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Von meinem Plan, in das Haus der Kaminskis einzudringen, und was ich damit auslöste: Novelle
Von meinem Plan, in das Haus der Kaminskis einzudringen, und was ich damit auslöste: Novelle
Von meinem Plan, in das Haus der Kaminskis einzudringen, und was ich damit auslöste: Novelle
eBook170 Seiten2 Stunden

Von meinem Plan, in das Haus der Kaminskis einzudringen, und was ich damit auslöste: Novelle

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Über dieses E-Book

Von meinem Plan, in das Haus der Kaminskis einzudringen, und was ich damit auslöste

Die französische Autorin Amelie Moreau wird schon seit Jahren vom Pech verfolgt. Um ihrer lähmenden Routine zu entkommen, wagt sie einen Neuanfang und hofft nach ihrem Umzug auf ein gelasseneres Leben, doch stattdessen erwarten sie unangenehme Überraschungen. Schnell bemerkt sie, dass ihre Nachbarn unverbesserliche Müllsammler sind, außerdem hört sie aus deren Haus unheimliche Geräusche – ausschließlich nachts. Auch für Leon, einen gutaussehenden, aber etwas verschrobenen Hängebauchschweinbesitzer mit dramatischer Familienhistorie, sind diverse Auffälligkeiten der Kaminskis nicht länger hinzunehmen, wodurch Amelie in ihrem Vorhaben bestärkt wird. Sie will der Sache auf den Grund gehen. Was sie dabei aufdeckt, bewegt Menschen bis weit über die Landesgrenzen hinaus …

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum9. Feb. 2018
ISBN9783743853522
Von meinem Plan, in das Haus der Kaminskis einzudringen, und was ich damit auslöste: Novelle

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    Buchvorschau

    Von meinem Plan, in das Haus der Kaminskis einzudringen, und was ich damit auslöste - Inka Mareila

    NEUSTART

    Gerade einmal vier Wochen war es her, dass ich von Straßburg an den Dorfrand von Schönbuchheim gezogen war. Ein beschaulicher Ort, umgeben von satten Wäldern, einer sanften Hügellandschaft, glasklaren Bächen und weiten Kornfeldern. Herrlich und perfekt für eine Autorin, die den Umzug auf sich genommen hatte, um endlich ihre Schreibblockade zu durchbrechen.

    Für Schriftsteller gibt es wohl nichts Schlimmeres, als anzunehmen, dass alles, was sie bisher geschrieben haben, niemals zu übertreffen wäre, zumindest nicht von ihnen selbst. Ich nenne diesen Zustand eine Hirnleer-Paralyse. Demnach befand ich mich bereits seit einem halben Jahr in einer zermürbenden Hirnleer-Paralyse-Lethargie, wobei mir der Musikgeschmack meines WG-Kumpels den Rest gegeben hatte.

    Sascha war für mich zum Inbegriff eines neuzeitlichen Monsters geworden. Eine wandelnde Nervensäge, deren Gegenwart mich vermutlich direkt in die Nervenheilanstalt befördert hätte, hätte ich mich ihr bloß eine Woche länger ausgesetzt. Ich und mein Holz nebst dem Community-Song vom Youtuber Rezo stellten nur zwei der Titel dar, die stundenlang durch die Rigips-Wände in meinen Schädel gedonnert waren. Mein Betteln, Sascha möge es doch bitte leiser stellen, war stets ignoriert worden. Kein Wunder angesichts seines Wodka-Konsums. Sascha hatte meine Trommelei gegen die Zimmertür konsequent ignoriert, während er und seine tumben Freunde sich mit Gras zudröhnten und jede Party in Windeseile auf den Höhepunkt schraubten. Auf dem Zenit der Lautstärke fanden jene Feiern dann bis zum nächsten Morgen statt. Meist so gegen sechs Uhr wurde es schlagartig ruhig. Manchmal spickte ich rein, um nachzusehen, ob die jungen Leute noch lebten, wobei ich mehrfach nackte Menschenknäuel vorfand. Manchmal war die Zimmereinrichtung mit Unterwäsche dekoriert worden. Und jedes Mal fand ich widerlich stinkende Pfützen, während das Wasser in meinen Blumenvasen nicht mehr nach Moder, sondern nach Urin roch. Für mich, eine Autorin, die sich den Weg zum goldenen Mittelfeld des deutsch-französischen Buchmarktes bahnen wollte, glich dieses Zusammenleben dem Schlaf unter einer Guillotine. Unter solchen Zuständen würde selbst der hartgesottenste Schriftsteller keine Kurzgeschichte zustande bekommen, mal ganz zu schweigen von einem komplexen Plot, glaubwürdigen Charakteren oder einem ausgeklügelten Exposé.

    Wie Sascha und ich zusammengekommen waren, ist eine Geschichte für sich. Jedenfalls war ich dieser Hölle endlich entkommen und hegte die Hoffnung, ab sofort eine solide Karriere starten zu können.

    Vor einer Sache konnte ich allerdings nicht fliehen: Mein Verleger hatte Verträge unterschrieben – ohne den Einbezug meiner Wenigkeit! Damit wollte er mich auf Urheberrechtszeit an den Verlag ketten. Das bedeutete: lebenslänglich! Mehrere Angestellte – Literaturagenten, eine Lektorin, Lizenznehmer und selbstredend der Verleger höchstpersönlich – hatten ihre Unterschriften unter neue Verträge zu meinen Büchern gesetzt. Alle außer mir, was meine Anwältin als rechtswidrig bezeichnete, denn Verträge zu Lasten Dritter seien nichtig. Dennoch gestaltete sich der Kampf ums Recht als äußerst komplex und langwierig, weshalb meine Emotionen häufig überkochten.

    Oberste Priorität hatten damals meine Bücher, sprich: meine Babys, die ich schnellstmöglich aus diesem korrupten Verlagsklientel ziehen wollte. Doch der ›Verleger‹ stellte sich quer und zog sämtliche Register. Dabei verhielt er sich auffallend unprofessionell, beleidigend und vor Arroganz strotzend, wodurch jede weitere Zusammenarbeit unzumutbar war.

    Deswegen mutierte ich allmählich zu einem Brüllaffen, woraus sich die Konsequenz zum Tapetenwechsel ergeben hatte. Mit diesem Neuanfang gab ich der Hoffnung Ausdruck, dass sich die Dinge zu meinen Gunsten fügen würden.

    Freunde hatte ich in Schönbuchheim übrigens (noch) keine. Meine Entscheidung war auf diesen Ort gefallen, weil mir dessen Lage gefiel. Endlich war ich fernab vielbefahrener Straßen, weit weg von rußgeschwärzten Hochhäusern sowie der Angst, von Pöbelrotten bedrängt zu werden, wenn mir um Mitternacht noch die Idee kam, meinen Müll rauszubringen. Ich hatte eine Straßburger Hochhaussiedlung gegen ein Idyll eingetauscht. Im Hochhaus hatte ich nur gewohnt, weil ich nach dem plötzlichen Tod meines Mannes unserem riesigen Haus entfliehen wollte. Weg von den unschönen Erinnerungen und dem Zuviel an Platz.

    Inzwischen bewohnte ich ein winziges Häuschen am Rande eines malerischen Dorfes und wähnte mich in einer heilen Welt. Vor meiner Haustür lag lediglich ein ungeteerter Pfad, der von Weizenfeldern und Mohnblumen gesäumt wurde. Reifenspuren von Traktoren hatten dicke Narben ins Grasland gepresst. Ich liebte diesen Pfad, vor allem, wenn ich in meinem Fiat Panda mein Zuhause ansteuerte und dabei durchgeschüttelt wurde, als säße ich in einer Nussschale bei Windstärke zwölf. Solche Dinge konnten mir tatsächlich den Tag versüßen. Die Landstraße abwärts, Richtung Wald, befand sich ein weiteres Gebäude, etwa hundert Meter von meinem entfernt. Der Weg zum Dorf wurde hingegen von gepflegten Reihenhäusern eingegrenzt. Alles sehr beschaulich, wenngleich ich mich wunderte, warum ich bis dahin noch keiner Menschenseele über den Weg gelaufen war.

    Jenes letzte Haus in meiner ›Straße‹ passte jedoch nicht so recht ins Bild. Müllberge davor ließen faulige Gerüche aufsteigen, die täglich zu mir herüber wehten. Ich fragte mich oft, wie das sein konnte, weshalb das Ordnungsamt nicht eingriff und ob ich mal mit den Leuten reden sollte, die in dem windschiefen Gebäude hausten – vorausgesetzt, ich würde sie endlich einmal zu Gesicht bekommen.

    Groß war es nicht, dieses ominöse Bauwerk: ein Einfamilienhaus aus wuchtigen Sandsteinblöcken, vermutlich achtzehntes Jahrhundert, wenn man der Hausinschrift über der Tür glauben durfte.

    Wann immer ich Tiffy – meine rothaarige, spitznasige Kleinpudeldame – Gassi führte, spähte ich heimlich das fremde Grundstück aus. Meistens nur im Vorbeigehen, ganz unauffällig, aber manchmal war ich neugieriger, machte mich dann klein, linste zwischen den Zaunlatten durch und suchte nach Hinweisen, die mir verrieten, wie viele Menschen dort lebten und wofür sie sich interessierten.

    Auf dem schief hängenden Briefkasten entdeckte ich den Namen Kaminski, was mich allerdings kaum schlauer machte. Und ihre Interessen? Die Bewohner liebten offensichtlich vor allem das Aufeinanderschichten von Müll und Schrott.

    Meine Neugier wuchs, schließlich hatte ich eine dauerhafte Schreibblockade und schien allmählich vollends zu vereinsamen – und das Mitte dreißig! Da war ich dankbar für alles Spannende, auch wenn es nur Menschen betraf, die Müllberge vergrößerten.

    Schon damals vermochte mich die Natur über Stimmungsschwankungen und meine zermürbende Lethargie hinwegzutrösten, gleichwohl ich für meinen Luxus, trotz Arbeitslosigkeit recht viel Geld ausgeben zu dürfen, nichts konnte. Der Tod meines wohlhabenden Mannes hatte sich unerwartet ergeben. Wäre ich die Witwe eines armen Schluckers gewesen, hätte ich mir meinen Lebensunterhalt hart verdienen müssen und einem kräftezehrenden Alltag frönen müssen, der mir das Gefühl gegeben hätte, dazuzugehören. Doch ich musste nach Julius’ Ableben irritiert feststellen, dass mir die Normalität und meine Beteiligung am gesellschaftlichen Leben abhanden gekommen war; sämtliche Aufmerksamkeit hatte ich während der Ehe ausschließlich meinem Gatten geschenkt. Umso schlimmer hatte mich sein plötzlicher Tod getroffen. Ich war nicht mehr in der Lage, ohne ihn ein annähernd ›normales‹ Leben zu führen. Erst wenn über Wochen hinweg ein Tag dem anderen glich, überkam mich die leise Ahnung, etwas verändern zu müssen. Meist spornte mich diese Erkenntnis dazu an, einige Möbel herumzuschieben oder die Hausarbeit neu zu planen. Einsam bleiben wollte ich trotzdem.

    Das kleine Haus, in das ich gezogen war, war sehr alt. Es erinnerte an ein vergessenes Feriendomizil in der Provence. Alte Riegel, Fensterläden und urige Türen verliehen meinem Zuhause einen zauberhaften Touch. Besonders die nostalgische Inneneinrichtung ließ längst vergangene Zeiten wieder aufleben. Ein Fotograf oder Maler hätte zahllose Motive für wunderhübsche Stillleben gefunden, wobei ich mich selbst dazu zählte, denn ich bewegte mich kaum noch.

    Bereits als ich mein Haus das erste Mal gesehen hatte, verliebte ich mich in dieses und beschloss, hier alt zu werden – wenn nötig auch ganz allein. Gäben mir ausschließlich Spatzen, Amseln und Finken das letzte Geleit, wäre das völlig in Ordnung, sagte ich mir damals.

    Ja, ich litt wahrscheinlich unter einer hartnäckigen Sozialphobie.

    Ich erinnere mich noch genau, als sei es gestern gewesen: Jene Nacht, in der ich diese Geräusche hörte. Anfangs, genau einen Monat lang, hatte ich beim Zubettgehen immer meine Ohrstöpsel benutzt und so lange Musik gehört, bis ich übermüdet einschlief. Anders hätte ich mich nie an das Schlafen im neuen Haus gewöhnt, ohne schweißgebadet wachzuliegen. Selbst in meinem Alter waren manche Ängste noch nicht überwunden – ich bin ein verdammter Feigling. Doch nach einem Monat wagte ich es schließlich, ohne meinen MP3-Player einzuschlafen. Hätte das Haus einen Poltergeist beherbergt, er hätte mich schon längst heimgesucht …

    Stattdessen raubte mir etwas anderes den Schlaf.

    Es war kurz vor dreiundzwanzig Uhr, als ich dieses Wimmern vernahm. Es handelte sich nicht um das Weinen eines Hundes, dafür war es viel zu zart. Meine Wahrnehmung ließ tatsächlich eine diffuse Gestalt vor meinen Augen entstehen, ein Gespenst oder vielmehr ein kränkliches Wesen …

    Ich knipste meine Nachtleuchte an und lauschte. Erneut hörte ich es, dieses fremdartige Gejammer. Also stand ich auf und trottete auf den Schlafzimmerbalkon. Während das leidvolle Weinen für eine Weile verstummte, erhellte der Vollmond den Pfad zum Wald und tauchte den Himmel in einen milchigen Schleier.

    Dann vernahm ich sie wieder, diese dünne Stimme, die vom Wind hergetragen wurde – derart kläglich, dass ich eine Gänsehaut bekam.

    Wo die Gewissheit herrührte, dass hier etwas oder jemand Hilfe brauchte, wusste ich nicht. Da war ein Gefühl in mir erwacht, das mich zutiefst mit Trauer erfüllte und mir auf eigentümliche Weise befahl, etwas zu unternehmen. Irgendetwas.

    Ich redete mir ein, dass es nichts Unheimliches sein konnte. Vermutlich handelte es sich um ein Tier, das gefangen war und um sein Leben kämpfte.

    Es dauerte lange, etwa eine Stunde, ehe das klägliche Tönen ein Ende fand.

    Schlafen konnte ich zunächst nicht mehr. Ich lag wach und grübelte. Ich überlegte mir, dass die Aufklärung, was hinter diesem Jaulen steckte, möglicherweise die Grundlage für ein neues Buch sein könnte. Insgeheim plante ich bereits ein Exposé, schwankte dabei zwischen einer Geistergeschichte und einem ausgeklügelten Gesellschaftsdrama. Wohin die Buchstabenreise gehen sollte, überließ ich den Resultaten meiner morgigen Spionage.

    Im Morgengrauen sollte es losgehen.

    Es war acht Uhr, als ich einige Kleinigkeiten in meine Jackentaschen schob: Eine Taschenlampe, mein Handy, ein Notizblock, Müsliriegel (falls die Haustür der Kaminskis zufallen sollte und ich vorerst eingesperrt wäre) … Außerdem überlegte ich mir eine gute Erklärung, falls man mich zur Rede stellen sollte. Die notierte ich mir vorsorglich, da ich vor lauter Nervosität ohnehin nur stammeln würde – und steckte mir den Wisch ebenfalls in eine meiner Taschen.

    Meine Strickjacke war ein selbstgemachtes Geschenk meiner Mutter und verfügte über sage und schreibe vierzehn Taschen, weshalb sie sich perfekt für derartige Aktionen eignete. Tiffy nahm ich mit. Sie würde zwar niemals einen Verbrecher in die Flucht schlagen, in einer Gefahrensituation aber so laut heulen – wenn es sein musste, auch über mehrere Stunden hinweg – dass bestimmt jemand auf uns aufmerksam werden würde, sollten wir aus irgendeinem unerfindlichen Grund nicht mehr aus dem Haus herauskommen.

    Ungeschminkt, mit einem zerzausten Dutt, trat ich vor meine Haustür. Tiffy beschnüffelte soeben ein paar Vergissmeinnicht, da fuhr eine Limousine vor, die direkt vor dem Gartentor hielt. Ein Anzugträger stieg aus, der mit vereister Miene verharrte und den letzten Zug seiner Zigarette gierig in sich einsog. Danach schnippte er den Stummel in mein Blumenbeet und gaffte mich finster an.

    Ich murmelte: »Guten

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