Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

HOCHZEITSNACHT IM LEICHENWAGEN: Ein Crime-Noir-Thriller
HOCHZEITSNACHT IM LEICHENWAGEN: Ein Crime-Noir-Thriller
HOCHZEITSNACHT IM LEICHENWAGEN: Ein Crime-Noir-Thriller
eBook206 Seiten2 Stunden

HOCHZEITSNACHT IM LEICHENWAGEN: Ein Crime-Noir-Thriller

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Wären Sie bereit für die entführte Ehefrau 50.000 Dollar zu zahlen? Jim Carson ist es. Und die Quittung, die er dafür bekommt: Prügel und eine Menge Ärger. Man bringt Jim ins Gefängnis und legt ihn beinahe um. Dazu ein Wiedersehen mit der Ehefrau, dass man sich wünscht, sie wäre tot!

Wären Sie auch jetzt noch bereit zu zahlen?

Nun, irren ist menschlich. In diesem Fall jedoch – mörderisch...

Day Keene (eigentlich Gunard R. Hjertstedt; geboren am 28. März 1904 in Chicago; gestorben am 9. Januar 1969 in Studio City, Los Angeles, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Schriftsteller und Drehbuchautor. Insgesamt veröffentlichte er ungefähr 200 Kurzgeschichten und etwa 50 Romane, zum ganz überwiegenden Teil Detektivgeschichten.

Sein Roman Hochzeitsnacht im Leichenwagen erschien erstmals im Jahr 1959; eine deutsche Erstveröffentlichung folgte 1967.

Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Crime-Noir-Klassikers in seiner Reihe APEX CRIME.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum14. Apr. 2020
ISBN9783748736073
HOCHZEITSNACHT IM LEICHENWAGEN: Ein Crime-Noir-Thriller

Mehr von Day Keene lesen

Ähnlich wie HOCHZEITSNACHT IM LEICHENWAGEN

Ähnliche E-Books

Krimi-Thriller für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für HOCHZEITSNACHT IM LEICHENWAGEN

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    HOCHZEITSNACHT IM LEICHENWAGEN - Day Keene

    Das Buch

    Wären Sie bereit für die entführte Ehefrau 50.000 Dollar zu zahlen? Jim Carson ist es. Und die Quittung, die er dafür bekommt: Prügel und eine Menge Ärger. Man bringt Jim ins Gefängnis und legt ihn beinahe um. Dazu ein Wiedersehen mit der Ehefrau, dass man sich wünscht, sie wäre tot!

    Wären Sie auch jetzt noch bereit zu zahlen?

    Nun, irren ist menschlich. In diesem Fall jedoch – mörderisch...

    Day Keene (eigentlich Gunard R. Hjertstedt; geboren am 28. März 1904 in Chicago; gestorben am 9. Januar 1969 in Studio City, Los Angeles, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Schriftsteller und Drehbuchautor. Insgesamt veröffentlichte er ungefähr 200 Kurzgeschichten und etwa 50 Romane, zum ganz überwiegenden Teil Detektivgeschichten.

    Sein Roman Hochzeitsnacht im Leichenwagen erschien erstmals im Jahr 1959; eine deutsche Erstveröffentlichung folgte 1967.

    Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Crime-Noir-Klassikers in seiner Reihe APEX CRIME.

    HOCHZEITSNACHT IM LEICHENWAGEN

    Erstes Kapitel

    Die Stunde, die er keuchend durch den Regen lief, dehnte sich für ihn zu einer kleinen Ewigkeit. Als endlich die Bundesstraße 101 vor ihm auftauchte, war so viel Zeit verstrichen, seit die beiden jungen Burschen Shannon in ihren Wagen gezerrt hatten, dass Carson halb von Sinnen war vor Sorge.

    Er taumelte auf die Mitte der nassen Fahrbahn hinaus, machte dem ersten Wagen, der vorüberrauschte, verzweifelt Zeichen, winkte einem zweiten, einem dritten, einem vierten Wagen... Sekundenlang erschienen die Gesichter der Fahrer, die warm und trocken in ihrer rollenden kleinen Welt saßen, als weiße Schatten vor seinem Blick. Alle machten sie nur einen kleinen Schlenker nach links, gerade genug, um ihn nicht über den Haufen zu fahren, und brausten mit unverminderter Geschwindigkeit weiter.

    An der Abzweigung der Nebenstraße, die in die Berge führte, stand eine Tankstelle, die jetzt - mitten in der Nacht - natürlich unbesetzt war. Carson stolperte über die asphaltierte Einfahrt und presste sein Gesicht an das regenfeuchte Glas der Eingangstür. Undeutlich meinte er in dem kleinen Büro ein Telefon zu erkennen. In seiner Verzweiflung schlug er mit einer Holzkiste, die neben dem Cola-Automaten am Eingang stand, die dicke Glasscheibe der Tür ein.

    Sein Anruf landete bei Hilfssheriff Yancey vom Landkreis Los Angeles. Genau um drei Uhr fünfundvierzig ließ Yancey seinen Streifenwagen unter dem Schutzdach der Tankstelle ausrollen. Aus gutem Grund verzichtete er darauf, den Polizeifunk zu benutzen. Stattdessen setzte er sich telefonisch mit dem wachhabenden Polizeibeamten in Verbindung.

    Sein Bericht ließ an brutaler Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. »Ein dicker Hund. Ich rate Ihnen, schleunigst eine Vermisstenmeldung an alle Polizeireviere loszuschicken. Name der Vermissten: Mrs. James A. Carson. Vorname Shannon. Alter zwanzig Jahre. Ein Meter siebenundfünfzig groß. Augenfarbe blau. Haarfarbe dunkel. Keine besonderen Kennzeichen. Sehr hübsch. Als sie zuletzt gesehen wurde, lag sie nackt im Fond einer alten Limousine. Baujahr, Modell und Zulassungsnummer unbekannt. Gefahren wurde der Wagen von zwei jungen Burschen Anfang Zwanzig, die vermutlich unter der Einwirkung von Rauschgift standen.«

    Der wachhabende Beamte erkundigte sich milde, ob Yancey Witze machte.

    Yancey wischte sich den Regen vom Gesicht. »Nein, Sir, ich finde diese Geschichte alles andere als witzig.« Er gab Carsons Beschreibung der jungen Burschen weiter und fuhr dann fort: »Der Mann, der die Meldung gemacht hat...«, er las Namen und Adresse vom Führerschein ab, »heißt James A. Carson, Adresse: 450 Palos Verdes Boulevard. Er und seine Frau - sie sind seit zwei Wochen verheiratet - haben südlich von Ventura eine falsche Abzweigung erwischt und sind irgendwie auf der Bundesstraße 118 gelandet statt auf der 101. Sie waren mit einem funkelnagelneuen Wohnwagen auf der Rückfahrt von der Hochzeitsreise. Als sie merkten, dass sie sich verfahren hatten, versuchten sie, über die alte Bergstraße bei Moorpark wieder auf die 101 zu kommen. Da erschienen plötzlich diese beiden Burschen in ihrem alten Wagen, drängten sie von der Straße ab und erzwangen sich Zutritt zum Wohnwagen. Zunächst wollten sie angeblich nur den Regenguss im Trockenen abwarten. Aber dann erleichterten sie Carson um seine Brieftasche und seine Uhr. Außerdem gefiel ihnen die junge Frau. Der eine hielt Carson ein Klappmesser an die Kehle, der andere zog Mrs. Carson aus und verging sich an ihr. Dann löste er seinen Kumpel ab. Ja, Sir. Ganz recht. Beide. Und er musste dabeistehen und Zusehen. Aber damit nicht genug: Als sie mit dem Mädchen fertig waren, beschlossen sie, es mitzunehmen. Bevor sie ihn bewusstlos schlugen, sah Mr. Carson, wie seine Frau, nackt wie sie war und laut schreiend, aus dem Wohnwagen geschleppt wurde.« Yancey legte die Hand über die Sprechmuschel und erkundigte sich bei Carson, ob sein Bericht im Wesentlichen richtig sei.

    »Im Wesentlichen«, bestätigte Carson.

    »Ja, Sir«, sagte der Hilfssheriff jetzt wieder ins Telefon hinein. »Der Wohnwagen steht noch da oben in den Bergen. Er sagt, dass er seinen Wagen nicht hat loskoppeln können. Er ist zu Fuß bis zur Bundesstraße gegangen. Etwa drei Meilen, glaubt er. Ja, Sir. Wir warten dann also auf die Verstärkung.«

    Vor dem Schreibtisch in dem engen Büro der Tankstelle stand ein Drehstuhl. Carson setzte sich und vergrub den Kopf in den Armen. Sein Mund war trocken. Sein Kopf dröhnte. Beim Einschlagen der Tür hatte er sich vorhin an der Hand geschnitten. Ach, das war alles so gleichgültig... Nach dem, was im Wohnwagen geschehen war, ohne dass er es hätte verhindern können, kam er sich so klein und jämmerlich vor, dass er am liebsten in das nächstbeste Mauseloch gekrochen wäre.

    War diese Geschichte wirklich passiert - oder war alles nur ein wüster Traum? So etwas passierte einem braven Bürger einfach nicht. Das waren Zeitungsgeschichten, die man mit angenehmen Schauder beim Frühstück las.

    Yancey legte den Hörer auf und setzte sich auf die Schreibtischkante. »Ihnen ist ein bisschen flau, was?«

    Carson nickte, ohne die Hände vom Gesicht zu nehmen.

    Der Polizist ging hinaus und kam mit seinem Erste-Hilfe-Kasten zurück. »Ich will mal Ihre Hand verarzten. Sie tropfen ja mit Ihrem Blut den ganzen Fußboden voll.« Er zögerte einen Augenblick. Dann setzte er hinzu: »Ich weiß, es nützt nichts, wenn ich Ihnen sage, Sie sollen sich um Ihre Frau keine Sorgen machen. Ich an Ihrer Stelle wäre auch halb verrückt vor Angst. Aber die Vermisstenmeldung läuft jetzt, und sämtliche Polizisten in drei Staaten der USA halten nach dem alten Ford Ausschau.«

    »Danke«, würgte Carson hervor.

    In dem kleinen Raum, in dem es durchdringend nach Öl roch, war es sehr still. Nur der Regen pladderte eintönig auf das Dach, und ab und zu rauschte dumpf ein Wagen vorbei.

    Über Carsons verletzte Hand gebeugt, fragte Yancey: »Nun sagen Sie mir bloß, Sie Unglücksrabe, wie Sie überhaupt auf die Bundesstraße 118 gekommen sind. Die Abzweigung zur 101 ist doch deutlich gekennzeichnet. Ich bin diesen Weg tausendmal gefahren.«

    »Ich weiß«, sagte Carson.

    Er dachte nach. Wie war es eigentlich dazu gekommen? Angefangen hatte der Ärger kurz nach Ventura, als er zum Tanken noch einmal gehalten hatte. Es war spät; sie waren müde; es regnete. Sie wollten gern so schnell wie möglich nach Hause. Während des Tankens hatte es zwischen Shannon und ihm einen kleinen Streit gegeben. Es ging um die Frage, ob die Küstenstraße zwischen Malibu Beach und Santa Monica, die wegen eines Erdrutsches kürzlich gesperrt worden war, schon wieder freigegeben war oder nicht. Shannon glaubte ja. Er glaubte nein. Der Tankwart enthielt sich der Stimme.

    Seine Entscheidung hatte er dann gegen Shannons Protest getroffen. Die Hochzeitsreise war zu Ende. Er musste am nächsten Morgen wieder im Büro sein. Außerdem war er ungeübt im Fahren mit einem Wohnwagen. Wenn die Küstenstraße noch blockiert war, riskierte er, sich auf einer Umleitung über die steile Straße durch den Canon quälen zu müssen. Trotzdem beschloss er, die 101 zu nehmen. Shannon sollte auf die Ausfahrt achten. Und als Shannon ihm gesagt hatte, er sollte abbiegen, war er abgebogen.

    Das versuchte er jetzt Yancey zu erklären.

    »So war das also«, meinte der Hilfssheriff.

    »Ich wusste, dass wir uns verfahren hatten, sobald wir in die Nebenstraße eingeschwenkt waren«, sagte Carson.

    Er zwang sich nachzudenken. Über den fahlen Feldern und den Olivenhainen auf beiden Seiten der Straße hatte kalt, schwarz und nass die Nacht gelegen. Der plötzliche Szenenwechsel war fast erschreckend. Eben noch waren sie wie ein Tropfen in dem endlosen, schnellfließenden Strom von Wagen und Lastern mitgerissen worden, die in nördlicher und südlicher Richtung über die supermoderne, sechsspurige, von hell erleuchteten Raststätten, Motels und Tankstellen flankierte Autobahn rollten. Im nassen Asphalt spiegelten sich unzählige Scheinwerfer und vielfarbige Neonlichter. Von einer Minute zur anderen aber war um sie nur noch Nacht und Regen. Mit monotonem Ticken fuhr der Scheibenwischer über die Windschutzscheibe.

    Den wenigen Schildern, die er bisher gesehen hatte, entnahm er, dass sie auf der Bundesstraße 118 fuhren. Er war mit diesem Übergang ganz zufrieden. Es tat gut, wenigstens für ein paar Meilen aus dem Verkehrsstrom ausbrechen zu können. Die Heizung lief, sie hatten ein Fenster einen Spalt breit offen, damit die Windschutzscheibe nicht beschlug, und es war warm und gemütlich im Wagen. So albern es sich anhörte: Zum ersten Mal hatte er das Gefühl, wirklich mit Shannon allein zu sein. Sie waren seit vierzehn Tagen verheiratet. Sie waren einander so nahe gewesen, wie nur Mann und Frau sich nahe sein können - aber immer noch war es schön und aufregend, dass er nur die Hand auszustrecken brauchte, um sie neben sich zu fühlen, um zu wissen, dass sie ihm gehörte.

    Yancey stäubte Schwefelpuder über die Schnittwunde. »Sie wussten, dass Sie sich verfahren hatten? Trotzdem sind Sie weitergefahren, statt sofort umzukehren. Warum eigentlich?«

    Carson fuhr sich mit der unverletzten Hand über die Lippen. Es war schwierig zu erklären. Er erinnerte sich, dass er beim Fahren leise vor sich hin gepfiffen hatte. Wenn dieser verflixte Wohnwagen, den er gar nicht hatte haben wollen, nicht gewesen wäre, hätte er vollkommen glücklich sein können. Der Wohnwagen aber brachte ihn zur Verzweiflung. Er lauerte hinter dem Auto wie ein nur halb gezähmtes Raubtier, dass sich jeden Augenblick selbständig machen und Tod und Verderben mit sich bringen konnte.

    Das Herumzigeunern in so einem rollenden Haus war entschieden nicht das richtige für ihn. Er war ein Stadtmensch, der am liebsten Straßenpflaster unter den Schuhsohlen spürte, eine kleine Familie als Mittelpunkt seines Daseins betrachtete und die Vorzüge solider Wände zwischen sich und den Nachbarn zu schätzen wusste. Trotzdem wäre gegen eine Hochzeitsreise per Wohnwagen gar nichts einzuwenden gewesen, wenn sie sich nur irgendwo an einem einsamen, idyllischen Fleckchen Erde hätten häuslich niederlassen können. Wie sich aber herausstellte, durften sie ihren Wohnwagen nur auf Campingplätzen abstellen, auf denen ein Wagen am andern stand, so dass auch die intimsten Lebensäußerungen niemandem verborgen blieben.

    Hinterher konnte er zwar darüber lachen. Aber dort auf dem Campingplatz schwebten er und Shannon ständig in tödlicher Verlegenheit, weil sie meinten, sämtliche Nachbarn müssten hören, wie ihre Matratzen knarrten, oder sehen, wie ihr Wohnwagen schwankte. Wenn sie sich von einem dieser Schrecknisse gerade erholt hatten, klopfte bestimmt eine Nachbarin an und lud sie zu einem gemeinsamen Essen am Lagerfeuer ein, oder einer der Männer kam und wollte ihn zum Angeln oder irgendeinem albernen Gesellschaftsspiel schleifen; oder eine Bande kleiner altkluger Ungeheuer rottete sich vor ihrem Flitterwochenwohnwagen zusammen und machte höchst eindeutige Bemerkungen. Das typische Wohnwagenvolk besaß einen gesunden Herdeninstinkt. Die guten Leutchen schienen überhaupt nicht zu begreifen, dass einer gelegentlich gern für sich allein bleiben wollte.

    Trotzdem, dachte Carson mit einem abgrundtiefen Seufzer, war es eine herrliche Zeit gewesen. Seine kleine, sanfte, scheue Shannon war nach der Hochzeit wie umgewandelt. Sie nahm ihre Pflichten als Ehefrau sehr ernst. Er hörte noch ihre Stimme: »Wenn manche Frauen die Zeit, die sie in der Küche verwirtschaften, mit ihren Männern im Bett verbrächten, gäbe es weniger zerrüttete Familien und zerbrochene Ehen. Wer die dumme Redensart erfunden hat von der Liebe, die durch den Magen geht, war anscheinend nie verheiratet.«

    Bis zu den schrecklichen Stunden in den Bergen waren es trotz aller Tücken und Ärgernisse des Wohnwagenlebens die glücklichsten zwei Wochen seines Lebens gewesen. Und er hatte nichts anderes erwartet, als dass dieses Glück nun immer und ewig dauerte. Und jetzt...

    Der Hilfssheriff versuchte es geduldig noch einmal.

    »Ich weiß, dass Sie ein ekelhaftes Erlebnis hinter sich haben.

    Aber jetzt möchte ich doch gern eins von Ihnen wissen: Sie sagten, Sie wussten, dass Sie sich verfahren hatten. Trotzdem brausten Sie immer geradeaus weiter. Warum?«

    »So ganz genau weiß ich das selbst nicht«, antwortete Carson. »Ich fuhr zum ersten Mal mit einem Wohnwagen. Wendemanöver mit so einem Vehikel waren mir unheimlich. Und außerdem wollte ich meine Frau nicht merken lassen, dass sie mich falsch dirigiert hatte, weil sie sich dann geärgert hätte.«

    »Wie weit sind Sie auf der Bundesstraße 118 gefahren?«

    »Bis eine Meile hinter Moorpark. Ich entsinne mich an das Schild: Moorpark: 1 Meile. Und darunter: Zur 101: 10 Meilen. Und ein Pfeil zeigte auf die Kreuzung.«

    »Ich kenne die Ecke. Was dann?«

    »Wir hielten an und besprachen die Sache. Ich wollte umdrehen und zurückfahren, ich hatte nämlich Angst, die Abzweigung zu verfehlen und in den Bergen die Richtung zu verlieren. Aber Shannon sah sich die Karte an und meinte, es wäre ausgemachter Blödsinn, die achtzehn Meilen bis Ventura zurückzukutschieren, wenn wir doch nach zehn Meilen wieder auf die 101 stoßen würden.«

    »Und da sind Sie über die alte Bergstraße gefahren?«

    »Ja.«

    Es war kühl in dem kleinen Raum, denn der Wind heulte durch die offene Tür. Trotzdem brach Carson der Schweiß aus, als er an die dann folgenden Stunden dachte. Er ließ sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen. In Iwoshima war er als einer der ersten an Land gegangen. Er hatte sich mit eiserner Energie vom einfachen Ölarbeiter bis zum Hauptkassierer der El Segundo Oil Rig & Drilling Company hochgearbeitet. Aber diese Bergstraße war tatsächlich dazu angetan gewesen, ihn das Fürchten zu lehren.

    Der Regen hatte sich noch verstärkt. Durch die

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1