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Der Auserwahlte: The Chosen Ones, #1
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Der Auserwahlte: The Chosen Ones, #1
eBook323 Seiten6 Stunden

Der Auserwahlte: The Chosen Ones, #1

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Über dieses E-Book

Die 17-jährige Austauschschülerin Eve Carson ist das genetische Allheilmittel für den umwerfenden teluosianischen Alien-König, Adam Plain.

Als Adam versucht Eve zu überzeugen, dass er sie will und nicht nur ihre DNA, entdeckt Eve eine versteckte Welt voller interstellarer Händler, menschliche „genetische Kühe“ und die Entführung von Jugendlichen durch eine Regierung, die alles tun wird, damit die Teluosianer die Erde kontrollieren werden.

Als Eves Mutter gekidnappt wird, wird ihre Loyalität auf die Probe gestellt. Ist Eve Adams wahre Liebe oder seine nächste „genetische Kuh“?

SpracheDeutsch
HerausgeberToni Edge
Erscheinungsdatum24. Juli 2014
ISBN9780991221844
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    Buchvorschau

    Der Auserwahlte - Toni Edge

    Widmung

    Dieses Buch ist meinen Kindern gewidmet, die sich immer wünschten, ihre Mutter den Klassenkameraden in der Schule vorzustellen, denn eine Schriftstellerin als Mutter zu haben sei viel cooler als die Berufe der anderen Eltern.

    – Erster Teil –

    Kapitel 1

    Lonely Heart: Bist du da? Bitte verlass mich nicht auch noch.

    Survivor: Ich bin hier. Ich habe dir doch gesagt, dass ich hier sein werde und hier bin ich. Bist du allein?

    Lonely Heart: Noch ja, aber er wird mich zur Schule bringen.

    Survivor: Du musst es deinen Eltern sagen! Du musst irgendjemandem von ihm erzählen.

    Lonely Heart: Sie würden mir nicht glauben. Ich würde mir auch nicht glauben, wenn ich es nicht selbst erleben würde.

    Survivor: Mobber gibt´s nicht nur in Schulen. Nur weil du mit ihm ausgehst, heißt das noch lange nicht, dass er kein Mobber ist.

    Lonely Heart: Ja vielleicht, aber – er kommt die Treppe rauf. Ich muss gehen. Warte auf meine Nachrichten. Er will mich seinen Freunden vorstellen. Vielleicht mögen sie mich und alles wird besser.

    Survivor: Warte! Wo bringt er dich hin?

    Zum Teufel!, schrie ich, als ich meinen Mac zuknallte. Sie wollte mir nicht sagen, wohin sie gehen würden. Ich bemerkte einen Kratzer als meine Hand am Laptop entlang fuhr.

    Ich klammerte mein Baby an meine Brust, küsste den leuchtenden Apfel und ließ ihn dann sanft auf meine Zwölf-Dollar-Neunundneunzig Bettdecke gleiten. In Verzweiflung schwelgend hoffte ich, dass sich mein Baby in dem Blumendesign der Decke gleich besser fühlen wird.

    Oh wie sehr wünschte ich mir, ich könnte mich zurück auf mein Bett fallen lassen und drauflos schreien und weinen. Aber ich legte mich einfach hin und faltete die Hände über meinem Bauch. Unter all meinen Bloggern war Lonely Heart sicherlich diejenige, die mir am meisten Sorgen bereitete.

    Meine Schule hat die Blog Seite als Teil eines Freshman Connect Programms der Hilton High School eröffnet.  Die Verantwortlichen waren der Meinung, dies sei die Lösung für Problemfälle und Jugendliche aus ärmlichen Verhältnissen, die frühzeitig aus der Schule geschmissen werden – Chat Räume und Blogs. Wie auch immer, wahrscheinlich einfach eine weitere Idee, die ohne jeglichen Einfluss der Betroffenen selbst entstanden ist.

    Meine Chat Räume und Blogs richteten sich also an Kids, die Hilfe brauchten, an junge Menschen, die gemobbt werden oder die einfach jemanden zum reden brauchen. Sie wussten, sie konnten jederzeit eine Nachricht an Survivor senden und ich würde versuchen zu helfen.

    Ich schaute zur Decke über mir. Sie war weiß und ein lächelnder Mond blickte mir entgegen. Damals, als ich fünf Jahre alt war, war diese Decke mein ein und alles, ich fühlte mich immer geborgen darunter. Mein Vater und ich haben gemeinsam den Mond gemalt. Jetzt bin ich siebzehn und mein Dad hat uns vor zwei Jahren verlassen. Jetzt ist die Decke einfach nur noch lächerlich. 

    Dad hatte Unrecht. Er sagte immer, ein Lächeln macht alles besser und lässt deine Sorgen verschwinden. Aber ein Lächeln macht gar nichts besser. Lonely Heart ging es nicht besser. Die letzten zwei Jahre wurden auch nicht besser. Mein Blick schweifte zum Fenster hinaus. Auf dem Schreibtisch vor dem Fenster lagen verschiedene Papiere und Broschüren von Hochschulen und meine Aufnahmebestätigung für das „Stavrett Gifted Programm".

    Stavrett befand sich im nobleren Teil der Stadt. Stavrett war nur ein Teilstück meines Plans, mich und meine Mutter aus East New York raus zu bekommen. Ich blickte mich in meinem Zimmer um und starrte auf den abgenutzten Teppich, den wir damals in Khan's Teppichladen gekauft hatten. Auf dem Teppich, zur Wand gelehnt, stand diese schreckliche Holzkommode, die beim reinen Anblick beinahe auseinander fiel.

    Aus der Ferne drängten gefühlvolle Rhythmen von Mama’s Gospelgesang in mein Zimmer. Ich schloss meine Augen und wünschte mir, dass ein einziges Mal etwas Gutes geschieht und nicht unmittelbar von etwas Schlechtem gefolgt wird.

    Ich atmete tief ein und setzte mich auf den Bettrand. Meine Füsse schlüpften in die plüschigen Zombie Latschen. Hey, ich weiß, diese grünen Dinger mit den blutigen Mündern und grossen gelben Augen an meinen Füssen werden mit keine extra Punkte bringen bei den reichen Stavrett Mädels. Aber das bin nun mal ich. Irgendwie dachte ich, diese Zombies seien cool.

    Auf dem Weg in die Küche blickte ich auf all die Fotos, die an den Wänden des Korridors hingen. Es waren Erinnerungen aus vergangenen Tagen. Gerahmte Farbfotos von mir, Mama und Dad. Meine Mama hat immer betont, dass dies die besten Familienbilder seien. Ich glaube, sie hat Dad nie vergessen können, obwohl er längst eine neue Familie hatte. Eines der gerahmten Bilder war ein schwarzweiß Foto von mir und Mama vor einem tristen staatlich geförderten Wohnhaus. 

    Genau dieses Bild hat mich dazu bewogen, mich beim Stavrett Programm anzumelden. Ich wollte nie da hin gehen. Aber Stavrett schien die einzige Möglichkeit, eines Tages hier raus zu kommen.

    Am Eingang zur Küche hörte ich den Refrain von The Lord is Blessing Me Right Now. Die Küche sah genauso aus wie der Rest der ganzen Wohnung, ein Stück heruntergekommene siebziger Jahre. Einige Kids beschwerten sich darüber, dass ihre Eltern Kinder der „Flower Power" Ära sind. Meine Eltern haben definitiv alles aus dieser Zeit mitgemacht. Und meiner Mutter scheinen die siebziger Jahre so gut gefallen zu haben, dass sie noch heute darin lebt.  Einige Kids würden dich niemals zu sich nach Hause einladen, weil sie sich schämten für die Nachbarschaft in der sie wohnten. Ich schämte mich einfach für die braun-orange-gelb gekringelte Tapete in der Küche.

    Mama sang ein Lied der Hoffnung, was darauf hin deutete, dass es ihr gerade nicht sehr gut ging. Als ich mich an den kleinen, runden Küchentisch setzte füllten sich meine Gedanken mit Erinnerungen an all die siebziger Songs, die ich seit meiner Geburt immer wieder hören musste. Ich wartete auf den Moment, wo sie aufhört zu singen und mit mir sprach. So lief das immer ab. Sie sang. Ich kam in die Küche und setzte mich hin. Wir würden beide so tun als ob ich rein zufällig rein komme und mich nach ihr erkundigte und sie mir dann erzählte, was los war.

    Sie putzte den Herd, blickte über ihre Schulter und warf mir ein zögerndes Lächeln zu. Ihr langes, orange und weiß farbenes Kleid schrie förmlich nach Diana Ross.

    Hi, Baby. Ich bleibe heute zu Hause. Auf der Arbeit sagten sie mir, sie brauchen mich nicht......heute.

    Vielleicht würde der Tag doch nicht so schlecht werden. Immerhin hat mir Mama innerhalb der ersten zehn Minuten erzählt, was los ist – anstelle der üblichen drei Stunden.

    Mach dir keine Sorgen, Mama. Du weißt doch, die sind das ganze Jahr über so. Ausserdem ist heute Sonntag. Du kannst all die Serien anschauen, die du sonst verpasst. Ich werde das Abendessen vorbereiten und du kannst dich entspannen, bis sie dich wieder anrufen.

    Sie nickte schweigend und mit ihr nickte ihre Farrah Fawcett ähnliche Perücke. Als sie sich wieder dem Herd zuwandte, glitt mein Blick zum vergitterten Küchenfenster hinaus und ich fing an zu beten. Ich betete zu wem auch immer mir gerade zuhörte. Es muss sich etwas ändern. Alles wäre besser als das hier.  Ich liebte meine Mutter über alles, aber ich wollte nicht so enden wie sie.

    Meine Arbeitszeiten werden etwas unregelmässig sein in nächster Zeit. Denk daran, mich anzurufen, wenn du zu diesem schicken Stavrett Programm gehst.

    Egal wie niedergeschlagen, bedrückt und pleite Mama gerade war, sie würde immer an mich und meine Schule denken.  Ich wusste, wie stolz sie auf mich war. Ihren Arbeitskollegen erzählte sie andauernd von mir.  Sie sagte, ich wäre das Einzige, was sie jemals richtig hinbekommen hätte in ihrem Leben. Sie meinte das als Kompliment. Aber für mich war es nur eine weitere Bestätigung, dass ich und Mama endlich aus East New York weg müssten.

    Ich werde dich jeden Tag anrufen – wie immer.

    Wirst du dir die Haare färben heute Abend? Du weißt schon, neue Schule, neue Freunde, neue Möglichkeiten.

    Mama war nicht besonders feinfühlig.

    Ich suche keinen Freund.

    Sie platzierte den Putzschwamm auf dem Spülbecken und fuhr mit beiden Händen durch ihre Perücke. Nun, so langsam bist du in dem Alter. Diese Jungs dort stammen aus guten Familien. Du bist zwar etwas dünn aber du bist sehr klug.

    Mama—

    Du verbringst viel zu viel Zeit an diesem Computer aber du hast wunderschönes Haar.

    Mama—

    Und du hast eine glatte Haut und helle, grosse Augen. Es ist schließlich das Gesamtpaket, was zählt.

    Mama! Wenn ich das Stavrett Programm geschafft habe, dann bekomme ich ein Stipendium fürs College.

    Sie begann, mit dem Schwamm das Spülbecken zu putzen. Sie sagte nichts, aber ich spürte ihr Missfallen. Beim Verlassen der Küche drehte sie sich um und schaute mich an. Ich sage ja nicht, dass die Schule nicht wichtig ist. Aber Männer und Frauen sind nun mal nicht dazu gemacht, alleine zu sein. Ich spreche aus Erfahrung. Die Einsamkeit wird dich einholen, meine Süsse.

    Mit diesen Worten von Finsternis und Untergang verschwand sie um die Ecke. Ich hörte, wie sich ihre Schlafzimmertüre schloss. Weil der Türrahmen aus der Form gekommen war, musste die Türe regelrecht zugeschlagen werden.

    Ich überlegte, was ich zum Abendessen vorbereiten könnte. Der Kühlschrank war halb leer. Da hörte ich ein heftiges Klopfen an der Türe.

    Instinktiv griff ich nach dem Baseball Schläger neben dem Herd. Der Fernseher aus Mamas Schlafzimmer dröhnte derart laut, dass man meinen könnte, Oprah stehe direkt bei ihr im Schlafzimmer. Ich musste unbedingt vor Mama an der Türe sein.

    ***

    Ich riss die grüne Metalltüre auf und vor mir stand ein grossgewachsener Junge. Als er den Kopf hob,  blieb mir der Mund vor Staunen offen. Nutella in Form einer Person. Er starrte auf den Baseballschläger in meiner Hand und runzelte die Stirn. Also tat ich das Einzige, was ich in so einer Situation tun konnte. Ich schlug die Tür zu.

    Ich hielt mir die Hand vor den Mund, drehte mich kurz um, um zu sehen ob Mama den Kopf aus dem Schlafzimmer steckte und dann bemerkte ich, dass mir Tür wieder entgegen kam. Anstelle eines Türknalls hörte ich nur ein Was zum Teufel—.

    Für einen Moment spielte sich mein Leben in Zeitlupe ab. Ich sah einen grossen, schwarzen Turnschuh im Türrahmen.

    Mensch, du bist an der falschen Türe. Ich hob den Schläger und klopfte auf seinen Schuh.

    Ich hörte ein Stöhnen von der anderen Seite der Türe. Sehr gut. Das hat wehgetan! Ich begann, die Türe gegen seinen Fuß zu schlagen.

    Aua! Hey du, pass auf meine Turnschuhe auf.

    Dann nimm deinen verdammten Fuß aus meiner Türe!

    Hey, ich bin doch nur hier weil—

    Ich weiß nicht warum du hier bist und ich will es auch gar nicht wissen, es interessiert mich nicht. Und noch etwas: Wir machen keine solchen Geschäfte hier. Du bist an der falschen Türe.

    Ich schlug erneut auf seinen Fuß ein, diesmal etwas härter.

    Ich bin hier, um Eve Carson zu sehen!

    Ich hatte mit dem Schläger schon derart ausgeholt, dass ich meinen Schwung nicht mehr stoppen konnte und ich sah nur noch, wie der Schläger seinen Fuß traf und die Seitennaht des Turnschuhs zerriss.

    Ich schloss meine Augen und lehnte meinen Kopf an die kühle Metalltüre, in der Hoffnung ich könnte einfach nur mit der Türe verschmelzen. Aber es passierte nichts. Ich ließ den Baseballschläger fallen, versuchte mein Haar mit den Händen zu bändigen und öffnete die Türe.

    Anbetungswürdig, unfassbar attraktiv und begehrenswert. Eigentlich werden solche Attribute nur von einfältigen Mädchen benutzt, die nur eins im Kopf hatten: so schnell wie möglich schwanger zu werden anstelle einer guten Ausbildung. Das dachte ich zumindest bis zu diesem Moment. Jetzt musste ich mich bei denen entschuldigen. Ja, ich entschuldige mich.

    Ich starrte auf sein lilafarbenes Polo Shirt, es schien an seiner muskulösen Brust zu kleben. Wer hätte gedacht, dass ein Junge, der lila trägt immer noch aussieht wie ein.....Mann.  Seine Brust war derart gut gebaut, dass der kleine Polospieler auf der linken Brust aussah, als ob er auf einem Hügel spielte. Die kleinen weißen Knöpfe schmiegten sich perfekt an den Körper und der untere Teil des Shirts zeichnete beeindruckend seine Bauchmuskeln.

    Fluchend nahm er seinen Fuß aus der Türe. Schau dir an, was du getan hast.

    Jetzt wäre es an der Zeit gewesen, mich zu entschuldigen. Ich wollte auch sagen, dass es mir leid tat, aber ich konnte meinen Blick nicht von ihm nehmen und blieb stumm. Sollten Jungs in Röhrenjeans nicht dünn aussehen? Wie hat er es überhaupt geschafft, sich in eine solche schwarze Hose zu zwängen? Ich konnte sehen, wie sich sein Oberschenkelmuskel anspannte, als er sein Bein anhob, um den zerrissenen Turnschuh zu begutachten.

    Das Fluchen hörte auf und seine Muskeln boten mir nicht länger eine Vorstellung, aber mein Starren hielt an. Ich fühlte mich ertappt. Wenn man mich eines Verbrechens anklagt, dann sollte ich für schuldig befunden werden.

    Okay, das war vielleicht nicht das beste Argument, um einen Jungen anzugaffen, aber dies hier war kein gewöhnlicher Junge. Dies war der Mokka-Sohn vom Verzauberten Prinzen. Ich prägte ihn mir vollends ein, von Kopf bis Fuß, so wie sich Kids an jede Einzelheit erinnern, wenn sie zum ersten Mal gemobbt werden. Er hatte starke, gut geformte Beine, einen treffsicheren Geschmack für Mode, einen unglaublichen Körper und braune, nachdenkliche Augen, die geradezu nach einem „Ich bin ein böser Junge" schrien.

    Du willst zu mir? Sofort wünschte ich, ich hätte diese Worte niemals gesagt. Seine Aufmerksamkeit wich von seinem Schuh und sein Blick traf meinen.

    Ich weiß nicht so recht, du scheinst gefährlich zu sein. Er biss die Zähne zusammen. Ich bemerkte seine makellose, gebräunte Haut. Würde sich ein Pickel jemals in dieses perfekt geformte Gesicht verirren?

    Seine Stimme erinnerte mich an heiße Schokolade, warm und behaglich. Seine Lippen formten ein schüchternes Lächeln – es reichte jedoch nicht bis zu seinen Augen. Eigentlich sollte ich mir Sorgen machen, aber als er anfing zu sprechen, war es um mich geschehen.

    Bist du gefährlich, Eve Carson?, fragte er während er den Fuß mit dem kaputten Schuh hin und her drehte. Er streckte seinen Arm aus und sein Zeigefinger streifte langsam über mein Kinn.  Sollte Nutella jemals derart abhängig machen, so würde ich unweigerlich aus Fressgier kiloweise zunehmen.  Eve, hörst du mich?

    Ich zuckte zurück und schlug mit meinem Kopf an die Metalltüre. Ich versuchte, nicht zu fluchen und rieb mir den Kopf. Ich wusste, dass Mama sofort zur Stelle wäre, wenn ich auch nur den Anschein eines Fluchs von mir geben würde. Zu seltsam erschien mir dieser Moment, als dass ich den Augenkontakt hätte halten können.

    Hey, kannst du auch sprechen oder bist du einfach nur hübsch anzusehen? Okay, ER war das Problem. Der Nutella Junge verwirrte mich. Hat er eben gesagt, ich wäre hübsch?

    Ich bin Eve Carson und ich habe keine Ahnung wer du bist. Das klang so dumm. Ich bin die Mobbing-Betreuerin bei Hilton. Ich lese Bücher wie andere Menschen fernsehen und das habe ich eben gesagt? Wo sind die Bullen, wenn man sie braucht?

    Ich weiß.

    Aha. Der Nutella Junge war der Meinung, er wäre besonders schlau. Ich dachte eher, dass du mir jetzt sofort sagst, woher du meinen Namen kennst und warum du an meiner Türe stehst, ansonsten rufe ich die Polizei und dann erzählst du’s denen.

    Die Polizei?

    Seine süße Stimme war in dem Moment wenig überzeugend. „Polizei hörte sich fast wie ein Kichern an. Ich musste ihn von seinem Thron herunter holen. Nun, du weißt schon....Polizei. Das sind die Jungs, die mit Schlagstöcken und Pistolen rumlaufen und Dinge wie 'Halt!' und 'Hände hoch!' rufen."

    Er rührte sich nicht. Er verschob lediglich sein Gewicht von einem auf den anderen Fuß. Ja. Die sind mir bekannt. Die lokale Strafverfolgung.

    So langsam wurde die Situation lästig. Ich nehme keine Bewerbungen für einen Stalker entgegen, also—

    Ah, nur weil du mich nicht kennst. Stalker? Ich glaube, ich habe mich in dir getäuscht. Die Arme vor der Brust verschränkt blickte er mich an. Es war ein eindeutiger Blick. Ich versuchte, nicht auszuweichen, aber es war schwer.  Ich wollte auf keinen Fall, dass „Nutella Boy" denkt, ich wäre schwach. Nicht dass es mir etwas ausmachte oder so.

    Seufzend drehte ich mich kurz um und blickte den Gang hinunter. Gott sei Dank schlief Mama immer noch. Also, Polizei? Ja oder nein?

    Du bist dir wohl im Klaren darüber, dass die Polizei niemals rechtzeitig hier sein würde, um dir das Leben zu retten, oder? Der Ton in seiner Stimme verlangsamte sich, als ob ich schwer von Begriff wäre. Ich schaute ihn an und er lächelte dieses ich-weiß-alles Grinsen. Instinktiv griff ich erneut nach dem Baseballschläger.

    Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Entweder du antwortest oder du gehst. Der Nutella Junge überlegte kurz und sagte dann mit starker Stimme:

    Ich komme aus Stavrett. Als ob das alles erklären würde.

    Und?

    Er hatte ein Grübchen im Kinn, was normalerweise ein Engelszeichen wäre. Aber in seinem Fall war es sicherlich ein Zeichen des Teufels. Ich werde dein Mentor sein. Ich wollte wissen, mit wem ich es zu tun habe und mit wem man mich verkuppelt hat.

    Seine Worte fühlten sich an, wie kleine Stellmesser, die sich in die Haut fressen und dich bluten lassen. Aber nicht genug, um zu sterben, nur um zu reizen. Verkuppelt? Alleine diese Aussage war der Anfang vom Ende. Dies war vielleicht der Traumjunge meiner Mutter. Zum Glück zeigte er sein wahres Gesicht gleich zu Beginn. Es war an der Zeit, den Drachen in dieser Illusion zu erlegen.

    Nun, du siehst nicht unbedingt aus wie jemand, mit dem ich verkuppelt werden möchte.

    Ach, wirklich? Er nahm einen Schritt in meine Richtung. Das machte eben noch einen ganz anderen Anschein. Vielleicht änderst du einfach deine Meinung etwas oft. Schließlich gehst du zur Hilton Schule. Die bringen kaum je etwas zu Ende.

    Nannte er mich eben eine Aufgeberin? Ich fühlte, wie sich mein Körper mit Wut füllte. Ich umklammerte den Baseballschläger mit festem Griff, nur für den Fall, dass ich Schwung holen musste. Ich suchte nach den richtigen Worten und als ich endlich etwas sagen konnte, hörte sich meine Stimme leise und bestimmend an, so wie Mama, wenn sie etwas aus der Fassung brachte. Mach dir mal um mich keine Sorgen. Ich kann sehr gut auf mich selber aufpassen. Ich bin bis jetzt ganz gut ohne dich zu recht gekommen. Ich bin sicher, das wird auch in Zukunft so sein. Ich spürte einen Drang, den Baseballschläger auf seine gestählten Bauchmuskeln prallen zu lassen, entschloss mich aber doch, stattdessen einfach die Türe zu schließen.

    Eve?, fragte er.

    Ich wollte so tun, als ob ich ihn nicht hörte, aber die gute Erziehung meiner Mutter kam mir zuvor. Ja?

    Lässig an die Wand gelehnt seufzte er laut, ganz so als ob ich hier diejenige wäre, die im Irrtum liegt. Weißt du, auf der Stavrett Schule, da werde ich dein Mentor sein. Du darfst dich meiner sicher sein.

    Sicher?

    Nun ja, du weißt schon, du bist ein Mädchen und so. Du bist etwas Besonderes. Das weiß ich, seit der Sekunde, wo wir uns begegnet sind. Du bist anders. Auf der einen Seite wollte ich ihm gerade sagen du hast verdammt recht, ich bin etwas Besonderes und wie schön, dass dir das auffällt, du Loser. Aber irgendetwas an dem, was und wie er es sagte, ließ mich inne halten. Zu viele Nächte verbrachte ich damit, nach ungesagten Worten von Mama zu suchen, als dass ich ihm jetzt nicht zuhören wollte.

    Alle Mädchen sind etwas Besonderes. Es kommt nur darauf an wonach du suchst.

    Er lächelte mich an. Ich denke nicht, dass du wie alle Anderen bist. Und jetzt geh schlafen. du musst morgen ausgeschlafen sein.

    Ja genau, ich denke du solltest auch schlafen gehen und vielleicht löst du dich im Schlaf in Luft auf, murmelte ich vor mich hin. Typisch Mann, murrte ich während ich versuchte, die Türe endgültig zu schließen.

    Er grinste und hielt seine Hand zwischen die Türe. Was sagst du da? Du hast eine ziemlich scharfe Zunge. Wenn du in Stavrett so sprichst mein Engel, dann werden alle wissen, dass du nicht von dort bist.

    Kraftvoll riss ich die Türe wieder auf, in der Hoffnung, dies würde ihn aus dem Gleich-gewicht bringen. Hey, nenn mich nicht so, fauchte ich ihn an.

    Ich sagte doch nur ‘mein Engel’. Du hingegen hast mich soeben als ‚typisch‘ betitelt. Wer von uns beiden sollte also verärgert sein? Er verabschiedete sich mit einem Tippen an seinem imaginären Hut, zupfte an seinem Polo Shirt und sagte Ich sehe dich also morgen. Da du ja jetzt weißt, mit wem du es zu tun haben wirst, solltest du dich beherrschen können.

    Das war eindeutig zu viel. Wie konnte er mein vor mich hin murmeln überhaupt hören? Keine Sorge. Ich muss mich nur an diese überaus charmante Konversation zurück erinnern. Hoffentlich gelingt mir das, ohne dass mir übel wird bei dem Gedanken wie eingebildet du bist.

    "Eingebildet? So habe ich mich noch gar nie eingeschätzt. Aber vielen Dank, dass du der Meinung bist, ich besitze das Erscheinungsbild, um eingebildet sein zu dürfen."

    Wie auch immer. Ich zuckte mit den Schultern und hob meine Hand.

    Jetzt wich sein Lächeln einem regelrechten Lachen, und er hielt sich beide Hände auf den Bauch. Dann zupfte er wieder an seinem Shirt, was mich hilflos dazu veranlasste, ihn anzustarren. Dieser Typ war mit Sicherheit das Hochglanz Abbild der Sünde.

    Ich sehe dich dann morgen, Engel.

    Endlich gelang es mir, die Türe zuzuschlagen, sein Lachen hallte noch immer von draußen.

    Kleines, wo bist du? Ich lehnte mich an die Türe und nahm einen tiefen Atemzug, bevor ich meiner Mutter antwortete.

    Da war niemand an der Türe. Ich denke, wir sollten uns etwas zum Abendessen vom Chinesen bestellen.

    Okay Kleines, bestell mir bitte das Übliche.

    Noch immer versuchte ich, mich unter Kontrolle zu halten, um nicht zu schreien. Der Nutella Junge war der Inbegriff von all dem, was ich in Stavrett eigentlich umgehen wollte. Mama hingegen wäre begeistert von ihm. Nein, es würde niemals geschehen. Niemals würde ich zu Nutella Boy passen. Im Gegenteil, ich würde dafür sorgen, dass dieses ganze Mentor-Ding gleich morgen wieder vom Tisch ist. Das würde ihn eine Lektion lehren. Man spielt keine Spiele mit einer Eve Carson. 

    Kapitel 2

    Lonely Heart: Hallo?

    Lonely Heart: Bitte sei da.

    Survivor: Ich bin da. Bist du Okay?

    Lonely Heart: Er hat mir gesagt, ich wäre etwas ganz Besonderes. Seine Freunde denken das auch.

    Survivor: Er ist bestimmt nicht der Einzige, der denkt, dass du etwas Besonderes bist.

    Lonely Heart: Aber das hat noch nie jemand zu mir gesagt. Alle sagten immer, ich wäre fett. Oder ich wäre ein nettes Mädchen.

    Survivor: Wo warst du mit ihm? Wer sind seine Freunde?

    Survivor: Bist du da?

    Lonely Heart: Er hat mir gesagt, dass er mich braucht. Es tut ihm leid, dass ich mich wegen ihm schlecht fühle. Er braucht mich und ich bin etwas Besonderes.

    Survivor: Du bist etwas Besonderes.

    Lonely Heart: Ich muss jetzt gehen.

    Survivor: Warte.

    Die Busfahrt nach Stavrett am nächsten Morgen dauerte eine Stunde. Eine Stunde in der die tristen Sozialbauten langsam verschwanden und modernen Einfamilienhäusern wichen. Eine Stunde, in der sich das Bild von Obdachlosen, die ihre Habseligkeiten in einem Einkaufswagen vor sich her schoben langsam in Lagerarbeiter, die Lastwagen vor großen Supermarktketten entluden verwandelte. Während ich in eine neue Welt fuhr, bereitete ich mich innerlich auf meinen Kampf gegen den Nutella Jungen mitsamt seinen Anhängern vor. Ich würde ganz einfach einen

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