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Tara 1818: Das fünfte Abenteuer
Tara 1818: Das fünfte Abenteuer
Tara 1818: Das fünfte Abenteuer
eBook379 Seiten5 Stunden

Tara 1818: Das fünfte Abenteuer

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Über dieses E-Book

Vanity wird für ihren nächsten Auftrag per Zeitmaschine in das Jahr 1818 nach Irland geschickt. In der Stadt Tara soll sie einen Professor des MI6 suchen, der die geheimen Pläne der Maschine bei sich trägt.

Die Organisation WICK.ED ist ebenfalls hinter den Aufzeichnungen her und befindet sich bereits in der Vergangenheit.

Vanity nimmt den Platz von Lady Marion ein, die ihr zum Verwechseln ähnelt, und macht Bekanntschaft mit dem neuen Stadtherrn Adrian Beckett.

Als ihr Vater in Tara auftaucht und der Besitzer des Seeschlosses, Lord Thomas Cylemore, haargenau wie Tom Fear aussieht, ist das Chaos perfekt.

Vanity muss nicht nur den Professor suchen, sondern herausfinden, wer hier im 19. Jahrhundert eine Show abzieht, um an die wichtigen Pläne zu gelangen.

 

Wie lange kann Vanity ihre eigene Tarnung aufrechterhalten?

Kommt der Stadtherr Adrian Beckett aus der Zukunft?

Kann Vanity der Nähe von Lord Thomas Cylemore widerstehen?

Und was hat ihr Vater hier eigentlich verloren?

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum26. Juni 2020
ISBN9783748747468
Tara 1818: Das fünfte Abenteuer

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    Buchvorschau

    Tara 1818 - Sandra Eckervogt

    Tara 1818

    Tara 1818

    Das fünfte Abenteuer von Jamie Lee

    Sandra Eckervogt

    Das Werk ist einschließlich aller seiner Teile geschützt. Jede Verwertung und Vervielfältigung des Werkes ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig und strafbar. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks und der Übersetzung, sind vorbehalten! Ohne ausdrückliche schriftliche Erlaubnis des Autors/Verlages darf das Werk, auch nicht Teile daraus, weder reproduziert, übertragen noch kopiert werden, wie zum Beispiel manuell oder mithilfe elektronischer und mechanischer Systeme inklusive Fotokopien, Bandaufzeichnungen und Datenspeicherung. Zuwiderhandlung verpflichtet zu Schadenersatz.

    Alle im Buch enthaltenen Angaben, Ergebnisse usw. wurden vom Autor nach bestem Wissen erstellt. Die Personen und Handlung des Buches sind vom Autor frei erfunden.

    ©2020 Sandra Eckervogt

    Prolog

    Cylemore Rock Castle – 1818

    Die Abendsonne tauchte den Himmel in wunderschöne, zarte Pastelltöne. Vereinzelt zogen Wolken am Horizont entlang. Möwen flogen tief über die Wasseroberfläche auf der Suche nach Nahrung. Die See war ruhig, auslaufende Wellen plätscherten leise an die Küste. Wie schwere Steine lagen die Riffe in dem endlos wirkenden Blau.

    Thomas James Cylemore stand am Ende der Klippe und starrte seit geraumer Zeit auf das Meer. Seine grünen Augen schimmerten feucht und schwere, tiefe Schatten lagen unter ihnen. Sein Herz drohte vor Kummer und Schmerz zu zerbrechen. Vor fast sechs Monaten war seine geliebte Ehefrau Mary an der Schwindsucht verstorben.

    Er würde den Anblick nie vergessen. Jedes Mal, wenn sie husten musste, hatte sie Blut gespuckt, und nach sechs Monaten war ihr Leben vorbei. Sie war in seinen Armen gestorben.

    Das Leben, jeder einzelne Tag ohne sie war wie die Hölle auf Erden. Sein Lebensmut war mit ihr fortgegangen. Sein Glauben an Gott? Verloren.

    Die verdammte Schwindsucht wütete seit Monaten in dieser Gegend und kaum jemand hatte eine Chance, diesem Teufelszeug zu entkommen. Im 16. Jahrhundert ist diese Krankheit schon einmal sehr präsent gewesen und hatte Tausenden von Menschen das Leben gekostet.

    Hinzu kam, dass seit einigen Wochen ein neuer Lord über Tara herrschte. Man nannte ihn den dunklen Lord. Sein Name war Adrian Beckett. Manche Herrschaften sagten, er habe den alten Lord Arne O’Connor einfach ermordet. Doch niemand konnte ihm das beweisen.

    Viele Bewohner in Tara und in der näheren Umgebung starben. Ob jung oder alt, ob Mann, Frau oder Kind, die Krankheit holte sich jeden.

    Aber das war Thomas James egal. Er trauerte um seine geliebte Ehefrau. Und er wollte ihr heute Abend in das himmlische Paradies folgen. Er musste husten und hielt sich ein Taschentuch vor die Lippen. Es war voller Blut. Ihn hatte die Teufelskrankheit ebenfalls heimgesucht, doch er würde es nie zulassen, so elendig zu sterben, sich so lange zu quälen wie seine geliebte Mary.

    Von einer Kräuterhexe hatte er ein pflanzliches Gift erhalten. Er musste es nur in ein Getränk mischen und kurze Zeit später würde er sterben.

    Ein letztes Mal nahm er die Schönheit dieses Anblicks in sich auf. Morgen würde er nicht mehr hier sein.

    Als er sich umdrehte und das Meer nicht mehr sah, erfüllte ihn seltsamerweise ein Gefühl von Glück, denn heute Abend würde er sterben, um mit seiner Frau Mary weiterleben zu können.

    Der Speisesaal war durch viele Kerzen erleuchtet, die ihre Wachsspuren auf dem großen Holztisch hinterließen und auf den kalten Fliesen.

    Thomas stach gedankenverloren im Essen herum. Seine Schwester Eva Jane saß ihm gegenüber und ihr entgingen die schweren schwarzen Schatten unter seinen Augen nicht. Ja, es ist ein tiefer Schicksalsschlag gewesen, als vor fast sechs Monaten seine Frau verstorben war. Aber auch sie hatte vor Wochen einen schmerzhaften Verlust erlitten, denn ihr Mann Paul Garden wurde von einem Räuber der Wood Gang getötet. Ihm wurden all seine Papiere und das Geld, das er bei sich trug, gestohlen. Kurz nach der Beerdigung war sie zu ihrem Bruder gezogen und lebte nun mit ihm und einigen Dienstboten in dem schönen Seeschloss Cylemore Rock Castle.

    Eva Jane hatte gehofft, wenn sie zu ihrem Bruder zog, könnten sich beide gegenseitig Trost spenden, doch während sie langsam über die Trauer hinwegkam, hatte sie den Verdacht, dass es bei Thomas von Tag zu Tag schlimmer wurde.

    Jeden Tag ging er zur Küste und blieb stundenlang dort. Sie hatte Angst, dass er eines Tages springen würde.

    Eva Jane räusperte sich und lächelte zu ihm hinüber „Der Pastor hat mir gestern Abend nach der Messe erzählt, dass eine gewisse Marion Boyed vielleicht ein Mittel gegen die Schwindsucht hat."

    Es zuckte verächtlich um seine Mundwinkel und die Gabel stach weiter ziellos auf das Essen ein. „Der Pastor glaubt nicht an die Medizin. In den Augen der Kirche sind alle Menschen, die eine Gabe für Krankheiten haben, doch Ketzer und Hexen!", gab er wütend von sich.

    „Nein, Pastor Collin glaubt an die Medizin. Er hat es mir selbst gesagt und ich soll es niemandem erzählen", versicherte sie ihm leise, damit die Dienerschaft es nicht hören konnte.

    Er warf die Gabel achtlos auf den Tisch, worauf Eva Jane entsetzt zurückwich. „Hör auf! Er will dich nur aushorchen, ob du ebenfalls zu dieser Kräuterhexe gehst!"

    Eva Jane holte tief Luft und tupfte sich mit der Serviette die Lippen ab. „Es tut mir leid, Thomas James. Ich weiß, wie hart es für dich ist, dass Mary nicht mehr unter uns weilt, aber du darfst die Augen nicht verschließen und die Hoffnung nicht aufgeben! Wenn diese gewisse Marion Boyed wirklich ein Heilmittel gegen diese Krankheit hat, dann haben Tausende von anderen Menschen eine Chance!"

    Thomas stand so abrupt auf, dass der Stuhl hinter ihm laut auf die Fliesen aufschlug. Seine sonst so klaren, wunderschönen grünen Augen schimmerten feucht und funkelten voller Hass. „Ich will nicht, dass tausend andere Menschen eine Chance bekommen, sondern diese Chance hätte meine Mary verdient und die Hilfe kommt zu spät."

    „Ja, es ist schrecklich, dass Mary so qualvoll sterben musste. Aber auch ich habe meinen Mann durch die Bestien der Wood Gang verloren. Anstatt in Selbstmitleid zu versinken, solltest du lieber die armen Kinder retten. Mary hätte nicht gewollt, dass du so erbärmlich weiterlebst. Und sie fand die Idee gut, die Waisenkinder am Wochenende hier auf Cylemore Rock Castle zu betreuen und das Waisenhaus zu renovieren", brauste sie auf.

    Thomas kämpfte mit seiner Beherrschung, mit seinen Gefühlen. Er hatte sich entschieden und davon wich er nicht zurück. „Ich habe dir mehrfach gesagt, dass ich noch nicht bereit bin, diesen Wunsch von Mary zu erfüllen." Das Brennen in seiner Lunge wurde stärker, er spürte, wie der Husten an die Oberfläche stürmen wollte, um wieder ein Stück seines jungen Lebens zu rauben. Doch heute Nacht würde er das Monster in sich töten.

    „Nicht bereit? Mary ist seit einem halben Jahr tot. Und wenn du nicht bald handelst, werden auch die Kinder sterben!" Eva Jane war wütend.

    Thomas hustete und stützte sich auf dem Tisch ab. Er bekam kaum Luft, so hart überfiel ihn die Welle des Schmerzes. Er hielt sich ein Taschentuch vor den Mund, seine Schwester durfte auf keinen Fall sehen, dass auch er von dem Teufel besessen war.

    Eva Jane stand auf und ging um den langen Tisch herum. „Thomas … du musst zum Arzt", sprach sie jetzt mit ihrer lieblichen, besorgten Stimme zu ihm.

    Ihr Bruder wehrte ihre Berührungen ab und wandte sich von ihr. „Schon gut, ich habe mich nur erkältet. Ich geh zu Bett."

    Eva Jane ließ verzweifelt die Arme sinken und blickte ihrem Bruder besorgt hinterher.

    Thomas drehte sich, als er an der großen, schweren Holztür stand, zu ihr um. Ein zaghaftes Lächeln huschte um seine Mundwinkel. „Alles wird gut, ich liebe dich, Schwesterherz. Gute Nacht."

    Dann verschwand er und Eva Jane spürte, dass irgendetwas geschehen würde, dass sie ihren geliebten Bruder nie wieder sehen würde. Die grausame Vorstellung raubte ihr für einen Augenblick die Luft zum Atmen und sie fühlte sich völlig hilflos. Das Einzige, was ihr jetzt noch blieb, war beten.

    Thomas James holte die kleine Flasche aus seinem Versteck und betrachtete sie einige Minuten. Vor ihm stand ein Kelch mit dem Lieblingswein von Mary. Dieser edle Tropfen ist vor zwei Jahren ihr Hochzeitswein gewesen und war den Gästen gereicht worden.

    Thomas holte tief Luft, zog den Korken aus der Flasche, ein leises Plopp ertönte und er schüttete den ganzen Inhalt in den Kelch. Er sah Mary genau vor sich, wie schön sie in dem Brautkleid ausgesehen hatte, wie schön der Tag für beide gewesen ist.

    Viele Freunde waren zu dieser Feierlichkeit angereist, und einige waren ebenfalls durch die verfluchte Schwindsucht dahingerafft. Genau wie Mary.

    Die beiden hatten sich Kinder gewünscht, doch nachdem Mary drei Fehlgeburten überstanden hatte, riet ihr ein Arzt von weiteren Schwangerschaften ab.

    Daraufhin besuchte Mary das heruntergekommene Waisenhaus in Tara und plötzlich verankerte sich bei ihr die Idee, dass aus Cylemore Rock Castle ein Zufluchtsort für arme Kinder werden sollte, die das Wochenende am See und am Meer verbringen könnten. Und das Waisenhaus wollte sie auf jeden Fall renovieren lassen.

    Thomas hob den Kelch und allein bei diesen Erinnerungen setzte sein Herz für einen kleinen Moment aus. Sein Atem ging schwer, denn er spürte den nächsten Wirbelsturm auf seiner Lunge.

    Nein, er hatte keine Hoffnung, keinen Lebenswillen mehr in sich. Seine Hand begann zu zittern, je näher er den Kelch an seinen Mund führte. Tat er wirklich das Richtige? Oder war er feige? Hatte seine Schwester Eva Jane recht und er durfte die Hoffnung nicht aufgeben?

    Nein, nein … er hatte nur einen Wunsch und dieser lautete: dass er bei seiner geliebten Mary sein wollte.

    Thomas schüttelte sachte den Kopf, um wieder klar denken zu können, und konzentrierte sich auf den Kelch. Er nahm einen Schluck und sofort setzte der Hustenreiz ein. Diesmal traf ihn dieser Reiz so stark, dass er fast die Hälfte aus dem Kelch verschüttete. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig und stellte ihn auf den Tisch ab. Dann hielt er sich die Hand vor den Mund und sackte unter Schmerzen zu Boden. Sein Blut klebte schleimig an seinen schlanken Fingern und er weinte, er weinte um Mary, um sein Leben, er weinte vor Wut. Sein Körper bebte unter den schweren Tränen.

    Reiß dich zusammen, du hast es ihr geschworen, du musst das Gift trinken …

    Thomas wischte sich das Blut vom Mund und stand auf. Er griff sich den Kelch, in dem noch genügend Wein enthalten war, und kippte den Inhalt in einem Zug hinunter. Dann warf er den Kelch fort. Dieser polterte blechern über die Fliesen und blieb in einer dunklen Ecke liegen.

    Der Rotwein lief durch seine Speiseröhre und er spürte, wie er in seinem Magen ankam. Eine angenehme Wärme durchströmte ihn. Er verspürte Leichtigkeit und Frieden. Mary, bald bin ich bei dir … hab Geduld.

    Thomas zündete eine Kerze auf dem Nachttisch an und legte sich in seiner Kleidung auf das Bett.

    Zischende Geräusche erklangen von draußen und Blitze erhellten sein Zimmer. Kündigte sich ein schweres Gewitter an? Im nächsten Moment sprang die Balkontür auf. Die weißen Vorhänge wehten wild im Wind umher.

    Die Kerze erlosch und dessen Rauch wehte zu ihm herüber. Trat nicht gerade eine Person in sein Zimmer? Wirkte das Gift so schnell? Halluzinierte er schon?

    „Mary?", hauchte er leicht ängstlich und gleichzeitig hoffnungsvoll. Oder holte ihn der Teufel höchstpersönlich ab?

    1. Kapitel

    Irgendwo in New York – Gegenwart

    Oh Mann, war das langweilig.

    Bobby Smith schlug die Rätselzeitung zu und warf sie zur Seite. Seine braunen Augen überprüften die drei Monitore.

    Wie immer.

    Nur ein Flur, der sich im dreißigsten Stockwerk befand.

    Nur zwei Fahrstühle.

    Und wie immer?

    Nichts.

    Bobby seufzte.

    Zum Glück wurde dieser Job sehr gut bezahlt. In fast fünf Monaten war Weihnachten und er konnte das Geld gut gebrauchen. Ein neues Auto stand schon seit geraumer Zeit auf seinem Wunschzettel, denn sein alter Ford gab langsam, aber sicher den Geist auf.

    Er wusste noch nicht mal, was er hier bewachte, geschweige denn, für wen er hier Wache schob. Es kam niemand, es ging niemand, niemand rief an oder brachte etwas. Komischer Job. Er durfte keine Fragen stellen, das war die Voraussetzung, und diese Voraussetzung wurde sehr gut bezahlt. Andere Kollegen hatte er bis jetzt ebenfalls nie zu Gesicht bekommen. Aber was juckte es ihn, was hier in diesem langweiligen Gebäude gearbeitet wurde oder eben auch nicht.

    Bobby lehnte sich in seinem gemütlichen Ledersessel zurück und warf noch einmal einen prüfenden Blick auf die Monitore.

    Nichts.

    Er schnappte sich wieder das Rätselheft und hatte gerade den Kugelschreiber in der Hand, als er ein Geräusch vernahm, das er noch nie in seiner Schicht vernommen hatte.

    Autotüren schlugen zu.

    Direkt vor dem Gebäude.

    Bobby stutzte und blickte über die Theke auf die eigentlich leere Straße. Er sah zwei schwarze, verspiegelte Wagen. In der nächsten Sekunde knallte es und die gläserne Eingangstür zersplitterte und tatsächlich traf ihn eine Scherbe mitten an der Stirn. Er verzog schmerzerfüllt das Gesicht. Bobby stand abrupt von seinem bequemen Ledersessel auf. „Wer sind Sie?" Er erhielt keine Antwort und die Männer vor ihm trugen altertümliche Kleidung. Was? Was war denn hier los?

    „Wo ist das Labor von Dr. Cooper, bitte", erklang eine tiefe Männerstimme.

    „Von wem?", krächzte Bobby und fasste sich an die Wunde.

    Der Mann lehnte sich auf die Theke. Er hatte leicht gelocktes Haar, einen Drei-Tage-Bart und trug Kleidung, die Bobby an das 19. Jahrhundert erinnerte. Doch seine braunen, bösen Augen stammten eindeutig aus der Gegenwart. „Wir wollen wissen, wo sich das Labor von Dr. Cooper befindet", wiederholte er grimmig.

    „Tut mir leid, ich kenne keinen Dr. Cooper", stotterte Bobby ängstlich.

    Ein anderer Mann, wesentlich größer, trat hervor und blieb vor der Theke stehen.

    Bobby rang nach Atem, denn der Mann trug einen sehr eleganten Anzug, der ihn wiederum an den Film „Vom Winde verweht" erinnerte. Rhett Buttler? Fehlte noch, dass Scarlet O’Hara erschien.

    Der Mann hatte längeres, gewelltes Haar. Sein schmales Gesicht wurde durch einen gepflegten Bart gezeichnet und seine Kleidung deutete auf Wohlstand hin. Die Knöpfe an seinem beigefarbenen Jackett sahen sehr nobel aus. Genau wie das gemusterte Halstuch, das mit einer goldenen Brosche verziert war.

    War hier irgendwo in der Nähe ein Kostümfest und die Jungs hatten sich einfach in der Hausnummer geirrt?

    „Ich glaube Ihnen, Mister …?" Der zweite Mann trat näher zu ihm, um den Namen auf seinem Schild lesen zu können.

    „Mister Smith. Aber Sie können uns doch sicherlich in das Stockwerk bringen, das Sie auf den Monitoren sehen, oder?"

    Der erste Mann hielt ihm plötzlich eine Waffe mit Schalldämpfer unter die Nase. Die moderne Waffe passte nun gar nicht zu seinem Kostüm.

    Bobby hob langsam die Hände und nickte „Es ist der … der dreißigste Stock. Ich war noch nie da oben."

    „Tja, dann wird es Zeit. Kommen Sie bitte", bat der große Mann ihn höflich.

    Der andere Mann wedelte mit der Waffe in die Richtung der Fahrstühle. „Los, heute noch, wir haben nicht ewig Zeit."

    Bobby spürte, wie ihm die Schweißperlen von der Stirn heiß in seinen Nacken tropften. Vorsichtig lief er um die Theke herum und ging zu einem der zwei Fahrstühle. Er hoffte, dass wenigstens einer der Fahrstühle funktionierte und diese nicht nur zur Tarnung hier waren. Wie gesagt, er hatte hier noch nie jemanden rein- oder rauskommen gesehen.

    Sein Finger zitterte, als er den Knopf nach oben drückte, und atmete erleichtert auf, als ein Ping ertönte und die Türen sich sofort öffneten.

    Der Mann mit der Waffe schubste ihn in den Lift. „Ihr vier kommt mit, die anderen bleiben hier unten und halten den Eingangsbereich im Auge. Der Lieferwagen muss gleich eintreffen. Wir holen die Maschine und sind gleich wieder unten", befahl der große Mann den anderen, die stumm nickten und sich im Eingangsbereich positionierten.

    Die Lifttüren schlossen sich leise und der Fahrstuhl setzte sich sanft in Bewegung. Der Knopf mit der Zahl Dreißig leuchtete auf.

    „Sie haben wirklich keine Ahnung, was Sie hier eigentlich bewachen, nicht wahr, Mister Smith?" Der große Mann lächelte ihn an.

    Bobby schüttelte den Kopf und schwieg. Er dachte unaufhörlich an seinen alten Ford, den er nach Weihnachten verkaufen wollte. Im Moment hatte er das dumme Gefühl, dass er dieses Jahr Weihnachten nicht mehr erleben würde. Und somit auch keinen neuen Wagen mehr benötigte.

    Sekunden später erklang erneut ein Ping und die Türen öffneten sich. Ein schmaler Flur lag vor ihnen. Die Personen verließen den Lift und gingen wachsam um die nächste Ecke. Vor ihnen lag ein großer, leerer Raum.

    Bobby stutzte. Er bewachte seit Monaten einen leeren Raum?

    Der Mann mit der Waffe folgte ihm vorsichtig und sicherte mit den anderen Männern die Räumlichkeiten. „Alles sauber!, rief er zur Bestätigung „Hier! Hier ist sie!

    Bobby Smith traute sich nicht zu bewegen. Seine Augen suchten den Raum nach irgendeiner Fluchtmöglichkeit ab. Leider konnte er nicht springen, er befand sich immerhin im dreißigsten Stockwerk. Obwohl, vielleicht war diese Art zu sterben angenehmer als die Art, die die kostümierten Typen sich für ihn ausgedacht hatten? Im Moment war es das Klügste, sich ruhig und kooperativ zu verhalten. Denn eigentlich wollte er schon den alten Ford verkaufen und sich das neue Modell zu Weihnachten schenken.

    Der Mann mit dem noblen Outfit schritt gemächlich durch den kahlen Raum und verschwand um eine Ecke.

    Seine Augen begannen zu strahlen, als er das Gerät entdeckte, das unter einer durchsichtigen Schutzhülle stand. Es sah wie ein Bräunungsgerät aus dem Sonnenstudio aus. Seine Hand zog die Folie sachte von der Maschine und er lachte siegessicher. „Mean! Sag den Jungs unten Bescheid, sie sollen die Tragegurte hochbringen und die Utensilien, die wir für den Testlauf benötigen." Er machte eine Geste, dass einer seiner Männer Bobby zu ihm bringen sollte.

    Bobby schluckte, als einer der Männer ihn am Ärmel packte und um die Ecke führte. Was war das denn für ein Gerät? Ein Solarium? Und für so einen Quatsch sollte er auf den neuen Wagen verzichten? Ihm wurde mulmig.

    „So, Mister Smith, ich werde Sie jetzt aufklären. Mein Name ist Beckett und was Sie hier sehen, ist kein Solarium, wie Sie es vielleicht vermuten, sondern eine Zeitmaschine. Er machte eine kurze Pause und lächelte über den verwirrten Gesichtsausdruck von Mister Smith. „Und da Sie es mir sowieso nicht glauben, werden Sie, Mister Smith, unsere Testperson sein und in das 19. Jahrhundert reisen.

    Bobby schüttelte sachte den Kopf. Was hatte der Mann gerade gesagt? Er würde gleich in die Vergangenheit geschickt werden?

    Beckett trat zu ihm und blickte zu ihm runter. „Keine Angst, wir werden Sie nicht töten, wenn, dann übernimmt das diese Maschine."

    „Was … was soll ich denn in der Vergangenheit?" Er erkannte seine eigene Stimme nicht mehr.

    „Wir schicken Sie hin, um zu sehen, ob es funktioniert. Sie bekommen eine Digitalkamera mit. Sie fotografieren die Umgebung und nach fünf Minuten sind Sie wieder bei uns. Ganz einfach."

    Kurze Zeit später kamen die über Telefon angeforderten Sachen und die Männer machten sich an die Arbeit, die Maschine zum Laufen zu bringen.

    Bobby hockte auf dem kalten Betonboden und beäugte die Sache mit sehr skeptischen Blicken. Die Kerle machten doch sicherlich Witze? Oder würde er gleich tatsächlich ins 19. Jahrhundert gebeamt werden? Er hatte ja alle STAR TREK-Folgen mit Begeisterung angeschaut und natürlich von Zeitreisen geträumt. Aber jetzt? Er hatte wirklich Angst.

    Nach circa zwanzig Minuten war es dann so weit. Die Männer hielten ihn fest und schossen ihm einen Sender in den rechten Arm.

    Beckett blieb vor ihm stehen und hielt ihm eine Digitalkamera entgegen. „Sie machen so viele Fotos, wie Sie können. In exakt fünf Minuten holen wir Sie zurück."

    „Und wenn die Maschine … also … nicht funktioniert?" Er spürte den Angstschweiß an seinem Rücken hinunterlaufen.

    „Tja, dann werden Sie sich leider dort einen Job als Sicherheitsmann suchen müssen", scherzte Beckett trocken und drückte ihm die Kamera in die Hand.

    Ehe Bobby sich’s versah, zogen zwei Männer ihn zu der Maschine und drückten ihn auf die Liegefläche. Er wurde an Armen und Beinen gesichert.

    „Tut … tut das weh?", fragte er mit panischer Stimme und spürte, wie er am ganzen Körper zitterte. Oh Gott, was für ein beschissener Tag!

    „Das werden Sie uns in fünf Minuten mitteilen können, Mister Smith. Entspannen Sie sich und denken Sie an die Fotos", erinnerte ihn Beckett. Er hob die Hand, worauf Mean einige Knöpfe drückte und alle Daten auf seinem Laptop sehen konnte.

    „Es geht in zwei Minuten los." Mean kontrollierte die Angaben von Mister Smith. Sein Puls schlug wie verrückt.

    „Sie holen mich doch wieder?" Er drehte seinen Kopf zur Seite.

    Beckett nickte und schob den Deckel nach unten. Dann ging er zu Mean und schaute mit auf den Bildschirm.

    Die Maschine begann seltsame Geräusche von sich zu geben, so als würde ein Motor schwer anfangen zu laufen. Dann gingen die Röhren überall an und Bobby schloss die Augen, da das Licht ihn schmerzhaft blendete. „Holen Sie mich hier raus!", schrie er und versuchte sich aus den Fesseln zu lösen.

    Das komische Geräusch verwandelte sich, als würden jetzt riesige Turbinen starten, und er spürte, wie sich ein schmerzhaftes Prickeln in seiner Haut ausbreitete. Seine Augäpfel schwollen an und er hatte das Gefühl, sie würden ihm gleich aus dem Kopf springen.

    Die Maschine bestand nun aus gleißendem Licht und die Geräusche verstärkten sich in hammerschlagartige Laute.

    „Wie lange noch?", rief Beckett gegen den Lärm an.

    „Dreißig Sekunden!"

    Bobby hatte nur noch einen Wunsch, dass er gleich aufwachte und alles nur ein böser Traum war.

    Die Schmerzen verwandelten sich in ein heißes Brennen und dann hatte er das Gefühl, er würde von innen nach außen explodieren.

    Sein schmerzerfüllter Schrei ging Beckett durch Mark und Bein. Dann knallte es! Lichtblitze durchzuckten den ganzen Raum und Bobby Smith war verschwunden.

    Beckett ging vorsichtig zu der Maschine und hob den Deckel an. Tatsächlich, der Mann war weg. „Und?", fragte er Mean.

    Dieser strahlte und klatschte in die Hände. „Es hat geklappt! Er befindet sich laut unseren empfangenen Daten im 19. Jahrhundert! Tara 1818. Die Uhr läuft. Er hat noch vier Minuten."

    Beckett rieb sich die Hände. „Dann bin ich gespannt, was unser Mister Smith erlebt hat."

    Nach fünf Minuten rappelte die Maschine, gleißendes Licht blendete sie, es knallte und nachdem die Lichtblitze verschwanden, lag Mister Smith wieder ordnungsgemäß auf der Liege vor ihnen.

    Beckett hob den Deckel und löste ihm die Fesseln. „Willkommen in der Zukunft, Mister Smith."

    Bobby hustete und musste sich erst orientieren. Sein Körper schmerzte nicht mehr und die Rückreise war angenehmer als die Hinreise. Er richtete sich langsam auf und hielt Beckett grinsend die Kamera entgegen. „Es hat tatsächlich geklappt, ich war wirklich im 19. Jahrhundert! Dann stand er auf und grinste ihn triumphierend an. „Und ich habe noch etwas für Sie.

    Beckett staunte nicht schlecht, als Mister Smith ihm einen kleinen braunen Lederbeutel gab, in dem sich ein Haufen schwerer, goldener Münzen befand. „Sie haben sogar Münzen mitgebracht." Er betrachtete die Geldstücke.

    „Lassen Sie mich jetzt am Leben?", fragte er vorsichtig.

    Beckett lachte und legte kameradschaftlich einen Arm um ihn. „Sie gefallen mir, Mister Smith. Wie wäre es? Sie arbeiten für mich, aber in der Vergangenheit."

    2. Kapitel

    Tage später – London

    Neat sah ihren Mitarbeiter ungläubig an. „Wie bitte? Die haben nicht mitbekommen, dass dort eingebrochen wurde?"

    Dean Fix schüttelte den Kopf. „Nein, da dieser Gebäudetrakt irgendwo in New York liegt und geheimer als geheim ist, dauerte es Tage, bis wir dahintergekommen sind."

    Neat zog skeptisch eine Braue hoch. „Gab es keinen Wachmann? Keine Kameras? Man muss doch irgendetwas mitbekommen haben!"

    „Angeblich gab es einen Wachmann, der zu dem Zeitpunkt des Einbruchs Dienst hatte. Er ist Junggeselle und hat keine Verwandten und somit wurde er auch nicht vermisst."

    „Gab? Ist er nicht mehr da? Wer hat ihn denn eingestellt?"

    „Er wurde angeblich von der technischen Forschungsabteilung des MI6 eingestellt. Und die konnten mir lediglich bestätigten, dass sein Name Bobby Smith ist. Er ist ebenfalls spurlos verschwunden. Um dieses Haus zu bewachen, wurden nur Junggesellen eingestellt, die keine Familie vorweisen, damit sie nicht erpresst werden können", berichtete Dean weiter.

    „Mm., grummelte Neat. „Wissen wir wenigstens, was dort versteckt wurde?

    „Ist ebenfalls geheimer als geheim." Dean grinste schief.

    „Anscheinend war es nicht geheim genug, sonst hätte man es ja nicht gefunden, oder?" Neat seufzte und drehte den Kugelschreiber zwischen ihren schlanken, weißen Fingern. Sie wusste schon, wen sie danach fragen konnte.

    „WICK.ED?", warf Dean das Wort in den Raum.

    Sofort verfinsterten sich die grünen Augen von Neat und sie ließ den Kugelschreiber fallen. „Anscheinend, denn wer sonst hat so viel Macht und Beziehungen zu sämtlichen Organisationen?"

    „Ein Maulwurf beim MI6?"

    „Wäre nicht das erste Mal. Mister Fix, seien Sie auf der Hut, wir können niemandem trauen, niemandem", sprach sie mit Nachdruck und warf ihrem Kollegen einen unglücklichen Blick zu.

    Neat betrat das kleine Café, das in einer Seitenstraße lag. Warme, stickige Luft schlug ihr entgegen und sie nahm ihr braunes Tuch ab. Ihre Augen suchten den schmalen Raum nach ihm ab. Sie entdeckte ihn in der hintersten Ecke. „Hallo, Dr. Cunning." Sie blieb vor ihm am Tisch stehen.

    Der Mann blickte zu ihr auf und grinste. „Liebe Schwester, bitte setz dich. Er machte eine Geste, dass sie doch Platz nehmen sollte. „Der Apfelstrudel soll hier vorzüglich sein. Möchtest du einen?

    Nelly zog ihren Mantel aus, legte ihn über den anderen freien Stuhl und schüttelte sachte den Kopf. „Nein, danke. Aber einen Tee, es ist zu kalt für diese Jahreszeit."

    „Wir haben in fast fünf Monaten Weihnachten, was verlangst du?" Seine raue Stimme hatte einen belustigten Unterton.

    „Nein, wirklich?", tat sie überrascht.

    Beide lächelten sich an.

    „Nun, Schwesterherz, was kann ich für dich tun?", fragte er und legte die Speisekarte beiseite.

    „Lexington Straße, Ecke Süd", sagte sie einfach.

    „Was soll da sein?", tat er unwissend.

    Neat verdrehte die Augen. „Das möchte ich sehr gerne von dir erfahren."

    „Nichts", war seine knappe Antwort.

    Sie lehnte sich entspannt zurück und schlug die Beine übereinander. „Hm? Tja, dieses Nichts wurde vor Tagen gestohlen. Hat man dich nicht darüber informiert?" Sie war auf seine Reaktion gespannt.

    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig und Sorgenfalten kräuselten seine schmale Stirn. Seine grünen Augen blickten besorgt über den kleinen Tisch. „Nein, hat man anscheinend versäumt", endete er leise.

    Neat beugte sich zu ihm und sah ihren Bruder fest an. „Verdammt, Joseph! Was wurde dort versteckt?"

    Er kniff die schmalen Lippen zusammen und seine Hände glitten über sein grau gezeichnetes Haar. „Die Zukunft, die Vergangenheit …"

    Die Kellnerin erschien und lächelte die Gäste freundlich an. „Einen schönen guten Tag. Was darf ich Ihnen bringen?"

    Joseph stand abrupt auf. „Danke, nichts", knurrte er.

    Die Kellnerin sah ihn verwirrt an.

    Neat stand ebenfalls auf und schenkte der jungen Frau ein entschuldigendes Lächeln. „Wir müssen leider schon wieder dringend weg, schönen Dank."

    Joseph stürmte an ihr vorbei und eilte nach draußen. Er brauchte dringend frische Luft nach dieser Nachricht. Er schlug den

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