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Parkinson: ... oder was?!
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eBook158 Seiten2 Stunden

Parkinson: ... oder was?!

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Über dieses E-Book

Die Diagnose 'Morbus Parkinson' kam in einer ohnehin schon depressiven Phase, begleitet von schwierigen persönlichen Umständen und einem Lendenwirbelbruch obendrauf. Trotzdem gelingt es der Autorin, ihren beschwerlichen Weg durch die Krankenhäuser und Therapieeinrichtungen mit gelegentlichem Augenzwinkern zu erzählen und Zuversicht zu entwickeln.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum19. Feb. 2020
ISBN9783750224179
Parkinson: ... oder was?!

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    Buchvorschau

    Parkinson - Elisa Rudolf

    Prolog

    Alles begann mit einer Diagnose, die niemand gerne hören möchte. Drei Jahre ist es her, dass ich in der Notaufnahme der Klinik Royale vorsprach. Ich wurde dort als Patientin in die psychiatrische Abteilung aufgenommen. Die diensthabende Ärztin diagnostizierte laut Anamnesebogen eine schwere Depression. Ich selbst habe diesen Bogen nie zu Gesicht bekommen, von daher weiß ich nicht, was dort schriftlich fixiert wurde. Fest steht, dass der Chefarzt, eine Koryphäe auf seinem Gebiet, den Bogen abgesegnet hat. Damit stand die Diagnose fest, es wurde auch nicht mehr daran gerüttelt. Ich wurde als Patientin mit schwerer Depression behandelt, doch mein Zustand wurde trotz Therapien, Klinikaufenthalten und Medikamenten nicht nennenswert besser. Vor Kurzem wurde bei mir in einer Spandauer Klinik, auf Betreiben der Oberärztin, ein L-Dopa Test gemacht. Diese Untersuchung sollte dazu dienen, eine Parkinson-Erkrankung auszuschließen, oder auch nicht. Hierzu wurde mir das L-Dopamin Präparat verabreicht, die Wirkung sollte bereits nach circa einer Stunde eintreten. Der Befund fiel bei mir positiv aus, das heißt, dass die Krankheit mich am Wickel hatte. Ich wollte es erst nicht glauben.

    Parkinson? Wer bekommt denn so was?, Theodor Roosevelt, Salvadore Dali, Muhammad Ali, Michael J. Fox, mein Vater, die Liste ist lang.

    Wenigstens befand ich mich in illustrer Gesellschaft. Ich war auch ein stückweit erleichtert, endlich hatte das Kind einen Namen, wir waren ihm auf die Schliche gekommen. Und die Dopamintabletten bewirkten zunächst wahre Wunder. Natürlich war ich mir bewusst, dass dieser Zustand nicht ewig anhalten würde. Ich hatte mich bereits belesen, in Form von Erfahrungsberichten von Patienten und deren Angehörige. Für beide Parteien war das eine schwere Zeit, und es brauchte viel Geduld und Verständnis. Ich konnte so einiges für mich rausziehen und das Wissen, dass ich nicht allein war, hat mir schon geholfen.

    Nachdem ich monatelang um meinen PC geschlichen war, wie die Katze um den heißen Brei, wachte ich eines morgens auf und fühlte mich gestärkt, ausgeruht, frisch und voller Tatendrang. Das fühlte sich richtig gesund an. Plötzlich hatte ich einen klaren Gedanken im Kopf: Ich werde wieder schreiben! Vergessen waren die zahlreichen Versuche, wo ich frustriert vor der leeren Seite saß. Mir waren meine Konzentration, meine Fantasie und mein Stil abhandengekommen. Doch dieses Mal war es anders. Ich teilte Dieter, meinem Freund, meinen Entschluss mit, er freute sich sehr für mich, das gab mir Auftrieb. Ich bekam viel Unterstützung aus meinem Freundeskreis und meiner Familie, und es fing an, mir richtig Spaß zu machen. Mein innerer Kritiker war der einzige, der mir mein Buchprojekt madig machen wollte. So bekam ich zu hören, mein Geschreibsel würde doch eh keinen interessieren, das war natürlich mega-kontraproduktiv für mich. Wenn solche Gedanken hochkamen, hatte ich mir angewöhnt, eine Pause zu machen, bis ich mich wieder stabilisiert hatte.

    Auf meiner Reise mit Mister Parkinson habe ich viel gesehen und erlebt, und oft war es kein Zuckerschlecken! Und als sei es nicht genug, bei meinem letzten Krankenhausaufenthalt im Klinikum Spandau bin ich im Schlaf mit einem Salto mortale aus dem Bett geflogen und habe mir dabei einen Lendenwirbel gebrochen. Um das Positive zu sehen: Ich habe höllisch Glück gehabt, dass ich nicht im Rollstuhl gelandet bin. So manchmal denke ich, da sind diverse Schutzengel bei mir am Werk.

    Eine Heilung vom Parkinson gab es bislang nicht. Ich konnte nur versuchen, mit den Medikamenten und Therapien das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Annehmen ist die Devise. Es ist wie es ist, und ich will mein Leben meistern, trotz Parkinson! Was bleibt mir anderes übrig?

    Schwätzer

    Schwätzer und Energieräuber gehen bei uns zu Hause ein und aus.

    Es gibt eindeutig zu viele Leute in unserem Umfeld, die nicht zuhören können. Sie sind anstrengend. Sie kommen hier hereingeschneit, laden ihren geistigen Müll ab und schwirren frisch gestärkt von dannen, vermutlich zur nächsten Tankstelle, die sie anzapfen können. Sie stiften Unfrieden, stören die Harmonie und meine innere Ruhe, die ich mir in den letzten drei Jahren hart erarbeitet habe. Ich lasse mir das nicht kaputt machen! Schwätzer gefährden die Gesundheit. Der Umgang mit ihnen verursacht Herz-Kreislaufbeschwerden, Magen-Darm Erkrankungen, Hautausschläge, Allergien verschiedenster Art und Morbus Parkinson. Bei meinem Freund Dieter verursachen sie Kopfsalat.

    „So kann das nicht weitergehen, jetzt wird aufgeräumt, die Streu vom Weizen getrennt! entschied ich. Ich fing damit an, überall Zettel anzubringen, wo die Schwätzer sich aufhielten. Da stand dann beispielsweise drauf „Bitte keine Sätze formulieren, die mit ICH anfangen.

    „Das ist eine positive, wichtige Erkenntnis, würde meine Psychotherapeutin wohl sagen. „Sie haben erkannt, was ihnen nicht gut tut und gehen jetzt dagegen an. Da sind sie schon ein ganzes Stück weitergekommen. Die gute Seele, sie hat sich rührend um mich gekümmert.

    Nach einer mühseligen Suche im Therapeuten-Dschungel war ich bei ihr endlich angekommen. Sie war eine attraktive Person, noch jung, so Ende Zwanzig. Eine schlanke Figur, langes hellblondes Haar und ein hübsches Gesicht rundeten das schöne Bild ab.

    Zwei Jahre haben wir zusammengearbeitet, sind durch Höhen und Tiefen gegangen. Bei ihr konnte ich mich fallen lassen. Gestern eröffnete sie mir, dass sie ab April nicht mehr in Berlin sei. Ich war schockiert, unsere Therapie musste vorzeitig abgebrochen werden. Sehr schade, die Arbeit mit ihr brachte mich wirklich weiter, und ich bin traurig, dass sie nun weg ist. Sie wäre auch niemals auf die Idee gekommen, mich zu beeinflussen oder mir Vorschriften zu machen, wie ich es schon erlebt habe.

    Sie hat mir vorgeschlagen, mich auf die Warteliste in der jetzigen Gemeinschaftspraxis zu setzen, das könnte aber bis zu acht Wochen dauern, bis ein Platz frei würde. Hm, das ist eine lange Zeit, aber besser als nichts. Vielleicht war es auch ein Test für mich, mal zu schauen, wie ich ohne Psychotherapie zurecht komme. Es wunderte mich, dass ich dem Ganzen relativ gefasst entgegensah. Sollte ich schon solche Fortschritte gemacht haben, auf der Reise zu mir selbst?

    Konsum

    Wir leben in einem Zeitalter der Depressionen und anderen neurologischen und psychischen Erkrankungen, und sie breiten sich aus wie ein Grippevirus. Unsere Welt befindet sich in einem Umbruch, so empfinde ich es zumindest. Bei der Schnelligkeit und dem Leistungsdruck, den unsere Gesellschaft auf uns ausübt, kommen viele nicht mehr mit. Und überhaupt, ab 50 plus kommen die Einschläge schneller und heftiger. Unsere Elterngeneration stirbt aus, und wir sind die nächsten. Ein gruseliger Gedanke, den ich sofort verdränge. Eigentlich müsste es uns blendend gehen. Wir haben alles, was wir brauchen im Überfluss. Doch unser ungebremstes Konsumverhalten finde ich erschreckend. Und all diese Einkaufstempel, die wie Pilze aus dem Boden schießen, wer sollte das alles kaufen?

    Von Facebook und Co habe ich mich gänzlich zurückgezogen. Am Anfang war ich Feuer und Flamme dafür, das muss ich zugeben. Ich richtete mir ein Konto ein und legte los. Doch mit der Zeit fing es an, mich zu langweilen, also machte ich einen Cut und meldete mich ab. Schluss, aus, vorbei. Danach fühlte ich mich wie befreit!

    Heute traf ich meine Freundin Martha. Naja, so richtige Busenfreundinnen waren wir nicht, eher gute Bekannte. Wir hatten uns in der Altstadt verabredet, in einem gemütlichen Café bei Latte Macchiato und Kuchen. Martha war eine starke Frau, drei Jahre älter als ich und hatte schon einiges erlebt. Sie war so der Suzi Quatro Typ, mit ihrer 70er Jahre Frisur, es passte zu ihr.

    Ich erzählte ihr von dem Umzug meiner Psychotherapeutin, und dass die Therapie jetzt erst mal auf Eis gelegt wurde. Martha war der Meinung, dass die Psychologen einem höchstens Hilfestellungen geben können bei wichtigen Entscheidungen. Den Rest müsse man alleine angehen, oder auch nicht. Ich seufzte, sie hatte wohl recht damit. Meine Kindheit hatte ich mit meiner Therapeutin auch schon angeleuchtet, doch das hinderte mich nur daran, im Heute zu leben.

    Ich bin ein Fan von Eckart von Hirschhausen, er hält nichts vom „Grübeln in der Kindheit", da spricht er mir aus der Seele.

    „Weißt Du, Martha, sagte ich. „Im Großen und Ganzen denke ich, dass wir alle unsere Päckchen zu tragen haben, was die Kindheit oder Krankheiten angeht. Wir sind Menschen, und Menschen machen Fehler, das ist menschlich. Unsere Eltern haben es so gut gemacht, wie sie konnten, und man kann nicht immer alles auf die Kindheit schieben, wenn was schief läuft.

    „Wow, das sind ja weise Ansichten", meinte Martha.

    „Hm, danke, vom Kopf her weiß ich das alles, aber ich muss zugeben, ich habe auch mal anders gedacht. Früher war ich ständig auf der Suche gewesen nach dem „Retter, der die Verantwortung für mich und mein Leben übernehmen sollte, das konnte ja nur nach hinten losgehen.

    „Aber Du hast doch Dieter, wandte Martha ein „und ihr seid ja nun schon einige Jährchen zusammen.

    „Ja, das stimmt, und es ist nicht einfach, aber wir sind uns auch sehr verbunden. Ich würde meine Beziehung nicht beenden, schon gar nicht, wenn man mir das vorschreiben wollte".

    „Ja, das kann ich verstehen, sagte Martha. „Lassen wir die Männer mal Männer sein und denken wir an uns. Was hältst Du davon, wenn wir noch ein bisschen bummeln gehen?

    „Ja, warum nicht?"

    Ich hatte nichts weiter vor. Wir zahlten und schlenderten durch die Altstadt zu den engen Gassen, wo man noch in kleinen Boutiquen abseits des Mainstreams außergewöhnliche Sachen kaufen konnte. Gleich im ersten Laden wurde ich fündig. Ich erstand ein luftiges Sommerkleid mit großzügigen Mustern in verschiedenen Blautönen. Zuerst war ich mir unsicher wegen der Farben, doch Martha meinte, das würde mir richtig gut stehen, und zur Not könnte ich es ja umtauschen.

    „Okay, dann nehme ich es."

    „Ja, gönn dir mal was Schönes", sagte Martha.

    Wäre sie nicht dabei gewesen, hätte ich mir das Kleid wahrscheinlich nicht gekauft. Shoppen ist bei mir so eine Sache. Für andere Leute kaufte ich liebend gern ein und wurde meistens schnell fündig. Dieter konnte davon am meisten profitieren. Kam ich von so einer Einkaufstour zurück, war ich meistens voll bepackt mit Männerklamotten in großen Tüten. Für mich selbst hatte ich irgendeine Kleinigkeit erstanden, nicht der Rede wert. Martha begleitete mich noch zur Bushaltestelle, dort verabschiedeten wir uns, sie musste weiter mit dem Zug ins Umland. Dort hatten sie und ihr Mann Manne sich ein Haus gekauft, sehr schön gelegen, direkt am Wald, ideal für Kinder und Hunde.

    Manne war auf den ersten Blick ein gutmütiger Typ, von kleiner, kräftiger Statur. Martha und er begegneten sich auf Augenhöhe, was die Körpergröße betraf. Dabei stand sie eigentlich auf größere Männer, hatte sie Dieter mal anvertraut. Das durfte ihr Manne aber nicht erfahren, der würde ihr die Hölle heiß machen. Was Eifersucht anging, war sie an einen Choleriker geraten.

    Hm, ich fragte mich, warum sie das Dieter und nicht mir erzählte. Hatte sie etwa noch andere Ambitionen, was meinen Freund anging?

    Die Kinder der beiden waren bereits aus dem Haus, gingen ihre eigenen Wege. Die drei Hunde, die sie hatten, waren noch da, kamen aber auch bald in die Jahre. Früher hatten wir auch einen Hund, Quinten hieß er. Wir mussten ihn einschläfern lassen. Der Krebs hatte zugeschlagen, das war ein traumatisches Erlebnis. Dieter und ich heulten wochenlang über den Verlust, ich war überhaupt nicht

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