Parker lässt die "Blitzer" stolpern: Butler Parker 289 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
»Man sollte wieder mal Sport treiben, Mister Parker«, sagte Lady Simpson mit schwärmerischem Unterton in der Stimme und beobachtete zwei junge Jogger, die sich ihr in weitem Bogen näherten. Die ältere Dame, die mit Sicherheit das sechzigste Lebensjahr überschritten hatte, war eine recht füllige Erscheinung. Sie trug ein weites, bequemes Tweedkostüm und hatte sich in Anbetracht des warmen Nachmittages ein neckisches Hütchen aufgesetzt, das an ein Blumenbeet erinnerte, an dessen Flora eine Art Kolibri zupfte. Am linken Handgelenk baumelte an langen Lederschnüren ein perlenbestickter Handbeutel. Dieser sogenannte Pompadour sah harmlos aus, hatte es jedoch in sich. Mylady trug keineswegs modische Kleinigkeiten mit sich herum, sondern das Hufeisen eines stämmigen Brauereipferdes. »Ich habe als Pfadfinderin Leistungssport getrieben«, sagte die ältere Dame und blieb vor einer Nische in der Hecke stehen. Mylady befand sich zusammen mit ihrem Butler im Hyde Park und wollte sich ein wenig die Beine vertreten und Appetit für das anstehende Dinner holen. »Man dürfte Mylady die ehemals sportliche Betätigung ansehen«, behauptete der Butler. Josuah Parker war ein etwas über mittelgroßer, fast schlanker Mann mit dem glatten und ausdruckslosen Gesicht eines Berufsspielers. Es war so gut wie unmöglich, sein Alter zu schätzen. Parker war, was auch seine konventionelle Kleidung betraf, das Urbild eines hochherrschaftlichen englischen Butlers. Über dem schwarzen Zweireiher mit dem weißen Eckkragen trug er stets den ebenfalls schwarzen Covercoat und die Melone. Am linken angewinkelten Unterarm hing der eng zusammengerollte Regenschirm. »Erinnern Sie mich daran, Mister Parker, daß ich mir einen Jogging-Anzug kaufe«, fuhr die alte Dame fort. »Ich habe vor, ab sofort jeden Morgen einige Male den Hyde Park zu umrunden.«
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Butler Parker
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Parker lässt die "Blitzer" stolpern - Günter Dönges
Butler Parker
– 289 –
Parker lässt die Blitzer
stolpern
Unveröffentlichter Roman
Günter Dönges
»Man sollte wieder mal Sport treiben, Mister Parker«, sagte Lady Simpson mit schwärmerischem Unterton in der Stimme und beobachtete zwei junge Jogger, die sich ihr in weitem Bogen näherten.
Die ältere Dame, die mit Sicherheit das sechzigste Lebensjahr überschritten hatte, war eine recht füllige Erscheinung. Sie trug ein weites, bequemes Tweedkostüm und hatte sich in Anbetracht des warmen Nachmittages ein neckisches Hütchen aufgesetzt, das an ein Blumenbeet erinnerte, an dessen Flora eine Art Kolibri zupfte. Am linken Handgelenk baumelte an langen Lederschnüren ein perlenbestickter Handbeutel. Dieser sogenannte Pompadour sah harmlos aus, hatte es jedoch in sich. Mylady trug keineswegs modische Kleinigkeiten mit sich herum, sondern das Hufeisen eines stämmigen Brauereipferdes.
»Ich habe als Pfadfinderin Leistungssport getrieben«, sagte die ältere Dame und blieb vor einer Nische in der Hecke stehen. Mylady befand sich zusammen mit ihrem Butler im Hyde Park und wollte sich ein wenig die Beine vertreten und Appetit für das anstehende Dinner holen.
»Man dürfte Mylady die ehemals sportliche Betätigung ansehen«, behauptete der Butler. Josuah Parker war ein etwas über mittelgroßer, fast schlanker Mann mit dem glatten und ausdruckslosen Gesicht eines Berufsspielers. Es war so gut wie unmöglich, sein Alter zu schätzen.
Parker war, was auch seine konventionelle Kleidung betraf, das Urbild eines hochherrschaftlichen englischen Butlers. Über dem schwarzen Zweireiher mit dem weißen Eckkragen trug er stets den ebenfalls schwarzen Covercoat und die Melone. Am linken angewinkelten Unterarm hing der eng zusammengerollte Regenschirm.
»Erinnern Sie mich daran, Mister Parker, daß ich mir einen Jogging-Anzug kaufe«, fuhr die alte Dame fort. »Ich habe vor, ab sofort jeden Morgen einige Male den Hyde Park zu umrunden.«
»Mylady werden mit Sicherheit einiges Aufsehen erregen und allseitige Bewunderung auslösen«, behauptete Josuah Parker in seiner stets höflichen Art. Er war durch keine Ankündigung seiner Herrin zu erschüttern.
»Sehen Sie sich die geschmeidigen Bewegungen der beiden Läufer an, Mister Parker«, sagte Agatha Simpson fachkundig und nickte wohlwollend, als sich ihr zwei junge Männer bereits auf etwa zwanzig Meter genähert hatten. »In den Hüften müßten sie vielleicht noch etwas lockerer werden.«
Die beiden Athleten bremsten dicht vor Mylady und Parker ihren Lauf. Einer von ihnen griff nach einer kleinen Gürteltasche, holte blitzschnell einen Fotoapparat hervor und blitzte Lady Agatha an. Die ältere Dame war geblendet und protestierte laut, wobei sie von ihrer tiefen, baritonal gefärbten Stimme unterstützt wurde.
»Was soll denn das?« grollte sie verärgert und nahm automatisch die Hände hoch, um sie schützend vor die Augen zu halten. Dann spürte sie ein hartes, brutales Zerren an ihrem Handgelenk und wußte, daß man ihr den Pompadour entreißen wollte. Eine Hand langte an ihren Hals und wollte die Perlenkette abreißen.
Josuah Parker war vom Blitzlicht ebenfalls geblendet worden, reagierte jedoch nicht mit Worten. Er benutzte seinen Universal-Regenschirm, verwandelte ihn in eine Art Degenklinge, stach zu und traf, wie er deutlich hörte. Es gab einen Aufschrei, dann hörte man einen wüsten Fluch.
Lady Agatha war eine resolute Dame und kaum zu verblüffen. Sie ging ebenfalls zum Gegenangriff über, zumal sie sich von ihrer Perlenkette nicht freiwillig trennen wollte. Sie trat mit ihrem linken Fuß zu, der keineswegs klein war und in einem entsprechenden Schuh steckte. Sie traf das Schienbein des Mannes und hörte einen Schrei. Die Hand löste sich von ihrem Hals, wobei die Kette zerriß.
Der Butler konnte bereits wieder etwas sehen, da er nicht speziell angeblitzt worden war. Er sah die jungen Jogger, die lossprinteten und sich in Sicherheit brachten. Sie jagten über eine weite Rasenfläche und hielten auf eine Strauchgruppe zu, hinter der sie verschwinden wollten.
Parker hatte verständlicherweise etwas dagegen und griff nach seinem Bowler. Er verwandelte die Melone in eine Frisbee-Scheibe und schleuderte sie mit weit ausholender Bewegung von sich.
Es war faszinierend, wie die Kopfbedeckung sich verhielt. Sie beschrieb zuerst eine leicht ansteigende Flugbahn, drehte sich dabei wie ein Kreisel und senkte sich dann zielgenau auf den Rücken eines Flüchtenden. Sie gab ihre Energie an die Partie zwischen den beiden Schulterblättern weiter, ließ den Mann straucheln und hinschlagen. Dabei überschlug der junge Läufer sich und blieb dann regungslos im Gras liegen.
Sein Partner bremste, blickte zurück und wollte behilflich sein, erblickte dann aber den Butler, der schnell und nicht immer gemessen näher kam, und lief weiter. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis er hinter dem Strauchwerk verschwunden war.
»Hoffentlich haben Sie endlich etwas unternommen, Mister Parker«, sagte Lady Agatha gereizt und rieb sich die Augen. »Haben Sie überhaupt mitbekommen, daß man mich überfallen hat?«
»Dies ist meiner Wenigkeit keineswegs entgangen«, versicherte der Butler. Er war stehengeblieben. »Mylady werden sich in wenigen Minuten mit einem der beiden Täter unterhalten können.«
*
Der Zwischenfall war so gut wie kaum wahrgenommen worden. Es gab einige Spaziergänger und Sonnenanbeter auf dem weiten Rasen, die nur kurz hingeschaut hatten und dann Diskretion zeigten. Parker hatte den jungen Mann gebeten, sich zu erheben. Der Jogging-Läufer kam diesem Wunsch nach und blickte den Butler in einer Mischung aus Irritation und Wut an.
»Bemühen Sie sich bitte zu Lady Simpson hinüber«, sagte Parker. »Ein Fluchtversuch dürfte sich für Sie nicht auszahlen, wie meine Wenigkeit Ihnen versichern möchte.«
»Ich glaub’, ich träume«, erwiderte der junge Mann, der übrigens keineswegs wie ein Krimineller aussah.
»Das Erwachen aus dem vermeintlichen Traum könnte für Sie ungemein ernüchternd ausfallen«, meinte der Butler.
»Hast du mich gestoppt?« wollte der höchstens Fünfundzwanzigjährige wissen.
»Meine Wenigkeit war so frei«, entgegnete der Butler und deutete mit der Schirmspitze auf Lady Agatha. »Wenn man nun höflichst bitten darf?«
»Wie... wie hast du mich aus dem Tritt gebracht?« lautete die nächste Frage des Joggers. Da Parker die Melone wieder aufgesetzt hatte, kam der Mann gar nicht auf den Gedanken, daß sie gegen ihn verwandt worden sein könnte.
Er hatte sich inzwischen wieder gefaßt und den Butler abgeschätzt. Er rechnete sich gute Chancen aus und trat blitzschnell nach Parker. Bei dieser Gelegenheit zeigte sich, daß er sich ein wenig in fernöstlichen Kampfarten auskannte. Er wollte den Butler mit einem Tritt am Kopf treffen.
Er traf natürlich nicht, wie sich sofort zeigte.
Josuah Parker war im richtigen Augenblick ausgewichen und stach mit der Schirmspitze noch mal gezielt zu. Diesmal traf er die Zehen des linken Fußes und machte den jungen Kriminellen somit fluchtunfähig.
Der Jogger produzierte gequälte Zischlaute, hüpfte auf dem noch intakten Fuß herum und humpelte anschließend überaus gehorsam auf die ältere Dame zu.
»Sie also haben mich angefallen!« stellte Agatha Simpson fest, als er vor ihr stand. »Kommen Sie Junger Mann, setzen Sie sich!« Sie zeigte auf die Nische, in der einige Holzbänke standen. »Ich denke, ich werde Ihnen ins Gewissen reden müssen.«
Ihre Stimme klang gefährlich freundlich. Mylady lächelte sogar und bot das Bild einer alten Dame, die sich um Resozialisierung bemüht.
»Jeder macht mal ’ne Dummheit«, verteidigte sich der junge Jogger und humpelte in Richtung Hecken-Nische. Dabei schielte er verstohlen zu Parker hinüber, der gemessen und würdevoll hinter Mylady folgte.
»Sie sind wahrscheinlich nur angestiftet worden, junger Mann, nicht wahr?« fragte Agatha Simpson.
»Genau, Lady, genau.« Der