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Und morgen ist ein neuer Tag...: Als der Wahnsinn die Kontrolle übernahm.
Und morgen ist ein neuer Tag...: Als der Wahnsinn die Kontrolle übernahm.
Und morgen ist ein neuer Tag...: Als der Wahnsinn die Kontrolle übernahm.
eBook482 Seiten6 Stunden

Und morgen ist ein neuer Tag...: Als der Wahnsinn die Kontrolle übernahm.

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Über dieses E-Book

Hinter vielen Türen spielen sich Dinge ab, von denen viele nichts wissen und vielleicht auch nichts wissen wollen.
Die Gesellschaft schaut dort weg, wo eigentlich Hilfe benötigt wird.
Andere Menschen widerrum nutzen ihre Position aus, um sich zu profilieren.

Besonders junge Menschen, brauchen Vorbilder.
Manche möchten Polizist werden, andere zur Feuerwehr...
Doch wie viel vertrauen setzt man in die Menschheit, wenn genau die Menschen einem die Freiheit und Schutz nehmen wollen, die dafür sorgen sollten, dass sie besteht.

Wir leben in einer Gesellschaft, in der Menschlichkeit, oft ein Fremdwort ist.
SpracheDeutsch
HerausgeberTWENTYSIX
Erscheinungsdatum5. Jan. 2021
ISBN9783740797478
Und morgen ist ein neuer Tag...: Als der Wahnsinn die Kontrolle übernahm.
Autor

Line Porschen

Line ist am 26.11.1988 in Köln geboren und im Rhein-Erft-Kreis aufgewachsen. Eines Tages entschloss sie sich, ihr Leben aufzuschreiben, doch der Grund weshalb sie anfing zu schreiben, war einst ein (Tage)- Buch als Nachlass zu hinterlassen...

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    Buchvorschau

    Und morgen ist ein neuer Tag... - Line Porschen

    „Und morgen ist ein neuer Tag..."

    erschienen 11-2020 - 2. Auflage

    Alle Rechte vorbehalten

    Text, Umschlag, Layout: Line Porschen

    Schrift: Jessica Schlangen

    „Alle im Buch vorkommenden Namen und einzelne Einrichtungen oder

    Ortsnamen wurden von der Autorin geändert.

    Dokumente die eingebunden sind stehen unter Paragraph der dem

    öffentlichen Interesse gleicht und nicht mit der Privatsphäre

    gleichzusetzen ist, es sei denn, Personen würden persönlich mit

    schlechter Nachrede oder Beleidigungen erwähnt werden."

    Über die Autorin:

    Line Porschen (Pseudonym) wurde am 26.11.1988 in Köln geboren. Eines Tages entschloss sie sich, ihr Leben aufzuschreiben, doch der Grund weshalb sie anfing zu schreiben, war einst ein (Tage)- Buch als Nachlass zu hinterlassen...

    Sie war nie eine große Schreiberin, aber man erkennt ihren starken Willen und das ist ihr wortwörtlich als Überlebensgabe anzusehen. Heute lebt sie mit ihrem Sohn (*13.03.2010) wieder in ihrem Heimatort.

    Gewidmet allen Sozial-benachteiligten in unserer Gesellschaft,

    jetzigen und ehemaligen Heimkindern bzw.

    (ehemaligen) Patienten der Psychiatrie.

    Inhaltsangabe

    Prolog

    Kerpen (Texas) - Ein Viertel, in dem man stark sein muss

    Ein neuer Lebensabschnitt - Die Freiheit nehme ich mir

    Ein Satz verändert mein Leben - Was mache ich jetzt bloß?

    Heimkind - Freier als ich jetzt bin, gibt es nicht

    Endlich 14 - Erwachsenwerden ist kein Zuckerschlecken

    Familie & Freunde – Die erste „ernste" Beziehung

    Mein Absturz - Wer holt mich endlich hier raus

    Meine erste Wohnung – Ein Labyrinth des Schicksals

    Ein „kleines Wunder – Mein „größtes Glück

    Epilog

    Persönliche Widmungen an die Autorin

    Prolog

    Liebe/r Leser/in,

    mein Name ist Line‘ (*1988 in Köln) ich bin heute 32 Jahre alt und lebe in einer schön eingerichteten Wohnung.

    Eigentlich, wenn man mich so ansieht, fehlt es mir an nichts.

    Normal für Normale oder manch einmal für einige Menschen und auch für mich ein großer Aufstieg.

    Ich habe in meinen jungen Jahren schon einiges erlebt, sehr viel Aufregendes, aber auch Leid war dabei.

    Und was sich manch anderer in normalen Verhältnissen nicht leistet oder nicht erreichen konnte, habe ich in schwierigen Situationen mit sehr viel Ehrgeiz, Dickköpfigkeit aber auch mit viel Kraft erreichen können.

    Während meiner Schulzeit hab ich es zwar nicht einmal zu einem Schulabschluss geschafft, warum, das könnt ihr in diesem Buch nachlesen.

    Dies sind Dinge die muss man in Kauf nehmen, immer mal wieder, aber mein Weg war ein anderer, den ich zu gehen hatte.

    Ich Danke meiner Familie, ich habe euch vieles zu verdanken, wenn ich euch nicht gehabt hätte wüsste ich nicht, wo ich ohne eure Hilfe heute wäre.

    Das Leben ist zudem auch unberechenbar, und das Faszinierende an dem Ganzen ist, finde ich, was ein menschlicher Körper alles leisten und verkraften kann!

    Man war, als ich 19 Jahre jung war, der Meinung, ich könne mich nicht um mich selbst sorgen und sollte mit 19 Jahren, sechs Wochen auf einer geschlossenen Station untergebracht werden.

    Ich weiß was ich will, ich weiß was ich mit meinen Augen gesehen habe und ich weiß wo ich einmal in meinem Leben ankommen möchte und dazu brauche ich nicht noch mehr Menschen, die mir Steine in den Weg legen wollen.

    Es ist nicht alles einfach im Leben, gerade für einen heranwachsenden Jugendlichen ist es wichtig, Zuspruch, Anerkennung und den richtigen Rückhalt in der Gesellschaft zu bekommen.

    Doch nicht jedem Kind ist dies gewährleistet und – Ich bin eins dieser Kinder gewesen.

    Ich habe in mehr als fünf Heimen gelebt und darunter ca. acht Weiterführende-Schulen besucht.

    Meine Träume die ich erreichen wollte, ließen mich aussteigen aus diesem Leben, geprägt von Chaos und Missgunst, und haben mich zu diesem Menschen gemacht, der ich heute bin… auch wenn die Erinnerungen mich jeden Tag noch weiter begleiten… lebe ich.

    Und bitte nehmt mir meine Schreibweise noch die

    Grammatik/Rechtschreibfehler nicht übel. Ich war nie eine große Schreiberin, eher im Gegenteil.

    Ich werde versuchen zu jedem Zeitpunkt aus der „1. Person" zu erzählen, wie eine 12 jährige dachte/sprach und auch eine 15 bis 19 jährige.

    Alles was hier geschildert wird, beruht auf wahre Begebenheiten, kleine Einzelheiten mögen sich verschieben, weichen aber nicht vom Zeitablauf ab. Meine Recherche ist Bestand aus Erinnerungen und einiges an Berichten und Gutachten, die als ein einziges Ganzes zusammengestellt werden konnten.

    Was genau ich erlebt habe, das erzähle ich auf den nächsten Seiten, aber dann fangen wir ganz von vorne an und hoffe, dass sich mein Charakter dahinter „offen" zeigen und erkennen lässt, vom läppischen Leichtsinn, bis hin zu liebevollen Sehnsüchten.

    Kerpen (Texas) - Ein Viertel, in dem man stark sein muss

    0-10 Jahre (1988 – 1998)

    Es ist ätzend hier, schon wieder stinkt es im Hausflur und eine dicke Türkin mit Kopftuch kommt auf mich zu und steigt mit in den Aufzug ein.

    Es ist so eng hier drin, dass ich gegen ihre Brüste gedrückt werde.

    Durch die Hitze bekomme ich kaum Luft und sie riecht auch noch so komisch.

    Endlich, der Aufzug kommt zum Stehen.

    Ich quetsche mich an ihr vorbei und laufe raus.

    Es tritt gerade die Dämmerung ein und auf dem Hof sind lauter türkische Kinder.

    Wir wohnen mit nur vier deutschen Familien hier in dieser Gegend. Es sind alles Türken bis auf ein paar andere Ausländer. Das macht es uns Deutschen nicht gerade leicht.

    Hier gibt es fünf Hochhäuser, die bis zum siebten Stockwerk reichen und leider von einer Kakerlaken-Plage besiedelt ist.

    Es wäre ja nicht so schlimm, wenn man es nicht noch jeden Tag mit der Angst zu tun hätte.

    Ich bin zehn Jahre alt, manche dieser türkischen Kinder sind fünf Jahre älter als ich.

    Kaum stehe ich mitten im Hof, fahren schon wieder diese älteren Kinder mit den Fahrrädern um mich herum.

    Seit ich auf dieser Welt bin ist das mein Alltag.

    Es interessiert mich meist zuerst nicht und ich denke mir nur, dass sie sich verziehen sollen und verdränge meine Angst. Dann kriege ich den ersten Tritt ab oder werde angespuckt oder auch beides.

    Ich fühle mich dadurch sehr erniedrigt und hilflos, wenn sie so etwas tun. Sie tun es aber immer wieder, wenn man an ihnen vorbei geht.

    Aber Warum?

    Diese Frage stelle ich mir leider immer wieder.

    Ich gehe weiter, tue so als wenn mich das gar nicht stört.

    Ich wische mir währenddessen, so unauffällig wie möglich, ihre Spucke von meinem Arm und Gesicht, damit sie nicht meinen, mich getroffen zu haben.

    >Ich fühle mich so stärker, wenn sie denken, dass sie zu dumm wären mich zu treffen.<

    Ich gehe zügig weiter und fange hinter der Schranke an zu laufen. Ich wollte nur kurz zum Lotto-Toto, um mir für 10 Pfennig neue Power Ranger Sticker zu kaufen.

    Den ganzen restlichen Weg über werde ich zum Glück in Ruhe gelassen. Nur die älteren Jugendlichen schauen mich an, aber ich kann in der Nähe von denen, problemlos meine Sticker kaufen und wieder nach Hause gehen.

    Als ich zurück über den Hof gehe, ist er wie leergefegt.

    Ich beeile mich, steige in den Aufzug und drücke auf das Stockwerk 7. Oben angekommen, klopfe ich an unsere Türe.

    Ich hörte schon vom Flur aus, dass es Streit zu Hause gibt.

    Sofort stecke ich meine Sticker in die Hosentasche, damit nichts dran kommt.

    Kaum stehe ich im Flur, schreit Mama mich an, wo ich denn herkomme.

    Ich starre sie an und weiß nicht was ich sagen soll.

    Ich will in mein Zimmer gehen, wobei sie mich aufhält und mich anschreit, ich solle meine Schuhe sofort ausziehen und meine Zähne putzen und dann direkt ins Bett.

    Ich habe Angst, ziehe mich um und gehe ins Bad.

    Ich will gerade meine Zahnbürste nehmen, da meckert sie schon wieder, doch jetzt nicht mit mir, sondern mit meinen zwei jüngeren Schwestern.

    Ich sehe den Beiden an, dass sie es nicht verstehen und sich fragen, warum Mama aus heiterem Himmel plötzlich so böse ist.

    Ich stehe gerade im Türrahmen vom Bad, als Mama mich ansieht, ruckartig ihre Hand hebt und in mein Gesicht schlägt.

    Sofort fängt meine Nase an zu bluten.

    Sie starrt mich an und sagt:

    „Wisch dir mal das Zeug aus dem Gesicht."

    Ich sage nichts.

    Ich hoffe nur, dass es ihr im selben Moment leid tut und sie mich in den Arm nimmt.

    Doch das tut sie nicht.

    Ich wasche mein Gesicht, putze mir die Zähne und bin froh, als ich endlich in meinem Bett liege.

    Manchmal ist Mama so böse und schreit herum, obwohl wir nichts falsch gemacht haben. Ich kuschele mich unter meine Decke und schlafe ein.

    Am nächsten Morgen ist, als wäre gestern nichts gewesen.

    Das erleichtert, weil ich jetzt keine Angst haben muss. Eigentlich ist Mama überhaupt nicht so, nur manchmal eben. Doch ob es ihr leid tut, was sie gestern getan hat, das frage ich mich die ganze Zeit immer wieder.

    Heute ist Sonntag und meine drei Schwestern spielen in ihren Zimmern. Sophie, die Älteste von uns vieren, fragt uns, ob wir Lust haben Verstecken zu spielen. Und wir stimmen natürlich gleich alle zu.

    Sophie fängt laut zu zählen an und wir verstecken uns.

    Michelle und Emily hocken sich beide zusammen hinter die Gardinen im Wohnzimmer und ich mich hinter die Couch.

    Die zwei Kleinen sind Zwillinge und verhalten sich oft gleich, obwohl sie zweieiige sind. Sie sehen auch verschieden aus, eine ist blond und die andere ist dunkelbraun. Es würde zwar mehr Spaß machen, wenn sie sich jede einzeln verstecken würde, aber das wollen sie meistens nicht.

    Schnell wird aus den Versteckspielen ein Fangenspiel.

    Wir laufen durch die Wohnung, sind sehr aufgedreht, toben herum und lachen.

    Es ist jetzt Mittag und Mama hat auch das Essen fertig.

    Wir müssen noch während wir essen weiter herum gackern.

    Bis Mama uns den Vorschlag macht, dass wir uns mal zusammenreißen, in Ruhe zu Ende essen und dann lieber ein Gesellschaftsspiel zusammen spielen.

    Und da wir das gemeinsame Spielen am Tisch alle mögen, ist auch schnell Ruhe am Tisch.

    Nach dem Essen bringt Mama die Teller in die Küche und holt das Spiel auf den Tisch. Während wir alles bereit legen, bringt Mama uns noch was zu Trinken.

    Mama dimmt das Licht und wir setzen uns gemeinsam an die Essecke.

    Den ganzen Abend haben wir einen Riesenspaß, wir spielen ein Brettspiel mit Ariel der Meerjungfrau.

    Manchmal, wenn wir spielen, gibt es auch mal Streit, erst recht wenn man ein schlechter Verlierer ist. Zum Beispiel wie ich.

    Ich habe schon öfters die Spielfiguren vom Spielbrett geworfen und gesagt: „ Ich spiele nicht mehr mit!" und habe mich trotzig mit verschränkten Armen von ihnen abgewendet.

    Aber an diesem Abend war es schön.

    Ich wollte gar nicht mehr aufhören zu spielen.

    Wir spielen so lange, bis Mama auf die Uhr schaut und selbst überrascht scheint, wie spät es schon ist.

    Also fangen wir an, alles zusammen zu räumen und uns bettfertig zu machen, da wir morgen wieder früh aufstehen müssen.

    Als ich im Bett liege und an gestern denke, kann ich Mama gar nicht mehr böse sein. Ich weiß, dass sie uns lieb hat, sie hat das gestern nicht gewollt.

    Dann kuschele ich mich in meine Decke ein und mache die Augen zu.

    Morgens machen wir uns alle fertig; als ich in der Schule ankomme, merkt man, dass die Tage so langsam ziemlich angespannt sind.

    In zwei Wochen beginnen die Sommerferien. Ich frage mich wie es weiterhin gehen wird.

    Man merkt, dass Manche sich freuen, Manchen ist es egal und Andere wiederum wollen nicht, dass die Zeit jetzt vorbei ist: Unsere vier Jahre sind hier zu Ende, ich soll die Realschule besuchen wie meine Schwester Sophie.

    Die ganzen Erinnerungen an diese Zeit sind mir eigentlich ziemlich egal. Ich weiß manchmal gar nicht, wofür ich überhaupt zu Schule gehe. Ich mache den Unterricht zwar mit, ich versuche mich auch anzustrengen, aber einen richtigen Anschluss fand ich irgendwie nie.

    Stefania (11 Jahre) ist meine einzige gute Freundin hier. Mit ihr verbringe ich viel Zeit nach der Schule.

    In der Kaufhalle arbeitet ihre Mutter und wir haben einmal VIP Karten bekommen, um mit der Band Liquido reden zu können.

    Es war echt aufregend, da es die erste Band war, die ich je gesehen habe.

    Seit ich Stefania kenne, lerne ich auch was aus mir zu machen, Mode und erwachsen werden.

    Sie kam leider erst im letzten Schuljahr zu uns in die Klasse. Sie ist ziemlich reif für ihr Alter, aber ihre Eltern mögen es nicht, dass sie sich so benimmt.

    Schminken, Schlaghosen und Dekolleté, sie zeigt eben in ihren jungen Jahren schon was sie hat. In der Klasse ist sie bei den Jungs ziemlich beliebt.

    Bei ihr zuhause gab es deswegen schon öfters Streit.

    Wir sollen demnächst eigentlich zusammen auf die Realschule, aber heute nach der Schule muss ich leider etwas anderes erfahren…

    Als wir nach Unterrichtsschluss zusammen nach Hause gehen, tippt sie mich an und will mir was sagen.

    Sie schaut mich irgendwie traurig und gleichzeitig ziemlich sauer an und erzählt mir, dass sie wegziehen wird und wir auch nicht mehr zusammen zur Schule gehen werden.

    Dann regt sie sich auf, flucht über die Situation und ihre Eltern.

    Ich weiß, dass sie schon oft umgezogen sind und Steffi das nicht mehr will. Sie kann dadurch irgendwie nie richtig Fuß fassen.

    Ich verstehe sie, aber ich wünschte, ich hätte solche Eltern wie sie. Sie sind ziemlich offen für alles und scheinen alles im Griff zu haben und leicht chaotisch sind sie auch, aber dafür cool.

    Ich sage ihr daraufhin, dass ich sie besuchen werde und wir trotzdem Freunde bleiben.

    Während der letzten Tage der Schulzeit verfliegt die Zeit wie im Flug. Es ist ziemlich warm draußen und das Wetter ist wunderschön.

    Frau Coch unsere Klassenlehrerin hat vor mit uns, einen Tanz aufzuführen. Nach ihrem Idol Cher - und wir sollen auf dem Lied Believe tanzen.

    Wir haben kaum Unterricht, verbringen die meiste Zeit in der Turnhalle und üben die Schritte.

    Es ist ziemlich anstrengend und in der Turnhalle gibt es keine Klimaanlage und wir gehen fast alle 30 Minuten raus und machen eine kleine Pause.

    Wir alle genießen es in dieser Zeit keinen Unterricht zu haben. Wir haben Spaß und turteln oft herum.

    Gerade Steffi, sie macht gerne auf sich aufmerksam und wegen der Hitze in der Turnhalle sind wir nur leicht bekleidet. Was das Ganze natürlich noch aufregend macht, bis Frau Coch uns ermahnen muss, weil wir zu oft raus gehen.

    Die Schritte sitzen langsam, trotz glühender Hitze und unserer gegenseitigen Ablenkung.

    Unsere Lehrerin ist ziemlich stolz auf uns, dass wir den Tanz so schnell und gut hin bekommen.

    In der Schule wird es immer lockerer und gemischte Gefühle tauchen langsam auf, ganz das Gegenteil zu dem, was sich bei mir zu Hause in unserer Gegend abspielt.

    Ständig diese Drohungen und Provokationen der Türken. Geschreie von Kindern, Gebrülle aus der Nachbarwohnung, das ist nicht wirklich schön. Es ist ständig das Gleiche.

    Als ein kleiner Junge vor Jahren von einem Balkon zwei Eisenstangen runter warf und sie zwischen die Gehfrei‘s meiner kleinen Schwestern fielen, war das ein Moment, den meine Mama nie vergessen wird. Sie sagt bis heute, wenn sie dieses Kind in die Finger bekommen hätte, sie wüsste nicht, was sie gemacht hätte, es sei schon gut gewesen, dass er nicht vor ihr stand.

    Oder als ich von einem türkischen Obsthändler mit der Eisenstange geschlagen wurde, die normalerweise zum Ausfahren seiner Dächer gedacht war.

    Nur weil alle Kinder aus unserem Viertel auf seinen Paletten herum getollt sind und ich mitten drin hing.

    Mama hat nachher auf die Anzeige verzichtet, weil der Typ ihr irgendwie leid tat, weshalb auch immer.

    Doch der Polizist hatte kein Mitleid und brachte es dann selbst zur Anzeige. Seine Bude stand nach wenigen Wochen auch nicht mehr da.

    Und dann ist da noch der Missbrauch mit Bibi und diesem Türken gewesen.

    Ich weiß noch, dass wir auf dem Spielplatz waren und sich so ein türkischer Junge uns näherte. Er wank uns zu sich, obwohl er um einiges älter war als wir.

    Bibi sagte daraufhin zu mir, sie würde ihn schon länger kennen.

    Als wir dann vor ihm standen, meinte er in gebrochenem Deutsch: „ Wo wir hin gehen? Da hinten?", und zeigt mit dem Finger hinter das Nachbarhochhaus in Richtung Feld.

    Er grinste mich an, als erwarte er irgendwas von mir.

    Er war schlank, aber nicht wirklich groß, im Gegensatz zu seinem Oberkörper gab er ein ziemlich mickriges Gesamtbild ab.

    Er hatte ein ausgewaschenes Hemd an, das sicherlich auch noch stank. Viele Türken, die so aussehen wie der, die stinken oft.

    Er hat einen Stoppelbart, als hätte er seine gekräuselten Beinhaare im Gesicht.

    Ich ging mit, war aber auch verunsichert. Ich fragte mich die ganze Zeit, was der wohl von ihr will.

    Als wir am Spielplatz vorbei waren, hinter den Hochhäusern am Fluss, bekam ich etwas Angst. Bibi ging zu ihm hin.

    Er nahm sie und stellt sie vor die Wand.

    Sie hatte an diesem Tag ihren weißen Rock mit babyblauen Pünktchen angehabt.

    Ich sah nur noch, dass er ihr den Rock hochschob, ihre Unterhose auszog und selbst seine Hose bis auf Kniehöhe fallen ließ. Dann hob er sie hoch und drückte sie gegen die Wand.

    Ich wäre am liebsten weggelaufen, aber ich wollte Bibi mit dem Typen nicht alleine lassen.

    Es war beängstigend dies mit anzusehen, aber das Schlimmste war, dass Bibi es gar nicht so schlimm fand. Sie erzählte mir später sie macht es sogar öfter.

    Er ist aber doch 16 Jahre alt und sie erst 9...

    Immer mal wieder denke ich daran, dass er sie hochhob und gegen die Wand drückte. Dass selbst Bibi mich fragte es auch zu tun, war schlimm und unverständlich für mich.

    Ich war entsetzt und verstand auch gar nicht, wie sie auf solch eine Idee kommen kann.

    Mich hat er Gott sei Dank nicht angefasst, aber das Gesicht werde ich nicht vergessen, diesen Türken will ich nicht wieder sehen!

    Da ich meinen Mund nicht halten konnte, weil ich das nicht verstand und Angst hatte, habe ich es Mama erzählt.

    Am gleichen Abend noch kam die Kriminalpolizei und ich musste ihnen alles genau erzählen, wie und wo es passierte.

    Ich bin mit ihnen raus auf den Spielplatz hinter die Hochhäuser und zeigte den Ort. Ich habe ihnen auch erzählt, dass dieser Türke auch mich gefragt hat, ob ich mal will.

    Ich verneinte natürlich seine Frage und konnte mich nur noch dran erinnern, dass ich froh war, als Bibi und dieser Türke fertig wurden und ich endlich da weg konnte.

    So was ist leider keine Ausnahme. Michelle wurde auch schon einmal angefasst und sie war noch viel jünger als Bibi. Sie erzählte uns nur, dass ein türkischer Junge sie unten herum auszog und sie immer wieder auf seinen Schoß gestoßen habe.

    Ob sie richtigen Verkehr gehabt haben, wissen wir bis heute nicht. Sie ist auch zu schüchtern und sehr still.

    Wir konnten daraufhin leider niemanden anzeigen und Michelle hat auch erst ziemlich spät erzählt was passierte.

    Sophie wurde auch schon von irgendwelchen Männern angemacht, wenn sie für Mama mal zum Edeka ging.

    Ich habe der Kriminalpolizei an dem Abend alles erzählt was ich wusste, und jetzt wird dieser Junge eine Anzeige bekommen, weil er zu alt gewesen ist, um mit einer Neun-jährigen sexuell aktiv zu sein.

    Es ist strafbar, hat mir die Polizei gesagt.

    Doch Bibis Mutter ist es sowieso egal, was sie macht und wo sie sich herumtreibt.

    Bibi geht auch auf eine Förderschule, weil sie gar nicht flüssig sprechen kann wie andere Kinder in ihrem Alter oder wie wir.

    Warum es der Mutter egal ist, was mit ihr geschieht, versteht meine Mama auch nicht.

    Als ich Mama das mit diesem Türken erzählt habe, hat sie sofort die Polizei angerufen, da zögert sie gar nicht lang, und Bibi wurde auch sofort ärztlich untersucht.

    Was dann mit dem Türken geschehen ist, wissen wir nicht.

    Der Tag der Abschlussfeier in der Schule rückt auch immer näher.

    Mama hat immer öfter wieder gute Laune und auch keinen schlechten Tag mehr gehabt wie den, an dem sie so sauer war. Ich kann mich also auf meinen letzten Schultag freuen und bin schon etwas aufgeregt.

    Das alles wird nun zu Ende sein, und irgendwie fühle ich mich auch ein Stück weit erwachsener.

    Ich versuche mich mit dem was ich habe zumindest etwas schick anzuziehen. Mama ist leider nicht so modebewusst wie die Eltern von Steffi.

    Ich habe sogar einen Pullover mit den Hero Turtles drauf und eine Jeans mit Dinosauriern. Heute ziehe ich meine blauen Jeans an, ohne jeglichen Schnick-Schnack drauf, und ein weißes T’shirt mit Kragen.

    Am letzten Tag also fährt Mama mit mir zusammen zur Schule, meine jüngeren Schwestern sind auch dabei, da die ganze Schule heute an der Abschlussfeier teilnimmt und die Zeugnisse ausgeteilt werden. Sophie ist auf der Realschule und kommt etwas später nach.

    Um 9 Uhr sind wir da. Ich glaube, Mama scheint aufgeregter zu sein als ich. Ich verstehe noch gar nicht wirklich was daran so Besonderes sein soll, sicherlich werde ich das irgendwo vermissen, aber ich bin auch ganz froh, dass Neues auf mich zukommen wird. Ich werde mit älteren Schülern auf der Realschule zusammen sein, das wird sicher aufregender werden als das hier.

    Auf dem Schulhof ist schon ziemlich viel los, viele Eltern unterhalten sich und die Kinder spielen auf dem Klettergerüst, Musik läuft und es stehen viele verschiedene Stände auf dem Hof verteilt.

    An einem gibt es Kaffee und Kuchen und an den anderen Nudelsalat und Würstchen und andere Kleinigkeiten. Um halb elf werden wir uns alle in der Turnhalle treffen.

    Steffi ist sehr aufgedreht und albert herum. Das tut mir irgendwie gut, weil ein bisschen aufgeregt bin ich ja schon, und frage mich auch ob uns der Tanz gut gelingen wird.

    Ich laufe ein wenig herum, gehe auch nochmal hoch in die Klasse und beobachte die anderen.

    Während ich sie mir so ansehe, frage ich mich, was sie wohl alle denken.

    Ich würde gerne wissen, ob es sie traurig oder glücklich macht. Weil es bei mir eher gemischt bis gefühllos ausschaut.

    Ich kann mir einfach nichts dabei vorstellen, dass das alles hier zu Ende ist. Für mich hört es hier einfach auf und geht woanders weiter.

    Doch je länger ich sie mir ansehe, desto mehr wird mir irgendwie klar, was es heißt, sie nicht mehr wieder zu sehen.

    Bevor ich mir richtig ausmalen kann, wie es wohl jedem ergeht, ist es kurz nach zehn.

    Die Eltern sind gespannt auf den Tanz, schon ruft uns auch Frau Coch zusammen. Steffi klinkt sich in meinen Arm ein und daraufhin Luana. Wir gehen gemeinsam zur Turnhalle und ich bin etwas nervös. Steffi hat ein stolzes Lächeln im Gesicht.

    Sie liebt es Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ganz im Gegensatz zu mir. Ich fühlte mich eher wie das hässliche Entlein was mitläuft.

    Ich glaube, wenn die Beiden nicht an meiner Seite wären, würde jeder sehen, dass ich gehe wie eine Ente.

    Ich gehe gedanklich die ganzen Schritte durch und stelle mir vor, dass nichts schiefgeht.

    Unsere Zuschauer sind unendlich begeistert von uns und Frau Coch steht auch ziemlich selbstsicher da.

    Ich kann meinen Gefühlen gar keine Bedeutung geben.

    Ich fühle einerseits Leere, auf der anderen Seite bin ich zuversichtlich und einerseits ziemlich traurig darüber gehen zu müssen.

    Na gut, wenn ich Steffis breites Grinsen sehe, wie toll sie es findet im Mittelpunkt zu stehen, muss ich innerlich schon freudig lachen. Ich hoffe, dass ich jetzt keinen Fehler machen werde und es nicht in schlechter Erinnerung bleibt.

    Als wir in der Turnhalle ankommen, ist sie ziemlich überfüllt, das alles macht es mir nicht leicht. Im Gegenteil, ich denke

    jetzt wird mir erst recht ein Fehler unterlaufen.

    Um kurz vor halb stellt sich Frau Coch mit stolzer Haltung mitten in die Halle und begrüßt uns mit einem lauten:

    „ Herzlich willkommen liebe Eltern, Geschwister und

    Großeltern!"

    Sie spricht ihren Begrüßungstext herunter und dann stellt sie sich vor uns und sagt:

    „ So, jetzt geht es los ihr Lieben, das wird schon super werden", und zwinkert uns zu.

    Die Situation ist dennoch angespannt, wir sind bereit - und dann ertönt auch schon das Lied.

    Es ist ein unbeschreibliches aber auch komisches Gefühl, jeder schaut uns zu und beobachtet unsere Schritte.

    Als Stefania und ich uns anschauen und tief in die Augen sehen, wird uns schnell klar, dass dies unser letzter Tanz sein wird. Und plötzlich laufen auch schon die ersten Tränen.

    Die Schritte werden immer nachlässiger und einige Eltern fühlen mit uns. Frau Coch scheint richtig stolz auf uns zu sein, so wie sie uns anschaut und ihre Augen dazu glänzen. Das werde ich bestimmt nicht vergessen.

    Man sieht es ihr an, dass es nicht einfach nur an ihr vorbeizieht.

    Eigentlich würde ich ja denken, die Lehrer haben alle vier Jahre neue Schüler und es würde ihnen gar nichts ausmachen, wieder neue Kinder durch die Grundschuljahre zu bringen, bis auch sie die Schule verlassen, aber jetzt denke ich anders darüber. Frau Coch ist genauso getroffen von den Emotionen wie jeder von uns.

    Wir haben diesen Tanz mit Leidenschaft und unter Tränen getanzt und Gott sei Dank fast fehlerfrei.

    Und als das Lied zu Ende geht und kein Ton mehr zu hören ist, fangen die ganzen Familienangehörigen lautstark an zu klatschen. Wir müssen lachen und nehmen uns erleichtert in die Arme.

    Frau Coch lobt uns durch das Mikrofon und bittet uns, anschließend gemeinsam zurück in unsere Klasse zu gehen, denn dort hat sie noch eine kleine Überraschung für uns.

    In der Klasse angekommen holt sie eine Kiste hervor, daraus verteilt sie an jeden von uns ein Solero Eis.

    Das sind ganz viele kleine Eiskügelchen in einer Dose, total lecker.

    Wir unterhalten uns eine ganze Weile, bis die Ersten sich irgendwann verabschieden.

    Ich sitze ganz zuletzt mit Stefania in der Klasse, bis sie sich dann auch verabschieden will.

    Als sie nach Hause möchte, habe ich mich angeschlossen.

    Es waren viele gemischte Gefühle, einerseits ist es mir total egal, dass es hier vorbei ist, aber auf der anderen Seite ist es ein beklemmendes Gefühl, alles hinter mir zu lassen.

    Frau Coch nimmt uns in den Arm und wünscht uns noch alles Gute für die Zukunft.

    Dann gehen wir zusammen raus mit einem Flattern im Bauch, ohne zu ahnen, was das für uns bedeuten wird…

    Jetzt fangen endlich unsere Sommerferien an!

    Während Mama mit den zwei Kleinen zu Marlies geht, bleibe ich alleine zu Hause. Sophie ist eben von Oma und Opa abgeholt worden und ich habe Ruhe und mal etwas Zeit für mich. Ich denke über vieles nach und auch über das Gespräch, das ich letzte Woche von Mama und Marlies zwischen Tür und Angel mitbekommen habe, wo es um irgendeine Wohnung ging. Wenn Mama endlich plant hier auszuziehen, das wäre echt super.

    Ich will in den Hochhäusern nicht mehr wohnen, ich habe es satt, nur unter Ausländern zu wohnen und ausgeschlossen zu werden, nur weil man deutsch ist.

    Im Fernseher läuft gerade auch nichts interessantes, weshalb ich die Sender vor Langweile, immer wieder herauf und herunter schalte, bis ich ihn anschließend ausschalte.

    Ich mache den Radiokanal an und gehe mir in der Küche etwas zu trinken holen.

    Ich bleibe einen Moment lang stehen, als ich Mamas Zigaretten oben auf dem Küchenschrank liegen sehe. Kurz darauf schnappe ich sie mir und gehe zurück ins Wohnzimmer.

    Ich habe früher einmal mit Bibi auf dem Spielplatz heimlich geraucht, die sie immer von ihrer Mama genommen hatte.

    Also nehme ich mir eine heraus, zünde sie an und setze mich auf die Couch.

    Wirklich schmecken tut sie nicht. Ich habe noch nicht einmal die Hälfte geraucht, da mache ich sie wieder aus. Jetzt noch schnell die Packung wieder zurück bevor Mama kommt…

    Zu spät … ich höre, wie meine zwei Schwestern durch den Hausflur kommen, ich laufe daraufhin viel zu schnell in die Küche, so dass ich mir vor lauter Aufregung die Schulter am Türrahmen stoße. Dann höre ich den Schlüssel.

    Ich lege die Zigaretten ab und renne zurück ins Wohnzimmer.

    Tue so als wäre nichts passiert.

    „ Hallo Line...", sagt sie, dann schaut sie mich an, hebt ihren Kopf und riecht...!

    Ich denke mir nur, das war´s, das riecht sie doch. Schon will sie von mir wissen, warum es hier nach Rauch riecht, jede Mühe ist zwecklos. Egal was ich sage, sie weiß, dass ich geraucht habe.

    Sie schickt die beiden Kleinen ins Bett. Anstatt den erwarteten Ärger zu bekommen, holt sie die Packung und sagt:

    „Hol dir eine raus."

    Doch ich wollte nicht, daraufhin wird der Ton strenger und lauter. Ich nehme eine und halte sie in meiner Hand.

    Ich schäme mich derart, wie ich dasitze vor Mama.

    Dann soll ich sie anzünden. Ich weigere mich zuerst diese Zigarette zu rauchen. Ich fange an weinerlich zu werden.

    Aber Mama will, dass ich sie rauche.

    Als ich sie dann endlich anzünde und unter ständigem Husten irgendwann fertig geraucht habe, sagt sie nur:

    „Ich hoffe, dass dir das jetzt eine Lehre war."

    Ich gehe auf mein Zimmer und heule. Und weiß nicht was ich davon halten soll und mit umzugehen habe.

    Sophie kommt ins Zimmer, sagt aber kein Wort und legt sich schließlich schlafen.

    Am nächsten Morgen sitzen wir gemeinsam am Frühstückstisch und wie geahnt erzählt uns Mama, dass wir uns am kommenden Donnerstag eine Wohnung anschauen werden.

    Sie soll größer sein als unsere und ist sogar im Erdgeschoss.

    Eine absolute Traumwohnung, erzählt Mama. Ich bin sehr gespannt, wie sie wohl aussieht.

    Heute gehen wir schwimmen. Wir packen unsere Sachen und verbringen den Tag im Schwimmbad und den morgigen Tag auch. Die Zeit so zu verbringen lenkt wenigstens von der Frage ab, wie diese Wohnung wohl aussehen wird.

    Am Donnerstag ist es dann endlich soweit.

    Der Besichtigungstermin für unsere neue Wohnung steht an.

    Wir ziehen uns alle schick an und ich merke dass es Mama sehr wichtig ist das wir diese Wohnung bekommen.

    In der neuen Gegend sieht es um ein Vielfaches freundlicher aus als in unserem Viertel.

    Als Mama parkt und wir aussteigen, kommt uns auch schon eine Frau entgegen. Diese hat mit Mama schon fast alle Formalitäten geklärt, sagt sie uns.

    Wir müssen uns die Wohnung also nur noch anschauen und den Mietvertrag unterschreiben.

    Als sie die Türe aufschließt und wir direkt im Erdgeschoss auf unsere neue Wohnungstüre zugehen, ist es für mich wie ein Traum. Die Wohnung sieht so richtig riesig aus.

    Wir sind alle mehr als nur begeistert.

    „ Schaut euch ruhig schon um, das wird eure neue Wohnung sein. Ich unterhalte mich so lange mit eurer Mutter",

    sagt die Frau freundlich.

    Wir tapsen somit durch alle Zimmer.

    Die Küche ist mindestens drei Mal so groß wie unsere alte und das Wohnzimmer ist das Doppelte. Vom Wohnzimmer geht man direkt auf die Terrasse mit Garten, jedes Zimmer ist hell und es gibt sogar eine Gästetoilette und ein Badezimmer das auch noch ein Fenster hat.

    Das Lustige an dieser Wohnung ist, man kann hier rundlaufen. Die Zimmer sind so aneinander gebaut, dass man einmal ganz herum laufen kann und wieder vorne am Eingang steht.

    Das ist echt lustig und lässt die Wohnung noch größer wirken, dabei hat sie schon 90m².

    Wenn ich mir vorstelle hier zu wohnen und endlich raus aus dem Hochhausviertel zu sein, geht für mich ein kleiner Traum in Erfüllung.

    Dann hören wir Mama und diese Frau reden:

    „Ja, Sie können das Wohnzimmer ja in einen Essbereich und

    Wohnbereich unterteilen."

    Als wir uns dann fast alle Szenen des Alltags vor Augen gehalten hatten, ruft Mama uns zu sich:

    „So ihr Lieben, wir werden jetzt wieder nach Hause fahren – und wenn alles klappt, können wir in den nächsten Wochen schon anfangen zu packen."

    Wir freuen uns riesig und fahren gemeinsam zurück. Ich hoffe, dass es schnell gehen wird…

    In den nächsten Tagen sind wir alle ziemlich aufgeregt.

    Den Mietvertrag hat Mama unterschrieben und jetzt warten wir nur noch auf die Schlüsselübergabe.

    Das ganze Zimmer von Emily und Michelle steht schon voll von gestapelten Kartons.

    Schon am Montagmittag kommt der lang ersehnte Anruf. An diesem Freitag ist die Schlüsselübergabe um zehn Uhr in unserer neuen Wohnung.

    Die zweite Woche der Sommerferien beginnt und etwas musste ja dann noch passieren. Sophie kommt ins Krankenhaus, mitten im Sommer.

    Es hat sie eine starke Lungenentzündung erwischt. Mama ist fix und fertig, dass so etwas ausgerechnet mitten in einem Umzug passieren muss.

    Die Sommerferien haben gerade erst begonnen und Sophie ist im Krankenhaus. Wir können sie kaum besuchen gehen, weil so viel zu tun ist.

    In der Wohnung geht es langsam voran, vieles macht Mama mit der Sackkarre alleine. Leider hat sie keinerlei Hilfe.

    Der einzige tatkräftige Mann der Mama unter die Arme greift, ist der Ehemann von Marlies. Marlies wohnt jetzt nur noch drei Häuser weiter in unserer neuen Wohnsiedlung.

    Sie hatte das Hochhausviertel genauso satt und ist aus Zufall auf dieses Neubaugebiet in unserer Stadt aufmerksam geworden, und hat Mama natürlich sofort davon erzählt.

    Als ich mich es erste Mal draußen aufhalte, habe ich gesehen, wie viele deutsche Nachbarn wir jetzt haben.

    Es sind zwar auch einige ausländische Familien zu sehen, aber sie schauen sehr nett aus und ich werde sogar von ihnen gegrüßt.

    Was für mich eine ganz neue Erfahrung ist.

    Ich laufe draußen etwas herum, um mich umzuschauen.

    Ein blonder Junge fährt mit seinem Fahrrad an mir vorbei.

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