Kurzgeschichten zum Vernaschen
Von Jeanette Lagall, Vanessa Carduie, Melissa David und
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Über dieses E-Book
Liebe hat viele Gesichter und kommt nicht selten unverhofft.
In dieser Anthologie dreht sich deswegen alles um die Liebe. Mal poetisch, mal düster oder märchenhaft, aber immer romantisch und ehrlich.
Wir wünschen euch ein paar schöne Lesestunden mit unseren Geschichten und Gedichten.
Valentins großer Tag – Jeanette Lagall
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Buchvorschau
Kurzgeschichten zum Vernaschen - Jeanette Lagall
Klappentext
Liebe hat viele Gesichter und kommt nicht selten unverhofft.
In dieser Anthologie dreht sich deswegen alles um die Liebe. Mal poetisch, mal düster oder märchenhaft, aber immer romantisch und ehrlich.
Wir wünschen euch ein paar schöne Lesestunden mit unseren Geschichten und Gedichten.
Schicksalsweber & Friends
schicksalsweber.com
Valentins großer Tag - Jeanette Lagall
Es war einmal eine Prinzessin, doch um diese geht es hier gar nicht. Sie ist nur deswegen von Bedeutung, da sie demnächst heiraten würde, wie Prinzessinnen das meistens irgendwann tun. Aber selbst das wäre keiner Erwähnung wert, wenn diese Hochzeit nicht seit Wochen an einem äußerst ungewöhnlichen Ort für helle Aufregung sorgen würde.
Seit die frohe Kunde das königliche Gewächshaus erreicht hatte, waren vor allem die edlen weißen Rosen noch unausstehlicher als sonst. Die anderen Blumen wunderte dies nicht weiter, denn den weißen Rosen kam im Königreich Florien von jeher eine besondere Bedeutung zu. Schließlich waren sie es, die Seite an Seite mit dem Löwen und dem Schwert im königlichen Wappen standen und so die Herrscherfamilie repräsentierten. Deswegen, und wegen ihrer Schönheit und ihres betörenden Duftes, würden sie auf der Hochzeit die wichtigsten Blumen sein.
Noch nie hatte es eine königliche Vermählung gegeben, bei der sie fehlten. Ja mehr noch: Ohne weißen Rosen gäbe es keine Hochzeit. So weit war es einst tatsächlich einmal gekommen. Zu jener Zeit hatte die Rizinuslaus, ein übler und sehr hartnäckiger Schädling, den gesamten Bestand dieser edlen Pflanze zerstört. Die Rosen durch andere zu ersetzen, kam schlichtweg nicht in Frage. Die Vermählung war um ein Jahr verschoben worden; und niemand im ganzen Königreich wunderte sich auch nur im Geringsten darüber. Eine königliche Hochzeit ohne die duftenden, weißen Rosen von Florien war schlicht undenkbar!
Dessen waren sich die schneeweißen Königinnen der Blumen sehr wohl bewusst. Im Gewächshaus blieben sie unter sich, und wenn sie sich doch einmal herabließen, das Wort an eine Blume anderer Gattung zu richten, dann geschah es für gewöhnlich nur auf abfällige Art und Weise.
„Mit einem solch schlichten Kleid würde ich mich schämen, Gerbera!"
„Sieh nur, Schwester, welch ordinäre Farbe diese Schwertlilie trägt."
„Hast du die Hortensien gesehen? Unförmiger und plumper geht es nicht mehr!"
So sprachen sie von ihren langen, schlanken Stielen herab und schüttelten verächtlich ihre edlen Köpfe.
Normalerweise wuchsen viele verschiedene Blumenarten in dem Gewächshaus, sodass sich das dünkelhafte Gerede der Rosen auf viele verteilte. Doch im Jahr der Hochzeit gab es wegen des erhöhten Bedarfs nur zwei Sorten Blumen: Weiße Rosen und kugelige, roséfarbene Dahlien. Warum? Nun, die Prinzessin liebte Rosa, und Dahlien dufteten nicht. Das war wichtig, denn der einzigartige Duft der weißen Rosen durfte auf einer königlichen Hochzeit von keiner anderen Blume verfälscht werden. Daher wurden bei diesem Anlass traditionell nur jene beiden Blumensorten verwendet. So erstrahlte das Gewächshaus dieses Jahr in Weiß und Rosa.
Zumindest fast. Es gab weiße Rosen, rosafarbene Dahlien und – Valentin. Er war übrigens die einzige Blume, die einen Namen hatte. Doch dazu später.
Valentin war zwar auch eine Dahlie, sogar eine besonders stattliche, aber er war gelb. Ein fröhliches, strahlendes Gelb, bei dem jeder gute Laune bekam – von den Rosen einmal abgesehen. Da diese jedoch nie gute Laune hatten, fiel das nicht weiter auf.
Außerdem war Valentin nicht ordentlich kugelförmig wie die anderen Dahlien, sondern trug seine Blütenblätter buschig offen, sodass er wie eine kleine, fluffige Sonne aussah.
Sich über die Farbe Rosa, fehlenden Duft, oder eine kugelige Blütenform lustig zu machen, wenn alle anderen Blumen im Gewächshaus rosa, duftlos und kugelig waren, wurde den edlen weißen Rosen bald langweilig. Deswegen hatten sie es besonders auf Valentin abgesehen. Manchmal ging ihm das auf die Nerven, doch meistens störte er sich nicht im Geringsten daran. Passend zu seiner Farbe hatte er ein sonniges Gemüt und interessierte sich nicht sonderlich dafür, worüber die Rosen den lieben langen Tag über lästerten und tratschten. Er zog es vor, sich mit den anderen Dahlien zu unterhalten. Das war viel angenehmer, denn Dahlien waren friedfertige Blumen, die sich mit allen Gewächsen gut verstanden. Sie legten keinen Wert auf Äußerlichkeiten – und warum sollten sie duften, wenn andere das viel besser konnten?
Der alte Chefgärtner war ein äußerst gutmütiger Mensch, weswegen Valentin trotz seiner unpassenden Farbe bleiben durfte; obwohl er für die Hochzeit der Prinzessin untauglich war.
Eine Tatsache, die die Rosen nicht müde wurden, ihm in Erinnerung zu rufen.
Valentin war das einerlei. Er war zufrieden mit seinem Platz am Fenster. Von dort konnte er gut auf die Straße schauen, auf der es sehr viel zu sehen gab.
Besonders freute er sich jedoch auf den Morgen und den Abend. Denn dann kam eine junge Näherin an dem Gewächshaus vorbei, die sich immer ein paar Minuten nahm, um die schönen Blumen darin zu bewundern. Valentin war ihr besonderer Liebling, das sah er an ihren Augen, die jedes Mal zu strahlen anfingen, wenn ihr Blick auf ihn fiel. Außerdem lächelte sie ihm zu und begrüßte ihn. Sie war es auch gewesen, die ihn Valentin getauft hatte. Den Grund dafür kannte er nicht, aber er war sehr stolz auf seinen Namen.
Wie jeden Morgen quälte Theresa sich aus dem Bett. Die junge Frau mochte die Arbeit in der Näherei nicht sonderlich, aber was sollte sie machen? Sie war froh, dass sie überhaupt Geld verdiente, auch wenn der Lohn kärglich war, und kaum zum Leben reichte. Dennoch verzagte Theresa nicht, denn sie verstand es meisterhaft, sich an den kleinen Dingen des Lebens zu erfreuen. Außerdem war sie frisch verliebt. Der einzige Wermutstropfen war, dass der junge Mann nichts davon wusste.
Dieser arbeitete in der ortsansässigen Tischlerei. Bisher hatte es nur für ein paar flüchtige Blicke gereicht, wenn sie zur Arbeit ging und er in der Werkstatt war. Theresa wusste, dass aus