Wir beide und das Leben: Der Deal mit meinem gefährlichen Freund
Von Yves Seeholzer
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Über dieses E-Book
Und so begibt sich Yves Seeholzer auf Reisen nach Südostasien, Neuseeland und Indien. Er lernt sich neu kennen, begegnet seiner Krankheit erstmals auf Augenhöhe und ihm wird klar, wie sehr er sich jahrelang selbst begrenzte.
Heute hat Yves einen "Deal" mit dem Krebs: Beide dürfen nebeneinander bestehen. Er hat erkannt, dass der Krebs ihm auch Lehrer und Freund sein kann. Mit seinem Buch, in dem er auf berührende Weise seine Geschichte erzählt, möchte er andere junge Menschen ermutigen, sich und ihr Leben zu umarmen und der Stimme ihres Herzens zu folgen. Egal, ob sie gesund oder krank sind.
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Buchvorschau
Wir beide und das Leben - Yves Seeholzer
sein.
ZURÜCK IN MEIN ALTES LEBEN – ODER DOCH NICHT?
Schnell fand ich mich im normalen Alltag wieder – ich war gesundgeschrieben und ging zurück in meinen alten Job im Restaurant, ich fing an, wieder auszugehen, Party zu machen, ich rauchte wieder und fühlte mich cool, dass ich Krebs überlebt hatte – ja, ich begann, das Erlebte tatsächlich zu vergessen. Leider war auch dieses Gefühl der Freude und des Glücks, das ich nach Abschluss der Therapien empfunden hatte, bald wieder vergessen. Die Schäden, die die Operation, die Chemo und die Bestrahlung an meinem Körper verursacht hatten, zeigten sich nämlich erst allmählich in ihrem wirklichen Ausmaß. Das Lymphsystem in meinem rechten Arm war nach wie vor stark blockiert. Die Lymphe streikte heftig. Und so fühlte es sich auch an. Ein Streik, bei dem kein gutes Ende zu erwarten war. Mein Arzt erklärte mir, dass dieses Lymphödem, wenn ich Pech hatte, ein Leben lang nicht verschwinden würde. Dies geschehe oft und vor allem bei Menschen, bei denen eine größere Menge an Lymphknoten an bestimmten Stellen entfernt worden war. Ich war schockiert, als ich das hörte. Schon der Gedanke daran, womöglich ein Leben lang mit einem von Wasser aufgeschwemmten, schmerzenden Arm herumlaufen zu müssen, machte mir Angst, und ich war wütend und traurig. Da der Schmerz innerhalb kürzester Zeit immer stärker wurde, musste ich mir einen speziellen Stützstrumpf für den Arm anfertigen lassen, der den Abfluss der Lymphe unterstützen sollte. Ich wurde dazu verdonnert, ihn täglich zu tragen. Dies vereinfachte nicht gerade mein Leben. Im Gegenteil. So konnte ich als Koch unmöglich weiterarbeiten. Allein aus hygienischen Gründen war dies schon fragwürdig, und der Schmerz hätte es so oder so irgendwann nicht mehr zugelassen. Gezwungenermaßen entschied ich mich, meinen Job in dem Fischrestaurant aufzugeben. Ganz tief in meinem Inneren frohlockte ich jedoch und war froh, die Kochjacke endlich ablegen zu können – ein Gefühl, das ich mich aber nicht traute, mit jemandem zu teilen. Ich liebe bis heute zwar das Kochen an sich, aber ich hatte es nie wirklich gemocht, als Koch in einem Restaurant zu arbeiten. Lange Arbeitstage, keine freien Wochenenden. Eigentlich hatte ich längst die Schnauze voll davon. Erst zu einem viel späteren Zeitpunkt auf meinem Weg – als ich für eine Zeit in Indien lebte – begriff ich, warum ich dennoch jahrelang in dem ungeliebten Beruf ausgeharrt hatte.
Dass mir mein Arm nun mein Leben lang wehtun und mich in meinem Alltag behindern sollte, wollte ich nicht einfach so hinnehmen. Auch wenn der Arzt mir empfahl, es schlicht zu akzeptieren. Hinzu kam noch, dass mich der Schmerz ständig an die Krebserkrankung erinnerte, die ich ja eigentlich vergessen wollte. Ich versuchte mit Physiotherapie und Lymphdrainage diese Wasseransammlung wieder in einen normalen Fluss zu bringen. Leider ohne viel Erfolg. Eines Morgens aber, als ich einmal mehr deprimiert bereits beim Zähneputzen gespürt hatte, wie sich meine Hand mit Wasser füllte, schöpfte ich neue Hoffnung. Denn meine Mutter, mit der ich damals immer zusammen frühstückte, hatte eine Idee, wer mir vielleicht helfen könnte. Direkt nach dem Frühstück setzten wir uns voller Erwartungen ins Auto und fuhren zu dem Mann, von dem sich meine Mutter so viel versprach. Ich war vom ersten Augenblick an von Manfred fasziniert. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ihn aus einer tieferen Verbundenheit heraus bereits zu