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(K)ein Bestseller: Roman
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eBook230 Seiten3 Stunden

(K)ein Bestseller: Roman

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Über dieses E-Book

Drei Männer auf der Suche nach Glück, Liebe und Anerkennung! Während der erste sich mit dem nahenden Tod beschäftigt, versucht sich der zweite als Privatdetektiv. Der dritte sucht verzweifelt den Anfang für seinen ersten Roman. Für jeden beginnt eine Odyssee. Ein heiterer Roman über Sehnsüchte, den Platz im Leben und die Suche nach der Liebe. Chaos vorprogrammiert.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum2. Mai 2019
ISBN9783739673967
(K)ein Bestseller: Roman

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    Buchvorschau

    (K)ein Bestseller - Rolf Bidinger

    Eine Reise ins Innere!

    Eine Reise ins Innere

    Mein TÜV ist abgelaufen! Und ich habe das komische Gefühl, dass ich dieses mal nicht ungeschoren davon komme. Die ASU macht mir Kopfzerbrechen. Die Anzeichen, dass ich die Plakette diesmal nicht bekomme, mehren sich. Die Karosserie ist nicht mehr das, was sie einmal war. Der Auspuff macht Geräusche, die meine Umwelt misslich stimmt. Die Abgasentwicklung lässt sich nicht mehr leugnen. Der Motor stottert und ist gerade morgens unwillig. Kurzum, von scheckheftgepflegt kann nicht die Rede sein. Ok, er ist nicht mehr der Jüngste und ich bin auch nicht gerade pflegeleicht mit ihm umgegangen. Also muss er überholt werden. Ab in die nächste Werkstatt mit ihm und rauf auf die Hebebühne. Nur habe ich gar keine Werkstatt, denn seit Jahren habe ich den TÜV ignoriert. Ich spreche hier von einem bestimmten TÜV. Denn ich habe gar kein Auto! Bin nicht einmal im ADAC. Und die Karosserie, von dem hier die Rede ist, ist mein Körper. Und der will nicht mehr so. Aber zum Abwracken ist es noch zu früh, zumal ich niemanden habe, der sich über die Abwrackprämie freuen würde. Gefühlt muss er noch zwanzig bis dreißig Jahre durchhalten. Unsere Familie ist zäh und langlebig. Obwohl, nach meinem letzten Rentenwassiezuerwartenhabenbescheid , sollte ich schon mal goodbye sagen. Wäre ich ein Pferd, natürlich ein heißblütiger Hengst, hätte ich die Chance auf einen Gnadenhof zu kommen oder wenigstens als Salami der Menschheit noch gute Dienste leisten zu können. Ich wäre dann zumindest in aller Munde. Warum bin ich nicht als Hund zur Welt gekommen? Da würde ich nach einem glücklichen Hundeleben eingeschläfert. Und ein Hundeleben friste ich ja jetzt schon. Bin ständig Müde und freue mich nur aufs Essen.

    Habe auch oft von Leuten gehört, ich sei ein fauler Hund! Allerdings auch, ich sei ein blödes Schwein. Aber so blöd bin ich nicht, dass ich deren Leben haben möchte. Geschweige deren Ende. Abgestochen, ausgeblutet, Haare abgebrüht, in der Mitte zersägt und an meinen Füßen aufgehängt! Da bräuchte ich ja zwei Särge und Doppelgrabstelle. Zwei Kreuze, zwei Beerdigungen, zwei Pfarrer, zwei Särge, zwei professionelle Grabredner! Wer soll denn das bezahlen? Von meinen Rücklagen, Immobilien, Gold und Wertpapieren, reicht es nicht mal für eine Abschiedsfete. Will ich auch gar nicht. Feiern auf meine Kosten und ich bin nicht dabei? Könnte diesen Leichenfledderern so gefallen. Und die ganzen Erbschleicher, die sich auf meine Kosten ein lockeres Leben machen wollen. Euch lach ich ins Gesicht. Ha! Nix gibt’s! Ich geh jetzt zum Arzt und lass mich Gesundmachen, nur aus Trotz. Ich werde Hundert Jahre alt, nur um euch Geiern es zu zeigen. Jetzt brauch ich nur noch den Arzt, der mich wieder TÜV-Neu macht. Ich brauche eine Kapazität, einen Chefarzt, einen Medizinnobelpreisträger und vor allem einen, den die Barmer übernimmt. Nur wie findet man den richtigen Arzt? Normalerweise orientiere ich mich an der Werbung im Fernsehen. Nach einer Woche intensivem Suchens dort, stelle ich ernüchternd fest, Ärzte werben nicht. Haben sie wohl nicht nötig. Arrogantes Pack! Hocken einfach auf ihren Millionen, statt vernünftige Werbung für sich zu machen. Und diesen Arztbewertungen im Internet traue ich nicht einen Klick weit. Empathischer Arzt, hingebungsvoll, mitfühlend, herausragender Sachverstand. Fühlte mich bestens aufgehoben und hervorragend betreut. Das hat doch garantiert ein Familienmitglied gepostet, wenn nicht sogar der Arzt selbst. Ich habe da meine eigenen Suchkriterien. Das Entscheidendste ist, dass er in meiner unmittelbaren Nähe ist. Laufe doch nicht schwerkrank durch die halbe Stadt, nur um dem ein sorgenfreies Leben zu finanzieren. Ich brauche einen jungen und dynamischen, humorvollen Arzt. Er soll mir die Diagnose sagen, entsprechende Pillen verschreiben und mich nicht mit gutgemeinten Ratschlägen voll texten. Spätestens nach einer Woche will ich Vollzugsmeldung von ihm, dass ich wieder gesund bin. Dann trennen sich unsere Wege und das machen wir ab jetzt alle zehn Jahre so. Ich habe schließlich Besseres zu tun, als tagelang in irgendwelchen Wartezimmern herumzusitzen und mir das unbändige Leid anderer Patienten anzuhören, von denen sowieso die Hälfte Simulanten sind, die Arztbesuche als Volkssport sehen. Die jammern sich doch nur von Facharzt zu Facharzt. Weinerliche und wehleidige Arbeitsverweigerer sind das. Schuld sind diese ganzen Krankenhausserien. Die verklären doch nur sämtliche Krankheiten, die Ärzte werden zu Göttern hochstilisiert und jede Krankenschwester könnte Miss Germany sein. Und nach sechzig Minuten ist jeder Tumor wie von Zauberhand geheilt und die immer topfrisierte Patientin verliebt sich in den Chefarzt und heiratet sie.

    Ich checke also die Ärzte in meiner Nachbarschaft. Bleibt nur noch die Frage, Arzt oder Ärztin? Männliche Ärzte sind ja eher mundfaul, rational, unfähig Mitleid zu zeigen und mehr am Golf spielen interessiert. Ärztinnen hingegen leiden mit dem Patienten, sie sind redseliger und geben auch schneller ihre Privatnummern raus, damit man sie auch nachts erreichen kann. Und meistens sehen sie auch besser aus. Und meine muss gut aussehen, verdammt gut aussehen. Ich will eine kompetente, wahnsinnig gut aussehende Ärztin, die weiß wie sie auf mich zu wirken hat. Sie darf gerne auch etwas Verwegenes haben. Die muss schon was zu bieten haben, wenn sie mich als ihren Patienten haben will.

    Nach dem wertneutralen Abwägen, ob es Arzt oder Ärztin sein soll, entschied ich mich schweren Herzens für eine Ärztin. Ich fand im Internet eine Praxis gleich bei mir um die Ecke, geführt von einer Frau Thomas. Die ist perfekt, dachte ich. Eine Ärztin mit männlichem Nachnamen, ohne die Bezeichnung Dr., der ja eh nur dazu da ist, um die Kosten in die Höhe zu treiben, und Abgehobenheit symbolisiert. Silke Thomas! Silke klingt sehr weich und gefühlvoll und Thomas hat eine gewisse notwendige Härte. Aber das ausschlaggebende für mich war, sie hat noch keine Bewertung im Internet. Alles noch jungfräulich! Keine verlogene Lobhudelei und kein Hinweis auf Todesfälle durch Fehldiagnose. Ich habe mich entschieden! Die oder keine. Silke Thomas, du bist auserwählt mich zu heilen. Mach aus mir dein Meisterstück. Du Göttin in Weiß!

    Gleich am nächsten Tag rief ich an! Gemeinschaftspraxis Silke Thomas, Dr. Rita Russ und Dr. med. Franziska Gröllmann. Mein Name ist Luise Krebs. Was kann ich für sie tun? Ich will Silke, entfuhr es mir. Bitte?, fragte die Stimme am Telefon irritiert. Äh, mein Name ist Lachnit, Jürgen Lachnit. Ich hätte gerne einen TÜV-Termin bei Frau Thomas. Heute noch! Es entstand eine kleine Pause. Sie hatte wohl mit meiner Entschiedenheit nicht gerechnet. Sie tat mir auch ein wenig leid, wenn sie jeden Tag hundert mal diese ganze Ansage immer und immer wieder aufsagen muss. Aber anhand der Aufzählung wusste ich nun, hier bin ich richtig. Meine Silke wurde an erster Stelle genannt und dann erst die beiden Dr. und Dr. med.! Silke war offenkundig die Chefin in diesem Ärztinnen-Harem. Meine Wahl hätte trefflicher nicht ausfallen können. Ich spürte, hier entstand langsam eine Symbiose zwischen Ärztin und Patienten, deren hehres Ziel es war, für meine rasche Genesung, mit mir zu verschmelzen.

    Die Stimme am Telefon, in deren Tonfall ein Hauch von unerfüllter Erotik mitschwang, schien mit meiner Entschlossenheit nicht ganz klarzukommen. Es tut mir leid Herr Lachnit, aber Frau Thomas hat erst nächste Woche einen Termin frei. Ich könnte ihnen für Übermorgen einen Termin bei Frau Dr. Russ anbieten. Der Vorzimmerdrache wollte mich also abwimmeln. Aber nicht mit mir. Ich musste also etwas mehr Schärfe in meine Stimme legen. Passen sie mal auf Frau ....Dingens .... Sie unterbrach mich mit einem ungeheuren Es tut mir leid, aber..... Sätze mit -aber- unterbinde ich immer gleich. Die sind nicht förderlich und bringen einen selten ans Ziel. Ich setzte also zum finalen Dolchstoß an! Also erstens mag ich es nicht, wenn man mich unterbricht. Das schickt sich nicht Frau ..... Krebs ist mein Name!, erwiderte sie ungefragt. Ja da kann ich nun auch nichts dafür!, erwiderte ich unwirsch. Sie blockieren meinen Heilungsverlauf! Oder wollen sie das ich tot umfalle? Schweigen auf der anderen Seite. Ich vernahm ein leises Schluchzen. Jetzt bloß nicht weich werden, dachte ich. Ich muss jetzt solange in diese Kerbe hauen, bis das Bollwerk zerbrochen ist. Ich werde um siebzehn Uhr vorbeikommen und erwarte ohne längere Wartezeit zu Frau Thomas vorgelassen zu werden. Ich werde dann auch ihre Impertinenz für mich behalten. Sie wollen doch ihre Stelle sicher behalten, oder? Das Schluchzen wurde vernehmlich lauter. Und Heulen sie nicht! Heulen macht hässlich. Mit letzter Kraft entgegnete sie zaghaft, dass um siebzehn Uhr die Praxis schließe. Das sollte wohl das letzte klägliche Aufbäumen sein, dass ich natürlich nicht durchgehen lassen konnte. Hör zu, Dingens ..., ich hatte inzwischen meine Stimme in einen Verachtensmodus umgestellt. Unterlassene Hilfeleistung ist strafbar! Natürlich war ich auf alle Eventualitäten vorbereitet. Und ich schleuderte ihr meinen letzten Trumpf um die Ohren.

    "§ 323c StGB unterlassene Hilfeleistung!

    Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft."

    Und mit den Worten:: Siebzehn Uhr bin ich da! Und ich trink meinen Kaffee, schwarz!, legte ich auf. Ich war stolz darauf, diesem Krebsgeschwür gezeigt zu haben, wie man der - Servicewüste Deutschland- Paroli bietet. Nach drei bis vier Beruhigungszigaretten, sollte sich mein Blutdruck wieder stabilisiert haben. Jetzt galt mein Tatendrang nur einem, der Vorbereitung auf Silkes Untersuchung. Ein TÜV-Check vom feinsten sollte es sein. Zur Feier des Tages und des Anlasses angemessen, entschied ich nach Durchsicht meines Kleiderschrankes, dass der Ankauf von neuer Underwear angesagt war. Auf was Silke wohl stand? Es muss etwas sein, was meinen Körper umschmeichelt. Mir schwebte etwas eng anliegendes vor, damit sich auch etwas abzeichnet. Am besten etwas mit Push-up Funktion. Ich ging ins teuerste Unterwäschegeschäft und ließ mich fachkundig beraten. Die drei Verkäufer, die ich okkupierte, übertrafen sich in ihrer Beratung. Sie führten mir mehrere Modelle vor, persönlich vor. Einen Verkäufer musste ich leider bitten sich eine Socke reinzustecken, damit ich ein realistisches Bild erhielt. Körperlich war er einfach indiskutabel für den Verkauf von Unterwäsche. Der wäre im Anglerbedarf besser aufgehoben.

    Nach drei Stunden stellten sich bei den Verkäufern erste Ermüdungserscheinungen ein. Aber ich hatte nun wenigstens alle Modelle gesehen und war nun auf dem neuesten Stand der Unterhosenentwicklung. Ich bedankte mich für die Beratung und ging zu KIK, um mir etwas Preisgünstiges zu holen. Mir war vorher nicht klar, dass so wenig Stoff so viel Geld kostet. Bei KIK bekam ich etwas Adäquates, für den Bruchteil dessen, was das Wucherfachgeschäft verlangt hatte. Außerdem unterstütze ich mit meinem Kauf auch die Jugendarbeit in einem Dritte Welt Land. Man hört ja schließlich auch immer allerorten von der Politik, dass die Jugend unsere Zukunft ist. Und das unterstütze ich gerne.

    Geduscht und die Haare frisiert, überall, eingekleidet in meine neue Beckhamunderwear, war ich Punkt siebzehn Uhr vor Silkes Praxis. Und die war zu! Blieb mir also nur Sturmklingeln! Nach fünf Minuten endlosen Wartens öffnete sich die Tür und die Sonne ging auf! Vor mir stand eine Frau, für die ich sterben würde. Eingehüllt in ihre weiße Medizinerkleidung, stand da Silke Thomas. Ich hatte den Hauptgewinn gezogen. Von ihr würde ich mir ohne Umschweife sämtliche Organe entfernen lassen. Mein Herz schlug wie wild, mein Blutdruck stieg in ungeahnte Höhen und nicht nur der! Ich musste mich zusammenreißen um nicht gleich über sie herzufallen. Wie angewurzelt stand ich da, sprachlos ob so viel Schönheit. Mein ganzes Leben habe ich nach der perfekten Frau gesucht, um jetzt nach jahrzehntelanger Suche endlich fündig zu werden. Jetzt nur keinen Fehler machen. Der erste Satz ist entscheidend um ihr Herz zu gewinnen. Nur was sagt man als Erstes, wenn man vor so einem helfenden Engel steht. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und öffnete meinen Mund, um ihr mit dem ersten Satz, den Grundstein für unser zukünftiges gemeinsames Leben zu legen. Dieser Satz sollte, nein musste eine literarische Glanzleistung sein. Ein Meilenstein deutscher Wortschöpfung! Dagegen würde Casanova verblassen. Generationen von Männern werden sich darauf berufen. Ein Satz, der die Welt verändern wird, der in die Analen der Verführungskünste eingehen wird und der als die Lachnit-Methode Berühmtheit erlangen wird. Der auf einer Stufe mit dem Satz des Pythagoras stehen wird. Und der erste Satz, den ich meiner Silke entgegen hauchte, war: Ich krank!. Wo ist das schwarze Loch im Erdboden, wenn man es braucht? Ich möchte darin versinken. Ich könnte mir links und rechts auf die Backe schlagen, wenn ich nicht so wehleidig wäre. Herr Lachnit, nehme ich an?! Mit diesen Worten erlöste Silke mich aus der Schockstarre.

    Ja!, sagte ich kleinlaut. Na, dann kommen sie mal rein! Sie wurden mir ja bereits in höchsten Tönen angekündigt. Ich war schon sehr gespannt auf sie!

    Ich lächelte sie an und sie lächelte mich an! Es hätte alles wunderbar werden können. Es hätte! Denn plötzlich glitt ihr Lächeln aus ihrem Engelsgesicht und wurde durch eine Strenge ersetzt, die ich mir einfach nicht erklären konnte. Sie hingegen konnte es sehr wohl und schlagartig umgab mich eine Eiseskälte. Was glauben sie eigentlich, wer sie sind!, schleuderte sie mir ins Gesicht und eh ich etwas erwidern konnte, kanzelte sie mich weiter ab. Halten sie den Mund!, brüllte sie mich an, dass der Boden unter mir erbebte. Ich habe schon viele Patienten gehabt, aber noch nie so was wie sie. Ich musste meiner Sprechstundenhilfe eine Spritze geben, nur wegen ihrer Unverschämtheiten. Sie wollte sogar kündigen! Ihre Stimme erklomm ungeahnte Höhen und sie fuhr mit ihrer Tirade weiter. Sie können nicht einfach frei über mich verfügen. Ich bin doch nicht ihre Leibeigene. Was glauben sie, denn wer sie sind? Ich erwarte sie morgen um acht, nüchtern und mit einem Blumenstrauß für meine Sprechstundenhilfe und einer ernst gemeinten Entschuldigung. Sie... .Sie Mann! Wumms! Die Tür erzitterte, die sie mir vor der Nase zuschlug! Ich stand davor, zurechtgestutzt auf Bonsaigröße! Wow!, dachte ich nur, Was für ein Weib! Ich mag dominante Frauen!

    Neuer Tag, neues Glück? Ihrem Wunsch folgend, erschien ich am nächsten Tag pünktlich um acht Uhr, mit dem eingeforderten Blumenstrauß. Ich kaufte von drei Blumengeschäften und einer Großgärtnerei sämtliche verfügbaren Rosen auf, natürlich nur die roten, als Zeichen meiner großen Liebe! Ich musste dafür extra einen Kleinkredit bei meiner Bank erbetteln. Aber für die große Liebe muss man bereit sein, kleine Opfer zu bringen. Mit den zwei Taxifahrern, die ich zur Beförderung der Rosen benötigte, stand ich Punkt acht Uhr morgens, vor der Rezeption, lächelte Frau Dingens freundlich, ja gerade liebenswürdig an und säuselte ihr zu: Mein Name ist Lachnit. Ich habe.......!Das plötzlich einsetzende Heulen von Frau Dingens unterbrach jäh meine vorbereitete Entschuldigungsrede und ich bemerkte nur so nebenbei, Heulen macht wirklich hässlich! Aber irgendwas in meinem tiefsten Inneren sagte mir, dass jetzt nicht die Zeit ist, dies zu thematisieren. Aufhören!, brüllte ich sie an und tatsächlich setzte sie ihr Heulen schlagartig aus. Irgendwo hatte ich gelesen, dass man hysterischen Frauen eine Scheuern muss, um diesen Zustand zu beenden. Das hatte ich als zweite Stufe vorgesehen. Aber das Anbrüllen genügte schon. Ich möchte mich doch nur bei ihnen entschuldigen!, flötete ich. Ängstlich und ungläubig sah sie mich an. Bitte hören sie mich an! Ich habe da etwas für sie vorbereitet. Ich nahm eine Pergamentrolle aus meiner Jacke und begann zu Deklamieren! Hochverehrte Frau ....!, ich stockte. Verflucht wie hieß die Heulsuse denn gleich noch mal. Ich wusste nur noch, dass es irgendein Tiernamen war. Ich sah sie hilflos an. Ihr Name?, forderte ich sie auf.

    Sie sah mich an und sagte nichts. Jetzt sagen sie schon ihren Namen! Damit wir das hier endlich hinter uns bringen. Also, sie sind Frau .....?Ganz leise und unverständlich hörte ich nur: Eeebs! Unwirsch heischte ich sie an: Gute Frau, ich hab nicht ewig Zeit! Jetzt noch mal ruhig und verständlich! Ich lauschte und jetzt kam ein deutliches Krebs! Aus ihrem Munde. Na, sehen sie! Geht doch. Ich erhob das Pergament erneut und begann:Hochverehrte Frau Krebs! Ich sah sie an und lächelte ihr zu. Sie schaute noch immer skeptisch. Ich möchte ihnen meine tief empfundene Zuneigung übermitteln. Meine Zerknirschung ist sehr groß. Niemals wollte ich ihnen Leid zufügen. Dafür sind sie mir viel zu wertvoll, besonders als Mensch ...., als Frau! Allerliebste Frau Krebs, entnehmen sie bitte meine herzlichen Grüße und untertänigste Vergebung, die ich hiermit zum Ausdruck bringen möchte. Ich war ein ungezogener Bengel und bin nicht der Dreck unter ihren Fingernägeln wert. Ich werfe mich mental vor ihnen in den Dreck. Als geschlagener Hund stehe ich in vollkommener Zerknirschung vor ihnen und entbiete ihnen diesen kleinen Blumengruß! Auf das Stichwort Blumengruß, sollten die Taxifahrer hereintreten und die Rosen übergeben. Doch sie kamen nicht. Blumengruß!, brüllte ich in Richtung Eingangstür. Die Tür ging einen Spalt auf und einer der Taxifahrer ragte seinen hochroten Kopf herein. Wie war noch mal das Stichwort?, fragte er leicht nervös. Man soll halt nicht mit Amateuren arbeiten! Blumengruß... .Blumengruß!, schnauzte ich ihn an. Ihr versaut mir noch meine schöne Rede! Es sollte ein so wundervoller Moment für Frau .... Äh .... Dingens ... Krebs sein. Und jetzt ruiniert ihr zwei Volldeppen die schöne feierliche Stimmung. Bringt jetzt endlich das Grünzeug rein. Trinkgeld könnt ihr euch in die Haare schmieren. Ohne Aussicht auf Trinkgeld geriet die feierliche Blumenübergabe etwas ruppig. Die beiden Taxifahrer schmissen völlig lieblos die Rosen auf den Tresen, der überquoll. Immer noch etwas aufgebracht, sah ich Frau Krebs an und beendete meine Entschuldigung mit den Worten: so, jetzt soll sich Frau Thomas endlich um meine Genesung kümmern!" Ich unterstrich meine Forderung, indem ich mit der flachen Hand auf den Tresen schlug. Keine gute Idee!

    Aufgeschreckt durch einen Schmerzensschrei von mir, kam Silke aus dem Arztzimmer. Was ist denn jetzt schon wieder los?, fragte sie aufgeregt. Ich verblute!, rief ich ihr hilfesuchend zu und hielt ihr meine Hand entgegen, die ich zielsicher in die Rosendornen gehauen hatte. Selbst im Arztzimmer konnte ich noch das hämische Lachen der Taxifahrer vernehmen.

    Nachdem Silke die Erstversorgung erledigt hatte, mir eine Tetanusspritze zur Prophylaxe ins Gesäß gepfeffert hatte, konnte sie sich endlich um meine eigentliche Heilung kümmern. Fast eine Stunde lang hörte sich Silke meine Krankengeschichte an. Ich beschrieb alles bis ins kleinste Detail. So schonungslos und offen war ich bisher nie. Aber zu Silke hatte ich grenzenloses Vertrauen.

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