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Diamanten im Staub: Diamanten sind für die Ewigkeit, #1
Diamanten im Staub: Diamanten sind für die Ewigkeit, #1
Diamanten im Staub: Diamanten sind für die Ewigkeit, #1
eBook307 Seiten4 Stunden

Diamanten im Staub: Diamanten sind für die Ewigkeit, #1

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Über dieses E-Book

Wir tun Dinge, die uns gefühllos machen.

Das ist der Preis für Macht und Geld, dafür, dass wir la belle vie leben und die französische Mafia leiten. Dann tauchte sie auf wie eine hübsche Wildblume, die durch die Ritzen eines schmutzigen Pflasters wächst – zerbrechlich und doch unverwüstlich, ein Hauch von Schönheit inmitten des Schmutzes. Sie sollte nur ein weiterer Job sein, eine namenlose Person, die ich aus ihrem Leben reißen und meinem Bruder übergeben sollte, nichts weiter als ein Pfand in unserem Diamantengeschäft.

Für Männer wie uns gibt es einen psychologischen Stempel.

Uns fehlt es an Empathie und Schuldgefühlen.

Wir tun Dinge, um zu bekommen, was wir wollen, Dinge, die Blumen verwelken lassen.

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum21. Okt. 2021
ISBN9781643663067
Diamanten im Staub: Diamanten sind für die Ewigkeit, #1
Autor

Charmaine Pauls

Charmaine Pauls was born in Bloemfontein, South Africa. She obtained a degree in Communication at the University of Potchestroom, and followed a diverse career path in journalism, public relations, advertising, communications, photography, graphic design, and brand marketing. Her writing has always been an integral part of her professions.After relocating to Chile with her French husband, she fulfilled her passion to write creatively full-time. Charmaine has published ten novels since 2011, as well as several short stories and articles.When she is not writing, she likes to travel, read, and rescue cats. Charmaine currently lives in Montpellier with her husband and children. Their household is a linguistic mélange of Afrikaans, English, French and Spanish.

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    Buchvorschau

    Diamanten im Staub - Charmaine Pauls

    1

    Johannesburg, Südafrika


    Zoe

    Mein Blick ist auf den Bürgersteig gerichtet, damit ich nicht in den Hundekot trete, der die vier Blocks von meinem ausbeuterischen Job zu meiner Wohnung verschmutzt, aber ich bin an diesem herrlichen Sommernachmittag nicht wirklich anwesend. Meine Gedanken sind dort, wo sie normalerweise wohnen, sie denken sich fantastische Pläne aus, um dem Höllenloch, in dem ich lebe, zu entkommen. Träumen macht meine Existenz erträglicher. Träumen ist meine Flucht.

    In der Nähe des Flohmarktes ist die Luft dick und schwer mit dem Geruch von Kohle von den Kohlezuggleisen. Alles unter der Eisenbahnbrücke ist grau, bedeckt mit Schichten von Ruß und Smog. Ich schaue in den Himmel. Dort oben ist die Luft blau und klar, rein und unerreichbar.

    Mit einem Seufzer stelle ich mich am Obststand an und nutze die Wartezeit, um meine schmerzenden Muskeln zu dehnen. Mein Rücken tut weh, weil ich den ganzen Tag über eine Nähmaschine gebeugt war. In meinem Kopf zähle ich, wie weit die Münzen, die ich noch in meinem Portemonnaie habe, reichen werden. Das Monatsende ist immer am schlechtesten, aber dafür steht der Zahltag vor der Tür. Als ich an der Reihe bin, nehme ich eine Banane und zwei Tomaten.

    Ich schleppe mich todmüde die letzten zwei Blocks nach Hause. Ich bin begierig darauf, meinen leeren Magen zu füllen und ein warmes Bad zu nehmen. Dann werde ich mit meinem neuen Stapel Bücher aus der Bibliothek ins Bett fallen.

    Bei meinem Gebäude fluche ich leise. Die Eingangstür ist angelehnt. Das Schloss ist wieder kaputt, und es wird ewig dauern, bis es repariert ist. Der Vermieter pflegt das Gebäude nicht, deshalb ist die Fassade schwarz von jahrelangem Schmutz, und die Innenwände schimmeln von der permanenten Feuchtigkeit.

    Mit meinem auf den Boden gerichteten Blick, damit ich nicht auf eine der Katzen trete, die immer um Futter betteln, schiebe ich die Tür mit einer Schulter auf, da ich meine Tasche in der einen und meine Einkaufstasche in der anderen Hand halte. Der düstere Eingang ist ruhig, und seltsamerweise fehlen das Miauen und die pelzigen Körper, die sich sonst an meinen Beinen reiben.

    Meine Augen stellen sich noch immer von dem hellen Tageslicht auf das düstere Innere um. Der Lichtschalter ist seit Jahren kaputt. Ich runzele die Stirn und betrachte die Treppe in dem Lichtstreifen, der von außen hereinfällt, bevor die Tür knarrend zuschlägt und den Raum in Halbdunkelheit hüllt. Das schwache Glühen der einen Glühbirne auf dem oberen Treppenabsatz ist das einzige Licht, das die Bewohner davon abhält, nicht auf der Treppe zu stolpern.

    Ich bin gerade dabei, nach den Katzen zu rufen, als etwas von hinten in mich kracht. Mein Mund öffnet sich zu einem Schrei, aber kein Ton kommt heraus, da sich eine große Hand über meinen Mund legt und ein Arm die Luft aus meinem Bauch drückt, als er sich um meine Taille legt und mich von hinten hochhebt.

    Die Taschen fallen aus meinen Händen und landen auf dem Boden. Angst breitet sich in meiner Brust aus. In einer entfernten Ecke meines Verstandes bemerke ich die Tomaten, die zum Fuß der Treppe rollen, und ein logischer, losgelöster Teil von mir sorgt sich um das verdorbene Essen, während ich anfange, um mein Leben zu kämpfen. Ich drehe und winde mich. Mit den Armen an den Seiten gefesselt, kann ich nur treten. Ich versuche zu beißen, aber ich kann meine Lippen nicht auseinanderzwingen. Der Mund wird mir fest zugehalten. Es fühlt sich an, als ob mein Kiefer zu brechen droht. Ein Knopf an meiner Bluse springt von meinen Bemühungen auf. Er fällt mit einem Klirren auf den Boden und hüpft drei-, vier-, fünfmal, bevor er schließlich in irgendeiner Ecke still und leise kapituliert. Ein Geruch von Gewürzen und Zitrusfrüchten dringt in meine Nase ein … ein Männerparfum. Meine Sinne sind geschärft. In dem Leben, das vor meinen Augen vorbeizieht, scheint alles lauter und klarer zu sein.

    »Psst«, sagt eine Männerstimme an meinem Ohr und lässt meine Angst nur noch größer werden.

    Ich möchte meinen Kopf zur Seite drehen, um die Bedrohung einzuschätzen, aber ich kann meinen Hals nicht drehen. Zwei Männer manifestieren sich im Schatten. Einer hat lange, blonde Haare und der andere hat eine Glatze und einen Bart. Sie bewegen sich schnell. Der Blonde schnappt meine Taschen, während der Bärtige die Treppe hinaufgeht. Er schaut nach links und rechts, bevor er nickt.

    Auf das Signal hin folgt mein Entführer mit mir. Ich muss durch die Nase atmen, während er die Treppen zu meiner Etage hinaufsteigt. Damit wird der Geruch des Urins auf der Treppe und des Schimmels an den Wänden stärker. Er lässt mich würgen. Oder vielleicht liegt es daran, wie unsere Körper zusammengepresst werden, und was er mit mir vorhat.

    Der Blonde hat die Schlüssel aus meiner Tasche genommen und die Tür zu meiner Wohnung bereits geöffnet, als wir den Treppenabsatz erreichen. Ich schaue zur Tür meines Nachbarn und bete zu Gott, dass Bruce nicht mit seinen Kopfhörern auf seiner X-Box spielt, aber die Geräusche seines Lieblingsspiels sind zu hören, bevor der Fremde mich hineinträgt.

    Er lässt mich auf den Boden sinken und behält seine Hand auf meinem Mund. »Meine Männer werden gehen.« Seine Stimme ist tief, und sein Akzent stark. Die Art, wie er das R rollt, lässt die gefährlichen Worte sinnlich klingen. »Ich will dir nicht wehtun, Zoe, aber wenn du schreist, muss ich es tun. Verstanden?«

    Lieber Gott. Er kennt meinen Namen. Ich kneife die Augen zu, und meine Brust hebt sich mit jedem Atemzug. Woher kennt er meinen Namen?

    Er spricht leise an meinem Ohr. »Ich habe dir eine Frage gestellt.«

    Ich nicke angespannt. Welche Wahl habe ich?

    Er nimmt langsam die Hand weg. »Das ist besser.«

    In dem Moment, in dem er mich loslässt, drehe ich mich um und gehe zur Couch. »Ich habe kein Geld. Ich habe nichts Wertvolles.«

    Er lächelt. »Sehe ich aus, als müsste ich Geld stehlen?«

    Ich betrachte ihn. Sein Gesicht ist kantig mit scharfen Linien, und seine Nase ist leicht schief, als wäre sie schon oft gebrochen worden. Dickes, schwarzes Haar ist mit modischen Koteletten gestylt. Sein Hautton ist warm, aber seine Augen sind kalt, ihre Farbe ist das Grau eines bedeckten Himmels. Er ist kein schöner Mann, und die rissige Haut seiner Knöchel erzählt ihre eigene Geschichte.

    Ich schlucke und lasse meinen Blick über seinen Körper schweifen. Er ist größer und breiter als alle, die ich bisher gesehen habe. Seine Brust und Beine füllen jeden Zentimeter seines Anzugs aus. Es ist ein grauer Nadelstreifenanzug … dem Stoff nach zu urteilen aus reiner Wolle … aber es ist der perfekte Schnitt, der ihn besonders macht.

    Er schreit nach Geld und Macht. Nein, er wäre nicht hinter Geld her. Die Alternative lässt mich in kalten Schweiß ausbrechen.

    Er nähert sich mir, und sein Blick wandert zu meiner Brust. »Aber du hast etwas von Wert, was ich brauche.«

    Ich schaue nach unten. Meine Bluse steht an der Stelle offen, an der der Knopf abgerissen ist, und enthüllt meinen BH. Ich halte sie zusammen und frage mit zitternden Lippen: »Was?«

    Als er den beiden Männern zunickt, schaue ich zu ihnen hinüber. Der Blonde hat ein so hübsches Gesicht, dass er ein Model sein könnte. Er ist schlank und groß. Der mit dem Bart ist stämmiger und hat so schwarze Augen, dass die Pupillen in die Iris übergehen. Beide sind in dunkle Anzüge gekleidet und tragen Waffen.

    Der bärtige Mann durchsucht meine Tasche und packt den Overall, den ich auf der Arbeit benutze, mein Portemonnaie und meine Haarbürste auf den Tisch. Die Tasche mit meiner Banane liegt daneben. Er hat meine Tomaten aufgehoben, deren aufgeplatzte Haut durch das durchsichtige Plastik zu sehen ist. Als er mein Telefon findet, gibt er es dem Mann, der mich gepackt hat. Der Mann steckt es ein. Dann, genauso wie es der Mann versprochen hat, gehen die beiden anderen. Der Schlüssel klickt im Schloss. Ich bin mit dem Fremden eingeschlossen.

    Die Angst heizt mich von innen heraus auf, und mir wird schlecht. Sogar mein Hunger verschwindet. »Was willst du von mir?«

    Der Mann antwortet nicht. Sobald seine Komplizen weg sind, wendet er seine Aufmerksamkeit von mir ab, um meine Wohnung zu betrachten. Sein Blick wandert von der schäbigen Couch mit den kaputten Federn zu den gerahmten Fotos an der Wand und schließlich zu dem Gänseblümchen in der Vase auf dem Tisch. Seine Analyse ist invasiv. Ich weiß, was er sieht, aber ich weigere mich, mich für meine Armut zu schämen, vor allem vor einem Mann in einem teuren Anzug, der mich im Hausflur geschnappt hat.

    Er geht zu dem Gänseblümchen und berührt den Stiel. »Nettes Detail.«

    »Was?«

    »Die Blume.« Akribisch streicht er über jedes Blütenblatt. »Wo hast du sie her?«

    Was zum Teufel spielt das für eine Rolle? »Vom Bürgersteig.«

    Er schenkt mir ein zweifelndes Lächeln. »Du hast sie nicht aus dem Garten von jemandem genommen?«

    Trotz meiner Angst erblüht mein Zorn. »Nein, ich habe sie nicht gestohlen. Sie wächst wild.«

    Er reagiert nicht auf die schweigende Anklage. Er betrachtet mich nur weiterhin aufmerksam. Nach einem Moment fragt er: »Du hast sie nicht von deinem Freund bekommen?«

    »Nein.« Worauf will er mit seiner Fragerei hinaus? Warum sagt er mir nicht, was er eigentlich möchte?

    »Dann also kein Freund.«

    »Nein.« Ich beobachte ihn, wie er zur Wand geht, um die Fotos zu betrachten, und mein Herz klopft wie ein Pendel gegen meine Rippen.

    »Deine Familie?«

    »Ja.«

    Er zeigt auf den größten Jungen auf dem vergilbten Polaroidbild. »Wer ist das?«

    »Warum interessiert dich das?«

    Er schaut mich mit einer leisen Warnung in den Augen an. Er braucht seine ausländisch klingenden Worte nicht, um mir Angst einzuflößen.

    »Das ist Ian«, sage ich widerwillig, »mein ältester Bruder.«

    »Die anderen?«

    »Neben ihm ist Leon, dann Damian und ich.«

    Er lehnt sich näher heran und studiert das Mädchen mit den Zöpfen und dem zu kurzen Kleid. »Du warst süß. Wie alt warst du?«

    Ich umklammere meine Bluse fester. »Zehn.«

    Er bewegt sich auf Mom und Dad zu. »Das sind deine Eltern?«

    »Das waren meine Eltern.«

    »Mein herzliches Beileid.«

    Er nimmt das Buch über Venedig von der Couch und dreht den Einband um. Ich will nicht, dass er es anfasst. Ich will nicht, dass dieser Mann, der sich in meine Privatsphäre gestohlen hat, auch in meine Träume eindringt. Meine Träume sind meine Träume. Sie sind privat, aber ich kann ihn nicht aufhalten, als sein Blick über das Inhaltsverzeichnis und den Bibliotheksstempel schweift, bevor er es wieder auf die Couch fallen lässt und das Buch auf dem Couchtisch öffnet. Es ist auch aus der Bibliothek ausgeliehen, zum gleichen Thema, genau wie das Buch neben dem Bad und das auf meinem Nachttisch. Als er mit der Inspektion fertig ist, geht er zum Bücherregal und neigt den Kopf, um die Titel zu lesen. Regal für Regal geht er sie durch.

    Er verliert das Interesse an den Büchern und macht sich auf den Weg in die Küche. Er bleibt im Türrahmen stehen und begutachtet das Regal mit den zwei angeschlagenen Gläsern und einem verbeulten Topf, die einzigen geerbten Gegenstände, die noch nicht zerbrochen oder verrostet sind. Seine Aufmerksamkeit richtet sich auf die Geranie auf dem Fensterbrett. Die kräftige, grüne Pflanze ist mein Stolz und meine Hoffnung. Ich fand sie im Müll und konnte sie retten. Wer auch immer sie weggeworfen hat, muss gedacht haben, sie sei tot, aber es war immer noch ein winziges bisschen Grün im Stiel. Sie war trocken und vernachlässigt, und sie tat mir leid. Die Tatsache, dass sie kämpfte und überlebte, um zu blühen und zu gedeihen, ist eine Erinnerung an mich selbst, niemals aufzugeben.

    Er schaut auf das dunklere Quadrat auf dem Linoleumboden, wo früher der Kühlschrank stand. Ich habe ihn längst verkauft, nachdem ich die Miete nicht mehr bezahlen konnte, genau wie die restlichen Möbel und alles andere, was ein paar Dollar wert war. Ohne Lebensmittel brauche ich keinen Kühlschrank. Vor ein paar Minuten war mein größtes Problem, wo das morgige Abendessen herkommen soll. Ich hätte nie gedacht, dass mein Leben schlimmer werden könnte.

    Plötzlich müde, umarme ich mich selbst. »Sag mir doch einfach, warum du hier bist, und dann lass mich in Ruhe.«

    Er reagiert nicht. Er starrt auf das Lebensmittelregal. Statt einer Tür ist es mit einem Vorhang bedeckt, den ich offen gelassen habe, wodurch das fast leere Glas mit Erdnussbutter und die Brotkruste zu sehen sind.

    »Ich nehme an, eine Vorstellung ist angebracht«, sagt er, als er sich schließlich zu mir umdreht. »Da ich deinen Namen schon kenne, scheint es nur fair zu sein.«

    »Ich will deinen Namen nicht wissen«, platze ich damit heraus. Je weniger ich weiß, desto besser sind meine Überlebenschancen.

    Er streckt eine Hand aus. »Maxime Belshaw.«

    Mein Zittern wird schlimmer. Es sieht nicht gut für mich aus. Als ich mich nicht rühre, kommt er zu mir, ergreift meine Finger und drückt seine Lippen auf meine Knöchel. Die Geste wirkt eher spöttisch als ritterlich, und ich reiße meine Hand von seiner Berührung weg.

    »Jetzt, da wir uns kennen, Zo, werden wir ein Gespräch führen.«

    »Nenn mich nicht so.« Nur Leute, mit denen ich befreundet bin, nennen mich Zo.

    Er runzelt die Stirn. »Nennen dich deine Freunde nicht so?«

    Die Tatsache, dass er es weiß, ist beunruhigend. »Genau. Sie sind Freunde

    Anstatt verärgert wirkt er eher amüsiert. »In Ordnung, dann Zoe. Deine älteren Brüder, sie haben die Stadt vor langer Zeit verlassen. Habe ich recht?«

    »Wenn es hier um Ian oder Leon geht, habe ich nichts mehr von ihnen gehört, seit sie gegangen sind.«

    »Nein.« Langsam streckt er seine Hand aus und zieht einen Daumen an meinem Kiefer entlang. »Hier geht es nicht um sie.«

    Die Sanftheit der Berührung erwischt mich unvorbereitet. Ich muss mich nach hinten beugen, um den seltsamen Liebkosungen zu entgehen, weil meine Waden gegen die Couch gedrückt werden.

    »Es geht dabei um Damian«, sagt er.

    Als er seine Hand sinken lässt, richte ich mich auf und versuche, seinem Blick standzuhalten, ohne ihn die Angst in meinen Augen sehen zu lassen.

    »So wird unser Gespräch funktionieren«, sagt er. »Ich werde dir ein paar Fragen stellen, und du wirst sie beantworten.«

    »Niemals.«

    Ich verpfeife Damian nicht. Von all den Leuten in unserer dysfunktionalen Familie ist er der einzige, der sich um mich gekümmert hat. Damian ist nur fünf Jahre älter als ich, aber er hat mich im Alleingang aufgezogen. Er hat auf mich aufgepasst, als es sonst niemand tat. Er hat genug gelitten. Er verdiente keines der schrecklichen Dinge, die er erlebt hat.

    Maxime schaut mich an. »Du bist härter, als ich erwartet habe. Die Armen geben gewöhnlich leicht nach.«

    Meine Wut lässt mich vergessen, Angst zu haben. »Fick dich.«

    »Habe ich einen wunden Punkt getroffen?«

    »Fahr zur Hölle«, zische ich.

    »Gut. Wir spielen es auf deine Art.« Er nimmt sein Handy aus seiner Tasche und wischt über den Bildschirm.

    Mein Herz pocht so wütend, dass ich jeden Schlag in meinen Schläfen spüre. Er lehnt das Telefon gegen das Buch, mit dem Bildschirm zu mir gedreht, auf den Couchtisch. Ein Videoanruf baut sich auf. Die Video- und Audiofunktionen auf seiner Seite sind deaktiviert. Mit wem auch immer er sich verbindet, derjenige kann uns weder sehen noch hören.

    Eine Sekunde später füllt ein Bild den Bildschirm aus. Ich erstarre. Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Maximes Kumpane sind nebenan mit Bruce, und mein Nachbar ist an einen Stuhl gefesselt.

    »Bruce!« Ich springe zum Telefon, aber Maxime packt mich leicht und hält mich an den Armen fest. Ich wehre mich in seinem Griff, aber ich bin seiner Stärke nicht gewachsen. »Was macht ihr mit ihm?«

    »Ruhig«, sagt Maxime.

    Ich versuche, ihn zu treten, aber er hält mich mühelos zurück.

    »Warum tust du das?«, schreie ich und kämpfe darum, mich zu befreien, während seine Finger sich noch fester in mein Fleisch graben.

    Der glatzköpfige Bastard zieht seinen Arm zurück und schlägt seine Faust in Bruces Gesicht. Der Stuhl kippt um, und Bruce landet auf dem Rücken.

    »Nein!« Ich schiebe mich nach vorne, versuche das Telefon zu erreichen, aber Maxime hält mich fest.

    Der Wächter hebt den Stuhl auf. Bruce spuckt Blut, und seine Augen füllen sich mit Gift, als er seinen Angreifer anstarrt. Der Bastard schlägt ihn erneut, diesmal mit einem Schlag auf den Kiefer, der sein Gesicht seitwärts fliegen lässt.

    »Hört auf«, schreie ich. »Lasst ihn in Ruhe.«

    Bruce stöhnt, als die Fäuste auf seinen Bauch und seine Rippen schlagen. Ein bösartiger Schlag lässt seine Augenbraue aufplatzen. Ich kann nicht mehr hinsehen. Meine Beine geben nach. Schluchzend falle ich auf die Knie. Maximes Griff bewegt sich zu meinem Haar. Seine Finger umfassen den Dutt, den ich immer bei der Arbeit trage. Er zieht meinen Kopf zurück und zwingt mich, ihm in die Augen zu schauen.

    »Bist du jetzt bereit, ein Gespräch zu führen?«

    »Bitte, hör auf«, sage ich durch meine Tränen. »Ich werde dir sagen, was du wissen willst.«

    Er nimmt das Telefon in die Hand, streicht mit dem Finger über den Bildschirm und sagt: »Legt eine Pause ein.«

    Nachdem er das Telefon weggesteckt hat, nimmt er meine Ellenbogen, um mir auf die Füße zu helfen. Beinahe sanft wischt er mir die Tränen von den Wangen. »Es muss nicht so sein. Es kann so einfach oder schwierig sein, wie du es machst.« Er drückt mich auf die Couch.

    Zähneklappernd schiebe ich mich in die Ecke, so weit weg von ihm, wie ich kann.

    »Bleib da«, sagt er.

    Er geht in die Küche. Die Rohre knarren, als er den Wasserhahn öffnet. Einen Augenblick später kommt er mit einem Glas Wasser zurück, das er mir in die Hand drückt.

    »Trink«, sagt er.

    Ich nehme wie ferngesteuert einen Schluck, auch wenn ich nicht durstig bin.

    Er setzt sich so dicht neben mich, dass sich unsere Körper berühren. »Lass uns diese kleine Unterhaltung führen. Damian und du, steht ihr euch nahe?«

    Ich nicke, unfähig, die Tränen zurückzuhalten, die mir über die Wangen laufen.

    »Pst.« Er schiebt seine Finger in mein Haar und massiert meine Kopfhaut. Eine Nadel löst sich und fällt mir in den Schoß. »Besuchst du ihn im Gefängnis?«

    Ich schüttele den Kopf.

    »Benutze deine Stimme, Zoe.«

    Das Wort kommt krächzend heraus. »Nein.«

    »Gut. Das machst du gut.« Er wickelt eine Haarsträhne, die aus meinem Dutt befreit wurde, um seinen Finger. »Warum nicht?«

    »Er will nicht, dass ich ihn besuche.«

    »Warum nicht?«

    »Er will nicht, dass ich in der Nähe der Leute bin, die dort mit ihm ihre Zeit absitzen. Er sagt, sie sind gefährlich, und sie werden nicht zögern, mich gegen ihn zu benutzen.«

    Es ist hart, im Inneren zu überleben. Damian sagt mir nicht, was passiert, aber eine meiner Freundinnen ist mit einem Aufseher ausgegangen, und von den Geschichten, die sie mir erzählt hat, habe ich Alpträume bekommen.

    »Ein weiser Kerl.« Er nimmt mir das Glas ab und stellt es auf den Kaffeetisch. »Ein Gefängnis voller harter, skrupelloser Männer ist definitiv kein Ort für eine schöne, junge Frau.«

    »Damian ist unschuldig.« Ich schaue in Maximes kühlen Blick. »Dieses Urteil hat er nicht verdient. Was immer du denkst, was er getan hat, er hat es nicht getan.«

    »Wie kannst du dir da so sicher sein?«

    »Er hat es mir gesagt. Ich glaube ihm. Ich kenne Damian. Er hat den Diamanten nicht gestohlen. Jemand hat ihn reingelegt.«

    »Wie haltet ihr Kontakt? Telefonisch?«

    »Er sagt, die Telefone sind verwanzt. Ich schreibe ihm.«

    Er zieht eine Braue hoch. »Briefe werden nicht überwacht?«

    »Damian kennt die Aufseher, die für das Lesen der Briefe zuständig sind. Sie sind sicher. Außerdem gebe ich keine persönlichen Informationen weiter.«

    »Worüber schreibst du dann?«

    »Meine Arbeit.« Ich zucke mit den Schultern. »Alltag.«

    »Du meinst deinen Mangel an einem Leben.«

    Meine Wangen erwärmen sich vor noch mehr hilfloser Wut. »Du bist ein Arschloch.«

    »Wenn ihr euch so nahesteht, warum kümmert er sich dann nicht um seine kleine Schwester?«

    Ich starre ihn wütend an. »Wie soll er das von einer Gefängniszelle aus machen? Außerdem bin ich in der Lage, auf mich selbst aufzupassen.«

    Er wirft einen Blick durch den Raum. »Das merke ich.«

    »Die Zeiten sind für alle hart.« Während ein Blick über seinen teuren Anzug wandert, füge ich hinzu: »Nun, nicht für jeden. Für Verbrecher scheint es bestens zu laufen.«

    »Sei nicht so defensiv, und es wäre klug, wenn du bei mir auf deinen Tonfall achten würdest. Muss ich dich an die Konsequenzen von schlechtem Verhalten erinnern?«

    Tränen ersticken mich, als ich an Bruce denke. Meine Antwort ist bitter. »Nein.«

    »Hat Damian seine Pläne für die Zeit nach seiner Entlassung erwähnt?«

    »Er hat noch sechs der zehn Jahre Haft vor sich.« Mein Herz schmerzt, als ich das sage. »Welche Pläne kann er da machen?«

    »Hat er dir nie etwas über den Erwerb einer Mine erzählt?«

    »Machst du Witze? Eine Mine muss Millionen kosten.«

    »Milliarden.« Fast geistesabwesend reibt er die verirrte Strähne meines Haares zwischen seinen Fingern. »Hat Damian dir erzählt, wie er im Gefängnis zu Geld kommt?«

    »Nein.« Unbehagen macht sich in meinem Bauch breit. »Warum? In was ist er verwickelt?«

    Er lässt mein Haar fallen. »Nichts. Ich wollte es nur wissen. Hast du einen seiner Mitgefangenen getroffen?«

    »Ich habe es dir gesagt, dass er das nicht will.«

    »Sagt dir der Name Zane da Costa

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