Von hier oben, oberhalb der Treppe zu unserem Haus, kann ich die gesamte Einfahrt überblicken, doch das Tor zur Freiheit befindet sich erst hinter den großen Bäumen. Das Auto parkt gleich am unteren Ende der Treppe. Meine Füße tragen mich zum Auto und für einen kurzen Moment überlege ich, ins Auto einzusteigen und auf der Stelle wegzufahren. Einfach die Realität und das Leben hier hinter mir lassen, doch als ich nach der Tasche greife und die kleine Packung Tabletten herausfällt, wird mir klar, dass das nichts bringen würde. Irgendwie finde ich immer den Weg hierhin zurück. Ich werde hier gebraucht. Wenn auch auf eine verdrehte Art und Weise.

    Mom hat Migräne. Dafür sind die Tabletten, sagt sie. Ich glaube, sie hat Probleme. Mehr als nur Migräne. Doch über so etwas redet man in diesem Haus nicht. Sie ist über das Wochenende mit ihren Freundinnen verreist. Das tut sie manchmal, wenn sie wieder Zeit für sich braucht.

    Dad muss arbeiten. Ihn sehe ich also ebenso am Wochenende kaum. Er hätte genauso gut mit ihr dort sein können. Einmal im Monat, an einem Wochenende, es ist immer das Gleiche.

    Meine Eltern sind zu diesem Zeitpunkt nicht da und nicht erreichbar. Weder für jemand Fremden noch für mich. Abgeschottet von der restlichen Welt. Er in seinen Meetings und sie mit ihren Freundinnen in unserem Haus an der Küste. Definitiv haben sie ein Problem, vermutlich auch mehrere, aber laut zugeben will es keiner. Doch wissen tun wir es insgeheim alle.

    Manchmal kommt Grandma mit einem ihrer neuen Freunde vorbei. Oder Tante May kommt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern. Drei Jungs. Der älteste fühlt sich mir überlegen, weil er beinahe ein ganzes Jahr älter ist als ich, und die beiden jüngeren können nichts anderes, außer das Haus völlig auf den Kopf zu stellen.

    Mein Bruder kommt nur noch selten vorbei, seitdem er seine eigene Familie hat. Theodore ist und bleibt dennoch der Liebling des Hauses.

    Ich trete mit der Tasche in unser Haus ein und sehe an die Decke, wobei ich die Tür hinter mir mit dem Rücken schließe. Habe ich erwähnt, dass ich diesen Kronleuchter abscheulich finde? Ja? Ich werde es trotzdem immer und immer wieder sagen, bis er nicht mehr an seinem Platz hängt.

    »Reverie«, erklingt erneut die Stimme meiner Mutter. »Hast du meine Tabletten gesehen?« Sie lehnt an dem Geländer der oberen Etage, sodass ich den Kopf wiederholt etwas heben muss.

    Ich halte ihre Tasche ein Stück in die Luft, damit sie einen Blick darauf werfen kann. »In deiner Tasche, Mom.«

    »Du bist ein Engel, weißt du das? Kannst du mir die Tasche auf den Esszimmertisch legen?«

    Ich nicke. Natürlich.

    »Ach, Reverie«, werde ich aufgehalten zu gehen. »Soll ich dir ein Bad einlassen? Dir ist sicher kalt, wenn du ohne eine Jacke hinausgehst. Nicht, dass du noch krank wirst.«

    Ich war keine zehn Minuten draußen. Für einen Tag im Sommer ist es frisch draußen, aber nicht kalt. Dennoch nicke ich. »Das wäre nett.«

    Erfreut lächelt Mom mir zu. Sie ist keine schlechte Mutter. Ständig macht sie sich Sorgen um mich, nur zwischendurch braucht sie halt eine kleine Auszeit. Wir sind auch nicht immer der gleichen Meinung – nein, das gewiss nicht –, aber ich bin ihr trotzdem wichtig. Manchmal kann sie es zeigen, manchmal nicht.

    Jetzt verschwindet sie durch die gläserne Tür, die auf den Flur führt und zu einer Reihe von weiteren Räumen. Mein Zimmer befindet sich am Ende des Ganges, womit es über einen kleinen Balkon in Richtung des Gartens verfügt, auf dem ich meine Abende verbringe, wenn an Schlaf mal wieder nicht zu denken ist und die lauten Stimmen meiner Eltern bis in mein Zimmer dringen.

    Gedankenverloren laufe ich durch den schmalen Flur zu dem Esszimmer und der Küche, wo man durch die breite Fensterfront die Sonne beobachten kann, wie sie langsam ihren Weg nach unten findet und es draußen allmählich immer dunkler wird.

    Wieder ist ein Tag verstrichen und morgen beginnt alles von vorne.

    Ich muss weg von hier. Irgendwann und keine Ahnung wohin. Nur weg von hier, das ist sicher.

    Bloß weiß ich nicht wie.

    2

    REVERIE

    Während ich eine Stufe nach der anderen nach unten nehme, binde ich meine hellen Haare zu einem lockeren, unordentlichen Zopf zusammen.

    In der Küche sitzt bereits Dad am Küchentisch. Eine aufgeschlagene Zeitung verdeckt sein Gesicht. Ich habe eigentlich sowieso nichts anderes erwartet.

    »Guten Morgen«, mache ich mich bemerkbar, ehe ich zum Kühlschrank gehe und dessen Inhalt begutachte.

    »Morgen«, erwidert die Zeitung.

    Die Kuchenreste von vor zwei Tagen ziehen meine volle Aufmerksamkeit auf sich. Ob man das noch essen kann? Bestimmt.

    Mit einem Stück Schokoladentorte und einer Gabel in den Händen begebe ich mich zu dem Tisch, an dem auch Dad sitzt, und nehme schließlich am anderen Ende des Tisches Platz.

    Ich schiebe mir eine beladene Gabel in den Mund und blicke zu der Zeitung auf der anderen Seite des Tisches. Der Kuchen ist noch einwandfrei, und die Titelseite der Zeitung ziert das Bild einer glücklichen Familie.

    Ein Bild von unserer Familie. Mom, Dad und ich.

    Unsere Lächeln sind makellos, die Kleidung ist frisch gebügelt und knitterfrei, und die Haare liegen dort, wo sie liegen sollen. Es macht den Schein, als wären wir die perfekte Familie. Trotz Dads erfolgreicher Firma, in die er all seine Energie steckt, hat er noch genügend Zeit für seine wundervolle Familie.

    Pure Perfektion. Das denkt man zumindest, wenn man uns von außen betrachtet. Von außen perfekt, wie fast alle Menschen hier.

    Doch vieles wirkt nach außen hin anders, als es eigentlich ist.

    Vielleicht will ich gar nicht so perfekt sein, wie es in der Zeitung den Eindruck macht. Aber muss ich es nicht sein, um hier glücklich zu sein? Ist es nicht das, was uns alle Türen in der Zukunft öffnet? Das ist es doch, was man uns schon als Kind beigebracht hat.

    Perfektion bedeutet Erfolg, Macht und Zufriedenheit.

    »Reverie, iss das nicht.« Mom tritt auf ihren hohen Schuhen in die Küche ein. »Du verdirbst dir noch den Magen damit.«

    Ich verdrehe genervt die Augen, selbst wenn sie es eigentlich gut meint. Sie sieht es glücklicherweise nicht. »Der ist noch einwandfrei, Mom. Willst du etwas?« Ich halte ihr den Teller mit meiner Gabel und dem Kuchen entgegen.

    Sie nimmt den Teller an sich und lässt den Kuchen dann einfach in den Müll fallen. Auch die letzten Reste aus dem Kühlschrank landen bei meinem bereits angegessenen Stück des Kuchens. Okay, das habe ich jetzt tatsächlich nicht erwartet.

    »Hallo, ich wollte das noch essen«, rufe ich empört, als ich das traurige Geschehen mitansehen muss.

    »Du wirst von deinen Essgewohnheiten noch krank«, bekomme ich die Antwort auf ihr Handeln.

    Aber natürlich doch.

    »Der Kuchen war doch noch gut«, sage ich. »Wir müssen doch nicht immer alles wegschmeißen, wenn du meinst, dass es abgelaufen ist.«

    Mom geht zu der Kaffeemaschine. »Auf der Verpackung steht nicht umsonst ein Haltbarkeitsdatum.«

    »Das heißt aber nicht, dass man es fünf Tage vorher entsorgen muss und dann neu kauft, um es dann wieder wegzuschmeißen. Das ist dann doch die totale Verschwendung, Mom.«

    Ohne auf eine weitere Aussage zu warten, die eh überflüssig sein würde, stehe ich auf. Ich habe keine Lust auf eine weitere Diskussion, denn ich weiß, wie das ausgehen würde. Ich würde sehr sicher irgendwann einknicken, weil sie so auf mich einreden würde, dass ich mich schlecht fühle, überhaupt eine Diskussion gestartet zu haben. Ein vorzeitiger Abbruch ist also eine hervorragende Lösung, nicht wahr?

    »Rede doch bitte nicht so mit deiner Mutter.« Die Zeitung liegt mittlerweile auf dem Tisch, und Dad blickt mich mit ernster Miene an.

    »Ich gehe joggen«, informiere ich meine liebreizenden Eltern, um zumindest eine Weile vor ihnen flüchten zu können.

    »Seit wann?« Dad zieht kritisch eine Augenbraue hoch. »Du gehst doch sonst nie joggen.«

    »Du sagst doch immer, ich soll mir ein Beispiel an Theo nehmen und ein bisschen mehr wie er sein. Also gehe ich jetzt joggen.« Theodore ist das bessere Kind von uns beiden. Sagen Mom und Dad.

    Die beiden wechseln einen Blick miteinander, den ich nicht ganz deuten kann, doch bevor einer der beiden etwas dazu sagen kann, verlasse ich eilig die Küche und anschließend unser Anwesen.

    Ich muss schleunigst aus diesem Haus verschwinden. Zumindest für eine Stunde. Das reicht mir erst einmal. Für heute.

    Meine Beine tragen mich über das Grundstück bis hin zu dem Tor, das mich noch von der Freiheit trennt. Sobald ich auf der anderen Seite des Tores bin, bin ich endlich frei. Es hat nur ein paar Schritte gebraucht, um mich besser zu fühlen. Augenblicklich fällt so auch die Anspannung von meinen Schultern, die sich beinahe unbemerkt in jede Faser meines Körpers geschlichen hat.

    Um diese Uhrzeit sind die Straßen wie leergefegt. Mir begegnet nicht ein Mensch, was zu erwarten war. Erst in einer guten Stunde wird es auf den Straßen allmählich voller, wenn alle zur Arbeit fahren.

    So habe ich jetzt aber wenigstens noch meine Ruhe und muss niemanden höflich grüßen, obwohl ich, wenn es nach mir gehen würde, ihnen nicht mal einen höflichen Blick zuwerfen würde.

    Aber das schickt sich nicht für eine Lancaster.

    Die Leute sind doch hier alle gleich. Was hier zählt, ist, wer hat das meiste Geld, die neuesten Sachen und die beste Familie.

    Mit seinem Geld zu prahlen, gehört schließlich dazu, wenn man hier wohnt. Das ist nichts Neues. Mit dieser Tatsache wachsen wir hier alle auf.

    Am Haus der Bensons bleibe ich schwer atmend stehen, um meinen Atem wieder etwas unter Kontrolle zu bringen. Dass ich die Ferien über nicht regelmäßig Sport gemacht habe, besser gar keinen Sport, macht sich jetzt mehr als bemerkbar. Eventuell sollte ich doch nochmal überlegen, ob ich nicht lieber öfter auf den Rat meiner besten Freundin Kara hören sollte. Sie hat mir mehr als einmal gesagt, dass ich es spätestens nach den Ferien bereuen würde. Was soll ich sagen, sie hatte wieder einmal recht.

    Mein Blick wandert zu dem offenen Fenster am Haus und dann bleibe ich mit diesem irritiert an etwas anderem hängen.

    Sie müssten eigentlich verreist sein. Eigentlich sind die Bensons noch bis Ende der Woche im Urlaub.

    Und dennoch steht dort eine Leiter an der Hauswand.

    Eine Leiter, die zu einem offenen Fenster führt, welches wiederum zum Inneren eines Hauses führt, das momentan eigentlich nicht bewohnt sein sollte.

    In meinen Gedanken taucht eine offensichtliche Tatsache auf, an die sehr wahrscheinlich jeder sofort gedacht hätte. Vor meinen Augen könnte sich also ein Einbruch abspielen. Andererseits ist hier einiges eigenartig, was in dieser Nachbarschaft geschieht.

    Gerade als ich näher herantreten will, tritt jemand an das Fenster, zu welchem die Leiter führt.

    Ich kneife meine Augen konzentriert zusammen, um die Person besser sehen zu können. Ich kann zwar nur Umrisse erkennen, aber er ist definitiv kein Benson.

    Dann liege ich mit meiner Vermutung wohl richtig.

    »Kann ich weiterhelfen?«, ertönt plötzlich die dunkle Stimme des Unbekannten, sodass ich erschrocken zusammenzucke.

    Als ich mich wieder gesammelt habe, lege ich die Hand als Sonnenschutz über die Augen und blicke ihm entgegen. »Hat das einen Grund, warum diese Leiter hier steht?«, rufe ich ihm zu. Wollen wir doch mal sehen, was er zu sagen hat.

    »Natürlich.« Ist klar.

    Ich lege den Kopf schief. »Und du tust da gerade auch nicht das, was ich denke?«

    »Selbstverständlich nicht«, antwortet er direkt, doch stockt dann wieder kurz, ehe er fortfährt. »Was denkst du denn, was ich hier gerade mache, wenn ich fragen darf?«

    »Ich könnte einfach die Polizei rufen.«

    »Stimmt, könntest du. Du hast es aber noch nicht getan«, entgegnet er gelassen, und ich meine zu erkennen, dass sein Mund sich zu einem Grinsen verzieht. Der hat ja die Ruhe weg. »Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich habe hier noch etwas zu erledigen.« Und dann verschwindet er einfach wieder vom Fenster und wendet sich wieder seinem Einbruch zu.

    Er hat tatsächlich das Gespräch beendet.

    Ich könnte die Polizei rufen, wenn ich wieder in meinem Zimmer bin, da sich dort noch mein Handy befindet.

    Der Typ ist ziemlich dreist.

    Die Bensons sind allerdings selbst nicht gerade ohne. Sie würden es vermutlich nicht einmal merken, dass dort jemand eingebrochen ist.

    Aber vielleicht sollte ich erst herausfinden, ob ich ihn oder die Bensons weniger leiden kann.

    Und es gibt auch nur einen bestimmten Weg, um herauszufinden, wie meine Entscheidung letztendlich ausfallen wird.

    Ich werde dem Fremden jetzt wohl einen kleinen Besuch abstatten.

    3

    REVERIE

    Fest entschlossen gehe ich auf die Leiter zu. Wollen wir doch mal gucken, was er sagt, wenn ich plötzlich neben ihm stehe. Ob er weiterhin eine große Klappe hat, wenn er sich nicht überlegen oder in Sicherheit fühlt? Wir werden sehen.

    Ohne einen wirklichen Plan und selbst, ohne an die möglichen Konsequenzen zu denken, setze ich meinen Fuß auf die erste Sprosse und klettere schließlich Stufe für Stufe die wacklige Leiter hinauf. Wird schon schiefgehen. Oben angekommen, steige ich durch das geöffnete Fenster ins Haus hinein.

    Das ist dann wohl offiziell mein erster Einbruch. Ich stelle mich wieder aufrecht hin und blicke mich um. Wer hätte denn vor ein paar Minuten gedacht, dass ich jetzt unerlaubt in einem Haus stehe. Ich jedenfalls nicht. Ob das so schlau von mir war? Wahrscheinlich nicht, aber das ignorieren wir an dieser Stelle jetzt mal einfach. Solange die Bensons nicht plötzlich wieder aus ihrem Urlaub zurück sind und durch die Haustür hereinkommen, ist doch alles gut. Okay, das hier war definitiv nicht durchdacht. Doch einen Rückzieher mache ich nicht. Dafür ist das Leben zu kurz. Ich will nicht alles tausendmal überdenken müssen.

    Von unten drängen Geräusche durchs Haus. Geräusche, die sehr nach einem Fernseher klingen. Das ist doch nicht sein Ernst, oder?

    Misstrauisch verlasse ich das Arbeitszimmer, in dem ich mich gerade befinde, und gehe auf Zehenspitzen, um ja keinen Lärm zu machen, die Treppe herunter. Und sieh an, der Fremde sitzt doch tatsächlich auf der Couch und schaut sich in aller Ruhe ein Football-Spiel an. Ernsthaft?

    Er bemerkt mich nicht, auch nicht, als ich auf ihn zulaufe und mit verschränkten Armen hinter der Couch stehen bleibe. »Und?«, frage ich. »Hat sich der Einbruch gelohnt?«

    Überrascht zuckt er zusammen, springt eilig von der Couch auf und blickt mich mit panischen, weit aufgerissenen Augen an. »Fuck, was tust du hier?« Er sieht sich hektisch um, entspannt sich dann aber wieder, als er bemerkt, dass nur ich hier bin.

    »Das könnte ich dich genauso fragen.« Ich zucke gelassen mit den Schultern, umrunde die teure Couch und lasse mich einfach auf die Kissen fallen, während er noch immer steht und den Blick nicht von mir lässt.

    Er mustert mich mit einem leicht fassungslosen Ausdruck. »Dir ist aber klar, dass du theoretisch hier jetzt ebenfalls eingebrochen bist?«

    »Ja, das ist mir durchaus bewusst.«

    »Und was genau tust du dann hier?«, will er wissen. »Solltest du nicht besser bei einer Teeparty, einem Buchclub oder sowas sein, anstatt in Häuser einzubrechen?« Er will mich nicht hier haben. Soll mir recht sein. Ich hatte nicht vor, gleich beste Freunde zu werden.

    Ich hebe belustigt eine Augenbraue. »Teeparty?«

    »Als ob die Prinzessin hier noch nie bei einer schicken, langweiligen Teeparty war«, entgegnet er und ein spöttisches Lächeln liegt auf seinen Lippen, als er sich von mir abwendet und zu der offenen Küche geht.

    War ich. Leider. Mom hat mich schon mehr als einmal zu einer ihrer Freundinnen geschleppt. Aber das muss dieser Idiot ja nicht wissen. »Ich war noch nie auf einer, wenn du es unbedingt wissen willst.«

    »So unbedingt wissen wollte ich das eigentlich nicht.« Er öffnet den Kühlschrank und wirft einen Blick rein. »Was mich jedoch interessiert, ist, was jemand wie du hier verloren hat.« Jemand wie ich? Was soll das denn heißen? Er kennt mich doch überhaupt nicht.

    »Ich wollte nur, dass jemand wie du nicht ein ganzes Haus ausraubt.« Keine Ahnung, ob das wirklich meine Hauptintention war, und was für ein Mensch er wirklich ist, doch wenn er meint, mich zu verurteilen, werde ich es ebenso handhaben. Welcher normale Mensch bricht auch schon in Häuser ein? Gut, ich …

    »Keine Sorge, ich hatte nicht vor, hier irgendwas zu klauen«, versichert er mir, greift im nächsten Moment jedoch in den Kühlschrank und holt eine Packung Erdbeeren raus. »Erdbeere?« Fragend hält er die Packung in meine Richtung.

    Ich habe mich mittlerweile ganz zu ihm hingedreht und meine Arme auf der Lehne der Couch abgestützt. »Und weil du nicht vorhast, etwas zu stehlen, räumst du jetzt den Kühlschrank leer?«

    Er verdreht die Augen und wendet sich wieder den Erdbeeren zu. »Reg dich ab. Die sind schon nicht mehr ganz perfekt. Als ob die noch gegessen werden, wenn die Leute wieder zurückkommen. Die sind denen dann bestimmt nicht mehr gut genug. Hab gehört, die Besitzer sind mindestens noch die Woche im Urlaub.« Er schiebt sich eine Erdbeere in den Mund und kaut genüsslich. »Sicher, dass du keine willst, Little Miss Perfect?«

    Ich rümpfe die Nase, als ich seine neue Bezeichnung für mich höre. »Ich bin nicht perfekt.« Auch wenn das alle wollen und ich es gern wäre. Das ist nicht die Realität.

    »Stimmt.« Er grinst. »Schließlich befinden wir uns hier in einem Haus, das weder dir noch mir gehört. Was würden nur die Leute denken, wenn man uns hier erwischt?«

    Sie wären entsetzt. »Vermutlich, dass –« Ich halte inne und drehe meinen Kopf ruckartig zur Seite. »Hast du das gehört?«

    »Scheiße, die sollten doch im Urlaub sein.« Der Einbrecher wirft beinahe schon die Packung Erdbeeren zurück in den Kühlschrank, ehe er diesen schließlich zuschlägt.

    »Vielleicht ist das eine Reinigungskraft oder jemand, der die Blumen gießen soll«, mutmaße ich, während Panik in mir aufsteigt. Was habe ich mir nur dabei gedacht, in ein verdammtes Haus einzusteigen? Wer tut das denn?

    »Woher soll ich das wissen? Scheint doch deine Nachbarschaft zu sein, nicht meine. Na ja, meine jetzt eigen…« Er unterbricht sich selbst und lässt den angefangenen Satz dann einfach so im Raum stehen. »Kommst du jetzt oder willst du hier erwischt werden?«

    Da war ja was. »Du bist doch hier der Einbrecher. Warum weißt du es denn nicht besser?«, fahre ich ihn an, ehe ich mich meiner Flucht aus diesem Haus widme. Als würde mein Leben davon abhängen, was es womöglich ja auch tut, springe ich im Eiltempo auf und renne zu der Treppe. Ich lasse mich mit Sicherheit nicht erwischen. Wenn der

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