Stein des Unheils
Von Lukas Katzmaier
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Über dieses E-Book
Josh Wate starrt den seltsamen Stein in seiner Hand an. Er ist schillernd, groß und leicht. Josh Wate weiß genau: Wo immer sich der Stein befindet, richtet er nichts als Unheil an. Er will ihn einfach nur noch loswerden, also schmeißt er ihn ins Meer.
Tracy freut sich schon so darauf, dass sie endlich ihren Vater besuchen darf, doch auf dem Weg zu ihm haben sie und ihre Mutter einen fatalen Autounfall.
Flint kommt völlig verwirrt auf einem Schlauchboot zu sich. Neben ihm sitzen ein Mädchen und ein Junge. Das Mädchen kennt er von seiner Schule, den Jungen gar nicht. Es gibt einen lauten Knall. Etwas stürzt auf sie zu.
Amelie kann gerade noch rechtzeitig reagieren, kann nicht fassen, was da gerade geschehen ist: Ein Auto hat ihr Schlauchboot versenkt.
Jay B. Kahn eilt zur Rettung der Verunglückten, als er ein seltsames Glitzern im Wasser sieht. Es scheint von einem Stein zu kommen. Er nimmt den Stein an sich und das Unheil nimmt seinen Lauf.
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Buchvorschau
Stein des Unheils - Lukas Katzmaier
Vorwort
Alle Ereignisse, Charaktere und Orte sind fiktiv.
Falls Verbindungen zu realen Personen bestehen sollten, so sind diese nicht beabsichtigt und rein zufällig.
Prolog
Josh Wate kletterte über die Leitplanke der sich schlängelnden Küstenstraße. Er ging fast bis an den Rand der Klippe. Er war aber dennoch nicht nahe genug, um die Küste zu sehen. Er sah nur das tiefe Wasser. Sein Ziel.
Er starrte das Ding in seiner Hand an. Überraschend leicht war es - war doch eigentlich nur ein verdammter Stein - und doch hatte dieses Ding ihm alles genommen, hatte alles zerstört. Wenigstens konnte er das Erlebte in seinem neuen Job gut gebrauchen. Als Psychotherapeut würde er zukünftig sicherlich Geschichten hören, die ebenso entsetzlich waren, wie seine eigene. Allein. Ganz allein war er nun.
Wegen diesem ... Stein.
Hätte er ihn doch damals nie aus diesem verdammten Krater geholt.
Hoffentlich würde der Stein tief sinken und auf dem Grund bleiben. Nie wieder aufgehoben werden. Dieses verdammte schillernde, kalte Ding da in seiner Hand durfte einfach nie wieder das Tageslicht erblicken.
Josh Wate war sich sofort der Gefahr bewusst gewesen, hatte nicht blindlings versucht es etwa mit dem Hammer zu zertrümmern oder im Boden zu vergraben. Gott bewahre, was dann passiert wäre. Regen und Wasser mag dieses Ding hingegen nicht, hatte er irgendwann festgestellt. Zumindest war an dem Tag, als das Ding einmal feucht geworden war, ihm und seinem Umfeld nichts passiert.
Doch heute stand die Sonne hoch am Himmel. Glühend heiß war es, auch der Stein glühte. Seine verdammte Kraft musste endgültig gelöscht werden. Es musste einfach funktionieren. Es war seine letzte kleine Hoffnung.
Mit einem erlösenden Schrei stieß er den Stein die Klippen hinab.
Das Ding flog, zischte wie ein Komet durch die Luft, zischte beim Eintritt ins Wasser.
Er schloss die Augen.
Nichts geschah.
Er hatte weit geworfen. Anscheinend hatte es tatsächlich funktioniert.
Ein triumphales Lachen ausstoßend, wandte er sich von der Klippe ab. Begann zu rennen. Knapp hinter der Leitplanke entlang.
Noch immer freute er sich und dachte, alles hätte ein Ende. Doch dann hörte er von hinten ganz leise einen lauten Motor, dann einen Knall, der offenbar sehr laut sein musste, denn er hatte sich schon ein ganzes Stück von der Abwurfstelle entfernt.
Er fluchte, hörte auf zu rennen, drehte sich um und ging langsam, böses ahnend zurück zu der Stelle, an der er das Ding über die Klippe geworfen hatte.
Teil 1: „Wasser, Stein und Schatten"
Glitzer, Glanz, Gefunkel.
Spinnen, Asseln, Ratten,
kalt und glatt und dunkel,
Wasser, Stein und Schatten.
„Wasserfahrt"
Das Boot landet nicht,
der Wagen fährt nicht,
das Wasser fließt nicht,
das Glitzern funkelt nicht.
Die Steine bewegten sich,
die Menschen schrien nur,
das Glitzern lichtete sich,
das Wasser fuhr.
„Ich fasse es immer noch nicht, was ich da mache", kam es vom Fahrersitz.
Das ging jetzt schon die ganze Fahrt so, aber das war Tracy egal. Auch sie selbst konnte es immer noch nicht fassen: Ihr war es tatsächlich gelungen, ihre Mutter dazu zu überreden, mit ihr an die Küste zu fahren. Zu ihrem Vater. Nach all den Jahren würde sie ihn nun endlich wiedersehen. Normalerweise war sie eine Niete darin, jemanden zu überzeugen, doch der in ihr aufgekommene Trotz hatte anscheinend gewirkt: Sie hatte gesagt, dass sie zur Not sich eben einfach das Auto schnappen und selbst fahren würde. Immerhin hatte sie auch seit kurzem ihren Führerschein.
Das hatte ihrer Mutter anscheinend solche Angst gemacht, dass sie nachgegeben hatte.
Vermutlich würde sie wegen Mutters Ängsten auch nie ein eigenes Auto bekommen.
Nun, da Tracy sich schon eine Weile das Genörgel ihrer Mutter anhören musste, stellte sie ihr die Frage, die sie ihr schon so lange stellen wollte, sich aber nie getraut hatte:
„Was hat Vater dir eigentlich getan, dass du ihn so hasst?"
Zunächst schwieg ihre Mutter, was schon an sich bemerkenswert war und dann, urplötzlich schrie sie, rastete völlig aus.
„Warum? Warum fragst du mich das? Kannst du es nicht mal gut sein lassen? Schlimm genug, dass du mich dazu gebracht hast, zu ihm zu fahren! Der benutzt dich doch nur Tracy. Für ihn zählt nur er selbst und seine Arbeit. Er benutzt alle immer nur, das siehst du nur nicht!"
Entsetzt starrte Tracy ihre Mutter an: Eine Hand hatte das Lenkrad verlassen, die andere gestikulierte wild durch die Gegend. Das Auto beschleunigte bedrohlich und das, obwohl die Straße immer kurvenreicher zu werden schien.
„Was meinst du damit?", fragte Tracy, ganz leise. Doch ihre Mutter hörte sie. Hörte doch immer alles.
„Das willst du wirklich wissen? Ernsthaft? Bist du dir da ganz sicher?", stieß ihre Mutter aus und wurde dabei immer lauter.
Tracy erkannte ihre Mutter gar nicht wieder, wich von ihr weg, wand ihren Blick ab, drängte sich zum Fenster und starrte nach draußen.
„Nein, schon gut", wisperte sie.
Daraufhin wurde ihre Mutter still. So still. Der Wagen beschleunigte noch mehr.
„Fahr langsamer! Bitte!", schrie Tracy.
Keine Reaktion.
Die Straße machte eine weitere Kurve. Tracy schloss ihre Augen. Wartete, dass der Wagen wieder in eine andere Richtung geschleudert wurde, doch das tat er nicht.
Er wurde sogar immer schneller. Dann knallte es.
Entsetzt riss Tracy die Augen auf, versuchte verzweifelt sich irgendwo festzuhalten, sah, wie sie durch die Leitplanke bretterten, sowie durch irgendwelches Geäst.
„Mum!", schrie sie, beugte sich panisch zu ihr, griff nach dem Lenkrad, das ihre Mutter nun krampfhaft umklammerte. Starr.
Dann tat sich schon der Abgrund auf.
Tracy schaffte es nicht den Wagen wieder herumzureißen, ihre Mutter hielt das Lenkrad einfach zu fest. So schossen sie ins Leere.
Jay B. Kahn starrte aufs Wasser hinaus. Er stand auf dem sehr schmalen, sehr felsigen Landstrich. Strand konnte man das nicht wirklich nennen – der winzige Landstrich war auch eigentlich nicht als solcher gedacht. Über ihm thronten die beängstigenden, hohen Klippen.
Wütend hielt Jay B. Kahn Ausschau nach diesem verdammten Schlauchboot, das dort irgendwo auf dem Wasser treiben musste, samt seiner Tochter, die sich wieder mit weiß Gott welchem Abschaum herumgetrieben hatte.
Er meinte schon das verdammte Boot zu erkennen. So weit weg waren sie nicht mehr. Ja, das musste dieses Schlauchboot sein, das er ihr etwas widerwillig vor ein paar Tagen gekauft hatte. Er konnte ihr einfach keinen Wunsch ausschlagen.
Plötzlich flog etwas über seinen Kopf hinweg, platschte ins Wasser. Da musste irgendein Idiot ein Stein oder etwas Ähnliches geworfen haben.
Wütend drehte er sich um, starrte hoch zur Klippe. Er konnte aber niemanden erkennen.
Schnaufend drehte er sich wieder um zum Wasser, das nun seltsam schimmerte. Ganz unscheinbar, doch ihm fiel jede kleinste Veränderung auf. Immer schon.
Was zum Teufel ist da ins Wasser gefallen?, fragte er sich.
Das Boot kam näher. Und näher. Relativ schnell für solch ein Schlauchboot.
Schon erkannte er warum: Zu beiden Seiten wurde wie wild gepaddelt.
Ja kommt schon. Ich warte auf euch, dachte er. Die würden was zu hören bekommen!
Erst heute Morgen hatte ihn seine Tochter angerufen und ihm gesagt, wo er sie abholen könnte. Die ganze Nacht war sie nicht nach Hause gekommen. Sie hatte nicht angerufen und war nicht ans Telefon gegangen. Er hatte sich solche Sorgen gemacht. Als sie dann endlich angerufen hatte, hatte er sie schon anschreien wollen, doch sie war so aufgelöst gewesen. Es musste irgendetwas passiert sein und bestimmt hatte das Gesindel, mit dem sie sich herumgetrieben hatte, etwas damit zu tun.
Das Boot war nun noch ein paar Meter von ihm entfernt, da gab es auf einmal einen ohrenbetäubenden Knall über ihm. Er starrte hinauf zur Klippe und traute seinen Augen nicht, als er sah, wie ein Auto über die Klippe schoss.
Er wollte schon auf das Boot