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Castermann Chronik II: Die Amazonen
Castermann Chronik II: Die Amazonen
Castermann Chronik II: Die Amazonen
eBook325 Seiten4 Stunden

Castermann Chronik II: Die Amazonen

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Über dieses E-Book

Die lange erwartete Fortsetzung der Castermann Chronik 1 - Zeitreise zum Ursprung der Menschheit.


Nach seinem Tod in Jerusalem beginnt für Michael eine Reise, die ihn nicht nur zu einem Mord an einer Unschuldigen, sondern auch zu einem völlig anderen Körpergefühl führt.
Eine Hinterlassenschaft der Inoxcro harrt ebenfalls der Entdeckung. Ist dies auch der Grund für die Anwesenheit von Römern?

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum7. Jan. 2019
ISBN9783743803558
Castermann Chronik II: Die Amazonen

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    Buchvorschau

    Castermann Chronik II - Lupus Malus

    1. Einleitung

    Ich war alt, viele Jahrmillionen alt. Einen Großteil dieser Zeit legte ich zwar mit einer Zeitreisemaschine zurück, aber nicht alles. Die letzten Jahre verbrachte ich im antiken Jerusalem und war unnatürlich vom Alter gezeichnet.

    Dort fand mich meine große Liebe Britanny, welche den Untergang von Atlantis überlebte. Sie und ich waren nun vampirartige Wesen mit unbegrenzter Lebensspanne.

    Aber dies alles war noch komplett neu für mich. Erst vor wenigen Stunden hatte ich mein erstes 'Opfer' getötet. Es war weniger schlimm gewesen, als ich befürchtet hatte. Wobei Mörder und Vergewaltiger ohnehin keine Sympathie von mir erwarten konnten.

    Es war zugleich auch der Abschied von meinem bisherigen Leben in Jerusalem. Ich würde nie mehr zurückkehren können, denn für einen Waisen, dem ich mich als Vaterersatz angenommen hatte, war ich nach langer Krankheit gestorben. So musste es auch bleiben.

    Britanny war dafür wieder an meiner Seite. Noch immer musste ich aufpassen, dass die Aufregung darüber nicht die Verwandlung auslöste. Eine Metamorphose, welche mich in eine menschliche Wolfsgestalt, nicht unähnlich einem Werwolf verwandeln würde.

    Vorstellen kann man sich mich zum Zeitpunkt, des Beginns dieser Aufzeichnung, langhaarig, dunkelbärtig. Nach meiner Zeit durchschnittlich groß, hier eher überragend. Aber ansonsten nicht auffällig. Britannys Haare waren ebenfalls lang, glänzend und voll. Hohe Wangeknochen und eine schmale Nase machten sie für mich unglaublich attraktiv. Aber ich sollte schnell merken, dass es keine Rolle spielte, wie wir ursprünglich aussahen, denn dies würde sich eh ändern.

    2. Neue Pläne

    Was werden wir nun machen? Mir selber schwirrte noch der Kopf von dem Erlebten.

    Wir werden leben und reisen. Beobachten was passiert und mischen uns nach Möglichkeit nicht ein. In dieser Zeit ist das Leben noch einfach für uns. Bald, in etwa zweitausend Jahren, wird es schwieriger sein, erwiderte Britanny und meinte damit nicht nur das Leben, sondern auch die Ausweise, welche man brauchte. In den nächsten Jahrhunderten konnte man sich ohne Probleme ständig neu erfinden. Aber in unserer Ursprungszeit brauchten wir Papiere für so viele Dinge. Aber bis dahin war noch Zeit und wir würden auch dafür eine Lösung finden.

    Wahrscheinlich war es nach ihrem langen Leben kein Problem zweitausend Jahre einfach so abzutun.

    Mir schwirrte ein wenig der Kopf, bei der Vorstellung so lange zu leben. Ich nahm mir fest vor bei allen wichtigen Ereignissen dabei zu sein. Oder zumindest bei jenen, die mir besonders wichtig erschienen.

    Natürlich würde ich indirekt dafür sorgen, dass meine Aufzeichnungen, die nun in den Händen von Elias waren, nicht in falsche Hände fielen. Es würde zwar noch einige Zeit dauern, aber dann würde man Deutsch verstehen können. Er wäre wohl doch besser gewesen meine Aufzeichnungen in Inoxcro niederzuschreiben. Die Sprache würde auch in unserer Ursprungszeit niemand verstehen. Ich nahm mir fest vor, dies in meinen neuen Aufzeichnungen zu tun.

    Wer wusste schon, welcher machtsüchtige Mensch nach meinen Aufzeichnungen gieren würde, sollte er von ihnen erfahren. Aber erst einmal konnten Britanny und ich unser Wiedersehen ausgiebig Feiern. Nicht mit einem großen Fest, sondern mit Stöhnen und Seufzen. Wir hatten uns dazu in einer Herberge einquartiert und mit dem Geld der Halunken bezahlt, die es ohnehin nicht mehr brauchten.

    Ein wenig erinnerte ich mich an eine Frau, welche mir vor langer Zeit etwas bedeutet hatte, aber nun gab es nur Britanny für mich. Sie war die Frau, mit der über Jahrtausende, wenn nicht sogar Jahrmillionen verbunden war.

    Schon vorher hatten wir uns der Lust hingegeben, aber nun, wo der Hunger nicht mehr in uns nagte, war es ungleich intensiver. Unser Körpergeruch hing, mit dem neuen Geruchsinn wahrnehmbar, in der Luft. Aber nicht nur meine Nase war feiner geworden, sondern auch meine Haut.

    Jeder Berührung von ihr, sandte Impulse der Leidenschaft durch mich. Ich fragte mich, ob es für sie genauso intensiv war. Ich erinnerte mich an ihre Worte, dass wir uns verwandeln konnten. In jede Gestalt. Sollten wir es wirklich herausfinden, wie es sich für das andere Geschlecht anfühlte?

    Ich weiß, was du denkst Liebster, offenbarte mir Britanny mit von Lust gezeichneter Stimme. Du überlegst, wie es sich für mich anfühlt. Wie sich der andere Körper anfühlt. Wir können dies eines Tages ausprobieren, aber heute sei einfach nur mein. Der letzte Teil klang fast, wie ein Fauchen.

    Ich zuckte zusammen, so laut hatte es geklungen.

    Ruhig Liebster, du musst dir keine Sorgen machen, so leise, wie wir sprechen, versteht uns keiner und unsere Lust, darf jeder erfahren. Die Menschen hier sind nicht so prüde, wie in unserer Zeit. Und selbst wenn doch, warum sollte es uns stören. Erst wenn man keinen Ruf mehr zu verlieren hat, ist man wirklich frei.

    Und wirklich. Keiner schien sich zu stören, obwohl wir sicherlich nicht gerade leise waren. Niemand klopfte an die Wand oder gar die Tür.

    Ich war mir hinterher nicht sicher, wie lange wir 'feierten', aber es kam mir vor, wie mehrere Tage. Meine Ausdauer schien durch die Verwandlung nicht gelitten zu haben. Eher im Gegenteil.

    Leicht verschwitzt schmiegten wir uns aneinander.

    Wir sollten uns eine Weile zurückziehen. Ich muss so viel lernen und ich denke, unter Menschen wird das schwierig, überlegte ich laut.

    Britanny lächelte mich glücklich an. Ja, du hast recht. Sie schien die Worte zu hauchen. Schon mehrfach hatte sie mich darauf hingewiesen nicht zu laut zu sprechen. Es tat ihr in den Ohren weh und auch ich merkte immer mehr, dass ich Lautstärken nun auch anders wahrnahm. Schaffte es aber die meisten Geräusche recht gut auszublenden.

    Das wenige Geld war verbraucht und es erschient Britanny an der Zeit weiterzuziehen. So brachen wir eines späten Nachmittags einfach auf. Zu fürchten hatten wir nichts. Jedenfalls glaubten wir das zu dem Zeitpunkt noch.

    Viel Gepäck hatten wir nicht. Geld auch nicht, Britanny hatte sich nie damit belastet und ich hatte meine Habe, meinem Adoptivsohn hinterlassen.

    Britanny hatte wohl meine Mine gesehen. Mach dir keine Sorgen wegen Geld. Wir reisen schließlich nicht ohne Grund bei Nacht. Da gibt es genügend Gauner, die uns überfallen wollen.

    Sie schien bei dem Gedanken fast zu kichern. Aber ich nahm an, dass es weniger das Töten war, was sie glücklich machte, sondern vielmehr meine Anwesenheit. Da erging es mir nicht anders. Ich konnte den Verdacht nicht loswerden, dass der Unfall in dem Labor der Anoxi, uns beide irgendwie aneinandergebunden hatte. Wahrscheinlich auf mehr als einer Ebene. Aber das war okay, schließlich ruhten meine Gedanken bei ihr.

    Mir war auch sofort klar, was sie meinte. Die Halunken würden uns alles geben, weil sie nichts mehr brauchten. Aber was täuschte ich mich hier. Schließlich waren die Dinge selten so, wie man sich vorstellte.

    Wir hatten uns nach Norden in Richtung Germanien gewandt. Zuerst hatte ich fliegen wollen, aber Britanny warnte mich, es nicht zu unterschätzen. Sie wusste es natürlich besser, wie viel Energie es verbrauchte, zu fliegen und wie sehr der Hunger dadurch zunehmen würde.

    Trotzdem blieb die Sehnsucht nach dem Gefühl zu fliegen. Es war unbeschreiblich gut und alles in mir verlangte nach mehr. Ich fragte mich sogar, wie es wäre, wenn wir gemeinsam flogen und dabei unsere Lust auslebten. Ich würde es bestimmt noch erleben. Mir war als wäre meine Libido stärker geworden, aber vielleicht bildete ich mir dies nach den langen Jahren der Enthaltsamkeit auch nur ein.

    Wir reisten zu Fuß und trotzdem hatte ich das Gefühl, genau zu wissen, wo wir waren. Ich erinnerte mich an das Sprachimplantat, was wir noch immer trugen. Dadurch erschienen Gespräche, wie moderne Sprache, obwohl sie in längst vergangener Art geführt wurden und was ich dachte, übersetzte das Implantat der Inoxcro automatisch in die andere Sprache, welche dann aus meinem Mund kam. Trugen wir nun vielleicht auch ein Navigationsimplantat?

    Die Gegend, durch welche wir die ersten Tage wanderten, war überaus öde und kaum bewohnt. Sand in den unterschiedlichsten Tönen, Berge und Geröll prägten das Bild. Ab und wuchsen Pflanzen, aber spärlicher Bewuchs wäre sicherlich noch eine übertriebene Bezeichnung. Meistens gingen wir durch unwegsame Schluchten. Theoretisch konnte hinter jedem Vorsprung jemand lauern. Aber dazu waren wir zu fern der Zivilisation. Zu Ortschaften kamen wir nicht. Aber vielleicht hielten wir uns auch nur instinktiv abseits bewohnter Orte. So hatten wir unsere Ruhe. Konnten reden.

    Ich drängte mehr als einmal darauf, endlich mit dem Lernen loszulegen, aber Britanny meinte, dass meine erste Lektion bereits begonnen habe.

    Ich verstand nicht, was sie meinte, bis sich der Hunger wieder langsam in mein Bewusstsein schlich. Abseits der üblichen Karawanenpfade gab es wenig Menschen, welchen einen überfielen und so auch keine Nahrung für uns.

    Sie wollte also mit mir üben dem Hunger zu widerstehen. Aber irgendwie war es schwierig und je stärker der Hunger wurde, desto mehr nahm ich das Leben in der Umgebung war. Selbst weit entfernte Menschen konnte ich wahrnehmen. Über Geräusche und durch mit dem Wind zugewehten Gerüchen.

    Noch fiel es mir leicht, diesen Hunger zu kontrollieren, aber die Frage war, wie lange dies mir gelang. Britanny meinte, sie würde darauf achten, dass ich mich nicht übernahm. Ich hoffte sehr, dass dies klappte. War mir nicht sicher, ob es mir gefallen würde in einem entvölkerten Dorf aufzuwachen, wie es Britanny passiert war.

    Bei Tag zogen wir uns in Spalten und Höhlen zurück. Wenn ich hier und dort eine Fledermaus sah, frage ich mich, wie viel von diesem Wesen wohl in mir war. Ich war froh, dass mein Gehör nicht bis in den Ultraschallbereich reichte. Jedenfalls konnte ich die Echosignale der Fledermäuse nicht hören.

    'So viel also zu den Gesängen der Kinder der Nacht', dachte ich bei einer der Begegnungen mit diesen, trotz ihrer seltsamen Nasen, irgendwie niedlichen Wesen.

    Längst reisten wir nicht mehr auf erkennbaren Pfaden. Mir wahr als wüsste Britanny den Weg. Mir war zwar klar, dass wir uns Europa immer mehr näherte und unterbewusst ahnte ich, dass es nicht mehr weit bis zum Bosporus war, aber trotzdem fiel mir die reale Orientierung schwer.

    Wenigsten schien es wieder etwas Grüner zu werden und die Temperatur war auch nicht mehr so hoch, was aber auch an der Witterung liegen konnte. Ich wusste einfach zu wenig.

    Wie viele Tage wir unterwegs waren, wusste ich nicht mehr. Es war aber auch nicht relevant, da ohnehin ein Tag dem anderen glich. Jeden Tag viele Schritte und sich kaum verändernde Landschaften. Da wir wegen der Landschaft keine gerade Linie gehen konnten, kamen wir natürlich deutlich langsamer voran.

    Obwohl es eigentlich unendliche viele Fragen gab, schaffte ich es nur selten welche hervorzubringen. Britanny ermahnte mich aber auch immer wieder erst einmal nur dem Hunger zu lauschen. Ich solle meinen inneren Monolog finden.

    Aber wie sollte ich das schaffen? Vielleicht durch meine Aufzeichnungen? Die halfen mir etwas den Frust abzubauen. Irgendwie hatte ich in letzter Zeit immer wieder das Bedürfnis, etwas zu zerschlagen oder meine Fäuste in den Felsen zu hämmern.

    Einmal war ich dem Impuls gefolgt. Die Wunden waren schnell verheilt und Britanny hatte ich das verschwiegen. Vielleicht wusste sie es trotzdem. Sie hatte mich so angesehen, als wüsste sie es.

    Was mich am meisten verstörte, war aber der Umstand, dass sie plötzlich keine Lust mehr zu haben schien. Oder glaubte sie, dies würde mich von meinem Hunger ablenken? Ich fühlte, immer wieder diese Aggressionen in mir aufwallen, welche ich vorher nie gehabt hatte. Kam das vom Hunger oder war das ein Teil der Veränderungen? Britanny kam mir sanfter vor, also warum sollte ich aggressiver werden? Es musste einfach am Hunger liegen.

    Dann kamen wir in eine kleine Ortschaft. Diesmal hatte Britanny darauf bestanden, dass wir bei Tag reisten. Ich schäme mich, dies niederzuschreiben, aber der Hunger war mittlerweile so schlimm geworden. Das ich die Dorfbewohner fast eher wie Nahrung, als wie Menschen sah.

    Ich bildete mir ein, dass Britanny fast schon höhnisch lächelte. So als wollte sie sagen, dass ich der Versuchung nun widerstehen sollte, wo sie mich ausgehungert hatte. Für einen Augenblick musste ich mich tatsächlich des Impulses erwehren, ihr meine Hände, um den Hals zu legen, dann hatte ich mich wieder unter Kontrolle.

    Ich kam mir gehetzt vor. Egal wohin ich blickte, sah ich Menschen. Kinder, die spielten, Viehhirten bei ihren Pferchen, in kleinen Häusern die Frauen oder auch davor. Es war lebhaft und laut und ein ziemlicher Kontrast zu der Einsamkeit von vorher.

    Ich hatte natürlich gelernt, meine Sinne ein wenig besser zu kontrollieren, aber es fiel mir noch immer schwer. So strömte diese Lebhaftigkeit in schmerzhafter Weise auf mich ein. Für die Menschen sah ich sicherlich betrunken aus, aber es waren eher Lärm und Gerüche, die mich taumeln ließen. Ich sah zu Britanny. Auch jetzt schwieg sie. Wollte mir nichts sagen, dabei sehnte ich mich nach einem Tipp, wie man diese Eindrücke verarbeiten könnte.

    Es stank ziemlich. Ich dachte, nach Alexandria hätte ich mich an den Geruch der Menschen gewöhnt, aber mit meinen neuen Sinnen war dies die reinste Folter. Es würgte mich, aber da ich bereits länger nichts getrunken hatte, kam nichts hoch. Selbst kleine Tiere hatte Britanny mir nicht gegönnt.

    Warum machte mich dies alles so wütend? Ich liebte sie doch oder hatte ich mir das nur eingebildet? Es kam mir fast vor, als wäre sie so unnahbar, wie vor sehr langer Zeit. Aber warum?

    Plötzlich unterbrach sie meine Gedanken flüsternd: Michael, du musst dich kontrollieren. Deine Augen glühen schon und die Menschen starren dich an.

    Und wirklich ich merkte erst jetzt, dass ich kurz davor gewesen war mich zu verwandeln. So wütend hatte mich der Hunger gemacht. Es musste der Hunger gewesen sein, denn was sonst konnte die Ursache sein?

    Aber statt aufzuhören, war es mir plötzlich egal. Sollten sie doch alle sehen, was ich war und wegrennen in Furcht. Kaum hatte ich dies gedacht, da geschah es auch schon. Mein Äußeres änderte sich. Einige schrien entsetzt auf, andere rannten weg, nur ein Mann kam auf mich zu. Er sah ziemlich muskulös aus, aber auch ein wenig verdreckt.

    'Warum hat er keine Angst vor mir? Er soll gefälligst in Furcht wegrennen.'

    Erst später wurde mir die Absurdität meiner Gedanken bewusst. Warum sollte ich wollen, dass die Menschen mich fürchteten?

    Michael beruhige dich. Es tut mir leid, wenn ich dich zu sehr gequält habe. Ich wollte dir helfen den Hunger zu bezwingen. Vielleicht ... Vielleicht war diese Grausamkeit in mir zu stark. Ihre Worte stockten. Hatte sie mir etwa auch noch etwas verschwiegen?

    Ich hielt die vorschnellende Faust des Hünen mit meiner Hand auf. Es fiel mir so unglaublich leicht. Obwohl der Mann sicherlich stark war, hatte es sich nicht angefühlt, als hätte er kräftig zugeschlagen. Wie stark war ich wohl? War es das, wie sich Superman fühlte? Wobei er ja viel sanfter war.

    Die andere Faust traf mich plötzlich und unerwartet. Ich wurde zu Boden geschleudert. Der Kerl schrie triumphal und stürzte sich auf mich. Wie konnte das sein?

    Der Hunger drängte mich, ihn einfach zu beißen, aber meine Moral hinderte mich. Er verteidigte sich nur. Selbst das Messer tat dem kein Abbruch. Ich spürte nicht, wie es sich in mich bohrte. Bevor er reagieren konnte, schlug ich zu. Er flog zwei Meter zurück. Ich sprang auf. Stürzte mich auf ihn. Wollte nur trinken. Plötzlich hielt mich eine Hand zurück.

    Es war die Hand von Britanny. Es schien ihr kaum Mühe zu kosten mich zu halten.

    Nein. Lass ihn. Beherrsche dich Michael!, beschwor sie mich in Inoxcro.

    Ihre Stimme war von Verwirrung geprägt. Alles in mir drängte danach sie wegzustoßen und mich auf den hilflosen Mann zu stürzen. Er hätte keine Chance gegen mich.

    Trotzdem weckte der Klang ihrer Stimme meine Menschlichkeit. Ich presste meine Klauen in die Handinnenflächen und konzentrierte mich auf den Schmerz. Versuchte mich von dem Drang zu trinken zu befreien. Es war hart.

    Verlockungen zu widerstehen, war ganz bestimmt nicht einfach.

    Ich stand auf und trat zu Britanny. Sie entfernte das Messer und wischte es an ihrer Kleidung ab.

    Komm Michael, lass uns gehen.

    Ich antwortete nicht, aber folgte ihr aus dem Dorf hinaus.

    Wir gingen langsam. Für kurze Zeit fürchtete ich, dass der Hüne sich auf mich stürzen würde, aber er hatte offensichtlich genug.

    Erst als wir eine Stunde Fußmarsch von der Stadt entfernt waren, sprach Britanny. Diesmal sprudelte es nur so aus ihr hervor.

    Michael es tut mir leid. Ich wollte dich an den Hunger gewöhnen und habe es übertrieben. Ich weiß nicht einmal so richtig warum. Vielleicht ist da Dunkelheit in mir, die nur manchmal hervorbricht. Ich weiß es nicht. Wir bleiben jetzt auf den Wegen und hoffen auf Wegelagerer. Auch ich verspüre Hunger. Von jetzt an werde ich sanfter sein.

    Sie schwieg. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich mich zurückverwandelte. Meine Kleidung war entweder durch die Verwandlung oder den Kampf zerrissen worden. Der Klang von Britannys Stimme lenkte mich ab.

    "Bisher, habe ich es immer geschafft, meine Verwandlung weitestgehend zu verbergen. Keiner wusste davon oder wurde hypnotisiert. Einzelnen glaubte man aber ohnehin nicht.

    Bisher konnte ich die Existenz von Wesen wie uns geheimhalten, aber deine Verwandlung vor so vielen Menschen ließ sich nicht verbergen. Wir hätten sie alle töten müssen. Ich war in Versuchung, aber es wäre falsch gewesen.

    Jetzt kann es passieren, dass man uns verfolgt. Wir werden bald unser Aussehen ändern müssen. Es ist anstrengend und macht viel Hunger, aber wir notwendig sein.

    Man wird nach einem Mann und einer Frau suchen ..."

    Sie sprach den Gedanken nicht zu Ende, denn ich konnte mir denken, dass wir das ändern mussten. Entweder zwei Frauen oder zwei Männer. Beides behagte mir wenig. Auch wenn ich neugierig war, so sträubte sich etwas in mir, als Frau aufzutreten. Und wenn wir beide Männer wären ... Es würde mir schwerfallen mit einem Mann Zärtlichkeiten auszutauschen und für die Nacht zurückverwandeln wäre kaum möglich. Britanny hatte mehrfach betont, wie anstrengend so eine Verwandlung war und bei der zur Wolfsgestalt hatte ich es selbst erlebt. Natürlich könnte es sein, dass wir dies eines Tages müssten.

    Wir beide als Frauen unterwegs, wären leichte Opfer. Jedenfalls aus der Sicht von Halunken, bis sie merken, dass der Schein trügen konnte.

    Britanny schwieg. Sie wusste sicherlich, was in mir vorging.

    3. Kein Glück

    Britanny redete nach kurzer Zeit wieder mehr und versuchte mir, ihre Erfahrungen zu vermitteln, aber natürlich konnte ich nicht immer alles begreifen. Manches musste man erleben und Selbstkontrolle, merkte ich mehr und mehr, fiel mir unheimlich schwer. Ich dachte zurück an meine erste Begegnung mit Britanny. Wie impulsiv ich da reagiert hatte.

    Es stimmte. Ich war sehr impulsiv und dies gefährdete uns beide. Zugleich war trotz des Hungers mein Verlangen nach ihrer Nähe stärker geworden. Ich sehnte mich danach, doch sie hielt mich fern.

    Michael, du musst dich gedulden. Auch der Hunger der Leidenschaft kann bezwungen werden.

    Mehr wollte sie mir aber nicht offenbaren, dabei war es mir wichtig, ihr nahe zu sein. Die Situation verwirrte mich immer mehr. Zumal es immer wieder Zeitpunkte gab, wo sie sich an mich schmiegte. Etwa nachts, wenn wir zu schlafen versuchten, was bei dem Hunger nicht einfach war.

    Ich wunderte mich, dass ich es überhaupt noch aushielt und nicht über andere Reisende herfiel, denen wir begegneten. Diese kamen zwar in größeren Gruppen, aber bei dem gefühlten Hunger, wäre wohl selbst dies kein Problem. Konnte ich mich wirklich so gut beherrschen? Britanny nahm jedes Mal meine Hand in ihre und drückte fest zu. So als wollte sie mir sagen, dass ich mich beherrschen müsse. Aber wollte ich das überhaupt.

    Mich überraschte es jedes Mal, dass ich es noch immer schaffte, bis es dann doch passierte.

    Wir kamen gerade um eine Wegbiegung, hatten es aber vorher schon gehört. Es gab offensichtlich einen Kampf. Auf dem Boden lagen zwei tote Männer und der Geruch von Blut lag in der Luft.

    Britanny flüsterte mir sofort zu: Beherrsche dich, warte ab, erst wenn sie angreifen, dann nimm dir.

    Meine Hände, oder waren es bereits wieder Pranken, zitterten. Alles schien schon verschwommen zu sein. Ich fühlte mich krank und konnte kaum klar denken.

    Ich versuchte durch schütteln meines Kopfes wieder klar zu werden und merkte erst jetzt, dass jemand vor mir stand. Es dauerte einen Moment, bis ich realisierte, dass ich angesprochen wurde.

    Verstehst du mich nicht? Jetzt mach schon.

    Das Gefuchtel mit dem Schwert und der aggressive Tonfall ließ mich immer nervöser werden. Da mir schien, als würde ich angegriffen, fiel ich einfach über sie her und merkte erst, nachdem ich bereits fertig getrunken hatte, dass es eine Frau war. Eine junge rötlich Blonde, die Haare kurz gehalten. Ich schätzte sie auf 25 Jahre und sie war einen Kopf kleiner als ich und schlank. Ihre Bekleidung schien mir funktional und fürs Kämpfen gemacht zu sein. In ihrem Gesicht zeigte sich Schrecken. Schrecken vor dem, was ich getan hatte.

    Ich sah mich um. Zwei weitere Frauen standen neben Britanny und sahen jetzt erst zu mir herüber. Beide hatte eher dunkle Haare, aber auch kurz, dazu ein dunklerer Teint. Die Frisur war eher wie bei Soldaten, als man sie bei Frauen erwarten konnte. Obwohl die Brüste und der Körper ganz klar sagten, dass es Frauen waren.

    Britanny blieb zwar ruhig, aber ich merkte sofort, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Unentschlossen sah sie zwischen mir und den beiden anderen Frauen hin und her. Diese gingen aber sofort zum Angriff über. Britanny stieß sie zuerst nur zurück und blockte die Schwerter mit geschickten Schlägen mit bloßen Händen ab.

    Ich schaute unschlüssig zu. Hatte ich etwa eine Unschuldige getötet? Ich sah mich um. Neben den beiden männlichen Leichen lag eine junge Frau mit zerrissenem Gewand. Sie lag still da und schien tot zu sein. Soweit ich es aus der Entfernung erkennen konnte hatte sie lange dunkle Haare und ein schmales attraktives Gesicht.

    Erst jetzt realisierte ich, was ich getan hatte. Erneut hatte meine Impulsivität zu Problemen geführt. Was konnte ich bloß tun? Alles in mir schrie danach Britanny dafür die Schuld zu geben. Sie hatte mich so lange hungern lassen, aber ich wusste auch, dass dies nicht die Wahrheit war. Dass ich es getan hatte. Dass ich gemordet hatte. Der vermeintliche Angriff entschuldigte kaum für meine Tat.

    Die Attacke auf Britanny wurde stärker, aber sie deutete mir an, dass ich nicht eingreifen solle. Ich merkte schnell, dass sie damit begann die Frauen zu hypnotisieren. Diese wurden auch schnell friedlicher, bis sie schließlich teilnahmslos vor sich hinstarrten.

    Vorwurfsvoll sah Britanny mich an. Ich schwieg, kam aber näher.

    Die Leichen sind noch frisch und hätten völlig gereicht, aber wahrscheinlich war der Hunger zu stark. Ihr Blick war nun deutlich milder. Sie wusste, was in mir vorging und ich hatte nicht ihre jahrtausendalte Erfahrung in der Kontrolle des Hungers.

    Ohne zu zögern, ging Britanny nun zu einem der Männer, trank, und dann zu der Frau mit dem zerrissenen Gewand. Auch von dieser trank sie. Ich konnte es deutlich hören. Für einen kurzen Augenblick meinte ich, dass die Frau sich wehren würde, aber das musste ich mir eingebildet haben, denn Britanny würde niemals einfach so über jemanden herfallen. Dazu hatte sie

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