Bitte sachlich bleiben!: Dr. Norden Extra 194 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Die Zeit der seelenlosen Betonklötze ist vorbei. Das Parkhaus ist als Prachtbau zurück.« Dr. Daniel Norden stand am Schreibtisch seines Büros und las aus der Tageszeitung vor, die ihm seine Assistentin Andrea Sander wie jeden Morgen auf den Tisch gelegt hatte. »Selbst Star-Architekten finden wieder Gefallen daran, wie das Beispiel von Renata van Holten beweist. Sie hat einen Entwurf für das neue Großprojekt eingereicht. Ein Garagenpalast soll entstehen, der einem Festspielhaus gleicht.« Felicitas Norden warf einen Blick über die Schulter ihres Mannes. Ein Bild des geplanten Bauwerks zierte die Titelseite des Münchener Teils. »Ein Festspielhaus hatte ich irgendwie anders in Erinnerung.« Ohne den Blick abzuwenden, nippte sie an ihrem Kaffee. »Ich verstehe eh nicht, warum wir immer mehr Parkplätze brauchen. Mit dem Geld könnten der öffentliche Nahverkehr gefördert und die Städte lebenswerter werden. Und statt eines Parkhauses könnte ein Park entstehen.« Fee lachte. »Das sehen viele Menschen sicherlich anders als du. Allen voran die Frau Architektin und all die Arbeiter, die mit diesem Projekt betraut sind und Geld damit verdienen.« Daniel Norden betrachtete seine Frau mit schief gelegtem Kopf. »Seit wann bist du so pragmatisch? Normalerweise ist das doch mein Part, während die Verteidigung der Natur immer deine Aufgabe war.«
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Dr. Norden
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Bitte sachlich bleiben! - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 194 –
Bitte sachlich bleiben!
Patricia Vandenberg
»Die Zeit der seelenlosen Betonklötze ist vorbei. Das Parkhaus ist als Prachtbau zurück.« Dr. Daniel Norden stand am Schreibtisch seines Büros und las aus der Tageszeitung vor, die ihm seine Assistentin Andrea Sander wie jeden Morgen auf den Tisch gelegt hatte. »Selbst Star-Architekten finden wieder Gefallen daran, wie das Beispiel von Renata van Holten beweist. Sie hat einen Entwurf für das neue Großprojekt eingereicht. Ein Garagenpalast soll entstehen, der einem Festspielhaus gleicht.«
Felicitas Norden warf einen Blick über die Schulter ihres Mannes. Ein Bild des geplanten Bauwerks zierte die Titelseite des Münchener Teils.
»Ein Festspielhaus hatte ich irgendwie anders in Erinnerung.« Ohne den Blick abzuwenden, nippte sie an ihrem Kaffee.
»Ich verstehe eh nicht, warum wir immer mehr Parkplätze brauchen. Mit dem Geld könnten der öffentliche Nahverkehr gefördert und die Städte lebenswerter werden. Und statt eines Parkhauses könnte ein Park entstehen.«
Fee lachte.
»Das sehen viele Menschen sicherlich anders als du. Allen voran die Frau Architektin und all die Arbeiter, die mit diesem Projekt betraut sind und Geld damit verdienen.«
Daniel Norden betrachtete seine Frau mit schief gelegtem Kopf.
»Seit wann bist du so pragmatisch? Normalerweise ist das doch mein Part, während die Verteidigung der Natur immer deine Aufgabe war.«
»Wahrscheinlich verhält es sich mit Paaren so wie mit Hundebesitzern«, scherzte Felicitas. »Je länger sie zusammen sind, umso ähnlicher werden sich die Partner.«
Daniel streckte die Hand aus und streichelte ihre Wange. Seine Augen blitzten verdächtig.
»So schlimm ist es noch nicht. Zumindest wächst dir noch kein Bart.« Er lachte und Fee mit ihm.
»Auch das kann noch kommen.« Bisher war Felicitas von den Begleiterscheinungen der Wechseljahre weitgehend verschont geblieben. Offenbar zählte sie zu dem glücklichen Drittel der Frauen, das kaum Beschwerden hatte. »Im Zweifelsfall leihe ich mir dann deinen Rasierer.«
»Untersteh’ dich!«
Das Ehepaar war in Plauderlaune und hätte noch stundenlang so weitermachen können. Doch der Alltag nahte in Person von Andrea Sander. Dr. Nordens Assistentin klopfte und steckte den Kopf zur Tür herein.
»Ich störe ja nur ungern. Aber eine gewisse Frau van Holten hat sich angemeldet.«
Daniel und Fee tauschten überraschte Blicke.
»DIE Frau van Holten?« Die Zeitung raschelte. Er zeigte Andrea den Artikel.
Sie warf einen kurzen Blick darauf.
»Wenn Sie die Stararchitektin meinen, dann ja.« Anders als ihr Chef hatte Andrea an diesem Morgen noch keine Zeitung gelesen. Maßgeblich schuld daran war ihr Kater. Er hatte vor der Tür auf der Zeitung gelegen und nicht daran gedacht, sein gemütliches Plätzchen aufzugeben. »Frau van Holten ist wegen eines Großprojekts eine Weile in München. Deshalb hat sie beschlossen, sich wegen ihrer Schulterbeschwerden hier behandeln zu lassen. Natürlich besteht sie auf Chefbehandlung und bittet um ein Gespräch.«
»Hoffentlich sieht sie nicht zu gut aus«, tat Felicitas ihre Sorgen kund. Sie zwinkerte ihrem Mann zu.
»Keine Sorge, mein Schatz. Die Frau, dir das Wasser reichen kann, muss erst noch geboren werden.« Daniel drückte Fee einen Kuss auf die lachenden Lippen, ehe er sich zu Andrea umdrehte. »Ich bin bereit für Frau van Holten.«
*
Um diese Uhrzeit kamen die Schiebetüren der Behnisch-Klinik nicht zur Ruhe. Ärzte, Paketboten, neue Patienten, Besucher, Pflegepersonal. Sie alle und noch mehr Menschen strömten in die Lobby oder verließen sie nach getaner Arbeit wieder. Wie eine Insel im Auge des Sturms ruhte der Tresen mitten im Eingangsbereich. Dr. Matthias Weigand stand dort und nahm das Päckchen in Empfang, das ihm eine Schwester überreicht hatte.
Sophie Petzold sah ihren Ex-Freund schon durch die große Glasfront. Einem ersten Impuls folgend wollte sie mitsamt dem Kinderwagen die Flucht antreten. Ihr Blick fiel auf das Baby im Kinderwagen. Unschwer zu erkennen war, was Lea von diesem Vorhaben hielt.
»Du hast ja recht. So weit kommt es noch, dass wir vor diesem Pharisäer davonlaufen.«
Matthias, wie er mitten in der Lobby eine schöne Frau umarmte, ach was, sie förmlich erdrückte, hatte sich Sophies Gedächtnis eingebrannt und alles andere ausgelöscht. Allen voran ihr schlechtes Gewissen. Das sie ohnehin nicht haben musste. Denn hatte Matthias sie mit seinen ständigen Eifersuchtsszenen nicht selbst in die Arme von Leas Vater getrieben? Ohne dieses ständige Theater wäre nie etwas passiert. Davon war Sophie felsenfest überzeugt.
Sie warf den Kopf in den Nacken, straffte die Schultern und schob den Kinderwagen durch die Glastüren, die leise schnurrend vor ihr aufglitten.
Als sie nur noch ein, zwei Meter vom Tresen entfernt war, sah Matthias hoch. Ihre Blicke trafen sich.
»Hallo!«
»Hallo!«
Die Begrüßung zweier Erzfeinde hätte nicht kühler sein können. Sofort konzentrierte sich Matthias wieder auf das Päckchen in seinen Händen. Auf keinen Fall sollte Sophie den Schmerz in seinen Augen sehen. Das Bedauern darüber, dass alles so gekommen war. Zu gern hätte er ihr erklärt, wie die Umarmung mit Mathilda Clement zustande gekommen war. Aber war er ihr wirklich eine Erklärung schuldig? Ihr, der Betrügerin?
Das Baby gurgelte im Kinderwagen. Sophie hätte jetzt einfach zu ihrer Verabredung mit Dr. Aydin gehen können. Wie viele andere Kollegen auch unterstützte er sie während ihres Erziehungsurlaubs beim Lernen für die Facharztprüfung. Doch eine Stimme in ihrem Kopf hielt sie zurück.
»Übrigens werde ich mir einen anderen Anleiter für die Facharztausbildung suchen.« Täuschte sie sich oder hatte Matthias wirklich gerade gezuckt? Eine diebische Freude erfüllte Sophie.
»Hier an der Klinik gibt es niemanden, der diese Aufgabe übernehmen kann«, erwiderte er beiläufig.
»Ich weiß. Deshalb habe ich mich auch woanders beworben. Zwei Einladungen zu Vorstellungsgesprächen habe ich schon. Eines in Berlin und eines in Flensburg.«
Matthias’ Miene war Gold wert. Sein Blick ebenfalls.
»Du willst weg von hier?« Seine Stimme war rau.
»Ich will alles hinter mir lassen und woanders ganz von vorn anfangen.«
Matthias atmete ein paar Mal tief ein und aus. Beruhigte sein aufgeregt schlagendes Herz. Worüber regte er sich überhaupt auf? Zwischen ihnen war Schluss, aus, alles vorbei.
»Fairerweise solltest du den Kollegen schon beim Einstellungsgespräch sagen, dass du