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Christmas wider Willen: Loved at Christmas, #2
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Christmas wider Willen: Loved at Christmas, #2
eBook238 Seiten3 Stunden

Christmas wider Willen: Loved at Christmas, #2

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Über dieses E-Book

Weihnachten ohne ihn! Bradley Falkner hasst die Feiertage fast genauso sehr wie schlechten Kaffee. Der CEO lebt nur für seinen Job bei einer New Yorker Consulting Firma. Sein rauer Ton und seine Macho-Art haben bisher noch jede Assistentin vergrault. Doch zum ersten Mal hat er eine Mitarbeiterin gefunden, die er nicht verlieren möchte. Alessia Valentino gibt ihm nicht nur Kontra, sondern kocht auch den perfekten Kaffee.

Ausgerechnet an Heiligabend reicht Alessia ihre Kündigung ein. Für Bradley bricht eine Welt zusammen. Um sie umzustimmen, heftet er sich stur an ihre Fersen – und landet prompt inmitten seines persönlichen Albtraums: einer großen Familienweihnachtsfeier.

»Christmas wider Willen« ist eine romantische Liebeserklärung an Weihnachten und den Zusammenhalt der Familie.
 

SpracheDeutsch
HerausgeberJana von Bergner
Erscheinungsdatum28. Nov. 2023
ISBN9798223650645
Christmas wider Willen: Loved at Christmas, #2

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    Buchvorschau

    Christmas wider Willen - Jana von Bergner

    Kapitel 1

    Bradley

    Der Kaffee besaß die Farbe von Pfützenwasser, das sich nach einem heftigen Regenguss in den New Yorker Rinnsteinen sammelte. Braun und schmuddelig. Vermutlich schmeckte er auch genauso. Damit war mein Tag offiziell ruiniert. Als ob es nicht reichte, dass Alessia heute erst mittags ins Büro kam.

    Ich lehnte mich in meinem Schreibtischstuhl zurück und schnupperte an der Tasse. Das röstige Aroma war kaum wahrnehmbar. Eindeutig mit schlecht gelagertem Pulver aufgebrüht, dessen Duftstoffe längst verflogen waren. Dabei bestand ich doch auf meine brasilianischen Bohnen – frisch gemahlen in der Siebträgermaschine.

    Mit einem lauten Knall stellte ich die Tasse wieder auf dem Schreibtisch ab und starrte Beth vorwurfsvoll an. Wenn sie es wagte, mir eine solche Plörre vorzusetzen, musste sie auch die Konsequenzen tragen.

    »Was soll das sein?« Ich legte die Füße auf den Tisch und stupste die Tasse mit der Spitze meines linken Derby-Schuhs an. Dabei fegte ich beinahe die Dose mit den Weihnachtsplätzchen herunter. »Und sag nicht Kaffee. Denn wir wissen beide, dass das eine Lüge wäre.«

    Beth verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich habe ihn genau nach Alessias Anweisungen gekocht.« Auf ihrer Stirn erschien eine tiefe Falte. »Bloß mit der komischen Maschine bin ich nicht zurechtgekommen.«

    »Das ist eine De’Longhi aus Italien.« Und kinderleicht zu bedienen, wenn man sich einmal vernünftig damit beschäftigte. »Lass mich raten. Du hast wieder die alte Filtermaschine benutzt.«

    »Daran ist nichts verkehrt. Ronald hat fünfzehn Jahre seinen Kaffee daraus getrunken.«

    Nur, dass Ronald sich schon seit acht Jahren im Ruhestand befand und ich der neue CEO von Mueller’s Solutions war. »Die Maschine geht in Rente. Heute noch.« Ich nahm die Füße vom Tisch und sprang auf.

    Wenn ich das blöde Teil nicht augenblicklich entsorgte, würde Beth mich eines Tages noch damit vergiften. Ich marschierte an ihr vorbei und zur Tür hinaus.

    »Was hast du vor?« Beth folgte mir.

    »Unsere Qualitätsstandards heben. Dafür bin ich schließlich da.« Im Flur rannte ich beinahe gegen ein leuchtendes Rentier, das von der Decke hing. Diese Geschmacklosigkeit stammte bestimmt aus der IT-Abteilung. Das Büro unserer IT-Leute sah ab Ende November aus wie die Hauptzentrale von Santa Claus. Deshalb machte ich einen weiten Bogen darum.

    Die Kaffeeküche war im Vergleich dazu gerade noch so erträglich. Eine blinkende Lichterkette hing über dem Geschirrschrank und die Fensterbank war mit Porzellanwichteln vollgestellt, von denen ich einen gestern umgestoßen hatte. Natürlich nur aus Versehen.

    Doch was war das? Ein roter Papierstern verunstaltete die De’Longhi. »Nicht meine Maschine!« Ich riss das Ding ab und feuerte es in den Mülleimer.

    Beth verzog das Gesicht. »Was hast du nur immer gegen Weihnachtsdeko?«

    »Ich habe nichts gegen Deko, sondern gegen Weihnachten an sich. Wir sind doch keine Kinder mehr, die noch an Santa Claus glauben. Wozu also dieser Unsinn?«

    »Die meisten Menschen mögen Weihnachten.«

    »Weil sie keinen Geschmack haben.« Abgesehen von Kendras selbstgebackenen Plätzchen gab es nichts, was ich diesem Fest abgewinnen konnte. »Die freien Tage zwischen Weihnachten und Neujahr bringen unseren Zeitplan jedes Mal durcheinander. Dazu noch dieser Shoppingwahn und die überfüllten Malls. Darauf kann ich gut verzichten.«

    Das Einzige, was noch schlimmer war als Weihnachten, stand direkt vor mir. Der Dinosaurier unter den Filtermaschinen blubberte auf der Arbeitsplatte vor sich hin, während eine bräunliche Brühe als dünnes Rinnsaal in die zerkratzte Glaskanne tröpfelte. Ich brauchte den Wassertank nicht zu öffnen, um zu wissen, was mich dort erwartete. Schon einmal hatte ich die mit Kalk überzogenen Heizstäbe betrachtet und für den Rest des Tages jeglichen Appetit verloren.

    Ich schaltete die Maschine aus und zog den Stecker. Weihnachten konnte ich nicht verhindern. Aber dieses Ding würde ich nicht länger dulden. Ich goss die Plörre ins Spülbecken und stellte die Filtermaschine in den Mülleimer.

    Beth runzelte die Stirn. »Das wird den anderen aber nicht gefallen. Die neue Maschine kann doch kaum jemand bedienen.«

    »Dann lernen sie es halt.« Immerhin war die De’Longhi schon drei Jahre alt. Doch bisher wollte sich ein Großteil meiner Mitarbeiter nicht mit der neuen Technik anfreunden. »Der Verzicht auf Kaffee spornt sie hoffentlich an.«

    Zach, mein Server-Administrator, schlurfte ins Büro. Auf dem Kopf eine Santa-Mütze mit blinkenden Teufelshörnern und in der Hand einen Becher in Stiefelform. Er starrte den Abfalleimer an. »Eben ging die doch noch.« Schon bückte er sich und holte die Kaffeemaschine aus dem Müll. »Kann ich bestimmt reparieren.«

    »Nein!« Ich entriss ihm das Teil und stopfte es zurück in den Eimer. »Wir haben hier eine erstklassige Siebträgermaschine. Dieses alte Teil braucht kein Mensch.«

    »Ist aber praktisch.«

    Weil Zach sich schon wieder danach bückte, stellte ich schnell meinen rechten Fuß in den Eimer und stampfte einmal kräftig auf. Die Filtermaschine gab ein knirschendes Geräusch von sich. »Jetzt ist sie wirklich kaputt.«

    »Shit.« Er schüttelte den Kopf. »Heute bist du aber schlecht drauf.«

    »Alessia hat sich einen halben Tag für die Weihnachtseinkäufe freigenommen«, bemerkte Beth.

    »Hättest mich ja mal vorwarnen können.« Mit leerem Becher trat Zach den Rückzug an.

    Beth presste die Lippen zusammen. »So kann das doch nicht weitergehen. Erst hat Amber gekündigt, dann Nancy und zuletzt Caroline vom Empfang. Wenn du auch noch unseren Admin vergraulst, haben wir ein echtes Problem.«

    Ich trommelte mit den Fingern auf der Arbeitsplatte herum. »Zach ist ein Mann. Der steckt das weg.« Im Gegensatz zu den Frauen, die immer gleich alles so persönlich nahmen. »Und Caroline hat die Hälfte ihrer Arbeitszeit auf WhatsApp verbracht. Für sie finden wir schnell Ersatz.«

    »Vielleicht im neuen Jahr. Im Augenblick muss ich ihre Arbeit mit erledigen.« Beth schüttelte den Kopf. »War es wirklich nötig, ihr zu sagen, dass sie in dem Weihnachtspulli ihrer Mom aussieht wie eine Presswurst?«

    Ich zuckte mit den Schultern. »Jemand musste es tun. Sonst hätte sie das schreckliche Ding nochmal angezogen. Außerdem hat sie nach meiner Meinung gefragt.«

    »Weil sie dachte, du würdest etwas Nettes sagen.«

    »Das zeigt nur, wie wenig sie mich gekannt hat.« Ich legte eine Lage Papiertücher über die Filtermaschine, damit nicht noch jemand auf die Idee kam, das Teil aus dem Müll zu retten. »Traust du dich jetzt an die De’Longhi oder holst du mir Kaffee von Starbucks?«

    ALESSIA

    Jingle Bells tönte durch die Lautsprecher und eine Tannengirlande mit falschem Glitzerschnee und hunderten winzigen Lichtern schlängelte sich unter der Decke des Einkaufszentrums Saks Fifth Avenue entlang. An Heiligabend drängten sich die Besucher in der Gourmet- und Süßigkeitenabteilung so dicht aneinander, dass ich vor lauter Köpfen kaum noch die Schokoladenweihnachtsmänner in den Regalen erkennen konnte. Dennoch stürzte ich mich ins Getümmel.

    Bradley würde diesen Ort hassen. Die Vorstellung, wie er mit gerunzelter Stirn durch das Kaufhaus lief und sich lautstark über alles beschwerte, entlockte mir ein Lächeln.

    Sein Lächeln hatte ich leider noch nie gesehen. Manchmal zuckte einer seiner Mundwinkel leicht nach oben, aber dann schien er seinen Fehler jedes Mal gerade noch rechtzeitig zu bemerken und presste die Lippen zusammen.

    »Alessia!« Mamma winkte mir vom Ständer mit den Jelly Beans aus zu. Die vergangenen drei Monate hatten sie verändert. Inzwischen trug sie ihr dunkles Haar kinnlang und an der linken Schläfe zeigte sich das erste Grau. Eine einzelne Strähne, die bei unserer letzten Begegnung noch nicht dagewesen war.

    »Ich komme!«

    Die pralle Einkaufstüte einer Frau, die an mir vorbeilief, klatschte mir gegen die Hüfte und der Mann hinter ihr stieß mir einen Ellenbogen in die Seite.

    Doch von solchen Kleinigkeiten ließ ich mich nicht aufhalten. Ich umrundete einen Tisch mit Zuckerstangen, wich einem mit Schokolade verschmiertem Kind aus und brachte mich vor den Rädern eines gewaltigen Einkaufstrolleys in Sicherheit.

    Plötzlich stand Mamma tatsächlich vor mir. Ihr Lächeln wirkte angespannt und um ihre braunen Augen zeigten sich winzige Sorgenfältchen.

    Auch mein Herz pochte wild. Ob vor Freude oder Aufregung vermochte ich nicht zu sagen.

    »Tesoro! Es ist viel zu lange her.« Sie streckte die Arme nach mir aus. So wie schon tausende Male zuvor.

    Doch heute konnte ich die Umarmung nicht erwidern. Wie festgefroren stand ich da. Der Mann hinter mir lief fast in mich hinein und stieß einen Fluch aus, doch ich beachtete ihn gar nicht. »Erst müssen wir reden«, sagte ich.

    »Naturalmente.« Sie ließ die Arme sinken. »Lass uns irgendwo anders hingehen. Hier ist es zu voll.«

    Damit hatte sie recht. Etwas wollte ich vorher allerdings erledigen. »Ich brauche noch eine Kleinigkeit für Bradley.«

    Ihre Augen weiteten sich. »Du hast einen neuen Freund?« Typisch Mamma! Drei Monate Funkstille und das Erste, was sie wissen wollte, war, ob ich mir in der Zwischenzeit einen Mann geangelt hatte.

    »No. Er ist mein Chef.« Zwar gab es keinen schlimmeren Grinch als Bradley, aber trotzdem sollte er an Weihnachten nicht leer ausgehen.

    Mamma winkte ab. »Du hast es doch überhaupt nicht nötig, dich bei deinem Chef einzuschmeicheln. Der Mann sollte froh sein, dass er dich hat.«

    »Ist er auch«, behauptete ich. Ganz sicher war ich mir allerdings nicht.

    Suchend sah ich mich nach einem passenden Geschenk um. Weihnachtskekse aß Bradley nur, wenn seine Schwester Kendra sie selbst gebacken hatte. Bei Kaffee war er sehr eigen und Wein wäre übertrieben teuer. Blieb noch gute Schokolade.

    Ich kämpfte mich zum Stand mit den Pralinen durch. Bradley war der Typ für Zartbitterschokolade: herb, kompromisslos, aber mit einem weichen Kern. Und sicher legte er Wert auf beste Qualität. Der Schriftzug des Schweizer Herstellers Lindt fiel mir ins Auge. Ich griff nach einer dunkelroten Box, die zum Glück ganz ohne weihnachtliche Verzierungen auskam.

    »Diesen neuen Job willst du doch nicht ernsthaft weitermachen.« Mit ihrem freien Arm fuchtelte Mamma so wild herum, dass die anderen Kunden vor ihr zurückwichen. »Was bist du da noch mal? Sekretärin?«

    »Persönliche Assistentin«, erwiderte ich scharf.

    »Das ist das Gleiche.« Mamma schüttelte den Kopf. »Wieso bist du überhaupt weggegangen, wenn du dann so eine Stelle angenommen hast?«

    »Weil ich mich lieber von einem Fremden herumkommandieren lasse als von Papà.« Wobei Bradley mir gegenüber immer höflich blieb, obwohl er sonst für sein aufbrausendes Temperament berüchtigt war. Vermutlich lag es an seinen warmen braunen Augen und der tiefen Stimme, dass er mir ein wenig zu gut gefiel.

    Mamma schnalzte mit der Zunge. »Assurdo! Ich glaube dir kein Wort. Dir darf doch niemand etwas vorschreiben.«

    »Falls es der Job erfordert, dann schon.« Ich reihte mich in die lange Schlange vor der Kasse ein. Trotz der hohen Zimmerdecke war es hier drinnen viel zu warm. Eine Wolke aus blumigen Parfüms und herben Rasierwassern hüllte mich ein. »Aber Papà hat mir ständig in meinen Bereich hineingeredet. Mit ihm zusammenzuarbeiten, war ein Albtraum.«

    »Ich weiß. Und ich verstehe auch, warum du die Firma verlassen hast. Was ich nicht begreife, ist, wieso du uns aus dem Weg gehst.« Der verletzte Ausdruck in ihren Augen war nur schwer zu ertragen. »Wir sind deine Familie.«

    »Ja, schon. Aber ich konnte das Ganze nicht mehr trennen. Ihr doch auch nicht. Jedes Gespräch bei uns dreht sich um die Arbeit.«

    »Dieses Mal nicht. Ich verspreche es dir.« Mamma hob die Stimme und übertönte damit mühelos die anderen Kunden und den Song Rudolph the Red Nosed Reindeer aus den Lautsprecherboxen. »Wir haben dich fürchterlich vermisst. Dein Papà und ich wünschen uns nichts mehr, als dass wir alle gemeinsam Weihnachten feiern.«

    Ein Kloß steckte mir in der Kehle. Auch wenn ich es nicht zugab, hatten sie mir genauso gefehlt.

    »Nun sag doch was«, bat Mamma.

    Ich starrte auf die fremden Menschen, die ihre Weihnachtseinkäufe herumschleppten und vermutlich alle jemanden hatten, mit dem sie morgen feiern würden. Ein Wort von mir genügte, damit ich ebenfalls nicht allein wäre.

    »Bene. Ich komme nachher zu euch.«

    »Grazie Dio!«

    Dieses Mal ließ ich es zu, dass Mamma mich in ihre Arme zog. Sie duftete nach Lavendelparfüm und nach zu Hause. Am liebsten hätte ich sie gar nicht mehr losgelassen. Doch eines musste ich noch klarstellen. Ich löste mich aus ihrer Umarmung. »Das bedeutet aber nicht, dass ich in die Firma zurückkehre.«

    Mamma rollte mit den Augen. »Du und dein Dickschädel. Den hast du eindeutig von Manuele. Deinem Papà tut es leid, dass er sich eingemischt hat. Falls du deine Meinung änderst und ihm noch eine Chance gibst, wird er sich bessern.«

    »Das kann ich mir nicht vorstellen.« Ich betrachtete die Pralinenschachtel in meiner Hand. Bevor Papà einen Teil der Kontrolle über seine Firma aufgab, würde Bradley schon eher zum Weihnachts-Fan werden. Die Vorstellung, wie er im Santa-Kostüm Geschenke an uns Mitarbeiter verteilte, brachte mich zum Schmunzeln.

    »Ich verstehe nicht, warum du das so amüsant findest«, bemerkte Mamma. »Du hast in der Firma eine große Lücke hinterlassen. Dein Papà hat längst eingesehen, wie sehr er dich dort braucht. Eliano liegt ihm seit Wochen in den Ohren, sich endlich bei dir zu entschuldigen.« Sie berührte mich mit ihrer freien Hand an der Schulter. »Gib dir einen Ruck und denk wenigstens darüber nach. Prego.« Ihr flehender Blick aus dunklen Augen war unfair.

    Zum Glück erreichten wir endlich den Verkaufstresen und mir blieb eine Antwort erspart.

    Die Verkäuferin nahm mir die Pralinenschachtel ab und scannte den Barcode. »Möchten Sie es als Geschenk verpackt haben?«

    »Ja.« Ich schob meine Kreditkarte ins Lesegerät. »Aber benutzen Sie bitte kein Weihnachtspapier.«

    Bradley saß hinter seinem Schreibtisch und studierte eine Mappe. Wie immer, wenn er sich konzentrierte, runzelte er dabei leicht die Stirn und trommelte mit Zeige- und Mittelfinger auf der Tischplatte. Er sah nicht hoch, als ich eintrat. Das tat er nie. Dennoch änderte sich augenblicklich seine Körperhaltung. Er saß gleich etwas aufrechter und seine Stirn glättete sich.

    Mit der Kaffeetasse in der Hand und meiner Tasche über der Schulter ging ich langsam auf ihn zu. Bradley mochte nach außen zwar schroff und unnahbar wirken, aber dieser Eindruck täuschte. So wusste ich, dass er in der Schreibtischschublade die Zeichnungen seines Neffen Jackson aufbewahrte. Und immer, wenn Bradley mit Kendra telefonierte, bekam seine Stimme einen weichen Klang.

    Vorsichtig stellte ich die Tasse auf dem Schreibtisch ab. Dies war jedes Mal der Moment, in dem Bradley den Kopf hob. Für den Bruchteil einer Sekunde erwiderten seine braunen Augen meinen Blick.

    Wie von selbst bogen sich meine Mundwinkel nach oben. Ich konnte gar nicht anders, wenn er mich ansah.

    Bradley ergriff die Tasse, führte sie zum Mund und schloss die Augen. Der Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht und ließ seine Züge weniger streng wirken. Milchschaum klebte ihm an der Oberlippe und verfing sich in seinem dunklen Bart.

    Er stellte die Tasse ab und beugte sich über den Schreibtisch. »Den hier habe ich heute Morgen vermisst.« Seine tiefe Stimme erinnerte mich an das zufriedene Schnurren eines Katers. »Du kannst dir nicht vorstellen, was für ein Gebräu Beth mir stattdessen serviert hat.«

    »Das tut mir leid«, log ich. Schließlich hätte es mich in Wahrheit schwer gekränkt, wenn Beth mich einfach so ersetzen könnte.

    »Du brauchst dir deswegen keine Vorwürfe zu machen. Immerhin habe ich dir den halben Urlaubstag ja bewilligt.« Er öffnete die Dose mit Kendras selbstgebackenen Plätzchen und schob sich einen Zimtstern in den Mund.

    Vergeblich wartete ich darauf, dass er mir ebenfalls einen Keks anbot. Aber Bradley Falkner teilte nicht. Zumindest nicht mit mir.

    Er klopfte mit dem Zeigefinger gegen sein bärtiges Kinn. »Ist noch was?«

    »Nun ja. Es ist zwar etwas früh dafür, aber da wir uns morgen nicht sehen ...« Ich öffnete meine Umhängetasche und förderte die Pralinenschachtel zutage, die in dunkelblaues Papier eingepackt und mit einer silbernen Schleife verziert war. »Frohe Weihnachten!«

    »Was soll das?« Bradley starrte das Päckchen in meiner Hand an, als ob

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