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Das Vermächtnis des Engels Nekro - Gottes Sturm
Das Vermächtnis des Engels Nekro - Gottes Sturm
Das Vermächtnis des Engels Nekro - Gottes Sturm
eBook306 Seiten4 Stunden

Das Vermächtnis des Engels Nekro - Gottes Sturm

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Über dieses E-Book

Ein Jahr ist vergangen, seit der Kampf um die Macht von Gottes Gnade entschieden wurde.
Inzwischen haben sich zwei Lager gebildet. Die Engel und Menschen haben sich in der Höhle des Tores zu Gottes Gnade niedergelassen und leben unter der Führung einer verschwiegenen Priesterin. Sie kam aus dem Licht von Gottes Gnade und trat mit der Botschaft, von Gott gesandt worden zu sein, an die Schöpfung heran.
Die dämonischen Neo-Angels hingegen haben in Methos ihren König gefunden.
Eine unausgesprochene Kriegserklärung liegt in der Luft.
Doch König Methos wird von den neuen Erzengeln vor das himmlische Gericht gebracht.
Die Priesterin sieht ihre Chance, die Lager zu vereinen und Frieden zu schaffen.
Während dieser Zeit taucht eine junge Frau ohne Erinnerungen, Zugehörigkeit oder einer Ahnung, wer sie überhaupt ist, auf und schließt sich der Priesterin an.
Dann war da noch Vaith...
Abseits dieser Unruhen wird in einer vergessenen Dimension ein uraltes Wesen des Himmels aus seinem vermeintlich ewigem Grab befreit und an die Kette genommen.
Glutrote Augen erblicken zum ersten Mal die irdische Sphäre.
Der zweite Teil der apokalyptischen Erzählung um das Vermächtnis des Engels Nekro
SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum15. Juni 2019
ISBN9783748707141
Das Vermächtnis des Engels Nekro - Gottes Sturm

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    Buchvorschau

    Das Vermächtnis des Engels Nekro - Gottes Sturm - Akandor Andor

    Prolog / Rückblick - Das Vermächtnis eines Engels

    Ein Jahr war vergangen, seit ein bis dahin unbekannter Dämon den Engel Nekro tötete und mit seinem Fleisch genährt, eine völlige Wende in den prophezeiten Ablauf der Apokalypse brachte.

    Eine neue Rasse, die sich selbst den Namen „Neo-Angels" gab, breitete sich mehr und mehr trotz des himmlischen Widerstandes der Engel aus. Diese Entwicklung brachte auch besondere Einzelschicksale hervor und diese wiederum wurden zu tragenden Säulen der irdischen Geschichte. Sie selbst begriffen ihre enorme Wichtigkeit nicht und doch spielten sie ihren vorgesehenen Part im göttlichen Spiel zwischen Himmel und Hölle.

    Allerdings waren ihre Taten nur der Anfang – oder doch das vorzeitige Ende?

    Der Engelsmörder und erster Neo-Angel Methos versuchte auf seine Art eine Machtposition zu erlangen. Immer an seiner Seite, Aphila, die Schwester Methos'. Man kann ohne Zweifel von einer äußerst intensiven Geschwisterbeziehung bei den beiden sprechen. Nicht zuletzt, weil Methos ihren Geliebten – einen Menschen, der sich als mächtiger Erzengel Raphael herausstellte – tötete und sich ihn einverleibte. Während dies geschah stellte sich Aphila, die dem magischen Bann eines mächtigen Artefaktes namens Runenschlüssel verfallen war, dem in Ungnade gefallenen Engel Vaith. Dieser gehörte wie sein Bruder Nekro den Engeln einer neuen Ordnung an, welche Gott nach der Entledigung seiner bis dahin treuen Diener an deren Platz setzte. Doch seine Lösung, die „alten" Engel zu Menschen ohne Wissen über ihre tatsächliche Herkunft und der ihnen innewohnenden Macht zu machen, wurde vom Teufel als Chance aufgegriffen und so leitete er den menschlich gewordenen Michael.

    Die Fäden der Schicksale führten zusammen und so wurde Aphila zur Erlöserin der alten Engel sowie zur Trägerin des Runenschlüssels. Vaith dagegen verfiel nach dem Tod seines Bruders dem Gedanken nach Rache, welche ihn in einen unstillbaren Blutrausch versetzte. Dies kam dem Teufel als weitere Option in seinem noch immer unklaren Plan sehr gelegen. Er gab dem Machthungrigem, was er begehrte und brachte ihn damit in seine Hände. Außerdem trafen Michael und Lucifer offenbar entgegen der Abmachung mit dem Teufel aufeinander, woraufhin dieser die Notbremse zog und beide weit weg in eine andere Zeit schickte, um die Räder der apokalyptischen Prophezeiung noch eine Weile still stehen zu lassen.

    Diese Konstellation führte schließlich zu einem erbitterten, gleichgestellten Kampf zwischen Aphila und Vaith. Letztlich entriss Vaith der tödlich verletzten Aphila den Runenschlüssel sowie all ihre Magie – was sie von einem Neo-Angel zu einem Menschen werden ließ.

    Vaith benutzte den Runenschlüssel um die Macht von „Gottes Gnade" zu entfesseln. Zu seiner Überraschung war damit kein weiterer Machtschub verbunden – sondern eine Konfrontation mit seinem verstorbenen Bruder Nekro. Dieser nahm ihn hart für seine im Rahmen seiner Rachegelüste begangenen Sünden ins Gericht. Nach der Verbüßung aller niederen Sünden kam es zu einer schicksalsschweren Entscheidung für Vaith. Seine größte und machtvollste Sünde war der direkte Pakt mit dem Teufel gewesen und selbst Nekro war sich nicht sicher, ob diese überhaupt wiedergutzumachen war.

    Um diese letzte Sünde hinter sich lassen zu können, ging Vaith mit Nekro eine Art Symbiose ein. Dabei übernahm Nekros Seele den Körper Vaiths, auf dass seine Präsenz als reiner Engel das teuflische Brandmal ausradiere. Nach der Verschmelzung betrat er erneut den Schauplatz des Kampfes mit Aphila und gab auf Nekros Geheißen den Runenschlüssel an sie zurück. Er selbst verließ daraufhin mit dem Engel Lamal, der ihn herzlich begrüßte das Schlachtfeld und ließ Aphila zurück, die kurz vor ihrem nahenden Tod von Gottes Gnade erfasst und scheinbar mit ihrem verlorenen Geliebten Raphael wieder zusammengeführt wurde.

    Dies alles war zu Beginn dieser Geschichte ein Jahr her.

    Kapitel 1 - Das himmlische Gericht

    Eng umklammerten Methos' Körper die kalten Ketten, fixierten ihn an den harten, schmucklosen Stuhl. Jeweils zwei dieser Ketten waren an seinen Handgelenken und den Fußknöcheln befestigt. Eine starke, magische Energie durchfloss jede einzelne dieser und bannte ihn an seinen Aufenthaltsort. Doch er lächelte, das Lächeln eines Wahnsinnigen.

    „Angeklagter Neo-Angel, der auf den Namen Methos hört, Sie wissen sich dem himmlischen Gericht der 8 Erzengel der neuen Ära gegenüber. Es darf schon zum Auftakt dieses Prozesses mit einer für Normalsterbliche höllischen Strafe gerechnet werden, der Herr selbst ist über Ihre Taten erbost – wie, frage ich Sie, können Sie da noch lächeln?, wunderte sich der oberste der himmlischen Richter von seinem Podest auf Methos hinunterschauend. Jeweils links und rechts neben ihm saßen die restlichen Richter. Alle 8 waren von Kutten verhüllt, doch Methos spürte ihre ängstlichen, verachtenden Blicke deutlich auf sich. Er erwiderte: „Ihr fühlt euch alle so stark, weil ihr mich mit vereinter Kraft gerade so festhalten könnt und zugleich seid ihr zu feige mir eure Gesichter zu zeigen. All das betont bloß die Lächerlichkeit mit der ihr Engel immer noch versucht eine aussichtslose Situation zu retten.

    Da hörte man ein amüsiertes Schnauben vom obersten Richter: „Den Mut muss man erst einmal haben. Mit den 8 Ketten der neuen Erzengel festgesetzt, nicht fähig vor den Folgen seiner Vergangenheit zu flüchten und dann solche Äußerungen zu bringen. Es ist doch sehr offensichtlich, wer sich hier in einer aussichtslosen Situation befindet. Ehe er sich hätte weiter über Methos' Verhalten aufregen können, wurde er von dem ihm nächsten Richter leicht an der Schulter berührt, der ihm etwas zuflüsterte. „Natürlich, wir sollten den Prozess nun ordnungsgemäß durchführen. Dem Angeklagten wird Folgendes zur Last gelegt: Mord am Engel Nekro, was für sich schon ein schweres Verbrechen gegenüber der gesamten himmlischen Instanz darstellt. Doch diese Tat hat eine große Welle weiterer, schwerwiegender Ereignisse ausgelöst, welche auf bis heute unkalkulierbare Weise den natürlichen Fortlauf des irdischen Geschehens massiv beeinträchtigen. Jede Schädigung eines Engels auf irdischem Boden nach genannter Tat, kann dem Angeklagten zu Lasten gelegt werden. Dies folgt aus der eindeutigen Betrachtung, dass mit dem Mord an dem Engel Nekro der Auftakt zu jeder weiteren Eskalation der irdischen Konfrontationen zwischen Vertretern des Himmels und der Vertreter der Hölle gegeben war. Das Lächeln auf Methos' Lippen wurde noch etwas ausgeprägter: „Ihr schmeichelt mir. Erzählt ruhig weiter." Ohne auf Methos zu achten, fuhr der Richter fort: „Zu diesem Ergebnis kommt das Gericht durch den verdeckten Ermittler, der in der Gestalt des Engels Lamal die irdische Lage an der Front beobachtete und auswertete.

    Dieser führte allen Anklagepunkten voraus die letzte Tat des Angeklagten als Grund für eine schnellstmögliche Gewahrsamnahme. Bei dieser handelte es sich um den Mord und anschließenden Verzehr des Erzengels Raphael. Das Gericht sah, wie der Ermittler, die sofortige Gefangennahme des Angeklagten als zwingendnotwendige Maßnahme."

    Nun brach ein leises, abgrundtief böses Lachen aus Methos heraus. Er fühlte sich geschmeichelt, die Schilderung seiner Vergehen stimmte ihn hungrig. „Sagt, meine verehrten Kuttenträger – es erfreut mich, dass ihr schon jetzt die wichtigsten Punkte meiner späteren Biografie festhaltet, um mir bei eurer Anpreisung gerecht zu werden – wenn ich bald des höchsten Thron besteige. Doch sagt, habt ihr eine Ahnung, wer ich bin? Der Richter, der zuvor die Klageschrift vorgetragen hatte war verstummt. Getuschel brach unter den Richtern um ihn herum aus. Gerade als der oberste Richter ansetzen wollte: „Ruhe, Ruhe, der Angeklagte sagt nur etwas wenn – Nun aber war Methos' Zeit gekommen: „ – Wenn er genug von diesem himmlischen Theater hat. Dies ist nun geschehen und ich sehe mich gezwungen euch weltfremden Wesen eine Neuigkeit zu vermitteln; Eure Vorkehrungen waren nie in der Lage mich ernsthaft zu halten!" Während er dies sagte, breitete sich ein dunkelbläulicher Schimmer um seinen in Ketten gelegten Körper aus. Das Tuscheln der Richter wurde Zunehmens lauter, der oberste Richter sprang erschrocken auf, beugte sich vor. Der blaue Schimmer verstärkte sich, an den Ketten schlängelten sich schließlich blaue Flammen entlang, hoch zu den Verankerungen jener Ketten. Methos selbst richtete sich gemächlich, aber bestimmend auf. Er ballte seine Hände zu Fäusten und sprengte mit einem kraftgeladenen Aufschrei die Ketten von sich ab.

    Von der Befreiung ihres Angeklagten überrumpelt, rief der oberste Richter: „K-Ketten, mehr Ketten, schnell!" Mit dem Finger auf Methos zeigend. Prompt flogen weitere solcher von den Erzengeln geschmissen auf ihn zu. Er aber zeigte Geschick, schnappte sich die ihm zufliegenden Ketten und umwickelte sie um seinen Arm. Als er schwungvoll an diesen zog, flogen die Werfer vom Podest herunter zu ihm. Augenblicklich züngelten die Flammen auf den Ketten hinüber zu den himmlischen Richtern auf dem Boden. Schreiend versuchten diese sich zu erwehren, doch es war zu spät – die Flammen umhüllten sie, brannten sich durch ihre Kutten und ihre Engelskörper. Methos kam jetzt Schritt für Schritt dem Podest näher, dort stand nur noch der oberste Richter. Methos hatte nicht nachgezählt, wie viele die Flammen nährten und wie viele wohl geflohen waren. Das kümmerte ihn auch nicht. Im Vergleich zu dem ihm bekannten Erzengel, der im Jahr zuvor gegen seine Schwester gekämpft hatte, waren diese hier ohnehin nur Abfall.

    Methos breitete seine Flügel aus, sprang und landete direkt vor dem zurückweichenden Richter. „Bleib mir fern, Sohn des Teufels!, brüllte dieser heraus. Methos aber schnaubte und kam näher. Scheinbar war der Richter von Methos' Präsenz wie gelähmt, denn statt zu fliehen oder sich zu wehren, ging er zitternd auf die Knie. „Was bist du?..., fragte er dem Ende entgegen sinnend. Methos beugte sich zu dem Knienden herunter und sprach in dessen verhülltes Gesicht: „Ich bin der neue Gott."

    Die nächsten Minuten war das himmlische Gericht von albtraumhaften Schreien des Richters und Geräuschen wie von einem wilden Tier beim Fressen erfüllt.

    Nach seinem Mahl suchte sich der äußerst zufriedene Methos einen Weg aus dem Gericht und landete auf einem offenen Gelände. Er stand auf Wolken, rechts von dem Ausgang des Gebäudes war eine seltsame Konstruktion aus verschiedenen Lupen und Linsen angebracht, links von ihm wiederum schien ein Gittertor den Weg aus dem Himmel zu weisen. Als Methos auf dieses zuging, erkannte er eine einzelne Person davor stehend. Es war ebenfalls ein Engel wie es schien, wie die Richter in eine Kutte gehüllt. Doch statt auch ihn niederzumetzeln, spürte Methos bei diesem Anblick ein für ihn sehr fremdes Gefühl. Er kramte in seinem Kopf nach einer Möglichkeit dieses ihm so fremde Empfinden in ein Wort zu fassen. Der Engel bewegte sich nicht, Methos aber nahm die durchdringenden Augen wahr, die ihn im Verborgenen so anstarrten, dass selbst ihm Gänsehaut kam. „Du solltest mal besser nach deinen Freunden im Gericht sehen, denen scheint es nicht so gut zu gehen", brachte Methos in gezwungen lässiger Art heraus. Doch zu seinem Erstaunen musste er nach seinem Satz schwer schlucken. Es war für ihn Zeit, diesen Ort zu verlassen.

    Mit einem kräftigen Schubs stieß er das Himmelstor auf. Er verkniff es sich, zu dem noch immer stillstehenden Engel hinter sich zu schauen. Gerade, nachdem er seine Flügel ausspannte und mit einem beherzten Sprung dem Himmel ins Irdische entfloh, wurde ihm bewusst, dass das Gefühl Ehrfurcht genannt wurde.

    In diesem Moment, schon zu weit für Methos' Ohren, sagte Lamal mit fester Stimme: „Ich werde schon noch einen Weg finden, dich auf deinem dunklen Pfad zu stoppen – Methos, erster der Neo-Angels."

    Kapitel 2 - Die Legende beginnt

    Wie ein nasser Sack, hing die namenlose Frau mittig an den Armen ihrer Finder herab. Sie hatten sie an einer Oase in der Wüste entdeckt und mitgenommen. Ihr Körper war stark geschwächt, auch war ihr Verstand nicht in guter Verfassung. Zwar war sie eine erwachsene Frau, doch bis auf grundlegende Fähigkeiten wie die Sprache, waren ihr alle Persönlichkeitsmerkmale genommen. Ihre erste verfügbare Erinnerung nachdem sie aus der Bewusstlosigkeit erwachte, war das tödliche Wasser mit dem sich ihre Lunge zuvor gefüllt hatte.

    Als die beiden engelhaften Träger ihrerseits landeten, waren sie am Eingang einer steinernen Höhle angelangt. An diesem standen zwei Männer in sommerlicher Bekleidung, anders als ihre Begleiter mit ihren eines Pfarrers ähnlichen Gewandes in hellblau. Einer der Männer machte ein paar Schritte auf sie zu: „Ismael, Kazaan – was habt ihr uns da denn angeschleppt? Eine neue Bedienstete? Seine stahlblauen Augen griffen sie mit seinem starren Blick regelrecht an. „Bleib geschmeidig, wir haben sie draußen an der Oase nördlich von hier gefunden. Das arme Ding ist völlig am Ende – aber sie scheint Magie in sich zu tragen, antwortete der Mann rechts von ihr. Sofort erweichte sich der Blick des Fragenden: „Wenn das so ist, immer rein mit ihr. Wir können jeden Funken davon gebrauchen." Mit einem Nicken beendete der Mann, der zuvor geantwortet hatte die Konversation und die Frau spürte, wie sie mit einem sanften Ruck zum Weitergehen ermuntert wurde. Nur schwerfällig wollten ihre Beine reagieren. Ohne die Hilfe der zwei Männer wäre sie kaum einen Meter ohne zu stürzen gekommen. Sie atmete angestrengt, dieser einfache Gang in die Höhle hinein war eine brutale Herausforderung für diesen Körper, der genauso gut einem übergroßen Säugling hätte gehören können.

    Endlich zum anderen Ende des Ganges gekommen, staunte sie nicht schlecht; diese Höhle war gigantisch und dennoch gut gefüllt mit Leuten. Es war sowas wie ein improvisiertes Feldlager. Hier und dort gab es Zelte und Lagerfeuer. Auffällig war allerdings, dass manche Leute in einem von Zäunen abgegrenzten Bereich waren. Diese trugen im Gegensatz zum Rest der Personen hier keine Flügel und waren alle unterschiedliche Arbeiten verrichtend… Jetzt erst fiel ihr das überhaupt auf. Irgendwie hatte sie diese Flügel als selbstverständlich betrachtet, dabei besaß sie selbst keine. Hieß das nun, sie würde jetzt hinter die Abgrenzung gebracht werden?

    Doch stattdessen führten die - sie schon bald vollkommen nur noch mit sich herumschleppenden - Engel, sie zur entgegengesetzten Richtung. Ein innerlicher Schauer überkam die Frau, als ihr bewusst wurde, zu einer Erhöhung, einer Art schmucklosen Thron geführt zu werden. Auch hier standen Wachen, aber sehr viel zahlreicher und in den gleichen Gewändern gekleidet wie ihre Begleiter. Beim Nähertreten wurden sie auch hier wieder gestoppt. Einer der Männer streckte autoritär seine flache Hand vor die drei aus und sprach: „Halt! Keinem Menschen ist ohne ausdrückliche Erlaubnis der Zutritt zur Priesterin gewährt! Doch das war ihrem rechten Begleiter nur ein amüsiertes Lächeln wert: „Ach, Ashka. Willst dich wieder wichtig tun? Du siehst doch, dass wir einen Neuzugang dabei haben. Würde ich unsere schwerbeschäftigte Priesterin wirklich mit einer Nichtigkeit belästigen? Die Wache antwortete nicht sonderlich überzeugt: „Wer soll das sein? Diese Menschenfrau da zwischen euch? Wollt ihr mich verhöhnen? Sorgt erst einmal dafür, dass sie euch nicht wegstirbt, ehe ihr nach einer Audienz fragt! Missmutig verzog ihr Fürsprecher seine Miene. Vor einem weiteren Ansatz meldete sich aber ihr zweiter Begleiter zu Wort: „Lass gut sein Ismael, Ashka hat doch Recht. Sieh sie dir doch mal an, wir haben ihr eine atmende Wasserleiche mitgebracht. Bringen wir sie erst einmal zu den Menschen, die sollen sich um sie kümmern.

    Ein mitleidiger Blick Ismaels wanderte auf die Frau und nach einem kurzen Zögern kehrte er dem Thron den Rücken und hievte ihren erschlafften Körper auf seine Schultern. „Gut, ich bringe sie dorthin, besorge du ihr bitte halbwegs passende Kleidung, wir können sie der Priesterin schlecht nackt vorstellen." Lächelnd stimmte Kazaan zu und so brachte Ismael die Namenlose herüber zum Menschengebiet. Sie fühlte die Wärme von seinem Körper ausgehend und lag sehr komfortabel gebettet auf seinen Flügeln, dass sie kaum mehr ihre Augen aufhalten konnte und döste schließlich vor sich hin.

    Ein Geruch, der ihren Magen knurren ließ, holte sie wieder in den Wachzustand zurück. „Ah, du bist aufgewacht. Dann gebe ich dir jetzt eine Portion Suppe. Danach wirst du dich besser fühlen, sprach eine Frau in Lumpen vor ihr. Sie befand sich nicht mehr auf dem Rücken des Engels, sondern spürte ein Tierfell unter sich, darunter lugte Stroh hervor. Auch war sie nicht länger nackt, sie trug jetzt etwas wie ein Nachthemd, nur war der Stoff dicker – in ihrer schläfrigen Kraftlosigkeit fühlte sie sich wie in einer schweren Rüstung. Vorsichtig hievte sie sich hoch und setzte sich auf. Die Wärme des Lagerfeuers über dem die Suppe köchelte, strahlte ihr ins Gesicht. „Was ist das hier? Wie komme ich hierhin, wisperte sie. Die Lumpenfrau antwortete: „Du bist hier im Menschengehege. Die Engel nennen es Wohnbereich – aber die reden auch über uns als Bedienstete, obwohl wir eher Nutzvieh oder Sklaven für sie sind. Einer dieser Engel hat dich zu mir gebracht – ich bin übrigens Clara. Wie darf ich dich nennen? Ihr Gegenüber schüttelte jedoch mit dem Kopf: „Tut mir leid, ich habe keinen Namen – oder zumindest kenne ich ihn nicht. Alles ist so vernebelt in meinem Kopf, als sei ich nur ein Teil eines Großen und dieses hätte meine Identität mitgenommen. Wenn ich versuche durch den Nebel auf mich zu schauen, kriege ich bloß Kopfschmerzen. Resignation machte sich in ihr breit. Sie war gerade wissend genug, um zu überleben. Es wunderte sie fast, dass sie nicht vergessen hatte, wie man atmet. Clara schaute sie nachdenklich an, während sie ihr eine Schüssel mit heißer Suppe reichte: „Du Arme. Nicht zu wissen, wer du bist. Andererseits – was haben Persönlichkeiten in der heutigen Zeit schon noch für Bedeutungen? Wir sind am Ende. Die menschliche Welt wurde ausradiert und wir paar Wenigen werden behandelt, wie wir einst unser Schlachtvieh behandelten. Vielleicht tust du ganz gut daran, dich selbst neu definieren zu dürfen. Lass dir Zeit, finde für dich selbst einen Namen. Das mag das größte Geschenk sein, dass einem Menschen am Rande der Menschheitsauslöschung gegeben werden kann. Jetzt iss aber erstmal deine Suppe, anschließend zeige ich dir das Gehege etwas."

    Die Namenlose löffelte die Suppe und die in sie hineinströmende Wärme breitete sich wie pure Lebenskraft in ihr aus. Sie fragte sich, ob es nicht möglich war, dieser Welt wie Clara sie beschrieb auch eine Suppe zu geben und alles konnte wieder gut sein. Löffel um Löffel fühlte sie, wie ihr Körper seine Funktion besser erfüllte. Gestärkt wurde ihre Neugier über diesen Ort größer. Nach ihrem Mahl stand sie vorsichtig, aber standhaft auf und Clara führte sie wie von ihr angekündigt im Gehege herum. Viel gab es allerdings nicht zu sehen. Ein paar Leute waren damit beschäftigt Ausrüstung für die Jagd oder auch zerfetzte, schmutzige Kleidung nutzbar zu bearbeiten. Clara kommentierte dazu: „Ab und zu dürfen die Männer heraus, um Wild zu jagen. Natürlich nur in Begleitung von mindestens zwei der Engel. Auch wenn es kaum mehr als vielleicht Echsen zu fangen gibt – Dämonen oder gar Neo-Angels können überall auftauchen. Die Welt da draußen ist vom Bösen verseucht, Gott ist tot oder hat versagt. Oder er mag uns nicht mehr." Bei Letzterem kicherte Clara seltsam hysterisch, fing sich aber sogleich wieder. Die Frau aber schaute sie fragend an.

    Da verstand Clara: „Oh, du weißt gar nichts davon. Mädchen, wir befinden uns nicht einfach in Sklaverei – das hier ist die Welt nach der Apokalypse. Das Zeitalter der Menschen ist vorbei. Die neuen Herren der Schöpfung sind himmlischer und höllischer Natur. Da gibt es Dämonen, im Grunde nicht mehr als monsterhafte Tiere mit etwas besserem Verstand. Dann noch Neo-Angels. Das waren – soweit die Gerüchte stimmen – auch mal Dämonen, wurden aber durch das Fressen von Engelsfleisch zu Mutanten. Die haben weit mehr Ähnlichkeit mit Engeln als ihrer Herkunft, einzig durch die schwarzen Flügel merkt man den Unterschied.

    Schon verrückt, diese Wesen und Engel unterscheiden sich im Aussehen kaum, vielleicht kommt das nicht von ungefähr." Wieder überkam sie ein verstörtes Kichern.

    „Tja – und dann sind da die alten und neuen Engel, Claras Blick wurde glasig: „Die Engel der alten Zeit stammen noch aus der Welt, als wir Menschen noch das Recht auf die Erde hatten und sie uns unterstützten. Die neuen Engel dagegen sehen uns als seelenlos an. Scheinbar ist allen Engeln erfolgreich erzählt worden, die menschlichen Seelen seien allesamt ins Himmelsreich gewandert. Ich frage mich gerne mal, ob ich demnach ein verrückter, leerer Körper bin oder vergessen wurde. Ihr Ton wurde düster und Clara schien in ihre ganz eigene Gedankenwelt zu versinken. Ein Seufzen überkam sie, sie wandte sich wieder der Frau zu: „Jedenfalls gehört diesen jetzt die Welt. Wir sind nur noch zum Benutzen da, bis alle Menschen ausgestorben sind. Wir sind eine überholte Rasse. Ab und zu finden sie da draußen noch Überlebende, aber das sind dann bloß Wracks wie du sie hier arbeiten siehst. Sie können noch das tun, was sie zum Leben brauchen – aber versuch mal mit ihnen zu reden… Es ist traurig." Plötzlich flammte etwas in Claras Augen auf: „Umso verwunderter und dankbar bin ich über dich.

    Der Engel sagte mir bewusst, als er dich abgab, dass du etwas Besonderes bist und ich dich „normal behandeln soll. Ich denke, ich verstehe ihn dabei.

    Sie gingen noch zum Schlafplatz und zur improvisierten „Küche, wo Clara ihr erklärte, dass die gefundenen Lebensmittel erst durch Abkochen oder andere Verfahren essbar gemacht werden mussten. „Dabei wirst du mir ab jetzt helfen. Man muss schon etwas Verständnis dafür aufbringen, wie man was zubereitet und ich denke da kann ich dir weit mehr zutrauen als…, ihr Blick schweifte kurz zum beschäftigt arbeitenden Rest der Gehege-Bewohner. „Ja, das wird wohl machbar sein", bestätigte die Namenlose mit dem ersten Lächeln in ihrem neuen Leben.

    Kapitel 3 - Die Hoffnung der Priesterin

    „Herr, gib mir die Güte und das Verständnis um das Volk unter meiner Hand zu dem so erhofften Frieden zu führen", flüsterte die Priesterin in ihren privaten Gemächern und küsste in voller Hingabe an ihren göttlichen Führer den Rosenkranz in ihrer Hand. Er war eine der letzten Relikte aus einer Zeit, bevor die Erde selbst zur Hölle wurde. Nun herrschte schon ein Jahr der Konflikt zwischen den himmlischen und dämonischen Fraktionen. Die Priesterin hatte sich nach ihrer Einweihung als geheiligte Außerwählte Gottes um eine Beendigung der Anfeindungen bemüht.

    Ein Diener trat ein. „Herrin, es wurde eine junge Frau von den Engeln Ismael und Kazaan hergebracht, sagte er und kniete hastig nieder. Sie musste schmunzeln, ihre Diener waren manchmal so schusselig wenn es um Manieren ging. „Beim nächsten Mal, bittest du vorher um Einlass. Was wäre gewesen, wenn du mich gerade beim Überstreifen meiner Tracht erblickt hättest?, fragte sie und näherte sich dem Ohr des noch immer knienden Dieners. Dieser schaute sie verunsichert an. „Ich sage es dir, sie ging ganz nah an sein Ohr und flüsterte: „Dann hätte ich dir die Augen ausstechen müssen. Ein Zucken durchfuhr den Mann, sie zwinkerte ihn süffisant an – wissend, dass er dies unter ihrer Kapuze nur erahnen konnte und stand auf. „Also, warum belästigst du mich wegen einer weiblichen Lebensform mehr in unserem Lager? Weist sie Besonderheiten auf?, fragte sie wieder mit dem Rücken zu ihm. Der Diener brauchte einen Moment, dann erklärte er unbeholfen: „Sie soll magische Kraft besitzen – nicht, dass sie etwas davon gezeigt hätte und sie sieht auch sehr menschlich aus – aber die Engel waren davon überzeugt.

    „Das klingt wahrlich ungewöhnlich. Vielleicht einer der nicht erwachten, alten Engel. Lass sie zu mir kommen, ich werde mir das persönlich ansehen", befahl die Priesterin. Sofort stolperte ihr Diener aus ihrem Gemach heraus. Sie überlegte laut: „Jede magische Verstärkung ist wohlgesehen. Ich frage mich, wer sie wohl ist? Niemand von uns hat auch nur ahnen können, dass die

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